Bei dem israelischen
Versuch ein palästinensisches Haus in Rafah zu zerstören, wurde Rachel Corrie,
eine amerikanische Friedensaktivistin der Organisation "International Solidarity
Movement " am 16.3.2003 von einem Bulldozer der israelischen Besatzungsarmee IOF
erfasst und getötet. .... Rachel war als Mitglied des International
Solidarity Movement ein Teil der internationalen Zivilgesellschaft wie wir alle.
Durch ihr Handeln bekannte sie sich zu ihrer Verantwortung für die inhärente
Würde und die gleichen Rechte aller Menschen, damit auch das Recht auf eine
Nationalität. Gewaltlos stellte sie sich der Gewalt entgegen, die die Besatzung
den Palästinensern .... antut.
Quelle
Das schreckliche Geschehen
Die folgenden Fotos und Texte, zeigen den Ablauf ihrer Tötung Quelle
Rachel Corrie stellt
den Bulldozerfahrer zur Rede
(Foto: ISM)
Hier wird deutlich, dass Rachel markierte Kleidung trägt, sie hält ein
Megaphon u. spricht mit dem Bulldozerfahrer, der gerade dabei ist, ein
palästinensisches Haus niederzureißen. Rafah, Okkupiertes Gaza, am 16. März 2003
(Foto: ISM)
Friedensaktivisten kümmern sich um Rachel, nachdem sie durch den
Bulldozer verletzt wurde. Rafah, okkupiertes Gaza, am 16. März 2003.
Man sieht, wie Rachel Corrie, tödlich verletzt durch den israelischen
Bulldozer, am Boden liegt. Rafah, Okkupiertes Gaza, am 16. März 2003 (Foto: ISM)
Rachel im Najjar-Hospital in Rafah, Okkupiertes Gaza. Die israelische
Tageszeitung 'Ha'aretz' berichtet, laut Dr. Ali Mussa, Arzt des Hospitals, war
Rachel Corries Tod Folge "von Brüchen im Kopf- und Brustbereich" (Mohammad
Al-Moghair)
Rachels Kameraden trösten einander im Hospital von Najjar, Rafah,
Okkupiertes Gaza. Laut 'Ha'aretz' wurde noch ein zweiter Aktivist - an gleicher
Stelle - verletzt (Mohammad Al-Moghair).
Ein späterer Bericht des ISM-Medienkoordinators Michael
Shaikh / Beit Sahour gibt Aufschluss über weitere Details der Geschehnisse
"Die Konfrontation zwischen den ISM-Leuten u. der
Israelischen Armee hatte bereits 2 Stunden gedauert, als Rachel überfahren
wurde. Rachel u. die übrigen Aktivisten hatten sich klar als unbewaffnete
internationale Friedensaktivisten zu erkennen gegeben - während der gesamten
Konfrontation. Derzeit versucht die Israelische Armee, Rachel lächerlich zu
machen u. behauptet, sie sei vor den Bulldozer gerannt u. durch einen Unfall ums
Leben gekommen. Augenzeugen des Mordes widersprechen dieser Version kategorisch.
Vielmehr war es so, dass Rachel dem Bulldozer im Weg saß. Er kam auf sie
zugefahren. Als sie sah, dass der Bulldozer offensichtlich weder halten noch
ausweichen werde, stieg sie auf einen Haufen Erde u. Trümmer, um dem Fahrer
direkt in die Augen zu sehen, aber der fuhr dennoch weiter. Sie trug eine
fluoreszendierende Jacke. Der Bulldozer fuhr weiter, sodass sie unter den
Erdhaufen gezogen wurde (auf dem sie zuvor gestanden hatte). Nachdem sie
darunter verschwunden war, fuhr der Fahrer einfach weiter, bis der Bulldozer auf
ihr stand. Der Fahrer hob die Bulldozer-Schaufel nicht an, sodass Rachel von ihr
erdrückt wurde. Schließlich fuhr der Bulldozer zurück. Die 7 andern
ISM-Aktivisten, die an der Aktion beteiligt waren, rannten sofort hin, um
Rachels Körper aus der Erde zu graben. Eine Ambulanz brachte sie ins
Al-Najjar-Hospital, wo sie starb".
Medienmitteilung ISM Nablus Von: gfc / ISM Nablus 16.03.2003 22:56
Am Sonntag, 16. März um ca. 17 Uhr wurde im Rafah Flüchtlingslager
Rachel Corey, Aktivistin des International Solidarity Movements ISM, durch einen
Bulldozer der israelischen Besatzungsarmee IOF getötet. Sie versuchte mit
anderen AktivistInnen, die illegalen Hauszerstörungen der IOF zu verhindern.
Rachel Corey, 23-jaehrige Aktivistin von ISM Gaza, wurde heute
Nachmittag von einem IOF-Bulldozer getötet, der ein Haus im Quartier Al-Salam im
Flüchtlingslager Rafah zerstören wollte. Rachel verhandelte zuerst mit dem
Soldaten im Bulldozer, blieb aber erfolglos. Der Fahrer hatte deutlich erkannt,
dass es sich beim späteren Opfer um eine internationale Menschenrechtsaktivistin
handelte. Da der Bulldozer mit der Zerstörung fortfuhr, fiel Schutt auf die
amerikanische Aktivistin und sie strauchelte. Der Bulldozer fuhr schließlich
zweimal über die am Boden liegende Aktivistin. Gemäss Dr. Ali Musa vom
Al-Najar-Spital starb Rachel an verschiedenen Schädel- und Knochenbrüchen.
