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Wir sind unfähig das
Leiden einer Gesellschaft zu verstehen, sein Schreien und die Zukunft
einer ganzen Nation, die von uns gekidnappt worden ist.
Wir leiden sehr wegen der
drei entführten Teenager, deren Namen wir vor kurzem nicht einmal
kannten, die aber jetzt uns allen gehören. Jeder sieht wie mein eigener
Sohn aus, wie der Sohn von jedem meiner Freunde und ihrer Freunde.
Wie viele Leute hoffe ich
aus tiefsten Herzen, dass der Moment kommen wird, wenn wir sie wieder
lebendig unter uns sehen und dass all diese Spannung sich auflösen wird.
Ich hoffe, wirklich zitternd, aber ich kann nicht wünschen, die
verschwiegene Wahrheit zu ignorieren, die ihre Entführung umgibt. Diese
drei Jungs sind wirklich unglücklich. Sie sind unglücklich, wegen der
Angstfalle, in der sie gefangen worden sind, die Unsicherheit und die
Tatsache, dass Leben in großer Gefahr schwebt. Wir haben großes Mitleid
mit ihnen und ihren Familien, weil sie in einem einzigen Augenblick in
die grelle Öffentlichkeit gerieten. Und diese Teenager sind unglücklich,
wegen der Lüge, in der sie ihr Leben lang gelebt haben – Leben von
angenommener Normalität, das auf die Grundmauern von Israels größter
Ungerechtigkeit gebaut wurde: auf die Besatzung.
Wenden wir uns von ihrem
Elend zu unserm eigenen. Für uns ist ein dramatisches oder traumatisches
Ereignis immer ein sehr klarer, ausgeklügelter und transparenter Moment.
All die Pläne und Versäumnisse, die Ängste und Hoffnungen brechen
hervor.
Hier sind Israels
oberflächlicher Ministerpräsident und schusselige Polizei, die Massen,
die sich an nutzlose Gebete halten und nicht einen Moment an
menschlichen Frieden. Hier sind die scheinheiligen Oberrabbiner, die
erst vor einem Monat vom Papst Versprechen verlangten, die die Zukunft
des jüdischen Volkes betreffen, aber in ihrem täglichen Leben nichts
über das Schicksal des Volkes sagen, das unsere Nachbarn sind, getreten
und von der Besatzung und Rassismus unterdrückt wird. Und das von der
Führung der Rabbiner, die maßlose Gehälter und Vergünstigungen
erhalten. (dt Ellen Rohlfs)
Plötzlich bricht alles
auf, wird in seinem Wesen ausgedrückt, taucht aus der Finsternis ins
Sonnenlicht. Dies ist genau der Moment, um Absichten zu prüfen, weil -
wie gesagt – alles offen liegt.
Als erstes Netanjahus
Leere. Darüber muss nicht viel gesagt werden. Schließlich ist er
derjenige, der alle israelisch-palästinensischen Gespräche in die
knausrige Ecke des Problems der Gefangenenentlassung führte. Er ist es
auch, der mit eigenen Worten Israels Verpflichtung, die letzte Gruppe
der palästinensischen Gefangenen zu entlassen. Er ist auch derjenige,
der die Palästinensische Behörde in die Wecke trieb, sich mir der Hamas
zu vereinigen.
Über was beklagt er sich
jetzt mit seinen dramatischen und schmalzigen Kommentaren und Gesten?
Seine unmittelbare, abhängige, unüberlegte Antwort zeigt, dass er genau
auf diesen Augenblick wartete, um nur zu sagen: „genau, das sagte ich
euch. Was sagte er und denn? Die schmerzliche Antwort: „Gar nichts!“
Plötzlich wird alles, was auftaucht in seinem
wahren Wesen ausgedrückt, indem es aus der Dunkelheit ins Sonnenlicht
taucht. Das ist genau der Moment, um Absichten zu untersuchen – da, wie
gesagt, alles offen liegt..
Als erstes Netanyahus Hohlheit. Dazu muss
nicht viel gesagt werden. Nach alledem ist er der- jenige, der alle
israelisch-palästinensischen Gespräche in die geschlossene Ecke der
Gefangenentlassung führte. Er ist auch derjenige, der nach seinen
eigenen Worten gegen Israels Verpflichtung verstieß, die letzte Gruppe
der palästinensischen Gefangenen freizulassen. Er ist auch derjenige,
der die palästinensische Autorität in die Ecke manövrierte, sich mit
Hamas zu vereinigen.
Also, worüber beklagt er sich genau, mit
seinen dramatischen und schmalzigen Kommentaren und Gesten. Seine
sofortige, gedankenlose Antwort zeigt, dass er nur auf diesen Moment
gewartet hatte, nur um zu sagen: „Ich habe es euch ja gesagt.“ Und nun,
wo er es gesagt hat, taucht die
wirkliche Frage auf: „Was genau sagt er uns?“ Die schmerzliche Antwort
ist: „Gar nichts!“ …..
