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Texte von Arn Strohmeyer

Die Israel-Verteidiger in der Klemme:
Über 100 Jahre Widerstand gegen Zionismus
Getreu der zionistischen Weltanschauung
Partnerschaft zwischen Südafrika + Israel
Brief an den  Dr. Nils Minkmar - SZ
Antwort auf Aleida Assmanns Versuch - Judenhass
Habeck - Apostel der doppelten Moral
Die israelische Tragödie
Tamar Amar-Dahl - "Siegeszug des Neozionismus"
Weltbild von Mathias Döpfner
Gerechtigkeit für Roger Waters!
Israel-Politik radikal überdenken
Andenken an Toten des Holocaust missbraucht
Omri Boehm ein antisemitisches Buch?
Zionistenschreiben vor, wie an Holocaust zu erinnern.
Tragödie des Zionismus
Palästinenser dürfen in Erinnerungspolitik nicht vorkommen
Genozid wäre besser gewesen
Deutsche Erinnerungspolitik ohne Palästinenser
Plädoyer Ungleichheit der Menschen
Deutschland eine Bananenrepublik?
Situation derPalaestinenser unter zionistischer Besatzung
Ist Banksy ein Antisemit?
Israel ein Apartheidstaat wie Südafrika?
Streit um die Kasseler Documenta
Rezension - Abraham Melzer-  Ich bin (k)ein Antisemit!
Afghanische Sanndalentraeger besiegten USA
Gemeinsame Werte mit einem Apartheidstaat?
Der Welt droht ein neuer Kalter Krieg
Die Antideutschen
Chefs des Springer-Konzerns Mathias Döpfner
„Apeirogon“ des irischen Autors Colum McCann
Lapid - Imagpflege, neue Einsichten?
„1984“ - israelische Cyber-Software“
BDS -  Hoffnung der Palästinenser“
Das Ende einer Illusion
Kampf gegen Windmühlenflügel
Die grüne Kanzlerkandidatin
Palästina in israelischen Schulbüchern
Die Nakba soll zu Ende gebracht werden
Westliche Propaganda - Aufteilung der Welt in Gut+ Böse
Die Jerusalemer Erklärung - Antwort auf die IHRA
Werder Bremen übernimmt die IHRA-Definition
Joseph Melzer - Ich habe neun Leben gelebt.
Holocaustgedenktag 2021
Inhalt der BDS-Resolution nicht erwähnen
Bücher - Positionen zum israelbezogenen Antisemitismus
Kariere von Sawsan Chebli
Martialisches Erinnern
Das zynische Angebot
Omri Boehms - liberaler und humaner Zionismus!
Omri Bohm - Israel - eine Utopie
Darstellung des Zionismus  für Israels Politik Problem
Zionismus untergräbt Werte des Judentums
Gaza ist Überall!
Israel und das Apartheid-Südafrika
Fall Achille Mbembe kein Einzelfall
Eine deutsche Debatte im Jahr 2020
Achille Mbembe - Eigentor von Felix Klein
Was trägt Israel  zum Judenhass bei?
Antideutsche - Antisemitismus und Nahostkonflikt
Nirit Sommerfeld - Stimme des anderen Israel
Symbol für den Freiheitskampf
Krieg gegen das palästinensische Volk
Treueschwüre für einen Besatzerstaat
Zur Kriegsgefahr im Nahen Osten
Der  ideologische Blick auf Israels Geschichte
Kein Friedensstern über Bethlehem
G. Hanloser - Abgesang auf die Antideutschen
Bundesregierung will Hisbollah verbieten
Jürgen Todenhöfer - Die große Heuchelei
Spiegel - zu Israel-kritischer Positionen kein Wort
Gegenwärtige Hexenjagd auf „Antisemiten“
Hungert sie aus!
Das Beispiel Dr. Dr. Marcus Ermler
