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Texte von Arn Strohmeyer

Michael - Lueders - Krieg -ohne - Ende
Die Israel-Verteidiger in der Klemme:
Über 100 Jahre Widerstand gegen Zionismus
Getreu der zionistischen Weltanschauung
Partnerschaft zwischen Südafrika + Israel
Brief an den  Dr. Nils Minkmar - SZ
Antwort auf Aleida Assmanns Versuch - Judenhass
Habeck - Apostel der doppelten Moral
Die israelische Tragödie
Tamar Amar-Dahl - "Siegeszug des Neozionismus"
Weltbild von Mathias Döpfner
Gerechtigkeit für Roger Waters!
Israel-Politik radikal überdenken
Andenken an Toten des Holocaust missbraucht
Omri Boehm ein antisemitisches Buch?
Zionistenschreiben vor, wie an Holocaust zu erinnern.
Tragödie des Zionismus
Palästinenser dürfen in Erinnerungspolitik nicht vorkommen
Genozid wäre besser gewesen
Deutsche Erinnerungspolitik ohne Palästinenser
Plädoyer Ungleichheit der Menschen
Deutschland eine Bananenrepublik?
Situation derPalaestinenser unter zionistischer Besatzung
Ist Banksy ein Antisemit?
Israel ein Apartheidstaat wie Südafrika?
Streit um die Kasseler Documenta
Rezension - Abraham Melzer-  Ich bin (k)ein Antisemit!
Afghanische Sanndalentraeger besiegten USA
Gemeinsame Werte mit einem Apartheidstaat?
Der Welt droht ein neuer Kalter Krieg
Die Antideutschen
Chefs des Springer-Konzerns Mathias Döpfner
„Apeirogon“ des irischen Autors Colum McCann
Lapid - Imagpflege, neue Einsichten?
„1984“ - israelische Cyber-Software“
BDS -  Hoffnung der Palästinenser“
Das Ende einer Illusion
Kampf gegen Windmühlenflügel
Die grüne Kanzlerkandidatin
Palästina in israelischen Schulbüchern
Die Nakba soll zu Ende gebracht werden
Westliche Propaganda - Aufteilung der Welt in Gut+ Böse
Die Jerusalemer Erklärung - Antwort auf die IHRA
Werder Bremen übernimmt die IHRA-Definition
Joseph Melzer - Ich habe neun Leben gelebt.
Holocaustgedenktag 2021
Inhalt der BDS-Resolution nicht erwähnen
Bücher - Positionen zum israelbezogenen Antisemitismus
Kariere von Sawsan Chebli
Martialisches Erinnern
Das zynische Angebot
Omri Boehms - liberaler und humaner Zionismus!
Omri Bohm - Israel - eine Utopie
Darstellung des Zionismus  für Israels Politik Problem
Zionismus untergräbt Werte des Judentums
Gaza ist Überall!
Israel und das Apartheid-Südafrika
Fall Achille Mbembe kein Einzelfall
Eine deutsche Debatte im Jahr 2020
Achille Mbembe - Eigentor von Felix Klein
Was trägt Israel  zum Judenhass bei?
Antideutsche - Antisemitismus und Nahostkonflikt
Nirit Sommerfeld - Stimme des anderen Israel
Symbol für den Freiheitskampf
Krieg gegen das palästinensische Volk
Treueschwüre für einen Besatzerstaat
Zur Kriegsgefahr im Nahen Osten
Der  ideologische Blick auf Israels Geschichte
Kein Friedensstern über Bethlehem
G. Hanloser - Abgesang auf die Antideutschen
Bundesregierung will Hisbollah verbieten
Jürgen Todenhöfer - Die große Heuchelei
Spiegel - zu Israel-kritischer Positionen kein Wort
Gegenwärtige Hexenjagd auf „Antisemiten“
Hungert sie aus!
Das Beispiel Dr. Dr. Marcus Ermler
Hans-Jürgen Abromeit sagt die Wahrheit
Israel zieht belastende Dokumente aus dem Verkehr
Definiert Israels Regierung was Antisemitismus ist
Der Kushner-Plan -Totgeburt
Israels Politik -  zynisch, autoritär und reaktionär
Bremen verweigert Kritik an Israel
Wahlen ohne Opposition und Alternative…
Man unterscheidet zwischen "guten" und "bösen" Juden
BDS-Aktivisten auf „Krawall“ reduziert
Israel Siedlungen auf dem Mond?
Die Mauer als Symbol des Scheiterns
Wider den Mainstream
Triumph des moralischen Nihilismus
Mythos - Vertreibung der Juden aus arabischen Ländern
Frieden auf Erden“ –  nicht in Palästina
Zensur der evangelischen Kirche
Lehrer nach Yad Vashem
Evangelische Kirche und Israels Unrechtspolitik
Hysterie bis zur Paranoia
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Bremer Innensenator Mäurer hat Recht
Die „Israelisierung der Welt“
Trumps "Deal" Verrat an Palästina
Wikipedia ist der Manipulation überführt
