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Friedlicher Widerstand

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2010 - Gerechtigkeit für Adeeb Abu Rahma
2005 - Gewaltloser Widerstand in Bil'in
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Friedlicher Widerstand in Palästina 9
 

Ni’lin – Protest zum Tag der Gefangenen
15. 4. 2016

Am Freitag, den 15. April 2016, versammelten sich die Dorfbewohner von Ni’lin zu ihrem wӧchentlichen friedlichen Protest, der diese Woche Teil der Demonstrationen zum Tag der Gefangenen war, die in der Westbank organisiert wurden. Ni’lins Bewohner demonstrieren seit 2008 kontinuierlich gegen Israels Apartheidsystem, den Diebstahl des Dorflandes durch den Bau der illegalen israelischen Mauer und der israelischen Siedlungen auf palӓstinensischem Land. Die Bewohner wollen auch jeden Freitag ihre Opposition gegen die fortgesetzte kollektive Bestrafung des Ortes durch die israelische Armee zeigen.

Prayers take place before the protest in Ni'lin

Mittagsgebet unter den Olivenbӓumen des Dorfes

Nach dem Mittagsgebet liefen einige der palӓstinensischen Demonstranten in Richtung der Strasse, die zu einem Tor in der Apartheidmauer führt. Gleichzeitig machte sich eine kleinere Gruppe in eine andere Richtung auf, um die israelische Armee durch ein Autoreifenfeuer an der Mauer abzulenken. Die Mehrheit der Protestteilnehmer wurde in der Nӓhe des Dorfeingangs mit Trӓnengas beschossen und waren trotz allem froh, dass diese Woche keine scharfe Munition oder Plastikstahlgeschosse gegen sie eingesetzt wurden. Allerdings wurden zwei Hӓuser von Trӓnengasgranaten getroffen. Obwohl die Hausbewohner sich nicht am Protest beteiligt hatten, wurden sie durch die Trӓnengaswolken kollektiv bestraft. Internationale Aktivisten und Israelis hatten wie immer an der Freitagsdemonstration teilgenommen. Angesichts der enormen Trӓnengasdichte in der Luft verzogen sich die Demonstranten schnell ins Dorf und beendeten ihren Protest.

Fire at the Apartheid wall away from the main protest

Feuer an der Apartheidmauer lenkt IDF vom Hauptprotest ab

Fünf Palӓstinenser wurden durch die weitreichenden Trӓnengaskanister verletzt und die zwei Hӓuser wurden durch diese Kanister beschӓdigt, die Wӓnde durchschlagen und im Flug unsichtbar sind. Ein Team von Sanitӓtern des palӓstinensischen Halbmondes stand bereit und half den Verletzten. Der Einsatz von extremer Gewalt durch die israelische Armee verletzt das Recht auf friedliche Proteste der Palӓstinenser und kann –wie in der Vergangenheit geschehen- wieder zu Todesfӓllen führen.

http://palsolidarity.org/2016/04/non-violent-protest-in-nilin-once-again-met-with-violence/?utm_source=wysija&utm_medium=email&utm_campaign=Weekly+Digest

 

 

Kufr Qaddum, Nabi Saleh und Beitunia: Kollektive Bestrafung für friedliche Proteste

Am 15. April 2016 wurden die wӧchentlichen Demonstrationen in der besetzten Westbank in Erinnerung an den Tag der Gefangenen durchgeführt. Im Dorf Kufr Qaddum demonstrieren die Bewohner gegen die Schliessung einer wichtigen Verbindungsstrasse zum nӓchstgrӧsseren Ort Nablus. Seit 13 Jahren ist diese Strasse für den palӓstinensischen Verkehr geschlossen und darf nur von den jüdischen Siedlern aus der illegalen Kolonie Qedumim benutzt werden. Diesen Freitag beschoss die israelische Armee die Demonstranten und einen Teil des Ortes mit grossen Mengen von Trӓnengas. Dutzende mussten von den Sanitӓtern für die Nachwirkungen der intensive Trӓnengasinhalation behandelt werden. Die kollektive Bestrafung des Dorfes ging noch weiter: Neben dem Abfeuern von Trӓnengaskanistern und Plastikstahlgeschossen besprühten die Soldaten Dorfhӓuser mit übel riechendem chemischen Wasser, dessen Geruch wochenlang hӓlt und sich nur schwer entfernen lӓsst. Am frühen Morgen hatte die IDF den Dorfeingang gesperrt und das Dorf zu einer “geschlossenen Armeezone” erklӓrt, um internationale und israelische Aktivisten von der Teilnahme am Protest abzuhalten, eine Taktik, die in den Dӧrfern des friedlichen Widerstandes wiederholt und seit Jahren eingesetzt wird, trotz der von Tel Aviv kommenden Rhetorik, dass die israelische Armee “die moralischste Armee der Welt” sei und Israel eine Demokratie.

Israeli forces ready to shoot at demonstration in Kafr Qaddum

Israelische Soldaten stehen feuerbreit am Eingang von Kafr Qaddum

Im Dorf Nabi Saleh wurden die Teilnehmer an der Demonstration nicht nur von den Soldaten, sondern auch von Bewohnern der illegalen israelischen Siedlung Halamish angegriffen. Die Israelis füllten die Luft mit Trӓnengas und verursachten bei mehreren Teilnehmern extreme Atemnot durch die Gasinhalierung.

Israeli forces equipped with tear gas grenades and foam bullets in Nabi Saleh

Israelische Soldaten mit Trӓnengas und Schaumstoffkugeln in Nabi Saleh

Israelische Soldaten vom Militӓrgefӓngnis Ofer feuerten Schockgranaten, Trӓnengas, Plastikstahlkugeln und scharfe Munition auf die unbewaffneten Demonstranten vor dem Gefӓngniseingang. Sie nahmen vier Protestteilnehmer fest. Als Form der Kollektivstrafe zogen sie dann zum Dorf Beitunia, wo sie willkürlich Trӓnengaskanister in den Strassen verschossen und die Zivilbevӧlkerung terrorisierten.

Streets filled with tear gas in the village of Beitunia

Trӓnengaswolken in den Strassen von Beitunia

Palӓstinenser und ihre Unterstützer begehen jedes Jahr am 17. April den Tag der Gefangenen, um ihre Solidaritӓt mit den palӓstinensischen politischen Gefangenen in israelischer Haft zu zeigen. Mindestens 7000 Palӓstinenser werden von Israel gefangen gehalten, 438 sind unter 18 Jahre alt und 750 Hӓftlinge werden unter der sogenannten Verwaltungshaft ohne Gerichtsverhandlung oder offizielle Anklage festgehalten. Seit Oktober 2015 wurden mehr als 1800 Palӓstinenser festgenommen [Zahlen von Addameer]. Eine Mehrheit der Gefangenen wird von den besetzten Territorien nach Israel transferiert, was gegen das Vӧlkerrecht verstӧsst. Vor einem Besuch muss die Familie eines palӓstinensischen Hӓftlings eine Genehmigung beantragen, die von den israelischen Behӧrden nur selten bewilligt wird.

 

Bi’lin: Errinnerung an Bassem

Am 15. April trafen sich die Dorfbewohner mit palӓstinensischen, israelischen und internationalen Aktivisten wie in den vergangenen 11 Jahren zur Freitagsdemonstration. Für die Demonstranten hatte dieser Freitag allerdings eine besondere Bedeutung, weil ein langjӓhriger Mitstreiter und sehr guter Freund, Bassem Abu Rahmah, am 17. April 2009 wӓrend der Freitagsdemonstration tӧdlich verletzt wurde, als ein israelischer Soldat eine Trӓnengasgranate direkt auf ihn abfeuerte.

Bassem on a Protest

Bassem in Aktion

Video von Abu Rahmahs Tod wurde in den von Mitbewohner Emad Burnat produzierten Film Five Broken Cameras aufgenommen. Die Filmausschnitte zeigen, dass Bassem lediglich am Zaun stand und die israelischen Soldaten auf der anderen Seite in keiner Weise gefӓhrdete. Experten, die das Videomaterial analysierten, sagen, dass die Hochgeschwindigkeitstrӓnengasgranate direkt auf Bassem gezielt war und ihn am Oberkӧrper traf. Die Armeeregeln zum Einsatz von Mengenkontrollmitteln fordern, dass Trӓnengaskanister nie direkt auf einen Protestteilnehmer abgeschossen werden dürfen. Sieben Jahre nach seinem Tod wartet seine Mutter Subhiya Abu Rahma immer noch auf eine Bestrafung der Verantwortlichen.

Die Demonstranten trugen Fotos von Bassem und marschierten friedlich zur Apartheidmauer, wo israelische Soldaten sie erwarteten und mit Trӓnengas, Plastikstahlkugeln und Schockgranaten eindeckten. Unter den dutzenden von Menschen, die wegen der Inhalation von Trӓnengas behandelt wurden, waren auch zwei Kinder, die zuhause waren und sich nicht am Protest beteiligt hatten, ein weiteres Beispiel der kollektiven Bestrafung durch die israelische Armee.

