Neue israelische Apartheid
à Familientrennmauer:
Israel will 100.000
palästinensische Ehepartner von Israelis ausweisen
Erster
Bericht über dieses Thema in Al-Jazeerah: 27.06.2005 Palestine Media
Center – PMC
Das israelische
Kabinett stimmte am Sonntag einem Gesetz zu, das die Ausweisung
ausländischer Ehegatten von Israelis, falls sie sich illegal in Israel
aufhalten, vorschreibt – eine Maßnahme, die 100.000 palästinensische
Ehegatten mit Deportation bedroht.
Laut israelischen
Presseschätzungen leben mehr als 100.000 palästinensische Ehepartner
von Israelis illegal im Land.
Derzeit sind
Ehegatten oder Lebensgefährten von Israelis vor Ausweisung geschützt,
sogar dann, wenn sie illegal in Israel leben. Wie Haaretz berichtet,
ermöglicht ihnen das Innenministerium, einen Daueraufenthalt im Laufe
eines schrittweisen Verfahrens zu erhalten.
Das verabschiedete
Gesetz ermöglicht es, ausländische Ehegatten von Israelis abzuschieben
bzw. verhindert es, dass sie Daueraufenthalte bekommen, falls sie sich
illegal in Israel aufhalten.
Innenminister Ophir
Pines-Paz legte dem Kabinett dieses Gesetz vor.
Gemäß dem neuen
Gesetz wird es nicht einmal verheirateten Partnern mehr erlaubt sein, in
Israel zu verbleiben, allerdings legt es auch fest, diejenigen
Ehepartner nicht zu benachteiligen, die bereits begonnen hatten, das
Verfahren für ihre Staatsangehörigkeit in Gang zu setzen.
Jedoch werden
illegale Ausländer, denen eine Aufenthaltserlaubnis verweigert worden
war, nicht mehr nach Israel zurückkehren und sich erneut um eine
Erlaubnis bewerben dürfen, mit Ausnahme nach einer bestimmten durch den
Minister festgelegten Frist.
Sobald das Gesetz in
Kraft ist, werden illegale Ausländer ihren Status nicht mehr
legalisieren können – abgesehen von gewissen Ausnahmen – auch wenn sie
mit einem israelischen Staatsangehörigen verheiratet sind.
Das Gesetz
beinhaltet, dass jeder, der nach Israel illegal einreiste oder illegal
dort wohnte, keine Aufenthaltserlaubnis bekommen wird, sofern nicht sein
illegaler Aufenthalt aus einem Fehler oder aus Umständen, die außerhalb
seiner Kontrolle lagen, herrührte.
Der Innenminister
kann entscheiden, eine Aufenthaltsgenehmigung zu erteilen, aber der
Ausländer wird zuerst Israel verlassen müssen. Nur dann wird der
Minister erwägen ob er ihn wieder zurückkehren lässt. Auf jeden Fall
wird dem Ausländer nur dann die Rückkehr gestattet werden, wenn er sich
nicht länger als ein Jahr illegal in Israel aufgehalten hat.
In Israel illegal
lebende Ausländer können unter besonderen Umständen Arbeitserlaubnisse
bekommen, nämlich unter der Bedingung, dass sie legal nach Israel
kamen und nicht mehr als vier Jahre illegal dort wohnten, schreibt
das Gesetz vor.
Das Kabinett
entschied ebenfalls am Sonntag, den Innenminister mit der Aufgabe zu
betrauen, innerhalb von sieben Tagen einen Gesetzesvorschlag
bezüglich Einzelpersonen, die illegal in Israel leben, zu
unterbreiten.
Gemäß Gesetz wird
der Innenminister keine Einreise- oder Aufenthaltsgenehmigung für
Einzelpersonen bewilligen, welche eine Bedrohung für die
Staatssicherheit darstellen oder die öffentliche Sicherheit untergraben
bzw. illegal nach Israel eingereist waren oder dort illegal wohnen –
ausgenommen, der illegale Aufenthalt hat seine Wurzeln in einem
Versehen.
Zweiter Bericht über
dasselbe Thema in Al-Jazeerah:
Israel will 100.000 Palästinenser gemäß
rassistischem Gesetz ausweisen
GAZA, 27. Juni 2005
(IPC + Agencies)
Die israelische
Regierung stimmte am Sonntag einem Gesetz zu
à Palästinenser, die mit
israelischen Staatsbürgern verheiratet sind, soll das
Daueraufenthaltsrecht in Israel verweigert, alle diejenigen, die illegal
in Israel leben, sollen ausgewiesen werden.