Hans-Jürgen Abromeit sagt die Wahrheit
Israel zieht belastende Dokumente aus dem Verkehr
Definiert Israels Regierung was Antisemitismus ist
Der Kushner-Plan -Totgeburt
Israels Politik -  zynisch, autoritär und reaktionär
Bremen verweigert Kritik an Israel
Wahlen ohne Opposition und Alternative…
Man unterscheidet zwischen "guten" und "bösen" Juden
BDS-Aktivisten auf „Krawall“ reduziert
Israel Siedlungen auf dem Mond?
Die Mauer als Symbol des Scheiterns
Wider den Mainstream
Triumph des moralischen Nihilismus
Mythos - Vertreibung der Juden aus arabischen Ländern
Frieden auf Erden“ –  nicht in Palästina
Zensur der evangelischen Kirche
Lehrer nach Yad Vashem
Evangelische Kirche und Israels Unrechtspolitik
Hysterie bis zur Paranoia
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Bremer Innensenator Mäurer hat Recht
Die „Israelisierung der Welt“
Trumps "Deal" Verrat an Palästina
Wikipedia ist der Manipulation überführt
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Juden und Muslime in Auschwitz
Israels Sanktionen - Iran
Zum Tod von Felicia Langer
„WerteInitiative“  - Schlag gegen Bettina Marx
Stopp gegen Antisemitismus-Hysterie
Palästina - Realität wird zum Tabu
Tom Segevs Ben Gurion-Biographie
Deutschland, Israel + der Antisemitismus:
Präsident Abbas‘ missverständliche Rede
Unterstützung Arbeit Antisemitismus-Beauftragten
Die inszenierte Hysterie
Entstehung Israels als Heldenepos
70 Jahre Israel – 70 Jahre Siedlerkolonialismus
Skandalöse Geschichtsklitterung
Heiko Maas  in Israel
Was für ein Staat!
Heiko Maas - Kniefall nach Israel
Meinungsfreiheit für Palästinenser in Bremen
Rolf Verleger - Hundert Jahre Heimat_Land
Israel hat den Frieden nie gewollt.
Weihnachten 2017
Gefängnisstrafen und Sippenhaft
Nimmt der Antisemitismus zu?
Stramm hinter Trump
Hermann Kuhn demonstriert  Nichtwissen
Deutsche Kampfflieger über Israel
„Sie weichen den wirklichen Problemen aus“
Rezension - Abraham Melzer: Die Antisemiten-Macher
Rezension - Abraham Melzer: Mit Feuer und Blut
Die kopernikanische Wende
Martin Schulz Kotau vor der Israel-Lobby
„1984“ auf israelisch
Rückfall in die Vormoderne
Michael Wolffsohn hat sich disqualifiziert
Rezension - M. Peled - Der Sohn des Generals
Analysen des antizionistischen Isaac Deutscher
Film - Der Hass auf Juden in Europa
14. Dokumenta - Ahlam Shibli
Michael Lüders Buch „Die den Sturm ernten“
Jenseits aller Wirklichkeit
„Im Gefängnis, weil  Palästinenser“
Das Lehrbeispiel BDS
DIG Aufruf gegen Kritiker
Broder - BDS + die Endlösung
Zwischen „Lügen- “ und „Lückenpresse“
Frieden auf Erden... nicht im Heiligen Land
Ist Deutschland eine Bananenrepublik?
Hat Jakob Augstein der Mut verlassen?
Israel-Berichterstattung - doppelte Standards
Propaganda-Lügen gegen den Frieden
Antisemitismus – „Missverständnis der Geschichte“?
Wann ist Kritik an Israels antisemitisch
Die Lobby schlägt zu
Geheimsache Heron TP
Claude Lanzmann -  Palästina-Konflikt
