Dringender
Alarm!
Drohendes Vertreibungsrisiko an der
Stadtgrenze von Jerusalem (8. Mai
2012)
Die Wohnhäuser in
Area C der Westbank östlich von
Jerusalem stehen unter der akuten
Drohung einer sofortigen Zerstörung.
Zu den Gebäuden gehören auch jene
von der EU bezahlten Wohnungen, die
als Antwort auf frühere Zerstörungen
auf dem Gebiet gebaut wurden. Die
palästinensischen Beduinengemeinden,
die in dem Hügelland an der Ostseite
von Jerusalem leben, sehen sich
einem extrem wachsenden Risiko einer
gewaltsamen ethnischen Vertreibung
gegenüber. Die Gemeinden wurden von
den israelischen Behörden
informiert, dass sie keine andere
Option haben als das Land zu
verlassen, als Teil eines größeren
Plans einer gewaltsamen Umsiedlung.
Unter Missachtung des
Internationalen Rechts geht dieser
Befehl an die Beduinengemeinden in
Area C, wo die israelische Behörde
über die Sicherheit wie auch
die Planung und Einteilung in Zonen
befindet (Stadtgrenze Jerusalem,
Jordantal, Hügel von Hebron.
Die israelische Ziviladministration
(ICA) brachte am Nachmittag des 6.
Mai (Sonntag) acht
Ausweisungsbefehle für das
Kurshan-Viertel der Beduinengemeinde
Khan sl-Ashmar Arab al-Jahalin
heraus. Betroffen von den Befehlen
sind acht Familien aus der Gemeinde,
die ein Teil des vor kurzem
verwirklichten
Wohnungsverbesserungsprojekts sind,
das dazu dienen sollte, die
bisherigen Sub-Standard Unterkünfte
durch acht Wohnbauten zu ersetzen.
Die Familien Kurshan haben diesen
Wohnplatz seit den 1960er Jahren
saisonal benutzt und waren in ihrer
derzeitigen Wohnung permanent seit
1992. Die ICA-Beamten informierten
diejenigen Gemeindemitglieder, die
gerade da waren, dass „die Gemeinde
illegal gebaut habe und dass Area C
nicht für Palästinenser sei“.
Weiter informierte ICA die Az-Zayyem
Arab al-Jahalin Beduinengemeinde am
3. Mai, dass in ihrer Gemeinde eine
Zerstörung stattfinden werde,
Wirksamkeit: sofort – nach Aufhebung
eines ausdrücklichen Befehls zur
Verschonung des Wohngebäudes. Auch
dieses sind Bauten, die von der
Internationalen Gemeinschaft nach
Zerstörungen im November 2011
bezahlt wurden.
Liebe LeserInnen !
Wir stehen knapp vor dieser
Weltwoche für Frieden in Palästina
und Israel. Und es ist kein
Frieden – allen Bemühungen zum
Trotz. Immer drückender und enger
werden die Fesseln für die
palästinensische Bevölkerung, weil
es einfach das Ziel des israelischen
Staates ist, das Land „araberfrei“
in seinen Besitz zu bekommen. Das
mag für uns in dem relativen freien
und friedlichen Europa ungeheuerlich
sein, und es ist – man mag es drehen
und wenden – ungeheuerlich. Das
Beispiel auf dieser Seite ist nur
eines von vielen; in unseren
Archiven – und noch mehr in den
monatlichen Sammlungen des EAPPI –
finden sich viele vergleichbare
Ereignisse.
Das darf nicht
heißen, dass es den Israelis im
Durchschnitt so gut damit geht, was
ihre Regierung anstellt. Anklagen
müsste man die Mächte der Welt, die
einfach zuschauen und durch ihr
Kapital diese Administration zu
allem befähigen. Es gibt viele
jüdische Menschen, die lieber heute
als morgen endlich ein gutes
Verhältnis zu ihren
palästinensischen Nachbarn
herstellen würden, vielleicht auch
den Mut und das Durchhaltevermögen
dieser bewundern, aber schlimme
Kräfte haben das Sagen, und die
Zukunft ist sehr ungewiss.
Für uns als Christen
gilt im Augenblick vor allem, setzen
wir unsere Kräfte ein, die
Friedenswilligen im leider
eher unheiligen Land zu unterstützen
durch Anwaltschaft (z.B. schreiben
von Briefen an Politiker), durch
Boykott der Produkte, die auf
gestohlenem Land produziert werden,
durch unser fürbittendes Gebet.
Vorschläge zu Aktivitäten finden Sie
auch in den Newsletters 1 und 2/12
der Kommission Israel/Palästina in
Pax Christi.
gerhilde.merz@aon.at
Ihre Gerhilde Merz
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