Sabiha, Bassem's mother, weeps over a photograph of her son

Sabiha Abu Rahma im für Bassem angelegten Garten in Bilin

http://palsolidarity.org/2016/04/bilin-protest-on-the-anniversary-of-the-death-of-bassam-abu-rahma/

http://972mag.com/the-palestinian-village-that-refuses-to-give-up-on-popular-struggle/114703/

Übersetzt von M. Lauer

Neue Gefahren für die Demonstranten in Nabi Saleh und Ni’lin

Die Einwohner von Nabi Saleh haben seit Dezember 2009 wӧchentliche Demonstrationen durchgeführt. Sie protestieren gegen die illegal israelische Besetzung ihres Landes und den Verlust einer Quelle, die sich die Siedler der nahegelegenen illegalen Kolonie Halamish unter den Nagel gerissen haben, obwohl Bewohner aus Nabi Saleh die Besitzurkunde vorweisen kӧnnen. Die israelischen Behӧrden befahlen den Abbau der von den Siedlern illegal errichteten Einfassungen der Quelle. Bis heute hat Halamish diese Entscheidung erfolgreich ignoriert.

Im Dezember 2011 wurde Mustafa Tamimi bei einem der wӧchentlichen Freitagsproteste getӧtet, als ein Soldat einen Trӓnengaskanister direkt in sein Gesicht schoss. Die israelischen Soldaten liessen die Ambulanz eine halbe Stunde warten und forderten die Ausweise von Mustafa und Familienmitgliedern, die ihn in der Ambulanz begleiten wollten, wӓhrend Mustafa blutend auf dem Boden lag. Er starb auf dem Weg ins Krankenhaus.

Im August des vergangenen Jahres filmten Aktivisten einen israelischen Soldaten, der den 12-jӓhrigen Muhammad Tamimi packte, zwischen einigen Steinen einklemmte und wohl um seinen Lohn zu verdienen gleichzeitig auf ihn einschlug. Die Frauen von Nabi Saleh liessen sich nicht einschüchtern und zeigten durch ihr beherztes Eingreifen, dass die Proteste des Ortes keine reine Mӓnnersache sind. Das Video wurde weltweit gesehen und ist ein Symbol für die unverhӓltnismӓssige Gewalt der moralischsten Besatzungsarmee der Welt gegen gewaltlose Demonstranten, vor allem Jugendliche und Kinder in der besetzten Westbank.

Seit Ende des vergangenen Jahres kommen Berichte aus Nabi Saleh und Nilin zutage, dass die israelische Besatzung eine neue Version von Trӓnengaskanistern einsetzt. Die neuen Kanister sind schwerer und im Flug nicht sichtbar, weil sie keine Rauchfahne hinterlassen. Sie haben eine aerodynamische Form, wie eine gigantische Gewehrkugel, fliegen weiter und sind deshalb gefӓhrlicher und potentiell auch tӧdlicher.

Im Februar beschrieb Saeed Amireh aus Nilin den neuen Trӓnengaskanister, der auch bei Nilins wӧchentlicher Freitagsdemonstration eingesetzt wurde: “ Neben den üblichen Waffen brachten die Soldaten diese Woche eine neue Waffe zur Demonstration. Die Waffe ist ein Trӓnengasgranate aus Eisen und mindestens 100 Meter Radius. Sie fliegt lautlos und unsichtbar durch die Luft und explodiert im Flug, was ihr zusӓtzliche Schubkraft gibt. Die Granate fliegt, bis das Trӓnengas ausgeht. Nicht zum ersten Mal war Nilin ein Testgelӓnde für neue israelische Waffen. Diese neue schwere Trӓnengasgranate erinnert uns an die Hochgeschwindigkeitsgaskanister, die 2009 eingesetzt wurden und den amerikanischen Solidaritӓtsaktivisten Tristan Amderson schwer verletzte.” Im gleichen Jahr wurde ein Bewohner von Bilin mit einem der schnellen Gaskanister tӧdlich verletzt. Im April 2009 schoss ein israelischer Soldat einen dieser Kanister direkt auf Bassem Abu Rahma, der zusammen mit anderen Dorfbewohnern gegen die israelische Mauer bei Bilin protestierte. Bassem starb an seinen Verletzungen und die Familie sucht bis heute Gerechtigkeit vor den israelischen Gerichten. 

The new tear gas projectiles being used in the west bank

Die neuen Trӓnengasprojektile der IDF.

 

New tear gas projectile after impact

Nach dem Abschuss.

 

http://palsolidarity.org/2016/03/the-demonstrators-of-nabi-saleh-face-new-dangers-from-israel/
http://saeedamireh.com/2016/02/14/nilin-testing-ground-for-new-israeli-weapons-one-injured/

Übersetzt von M. Lauer

 
Saeed Amireh – Veranstaltungen zum gewaltfreien Widerstand in Nilin

Diese Woche ist Saeed Amireh aus dem Westbankdorf Ni’lin auf Vortragsreise in Deutschland und der Tschechischen Republik. Er spricht vom 24. November bis 7. Dezember in mehreren deustche Stӓdten und in Prag über die jüngsten Entwicklungen in Israel/Palӓstina und die Rolle des gewaltlosen Widerstandes, der seit Jahren in vielen Dӧrfern  gegen den Bau der israelischen Apartheidmauer und die fortgesetzte illegale Kolonisierung in der Westbank  organisiert wird.

2004 begann Israel mit dem Bau der Mauer auf dem Dorfland von Ni’lin, aber  eine gerichtliche Verfügung des israelischen Obersten Gerichtshofes brachte die Bauarbeiten vorlӓufig zum Stillstand. Die Konstruktion der Mauer wurde im Mai 2008 wiederaufgenommen, obwohl der Internationale Gerichtshof im Juli 2004 entschieden hatte, dass der Bau der israelischen Mauer in der besetzten Westbank internationales Recht verletzt.

Als die Bulldozer auf Ni’lins Land zurückkehrten, begannen die Einwohner mit wöchentlichen gewaltlosen Demonstrationen und direkten Aktionen. Obwohl ein von den Dorfbewohnern begonnener Gerichtsprozess vor israelischen Gerichten Teilerfolge brachte und die israelische Armee den Verlauf der Mauer zweimal abӓndern musste, wurde durch den Bau der Mauer

Land für zukünftige Projekte der militärischen Besatzungsbehörde, u.a. für einen Friedhof und eine Industriezone annektiert. Zusӓtzlich blockiert die Mauer den Zugang zu den Olivenhainen des Dorfes, die für die Bauern eine lebensnotwendige Einkommensquelle sind. Protestteilnehmer demontierten wiederholt Teile des elektrischen Zaunes, der  diese unbebaute Fläche umgibt. Folglich errichtete die Armee eine fünf bis acht hohe Zementmauer zusätzlich zum elektrischen Zaun.

Seit 2008 ging die israelische Armee gegen die unbewaffneten Proteste der Dorfbewohner mit Tränengas, Schockgranaten und scharfer Munition vor. Neben den direkten Angriffen auf Demonstranten führte  die israelische Armee Nachtrazzien und Massenverhaftungen im Dorf durch und verurteilte Mitglieder des Widerstandskommitees wegen der Planung von Protesten gegen die Mauer zu Gefängnisstrafen, Taktiken, die auch gegen die Aktivisten des friedlichen Widerstandes in Bi’lin und Nabi Saleh eingesetzt wurden.

Ibrahim Amireh, Zaydoon Srour und Hassan Mousa aus Ni’lin wurden 2010 wegen der Organisation von friedlichen Protesten gegen die Besatzung zu einem Jahr Gefängnis und 9000 Schekel Geldstrafe verurteilt.

Ni’lin führt die 2008 begonnenen Freitagsproteste bis heute fort, trotz der fortgesetzten Versuche der israelischen Armee, das Dorf von der restlichen Westbank zu isolieren und kollektiv zu bestrafen.

 

Saeed Amireh beschrieb die derzeitige Situation in zwei Berichten vom Ende Oktober 2015:

“Am Montag, den 20. Oktober marschierten die Bewohner von Ni’lin wieder zum Eingang des Dorfes. Mit diesem friedlichen und unbewaffneten Protest forderten sie das Ende der Blockade des Dorfes, die zu einer rapiden Verschlechterung der Situation in Ni’lin geführt hat.

Sobald die Wachen am Eingang den Protestmarsch sahen, erӧffneten sie das Feuer mit scharfer Munition auf die unbewaffneten Demonstranten. Zwei Menschen wurden in den darauf folgenden Zusammenstӧssen verwundet: Mohammed Nabil Qahoosh, 16 Jahre alt, wurde von einem Kugelsplitter am Kopf getroffen und Ahmed Mohammed Amireh, 13, erhielt eine Kugel ins Bein.

Weil der Dorfeingang von den israelischen Soldaten blockiert wurde, wurde der Krankenwagen ausserhalb des Dorfes festgehalten. Ahmad und Mohammed wurden in einem Privatwagen von den Zusammenstӧssen weggefahren. Der Versuch, beide durch die Hauptstrasse zur Ambulanz zu fahren, scheiterte, weil gleichzeitig die israelische Armee mit neun Jeeps und dutzenden von Soldaten in das Dorf eindrang und Jagd auf das Auto machte, um die Insassen zu verhaften. Glücklicherweise konnte der Wagen entkommen.

