14.1.2009 - Betr:
Tischgespräch (Kopie der
amerikanischen home
story ?) am 9. 1. 08
Sehr geehrte Damen und
Herren,
das Tischgespräch war
überwiegend seicht und
langweilig, weil Broder
sich offensichtlich
gerne reden hört und
Hoffmann (?) nur als
williger, unkritischer
Stichwortgeber
fungierte. Natürlich hat
in Deutschland jeder das
Recht, Unsinn zu reden,
wovon Herr Broder auch
reichlich Gebrauch
machte. Aber mußte der
WDR ihm hierfür eine
Plattform stellen? Was
Broder zum Beispiel als
israelische
Luxusbesetzung von Gaza
beschrieb, bezeichnete
der israelische
Historiker Baruch
Kimmerling hingegen als
das größte
Konzentrationslager, das
es je gab.
(Siehe
Anlage) Die
Unmenschlichkeit der
Unterdrückung, die den
Palästinensern angetan
wird, berührt Herrn
Broder offenbar nicht.
Nach eigenem Bekunden
schreibt (und redet ?)
er nur aus Langeweile.
Da kann man nicht mehr
erwarten.
Was Broder über das
Holocaust - Denkmal in
Berlin sagte, sehe ich
teilweise ähnlich. Und
seine Schilderungen der
"Irren von Zion" finde
ich nach wie vor
lesenswert. Aber leider
wurde darauf nicht
eingegangen. Es ist
bedauerlich, daß Broder
von der linken in die
israelische
rechtsradikale Ecke
gewechselt hat.
Wann bringen Sie denn
mal Tischgespräche mit
Felicia Langer, Frau
Hecht-Galinsky, Rolf
Verleger und anderen
jüdischen "Dissidenten"?
Mit freundlichen Grüßen
Siegfried Ullmann
Dezember 2006
Auszüge aus
dem Buch
des Baruch Kimmerling:
"Politizid -
Ariel Sharons Krieg gegen
das palästinensische Volk"
und aus anderen jüdischen
Quellen
Baruch
Kimmerling
ist Professor für politische
Soziologie an der
Hebräischen Universität
Jerusalem. Er gehört zu den
Unterzeichnern des
Friedensappells israelischer
Wissenschaftler. In seinem
Buch beschreibt er sehr
detailliert den Lebensweg
des Ariel Sharon und dessen
Einflußnahme auf die
israelische Politik bis zum
Jahre 2003. Seiner Meinung
nach hat sich Israel unter
Sharon zum Faschismus hin
orientiert (Seite 10).
In dem
Klappentext heißt es: "Unter
Ariel Sharon ist Israel zu
einer Kraft der Zerstörung
geworden. Von Beginn seiner
Karriere an galt er als der
brutalste aller israelischen
Generäle und Politiker. Er
soll für zahlreiche
Kriegsverbrechen und
Verbrechen gegen die
Menschlichkeit
verantwortlich sein. Seine
Politik zerstört letztlich
die humanistischen Werte der
eigenen jüdisch-israelischen
Gesellschaft und führt diese
in den Ruin."
Baruch
Kimmerling beschrieb die
generelle Haltung gegenüber
der arabischen Bevölkerung,
die Torpedierung aller
Friedensbemühungen und die
Kolonisierung der
Palästinensergebiete durch
die religiös und
nationalistisch motivierten
Siedler sowie "die
Errichtung einer
Herrenvolk-Republik". Er
berichtet von den
zahlreichen Massakern, für
die Sharon verantwortlich
war. U.a ließ Sharon im
August 1970 im Gazastreifen
Tausende von Häusern
zerstören und große Teile
der Zitrushaine, praktisch
die einzigen Nutzpflanzen
der Region, verwüsten.
Außerdem "wurde der Befehl
ausgegeben, jeden
Verdächtigen ohne Befragung
oder Gerichtsverhandlung zu
erschießen. Daraufhin wurden
über tausend Menschen ohne
Gerichtsverfahren exekutiert
oder erschossen. ... Dies
war der erste Versuch
Sharons, das
"palästinensischen Problem"
zu lösen."
Zu der
siebenstündigen
Bombardierung Beiruts im
August 1982, bei der 300
Menschen getötet wurden,
schrieb Baruch: "Man muß
sich vor Augen halten, daß
es sich hier um eine Stadt
handelte, deren wichtigste
Zentren bereits zerstört
waren, die ohne Strom- und
Wasserversorgung war und
dessen Einwohner hungerten
und unter Krankheiten
litten, die sich durch
mehrere tausend nicht
begrabene, herumliegende
Leichen schnell
ausbreiteten. Die
Bombardierung erinnerte an
den Angriff der Alliierten
auf Dresden gegen Ende des
Zweiten Weltkriegs." (Seite
89) Es folgten dann noch die
Massaker von Sabra und
Shatila, für die Sharon
mitverantwortlich war.
