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HÄNDE WEG !
Felicia Langer
Bei der Eröffnung des Kongresses der AIPAC (American-Israel
Political Action Committee) wurde der israelische Premierminister
Benjamin Netanjahu kürzlich mit 100 „standing ovations“ geehrt.
Seine Rede absolvierte er in sorgfältig modulierter Stimmlage und
schmückte sie mit ausgesuchten amerikanischen Redensarten. Man
konnte den Eindruck gewinnen, er sei der Schattenpräsident der
Vereinigten Staaten von Amerika… Mit Pathos warb Netanjahu für den
Krieg gegen den Iran: „Wenn wir ihn nicht führen, wird der Iran
Israel auslöschen!“ Und er ging noch weiter, so weit wie niemand,
den ich bislang gehört habe: Er zitierte ein Dokument aus dem Jahre
1944, eine Bitte des jüdischen Establishments an die amerikanische
Regierung, Auschwitz zu bombardieren. Und den negativen Bescheid
darauf, aus Angst vor Racheaktionen wolle und könne man das nicht
tun…Die Botschaft ist klar, und der tosende Beifall von 13.000
AIPAC-Mitgliedern erschreckend. Auch die persische Bedrohung vom
Ende des dritten Jahrhunderts vor Christus, die gescheitert ist,
fand Erwähnung….
Netanjahu war aber nicht allein, auch Präsident
Barack Obama hat die Option Krieg nicht ausgeschlossen, seine
Aussagen waren jedoch ambivalent, insbesondere die vor den Toren des
AIPAC-Kongresses.
Am selben Tag, an dem sich Obama mit Netanjahu im
Weißen Haus traf, erschien in der Washington Post ein
Inserat, in dem ehemalige ranghohe amerikanische Militärs und
Geheimdienstexperten sich gegen einen Krieg gegen den Iran
aussprechen; sie nennen ihn „Krieg der Wahl“ gegen den Iran. Ihrer
Meinung nach wäre eine Militäraktion gegen den Iran nicht nur
unnötig, sondern auch gefährlich.
In einer Erklärung seitens der Friedensbewegung und
Friedensforschung in Deutschland (Andreas Buro, Christoph Cramer und
Mohsen Mussarrat) erfahren wir unter anderem, dass das iranische
Volk weder einen Krieg noch eine iranische Atombombe will, und alle
Indizien sprechen für diese Einschätzung. Israels Atomwaffenarsenal
und die Einkreisung des Iran durch amerikanische Militärstützpunkte
sind dagegen die eigentlichen Gründe für die Rüstungsanstrengungen
des Iran. Die Welt toleriert Israels Atomwaffen und spricht
gleichzeitig von der Bedrohung einer nicht existierenden iranischen
Atombombe. Das gleiche Szenario wie bei den angeblichen
Massenvernichtungswaffen im Irak. Hunderttausende haben für diesen
fatalen Betrug mit ihrem Leben bezahlt.
Es gibt aber eine noch höhere Instanz gegen den
Krieg, den lieben Gott!
Michael Knopf, Assistant Rabbi of
Har Zion Temple in Penn Valley, Pennsylvania, schrieb (Haaretz,
4.3.2012): ”Would God want Israel to attack Iran?”
“In our time the only war Jewish
law permits is defensive war. Maimonides defines a defensive war as
one waged to assist Israel from an enemy that has come upon them
(Laws of Kings, 5-1). It means to repel an attack and to defend
lives that are in danger. Moreover, in order to qualify as defensive
war, the enemy must initiate the aggression.”
Der Rabbi schreibt weiter, wir wissen zwar, dass der
Iran nukleare Technologie entwickelt, aber wir wissen keineswegs, ob
er auch plant, eine Atombombe zu bauen. Er erwähnt auch die Invasion
des Irak, die uns eigentlich eine Lehre sein sollte. ”Then, we let
fears, not facts govern our decision.
The Talmud teaches that in 586 BCE Judea was
destroyed not because the defences were too weak, but because the
Jews were indifferent about shedding blood (Shabbat 33a). Let us
pray that history does not repeat itself.”
Am 8.3.2012 war in Haaretz zu lesen, dass die
Mehrheit der Israelis keinen Krieg gegen den Iran will. Aber die
Debatte um einen möglichen Krieg gegen den Iran ist eine ideale
Ablenkung von der nunmehr seit 44 Jahren dauernden
völkerrechtswidrigen kolonisatorischen Besatzung
palästinensischer Gebiete. Es gibt keine Palästina-Frage mehr, nur
noch die iranische Bombe…
Wie lange werden Sie, Benjamin Netanjahu, die Welt
belügen können und unsere Toten dafür missbrauchen? Ich als Jüdin,
die viele Tote zu beklagen hat, fast die gesamte Familie meines
Mannes und meine eigene wurden von den Nazis ermordet, wehre mich
aufs schärfste gegen diesen schändlichen Missbrauch als
Rechtfertigung eines blutigen Angriffskrieges. Ich sage Ihnen,
Benjamin Netanjahu: „Hände weg von den Toten des Holocaust, Opfer
des Faschismus! Sie schänden ihr Andenken!“
Felicia Langer
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