Als die Israelis im Dorfzentrum ankamen, blockierte die Dorfjugend die Strassen mit Steinen und verhinderten das weitere Eindringen der Jeeps. Die Soldaten reagierten mit einem verstӓrkten Kugelhagel.

Eine israelische Fusspatrouille versteckte sich wӓhrenddessen zwischen den Hӓusern des Dorfes, um Demonstranten einzufangen und zu verhaften. Sie konnten drei Kinder auf dem Nachhauseweg von der Schule ergreifen und nahmen Mohammed Srour, 12, Jihad Amireh, 13 und Mohammed Nafi, 12, gewaltsam fest

.

Die Auseinandersetzungen wurden bis neun Uhr abends fortgesetzt. Die israelischen Soldaten feuerten hunderte von scharfen Patronen auf die Demonstranten und Hӓuser und füllten das Dorf mit Trӓnengaswolken, indem sie die Gasgranaten von ihren Jeeps abfeuerten.

Nach dem Rückzug zum Dorfeingang brachten die israelischen Soldaten einen schweren Lastwagen, der grosse Zementblӧcke transportierte, und riegelten das Dorf ab.

 

Das Dorf wurde von der israelischen Armee seit Anfang Oktober belagert, aber jetzt scheint es, dass die Abriegelung permanent geworden ist. Das bedeutet, dass niemand das Dorf im Auto verlassen kann und dass die Aktionen der israelischen Armee als Form der kollektiven Bestrafung für die Proteste gesehen werden müssen. Ni’lin ist jetzt von der Westbank abgeschnitten, von einer Apartheidmauer im Westen und Süden, und durch israelische Siedlungen und die Armee im Norden und Osten. Das Risiko einer vollstӓndigen humanitӓren Katastrophe im Dorf Ni’lin wird so erhӧht.

 

1980 lebten 12500 Menschen in Ni’lin, heute ist die Zahl auf 5500 gesunken. Die Isolierung des Dorfes kann dazu führen, dass mehr Menschen das Dorf verlassen. Von den 5800 Hektar Land, die Ni’lin gehӧrten, hat Israel 5000 konfisziert. Dadurch wurde es unmӧlich, hier seinen Lebensunterhalt durch die Landwirtschaft zu bestreiten. 3500 Olivenbӓume wurden verbrannt, aus dem Boden gerissen oder auf andere Weise zerstӧrt, was zur Schliessung von zwei Verarbeitungsanlagen für das Olivenӧl geführt hat. Das Wirtschaftsleben des Dorfes wurde durch die Blockade beeintrӓchtigt. Früher war Ni’lin ein beliebtes Einkaufsziel für Palӓstinenser aus den umgebenden Dӧrfern und aus 48. Die Mehrheit der Dorfbewohner bekommt keine Arbeitsgenehmigungen von Israel, was eine enorme Arbeitslosigkeit brachte. Die Belagerung des Dorfes erschwert den Bewohnern auch die Fahrt zu ihren Arbeiststellen in Ramallah. Die Strassen in Ni’lin sind leergefegt und dienen vor allem als Arena für Zusammenstӧssen und Invasionen. Das Schlimmste steht uns vielleicht noch bevor, wenn uns die Nahrungsmittel ausgehen und keine Lieferungen von der Aussenwelt hereinkommen.

 

Und hier ist der letzte Bericht vom 29. Oktober 2015:

“Am Dienstag, den 27. Oktober 2015 ersetzten israelische Soldaten und Polizei die Zementblӧcke, die bisher den Eingang zum Dorf Ni’lin blockiert haben, mit einem gelben Metalltor.

Das Tor wird zwischen 6 Uhr morgens und 6 Uhr abends offen sein, kann aber tatsӓchlich je nach Wunsch der israelischen Armee als eine kollektive Bestrafung des ganzen Dorfes jederzeit gesperrt werden. Kranke, Verletzte oder Frauen in Geburtswehen müssen sich den Ӧffnungszeiten oder der Stimmung der Soldaten anpassen.

 

Beim Betreten oder Verlassen des Dorfes muss sich jeder ausweisen. Die israelische Armee wird so den gesamten Verkehr ins Dorf und aus dem Dorf kontrollieren. Die Armee kann auch sicherstellen, dass weder israelische noch international Solidaritӓtsaktivisten zu den Freitagsprotesten oder zu anderen Aktionen nach Ni’lin kommen kӧnnen. Eine Gruppe von Journalisten von Palestine Today wurde bereits am Eingang abgewiesen, als sie das Dorf besuchen wollten. Die Journalisten wurden dann als menschliche Schilder benutzt, als es am Tor zu Zusammenstӧssen kam.

 

Am Tor steht auch ein Wachturm, der im August 2014 errichtet wurde. Die israelischen Soldaten im Wachturm kӧnnen deshalb einfach das Feuer auf jeden erӧffnen, der den Versuch unternimmt, das Tor selbst aufzumachen.

Am nӓchsten Tag erklӓrte die israelische Armee Ni’lin zur “geschlossenen militӓrischen Zone” und marschierten am Abend ins Dorf ein. Die Jugendlichen im Dorf bewarfen die Soldaten mit Steinen, und eine Stunde spӓter zogen die Soldaten sich zurück, ohne dass es zu Todesopfern unter der Bevӧlkerung kam. Allerdings litten dutzende unter den Folgen der Trӓnengasinhalierung.

 

Am zweiten Tag nach der Installierung des Metalltores unternahm eine grosse Zahl von israelischen Soldaten mit 15 Armeejeeps am frühen Morgen einen Angriff auf das Dorf. Sie marschierten gleichzeitig aus der Richtung der Apartheidmauer im Süden und dem Eingangstor im Osten auf Ni’lin zu und rissen die Bewohner mit Schallgranaten und Trӓnengas aus dem Schlaf. Im Dorf drangen sie auf der Suche nach von der Armee gesuchten jungen Mӓnnern des Dorfes gewaltsam in zehn Hӓuser ein. In drei Fӓllen waren die Soldaten erfolgreich und nahmen  Abdullah Mohammed Amireh, 15, Nasser Mohammed Amireh, 13 und Sohaib Fihmi Srour, 16, brutal fest.

 

Saeed Amireh, Checkpoint established at the entrance of Ni’lin, 29. Oktober 2015
http://saeedamireh.com/2015/10/29/checkpoint-established-at-the-entrance-of-nilin/
Saeed Amireh, Ni’lin sealed off from the rest of the West Bank, 22. Oktober 2015;
http://saeedamireh.com/
http://www.nilin-village.org/
http://palsolidarity.org/
(Übersetzung von M.Lauer)

 

Ni’lin: Von der Westbank abgeschlossen - 28. 10. 2015 - Saeed Amireh berichtet von einer Invasion der israelischen Armee in das Dorf, als gegen die zunehmende Abriegelung des Westbankortes demonstriert wird. Am Tagesende bringen die Soldaten grosse Zementblӧcke, um Ni’lin vollstӓndig zu paralyiseren. Der 2004 begonnene gewaltlose Widerstand steht vor einer grossen Aufgabe, die unsere Solidaritӓt benӧtigt. Hier ist Saeed Amireh:

Am Montag, den 20. Oktober marschierten die Bewohner von Ni’lin wieder zum Eingang des Dorfes. Mit diesem friedlichen und unbewaffneten Protest forderten sie das Ende der Blockade des Dorfes, die zu einer rapiden Verschlechterung der Situation in Ni’lin geführt hat. Sobald die Wachen am Eingang den Protestmarsch sahen, erӧffneten sie das Feuer mit scharfer Munition auf die unbewaffneten Demonstranten. Zwei Menschen wurden in den darauf folgenden Zusammenstӧssen verwundet: Mohammed Nabil Qahoosh, 16 Jahre alt, wurde von einem Kugelsplitter am Kopf getroffen und Ahmed Mohammed Amireh, 13, erhielt eine Kugel ins Bein.

Weil der Dorfeingang von den israelischen Soldaten blockiert wurde, wurde der Krankenwagen ausserhalb des Dorfes festgehalten. Ahmad und Mohammed wurden in einem Privatwagen von den Zusammenstӧssen weggefahren. Der Versuch, beide durch die Hauptstrasse zur Ambulanz zu fahren, scheiterte, weil gleichzeitig die israelische Armee mit neun Jeeps und dutzenden von Soldaten in das Dorf eindrang und Jagd auf das Auto machte, um die Insassen zu verhaften. Glücklicherweise konnte der Wagen entkommen.

Als die Israelis im Dorfzentrum ankamen, blockierte die Dorfjugend die Strassen mit Steinen und verhinderten das weitere Eindringen der Jeeps. Die Soldaten reagierten mit einem verstӓrkten Kugelhagel.  Eine israelische Fusspatrouille versteckte sich wӓhrenddessen zwischen den Hӓusern des Dorfes, um Demonstranten einzufangen und zu verhaften. Sie konnten drei Kinder auf dem Nachhauseweg von der Schule ergreifen und nahmen Mohammed Srour, 12, Jihad Amireh, 13 und Mohammed Nafi, 12, gewaltsam fest

Die Auseinandersetzungen wurden bis neun Uhr abends fortgesetzt. Die israelischen Soldaten feuerten hunderte von scharfen Patronen auf die Demonstranten und Hӓuser und füllten das Dorf mit Trӓnengaswolken, indem sie die Gasgranaten von ihren jeeps abfeuerten. Nach dem Rückzug zum Dorfeingang brachten die israelischen Soldaten einen schweren Lastwagen, der grosse Zementblӧcke transportierte, und riegelten das Dorf ab.

