Erhalten von Michel Flament, Frankreich
flament(at)evc.net : Civimed Initiative, CCIPPP, AMD67, ATTAC
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Vorbemerkung: Anfang September 2003
besuchte Ariel Sharon Indien. Am Grabe Gandhis legte er voller Andacht
Blumen nieder. Glaubte er wirklich, hier einen Verwandten im Geiste zu
grüßen? Der folgende Bericht gibt darauf eine Antwort.
Die folgenden
Schadensbilanzen der seit drei Jahren andauernden Intifada beruhen auf
amtlichen Angaben: einmal von israelischer Seite, das andere Mal von
palästinensischer Seite. Die israelische Bilanz beruht auf einer bisher
noch nicht veröffentlichten Studie zweier israelischer Wissenschaftler
(die Publikation ist für Ende 2003 angekündigt) und umfasst den
Zeittraum von 1967 bis heute, weist aber auch Zahlen für die Zeit der
Intifada (Sept. 2000 bis heute) aus. Die Ergebnisse der Studie wurden im
Newsletter der Israelischen Botschaft vom 10.10.2003 mitgeteilt.
Die Bilanz der palästinensischen Opfer stammt aus einer französischen
Quelle: "Civimed Initiative".
Intifada: Bilanz vom 28.9.2000 – 23. 8.2003
Getötete Palästinenser: 2589, davon 254 außergerichtliche
Hinrichtungen ( ernste Übertretungen der 4.Genfer Konvention, die als
Kriegsverbrechen betrachtet werden); unter den Opfern 119 zufällig in
der Nähe befindliche Personen, davon 29 Kinder und 23 Frauen. (1)
475 (19%) unter 18 Jahre alt; 85% Zivilisten.
538 wurden durch schwere Waffen getötet.
1575 durch Explosivgeschosse getroffen.
Sie sind nicht Gegenstand irgendeiner
gerichtlichen Untersuchung und garantieren so die Straflosigkeit des
israelischen Militärs. Das erlaubt ihm außerhalb des Gesetzes zu
handeln. (2)
Verwundete Palästinenser:
mehr als 41 000 (3) Westbank: (4): 35,7% Kinder, 32,4 durch scharfe
Munition; 64,9% im oberen Teil des Körpers, 39% haben mittlere bis
schwere Verletzungen ( auf Grund von 16 673 Fällen vom 28.2. 2002) – im
Gazastreifen (5): etwa 20% Kinder, 37% durch scharfe Munition, 60 % im
oberen Teil des Körpers ( nach 6000 Fällen vom 6.3.2002)
UNICEF
schätzt, dass 7000 Kinder verletzt wurden (6)
Etwa 2500 werden auf Dauer behindert
sein (7), davon 500 Kinder (8)
Gezielte Angriffe mit Todesfolge auf
diensttuende Ärzte , Sanitäter, Ambulanzwagenfahrer (9) 15
(1 Deutscher), (gezielt auf Ambulanzwagen oder bei Bombenangriffen auf
Wohnviertel (10)
Sanitäter
des Roten Kreuzes bei Notdiensteinsätzen: 180 verwundet.
Sanitätshelfer des UPMRC ( Vereinigung Palästinensischer Mediziner)
wurden verwundet, davon 2 Ärzte.
25
Ambulanzwagen des Roten Kreuzes wurden zerstört.
197 Ambulanzwagen des PRCS (Pal. Roten Halbmondes) wurden mit
scharfer Munition beschossen, mit Gummi ummantelten Stahlgeschossen oder
von jüdischen Siedlern mit Steinen beworfen
432 Fälle
von Verweigerung, einen Ambulanzwagen am Kontrollpunkt durchfahren zu
lassen
Im Laufe
der langen Invasion im März/ April 2002 wurden Teams des UPMRC
verhaftet, inhaftiert oder es wurde ihnen bis zu 3 mal pro Tag der
Zugang verwehrt. Seit April 2002 wurde die Bewegung mobiler Kliniken
stark beeinträchtigt.
70
Freiwillige des Notdienstes sind seit der Invasion am 29. März
2002 verhaftet worden (11)
81
Personen sind gestorben, weil ihnen medizinische Versorgung versagt
wurde.
Angriffe
auf Krankenhäuser
(Patienten verletzt, Stromversorgung unterbrochen); Bombardement des
Französischen Krankenhauses in Bethlehem (Schaden auf 25 000 $
geschätzt) (12) Al-Hussein-Krankenhaus in Bethlehem (13); scharfe
Munition gegen das Krankenhaus in Beit Jala, A-Dibs, und das
Französische Krankenhaus in Bethlehem (14), Al-Alia-Krankenhaus in
Hebron dreimal (15), Al Yammama (Bethlehem), PRCS Entbindungsklinik
(Ramallah) und Ramallah Hauptkrankenhaus wurden bombardiert. (16)
Zugang zum Krankenhaus Khalid in Ramallah
wurde während mehrerer Tage verhindert (17)
Siedler griffen das
Auguste-Viktoria-Krankenhaus in Jerusalem an, ein Sicherheitsbeamter
wurde angeschossen ( mit Maschinenpistole) (18)
Während der langen Invasion im März/ April
2002 wurde eine große Anzahl von Krankenhäusern und Kliniken in der
ganzen Westbank angegriffen.