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Juden und Muslime in Auschwitz
Israels Sanktionen - Iran
Zum Tod von Felicia Langer
„WerteInitiative“  - Schlag gegen Bettina Marx
Stopp gegen Antisemitismus-Hysterie
Palästina - Realität wird zum Tabu
Tom Segevs Ben Gurion-Biographie
Deutschland, Israel + der Antisemitismus:
Präsident Abbas‘ missverständliche Rede
Unterstützung Arbeit Antisemitismus-Beauftragten
Die inszenierte Hysterie
Entstehung Israels als Heldenepos
70 Jahre Israel – 70 Jahre Siedlerkolonialismus
Skandalöse Geschichtsklitterung
Heiko Maas  in Israel
Was für ein Staat!
Heiko Maas - Kniefall nach Israel
Meinungsfreiheit für Palästinenser in Bremen
Rolf Verleger - Hundert Jahre Heimat_Land
Israel hat den Frieden nie gewollt.
Weihnachten 2017
Gefängnisstrafen und Sippenhaft
Nimmt der Antisemitismus zu?
Stramm hinter Trump
Hermann Kuhn demonstriert  Nichtwissen
Deutsche Kampfflieger über Israel
„Sie weichen den wirklichen Problemen aus“
Rezension - Abraham Melzer: Die Antisemiten-Macher
Rezension - Abraham Melzer: Mit Feuer und Blut
Die kopernikanische Wende
Martin Schulz Kotau vor der Israel-Lobby
„1984“ auf israelisch
Rückfall in die Vormoderne
Michael Wolffsohn hat sich disqualifiziert
Rezension - M. Peled - Der Sohn des Generals
Analysen des antizionistischen Isaac Deutscher
Film - Der Hass auf Juden in Europa
14. Dokumenta - Ahlam Shibli
Michael Lüders Buch „Die den Sturm ernten“
Jenseits aller Wirklichkeit
„Im Gefängnis, weil  Palästinenser“
Das Lehrbeispiel BDS
DIG Aufruf gegen Kritiker
Broder - BDS + die Endlösung
Zwischen „Lügen- “ und „Lückenpresse“
Frieden auf Erden... nicht im Heiligen Land
Ist Deutschland eine Bananenrepublik?
Hat Jakob Augstein der Mut verlassen?
Israel-Berichterstattung - doppelte Standards
Propaganda-Lügen gegen den Frieden
Antisemitismus – „Missverständnis der Geschichte“?
Wann ist Kritik an Israels antisemitisch
Die Lobby schlägt zu
Geheimsache Heron TP
Claude Lanzmann -  Palästina-Konflikt
Die Israel-Lobby und die HAWK
Ein Humanist?
„Die Hamas ist an allem schuld“
Ein Krieger und Verächter des Völkerrechts
Proteste und Demonstrationen nicht Antisemitisch
Der Streit um Israels „Existenzrecht“
„Journalismus“ á la Benjamin Weinthal
„Methodisch betriebener Wahnsinn“
Dank an Benjamin Weinthal
Albert Einstein muß als Zeuge herhalten
Wenn Weinthal wieder einmal zuschlägt ...
Rezension von  Kurt O. Wyss
Noch mehr Israel-Kritiker geschafft
Interview mit Abdallah Frangi
Benjamin Weinthal verhindert Vortrag Arn Strohmeyer
„Lügenpresse“ oder kritikloser Philosemitismus?
Ein Weihnachtswunsch
Abraham Melzers Buch „Israel vor Gericht“
Rezension - Petra Wild: Die Krise des Zionismus
Gipfel der Absurdität
Daniel Killy diffamierte seinen früheren Arbeitgeber
Rezension - Die Hölle von Gaza - Spiewak
Rote Karte für Israel!
Der Antisemitismus-Vorwurf als Rufmord
Ist Israel ein verrückter Staat?
„Oslo war ein Kapitulationsabkommen“
Rezension - Ilan Pappe -  „Die Idee Israel"
Wenn eine Jüdin den Zionismus kritisiert...
Leseprobe 3 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 2 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 1 - Antisemitismus – Philosemitismus
Inhalt - Antisemitismus – Philosemitismus
Buch - Antisemitismus – Philosemitismus
Kontrolle über Israels Atomwaffen?
Rezension - Sven Severin: Shalom ist nicht Frieden.
Werte der USA und Europas Doppelmoral
Antwort auf Uri Avnerys Artikel Die wirkliche Nakba
Rezension - Israel – Im permanenten Kriegszustand
Zwischen Doppelmoral und Lebenslügen
Die Herren über Leben und Tod
Dauerbrenner Antisemitismus
Weglassen, vertuschen und manipulieren
Napoleoni - Die Rückkehr des Kalifats.
Presseboykott gegen  Nakba-Ausstellung Bremen?
Der Streit um die historische Wahrheit
Am besten das Völkerrecht abschaffen.
Anschläge Paris - Stunde der Heuchler
Die Legenden von den vertriebenen Juden
Linkspartei und die Verletzer der Völkerrechte
Für Israel Frieden unmöglich.