Dies ist nicht der erste direkte und absichtliche Angriff israelischer
Besatzungssoldaten auf internationale AktivistInnen. Rachel Corey ist jedoch das
erste Todesopfer aus den Reihen ISMs. Ihr Tod ist für die AktivistInnen vor Ort
ein Schock, ISMs fortdauernder Widerstand gegen die alltäglichen
Kriegsverbrechen der israelischen Regierung und der IOF steht deswegen nicht in
Frage. Die israelische Besatzungsarmee unterscheidet nicht zwischen
unbewaffneten Zivilpersonen und bewaffneten Kämpfern und weicht längst nicht
mehr davor zurück, internationale AktivistInnen offen anzugreifen und gar – wie
heute – zu ermorden.
Seit Ausbruch der 2. Intifada starben neben Rachel bereits mehr als
2320 PalästinenserInnen durch die Repression der israelischen Besatzungsarmee.
Im Gaza-Streifen wurden bislang mehr als 600 Häuser, davon der größte Teil in
Rafah nahe der Grenze zu Ägypten, von den IOF zerstört, was Art. 53 der 4.
Genfer Konvention eindeutig verletzt. ISM-AktivistInnen, darunter gegenwärtig
zwei schweizer Staatsangehörige, unterstützen seit Monaten den gewaltlosen
Widerstand gegen die systematischen Hauszerstörungen u.a. in Rafah.
ISM ist eine palaestinensisch-internationale Bewegung, deren Ziel es
mitunter ist, dass Leiden der palaestinensischen Zivilbevölkerung unter der
israelischen Besatzung zu lindern bzw. gegen die alltäglichen Exzesse der
israelischen Armee einzustehen. Obwohl gemäss der 4. Genfer Konvention die
Zivilbevölkerung im Falle einer Besatzung oder eines bewaffneten Konfliktes als
"geschützt" behandelt werden muss, hat sich die internationale Gemeinschaft seit
Jahren nicht ernsthaft mit der Situation der palästinensischen Bevölkerung
befasst und freiwillige, ungeschützte Menschen aus aller Welt übernehmen seit
längerem diese Verantwortung. Rachel hat heute ihr Engagement gegen die
alltäglichen Menschenrechtsverletzungen mit ihrem Leben bezahlt.
Nablus, Occupied Palestine, 16/03/03
Offizielle Verlautbarung der Israelischen Botschaft in
Deutschland
(Newsletter der Israelischen Botschaft in Berlin
Montag, 17. März 2003):
DEMONSTRANTIN BEI MILITÄRMASSNAHME IN RAFAH
GETÖTET
Bei einer israelischen Militäraktion an der israelisch-ägyptischen Grenze bei
Rafah ist am Sonntag die Demonstrantin Rachel Corrie verletzt worden. Die
Amerikanerin erlag später ihren Verletzungen in einem Krankenhaus:
“Bei einer israelischen Militärmaßnahme, in deren
Verlauf Sprengsätze entdeckt und beseitigt wurden, hat die israelische Armee am
Sonntag Gestrüpp an der israelisch-ägyptischen Grenze nahe Rafah beseitigt. Die
Maßnahme erfolgte im Rahmen eines Einsatzes in einem Gebiet, das gemäß des
Oslo-Abkommens unter der vollen zivilrechtlichen und sicherheitstechnischen
Kontrolle Israels steht. Während der Militärmaßnahme betraten Dutzende von
Demonstranten das Sperrgebiet, um den Einsatz zu stören.
Um eine Konfrontation mit den Demonstranten zu
verhindern, zogen sich die Einsatzkräfte zunächst zurück, um den Einsatz später
fortzusetzen. Daraufhin setzten die Demonstranten ihren Konfrontationskurs fort
und näherten sich den Einsatzwagen erneut. Dabei wurden die Demonstranten
wiederholt aufgerufen, sich aus dem Sperrgebiet zurückzuziehen. Nach vorläufigen
Untersuchungen ergriff im weiteren Verlauf ein gepanzerter Militär-Bulldozer,
der vor Ort tätig war, eine Demonstrantin, die sich dem Gebiet trotz der
Warnungen genähert hatte. Es ist zu erwähnen, dass das gepanzerte Fahrzeug nur
über ein beschränktes Sichtvermögen und kleine gepanzerte Gucklöcher verfügt und
der Fahrer die Frau aus diesem Grund auf ihrer Stellung nicht sehen konnte. Die
israelische Armee kündigte an, in dem Fall zu ermitteln und drückt ihr Bedauern
über den Unfall aus.“ (Mitteilung eines Armeesprechers).
The Israeli Army erased the landmarks where the American activist
Rachel Corrie was killed last year by demolishing the house which she was
protecting and separating the eyewitnesses on that murder..
A new step, carried out by the cruel Israeli occupation when they
demolished Samer Nasrallah's house, the house in front of which Rachel Corrie
was killed while she was protecting it from demolishment last year..
They also demolished other farm areas that were planted with olive and
orange trees belonging to an old man named Awad Al Saher.
A large number of
children demonstrated to mark the anniversary of Rachel's death. O ther children
participated with other UNRWA school children by acting and by decorating a view
of Israeli bulldozers and imitating how Rachel was killed..
