4.4.2011
Tsafrir Cohen -
Auf der Mauer -
In Erinnerung an
Juliano Mer
Khamis
- Am
Montag-Nachmittag,
den 4. April
2011, ist unser
Freund, Kollege
und
Projektpartner
Juliano Mer
Khamis auf
offener Straße
im
palästinensischen
Flüchtlingslager
Jenin erschossen
worden. Der
Schauspieler und
Filmemacher
Juliano Mer
Khamis war
Direktor des
Freedom Theatre
in Jenin – einem
Ort der
künstlerischen
und politischen
Freiheit, der
der israelischen
Besatzung ebenso
widersteht wie
den
patriarchalen
und religiös
verbrämten
lokalen
Machtsstrukturen.
Juliano war ein
unerschrockener
Vorkämpfer für
einen gerechten
Frieden zwischen
Israel und
Palästina. Er
kritisierte die
israelische
Kriegs- und
Besatzungspolitik
aufs Schärfste.
Genauso schloss
seine
Solidarität mit
den entrechteten
Palästinensern
die Kritik am
politischen
Irrwitz und an
der
Rückwärtsgewandtheit
einer
vermeintlichen
palästinensischen
Selbstbehauptung
ein. Juliano war
schonungslos mit
sich und mit den
politischen
Kräften, die die
strikte Trennung
und die
Unversöhnlichkeit
zwischen beiden
Lagern auf ewig
zu zementieren
suchen. Sohn
zweier
israelischer
Kommunisten -
einer jüdischen
Mutter und einem
palästinensischen
Vater -
verweigerte er
sich mit all
seiner Kraft und
persönlichen
Präsenz
ethnischen,
politischen,
religiösen
Zuschreibungen,
die den
Einzelnen nicht
mehr die Wahl
einer freien
Entscheidung und
einer eigenen
politischen
Haltung lassen,
die Unrecht als
Unrecht erkennt.
In diesem Sinne hat er die Schauspielschule und das Theater in
Jenin betrieben.
Und er hat dabei
mit großer
Vehemenz die
künstlerische
Freiheit
verteidigt und
dies nicht als
eine
künstlerische
sondern als eine
politische
Herausforderung
verstanden.
Immer wieder
erhielt er
Morddrohungen.
Gegen das
Theater wurden
mehrere
Anschläge
verübt. In einem
Interview 2009
in der taz sagte
er auf die
Frage, ob er
sich in Jenin
bedroht fühle:
„Manchmal mehr,
manchmal
weniger. Aber
das ist immer
noch besser als
in Tel Aviv den
Entertainer zu
spielen.“ Er war
kein Hasardeur,
sondern ein
Künstler und ein
politisch
denkender und
handelnder
Mensch, der sich
widersetzte.
Keiner
verkörperte wie
er den
Brückenschlag
zwischen Juden
und
Palästinensern.
Er gehörte zu
denen auf beiden
Seiten, die die
Universalität
der
Menschenrechte
und das
kritische Denken
gegen die
Mehrheitsmeinungen
in ihren
Gesellschaften
verteidigen. Für
sie und uns alle
ist der Mord an
Juliano eine
persönliche und
politische
Tragödie. Bei
der Tournee des
Freedom Theatres
in Deutschland
2009 sagte er
von sich: „Ich
sitze auf der
Mauer.“ Ein Bild
der Freiheit und
des
Selbstbewusstseins.
Aber in Zeiten
wie diesen ein
todgefährlicher
Ort. Juliano Mer
Khamis wurde 53
Jahre alt. Er
hinterlässt
seine Frau Jenny
und zwei Kinder.
Zu seiner
Haltung und
seiner Handlung
gibt es keine
Alternative. Wir
werden, so gut
es geht, in
seinem Sinne die
Arbeit
fortsetzen. Das
Team von medico
international