Ein
nie da gewesener Interreligiöser Rat (Interreligious Council)
Glauben in Annapolis einsetzen ?
Dokument
vom 27. November 2007
Autor Zachary Bel
Übers. Gerhilde Merz
Eine
Zwei-Staaten-Lösung kann keinen Erfolg haben, wenn sie sich
nicht vereinbaren lässt mit der Geschichte und der Religion der
Israelis und der Palästinenser. Die moralische Autorität des
Council of Religious Institutions of the Holy Land (Rat der
religiösen Institutionen im Heiligen Land) könnte einen
Wendepunkt darstellen, wenn sie beide Völker davon überzeugen
kann, dass die Road Map zum Frieden annehmbar ist.
„Wenn
dies ein einfach zu lösender und zu beendender Konflikt gewesen
wäre, dann wäre er vor Jahren schon gelöst worden“, sagte
Außenministerin Condoleeza Rice am 5. November in Ramallah. „Es
hat Versuche gegeben, die keinen Erfolg hatten. Und daher lautet
die Frage, die wir uns stellen müssen, wie bereiten wir den
Grund so, dass er die bestmöglichen Chancen für einen Erfolg
bietet.“
In der
Vorbereitung auf die Friedensgespräche in Annapolis schaut das
US Außenministerium nach Wegen, die zum Erfolg führen, nachdem
andere fehlgeschlagen sind. Die Außenministerin plant, Details
der „wirtschaftlichen Grundlage“ und der „Sicherheit von zwei
Staaten, die Seite an Seite leben“ herauszuholen, aber das
Schlüsselproblem bleibt: das tiefe Misstrauen. Das Fact-Finding
Komitee von Sharm El-Sheik 2001 war auf der richtigen Spur bei
seinem Bericht: „Die Wiederherstellung des Vertrauens ist das
Wesentliche“. Verhandlungen in der Vergangenheit haben sich auf
praktische Details konzentriert und sind über diesen zentralen
Punkt hinweg geglitten. Zum jetzigen Zeitpunkt wollen die USA
Vertrauen schaffen, aber sie können dies nicht allein tun.
Religiöse Institutionen in Jerusalem könnten vielleicht ihre
Autorität und ihren weitreichenden Einfluss für eine solche
Aufgabe zur Verfügung stellen.
Die
Außenministerin Condoleeza Rice ist mit dem Council of Religious
Institutions im Heiligen Land auf ein zunehmend glaubwürdigere
Versammlung gestoßen; zu ihr gehören die Leiter der
Religionsgemeinschaften der Juden, Christen und Muslime in der
Region. Die nie da gewesenen religionsübergreifende
Zusammenarbeit gründet sich auf eine Reihe von Prinzipien, die
in der Alexandria Erklärung von 2002 festgeschrieben wurden und
die sie auf die Förderung einer gewaltlosen Lösung des Konflikts
festlegt. Der wegbereitende, in Jerusalem angesiedelte Rat tat
einen gewaltigen Sprung nach vorn, indem er am 7. November zu
einer Pressekonferenz in Washington D.C. einlud.
Der
Lateinische Patriarch Michel Sabbah eröffnete die Konferenz und
unterstrich, dass Religion von Extremisten missbraucht worden
ist, um den arabisch-israelischen Konflikt anzuheizen, und dass
die institutionellen religiösen Leiter Gewalt verdammen. Er
hielt fest, dass Politiker jetzt vertraulich erklären könnten,
dass Religion keine Entschuldigung ist für die Verbreitung des
Konflikts: „Wir sind hier um zu sagen, dass wir nicht das
Problem sind, aber ein Teil seiner Lösung (sein könnten).“
Der Rat
legte eine einheitliche Botschaft zur Unterstützung der
friedlichen Koexistenz sowohl eines palästinensischen wie auch
eines israelischen Staates vor. Im Kommuniqué des Rates werden
sechs Ziele angesprochen, darunter: der Schutz der heiligen
Orte, Überwachung herabwürdigender Darstellungen durch die
Medien und Förderung einer Erziehung zu gegenseitigem Respekt in
den Schulen. Die drei Hauptsprecher in der Konferenz, die ihre
jeweiligen Glaubensrichtungen vertraten, waren Patriarch Michel
Sabbah für das Lateinische Patriarchat, Salah Zuhayka,
Assistenzsekretär des Waqf und Rabbi David Rosen, Präsident der
Weltkonferenz für Religion und Frieden.