Every day Rafah children plant more trees as more Israeli bulldozers
demolish olive and orange trees. This project has began few months ago when we
planted olive trees in Rachel's Corrie honor through PCWF www.pcwf.org - Quelle
..... Rachel war nicht die Erste, die im Zusammenhang mit Israels
grausamer Politik der Häuserzerstörungen umgekommen ist. Vor weniger als
zwei Wochen wurden, ebenfalls in Gaza, Nuha Makadma Sweidan und ihr ungeborenens
Kind getötet, als israelische Soldaten ihr Haus "aus Versehen" zerstörten; sie
hatten eigentlich nur das Wohnhaus nebenan in die Luft jagen wollen. Wenige
Wochen zuvor starben eine ältere Frau und ein behinderter Mann unter den
Trümmern ihrer Häuser in Gaza, als Soldaten sie schlicht "übersahen". Das waren
nicht einfach Unfälle. Es ist gängige israelische Praxis, Häuser so überstürzt
abzureißen, dass noch die gesamte Habe der Bewohner darin ist und in der Eile
keine Zeit für prosaische Sicherheitsvorkehrungen bleibt..... Quelle
Rafah: ISM-Aktivistin von Bulldozer getötet
Medienmitteilung ISM Nablus Von: gfc / ISM Nablus 16.03.2003 22:56
Am Sonntag, 16. März um ca. 17 Uhr wurde im Rafah Flüchtlingslager
Rachel Corey, Aktivistin des International Solidarity Movements ISM, durch einen
Bulldozer der israelischen Besatzungsarmee IOF getötet. Sie versuchte mit
anderen AktivistInnen, die illegalen Hauszerstörungen der IOF zu verhindern.
Rachel Corey, 23-jaehrige Aktivistin von ISM Gaza, wurde heute
Nachmittag von einem IOF-Bulldozer getötet, der ein Haus im Quartier Al-Salam im
Flüchtlingslager Rafah zerstören wollte. Rachel verhandelte zuerst mit dem
Soldaten im Bulldozer, blieb aber erfolglos. Der Fahrer hatte deutlich erkannt,
dass es sich beim späteren Opfer um eine internationale Menschenrechtsaktivistin
handelte. Da der Bulldozer mit der Zerstörung fortfuhr, fiel Schutt auf die
amerikanische Aktivistin und sie strauchelte. Der Bulldozer fuhr schließlich
zweimal über die am Boden liegende Aktivistin. Gemäss Dr. Ali Musa vom
Al-Najar-Spital starb Rachel an verschiedenen Schädel- und Knochenbrüchen.
Dies ist nicht der erste direkte und absichtliche Angriff israelischer
Besatzungssoldaten auf internationale AktivistInnen. Rachel Corey ist jedoch das
erste Todesopfer aus den Reihen ISMs. Ihr Tod ist für die AktivistInnen vor Ort
ein Schock, ISMs fortdauernder Widerstand gegen die alltäglichen
Kriegsverbrechen der israelischen Regierung und der IOF steht deswegen nicht in
Frage. Die israelische Besatzungsarmee unterscheidet nicht zwischen
unbewaffneten Zivilpersonen und bewaffneten Kämpfern und weicht längst nicht
mehr davor zurück, internationale AktivistInnen offen anzugreifen und gar – wie
heute – zu ermorden.
Seit Ausbruch der 2. Intifada starben neben Rachel bereits mehr als
2320 PalästinenserInnen durch die Repression der israelischen Besatzungsarmee.
Im Gaza-Streifen wurden bislang mehr als 600 Häuser, davon der größte Teil in
Rafah nahe der Grenze zu Ägypten, von den IOF zerstört, was Art. 53 der 4.
Genfer Konvention eindeutig verletzt. ISM-AktivistInnen, darunter gegenwärtig
zwei schweizer Staatsangehörige, unterstützen seit Monaten den gewaltlosen
Widerstand gegen die systematischen Hauszerstörungen u.a. in Rafah.
ISM ist eine palaestinensisch-internationale Bewegung, deren Ziel es
mitunter ist, dass Leiden der palaestinensischen Zivilbevölkerung unter der
israelischen Besatzung zu lindern bzw. gegen die alltäglichen Exzesse der
israelischen Armee einzustehen. Obwohl gemäss der 4. Genfer Konvention die
Zivilbevölkerung im Falle einer Besatzung oder eines bewaffneten Konfliktes als
"geschützt" behandelt werden muss, hat sich die internationale Gemeinschaft seit
Jahren nicht ernsthaft mit der Situation der palästinensischen Bevölkerung
befasst und freiwillige, ungeschützte Menschen aus aller Welt übernehmen seit
längerem diese Verantwortung. Rachel hat heute ihr Engagement gegen die
alltäglichen Menschenrechtsverletzungen mit ihrem Leben bezahlt.
Das International Solidarity Movement (ISM) ist von dem
Kanadischen Parlamentsabgeordneten Svend J. Robinson am 2. Mai für den
Friedesnobelpreis 2004 vorgeschlagen worden, wie jetzt ein Mitarbeiter
Robinsons, Jake Wilson, Freace gegenüber bestätigte.
In dem Nominierungsbrief schreibt er: "Der Beitrag des ISM für den Frieden im
Mittleren Osten, bei der Verteidigung von Menschenrechten und beim Schutz
internationaler Gesetze ist beispiellos. Die selbstlosen Bemühungen der
organisation, den Frieden zu fördern und das Leben unschuldiger Zivilisten im
israelisch-palästinensischen Konflikt zu schützen verdienen eindeutig
internationale Anerkennung."