Baruch schrieb, daß Sharon
"nach jeder allgemein
gültigen Norm ein
Kriegsverbrecher ist und der
in den letzten 20 Jahren
Israels berüchtigster
Politiker war."
Aber auch
Yitzhak Rabin ließ während
seiner Zeit als
Verteidigungsminister von
1984 bis 1990 das Militär
brutal gegen die
Palästinenser vorgehen.
"Rabin befahl seinen
Soldaten, palästinensische
Steinwerfer zu verprügeln,
ihnen die Arme und Beine zu
brechen und Tausende nach
verwaltungsrechtlichen
Vorschriften in Lagern
festzuhalten."
Bei den
Kämpfen in Dschenin im Jahre
2002 "brachten die Israelis
Planierraupen heran und
brachen den Widerstand, in
dem sie durch die Hauswände
hindurch von einem Haus zum
nächsten weiterfuhren. -
Israel "hat selbst
eingeräumt, daß bei den
Kämpfen übermäßige Gewalt
angewandt wurde, die gegen
internationale Normen
verstieß. Dazu gehörten der
Einsatz von Menschen als
Schutzschilde, Geiselnahme
und Verweigerung ärztlicher
Hilfen für Verwundete und
Verletzte - alles Maßnahmen,
die per definitionem
Kriegsverbrechen sind."
(Seite 151)
Bei der
Konferenz der arabischen
Staaten in Beirut im Jahre
2002 wurde beschlossen,
"Israel einen regionalen
Frieden anzubieten, wenn es
sich im Gegenzug auf die
Grenzen von 1967
zurückziehen, die Gründung
des palästinensischen
Staates mit Ostjerusalem
zulassen und einer
vernünftigen, annehmbaren
Lösung für das
Flüchtlingsproblem zustimmen
würde. Am Rande sei noch
bemerkt, daß Israel diese
beispiellose Resolution
überhaupt nicht beachtet hat
- nicht einmal als Grundlage
für weitere Verhandlungen."
(Seite 154)
"Am 17.
Dezember 2000 begann Israel
mit den Hinrichtungen ohne
vorangehendes
Gerichtsverfahren (als
gezielte Tötungen
bezeichnet) von jenen, denen
man die Schuld für
Terroranschläge oder
bewaffneten Widerstand gab.
- Kenner der Verhältnisse
vermuten, daß die
israelische Regierung die
Hinrichtungen ausführen
ließ, um zynischerweise eine
Reaktion seitens der
Palästinenser zu provozieren
und jedem Versuch, die
Gewalt einzudämmen,
zuvorzukommen. ... Bei der
Hinrichtung von Salah
Shehada wurden zusammen mit
ihm neun Kinder und acht
weitere Personen
abgeschlachtet, als eine
1000 Kilo Bombe auf das
Gebäude abgeworfen wurde, in
dem er sich befand." (Seite
157)
Der
israelische
Militärhistoriker van
Creveld befürwortete den Bau
einer Mauer zwischen Israel
und den Palästinensern, "so
hoch, daß nicht einmal die
Vögel darüber hinweg fliegen
können." Dazu Baruch:
"Tatsächlich wurde der Zaun
um den Gazastreifen herum
schon vor langer Zeit fertig
gestellt, womit dieses
Gebiet zum größten
Konzentrationslager wurde,
das es je gegeben hat."
(Seite 164)
Soldaten, die
sich weigern, an der
Unterdrückung und Tötung der
Palästinenser in den
besetzten Gebieten
mitzuwirken und die statt
dessen einen Zivildienst
leisten wollen, werden zu
mehrfachen Gefängnisstrafen
verurteilt. Ein solcher
Soldat versuchte vor dem
Militärgericht folgende
Begründung vorzubringen
(aber man ließ ihn nicht
ausreden): "Nach einem
Bericht von Amnesty
International wurden allein
in den ersten sieben Monaten
des Jahres 2002 mehr als 50
Kinder unter zwölf Jahren
von der israelischen Armee
erschossen. Sie haben nicht
einen einzigen Teilnehmer an
diesen Verbrechen
verurteilt. Aber sie
verurteilen mich zum fünften
Mal, weil ich mich weigere,
dabei mitzumachen." (Seite
166)
Amnesty
International
veröffentlichte am 19.
