TRANSLATE
Die Lobby schlägt zu
Rabbi Abraham Cooper vom Simon-Wiesenthal
Zentrum in Los Angeles ruft den Bremer Senat auf, gegen die
„Antisemiten“ vorzugehen
Arn Strohmeyer
Da werden sich die Bremer Aktivisten, die
sich für die Rechte der Palästinenser und für die Einhaltung
von Völker- und Menschenrechte durch Israel einsetzen, bei
der morgendlichen Zeitungslektüre die Augen gerieben haben:
Da darf im Bremer Weser-Kurier der stellvertretende
Leiter des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Los Angeles, Rabbi
Abraham Cooper, in einem Gast-Kommentar die Bremer
Stadt-Regierung (Senat) auffordern, endlich gegen die
„Antisemiten“ vorzugehen. Und nicht nur das, sie werden
indirekt auch gleich in die Nazi-Ecke gestellt: Denn die
BDS-Bewegung (Boykott, Sanktionen, De-Investment) wird da
direkt mit den Protokollen der Weisen von Zion und Adolf
Hitler in Verbindung gebracht.
Dann folgt noch eine üble Unterstellung
und Diffamierung: „Die Feinde Israels haben nach 1967
entdeckt, dass sie ihre Propaganda gegen Israel in Europa
nicht als Kriegs-, sondern als Friedensbotschaft besser
verkaufen können. So ist BDS ein Kampfmittel gegen Israel,
es bedient judenfeindliche Tendenzen und schürt den
Antisemitismus neu. Die Deutschen dürfen nicht auf die
täuschende Friedensbotschaft reinfallen und sich gegen
Israel manipulieren lassen.“
Dann beschwört Cooper in rührender Weise
die Werte der Thora: Feindes- und Nächstenliebe. Da kann man
doch nur einwenden: Wenn der Staat Israel diese sehr humanen
Gebote gegenüber den Palästinensern anwenden würde, dann
gäbe es den ganzen Konflikt zwischen dem israelischen
Siedlerstaat und den kolonisierten, vertriebenen und
gedemütigten Palästinensern gar nicht. Was haben Landraub,
Mauerbau, die Wegsperrung von Millionen Menschen ,
nächtliche Razzien mit willkürlichen Festnahmen (sogar von
Kindern), die Zerstörung von Häusern, Olivenhainen und
Brunnen mit den von Cooper propagierten Werten der Nächsten-
und Feindesliebe zu tun?
Interessant und aufschlussreich ist, dass
der in Los Angeles lebende Rabbi Cooper die Bremer
Verhältnisse bis ins Detail kennt, sogar die Villa Ichon –
ein weltoffenes Haus, das der Bremer Unternehmer Klaus
Hübotter den Bewohnern der Stadt und den verschiedensten
Gruppen zur Verfügung gestellt hat, damit sie dort
Veranstaltungen durchführen können. Regelmäßig tagt dort zum
Beispiel die Deutsch-Israelische-Gesellschaft (DIG), aber
auch die Nahostgruppen und das Bremer Friedensforum sind
dort zu Gast. Das ist den Bremer Israel-Freunden
offensichtlich ein Ärgernis, sie wollen diese Gruppen dort
schlicht raushaben. Der israelische Kampagnen-Journalist
Benjamin Weinthal hatte schon eine Droh-E-mail an Klaus
Hübotter geschickt, die aber nichts bewirkte. Nun hat die
Bremer DIG die Eskalationsstufe offensichtlich erhöht und
Rabbi Cooper vom Simon-Wiesenthal-Zentrum in Los Angeles
eingeschaltet. Der ganze Vorgang ist Teil einer noch
größeren Kampagne, die der DIG-Vorsitzende Dr. Hermann Kuhn
(ein Politiker der Grünen) dabei ist zu inszenieren: Bremen
soll „Antisemitismus“-frei werden. (Das ist die Umkehrung
des Nazi-Ziels, Deutschland „judenrein“ zu machen!) Man darf
gespannt sein, wie der Bremer Senat auf diese Kampagne
reagieren wird: Denn hier geht es um hohe Werte: Presse-,
Meinungs- und Informationsfreiheit sowie das Recht auf freie
Demonstration. Oder gelten diese Werte nur für die Anhänger
Israels? Aber letzten Endes geht es um die Menschen- und
Bürgerrechte für Millionen Palästinenser, die Israel ihnen
vorenthält.
Wie die kombinierte Kampagne aus Los
Angeles und Bremen einzuschätzen ist, hat die israelische
Ex-Ministerin, Knesset-Abgeordnete und langjährige
Angehörige der israelischen Armee, Shulamit Aloni, einmal
klar und deutlich ausgesprochen: „Der Antisemitismus-Vorwurf
ist ein Trick, Wenn jemand in Europa Israels Politik
kritisiert, dann bringen wir den Holocaust und die Leiden
des jüdischen Volkes auf die Agenda. Das rechtfertigt dann
alles, was wir den Palästinensern antun. Diese Kritiker
werden dann als Antisemiten angeprangert. Diese Vorwürfe
werden auch von den jüdischen Organisationen in den USA
unterstützt. Sie habe große Macht und viel Geld und arbeiten
sehr eng mit dem israelischen Establishment zusammen.“ |