Die Israel-Lobby und die HAWK
Ein Humanist?
„Die Hamas ist an allem schuld“
Ein Krieger und Verächter des Völkerrechts
Proteste und Demonstrationen nicht Antisemitisch
Der Streit um Israels „Existenzrecht“
„Journalismus“ á la Benjamin Weinthal
„Methodisch betriebener Wahnsinn“
Dank an Benjamin Weinthal
Albert Einstein muß als Zeuge herhalten
Wenn Weinthal wieder einmal zuschlägt ...
Rezension von  Kurt O. Wyss
Noch mehr Israel-Kritiker geschafft
Interview mit Abdallah Frangi
Benjamin Weinthal verhindert Vortrag Arn Strohmeyer
„Lügenpresse“ oder kritikloser Philosemitismus?
Ein Weihnachtswunsch
Abraham Melzers Buch „Israel vor Gericht“
Rezension - Petra Wild: Die Krise des Zionismus
Gipfel der Absurdität
Daniel Killy diffamierte seinen früheren Arbeitgeber
Rezension - Die Hölle von Gaza - Spiewak
Rote Karte für Israel!
Der Antisemitismus-Vorwurf als Rufmord
Ist Israel ein verrückter Staat?
„Oslo war ein Kapitulationsabkommen“
Rezension - Ilan Pappe -  „Die Idee Israel"
Wenn eine Jüdin den Zionismus kritisiert...
Leseprobe 3 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 2 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 1 - Antisemitismus – Philosemitismus
Inhalt - Antisemitismus – Philosemitismus
Buch - Antisemitismus – Philosemitismus
Kontrolle über Israels Atomwaffen?
Rezension - Sven Severin: Shalom ist nicht Frieden.
Werte der USA und Europas Doppelmoral
Antwort auf Uri Avnerys Artikel Die wirkliche Nakba
Rezension - Israel – Im permanenten Kriegszustand
Zwischen Doppelmoral und Lebenslügen
Die Herren über Leben und Tod
Dauerbrenner Antisemitismus
Weglassen, vertuschen und manipulieren
Napoleoni - Die Rückkehr des Kalifats.
Presseboykott gegen  Nakba-Ausstellung Bremen?
Der Streit um die historische Wahrheit
Am besten das Völkerrecht abschaffen.
Anschläge Paris - Stunde der Heuchler
Die Legenden von den vertriebenen Juden
Linkspartei und die Verletzer der Völkerrechte
Für Israel Frieden unmöglich.
Zionismus vor seinem historischen Ende?
Antisemitismus-Gefahr als politische Waffe
Eine genau kalkulierte Kampagne
„Ein Massaker schlimmsten Ausmaßes!“
Dieter Graumann und die westlichen Werte
Willkommener Anlass
Die EU als zahnloser Papiertiger
Antisemiten überall
Uri Avnery relativiert die Nakba
H. Baumgarten - Kampf um Palästina
Ein bedeutender Schritt zur Versöhnung
Bremer Evangelische Kirche -  Frieden Nah Ost
„Warum provoziert Ihr Israel immer so?“
Interview mit  Reuven Moskowitz
Israels große Propagandainszenierung
Unkritische Unterstützung Israels.
Tumulte in der Knesset
Rezension - Israel kontrovers
Ariel Sharons brutale Gewaltpolitik
Neuerscheinung Ilan Pappes Buch?
Ilan Pappe - „Eethnische Säuberung Palästinas
Schweigen der Christen im Nahen Osten
Feldmans Film „The Lab“
Mythos - Vertreibung der Juden
Rezension - Viktoria Waltz -  „Monopoly“
Shlomo Sand - Ich steige aus.
Palästinenser Testpersonen für Rüstungsindustrie
Israel steht unter Verdacht
Rezension - Buch Ekkehart Drost