Dezember 2002 eine
Denkschrift an den
israelischen
Verteidigungsminister, in
der es hieß: "Angehörige der
israelischen Streitkräfte ,
die schwerwiegende Verstöße
gegen die Menschenrechte und
Kriegsverbrechen begehen -
wie die Tötung von Kindern
und anderen unbewaffneten
Zivilisten, die
rücksichtslose Beschießung
dicht besiedelter
Wohngebiete oder die
Sprengung von Häusern samt
ihrer Bewohner, die sie dann
unter den Trümmern sterben
lassen -, werden nicht zur
Verantwortung gezogen. ....
Gleichzeitig werden Rekruten
und Reservisten, die den
Wehrdienst verweigern,
gerade um nicht an solchen
Taten teilzunehmen, zu
monatelangen Haftstrafen
verurteilt."
Baruch
Kimmerling
beschreibt auch die
Methoden, mit denen die
Palästinenser
eingeschüchtert und zum
Verlassen des Landes
gezwungen werden sollen.
"Hungersnot herbeizuführen,
ist eine weitere Methode,
eine solche Wirkung zu
erzielen. So haben die
israelischen Streitkräfte
Mitte November 2002 in Beit
Lahiya, einer Stadt im
Norden des Gazastreifens,
ein einstöckiges Lagerhaus
völlig zerstört, in dem
Mehl, Speiseöl und Reis
gelagert waren. Die Vorräte,
die dem World Food Programm
/ einer Einrichtung der UNO)
gehörten, hätten gereicht,
um 38 000 Menschen einen
Monat lang zu versorgen."
Außerdem
kritisiert Baruch, daß jede
Kritik als "antisemitisch"
abgetan würde. "Der Vorwurf
des Antisemitismus ist zu
einer mächtigen Waffe
geworden, um jeden
Widerspruch gegen Israels
Politik der Unterjochung zu
ersticken."
Abschließend
schreibt Baruch: "Dennoch
gibt es Hoffnung, denn wir
stehen näher denn je vor
einem Durchbruch, weil beide
Seiten allmählich verstehen,
daß sie sich in einer
aussichtslosen Situation
befinden. .... Ohne eine
Aussöhnung zwischen Israelis
und Palästinensern wird der
heutige jüdische Staat nur
eine Marginale in der
Geschichte der Menschheit
sein."
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Die schweizer
Wochenzeitung
"Zeit-Fragen"
veröffentlichte am
22.11.2006 den Bericht eines
palästinensischen
Journalisten aus dem
Gaza-Streifen: "Mohammad
Barou, dessen Haus
Angriffsziel der
israelischen Luftwaffe war,
wurde vom israelischen
Militär per Telefon
befohlen, sein Haus
innerhalb von zehn Minuten
zu verlassen, denn die
israelische Luftwaffe sei im
Begriff, es zu zerstören.
Dies ist die Art, wie das
israelische Militär während
der letzten fünf Monate
Dutzende von Häusern im
Gaza-Streifen, die
Palästinensern gehört haben,
zerstört hat. Es war am
Samstag, etwa eine Stunde
vor Mitternacht, als Baroud
den Anruf erhielt." - In
diesem Fall konnte die
Zerstörung verhindert
werden, weil sich innerhalb
weniger Minuten die durch
den Lautsprecher der Moschee
herbeigerufenen Freunde und
Verwandten auf dem Dach und
den Balkonen versammelt
hatten und der Pilot
daraufhin abdrehte. Der
Vorfall zeigt aber, auf
welch unmenschliche Weise
die dortige Bevölkerung
terrorisiert wird. Wenn bei
gezielten Hauszerstörungen
die Nachbarhäuser in
Mitleidenschaft gezogen oder
vollkommen zerstört werden,
erhalten die Eigentümer
keinerlei Entschädigung. Bei
manchen Hauszerstörungen
durch Planierraupen wurden
die noch im Haus anwesenden
Bewohner getötet. Bei einer
Hauszerstörung wurde eine
Amerikanerin, die sich der
Planierraupe in den Weg
stellen wollte, zerquetscht.
Erschütternd
ist ebenfalls der Bericht
der israelischen
Journalistin Amira Hass
über die Zerstörungen und
Tötungen in Beit-Hanoun im
Gazastreifen, der am
15.11.2006 in der
israelischen Zeitung
"Haaretz" erschien. "Einer
von denen, die auf diese
Weise verschwanden, ist der
vierjährige Bara Fayyad.
Soldaten brachen in seine
"Wohnung" ein, die aus
Blech, Mörtel und Asbest
bestand, und zerstörten sie
mit Sprengstoff. Die Hütte
wurde mitsamt dem Inhalt
durch die Explosion
zerstört. Überall in Beit
Hanoun sieht man Kinder, die
sich ängstlich an ihre
Eltern klammern. ...