Trotz der Nominierung der Organisation hebt Robinson in dem Schreiben die
Leistungen und Schicksale dreier Mitarbeiter des ISM besonders hervor. Das von
Rachel Corrie, die von einem israelischen Bulldozer getötet wurde, als sie das
Haus einer palästinensischen Familie vor der Zerstörung schützen wollte, das von
Tom Hurndall, der von einem israelischen Scharfschützen angeschossen wurde und
seitdem im Koma liegt und das von Brian Avery, dem ebenfalls von einem Israeli
ins Gesicht geschossen worden ist.
Das Schreiben schließt mit den Worten "Ein Friedensnobelpreis für das ISM wäre
die passende Anerkennung für die Tapferkeit und die Prinzipientreue, die von den
Mitgliedern dieser Organisation und insbesondere von diesen drei Menschen
gezeigt werden. Quelle
Rachel Corrie wuchs in Olympia/Washington auf. Ich
sah sie zum erstenmal, als sie Schülerin im Wahlfachprogramm der Lincoln-Schule
war - 1989. In den letzten beiden Jahren haben wir viel miteinander geredet.
Rachel war sanft und engagiert. Unterdrückung, egal wo, machte sie rasend. Sie
war aktiv in der Bewegung für soziale Gerechtigkeit und Frieden. Rachel war sehr
bescheiden und verantwortungsbewusst. Sie war die Seele der 'Bewegung für
Frieden und Gerechtigkeit' hier in Olympia. Zur Gruppe war Rachel über ihre
Studien ('Local Knowledge'-Programm bei Anne Fischel u. Lin Nelson) gekommen.
Rachel engagierte sich sehr aktiv gegen den US-"Krieg gegen den Terror" u. gegen
US-Militarismus. Ich erinnere mich an ein Projekt, in dem sie mit Leib und Seele
aufging: die Aktion in Percival Landing zum Jahrestag der Anschläge - am 11.
September 2002. Dabei ging es gegen den Krieg in Afghanistan und die Repression
im eigenen Land. Auch viele Grundschul-Kinder waren damals, dank Rachels
Engagement, beteiligt. Heute (Sonntag, den 16. März um 19 Uhr) werden wir auf
Percival Landing eine Gedenkwache abhalten. Wir halten sie einerseits im
Angesicht des drohenden Irak-Kriegs und andererseits aus Trauer u. Hochachtung
für Rachel. Beide Anliegen passen gut zusammen, finden wir.
Rachel war eine sehr rationale junge Frau. Sie dachte viel über Strategien nach
- wie kann man die verschiedenen Gerechtigkeits-Organisationen vernetzen - zum
Beispiel die Arbeiterbewegung mit der Friedensbewegung? Rachel arbeitete als
Freiwillige am 'Evergreen Labor Center', organsierte dort maßgeblich eine
Konferenz zum Thema 'Networking' u. 'Strategien für Frieden und Gerechtigkeit'.
Das war im Frühjahr 2002. Und immer war ihr wichtig, die Gemeinde Olympia
miteinzubeziehen: Menschen, die nicht viel wussten über 'Evergreen' oder die
Antikriegs-Bewegung oder über unsere Gruppen zum Thema Ökonomie oder
'Soziale-Gerechtigkeit'. Neben ihrem Studium arbeitete Rachel in einer lokalen
Einrichtung für Psychischkranke (BHR).
Gerechtigkeit für das palästinensische Volk - eines von vielen Themen, für die
Rachels Herz schlug. Sie war eine entschiedene Gegnerin der israelischen
Okkupation. Fühlen war für Rachel gleichbedeutend mit handeln. Sie hatte in
'Evergreen' Arabisch studiert. Also beschloss sie über den Winter ins okkupierte
Palästina, nach Gaza, zu reisen. Ihre Motivation unter anderem: Es könnte sehr
wichtig sein, dass internationale Beobachter dort sind. Rachel hatte erkannt,
falls die USA den Irak angreifen, bombardieren, besetzen, nimmt die israelische
Aggression vermutlich noch weiter zu. Dass es gefährlich sein würde in Gaza, war
Rachel voll bewußt. Um den 20. Januar ist Rachel von hier, von Olympia,
abgereist. Sie reiste zunächst in die Westbank, dann nach Gaza. Dort beteiligte
sie sich mit Leib und Seele an Menschenrechts-Aktionen u. praktizierte
Solidarität mit dem palästinensischen Volk. Zum Frühjahr wollte sie
wiederkommen, zurück ans 'Evergreen'. Rachel Corrie wird nie mehr wiederkommen.
Nehmen wir uns also einen Moment Zeit und überlegen uns, was wir in ihrem Namen,
als ihr Vermächtnis, tun können für ein wenig mehr Frieden, Gerechtigkeit u.
Gleichheit, nicht nur im Nahen Osten sondern überall auf der Welt, auch in den
USA. PETER BOHMER
Quelle
16.3.2013
Wir werden Dich nicht vergessen Rachel Corrie
Geboren: 10. April 1979, Olympia - Gestorben: 16. März 2003, Rafah
Rachel Corries letzte E-mail an ihre Mutter, 28. Februar 2013 -
Am 16. März 2003 wurde die 23-järige Amerikanerin Rachel Corrie beim
Versuch, das Haus einer palästinensischen Familie vor der Zerstörung zu
schützen, von einem israelischen Bulldozer überfahren und getötet. Sie war als
Mitglied der Internationalen Solidaritätsbewegung in den Gazastreifen gekommen,
um gegen die Menschenrechtsverletzungen der israelischen Armee zu protestieren.