Der
Besuch des Rates vom 4. bis 8. November wurde durch die
Außenministerin Rice und den Botschafter Tony Hall ermöglicht.
Die interreligiöse Versammlungsdelegation traf mit Senatoren und
Repräsentanten zusammen, die als Gäste von Senator Tom Coburn
und dem Kongressmitglied Frank Wolf während der ganzen Woche am
Ort waren. Ambassador Hall deutete an, dass Senator Lieberman
und andere hinter dem Rat stehen würden. Auch amerikanische
religiöse Leiter setzen große Hoffnungen auf den Rat, wie
Reverend Mark S. Hanson, der Vorsitzende Bischof der Evangelisch
Lutherischen Kirche in Amerika. „Es ist meine Hoffnung, dass der
Rat uns nicht nur zu einer ständigen Verpflichtung zum Gebet für
den Frieden im Heiligen Land auffordern möge, sondern dazu, die
Mauern niederzureißen, die uns innerhalb der USA voneinander
trennen.
Die
Rolle des Rates in der aktiven Intervention ist noch unklar,
aber seine Reaktion auf die Krise wegen des Mugrhabi-Tor Mitte
Oktober kann ein früher Hinweis sein. Die Ausgrabung
Des
Mughrabi-Tor ist ein Streitpunkt seit den Anfängen. Der neue
Eingang zum Tempelberg mag archeologische Zeugnisse aus der
Zeit des Zweiten Tempels enthalten. Die erste Ausgrabung war
zeitlich schlecht angelegt; die Diskussion darüber lenkte von
den Olmert-Abbas Friedensgesprächen erheblich ab. Mit der
Wiederaufnahme der Bauarbeiten machte die israelische Regierung
noch einen Fehler; über die zerbrechlichen Friedensgespräche
war erst ein Monat vorübergegangen. Der Rat benutzte seine
deklarierte Rechtsautorität in bezug auf Heilige Stätten und
verlangte von der israelischen Regierung, die Ausgrabungen
einzustellen, bis eine umfassende Evaluation und Beratung
stattgefunden habe. Die Ausgrabung wurde gestoppt.
Die
Friedensgespräche in Annapolis begannen am 26. und gingen am 28.
November zu Ende . Umfangreiche Dokumente mit Statuten,
Protokollen und Erklärungen mögen Abbas, Olmert und ihre
Anhänger befriedigen, aber die Palästinenser und Israelis müssen
glauben können, dass ein wirklicher Friede möglich ist. Wenn die
Friedensgespräche im November nur Versprechungen von leitenden
Politikern, die von ihrem Volk abgehoben sind, auf den Tisch
bringen, könnte eine Neuauflage der Wahlen von 2006 im
Gazastreifen potentiell die Glaubwürdigkeit von Abbas und der
Fatah aushöhlen. Wenn die Menschen die Resolutionen der
November-Verhandlungen, wie immer sie ausfallen mögen, mittragen
sollen, könnte der Rat eine wichtige wirksame Kraft darstellen,
um den Vorschlägen Glaubwürdigkeit zu verleihen und Vertrauen
hervor zu bringen.
Salah
Zuhayka, der Assistenzsekretär von Waqf unterstrich die Rolle
des Rates als eine, die keine Politik mache, aber die Beine des
wackeligen Verhandlungstisches in Annapolis stützen könne. Für
ihn bedeutet das Treffen „Vertrauen aufbauen untereinander,
Verständnis aufbauen, eine Beziehung aufbauen.“
Der
nationale Sicherheitsberater Stephen Hadley und die
Außenministerin Condoleeza Rice werden weiterhin emsig in den
Nahen Osten reisen, aber es kann sein, dass die Scheiks,
Rabbiner und Bischöfe mehr Glück haben. Es könnte sein, dass
ihre Stimmen in diesem entscheidenden Augenblick gehört werden
und mithelfen, zu einem dauerhaften Frieden zu kommen.
Rabbi
David Rosen schloss die Konferenz ab mit: „Wir sind hier um zu
sagen, dass keine politische Lösung ohne eine religiöse
Dimension auskommen wird. Dieses Problem zu ignorieren heißt ein
neuerliches Versagen zu garantieren.“
Weitergegeben durch Paul Lansu
Pax Christi
International
Rue du
Vieux MarchA© aux Grains 21
B-1000
Bruxelles, Belge |