Das Dorf wurde von der israelischen Armee seit Anfang Oktober belagert, aber jetzt scheint es, dass die Abriegelung permanent geworden ist. Das bedeutet, dass niemand das Dorf im Auto verlassen kann und dass die Aktionen der israelischen Armee als Form der kollektiven Bestrafung für die Proteste gesehen werden müssen. Ni’lin ist jetzt von der Westbank abgeschnitten, von einer Apartheidmauer im Westen und Süden, und durch israelische Siedlungen und die Armee im Norden und Osten. Das Risiko einer vollstӓndigen humanitӓren Katastrophe im Dorf Ni’lin wird so erhӧht.

1980 lebten 12500 Menschen in Ni’lin, heute ist die Zahl auf 5500 gesunken. Die Isolierung des Dorfes kann dazu führen, dass mehr Menschen das Dorf verlassen. Von den 5800 Hektar Land, die Ni’lin gehӧrten, hat Israel 5000 konfisziert. Dadurch wurde es unmӧlich, hier seinen Lebensunterhalt durc h die Landwirtschaft zu bestreiten. 3500 Olivenbӓume wurden verbrannt, aus dem Boden gerissen oder auf andere Weise zerstӧrt, was zur Schliessung von zwei Verarbeitungsanlagen für das Olivenӧl geführt hat. Das Wirtschaftsleben des Dorfes wurde durch die Blockade beeintrӓchtigt. Früher war Ni’lin ein beliebtes Einkaufsziel für Palӓstinenser aus den umgebenden Dӧrfern und aus 48. Die Mehrheit der Dorfbewohner bekommt keine Arbeitsgenehmigungen von Israel, was eine enorme Arbeitslosigkeit brachte. Die Belagerung des Dorfes erschwert den Bewohnern auch die Fahrt zu ihren Arbeiststellen in Ramallah. Die Strassen in Ni’lin sind leergefegt und dienen vor allem als Arena für Zusammenstӧssen und Invasionen. Das Schlimmste steht uns vielleicht noch bevor, wenn uns die Nahrungsmittel ausgehen und keine Lieferungen von der Aussenwelt hereinkommen.

Seit 2004 demonstrieren die Bewohner von Ni’lin jeden Freitag gegen die israelische Kolonisierung der Westbank und die brutalen Massnahmen der Besatzungsarmee. - Saeed Amireh, Ni’lin sealed off from the rest of the West Bank, 22. Oktober 2015;
http://saeedamireh.com/ (Übersetzt von M. Lauer)
 

 

Freitagsproteste in der Westbank am 11. September 2015

Die wӧchentlichen Demonstrationen gegen Israels Kolonisierungspolitik im Westjordantal werden fortgesetzt, u.a. in den Dӧrfern Bilin, Nilin, Nabi Saleh, Kufr Qaddum und Beit Jala
 

Zahlreiche Palӓstinenser, israelische und international Aktivisten versammelten sich nach dem Freitagsgebet am 11. September im Zentrum des Dorfes Bilin und begannen den wӧchentlichen Demonstrationszug gegen die Annexionsmauer und den Bau israelischer Kolonien in der Westbank. Die israelische Armee erwartete sie schon auf einem Teil des Dorflandes, wo bis 2011 die Annexionsmauer bei Bilin verlief. Ein Stück der Mauer wurde 2011 nach einer Entscheidung des Obersten Gerichtes in Israel abgebaut und bei der benachbarten jüdischen Kolonie Modiin Illit wiedererichtet. Die Soldaten feuerten Gasbomben, Schockgranaten und Plastikstahlkugeln auf die unbewaffneten Demonstranten und jagten einige in die palӓstinensischen Olivenhaine. Einige Teilnehmer litten unter den schweren Folgen der Trӓnengasinhalierung, berichtete das Bürgerkomitee gegen die Mauer und Siedlungen.

Die Teilnehmer feierten den Beschluss der Vollversammlung, die dem Hissen der palӓstinsischen Fahne vor dem Hauptquartier der UNO in New York mit überwӓltigender Mehrheit zustimmte. Sie trugen auch Fotos von den Mitgliedern der Familie Dawabsha, die nach einem von israelischen Terroristen ausgeführten  Brandanschlag auf ihr Haus bei Nablus starben. Die Demonstranten riefen zur nationalen Einheit auf und protestierten gegen die illegalen israelischen Versuche, die Al-Aqsa Moschee im besetzten Jerusalem zu teilen.

Am 4. September waren Delegationen aus Frankreich und Polen nach Bilin gekommen, um sich über die Methoden des gewaltlosen Widerstandes im Dorf zu informieren. Seit 2005 haben die Einwohner von Bilin ihre Strategien im Widerstand gegen Israels Kolonisierung des Westjordanlandes entwickelt. Dazu gehӧren die Demonstrationen mit kreativem und humorvollen Zubehӧr, er Gang vor israelische Gerichte, Konferenzen und Vortragsreisen im Ausland. Ein Film über Bilins Widerstandsbewegung, 5 Broken Cameras, wurde 2012 für einen Oskar nominiert und erhielt 2014 einen Emmy Award.

 

 

Ebenfalls nach dem Freitagsgebet marschierten die Bewohner von Nabi Saleh gegen die Annexionsmauer und Israels Siedlungbau in der Westbank. Einwohner der benachbarten  jüdischen Siedlung Halamish haben sich eine wichtige Wasserquelle des Dorfes unter den Nagel gerissen und verhindern die Benutzung durch die rechtmӓssigen Landbesitzer. Der Zug der Demonstranten  zum besetzten Dorfland wird von den israelischen Soldaten jede Woche seit Dezember 2009 mit Trӓnengas, Schockgranaten, scharfer Munition und Plastikstahlkugeln blockiert.

Die israelische Ministerin für Kultur Miri Regev sagte in einem Kommentar auf Facebook, dass die israelische Armee das Feuer auf einige Frauen aus Nabi Saleh hӓtte erӧffnen sollen, als sie einen Jungen vor der brutalen Festnahme durch einen israelischen Soldaten schützten. Der 12-jӓhrige Mohammad Tamimi hatte an der Demonstration am 28. August teilgenommen. Obwohl seine Hand in einem Gipsverband steckte, hatte der maskierte Soldat ihn wegen Steinewerfen verfolgt und brutal geschlagen. Einige Frauen aus Tamimis Familie konnten den Jungen befreien und einVideo des Vorfalls wurde weltweit verbreitet. Regev rief den Verteidigungsminister Moshe Yaalon und Premierminister Benjamin Netanyahu zu einer Ӓnderung der Einsatzregeln für scharfe Munition gegen unbewaffnete palӓstinsisische Demonstranten auf, weil der Soldat “eine Demütigung” erlitten habe.

Die israelische Besatzungsarmee nahm die Eltern des Jungen am darauffolgenden Dienstag, den 1. September, fest und verhinderte jede Kontaktaufnahme zwischen den Familienmitgliedern. Ein israelischer Offizier kritisierte den ӧrtlichen Kommandeur, weil er nur einen Soldaten zur Festnahme des Zwӧlfjӓhrigen geschickt hatte, was ein strategischer Fehler war. In dem Interview mit Reportern am 8. September lobte der Offizier gleichzeitig die Selbstkontrolle des Soldaten.

 

 

In Kufr Qaddum marschierten israelische Soldaten am frühen Freitagmorgen ins Dorf und nahmen auf mehreren Hausdӓchern Stellung , um den Protest zur Mittagszeit zu zerstreuen. Ein Organisator der Proteste im Dorf, Murad Shtewei, berichtete Maan, dass vier Palӓstinenser von der israelischen Armee verletzt wurden: Yusif Shtewei, 24, wurde ins Krankenhaus transportiert, nachdem ein israelischer Soldat ihn mit einer Gummikugel am Kopf verletzt hatte. Aus Amer, 24, Odai Sameer, 23, und Muhammad Aqel,18, wurden mit Plastikstahlkugeln am Unterkӧrper verletzt und vor Ort behandelt. Murad sagte, dass die Israelis die Demonstranten auch mit Rauchbomben, Trӓnengas und Wasserwerfer mit stinkender chemischer Flüssigkeit angriffen. Hunderte von Teilnehmern unterstützten den erfolgreichen Antrag der Palӓstinensischen Autoritӓt vor der Uno, dass die palӓstinensische Fahne vor dem Sitz der Uno in New York gehisst werden soll. Nur acht Lӓnder stimmten gegen den Antrag, darunter Kanada, Australien und einige pazifische Inseln. Deutschland enthielt sich der Stimme.

Am Samstagnachmittag fand eine weitere Demonstration in Kufr Qaddum statt. Die Protestteilnehmer marschierten auf ein eisernes Tor zu, dass seit der Al Aqsa/Zweiten Intifada den Osteingang zum Ort verschliesst.