Zionismus vor seinem historischen Ende?
Antisemitismus-Gefahr als politische Waffe
Eine genau kalkulierte Kampagne
„Ein Massaker schlimmsten Ausmaßes!“
Dieter Graumann und die westlichen Werte
Willkommener Anlass
Die EU als zahnloser Papiertiger
Antisemiten überall
Uri Avnery relativiert die Nakba
H. Baumgarten - Kampf um Palästina
Ein bedeutender Schritt zur Versöhnung
Bremer Evangelische Kirche -  Frieden Nah Ost
„Warum provoziert Ihr Israel immer so?“
Interview mit  Reuven Moskowitz
Israels große Propagandainszenierung
Unkritische Unterstützung Israels.
Tumulte in der Knesset
Rezension - Israel kontrovers
Ariel Sharons brutale Gewaltpolitik
Neuerscheinung Ilan Pappes Buch?
Ilan Pappe - „Eethnische Säuberung Palästinas
Schweigen der Christen im Nahen Osten
Feldmans Film „The Lab“
Mythos - Vertreibung der Juden
Rezension - Viktoria Waltz -  „Monopoly“
Shlomo Sand - Ich steige aus.
Palästinenser Testpersonen für Rüstungsindustrie
Israel steht unter Verdacht
Rezension - Buch Ekkehart Drost
3. Israelkongress in Berlin
Die Angst vor der Wahrheit
Was kommt nach dem Zionismus?
Führt Obama Israels Krieg?
Haben nur Palästinenser „Blut an den Händen“?
Ein Bantustan-Staat für die Palästinenser?
Zionismus + arabischer Antisemitismus
Ethnische Säuberungen
Juden unerwünscht?
Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen!“
Nachruf auf Stéphane Hessel
Streit um Augsteins „Antisemitismus“ geht weiter
Zerstört Israel sich selbst?
Broders taktischer Rückzieher
Solidarität mit Jakob Augstein!
Sollen Patriot-Raketen Israel schützen?
Von der Macht der Denunzianten
Rezension Rudolph Bauer - Wer rettet Israel
Netanjau in Berlin zum völlig falschen Zeitpunkt
Mit der UNO auf Kriegsfuß
Generalangriff auf die Mythen des Zionismus
Gaza - Schweigen die Waffen?
"Sicht der Armee  kein ethisches Problem“
Erwiderung auf Charlotte Knobloch
Atmosphäre der Angst
Keine Chance für die Vernunft?
These vom Mord an Arafat
„Hier wird Israel pauschal diffamiert“
D. Barenboim:„Nur ein Psychiater kann  helfen!“
In Nibelungentreue an Israels Seite?
Merkels abenteuerlicher Kriegskurs
Der Dichter, Israel und die Denkverbote
Genug der Heuchelei! - Günther Grass
Auf Mythen keinen Frieden aufbauen
Brief an Ralph Giordano
Ilan Pappe -  Wissenschaft als Herrschaftsdienst
Nazi-Analogien in Israel
Interview mit Abdallah Frangi
Abdallah Frangi - Der Gesandte
Israeltag 2011 - Bremer Schulen
Ein Akt historischer Gerechtigkeit
Israel-Propaganda an deutschen Schulen ?
„Boykott ist eine absolute Notwendigkeit“
Rezension - Finkelstein „Israels Invasion in Gaza“
Die Partei „Die Linke“ + das Existenzrechts Israels
„Wir wollen die ganze Region befreien“
Ergänzung - Brief Bürgermeister Jens Böhrnsen
Offener Brief - Bürgermeister Jens Böhrnsen
Helmut Schmidt + R. von Weizsäcker Antisemiten?
Sind Boykottaktionen antisemitisch?
Boykott gegen Früchte aus Israel
Stéphane Hessel - Empört Euch!
Todenhöfer - Warum tötest Du, Zaid?
Arabische Aufstände düpieren den Westen + Israel
Verzweifeln an Israel
In der Falle der Stammesideologie
Wer glaubt an Friedensbotschaften
Kotau vor Merkels Nahost-Politik
Wie man Antisemiten produziert
Im Gleichschritt mit Israel?
Was ist Antisemitismus
Gibt es  "neuen" Antisemitismus? - Klug Brian
Was sind "jüdische Gene"? - Thilo Sarrazin
Zionistischer Angriff auf Wikipedia
Moshe Zimmermann: Angst vor Frieden
Verwirrung der Begriffe?
Offener Brief  Weser-Kurier-Artikel - 16. 06. 2010
Iris Hefets gewann Prozess gegen Lala Süsskind
Mordaktion nach Piratenmanier
Israel will keinen Frieden
Solidarität mit Iris Hefets!
Sieg der Spermien und Gebärmütter
Hajo Meyer - Radikale Kritik am Zionismus
Interview mit Norman G. Finkelstein
Gespräch mit Yehuda Shaul
Interview mit Yahav Zohar
Broder - Aufklärung + Untergang
„Israel streut der Welt Sand in die Augen“
„Hitler besiegen“
Interview mit Moshe Zuckermann
Bethlehem 2008
Volk ohne Hoffnung
Brief Präsidium J. G. Bremen
Interview Felicia Langer