Das israelische
Gesetz zielt hauptsächlich auf arabische Familien, in denen
arabisch-israelische Bürger Palästinenser aus den besetzten Gebieten
geheiratet haben, und die jetzt zusammen in Israel leben.
(Hier lässt die
Übersetzerin drei Abschnitte weg, da sie schon in den vorhergehenden
Ausführungen enthalten sind.)
Die israelische
Zeitung Yedioth Ahronoth hat in der vergangenen Woche darauf
hingewiesen, dass etwa 100.000 mit israelischen Arabern verheiratete
Palästinenser gemäß diesem Gesetz ausgewiesen würden, insbesondere,
nachdem die israelische Regierung und die Knesset der Erweiterung des
novellierten Staatsbürgerschaftsgesetzes zugestimmt hätten, welche die
Wiederzusammenführung von Familien unterbindet, in denen einer der
beiden Ehegatten aus den besetzten palästinensischen Gebieten stammt.
Demgegenüber
forderte die Association of Civil Rights in Israel (ACRI =
Gesellschaft für Bürgerrechte in Israel) den israelischen
Premierminister auf, dieses Gesetz abzulehnen, da es eine
schwerwiegende Verletzung der Bürgerrechte darstellt.
ACRI fügte hinzu,
dass die Einschränkungen im Staatsbürgerschaftsgesetz die Lebensumstände
vieler Familien, die sich für eine Zusammenführung bewerben, außer Acht
lasse. Die Zustimmung zu diesem Gesetz würde tausende Familien in Israel
auf’s Spiel setzen, zusätzlich würden palästinensische Staatsbürger als
Bürger zweiter Klasse betrachtet, sogar diejenigen, die dort, was heute
Israel genannt wird, geboren sind.
Eine Presseerklärung
der ACRI konstatiert: Israel hat keine festgelegte Politik für
nicht-jüdische Einwanderer. Während einiger Jahre waren die Verfahren
aufgrund der Politik der Regierung und des Innenministeriums häufig
geändert worden – es wurden keine gebräuchlichen Standards eingehalten.
Die Gesellschaft
rief die israelische Regierung auf, eine klare und offene
Einwanderungspolitik festzulegen, die sich sowohl mit allen Formen der
Einwanderung befasst als auch mit den Pflichten des Staates Israel
gegenüber seinen Bürgern – gegründet auf vordefinierten Maßstäben
bezüglich der gewährten Stellung für Nichtjuden.
Kommentar zu obigen
Nachrichten von Hassan El-Najjar:
Das neue israelische
Gesetz zeigt das Bestreben der israelischen Regierung, seine
palästinensischen, arabischen Staatsbürger und deren Ehegatten, die
hauptsächlich aus der Westbank und aus dem Gazastreifen sind, zu
verfolgen. Letzteren wurde systematisch der legale Aufenthalt und die
Staatsbürgerschaft verweigert, obwohl sie israelische Staatsangehörige
geheiratet haben. Indem man ihnen das Recht verwehrt, mit ihren
Ehepartnern zusammen zu sein, wurden diese Ehegatten und andere
Familienangehörige zu „illegalen Ausländern“, was den Vorwand liefert,
sie auszuweisen.
Es ist ein Versuch,
eine weitere Apartheidmauer zu schaffen, die Familienmitglieder trennt –
nur weil sie Palästinenser sind. Jüdische Einwanderer, die niemals im
Nahen Osten waren, können israelische Staatsbürger werden, während
Palästinenser, die tausende Jahre in diesem Land zugebracht haben,
vorenthalten wird, in ihrer Heimat zu leben.
Diese neue
israelische Maßnahme spiegelt die zionistische Mauermentalität wieder,
welche einheimische Palästinenser als Ausländer begreift, die aus ihrer
Heimat deportiert werden sollen. Wie passt dies zu Vertrauen und
Koexistenz zwischen beiden Völkern? Das ist eine neue israelische
Apartheidmauer, die Familien israelischer Bürger zerschneidet, nur weil
die Ehegatten Palästinenser sind. Es ist wahrlich eine
Apartheid-Familientrennmauer.
editor(at)aljazeerah.info
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von Al-Jazeerah.
28.06.2005, Übers. v.
Gabriele Al Dahouk |