Brief aus Bethlehem Wir wollen leben
und werden leben.
Bethlehem,
19.9.2003
Liebe Freunde,
dieser September (2003) war ein Monat,
dem wir mit gemischten Gefühlen entgegensahen. Auf der einen Seite war er
ein Monat mit großen Festen, wegen der Eröffnungsfeierlichkeiten unseres
neuen Ad-Dar-Kultur- und Konferenzzentrums und des Dar al
Kalima-Gesundheits und Wellnesszentrums – auf der andern Seite machten wir
uns große Sorgen über einen eskalierenden Konflikt und über größer
werdende Spannungen. Wir weihten die Einrichtungen ein, die auf dem
neuesten Stand der Technik sind und eine enorme Leistung für Bethlehem und
Palästina darstellen, während wir vom weitergehenden Konflikt, der
Vergeltung und der Apartheid heimgesucht werden. Wir waren besorgt, dass
die Spannungen jeden Augenblick eskalieren würden, und dass wir die
Eröffnung unserer neuen Einrichtungen noch einmal verschieben müssten, so
wie es schon zweimal zuvor geschehen war. Wir wissen, was das bedeutet. Es
ist, als würden wir auf dem Gipfel eines aktiven Vulkanberges sitzen und
nicht wissen, wann er ausbricht.
Wer in diesem Teil der Welt lebt, der
hält das Leben nicht mehr für selbstverständlich. Jeder Tag ist ein neues
Geschenk. Aber genau deshalb bestehen wir darauf, für eine bessere Zukunft
zu investieren.
·
In einer Zeit, in der eine
„Trennungs- und Apartheidmauer“ rund um Bethlehem gebaut wird, sind wir
hier, um in Menschen zu investieren, die wagen, Grenzen zu überschreiten.
·
In einer Zeit, in der das
Heilige Land unter der „Kultur der Gewalt“ leidet, sind wir hier und
verkünden, dass es die Macht der Kultur ist, die notwendig ist, um eine
Gesellschaft zu verändern und eine Gemeinschaft zu ermächtigen ...
·
In einer Zeit der
Zerstörung investieren wir in Schönheit....
·
In einer Zeit des
Bombardierens und des Schießen setzen wir auf andere Klänge, spielen neue
Lieder der Freiheit, der Gerechtigkeit, der Versöhnung und des
Mitleidens...
·
Und in einer Zeit großer
Leiden schaffen wir Raum für Wellness und Hoffnung...
Wir freuten uns über den Besuch vieler
Freunde, die von nah und fern kamen, um mit uns zu sein, um die
Apartheidmauer zu sehen, die Bethlehem umgibt, aber auch um mit uns die
Eröffnungsfeiern zu begehen. Für unsere Partner, besonders den
Außenminister von Finnland und Wheat Ridge Minister und für viele Leute
hier in Bethlehem wurden diese beiden Projekte die Verwirklichung eines
großen Traumes – in einem Umfeld, in dem die Menschen immer mehr
Alpträumen ausgesetzt sind. Doch sind wir noch nicht an unserm Ziel: eines
der Ziele für die nächsten zwei Jahre ist, den 2. Teil des
Wellness-Zentrums zu bauen, eine halbe Million Pflanzen und Rosen zu
setzen, um so den größten Nationalpark in der Bethlehemer Region zu
schaffen. All dies zielt hin auf ein strahlenderes und grüneres Bethlehem.
Aber das größte Ziel bleibt Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung – dies
hier sind nur Schritte und Stationen auf dem Weg. Die Menschen sind müde
von einer Road Map, die nach nirgendwohin führt. Diese kleinen Stationen
und Feste geben ihnen einen Raum zum Durchatmen auf einer anscheinend noch
sehr langen Reise.
Wir laden Sie ein, unsere Website zu besuchen und
möglichst selbst einmal das Umfeld und die Einrichtungen kennen zu lernen.
www.annadwa.org
Rev. Dr. Mitri Raheb, and the Staff of
the ICB
Rev.
Dr. Mitri Raheb General Director - The International Center of Bethlehem -
Dar al-Kalima Academy
Senior
Pastor - The Evangelical Lutheran Christmas Church - Paul VI. St. 109
Bethlehem - Tel: +972 2 276 4696 - Fax: +972 2 277 0048
(deutscbe
Übersetzung: Ellen Rohlfs)
Siehe auch: "Schwarze Nacht, heilige Nacht":
Bethlehem trägt an Weihnachten Trauer |