 

 

„Dem Westen geht es nicht um Menschenrechte und Völkerrecht, sondern um Macht, Märkte und Moneten“

Jürgen Todenhöfer unterzieht die Politik der USA und Europas in seinem neuen Buch einer radikalen Kritik/ Israels Vorgehen gegen die Palästinenser als abschreckendes Beispiel

Arn Strohmeyer - 13.11.2019 

Jürgen Todenhöfer ist ein erstaunlicher Mann. Achtzehn Jahre (von 1972 bis 1990) saß er für die CDU im Bundestag, gehörte zum äußerst rechten Flügel dieser Partei, genau gesagt zum „Stahlhelmflügel“ Alfred Dreggers. Nach seiner Zeit im Parlament war er Medienmanager und Vorstandsmitglied des auch nicht gerade als politisch progressiv bekannten Burda-Verlages. Aber Todenhöfer war durch die Politik und seinen Job in der Wirtschaft viel in der Welt herumgekommen und das muss ihm die Augen geöffnet haben für die tiefe Kluft zwischen Anspruch und Realität der westlichen Außenpolitik, die erhabene Werte wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Demokratie und Rechtsstaat stets wie eine Monstranz vor sich herträgt, diese Werte letztlich aber doch verhöhnend mit Füßen tritt, weil nur „Macht, Märkte und Moneten“ wirklich zählen. Diesen Widerspruch aufzuzeigen und für eine friedliche und gerechte Welt einzutreten, wurde sein Lebensthema.