Journalisten:
12 palästinensische Reporter wurden getötet, von denen einer ein
Italiener und ein anderer ein Brite war. 295 Journalisten wurden
verwundet, mindestens 167 Journalisten wurden von isr. Soldaten
angegriffen, geschlagen, verhaftet, das Material konfisziert oder
zerstört.
Mindestens 94 Pressezentren wurden
bombardiert, verwüstet oder beschädigt; im Laufe von 46 Vorfällen wurde
das Material beschädigt. (19)
31.März 2002. Ramallah und el-Bireh werden zu
militärischen Zonen erklärt und abgesperrt. Journalisten daran gehindert
einzudringen, vor Ort befindliche Journalisten aufgefordert, das Gebiet
sofort zu verlassen. April 2002: die Internationale Vereinigung der
Journalisten erklären die Westbank zur zweitgefährlichsten Region für
Journalisten nach Afghanistan.
Verwendete Munitionstypen (20):
Kugeln: 5,56 mm (Kaliber 223), 7,02mm, 9mm (Kaliber 50) 500mm, 800 mm,
Stahlkugeln mit Gummi/ Plastik ummantelt.
Raketen, Granaten von Panzern/ Kampfwagen.
Jagdflugzeuge F16.
Wiederbesetzung und Überfälle:
Wiederbesetzung der Zone A ( vor den großen Operationen im März/ April
und Juni 2002): die schlimmsten Fälle: Bethlehem: 10 Tage, Jenin: 40
Tage,, Ramallah und el-Bireh: 20 Tage, Tulkarem, Qalqilia.
Invasion in die Zone A: Beit Rima,
Deir Ghassana, Beit Lahia.
Februar/ März 2002: Sharon beginnt die
Angriffe auf die pal. Flüchtlingslager in der Westbank. Balata bei
Nablus ist das Ziel eines besonders gewalttätigen Angriffes. 180
Palästinenser, meistens Flüchtlinge werden innerhalb von 2 Wochen
getötet ( 28.2.-12.3.2002). Große Zerstörungen und Schäden an
Privateigentum.
29. März – 1. Mai 2002: Invasion
israelischer Panzer in allen wichtigen Städten der Westbank, außer in
Hebron und Jericho. Die Städte stehen 24 Stunden lang unter
Ausgangssperre. Das medizinische Personal und die Ambulanzwagen werden
systematisch angegriffen. Akte des Vandalismus und große Zerstörungen
der zivilen Infrastruktur. Nahezu 260 Palästinenser werden getötet.
Internationale Proteste; der Sonderbeauftragte der UNO erklärt, dass die
begangenen Militäraktionen in Jenin „unglaublich schrecklich“ und
„moralisch abstoßend“ seien. (21)
19.Juni: die israelische Regierung lässt zum
2.Mal in großem Ausmaß in die Städte und Dörfer eindringen (außer in
Jericho). Totale Wiederbesetzung der palästinensischen Gebiete. Während
des ganzen letzten Monats leben 2 Millionen Palästinenser 24Stunden lang
täglich unter Ausgangssperre. Absperrung und Ausgangssperren.
Kollektivstrafmaßnahmen: das betrifft
3 Millionen Palästinenser in der Westbank und im Gazastreifen. Seit
Beginn der Besetzung von 1967 handelt es sich um die längsten und
schwersten Einschränkungsmaßnahmen, die die ganze Bevölkerung trifft.
(22).
Zugang zu medizinischer Versorgung
verweigert.
Strenge Einschränkungen der freien Bewegung
des medizinischen Personals, der Medikamente und medizinischer
Einrichtungen.
Ausgangssperren und Belagerungen: 120
israelische Kontrollpunkte in der WB und im Gazastreifen, kombiniert mit
Straßensperren teilen die WB in 300 von einander getrennte Enklaven und
den Gazastreifen in drei Enklaven.