Wenigstens vier Zivilisten
wurden angeschossen. Sie
kommen gar nicht erst ins
Bewußtsein der israelischen
Öffentlichkeit, wie zum
Beispiel Mazen Kafrana,
einer von Tausenden Männern,
die aus ihren Wohnungen
getrieben, verhaftet, kurz
verhört und entlassen
werden. Mazen wurde am
Erez-Kontrollpunkt entlassen
und ging nach Hause. Die
Gegend stand unter
Ausgangssperre. Also
erschossen sie ihn."
"Die
israelische Öffentlichkeit
hat nicht den Wunsch,
darüber etwas zu erfahren.
Und die Medien "haben keinen
Platz". Die Hierarchie der
Editoren streicht kritische
Informationen über die Armee
und tatsächlich auch über
die israelische Gesellschaft
- einer Gesellschaft, die
ständig zerstörerische
Fähigkeiten entwickelt und
ihre Zwanzigjährigen
hinausschickt, damit sie
Leben, Städte und die
Zukunft zerstören." - Aber
auch die deutschen Politiker
und die Mehrzahl unserer
Medien erwecken den
Eindruck, daß sie ebenfalls
nichts von den Vorgängen in
den Palästinensergebieten
erfahren wollen. Aber so
lange sich Deutschland und
die anderen westlichen
Länder hinter Israel stellen
und keinen Druck auf Israel
ausüben, sich auf die
Grenzen von 1967
zurückzuziehen, wird es
keinen Frieden im Nahen
Osten geben.
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Der
Koordinator des Israelischen
Komitees gegen
Hauszerstörungen, Jeff
Halper, schreibt in
seiner ausführlichen Analyse
"The Problem with Israel":
"Laßt uns einmal ehrlich
sein: Das Problem im Nahen
Osten ist weder das
palästinensische Volk, noch
die Hamas, die Araber, die
Hisbollah oder die Iraner
und die gesamte islamische
Welt. Wir sind das Problem,
die Israelis. Die
Hauptursache für
Instabilität, Extremismus
und Gewalt in unserer Region
ist vielleicht der am
einfachsten zu lösende
Konflikt in der Welt."
Halper
beschreibt die Beziehungen
Israels zu den Vereinigten
Staaten und ihrer
Waffenindustrie, seine
verfehlte Politik und die
unredlichen Verhandlungen
mit den Palästinensern. Er
beklagt Europas
stillschweigende Zustimmung
zur amerikanischen
Unterstützung der
israelischen Strategie.
Halpers Meinung nach muß
Israel die Verantwortung für
seine Handlungen übernehmen
und sich nicht länger als
Opfer bezeichnen. Nur eine
Beendigung der Besetzung und
die Rückkehr zu den Grenzen
von 1967 (wo durch Israel
immer noch 78 % es Landes
erhalten wird) kann die
Lösung sein. Ein echter,
gerechter und dauerhafter
Frieden in dieser Region
könne aber ohne massiven
internationalen Druck nicht
erreicht werden. Hierbei
müsse die Weltgemeinschaft
wohl von Europa angeführt
werden, weil die USA in
dieser Hinsicht hoffnungslos
erscheinen. Aber auch die
Mitwirkung der
Zivilgesellschaften sei
unerläßlich.
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Gideon Levy,
Journalist der Israelischen
Zeitung Ha'aretz, berichtet
immer wieder über die
Verhältnisse und
Vorkommnisse in den
besetzten
Palästinensergebieten (in
Englisch im Internet).
Einige seiner Berichte hat
er in seinem Buch "Schrei,
geliebtes Land – Leben und
Tod unter israelischer
Besatzung" veröffentlicht.
So schreibt
er: "Über die Tötungen
beziehungsweise Verhaftungen
berichten die Medien zwar –
zumindest am Rande, aber die
"Inhaftierung" des ganzen
palästinensischen Volks wird
mit keinem einzigen Wort
erwähnt, dabei geht diese
Inhaftierung ununterbrochen
weiter. Ganze Städte –
Städte, die teilweise schon
in Trümmern liegen - ,
unterliegen fast ohne
Unterbrechung der
Ausgangssperre."
"Es gibt
Menschen, die glauben, daß
die Deutschen niemals das
moralische Recht haben
sollten, Israel zu
kritisieren, und es gibt
Menschen, wie der Schreiber
dieser Zeilen, die davon
überzeugt sind, daß die
echten Freunde Israels, auch
Deutschland, Israel erst
recht Israel kritisieren
dürfen – aus Sorge um seine
Zukunft. Sie sollen wissen,
daß es in Israel neben der
Stimme der leisen
gleichgültigen Mehrheit oder
der lauten rechten
Minderheit, die allzu oft
aggressiv und gewalttätig
ist, auch andere Stimmen
gibt."
Siegfried
Ullmann