Eine Untersuchungen der israelischen Armee kam zum Schluss, dass weder der
Fahrer noch seine Vorgesetzten in der Armee am Tod von Rachel Corrie schuldig
waren. Daraufhin reichten ihre Eltern reichten im März 2010 Zivilklage gegen den
Staat Israel und das Verteidigungsministerium an. Im August 2012 wies ein
Richter in Haifa die Klage zurück und urteilte, dass Rachel Corries Tod ein
Unfall war. Die Eltern kündigten Berufung an.
Danke, Mutti, für Deine Antwort auf meine E-Mail. Es hilft mir wirklich,
wenn ich von Dir höre und von anderen Leuten, denen ich etwas bedeute.
Nachdem ich Dir geschrieben hatte, verbrachte ich etwa 10 Stunden
incommunicado von meiner Verbindungsgruppe bei einer Familie an der vordersten
Front in Hi Salam – sie luden mich zum Essen ein- und haben
Kabelfernsehen. Die zwei vorderen Zimmer des Hauses können nicht benutzt werden,
weil Gewehrschüsse durch die Mauer gefeuert wurden, deshalb schläft die ganze
Familie – drei Kinder und zwei Eltern- im Schlafzimmer der Eltern. Ich schlafe
auf dem Boden neben der jüngsten Tochter, Iman, und wir alle teilen uns die
Decken.
Ich half dem Sohn ein bisschen mit seinen Englischhausaufgaben, und wir
sahen uns ‚Pet Semetery‘ an, was ein schrecklicher Film ist. Ich glaube, sie
fanden es ziemlich lustig, dass ich solche Schwierigkeiten hatte, den Film zu
sehen.
Freitag ist der Feiertag und als ich aufwachte, sahen sie sich „Gummy Bears“
auf Arabisch an. Also frühstückte ich mit ihnen zusammen und sass eine Weile und
genoss einfach das Dasein in diesem grossen See von Decken mit dieser Familie,
die sich Samstagmorgen Comics ansahen, wie mir schien.Dann lief ich eine kurze
Strecke nach B’razil, wo Nidal und Mansu und Grossmutter und Rafat und der ganze
Rest der grossen Familie leben, die mich aus ganzem Herzen adoptiert haben.
(Übrigens hat mir vor einigen Tagen die Grossmutter eine pantomimische
Standpauke auf Arabisch erteilt, die zum grossen Teil aus Pusten bestand, und
auf Deuten auf ihren schwarzen Schal. Ich teilte ihr durch Nidal mit, dass meine
Mutter sich über die Nachricht freuen würde, dass jemand mir eine Rede hier über
das Rauchen hält, das meine Lungen schwärzt.) Ich traf ihre Schwiegertochter,
die auf Besuch vom Flüchtlingslager Nusserat war, und spielte mit ihrem Baby.
Nidals Englisch wird jeden Tag besser. Er nennt mich „Meine Schwester“. Er
hat angefangen, seiner Grossmutter beizubringen, wie man auf Englisch
sagt:“Hallo. Wie geht es Dir?“ Man kann zu jeder Zeit die Panzer und Bulldozer
vorbeifahren hören, aber alle hier gehen wirklich herzlich miteinander um, und
mit mir.
Wenn ich mit palästinensischen Freunden zusammen bin, bin ich nicht so
entsetzt als wenn ich versuche, in der Rolle des Menschenrechtsbeobachters zu
dokumentieren oder in direkter Aktion Widerstand zu leisten. Sie sind ein gutes
Beispiel, wie man auf die Dauer aushalten kann. Ich weiss, dass die Situation
sie auf verschiedenen Ebenen beeinflusst – und sie letztendlich wirklich
bedrückt-, aber ich bin trotzdem erstaunt über ihre Stärke, mit der sie ihre
Menschlichkeit zu einem grossen Grad– Lachen, Grosszügigkeit, Zeit für die
Familie- gegen den unglaublichen Horror bewahren können , der sich in ihrem
Leben ereignet, und gegen die konstante Gegenwart des Todes.
Nach dem heutigen Morgen fühlte ich mich viel besser. Ich habe sehr viel
Zeit mit dem Schreiben über die enttäuschende Entdeckung, aus erster Hand
zumeist, verbracht, zu welchem Übel wir immer noch fähig sind. Ich muss
zusätzlich beschreiben, dass ich auch einen Grad der Stärke und die grundlegende
Fähigkeit von Menchen entdecke, in den schwierigsten Umständen menschlich zu
bleiben – was ich ebenfalss zuvor nicht gesehen habe. Ich glaube, das Wort dafür
ist Würde.
Ich wünschte, Du könntest diese Menschen treffen. Vielleicht, hoffentlich,
wirst du sie eines Tages treffen.
Die Tötung von Rachel Corrie - Tom Dale schrieb
am 18. März 2003: Viele von euch werden verschiedene Berichte über den Tod von
Rachel Corrie gehört haben, vielleicht haben manche nichts davon gehört. Nicht
wichtig, ich war 10 Meter entfernt, als es sich vor zwei Tagen ereignete, und so
geschah es.
Wir hatten die zwei Bulldozer zwei Stunden lang beobachtet und manchmal
blockiert, als einer [der Bulldozer]in Richtung eines Hauses fuhr, das - wie wir
wussten- von der Demolierung bedroht war. Rachel ging vor ihm auf die Knie. Sie
war 10-20 Meter vor dem Bulldozer, klar zu sehen, das einzige Objekt auf viele
Meter, in direkter Sicht. Sie standen im Funkkontakt mit einem Panzer, von dem
man die Situation im Profil sehen konnte. Es ist nicht möglich, dass sie sie
nicht von ihrem erhöhten Führerhaus sehen konnten. Sie wussten, wo sie war, ohne
Zweifel.