Totale Ausgangssperre
: 66% der Zeit; teilweise Ausgangssperre WB 34%, Gaza 94% (23)
Die Ausgangssperren bringen große humanitäre
Probleme mit sich, wie abgestellte Wasser- und Stromzufuhr ( Beit Furik
und Beit Dayan). Andere Beispiele: die Bewohner von Al-Mawasi werden mit
einer Identitäts-Nummer gestempelt, damit die isr. Armee ihnen minimale
Bewegung innerhalb und außerhalb der Zone erlaubt. Israel hat
elektrische Barrieren am Eingang von Sifa errichtet, so dass die
Bewohner nur noch zwischen 7 und 9 Uhr am Morgen und zwischen 3 und 5
Uhr am Nachmittag den Ort betreten oder hinausgehen können.
Mai 2002: die israelische Regierung führt
eine neue Regelung für Passierscheine ein und macht den Verkehr
zwischen den Orten in der Westbank unmöglich. Die „Bantustanisierung
der palästinensischen Gebiete ist vollkommen. Der Bau des sog.
„Trennungszaunes“ zwischen Israel und der Westbank wird begonnen.
Abriegelung nach außen:
die Westbank und der Gazastreifen sind vom
Rest der Welt abgeschnitten.
Der internationale Flughafen von Gaza
ist seit Februar 2001 geschlossen. Schließung der „geschützten
Durchfahrt“ zwischen dem Gazastreifen und der Westbank (obwohl von den
Osloer Abkommen verboten). Häufige und lange Abriegelungen des
Überganges nach Jordanien, an der Grenze nach Ägypten (Rafah)
und nach Israel (Al-Mintar, Beit Hanun).
Seit
Anfang März 2002 ist die israelische Armee regelmäßig in Gebiete unter
palästinensischer Kontrolle eingedrungen und hat Dörfer und Städte unter
verlängerte Ausgangssperren gestellt.
Wiederbesetzung und Überfälle.
Festgenommene und verhaftete Palästinenser
durch israelische Behörden. Schätzung: Seit dem 29. März 2002 sind
15000 Palästinenser verhaftet worden, von denen noch immer 6000 im
Gefängnis sind. Unter diesen stehen 1700 unter Administrativhaft (24);
das bedeutet, dass sie nicht vor Gericht gestellt werden, und dass sie
ohne Anklage gegen sie festgehalten werden.
350 palästinensische Kinder
sind zur Zeit in israelischen Gefängnissen und in Haftzentren in
Israel und in der Westbank inhaftiert. Unter ihnen etwa 30 Kinder unter
Administrativhaft. (25)
Zahlreiche Gefangene sind gefoltert
worden und erhalten nicht die nötige medizinische Behandlung.
Verwüstungen an öffentlichem und privatem
Vermögen.
Angriffe auf Wohnbezirke.
(Kollektivstrafen: im Laufe der 15 Monate Intifada entstand ein
Materialschaden, der 305 Millionen $ beträgt. (26)
Im Laufe der langen Invasion im März-April
2002 hat die israelische Armee Sachwerte im Wert von 361 Millionen
Dollar zerstört und geplündert. (27)
Seit
Beginn der Intifada bis Februar 2002 haben Bombardements und das
Demolieren von Häusern 720
Häuser vollkommen zerstört und 11 553 Häuser teilweise beschädigt.
Davon sind 73 600 Personen sind davon betroffen (28)
30
Moscheen, 12 Kirchen (29) 124 Brunnen (30) Friedhöfe sind zerstört
worden.
34 606 Oliven- und andere Fruchtbäume
sind ausgerissen worden (31) und 1162 Dunum ( 116ha)Land konfisziert
worden (32) 14 339 Dunum ( 1434 ha) Land sind von Bulldozern
verwüstet und in Brand gesetzt worden.
Während der Invasion im März –April 2002: 881
Häuser wurden zerstört, 2883 Häuser wurden in den Flüchtlingslagern
beschädigt. 22 500 Personen wurden davon betroffen. (34)
Im Gazastreifen wurden mehr als 601 Häuser
vollständig zerstört, etwa 16 000dunum ( 1600ha) Land, mehrheitlich
landwirtschaftlich genutztes Land wurden vom isr. Militär zerstört. (35)
Unterricht:
(Kollektivstrafen) : der Minister für Bildung und Erziehung ließ
zeitweilig 850 Schulen schließen. 8 Schulen wurden in Militärlager
verwandelt. 185 Schulen sind bombardiert worden oder wurden zu Zielen von
israelischen Scharfschützen. 11 Schulen wurden vollkommen zerstört, 9
Schulen wurden ausgeplündert, 15 Schulen wurden in militärische
Haftzentren umgewandelt.
132
Schüler sind getötet, 2500 Schüler auf dem Schulweg verletzt worden.
1135 Schultage sind wegen israelischer
Angriffe ausgefallen (36)
Während der langen Invasion vom März-April
2002 sind 54730 Unterrichtsstunden/ pro Tag wegen vollkommener
Schließung der Klassen ausgefallen.
Wirtschaftliche Bedingungen
(Kollektivstrafen): Geschätzter Verlust an Einkommen für die pal.