 

Am Sonntag, den 13. September, griffen israelische Soldaten den friedlichen Protestmarsch in Beit Jala bei Bethlehem gegen Israels Trennmauer brutal mit Trӓnengas an, berichten Augenzeugen. Munther Abu-Amira, ein Aktivist gegen den israelischen Siedlungsbau in der besetzten Westbank, sagte, dass sich dutzende von Aktivisten an dem gewaltlosen Protest gegen die fortgesetzte Konstruktion der Mauer auf dem Land von Beit Jala beteiligten. Die Demonstranten protestierten auch gegen Israels Angriff auf die Al Aqsa Moschee am Sonntag morgen. Munib Younan, der Bischof der evangelischen Kirche in Palӓstina und Jordanien, nahm an dem Protest teil.

In den israelischen Medien wurde berichtet, dass mehrere Studien Israels Einsatz von CS Trӓnengas zur Auflӧsung von Protesten infrage gestellt haben. In einem Interview mit der israelischen Tageszeitung Haaretz im Januar 2011 werden Verletzungen der Augen, Lungen und Hautkrankheiten mit dem Einsatz von CS Trӓnengas in Verbindung gebracht. Im Westbankort Bi’lin starben zwei Mitglieder einer Familie infolge des Einsatzes von Trӓnengas: Bassem Abu Rahmah starb 2009 an einer Verletzung am Oberkürper, nachdem ein israelischer Soldat eine Hochgeschwindigkeits-Trӓnengasgranate direkt auf ihn abgefeuert hatte, Seine Schwester Jawaher starb, nachdem sie wӓhrend eines Freitagsprotestes grossen Mengen von Trӓnengas ausgesetzt war.

http://www.imemc.org/article/72985
http://www.imemc.org/article/72879
http://www.imemc.org/article/72874
http://www.haaretz.com/news/diplomacy-defense/.premium-1.675124
http://www.imemc.org/article/72899
Maan, 11. September 2015; http://www.maannews.com/Content.aspx?id=767561
Wafa, 13. September 2015; http://english.wafa.ps/index.php?action=detail&id=29302
Stephen Lendman, Death by Tear Gas: On West Bank, 10.1. 2011 'Calm' http://www.palestinechronicle.com/old/view_article_details.php?id=16541  

Siehe Kate für wӧchentliche Sammlung von Artikeln zu Palӓstina/Israel: http://mondoweiss.net/2015/09/soldiers-courtyard-worshipers#sthash.5dUPNyv0.dpuf

(Zusammengestellt und übersetzt von Martina Lauer)

 

Nakbaproteste 2015

 Aus dem Dorf Ni’lin in der Westbank berichtet Saeed Amireh vom Nakbaprotest am vergangenen Freitag:

 
ISraeli soldiers firing hundreds of tear gas rounds at protesters in west bank village of Ni'lin during commemorating 67th anniversary of Nakba. 15-05-2015Am Freitag, den 15. Mai 2015, wurde der siebenundsechzigste Jahrestag der palӓstinensischen Nakba begangen und deshalb hatten sich mehr als tausend Demonstranten in Ni’lin versammelt, trotz der israelischen Checkpunkte, die an den Eingӓngen zum Dorf errichtet wurden. Die Militӓrkontrollstellen stoppten allerdings mehrere Busse aus anderen Dӧrfern, Stӓdten und Flüchtlingslagern aus der Westbank, die Teilnehmer zur Demonstration in Ni’lin transportieren sollten. In diesem Jahr war Ni’lin zum Ort der Hauptdemonstration zum Nakbatag gewӓhlt worden.

Neben hunderten von Palӓstinensern nahmen auch israelische und international Aktivisten am Protest teil.

Die Demonstration begann mit einem stillen Gedenken, 67 Sekunden für die 67 Jahre seit der Katastrophe der Nakba im Jahr 1948, als hunderttausende von Palӓstinensern von zionistischen Soldaten aus ihren Hӓusern vertrieben und hunderte von palӓstinensischen Dӧrfern zerstӧrt wurden, um den Weg für Israels Gründung und Expansion zu bereiten. Dem Gedenken folgte das Freitagsgebet, das seit Beginn der Proteste in Ni’lin vor sieben Jahren in den Olivenfeldern des Dorfes abgehalten wird. Das Gebet in den Feldern ist ein Ausdruck der Verbindung der Menschen zu ihrem Land, das ihnen weggenommen wurde und von der israelischen Besatzungsbehӧrde als geschlossene Militӓrzonen angesehen wird.

Am Morgen dieses Freitages hatten israelische Soldaten Schilder auf mehreren Feldern um das Dorf aufgestellt, die das Gelӓnde zur geschlossenen militӓrischen Zone erklӓrten. Offensichtlich traf die israelische Armee Vorbereitungen für eine grӧssere Veranstaltung als die regelmӓssigen wӧchentlichen Freitagsproteste im Dorf gegen den Landraub und die Annexionsmauer.

Mehrere Überlebende der Nakba, einige ӓltere Mӓnner, die jetzt in Ni’lin leben, beteiligten sich trotz ihres hohen Alters am Protest, um das Recht auf Rückkehr für die Nakbaflüchtlinge zu bestӓtigen. Andere Bauern hatten sich in traditioneller palӓstinensischer Kleidung angezogen, um an das Leben vor der Nakba zu erinnern. Für diese Bauern setzt sich die Nakba bis heute fort, weil ihr Land durch die israelische Apartheidmauer annektiert wurde. Diese Tatsache ist aufgrund des Schweigens der Aussenwelt und dem fehlenden internationalem Druck auf Israel zur Aufgabe der Besetzung von Palӓstina umso schmerzlicher.

 “Die Nakba geschah nicht nur vor 67 Jahren, sie geschieht bis heute! Jeden Tag leben wir mit der Nakba und der Unterdrückung durch die israelische Besatzung hier in Ni’lin und in ganz Palӓstina. Das Tӧten wird fortgesetzt, zusammen mit den Inhaftierungen, der Folter und der Vertreibung unseres Volkes aus der Negev und aus Susya bei Hebron,” sagte Ibrahim Amireh vom Bürgerkomitee Ni’lin. [Er wurde vor einigen Jahren für seine Rolle als Organisator der Proteste zusammen mit zwei weiteren Ortsbewohnern von einem israelischen Militӓrgericht mit Gefӓngnis bestraft.]

Wӓhrend der Demonstration erinnerten die Teilnehmer die Welt an die fortgesetzten zivilen Proteste von Ni’lin trotz der Isolierung und der brutalen Unterdrückungsmassnahmen der israelischen Armee gegen das Dorf. In den vergangenen Monaten wurden mehrere junge Demonstranten durch Gewehrschüsse verletzt. Seit der Landraub 1982 begann, schrumpfte die Bevӧlkerungszahl des Ortes von 12 000 auf lediglich 5500.

Bevor die Demonstranten die südlich von Ni’lin gelegene Apartheidmauer erreichen konnten, begannen die israelischen Soldaten mit dem massiven Abfeuern von hunderten von Trӓnengaskanistern. Zusӓtzlich waren mehrere Armeejeeps aufgefahren, um den Demonstranten den Weg zu versperren. Zahlreiche Demonstranten wurden durch diesen ersten Gaskanisterhagel und die Folgen der Trӓnengasinhalierung ausgeschaltet.

Nach dem Trӓnengas kamen die gummi-ummantelten Stahlkugeln der Scharfschützen, die 18 Protestteilnehmer und den Kameramann von Al Jazzera verletzten. Das Feuer der israelischen Armee hielt an und die heissen Trӓnengaskanister setzten mehrere Quadratkilometer Land und dutzende von Olivenbӓumen in Brand.

Der Protest zum Nakbatag war nicht wie vorhergehende Freitagsproteste, weil zum ersten Mal seit zwei Jahren mehrere Nachrichtenorganisationen ins Dorf gekommen waren, um über die Freitagsdemonstration in Ni’lin zu berichten. Die israelische Armee ging brutal gegen die Demonstranten vor, setzte aber dieses Mal keine scharfe Munition ein, vielleicht aufgrund der Presse und der zahlreichen internationalen und israelischen Teilnehmer.

Wӓhrend der Demonstration wurde nur die palӓstinensische Fahne getragen, als Aufruf zur Einheit und für ein Ende der Trennung in der palӓstinensischen Gesellschaft.

 “Wir hoffen, dass unsere Einheit hier in Ni’lin der Beginn der Einheit aller politischen Parteien und Palӓstinenser sein kann. Diese Einheit wird der erste Grundstein auf dem Weg zu Freiheit, Befreiung und Gerechtigkeit sein,” sagte Ibrahim Amireh nach dem Protest.

 

Mindestens 22 Menschen wurden bei den vom Hohen Komitee zur Erinnerung der Nakba in der Westbank organisierten Nakbademonstrationen schwer verletzt. 67 Jahre nach dem Beginn der Nakba, als 700 000 Palӓstinenser in ethnischen Sӓberungsaktionen von ihrem Land vertrieben wurden, geht die Katastrophe für die Palӓstinenser weiter. Die Vertreibung ganzer Gemeinden, Repressionsmassnahmen, Massaker und die israelische Kolonisierung werden fortgesetzt, wӓhrend die Palӓstinenser ihren Kamf um das Recht auf Rückkehr für die palӓstinensischen Flüchtlinge aufrechterhalten, schrieb Stop the Wall am 21. Mai 2015.