Die Wandlung vom deutsch-nationalen Reaktionär à la Alfred Dregger zum universalistisch gesinnten Humanisten bestimmt auch sein neues Buch „Die große Heuchelei. Wie Politik und Medien unsere Werte verraten“ – der Titel allein ist schon Programm. Todenhöfer klagt die Politik des Westens an, aber nicht nur die gegenwärtige, sondern auch die der Vergangenheit: Die abendländische Zivilisation ist in den von ihr unterworfenen Gebieten immer mit äußerster Grausamkeit vorgegangen – von der Ausbreitung des Christentums, den Kreuzzügen über die fast vollständige Ausrottung der indigenen Bevölkerung in Nord-, Mittel- und Südamerika bis zum Kolonialismus der europäischen Großmächte in Afrika, Asien und Australien.

Die USA setzten und setzen als neue Weltmacht diese Gewaltpolitik fort und rechtfertigen ihre Interventionen stets missionarisch mit der Überlegenheit ihrer Zivilisation und eben mit den westlichen Werten. Todenhöfer merkt an: „Ihre Politik war lupenreiner Rassismus in zivilisatorischer Verkleidung.“ Was er mit einem eindrucksvollen Zitat für die amerikanische Geschichte belegt. US-Präsident Theodor Roosevelt hatte bekannt, dass die Dezimierung der amerikanischen Ureinwohner notwendig gewesen sei, damit der Kontinent nicht zu einem „Tierpark für verwahrloste Wilde“ werde. In anderen Teilen der Welt gingen die Amerikaner genauso rücksichtslos und brutal vor. Nicht nur der Iran (die Absetzung des demokratisch   gewählten Präsidenten Mossadegh), der 1973 vom CIA unterstützte Putsch in Chile und der Vietnam-Krieg sind noch in bester Erinnerung. Todenhöfer geht ausführlich auf die verhängnisvolle Rolle der USA im Irak und Syrien ein, wo die Amerikaner vorgaben, „das  Böse“ (Saddam Hussein und Assad) zu beseitigen und damit dem arabischen Terrorismus (al Quaida, Nusra und IS) erst richtig den Weg frei machten.

Todenhöfer fasst in seinem Buch die Politik der USA und Europas (und damit auch Deutschlands) so zusammen: „Die Geschichte des Westens ist eine Geschichte brutaler Gewalt und großer Heuchelei. Nirgendwo auf der Welt kämpft der Westen für die Werte seiner Zivilisation. Sondern ausschließlich für seine kurzsichtigen Interessen. Um Macht, Märkte und Moneten. Oft mit terroristischen Methoden. Die Leiden anderer Völker und Kulturen interessieren ihn nicht. Um seine Interessen leichter durchsetzen zu können, verpackt der Westen sie in edle Werte (…) Diese egozentrische Interessenpolitik des Westens lag und liegt vielleicht im Interesse seiner Machteliten. Doch sie lag nie im Interesse der Völker dieser Welt.“

In diese Sicht des völlig unmoralisch agierenden Westens passt als Musterbeispiel die Politik Israels gegenüber den Palästinensern. Der Zionismus ist die letzte Kolonialbewegung auf der Welt, er geht genauso brutal und rücksichtlos gegen die von ihm Unterworfenen vor wie seine kolonialistischen Vorgänger. Dieser Staat ist selbst ein Produkt des Kolonialismus, er konnte überhaupt nur entstehen, weil die damaligen Kolonialmächte England und Frankreich einen großen Verrat an den Arabern begingen: Sykes-Picot-Abkommen 1916, Balfour-Erklärung 1917, britisches Mandat von 1922 an und der UNO-Teilungsbeschluss 1947. Die Palästinenser sind bei diesem Vorgehen der Großmächte nie gefragt worden – „verwahrloste Wilde“ eben, die im Machtpoker der Großmächte keine Rolle spielten.