Der Bulldozer fuhr langsam auf Rachel zu, und sammelte beim Fahren Erde in
der Schaufel an. Sie kniete dort, sie rührte sich nicht. Der Bulldozer erreichte
sie, und sie stand auf und kletterte auf den Erdhaufen. Es sah aus, als würde
sie ins Cockpit sehen. Der Bulldozer schobRachel weiterhin, so dass sie den
Erdhaufen hinunterrutschte, wobei sie sich umdrehte. Ihr Gesicht zeigte, dass
sie in Panik geriet und es war klar, dass sie in Gefahr war, überwältigt zu
werden.
Alle Aktivisten schrien dem Bulldozer zu, dass er anhalten müsse und zeigten
der Mannschaft durch Gesten, dass Rachel sich dort befand. Wir waren deutlich zu
sehen, wie Rachel zuvor. Sie machten weiter. Sie drückten Rachel zuerst unter
den Erdwall, dann unter die Schaufel, dann fuhren sie weiter, bis ihr Körper
unter dem Cockpit war. Sie warteten einige Sekunden über ihr, bevor sie
rückwärts fuhren. Sie fuhren zurück, mit der Schaufel heruntergedrückt, so dass
sie ein zweites Mal über ihren Körper presste. Ich dachte jeden Moment, dass sie
stoppen würden, aber das taten sie nicht.
Ich rannte auf der Suche nach einem Krankenwagen; sie rang nach Atem und ihr
Gesicht war blutig von einer Wunde, die zwischen Lippen und Wange klaffte. Sie
zeigte Anzeichen einer Gehirnblutung. Sie starb einige Minuten später in der
Ambulanz an massiven internen Verletzungen. Sie war ein brillianter,
intelligenter und erstaunlicher Mensch, äusserst tapfer und engagiert. Sie ist
von uns gegangen und ich kann es nicht glauben.
Die Gruppe hier in Rafah hat beschlossen, dass wir hier bleiben und
weiterhin, so weit wir können, gegen die Menschenrechtsverletzungen kämpfen.
Ich will noch hinzufügen, dass nach Rachel 10 Palästinenser im Gazastreifen
starben.
Peace Under Fire.
Israel/Palestine and the International Solidarity Movement, 2004, S. 235-236
(Übersetzung: Martina Lauer)
Auszüge aus einer Mail von Rachel
am 7. Februar 2003
Ich bin jetzt 14
Tage und eine Stunde in Palästina und ich habe noch immer wenig Worte, um das zu
beschreiben, was ich sehe. Es ist sehr schwierig für mich, darüber nachzudenken,
was hier abläuft, wenn ich einen Brief in die USA schreibe.... Ich weiß nicht,
ob viele Kinder hier jemals ohne Raketen-Löcher in den Wänden ihrer Wohnungen
gelebt haben und ohne Türme einer Besatzungsarmee, die sie ständig aus nächster
Nähe beobachtet. Ich denke, bin mir aber nicht ganz sicher, dass selbst die
kleinsten Kinder begreifen, dass das Leben nicht überall so ist. Vor zwei Tagen
wurde ein Achtjähriger von einem israelischen Panzer angeschossen und getötet
und viele flüstern mir gegenüber seinen Namen "Ali" oder zeigen auf das Poster
von ihm an den Wänden. Die Kinder lassen mich auch gern meine sehr begrenzten
arabischen Sprachkenntnisse ausprobieren und fragen mich: "Kaif Sharon? Kaif
Bush?" Und sie lachen, wenn ich als Antwort sage: "Bush Majnoon!" "Sharon
Majnoon!" (Wie ist Sharon? Wie ist Bush?" "Bush ist verrückt!" "Sharon ist
verrückt!" Natürlich ist das nicht ganz, was ich glaube und einige der
Erwachsenen, die englisch können, korrigieren mich: "Bush mish Majnoon! Bush ist
ein Geschäftsmann". Heute versuchte ich auf arabisch zu sagen: "Bush ist ein
Werkzeug"- aber ich glaube, ich habe es nicht richtig übersetzt. Aber auf jeden
Fall gibt es hier Achtjährige, die mehr davon verstehen, wie globale
Machtstrukturen arbeiten, als ich vor wenigen Jahren, zumindest was Israel
betrifft. Trotzdem denke ich über die Tatsache nach, dass egal wie viel man
liest, auf Konferenzen hört, Dokumente studiert und mündlichen Zeugen lauscht,
mich nichts auf die Realität der Situation hier vorbereiten konnte. Ihr könnt es
euch nicht vorstellen, wenn Ihr es nicht selbst seht - und selbst dann , ist man
sich ständig bewusst, dass die eigene Erfahrung ganz und gar nicht die Realität
ist. Welche Schwierigkeiten die israelische Armee wohl hätte, wenn sie auf einen
unbewaffneten US-Bürger geschossen hätte? Und die Tatsache, dass ich Geld habe,
um Wasser zu kaufen, wenn die Armee die Quellen zerstört und natürlich die
Tatsache, dass ich jederzeit die Möglichkeit habe, das Land zu verlassen. Keiner
in meiner Familie wurde erschossen, keiner im Wagen fahrend von einer Granate
getroffen, die von einem der Türme am Ende einer Hauptstraße in meiner
Heimatstadt abgeschossen wurde. Ich habe ein Zuhause. Mir ist es erlaubt, das
Meer zu sehen. Noch ist es für mich sehr schwierig, mir vorzustellen, dass man
monate- oder jahrelang ohne Gerichtsverhandlung gefangen gehalten werden kann
(und dies nur weil ich eine weiße US-Bürgerin bin im Gegensatz zu vielen
anderen) Wenn ich zur Schule oder zur Arbeit gehe, kann ich ziemlich sicher
sein, dass es da keinen schwer bewaffneten Soldaten gibt, der auf halben Weg von
Mud Bay zur Innenstadt von Olympia an einem Checkpoint auf mich wartet - mit der
Entscheidungsgewalt, ob ich meinem Beruf nachgehen kann und dann wieder nach
Hause, wenn ich fertig bin. Wenn ich mich bei der Ankunft dabei grob verletzt
fühle und kurz und nicht vollkommen in die Welt dieser Kinder eintrete, dann
frage ich mich, wie es sein würde, wenn sie in meine Welt eintauchen würden.