3. Israelkongress in Berlin
Die Angst vor der Wahrheit
Was kommt nach dem Zionismus?
Führt Obama Israels Krieg?
Haben nur Palästinenser „Blut an den Händen“?
Ein Bantustan-Staat für die Palästinenser?
Zionismus + arabischer Antisemitismus
Ethnische Säuberungen
Juden unerwünscht?
Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen!“
Nachruf auf Stéphane Hessel
Streit um Augsteins „Antisemitismus“ geht weiter
Zerstört Israel sich selbst?
Broders taktischer Rückzieher
Solidarität mit Jakob Augstein!
Sollen Patriot-Raketen Israel schützen?
Von der Macht der Denunzianten
Rezension Rudolph Bauer - Wer rettet Israel
Netanjau in Berlin zum völlig falschen Zeitpunkt
Mit der UNO auf Kriegsfuß
Generalangriff auf die Mythen des Zionismus
Gaza - Schweigen die Waffen?
"Sicht der Armee  kein ethisches Problem“
Erwiderung auf Charlotte Knobloch
Atmosphäre der Angst
Keine Chance für die Vernunft?
These vom Mord an Arafat
„Hier wird Israel pauschal diffamiert“
D. Barenboim:„Nur ein Psychiater kann  helfen!“
In Nibelungentreue an Israels Seite?
Merkels abenteuerlicher Kriegskurs
Der Dichter, Israel und die Denkverbote
Genug der Heuchelei! - Günther Grass
Auf Mythen keinen Frieden aufbauen
Brief an Ralph Giordano
Ilan Pappe -  Wissenschaft als Herrschaftsdienst
Nazi-Analogien in Israel
Interview mit Abdallah Frangi
Abdallah Frangi - Der Gesandte
Israeltag 2011 - Bremer Schulen
Ein Akt historischer Gerechtigkeit
Israel-Propaganda an deutschen Schulen ?
„Boykott ist eine absolute Notwendigkeit“
Rezension - Finkelstein „Israels Invasion in Gaza“
Die Partei „Die Linke“ + das Existenzrechts Israels
„Wir wollen die ganze Region befreien“
Ergänzung - Brief Bürgermeister Jens Böhrnsen
Offener Brief - Bürgermeister Jens Böhrnsen
Helmut Schmidt + R. von Weizsäcker Antisemiten?
Sind Boykottaktionen antisemitisch?
Boykott gegen Früchte aus Israel
Stéphane Hessel - Empört Euch!
Todenhöfer - Warum tötest Du, Zaid?
Arabische Aufstände düpieren den Westen + Israel
Verzweifeln an Israel
In der Falle der Stammesideologie
Wer glaubt an Friedensbotschaften
Kotau vor Merkels Nahost-Politik
Wie man Antisemiten produziert
Im Gleichschritt mit Israel?
Was ist Antisemitismus
Gibt es  "neuen" Antisemitismus? - Klug Brian
Was sind "jüdische Gene"? - Thilo Sarrazin
Zionistischer Angriff auf Wikipedia
Moshe Zimmermann: Angst vor Frieden
Verwirrung der Begriffe?
Offener Brief  Weser-Kurier-Artikel - 16. 06. 2010
Iris Hefets gewann Prozess gegen Lala Süsskind
Mordaktion nach Piratenmanier
Israel will keinen Frieden
Solidarität mit Iris Hefets!
Sieg der Spermien und Gebärmütter
Hajo Meyer - Radikale Kritik am Zionismus
Interview mit Norman G. Finkelstein
Gespräch mit Yehuda Shaul
Interview mit Yahav Zohar
Broder - Aufklärung + Untergang
„Israel streut der Welt Sand in die Augen“
„Hitler besiegen“
Interview mit Moshe Zuckermann
Bethlehem 2008
Volk ohne Hoffnung
Brief Präsidium J. G. Bremen
Interview Felicia Langer