 

Demonstrationen zum Nakbatag fanden auch in Bil’in, Nabi Saleh und Kufr Qaddoum statt. In Betunia, Ramallah versammelten sich die Teilnehmer zu einem Marsch zum israelischen Gefӓngnis Ofer, wo hunderte von palӓstinensischen politischen Gefangenen festgehalten werden. Drei junge Palӓstinenser wurden mit scharfer Munition am Unterkӧrper verletzt, als die israelische Armee die Demonstration angriff. Vor einem Jahr wurden an der gleichen Stelle zwei junge Palӓstinenser erschossen.

In Jerusalem kam es zu Zusammenstӧssen in der Nӓhe der Al Aqsa Mosche in der Altstadt, wo die Demonstranten palӓstinensische Fahnen und schwarze Flahnen zur Erinnerung an die Nakba trugen. Die Demonstranten verurteilten israelische Massnahmen, die das Fundament der Al Aqsa Moschee gefӓhrden und forderten, dass Jerusalem die palӓstinensische Hauptstadt werden soll.

 

Im Gazastreifen wurden drei Palӓstinenser wӓhrend eines Nakbaprotestes nach dem Freitagsgebet verletzt, als die israelische Armee mit scharfer Munition auf die Teilnehmer feuerte. Der Journalist Mohammad Yaseeer vom Palestinian Network for Media and Journalism wurde am Bein verletzt.
 

Weitere Proteste fanden am Freitag im al-Jalazoun Flüchtlingslager statt und im Dorf Silwad

Bei diesen Protesten, wie bei der Demonstration vor dem Gefӓngnis Ofer, setzte die israelische Armee scharfe Munition ein und verletzte mehrere Demonstranten durch Gewehrschüsse in die Beine, berichtete das PCHR in dem wӧchentlichen Bericht vom 14. bis zum 20. Mai 2015.

 

http://www.nilin-village.org/

http://www.stopthewall.org/2015/05/21/nakba-protests-face-massive-repression

www.pchrgaza.org

http://palsolidarity.org/2015/05/recollection-and-memory-al-nakba-continues/?utm_source=wysija&utm_medium=email&utm_campaign=Weekly+Digest

(Übersetzt und zusammengestellt von Martina Lauer)

Bilin – In Erinnerung an den Tag des Bodens

- Beim Freitagsprotest in Nabi Saleh werden zwei Teilnehmer durch scharfe Munition verletzt - Ein Palӓstinenser wurde verletzt und dutzende litten unter den Nachwirkungen des Trӓnengases, nachdem israelische Soldaten den wӧchentlichen Freitagsprotest am 3. April 2015 in Bilin mit Trӓnengaskanistern, gummi-ummantelten Stahlkugeln und Schockgranaten angriffen.

Der Protest im Westbankdorf in der Nӓhe von Ramallah erinnerte an den palӓstinensischen Tag des Bodens, der seit dem 30. Mӓrz 1976 von den Palӓstinensern weltweit begangen wird. An diesem Tag erschossen israelische Soldaten sechs palӓstinensische Demonstranten wӓhrend der grossen Proteste gegen Israels illegale und grossangelegte Konfiszierung von palӓstinensischem Land.

Israelische und international Aktivisten begleiteten dutzende von Palӓstinensern auf ihrem Protestzug zur illegalen israelischen Mauer, die 2005 bei Bilin gebaut wurde und zu weiteren Konfiszierungen von Dorfland und erheblichen Einschrӓnkungen für die Arbeit der Bauern führte. Die Demonstranten riefen zur Solidaritӓt mit den palӓstinensischen politischen Gefangenen auf, vor allem der kranken Gefangenen, denen eine angemessene medizinische Behandlung verweigert wird.

Am 8. April 2015 berichtete IMEMC, dass ein 24-jӓhriger Palӓstinenser aus Beit Ummar in ein Krankenhaus in Deutschland geflogen wird, nachdem er im israelischen Gefӓngnis Ehil Israeli in Be’er as-Sabe (Beersheba) keine professionelle Behandlung erhielt. Ja’far ‘Awads Gesundheit verschlechterte sich, als er im Gefӓngnis irrtümlicherweise eine Insulindosis erhielt. Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes wurde er vor drei Monaten aus der Haft entlassen und zuerst im Augusta Victoria Krankenhaus in Jerusalem und dann im al-Ahli Krankenhaus in Al Khalil (Hebron) behandelt. Am Mittwoch morgen fiel er in ein Koma. Die israelische Armee entführte den ehemaligen politischen Gefangenen am 1. November 2013; er hatte zuvor bereits drei Jahre in israelischer Haft verbracht.

Das Popular Committee against the Wall and Settlements, Bilins Komitee, das den friedlichen Widerstand gegen die israelische Besatzungsmacht organisiert, sagte, dass die Soldaten Plastikstahlkugeln, Trӓnengas und Schockgranaten auf den friedlichen, Fahnen schwengenden  Demonstrationszug abfeuerten. Die Soldaten versteckten sich auch in den Olivenbӓumen, feuerten auf die Demonstranten und verletzten Kifah Mansou, 30, mit zwei Plastikkugeln im Bein. Er wurde zur Behandlung in eine Klinik eingeliefert.

Am 30. Mӓrz 1976 beschloss Israel die illegal Konfiszierung von Tausenden von Dunum Land im Besitz von Palӓstinensern, was zu massiven Protesten, einem Generalstreik und Zussamenstӧssen mit der israelischen Armee führte. Die Proteste begannen in Galilӓa, breiteten sich zur Negev aus und weiteten sich dann auf ganz Palӓstina aus. An diesem Tag erschoss die Armee sechs Palӓstinenser, verletzte dutzende und entführte hunderte

Bei der Freitagsdemonstration im Dorf Nabi Saleh erlitt eine Bewohnerin, Manal Tamimi, einen Beinbruch, nachdem ein israelischer Soldat mit scharfer Munition auf sie feuerte. Ein weiterer palӓstinensischer Demonstrant, Mohammad (letzter Name unbekannt) wurde ebenfalls mit scharfer Munition am Bein verletzt. Er wurde sofort nach Ramallah transportiert und operiert, weil die Kugel einen Nerven m Bein verletzt hatte. Zusӓtzlich wurden drei Kinder von Plastikstahlkugeln getroffen, die von den israelischen Soldaten gegen die unbewaffneten Demonstranten eingesetzt wurden. Die Bewohner von Nabi Saleh protestieren seit 2009 jeden Freitag gegen Israels fortgesetztes illegaesl Besatzungsregime und die Kolonialisierung von verschiedenen Teilen Palӓstinas.

Saed Bannoura , Soldiers Attack Bilin’s Weekly Protest Against The Wall, 4. April 2015, IMEMC; http://www.imemc.org/article/71129
Former Detainee In Coma; Abbas Orders His Transfer To A Hospital In Germany; http://www.imemc.org/article/71176
Five Injured As Soldiers Attack Nabi Saleh Weekly Protest; http://www.imemc.org/article/71128

 (Zusammengefasst und übersetzt von M.Lauer)
 

Nabi Saleh: Landtagprotest trotz israelischer Gewalt durchgeführt

Am 28. Mӓrz 2015 versammelten sich beinahe 200 Demonstranten aus der ganzen Westbank in Nabi Saleh, um aus Anlass des Landtages gegen die israelische Besatzung zu protestieren. Der Protest wurde von der israelischen Armee und der Grenzpolizei mit extremer Gewalt angegriffen, grossen Mengen von Trӓnengas, Plastikstahlkugeln und mehreren Runden scharfer Munition aus den M 16 Gewehren der israelischen Armee.

Am 30. Mӓrz 1976 wurde in den palӓstinensischen Stӓdten und Orten im heutigen Israel von der Naqab bis nach Galilӓa ein Generalstreik ausgerufen. Die Aktionen und Massenproteste waren eine Reaktion auf die grossangelegte Enteignung von palӓstinensischem Land durch die israelische Regierung. Sechs palӓstinensische Staatsbürger Israels wurden durch israelische Sicherheitskrӓfte getӧtet, einhundert verletzt und Hunderte ins Gefӓngis geworfen. Zum ersten Mal seit 1948 hatten die Palӓstinenser in den von Israel im Jahr 1948 erklӓrten Grenzen als nationale Gruppe gehandelt. Seitdem haben die Palӓstinenser jӓhrlich den Landtag in Protesten in ganz Palӓstina begangen. In Nabi Saleh erinnerten die Dorfbewohner auch an zwei Mitbewohner, Mustafa Tamimi und Rushdie Tamimi, die bei der Teilnahme an den wӧchentlichen Freitagsprotesten gegen Israels Besatzung von israelischen Soldaten getӧtet wurden.