Wirtschaft: zwischen 3,2 und 10 Milliarden Dollar (die Schäden an
öffentlichem und privatem Eigentum nicht mitgerechnet.)
PIB: täglicher Verlust 6,0 bis 8,6 Millionen
Dollar pro Arbeitstag.
Totalverlust durch Gehalt/ Verdienst: 59,4
Millionen Dollar.
Arbeitslosigkeit: in Gaza 67%, Westbank 48%.
75% der Palästinenser leben unter der
Armutsschwelle : weniger als 2$/ Tag: 84% in Gaza und 57,8% in der
Westbank (37)
Der ökonomische Verlust zwingt 69%
palästinensischer Unternehmen, ihre Tätigkeit einzustellen bzw ihre
Produktion zu reduzieren (38)
Sturz des PNB um 51% (39)
Israel hindert 125 000 Palästinenser daran,
ihren Arbeitsplatz aufzusuchen (40)
Die Weltbank schätzt, dass im Falle einer
Lösung des Konfliktes und der Aufhebung aller Abriegelungen, die
palästinensische Wirtschaft mindestens zwei Jahre braucht um sich
zu erholen und um auf den Gehaltstand/ pro Person von vor der Intifada
zu kommen. (41)
Fussnoten:
Es muss bemerkt werden, dass die erwähnten Zahlen dieses Berichtes
vielmehr jenseits der Realität sind. Nicht alle Fälle sind bekannt.
Außerdem gründen sich einige Zahlen auf Berichte, die nicht mehr auf dem
Laufenden sind.
1. Gesundheit, Entwicklung, Information und
Politikinstitut (HDIP) . die aufgestellten Statistiken gründen sich auf
im Augenblick ihrer Berechnung verfügbare Informationen)
2. Bericht von B’tselem: Illusionen der
Zurückhaltung: Menschenrechtsverletzungen während der Ereignisse in den
Besetzten Gebieten vom 29.9.- 2.12.2000.
3. diese Statistiken berücksichtigen nur die
Personen, die sich in eine Behandlungseinrichtung begeben hatten.
4. Gesundheitsministerium
5. Pal. Zentrum für Menschenrechte (PCHR)
6 UN Spezialbericht der Kommission für HR,
Bericht März 2002, zitiert in einem Kommunique der DCI-PAL-Presse vom
19.3.2002
7 General Union der Behinderten Palästinas
8. wie 6
9 Pal. Rotes Kreuz- Gesellschaft (PRCS),
27.10 2001 und Union des medizinisches Hilfskomitees
10.PCHR, 28.6.2002
11.PRCS, 10.7. 2002
12 Direktor des Krankenhauses zur Heiligen
Familie
13 Während der is. Besatzung von Bethlehem
vom 19.-29.10.2001
14 Tageszeitung Al-Ayyam, 19.10.2000
15 LAW-Gesellschaft 4. und 8.11. 2000
16 Während der drei Tage der Invasion und der
Besatzung von Ramallah vom 12.-15.März 2002
17. während der isr. Besatzung von Ramallah
im Oktober 2001
18. LAW 29.10.2000
19. Information vom Syndikat der Pal.
Journalisten (Ramallah)
20 Al-Haq
21 Törje Rod Larsen in einem Interview
mit BBC, 19.4.2002
22. Bericht aus dem Büro des Vertreters der
UN für den Nahen Osten, Februar 2001
23 UNSCO Der Einfluss von Konfrontation,
Grenzschließungen, Bewegungseinschränkungen auf die palästinensischen
Wirtschaft, Oktober 2000 – 30.9. 2001
24 LAW, Pressekommuniqué, 17.7.2002
25 DCI Informationskommuniqué,
August 2002
26.UNSCO
27. berücksichtigt nicht die Verluste von
Lohn und Gehälter, auch nicht die humanitären und sozialen Beiträge.
Ausgeführte Schätzung durch die internationalen Geber.
28. Palästinensische menschliche Katastrophe,
US-Agency für internationale Entwicklung, 10.7.2002
29. Pal.Rat für Gerechtigkeit und Frieden
30. Al-Mezan 2001
31.-33 LAW, 29.11.2001 ( Zahlen seit Anfang
2000)
34 und 35 PCHR, 3.6. 2002
36 Erziehungsministerium, 17.1.2002,
Information allein für die vom Erziehungsministerium abhängigen Schulen
( seit 28.9.2000)
37. PCBS, April 2002
38 Alle hier angegebenen Statistiken: UNSCO.
s. 23
39. Bericht des Ministeriums für Planung und
internationale Zusammenarbeit.
40 Associated Press, 29.10.2000
41 Bericht der Weltbank, März 2002
(Aus dem Französischen: Ellen Rohlfs)
siehe auch |