 

 

Radikale Kritik am Zionismus

 Hajo G. Meyer: Nur entschiedener Druck auf Israel kann dem Nahen Osten Frieden näher bringen

 Von Arn Strohmeyer

 

Nur entschiedener politischer und wirtschaftlicher Druck auf Israel seitens der USA und der EU kann den Nahost-Konflikt einer Lösung näher bringen, wenn sie überhaupt noch möglich ist, denn an der Friedensbereitschaft Israels hat Hajo G. Meyer, deutscher Jude, Auschwitz-Überlebender und Buchautor, grundsätzliche Zweifel. In einem Vortrag in Bremen legte er sie dar und so mancher der Zuschauer musste wohl doch schlucken, denn eine so harte Kritik an Israel hatten sie wohl nicht erwartet.

 

Für Hajo G. Meyer gehört der Zionismus in die Reihe der idealistischen und deshalb gefährlichen Ideologien, die wie die englische und französische Revolution sowie der Bolschewismus Heilserwartungen geweckt hätten, dann aber in Strömen von Blut geendet seien. Meyers Distanzierung von der israelischen Staatsideologie beruhte auf der Feststellung, dass Zionismus und Judentum wenig oder nichts miteinander zu tun hätten. Der Zionismus sei einseitig und eng nationalistisch, wohingegen das Judentum – vor allem in seiner Ethik – immer „universalistisch“ gewesen sei.

 

Meyer ging dann ausführlich auf die Geschichte des Zionismus ein, der ähnlich wie das Judentum am Ende des 19. Jahrhunderts anfänglich sehr vielschichtig gewesen sei. Als politischer Zionismus sei er dann aber immer monolithischer geworden und habe nur noch ein Ziel verfolgt: im ehemaligen britischen Mandatsgebiet Palästina so viel Land wie möglich mit einem Minimum an noch dort wohnenden Palästinensern zu bekommen. Man habe die Palästinenser durch „Transfer“ loswerden wollen (und wolle das auch heute noch), was nur eine euphemistische Umschreibung für „Vertreibung“ sei.

 

Die Vertreibung hätte Theodor Herzl schon gefordert. Meyer zitierte eine Passage aus dessen Tagebuch, in der der Begründer des Zionismus forderte, die arme arabische Bevölkerung in die Nachbarstaaten zu deportieren, wo sie dann arbeiten sollte. Im Judenstaat würde man ihnen die Arbeit verweigern. Wörtlich schrieb Herzl: „Die reichen Araber werden auf unsere Seite kommen. Beides – der Prozess der Enteignung und der Vertreibung der armen – muss diskret und umsichtig durchgeführt werden.“

 

Der sehr einflussreiche Zionistenführer der revisionistischen Richtung, Vladimir Jabotinsky, den Meyer als „lupenreinen Faschisten“ bezeichnete, habe in den 30er und 40er Jahren sogar gefordert, dass Israels Grenzen vom Litanifluss im Libanon bis zum Suezkanal und vom Jordan bis zum Mittelmeer reichen sollten. Er habe auch das Wort von dem „iron wall“ geprägt, der Israel als Vorposten der westlichen Zivilisation gegen die arabischen „Barbaren“ schützen solle.

 

Zu der Frage, wie der Zionismus entstanden sei und wie er seine heutige Machtstellung erlangen konnte, ging Meyer bis auf die von Napoleon in den von den französischen Truppen eroberten Ländern durchgeführte Judenemanzipation zurück. Denn diese habe durch die neue Konkurrenzsituation zu Ängsten in den mittelständischen Schichten geführt, in die nun auch Juden beruflich eindringen konnten, was wiederum den Antisemitismus verstärkt habe, der dann auch noch mit einer pseudowissenschaftlichen Rassenlehre untermauert worden sei. Napoleons Eroberungen hätten in den okkupierten Staaten aber auch Widerstand gegen die Besatzer hervorgerufen und so zum Entstehen des Nationalismus beigetragen. Der Kolonialismus, der schon seit den Entdeckungen im 15. Jahrhundert existierte, sei am Ende des 19. Jahrhunderts durch die Rassenlehre gerechtfertigt worden, die besagte, es gebe eben „minderwertige“ Völker, die zu beherrschen das gute Recht der christlich-abendländischen Zivilisation sei.