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Das beim Protest aufgehӓngte Poster in Nabi Saleh zeigt Mustafa und Rushdie Tamimihttps://www.facebook.com

 

Nach dem Mittagsgebet liefen die Demonstranten vom Dorfzentrum auf einer der Hauptstrassen zum Dorfausgang, wo neun Jeeps der Armee und Grenzpolizei bereits warteten. Die etwa 60 Soldaten feuerten Trӓnengas auf die unbewaffneten Demonstranten und zwangen sie zur vorlӓufigen Rückkehr.

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Demonstranten marschieren, bevor sie von den israelischen Soldaten mit Trӓnengas beschossen werden

.

Trotz Atemnot und anderer Auswirkungen der Trӓnengaswolken liefen die Protestteilnehmer erneut in Richtung der Armee, diese Mal aber über die Felder, die das Dorf umgeben. Viele Jugendliche blieben auf den Anhӧhen gegenüber der israelischen Kolonie Hallamish. Sie protestierten mit Steinen und Schlingen und warfen die Trӓnengaskanister an die Armee zurück.

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Die illegal israelische Siedlung Hallamish, deren Insassen einen wichtigen Brunnen des Dorfes konfiszierten – Foto: ISM

Die israelischen Soldaten nahmen einen unbewaffneten palӓstinensischen Aktivisten fest und bewarfen die Demonstranten, Palӓstinenser, Israelis und international Aktivisten mit Schockgranaten. Ein palӓstinensischer Fotograf berichtete: “Sie griffen mich zweimal grundlos mit Schockgranaten an.”

Die Demonstranten gaben ihren Protestmarsch trotz aller Gegenmassnahmen nicht auf, sammelten sich zum dritten Mal und warfen die Gaskanister zurück, bis die Soldaten hinter ihren Jeeps Deckung suchten. Die Demonstration konnte nicht aufgelӧst werden.

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Bei der nӓchsten Angriffswelle setzten die Soldaten Plastikstahlkugeln gegen die Demonstranten ein und mehrere Teilnehmer mussten verletzt weggetragen werden. Dann hӧrten die Teilnehmer auf den Hӓngen das typische Gerӓusch der M 16 Gewehre und der scharfen Munition. Der Protest wurde trotzdem noch eine halbe Stunde fortgesetzt, bis die Soldaten in ihre Jeeps einstiegen und zum Checkpunkt ausserhalb des Dorfes zurückkehrten. Als einige Demonstranten auf einem der Hügel um das Dorf den Protest fortsetzten, wurden sie von Soldaten erneut mit scharfer Munition beschossen. Fünfzehn Kugeln landeten auf den Steinen, nahe bei den Demonstranten, obwohl sich Kinder, Frauen und Fotografen darunter befanden. Die Landtagproteste wurden wӓhrend der ganzen Woche in der Westbank fortgesetzt.

International Solidarity Movement, Nabi Saleh Land Day Protest met with extreme violence and M16 live ammunition, 30. Mai 2015, Ramallah Team;http://palsolidarity.org/2015/03/video-nabi-saleh-land-day-protest-met-with-extreme-tear-gas-rubber-covered-steel-bullets-and-m16-live-ammunition/

 (Zusammengefasst und übersetzt von M.Lauer)

Protest in Ni’lin: Gewalt, Trӓnengas und Festnahmen

 20. 1. 2015“Er wird in zwei Wochen heiraten, wenn er nicht verhaftet wird,” so beschreibt Saeed Amireh die Situation seines Bruders, der von der israelischen Armee auf eine Liste von geplanten Festnahmen gestellt wurde, weil er sich an den friedlichen wӧchentlichen Protesten gegen Israels Besatzungsregime in der besetzten Westbank engagiert. Hier ist der Bericht vom Protest am 16. Januar 2015:

Die Soldaten, die Ni’lin umstellten, zӧgerten nicht, sie feuerten das Tränengas, sobald die Dorfbewohner hinunter zu ihren Olivenhainen liefen. Wer trotz Kälte und Regen an Ni’lins wöchentlichem Freitagsprotest teilnehmen wollte, wurde zur Umkehr gezwungen und rannte keuchend vor den Tränengaswolken weg, die von den Hügeln geschickt wurden. Von der Strasse entlang der Felder sah das Tränengas wie eine Nebelschicht aus, die Ni’lins Olivenhaine zudeckte.

“Sie kamen entweder direkt auf uns zu oder auf die Ambulanz,” sagte ein Mitglied der Internationalen Solidaritätsbewegung [International Solidarity Movement – ISM]. Die Soldaten feuerten die Kanister überallhin, auf unbewaffnete Demonstranten und auf Aktivisten, die das Geschehen filmen wollten.

Die Teilnehmer an den Demonstrationen in Ni’lin, von den palästinensischen Sanitätern zu den jungen Kindern, haben gelernt, dass sie jeden Freitag rennen müssen, Tränengas einatmen, dass sie die Gewalt der israelischen zionistischen Armee bei der Kolonialisierung ihres Landes erleben. Die palästinensischen, israelischen und internationalen Aktivisten sagten übereinstimmend, dass der Protest in der vergangenen Woche relative ruhig war, niemand wurde angeschossen, niemand  musste ins Krankenhaus, niemand wurde festgenommen.

In den vergangenen Wochen hat das Dorf allerdings eine Kampagne der Gewalt und der Festnahmen in den Nachtrazzien der israelischen Armee erlebt, die die palästinensischen Familien in Ni’lin terrorisierte.

Saeed Amireh, ein Aktivist aus Ni’lin, der seit langer Zeit über die Unterdrückung des Dorfes berichtet, sprach mit den Freiwilligen der ISM über die Situation des Westbankdorfes. In den vergangenen zwei Wochen wurden zehn Bewohner festgenommen, in Razzien, die beinahe jede zweite Nacht durchgeführt wurden. 25 Menschen wurden seit dem 4. November verhaftet.

Saeed erklärte, dass ein Gefangener aus Ni’lin beim Verhör im Muskubiya Gefängnis in Jerusalem ( dem russischen Lager) ein Papier unterschrieben hatte, in dem 36 Dorfbewohner angeklagt wurden. Die Menschen auf dieser Liste, die bisher noch nicht festgenommen wurden, leben ständig in der Furcht, dass sie aus dem Haus geschleppt und den brutalen Verhön in Israels Apartheid-Gerichtswesen unterzogen werden.

 Saeed sprach von den Bedingungen, die Palästinenser in den israelischen Gefängnissen erleben: monatelange Isolierhaft in winzigen Zellen, brutale Behandlung durch Mitgefangene, israelische Spione, Strategien der Israelis, um Menschen dazuzubringen, dass sie Dinge zugeben, die sie nie gemacht haben. Um endlich eine Freilassung zu erreichen, unterschreiben manche Gefangene eine Liste von Namen von Dorfbewohnern, die dann von der israelischen Armee festgenommen und der gleichen Behandlung unterzogen werden. Zur Zeit befinden sich mehr als 40 Dorfbewohner in israelischen Gefängnissen.

 Ein Mitglied der ISM fragte, wie Leute auf der Fahngungsliste der israelischen Behörden landen. “Sie nehmen an den Protesten teil,” antwortete Saeed. Selbst wenn ein Palästinenser vollkommen friedlich handelt. “Sie klagen einen an, dass man sich an illegalen Protesten beteiligte.” Es ist eine der Absurditäten der Besatzung, dass die israelischen Behörden verlangen, dass ein Dorf eine Genehmigung von ihnen beantragt, damit Palӓstinenser einen Protest gegen die illegal Konfiszierung ihres Landes durchführen kӧnnen.

In den Nachtrazzien umstellt die israelische Armee das Haus des Opfers, stürmt das Haus und stellt die Einrichtung auf den Kopf; israelische Soldaten haben auch mit dem Einsatz von scharfer Munition im Dorf begonnen. Saeed erklärte, dass manche Leute vor der drohenden Verhaftung flüchten. In der vergangenen Woche feuerten die israelischen Soldaten mit scharfer Munition auf einen Mann, der nachts aus seinem Haus entkommen wollte. “Wenn die Leute schlafen, kommen sie nachts und feuern Tränengas, was bei vielen zu Atemschwierigkeiten und Erstickungsanfällen führt. Die israelische Armee bringt dazu eine auf einem Armeejeep montierte Maschine, die grosse Mengen von Kanistern abfeuern kann. “Sie produziert eine Wolke am Boden. Sie schiessen auf alle Häuser.”

 Saeeds Familie lebt auf der süd-östlichen Seite des Dorfes, neben den Olivenhainen. Diese Häuser kommenbei einer Razia zuerst in die Schusslinie der Armee. Das Haus seines Onkels brannte ab. Im Haus des Nachbarn erstickte beinahe ein einjähriges Baby. “Sie dachten, es würde sterben, weil das Tränengas ins Haus eindrang.” Das Baby musste ins Krankenhaus gebracht warden. Einige Palästinensr mussten ebenfalls ins Krankenhaus, als sie bei den letzten Demonstrationen it gummi-ummantelten Stahlkugeln verletzt wurden.