Sie wissen, dass Kindern in den USA die Eltern gewöhnlicherweise nicht
erschossen werden, und sie wissen, dass die Kinder dort immer wieder mal das
Meer sehen können. Aber wenn du einmal das Meer gesehen hast und an einem
stillen Ort lebst, wo Wasser selbstverständlich ist und nicht übernacht von
Bulldozern gestohlen wird, und wenn du mal einen Abend verbracht und dich nicht
dabei gewundert hast, dass die Wand deines Heimes nicht plötzlich nach innen
fällt und dich vom Schlaf aufschreckt. Und wenn du einmal auf Leute triffst, die
niemals jemanden verloren haben, und wenn du einmal die Erfahrung der Realität
einer Welt gemacht hast, die nicht umgeben ist von mörderischen Türmen, Panzern,
von Waffen strotzender"Siedlungen" und nun von einer riesigen Metallwand, dann
frage ich mich, ob du der Welt für all die Jahre deiner Kindheit vergeben
kannst, die du im Widerstand lebtest, nur lebtest, -- im Widerstand lebtest
gegen die ständige Strangulierung durch die militärisch viert stärkste Macht der
Welt., die auch noch von der einzigen Weltmacht unterstützt wird - im Widerstand
lebtest gegen den Versuch, dich und dein Haus auszulöschen. Das ist es, was ich
von diesen Kindern wissen will. Ich frage mich, was würde geschehen, wenn ihnen
das alles ganz bewusst wäre.
Übrigens - nach all den offenen Fragen und Gedanken - bin ich in Rafah, einer
Stadt von etwa 140 000 Bewohnern, von denen etwa 60 % Flüchtlinge sind, viele
zum zweiten oder dritten Mal Flüchtlinge. Rafa existierte schon vor 1948, aber
die meisten Leute hier sind selbst Flüchtlinge oder Abkommen von solchen, die
früher im historischen Palästina - jetzt Israel lebten. Rafah wurde geteilt, als
der Sinai an Ägypten zurückgegeben wurde. Im Augenblick bauen die Israelis eine
14 m hohen Mauer zwischen Rafah in Palästina und der Grenze und schaffen
zwischen den Häusern und der Grenze Niemandsland. 602 Häuser sind - nach dem
Rafah-Flüchtlingskomiteee - schon vollständig zerstört worden. Die Zahl der
Häuser, die teilweise zerstört wurden, ist viel größer. Als ich heute über die
Schutthügel lief, wo einmal Häuser standen, riefen mir ägyptische Soldaten von
der andern Seite zu: "Mach dass du wegkommst!" denn ein Panzer rollte heran. Sie
winkten mir dann noch zu und riefen "What's your name?" (Wie heißt du?) Diese
freundliche Neugierde hat etwas Beunruhigendes an sich. Es erinnerte mich daran,
dass wir bis zu einem gewissen Grad alle gegenüber andern Kindern neugierige
Kinder sind. Ägyptische "Kinder" rufen einer Ausländerin zu, dass sie auf der
Spur eines Panzers läuft. Palästinensische Kinder werden beschossen, sobald sie
neugierig um Mauerecken schauen, um zu erfahren, was dort los ist.
Internationale "Kinder" stehen mit Postern vor den Panzern. Israelische "Kinder"
in den Panzern schreien gelegentlich - und manchmal winken sie sogar - viele
sind gezwungenermaßen hier - viele nur eben aggressiv und schießen in die
Häuser, während wir weggehen. Zusätzlich zu der ständigen Gegenwart der Panzer
an der Grenze entlang und im westlichen Gebiet zwischen Rafah und den
(isr.)Siedlungen an der Küste, gibt es so viele israelische Militär-Türme, dass
ich sie gar nicht mehr zählen kann, am Horizont entlang, am Ende jeder Straße.