 

Die Reaktion auf den Antisemitismus und die Vereinnahmung nationalistischen und kolonialistischen Gedankengutes seien die drei Säulen gewesen, auf die der Zionismus seine Ideologie aufgebaut habe – vor allem Herzl, der die falsche Behauptung aufgestellt habe, die Juden seien ein Volk. Meyer hielt dem entgegen, die Gemeinsamkeit der Juden sei nicht ihr Volkscharakter gewesen, sondern ihr „sozio-kulturelles Erbe“. Dazu gehörte etwa, dass im alten biblischen Israel alle Männer hätten schreiben und lesen lernen können und dass nach der Zerstörung des zweiten Tempels 70 n.Chr. der Gottesdienst mit Tieropfern abgeschafft und durch das gleichwertige Studium der Thora ersetzt worden sei. Jeder Mann hätte mitlesen und diskutieren dürfen, was die intellektuelle Tradition des Judentums begründet habe.

 

Der Tiefpunkt der Geschichte des Zionismus sei dann nach dem Zweiten Weltkrieg der Einfluss und Missbrauch des Holocaust gewesen, bei dem das Judentum durch eine neue „Holocaust-Religion“ ersetzt worden sei. Dieser Ansatz stehe völlig im Gegensatz zum Judentum, das keine Dogmen kenne. Die drei Dogmen der neuen Holocaust-Religion seien: 1: Nichts darf mit dem Holocaust verglichen werden, er ist völlig einzigartig. Alles muss mit ihm in Beziehung gesetzt werden. 2. Was die Israelis auch tun („welche Verbrechen sie auch begehen“, so Meyer wörtlich), es ist nicht so schlimm wie der Holocaust, im Vergleich zu ihm ist es völlig harmlos. 3. Der Holocaust hat Offenbarungscharakter. Das einzige, womit er verglichen werden kann, ist die Offenbarung am Sinai, wo Moses von Gott die zehn Gebote erhalten hat. Dieses Ereignis wird durch die Holocaust-Religion ersetzt.

 

Der hohe Priester dieser neuen Religion sei der Holocaust-Überlebende Elie Wiesel. Hier gehe es nicht mehr um einen rationalen Umgang mit Geschichte, sondern um theologische Spekulation, die aber deshalb so gefährlich sei, weil der Maßstab, alles müsse zueinander in Beziehung gesetzt werden, jegliches eigene Verbrechen relativiere. Das Monopol auf Leiden, also die Aussage „niemand hat so gelitten wie wir“ führe automatisch zu der Maxime: Alles, was wir tun, ist im Vergleich zum Holocaust vernachlässigbar – und deswegen erlaubt. Meyer, der sich selbst als „ungläubig“ bezeichnete, wörtlich: „Die Hauptelemente der jüdischen Religion sind die zehn Gebote und die ethischen Gesetze der Thora. In der Holocaust-Religion wird das Judentum aber ersetzt durch etwas Furchtbares: Juden haben ein Monopol auf Leiden und dürfen deshalb alles.“

 

Meyer schlussfolgerte, dass aus dem Leidensmonopol, das auch durch die alte jüdische Tradition unterstützt werde, vorrangig negative Ereignisse zu erinnern, zu einer „klinischen Paranoia“ im Zionismus geführt habe, die sich natürlich auch in der Politik auswirke. Als klassischen Fall für diesen Befund bezeichnete er die Aussage Ariel Sharons vor dem israelischen Parlament: „Wir wissen, dass niemand uns je helfen wird, also haben wir die volle Pflicht, uns selbst zu retten.“. Hierhin gehöre auch die israelische Militärdoktrin, jeden Angriff auf das israelische Militär sofort disproportional zu erwidern – und zwar so disproportional, dass die israelische Reaktion von der angegriffenen Bevölkerung als Kollektivstrafe verstanden werden müsse, die sie zu der Einsicht bringe, dass sie unter keinen Umständen den Leuten Schutz gewähren dürfe, die die Israelis angriffen. Zum ersten Mal habe man diese Doktrin im Libanon-Krieg 2006 angewandt, als die israelische Armee einen ganzen Stadtteil Beiruts in Schutt und Asche gelegt habe, weil die israelischen Invasionstruppen von dort aus beschossen worden seien.