Todenhöfer, der immer wieder in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten war und die Verhältnisse dort gut kennt, schildert in seinem Buch seine Eindrücke von einer Gaza-Reise aus der letzten Zeit und bringt sie auf die Überschrift: „Fassungslos!“ Gaza ist ein großes Freiluftgefängnis, ein hoch gestellter Israeli gesteht ihm im Gespräch sogar zu, dass man den Gazastreifen auch ein „Konzentrationslager“ nennen könne, was man in der Öffentlichkeit natürlich so nicht sagen dürfe, obwohl in Israel fast alle so dächten. Und: Die völlige Abriegelung Gazas durch Mauern, Zäune und Gitter sei die gerechte Strafe dafür, dass die Bewohner des Streifens die Hamas gewählt hätten.

Die völlige Verachtung der Menschen, die dort weggesperrt von der Welt leben müssen, beginnt – so Todenhöfer – schon am Grenzübergang Erez: ein mehrere hundert Meter langer, drei Meter breiter Käfig-Gang, in dem man sich fühle „wie Tiere auf dem Weg zum Schlachthof.“ Alles in Gaza ist dem Autor zufolge Elend, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Er blickt dort nur in leere, ausdruckslose Gesichter, besonders von Kindern. Es gibt keine Jobs, kein sauberes Wasser, kaum noch etwas zu essen. Die medizinische Versorgung ist katastrophal. Das Einzige, worauf sich die Menschen noch verlassen können, ist der Krieg – die israelischen Drohnen und Bomber, die ständig über den Trümmerlandschaften heulen und weitere Zerstörung und weiteren Tod bringen. 

Ein Krieg, in dem Gaza angesichts der gewaltigen israelischen militärischen Überlegenheit keine Chance hat. Die selbst gebastelten, primitiven Raketen, die militante Palästinenser nach Israel schicken, sind militärisch bedeutungslos und richten kaum Schaden an. Sie sind für Todenhöfer nur Belege dafür, dass die Menschen in Gaza ihre Daseinsberechtigung unterstreichen wollen – Geschosse der Verzweiflung, wenn die Demütigungen durch Israel wieder einmal unerträglich geworden sind.

Todenhöfer beschreibt Kinder in den Krankenhäusern, die durch die israelischen Angriffe schwer verwundet, wenn nicht verstümmelt worden sind. Er schreibt: „Wer einmal gesehen hat, wie Eltern Leichentücher öffnen, um ihre Kinder noch einmal zu küssen, weiß: Es gibt keine Worte, um Verzweiflung und Leid des Krieges zu beschreiben.“ Der Autor nennt Zahlen, die deutlich machen, wer in dieser Auseinandersetzung das größte Leid zu tragen hat. Da sie von der israelischen Menschrechtsorganisation Betselem stammen, darf man sie zweifellos als seriös bezeichnen. Von der ersten Intifada 1987 bis zum Dezember 2017 wurden auf israelischer Seite 1663 Menschen getötet, auf palästinensischer 11 011, also mehr als das Siebenfache. Für das, was in den besetzten palästinensischen Gebieten (also im Gazastreifen und im Westjordanland) geschieht wie auch für die Diskriminierung der Palästinenser in Israel selbst, ist ein Staat verantwortlich, der ein geachtetes Mitglied der „westlichen Wertegemeinschaft“ ist, vor dessen Parlament (der Knesset) die deutsche Kanzlerin 2008 in einer Festrede zum 60. Jubiläumsjahr dieses Staates acht Mal versicherte, dass Deutschland und Israel dieselben Werte teilten.