Die medizinische Versorgung des Dorfes ist angesichts der ständigen Gewalt unzureichend. Das medizinische Zubehör reicht nicht aus, deshalb können nicht genung Freiwillige den zwei Sanitätern an der Station helfen. Die medizinische Einrichtung des Dorfes wird nicht vor den Einfällen der Armee verschont. Ein freiwilliger Mitarbeiter des Roten Halbmondes berichtet von einem Überfall der Armee vor zwei Jahren, der mit einem Einschussloch in der Station und einem Riss in der Decke des vierten Stocks endete. Die Soldaten hatten das Gebäude beschossen, obwohl sich dort nur medizinisches unbewaffnetes Personal befand. “Es ist ihnen egal” sagte der Mitarbeiter.

Wenn sich jemand aktiv an den Demonstrationen beteiligt, schiessen die Soldaten auf ihn, um ihn zu verletzen und ausser Gefecht zu setzen. Die Soldaten schossen einen der zwei Sanitäter im Dorf ins Bein und er musste ein Jahr lang zur Physiotherapie gehen.

 Der Widerstand hat eine lange und stolze Tradition im Dorf, Ni’lin beteiligte sich an der erste ud zweiten Intifada und am derzeitigen friedlichen palästinensischen Widerstand gegen die israelische Apartheidmauer. Die Nachtrazzien der israelischen Aree sind ein Versuch, um die Dorfbewohner zu demoralisieren und zu spalten und vom Widerstand abzuhalten. Das Dorf hat bereits einen hohen Preis für die Teilnahme am Widerstand der Bevölkerung gegen die Annexion ihres Landes durch den Bau der Apartheidmauer und der fünf umgebenden israelischen Siedlungen bezahlt. Von 2008 bis 2009 wurden fünf Menschen getötet, viele wurden durch die Gewaltmassnahmen der israelischen Armee verletzt und leiden bis heute unter den Folgen dieser Verletzungen. Obwohl die Mauer und die Siedlungen nach internationalem Recht illegal sind, werden die Teilnehmer an den Protesten gegen diese Rechtsverletzungen angegriffen und vor Gericht gestellt.

 Saeed berichtete, dass in den letzten Monaten selten internationale Aktivisten und keine Journalisten nach Ni’lin kamen und die Brutalität der Armee folglich zunahm. Die Armee rückte dem Dorf immer näher und bedrohte die gewaltlosen Demonstranten: Ein palästinensischer Journalist, der den Regen und das Tränengas beim letzten Protest erlebte, berichtete von einer vorhergehenden Demonstration, dass ein Soldat ihm drohte, seine Hand und seine Kamera zu brechen, sollte er nicht mit dem Filmen aufhӧren.

Saeed sprach von der schweren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bürde der Besetzung: “Man kann nichts planen.” Weder Studium noch Prüfungen, Arbeit oder Familienleben. Saeeds Bruder will in zwei Wochen heiraten, aber er ist auf der “Wunschliste” der israelischen Behörden.”Er wird in zwei Wochen heiraten, wenn er nicht verhaftet wird.”
http://palsolidarity.org/2015/01/violence-in-nilin-village-repression-tear-gas-and-arrests/
Violence in Ni’lin Village: Repression, Tear Gas and Arrests, International Solidarity Movement, 20. September 2015;
http://www.imemc.org/article/70306
Related Link(s): http://www.imemc.org/newswire?search_text=International...3E%3E

 (Zusammengefasst und übersetzt von M.Lauer)

Besetzte Westbank: Freitagsdemonstration im Schneeregen, 9. Januar 2015 - Trotz Regen und Schnee marschierten dutzende von Demonstranten in Kufr Qaddoum in der besetzten Westbank wie jeden Freitag seit drei Jahren aus dem Dorf und in Richtung einer Strassenblockade der Besatzungsarmee. Wind und Regen verbreiteten das Trӓnengas, das israelische Soldaten kurze Zeit nach dem Beginn des Protestmarsches auf die Teilnehmer feuerten, und machten ein Entkommen unmӧglich. Ein Organisator des Protestes sprach den Teilnehmern Mut zu: “ Selbst im Schnee und im schlechten Wetter werden wir fortgesetzten Widerstand leisten, um unsere Strasse zu ӧffen…Die Zahl der Leute, die heute versammelt sind, zeigt, wie stark wir sind.” Die direkte und lebenswichtige Verbindungsstrasse des Dorfes Kufr Qaddoum zum grӧsseren Nachbarort Nablus wurde von der israelischen Armee im Interesse der benachbarten illegalen israelischen Siedlung Qedumim für Palӓstinenser geschlossen. Alterntaive Routen verlӓngern die Fahrt, kosten Zeit und Geld und riskieren das Leben von Dorfbewohnern in Notfӓllen. 2005 wurde die Strasse selbst für Fussgӓnger geschlossen. 2011 im Sommer begannen die regelmӓssigen Freitagsproteste des Dorfes nach dem Muster der Westbankdӧrfer Bil’in, Ni’lin, Nabi Saleh, Al Masara und anderen Orten. Die Demonstration am 9. Januar 2015 verlief relativ harmlos, trotz des kalten Wetters und der Anwesenheit von israelischen Soldaten, weil “nur” Trӓnengas eingesetzt wurde, keine scharfe Munition, Granaten oder Wasserwerfer mit stinkender Flüssigkeit.

Kӓlte und Eis konnten die Motivation der Demonstranten im Dorf Bil’in ebenfalls nicht verringern. Teilnehmer aus Japan, Kanada, Frankreich, Tunesien, Belgien, Israel und den USA forderten zusammen mit ihren palӓstinensischen Gastgebern, dass Israels Landdiebstahl, die israelische Besatzung, die willkürlichen Festnahmen und die illegale Besetzung beendet werden. Jamil Barghouti, der neue Staatsminister gegen die Mauer nahm am Protestmarsch vom Dorfzentrum in Richtung der illegalen israelischen Mauer teil. Wie immer warteten die israelischen Soldaten bereits auf die Demonstration und feuerten Trӓnengas und Schockgranaten auf die Menschen. Bil’in protestiert seit 2005 gegen den Bau der Annexionsmauer und gegen die israelischen Siedlungen auf dem Dorfland. Zwei Stunden lang kam es zu Zusammenstӧssen zwischen Demonstranten und Soldaten. Anfang Januar 2015 berichtete IMEMC über die Freitagsdemonstrationen in mehreren Westbankdӧrfern und die Unterdrückungsmassnahmen der israelischen Armee: Die friedlichen wӧchentlichen Proteste finden seit zehn Jahren jede Woche statt und die Teilnehmer haben sich zu gewaltlosen Reaktionen auf die Gewalt der israelischen Armee verpflichtet. Die Armee hat die Freitagsproteste als Testlabor für experimentelle Massenkontrollmittel benutzt: Sonische Waffen, Stinkwasser (Skunk: eine chemische Mischung, die auf die Teilnehmer und auf Dorfhӓuser und Strassen versprüht wird und wochenlang haftet, manchmal zu allergischen Reaktionen führt), giftiges Fӓrbemittel, das die Identifikation von Demonstrationsteilnehmern bei spӓteren Dorfrazzien ermӧglicht, experimentelle Trӓnengaskombinationen und gummi-ummantelte Stahlkugeln, die zu mehreren Todesfӓllen führten

In Nabi Saleh wurde die Aktivistin Manal Al Tamimi am 1. Januar 2015 zusammen mit ihrem Mann Belal, dem Sohn Osama und Belals Bruder Marwan auf der Heimreise von Ramallah festgenommen. Die israelische Armee weiss, dass Manal eine wichtige Rolle im Widerstand des Dorfes und bei der Durchführung der friedlichen Proteste seit Dezember 2009 spielt. Manals Familie wurde am gleichen Tag freigelassen, Manal zwei Tage spӓter.

Aus dem Westbankdorf Ni’lin berichtet Saeed Amireh, dass die Besatzungsarmee am 1. Januar eine Nachtrazzia ins Dorf unternahm und drei junge Mӓnner entführte. Der siebzehnjӓhrige Mostafa Nafi wurde mitgenommen; er ist im letzten Schuljahr und die Festnahme kӧnnte bedeuten, dass er seinen Schulabschluss nicht bekommt. Mostafas Bruder Bahaa Nafi, 21 Jahre alt, ist seit dem 10. Oktober 2013 im Westbankgefӓngnis Ofer inhaftiert.

Mohammed Hosny Khawaja, 38 Jahre alt, wurde vor seiner Frau und den Kindern geschlagen und die Hauseinrichtung demoliert, bevor er ebenfalls abgeführt wurde. Sein Bruder Joma befindet sich seit dem 4. November 2014 in israelischer Haft.

Schliesslich nahmen die Soldaten den 18-jӓhrigen Mohammed Yahya Nafi mit. Sein Bruder Saeed wurde am 18. Dezember 2014 festgenommen und befindet sich immer noch in israelischer Haft. Beim Verlassen des Dorfes feuerten die Soldaten Schockgranaten ab und setzten auf den Jeeps befestigte Lautsprecher ein, um das Dorf aufzuwecken.
http://www.nilin-village.org/
http://palsolidarity.org/2015/01/snow-and-rain-does-not-stop-kufr-qaddum-protest/
Popular Struggle Coordination Committee, Weekly Newsletter, 12. Januar 2015; https://www.facebook.com/PopularStruggle
http://www.imemc.org/article/70179

 (Zusammengefasst und übersetzt von M.Lauer)
 

 

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