 

Für das äußerst brutale Vorgehen der israelischen Soldaten im Westjordanland und immer wieder auch im Gazastreifen macht Meyer in erster Linie das indoktrinäre zionistische Erziehungssystem verantwortlich, das junge Israelis vom Kindergarten an einer „Gehirnwäsche“ unterziehe. In den Schulen und Schulbüchern würden die Palästinenser nicht einmal als „Untermenschen“ angesehen – das Wort „Mensch“ im Zusammenhang mit ihnen sei ein Tabu. Meyer wörtlich: „Das sind Kakerlaken, auf die man mit den Stiefeln tritt.“ Die israelische Erziehungswissenschaftlerin Nurid Peled- Elhanan habe am 27.12.2009 in der israelischen Zeitung „Haaraetz“ kritisch Anklage gegen diese Art der Erziehung erhoben.

 

Neben dem Erziehungssystem macht Meyer die ausgefeilte israelische Staatspropaganda für die Gewalttätigkeit des israelischen Vorgehens gegen die Palästinenser verantwortlich. Dazu komme noch das post-traumatische Stress-Symptom der Soldaten nach ihren Einsätzen in den besetzten Gebieten, die sie verrohten. Diese drei Faktoren führten zu einer „Dehumanisierung“ der Menschen und letzten Endes auch zu ihrer Friedensunfähigkeit. Die Israelis seien im Besitz aller demokratischen Rechte, und sie machten sich deshalb schuldig, wenn sie etwa gegen den Massenmord im Gaza-Krieg an der Jahreswende 2008/09 nicht auf den Straßen protestiert hätten.

 

Meyer klagte aber nicht nur Israel an, sondern auch das westlich-christliche Abendland, das durch seinen tausendjährigen Antijudaismus und Antisemitismus viel zur Entstehung der jüdischen bzw. zionistischen Paranoia beigetragen habe. Die Palästinenser seien das völlig unschuldige Opfer dieses Teils der westlich-christlichen Geschichte. Meyer schloss seine Ausführungen mit der Frage: „Kann diese Paranoia nicht in absehbarer Zeit zu einer Selbstvernichtung Israels führen?“

 

Aus dem Publikum kam dann in der anschließenden Diskussion immer wieder die Frage: Was können wir Deutsche tun, um Israel zu mäßigen und zu einer Zustimmung zu einer Friedenslösung zu bringen? Meyer gab darauf zwei Antworten: Erstens nicht einem Missbrauch deutscher Schuldgefühle durch Begriffsverwirrung zu erliegen, d.h nicht auf das zionistische Argument hereinzufallen, Kritik an Israel sei Antisemitismus. Denn Antizionismus könne nicht mit Antisemitismus gleichgesetzt werden, da viele jetzt lebende Juden keine Zionisten oder Antizionisten seien. Beim klassischen Antisemitismus sei jede Äußerung eines Juden in Worten und Taten schlecht, eben weil sie von einem Juden komme. Ein Antizionist argumentiere dagegen nicht gegen Juden generell, sondern nur gegen die politischen Absichten und Taten des Staates Israel, der die Verkörperung des Zionismus darstelle. Kritik an Israel sei durch gut fundierte juristische und humanitäre Gründe abgesichert und gerechtfertigt und habe mit Antisemitismus nichts zu tun.

 

Meyer sieht zweitens in politischem und wirtschaftlichem Druck das einzige Mittel, zu einer Änderung der israelischen Politik beizutragen. Die EU müsse etwa endlich von Artikel zwei des Assoziationsvertrages mit Israel Gebrauch machen, in dem stehe, dass der Vertrag zeitweise suspendiert werden könne, wenn Israel sich nicht an die humanitären Gesetze der Vierten Genfer Konvention halte. Die Bürger könnten zeitweise Boykottaktionen gegen israelische Produkte (nicht nur die aus den besetzten Gebieten) unterstützen. Das hätte auch im Fall Südafrika gewirkt. Außerdem sollten deutsche Akademiker und Universitäten Kontakte mit israelischen Universitäten meiden, da an diesen Institutionen Mittel, Waffen und Strategien erarbeitet würden, die gegen die Palästinenser eingesetzt würden.

 

 

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