Niemand (außer ein paar kritischen israelischen Intellektuellen) hielt es damals für nötig, an diesen Äußerungen Kritik zu üben. Wie der ganze Westen überhaupt nicht nur zu dem Unrecht feige schweigt, das Israel seit Jahrzehnten an den Palästinensern begeht und damit nicht nur schwere Schuld auf sich lädt, sondern diesen Staat politisch, wirtschaftlich und militärisch auch noch unterstützt und damit die Unterdrückung der Palästinenser und die Besatzung über sie absichert. Auch hier gilt also Todenhöfers These, dass die westliche Außenpolitik ohne Moral ist, eben nur egozentrische Interessenpolitik ist. In diesem Fall gibt sicher die geostrategische Lage den Ausschlag, denn Israel ist für den Westen der „Flugzeugträger“ in der wegen seines Öls so bedeutenden Region.

Einen Unterschied zwischen der Außenpolitik des Westens und der Politik Israels gibt es allerdings. Während die USA und Europa die Rechtfertigung ihrer allein von ökonomischen und strategischen Interessen geleiteten Außenpolitik in edle Werte verpacken, versucht die israelische Politik gar nicht ihre Ziele hinter solchen Werten zu verstecken. Die zionistische Elite gibt offen zu, was sie will und anstrebt: ganz Palästina, was für die indigene Bevölkerung dort bedeutet: Annexion, Enteignung, Vertreibung und damit letzten Endes Verlust der Existenz. Menschenrechte und Völkerrecht interessieren dabei nicht, Israel   unterzieht sich nicht einmal der Mühe, das eigene Handeln mit Werten zu rechtfertigen. Ja, man lehnt sie ganz offen als dem Zionismus widersprechend ab.

Auch außenpolitische gibt man offen zu, was die Leitlinie ist. Netanjahu betont immer wieder, dass Israel keine ihm feindlich gesinnten Bewegungen in seinem Umfeld dulden wird. Todenhöfer zitiert den früheren französischen Außenminister Roland Dumas, der vom damaligen israelischen Premierminister eine vertrauliche Mittelung erhalten hatte, die lautete: „Wir werden versuchen, uns mit den Staaten um uns herum zu verstehen. Die, mit denen wir uns nicht verstehen, werden wir erledigen!“ Das entspricht genau der Devise der amerikanischen Außenpolitik, die Donald Trump jetzt mustergültig vorexerziert: Es gibt nur Freunde oder Feinde Amerikas, Gute oder Böse. Letztere werden mit Sanktionen oder Kriegen zur Räson gebracht. Siehe die Beispiele: Iran, Syrien, Irak, Russland, Venezuela und Kuba.    

Jürgen Todenhöfer ist zweifellos ein Moralist, aber Moralisten müssen ja nicht die Unwahrheit sagen. Er ist nur einer der Wenigen, der den Mut hat, die Dinge beim Namen zu nennen und sich nicht hinter dem Mainstream oder dem Zeitgeist zu verstecken. Wenn er die Politik des Westens zutiefst unmoralisch nennt, dann tut er das nicht vom heimischen Sofa aus, sondern belegt seine Thesen mit Fakten, die er überall auf der Welt persönlich in Anschauung genommen hat. Das macht seine Glaubwürdigkeit aus. Er wirft dem Großteil der Medien vor, die Bevölkerung in den so wichtigen Fragen von Krieg und Frieden systematisch zu belügen und sie damit vom demokratischen Willensbildungsprozess auszuschließen, worin er eine große Gefahr für diese Staatsform sieht. Ja, er warnt, dass der Westen durch den Verrat an seiner Glaubwürdigkeit und damit an seinen Werten seinen Untergang riskiert.

Das mag man übertrieben finden oder nicht, Todenhöfers Berichte, Argumente und Analysen sind sehr ernst zu nehmen. Die Krise des Westens ist offenkundig, und Stimmen wie die seine sind heute wichtiger denn je.

Jürgen Todenhöfer
Die große Heuchelei
Wie Politik und Medien unsere Werte verraten
Propyläen Verlag Berlin 2019, ISBN 978-3-549-10003-5, 19,80 Euro

 

 

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