Unter dem Titel „Morgen wird
es schlimmer“ hat die israelische Journalistin Amira
Hass im Oktober 2006
ein Buch mit Alltagsgeschichten aus Israel und Palästina
herausgegeben. Rückblickend auf die letzten fünf Jahre
trifft sie diese Feststellung. Ich bin Mitte Oktober von
einem drei-wöchigen Aufenthalt aus Bethlehem
zurückgekehrt und kann diese Feststellung nur
unterstreichen.
Ohnmacht, fast totale
Hoffnungslosigkeit und Angst vor der Zukunft prägen seit
über sechs Jahren den Alltag der Menschen in Bethlehem
und ganz Palästina.
In
der Geburtstadt Jesu beträgt die Arbeitslosigkeit nach
fast 5 Jahren der Abriegelung ca. 75%.
Da fast keine Pilger und Touristen mehr die Stadt
aufsuchen, geschweige denn dort Quartier nehmen, sind
die meisten Geschäfte geschlossen. Für Bethlehem, das
bis zum Jahr
2000 fast ausschließlich von den Pilgern und
Touristen gelebt hat, bedeutet dies eine wirtschaftliche
und menschliche Katastrophe. Die in guten Zeiten
erwirtschafteten Ersparnisse sind längst aufgebraucht.
Oft fehlt das tägliche Brot, Medikamente können sich
viele nicht mehr leisten, da sie zu teuer sind. Familien
können das Schulgeld für ihre Kinder an den christlichen
Schulen und der Universität nicht mehr bezahlen.
Seit
Februar dieses Jahres habe die beim Stadt und Behörden
Angestellten kein Gehalt mehr bekommen.
Dazu
kommen täglich neue Repressalien an Checkpoints,
Landent-eignungen und Demütigungen durch die israelische
Armee.
Der vor
drei Jahren begonnene Bau der über 8 m hohen Betonmauer
um die Stadt ist nahezu abgeschlossen. Ein Verlassen der
Stadt ist kaum mehr möglich, es sei denn, man hat eine
Erlaubnis der israelischen Regierung. Diese aber ist nur
sehr schwer zu bekommen und letztlich keine Garantie.
Bethlehem ist ein großes Gefängnis geworden - rundherum
eingemauert, bzw. mit einem Elektrozaun mit modernster
Sicherheitstechnik.
Mit jeder gescheiterten
Friedensinitiative wird den Menschen ein Stück Hoffnung
und ein weiteres Stück ihrer wirtschaftlichen
Lebensgrundlage geraubt. Dabei ist von beiden nicht mehr
viel da, was man ihnen nehmen kann.
Wenn die Menschen in Bethlehem ihre
Situation beschreiben sollen, stecken sie in einem
Dilemma. Für sie ist das Leben mit eingeschränkter
Bewegungsfreiheit, Kontrollen und Arbeitslosigkeit zum
Normalfall geworden. So dass es aus ihrer Sicht heißt:
„Zukunft, Hoffnung, was ist das?“ Das Ausland
einschließlich der Christen hat die Geburtsstadt Jesu
aus dem Blick verloren und schenkt ihr bis auf wenige
Ausnahmen kaum noch Aufmerksamkeit.
Zur Normalität gehört, dass der
Kreis um Bethlehem immer enger gezogen wurde, so dass
Menschen aus den Dörfern im Grossraum Bethlehem nur nach
dem Passieren mehrerer Checkpoints der israelischen
Armee zu lebenswichtigen Einrichtungen wie
Krankenhäusern oder Schulen kommen. Das dauert Stunden.
Z.B. wurden im September 2006
in Palästina 69 Babys an
Checkpoints geboren, weil den Müttern die Weiterfahrt
zum Krankenhaus verwehrt wurde.
Normal ist, dass viele Neugeborene
Wochen nach ihrer Geburt weniger wiegen als zur Zeit
ihrer Geburt. Schon im Sommer können viele Familien ihre
Stromrechnung nicht mehr bezahlen. Normal ist, dass
jetzt im Winter die Heizung kalt bleibt - Krankheiten
werden chronisch. Viele können nur noch mit Sozialhilfe
überleben, die als Spende aus dem Ausland kommt und von
den caritativen Einrichtungen ausgezahlt wird. So werden
allein im bekannten Caritas-Baby-Hospital inzwischen
monatlich über 1.000
Familien mit dem Nötigsten versorgt. Vieles gilt in
Bethlehem als "normal", was objektiv betrachtet eine
einzige Katastrophe ist.
Von
dieser Not und Hoffnungslosigkeit betroffen sind
besonders auch die Familien der Olivenholzschnitzer,
fast ausnahmslos Christen. Die meisten haben trotz
Null-Absatzmöglichkeiten weiter ihre Schnitzereien
gefertigt in der wagen Hoffnung, dass sich vielleicht
ein Pilger nach Bethlehem "verirrt" oder jemand ihre
Krippen im Ausland verkauft; Immer höre ich die
verzweifelte Frage: „Was sollen wir denn sonst tun?!“
Viele haben resigniert und aufgeben. Über
6000
Christen haben den Raum Bethlehem in den letzten sechs
Jahren verlassen und sind zu ihren Verwandten in aller
Welt ausge-wandert. Andere aber wollen auch ganz bewusst
bleiben, weiter Zeugnis für ihren christlichen Glauben
am Geburtsort Jesu geben. Sie nehmen die Frage Jesu
ernst: "Wollt nicht auch ihr gehen?! - Viele Christen
haben sich zum Bleiben entschieden – oder ringen noch
mit der Entscheidung!
Um in dieser Resignation und
Hoffnungslosigkeit wenigstens mehr als 40
christlichen Familien einen kleinen Hoffnungsschimmer zu
geben, sind Sie eingeladen, Ihre Solidarität zu zeigen.
Sie können helfen, aber nicht durch Spenden.
Unterstützen lassen wollen sich die Bethlehemer
Schnitzer nur durch den Verkauf ihrer schönen
Holzschnitzereien. Damit ist zum einen ihre Arbeit
gewürdigt und und ihnen ein Stück Selbstwert gegebent,
zum anderen das Überleben für einige Zeit gesichert.
Diese
Schnitzereien aus Olivenholz werden werden Ihnen auch
dieses Jahr wieder zum Verkauf angeboten Das Angebot
umfaßt wertvolle, geschnitzte Krippen, Kleinkrippen,
moderne Schnitzarbeiten von biblischen Motiven,
Christbaumanhänger, Kreuze, usw. Da auf der politischen
Ebene im Heiligen Land leider keine Änderung zu erwarten
ist, verbleibt uns aber sehr wohl dieser Weg, unseren
Mitchristen zu helfen und ihnen unsere Solidarität zu
zeigen.
Sie sind eingeladen, diese
Familien zu unterstützen durch den Erwerb der
Schnitzereien. Helfen Sie mit, dass christliche Familien
nicht in ihrer Hoffnungslosigkeit Bethlehem verlassen,
sondern auch weiterhin am Geburtsort Jesu Zeugnis geben
von der Friedensbotschaft des Erlösers.
Wenn Sie
den Bethlehemer Schnitzerfamilien helfen möchten,
bekommen Sie Infos bei den folgenden Adressen.
Pfarrgemeinden oder Gruppen, die in der Adventszeit oder
während des Jahres einen eigenen Verkauf (in Kommission)
organisieren und dadurch Hilfe und Hoffnung schenken
möchten, können sich melden bei P. Rainer unter Tel.
09421-843713,
Fax 09421-843735,
Email:
Karmel.Straubing@t-online.de