Wie kann es sein, dass nicht einer von ihnen
aufgestanden ist und gesagt hat: „Jeder, der auf der anderen Seite der
schwarzen Linie ist, trägt die Verantwortung. Es ist nicht erfreulich,
aber es ist die Wahrheit. Und letztlich ist es nie erfreulich.
Bevor es eine Geiselnahme gibt - weshalb
sollte man etwas sagen? Es hört sowieso niemand zu, weil die Lage zu
ruhig ist. Und im Moment, wo sie eine Geisel nehmen, brauchen wir nicht
zu sprechen (wie der verantwortliche Direktor von Peace Now sagte), da
die Unsrigen, die als Geisel genommen wurden, gegangen sind. Und wenn
all das in dem endet, was , Gott bewahre, eine persönliche Tragödie oder
eine kollektive Tragödie sein könnte, für die sich niemand interessiert,
weshalb sollten wir sprechen? Jeder ist wieder einmal mit dem
israelischen Supermodel, Bar Refaeli, dem FIFA-Weltcup oder dem nächsten
Skandal beschäftigt. Somit ist dies auch ein purer Moment der
Isolierung. Nicht die Isolierung von Häusern, an die wir gewöhnt sind,
sondern die Isolierung der Herzen. Wenige Menschen rechts und links –
mit Ausnahme von Gideon Levy, Uri
Misgav, und wenigen anderen
vorsichtige und erschrockene Kommentatoren – versuchen, die tiefen
Wurzeln der Geiselnahme zu begreifen.
Wir sprechen uns frei, indem wir sagen: „Sie
verteilten uns Süßigkeiten “, nachdem sie von der Geiselnahme erfuhren.
Ihre Freude macht uns glücklich, seitdem sie, je glücklicher sie über
unser Leiden sind, desto befreiter sind wir davon, an ihnen und ihrem
Leiden Interesse zu haben. Aber es gibt keinen Weg da vorbei: Das ist
eine Art von Freude, die eine tiefere Studie und tieferes Verständnis
verlangt. Die gesamte palästinensische Gesellschaft ist eine entführte
Gesellschaft. Wie viele Israelis, die einen „wichtigen Dienst“ in der
Armee leisteten, drangen viele der Leser dieser Kolumne, oder deren
Kinder mitten in der Nacht, in ein Haus einer palästinensischen Familie
überraschend ein, mit Gewalt, und nahmen einfach entschlossen und
unsensibel den Vater, den Bruder oder den Onkel mit. . Das ist eine
Entführung, und sie geschieht täglich. Und was ist mit ihren
Administrativ-Häftlingen?
Was ist das alles, wenn nicht ein große,
offizielle, üble und ungerechte Entführung, an der wir alle beteiligt
sind und nie den Preis dafür zahlen? Das ist das Schicksal zehntausender
Gefangener und anderen, die inhaftiert wurden, die in israelischen
Gefängnissen saßen oder noch sitzen – etliche von ihnen aus keinem
triftigen Grund, unter falschem Vorwand inhaftiert.. Die große Mehrheit
von ihnen wurde der Militärjustiz ausgesetzt und keiner von uns kümmerte
sich darum. All diese Dinge haben im Leben der besetzten Gesellschaft
die Thematik der Gefangenen zum Hauptthema gemacht. Es gibt nicht einen
einzigen Haushalt ohne einen Inhaftierten oder Strafgefangenen. Also,
weshalb ist es so schwer, ihre Freude und unseren Schmerz, unsere Ängste
und Sorge nicht zu verstehen? Es war und kann noch anders sein. Doch,
solange die israelische Regierung alle Tore zur Freiheit verschließt,
vor allen wirklichen Verhandlungen flüchtet, die den Konflikt lösen
könnten, sich weigert, Gesten des guten Willens zu zeigen aber, lügt
und eklatant seine eigenen Verpflichtungen verletzt – ist Gewalt das
einzige, was den Palästinensern bleibt.
Es ist bereits bewiesen, dass jedes Mal, wenn
sie eine Geisel genommen haben, ein (Gefangener) freigelassen wurde.
Wieder einmal scheint es so, dass Israel nur Gewalt versteht. Was sagt
das über uns aus? Unsere Antworten – die von: „Sie verdienen es“ und:
„Sie sind alle Terroristen“, rangieren bis zu: „Ich folge nur Befehlen“
und: „ich wusste nicht, was vor sich ging“ - sagt mehr über uns aus als
über sie.
Trotz des enormen und beeindruckenden
Erfolges von „Breaking the Silence
(einer NGO, die Zeugenaussagen von Soldaten sammelt, die in der Westbank
gedient haben), ist unser totales Schweigen immer noch das Lauteste um
uns herum. Wir sind bereit, das eine Entführungsopfer (Pollard in den
USA) zu vergessen, aber wir sind unfähig, das Leiden einer gesamten
Gesellschaft zu verstehen, ihre Schreie, und die Zukunft einer gesamten
Nation, die von uns entführt wurde.
Auch das muss ausgesprochen und in diesem
Augenblick der Klarheit gehört worden – und so laut wie möglich.
(Dt. Inga
Gelsdorf und Ellen Rohlfs, unbedeutend gekürzt)
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