Manche nur gerade aus militärgrünem Metall. Andere bestehen aus seltsamen
Wendeltreppen, von Netzwerk verhangen, damit man nicht sieht, was sich dahinter
abspielt. Einige sind versteckt zwischen Häusern und gerade so hoch wie sie. Da
entstand kürzlich ein neuer Turm - innerhalb der kurzen Zeit, in der wir Wäsche
wuschen und zweimal die Stadt durchquerten, um Transparente aufzuhängen. Trotz
der Tatsache, dass einige der Gebiete, die der Grenze am nächsten liegen, zum
ursprünglichen Rafah gehören, dessen Familien seit wenigstens hundert Jahren auf
ihrem Land leben, sind nur die Lager von 1948 im Zentrum der Stadt nach dem
Oslo-Abkommen palästinensisch kontrollierte Gebiete. Aber so weit wie ich es
sehen kann, gibt es nur wenige oder gar keine Orte, die nicht innerhalb der
Sichtweite des einen oder andern Wachturms liegen. Ganz sicher gibt es keinen
Ort, der nicht von Apachen-Hubschraubern getroffen werden kann oder von den
Kameras der unsichtbaren Dronen, die wir stundenlang über der Stadt summen
hören. Ich habe Probleme damit, an Nachrichten von der Außenwelt heranzukommen,
aber ich höre dass eine Eskalation im Irakkrieg unvermeidlich sei. Da macht man
sich hier große Sorgen, wegen einer "Wiederbesetzung des Gazastreifens". Aber
Gaza ist schon täglich in verschiedenem Ausmaße wiederbesetzt. Ich glaube, man
hat Angst davor, dass Panzer bald wieder in allen Straßen stehen und dort
bleiben, statt in einige Straßen zu rollen und sich nach einigen Stunden oder
Tagen wieder zurückzuziehen, nachdem sie beobachtet und vom Rand der Gemeinden
geschossen haben. Ich hoffe, die (verantwortlichen) Leute fangen an, über die
Folgen des Krieges für die ganze Region nachzudenken. Ich hoffe, Ihr kommt
hierher. Unsere Zahl an Internationalen schwankt zwischen fünf und sechs. Die
Stadtteile, die uns um unsere Gegenwart gebeten haben, sind Yibna, Tel El
Sultan, Hi Salam, Brazil, Block J, Zorob und Block O. An einer Quelle in den
Außenbezirken von Rafah sollte jemand Tag und Nacht sein, nachdem die
israelische Armee die beiden größten Quellen von Rafah zerstört hat. Nach der
zuständigen Wasserbehörde hatten diese beiden Quellen Rafah mit der Hälfte der
notwendigen Wassermenge versorgt. Viele Gemeinden baten die Internationalen
Helfer, nachts anwesend zu sein, um Häuser vor Zerstörung zu schützen. Nach zehn
Uhr ist es sehr schwierig, sich zu bewegen, weil die Armee jeden, der sich auf
der Straße befindet, als Widerständler ansieht und auf ihn schießt. Wir sind
einfach viel zu wenige.
Ich denke noch weiter daran, dass meine Stadt Olympia, eine Menge gewinnen und
anbieten könnte, wenn sie sich entscheiden könnte, mit Rafah eine Partnerschaft
einzugehen. Einige Lehrer und Kindergruppen haben schon ihr Interesse an einem
E-mail-Briefwechsel gezeigt. Aber das wäre nur die Spitze eines Eisberges an
Solidaritätsarbeit, die getan werden könnte. Viele Leute wollen gehört werden,
und ich denke, wir sollten einige unserer Privilegien als Internationale
(Helfer) nützen, dass diese Stimmen direkt in den USA gehört werden, nicht nur
durch das Filter wohlmeinender Internationaler (Helferinnen), wie ich es bin.
Ich stehe am Anfang eines Lernprozesses, der mir meine sehr intensive
Bevormundung zeigt und die Fähigkeit von Menschen, sich allen Widrigkeiten zum
Trotz zu organisieren und all diesen Widrigkeiten zu widerstehen.
Quelle
16.3.2013
Rachel Corrie, elf Jahre alt, fleht die
Welt um Hilfe an!!
"Ich
bin für die anderen Kinder hier. Ich bin hier, weil ich mir Sorgen mache. Ich
bin hier weil Kinder überall leiden und weil 40.000 Menschen jeden Tag an Hunger
sterben. Ich bin hier, weil diese Menschen hauptsächlich Kinder sind. Wir müssen
verstehen, das die Hilfsbedürftigen überall um uns herum sind und wir ignorieren
sie. Mein Traum ist es die 40.000 Menschen zu retten, die jeden Tag sterben.
Mein Traum kann und wird wahr werden.
Wenn wir alle gemeinsam in die Zukunft schauen und das Licht sehen, das da
scheint."
Racheel Corrier appellierte an die Welt Gemeinschaft als sie elf Jahre alt war.
Sie machte ihren Appell wahr, in dem sie mit 21 Jahren nach Palästina ging, um
den dort bedrängten Menschen zu helfen. Sie teilte gemeinsam mit den Armen und
Verfolgten Palästinensern Tisch und Bett. Half ihnen bei der Feldarbeit. Baute
gemeinsam mit ihnen deren Häuser auf. Sie stellte sich schützend vor den
Bulldozer der israelischen Armee, die die Häuser der Palästinenser niederreißen
sollten, um Platz zu schaffen für die illegalen Siedlungen.
Am 16 März 2003 geschah das Unfassbare! Racheel Corrier wurde von einem
israelischen Bulldozer überfahren als sie sich wieder einmal schützend vor einem
Haus der Palästinenser stellte um die Zerstörung dessen Hauses zu verhindern.
Der Baggerfahrer überschüttete Racheel mit Sand um sie danach mehrmals zu
überrollen. Racheel Corrier eine amerikanisch-jüdische Studentin wurde mit 23
Jahren von der israelischen Armee feige ermordet
Sie
wollte Frieden stiften zwischen Juden und Palästinensern, sie wollte ein Zeichen
setzten und büßte dafür mit dem Tod. Wir gedenken ihr in Ehrfurcht. Möge ihr
Einsatz für den Frieden im Nahen Osten ein Beisbil für viele Nachahmer sein.
Möge ihr Traum in Erfüllung gehen. Die Hoffnung stirbt zu letzt! - Klaus Franke