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Palästinensische Kinder/Jugendliche arbeiten
in israelischen Siedlungen
Dalia Hatuca, 6.7.13.
http://www.thirstingforjustice.org/?p=1594
Jordantal, besetzte Gebiete:
schmale, schwach aussehende Körper bewegen
sich in den Obstgärten, pflücken und
reinigen Früchte und Gemüse, packen sie in
Container, bevor sie sie auf LKWs laden. Wie
ein Uhrwerk jeden Tag zwischen 5 Uhr morgens
und 2 Uhr nachmittags arbeiten
palästinensische Kinder in den illegalen
israelischen Siedlungen im Jordantal, um
ihren Familien zu helfen. Sie haben die
Idee von Schule weit hinter sich gelassen.
Ismail ist gerade 16, hat
aber die Oberschule nicht geschafft und
arbeitet nun in der Siedlung Argaman, um
seine 12köpfigen Familie mit zu
unterstützen und seinem älteren Bruder das
Studium mit zu bezahlen. Er arbeitet bis zu
8 Stunden in den Feldern, manchmal an 7
Tagen in der Woche, was von der Saison
abhängt.
„Ich möchte später gerne
weiter zur Schule gehen, so hoffe ich …
bevor ich zu alt werde, um sie zu beenden,“
sagte Ismail, der aus dem Dorf Al Zubeidat
im Jordantal kommt. „Jetzt kann ich nicht
zurückgehen, weil das Geld für die Familie
wichtiger ist.
Die Zahl der Palästinenser,
die innerhalb der Jordantalsiedlungen
arbeiten, liegt zwischen 10 000 und 20 000,
was von der Jahreszeit abhängt, nach dem
Ma’am Entwicklungszentrum, einer in Ramallah
sitzenden Organisation. Die Kinder machen
etwa 5-10% dieser Arbeiter aus. Diese
Kinderarbeiter leben entweder im Jordantal
z.B. in Al Fasayil, al Jiftlik und Al
Zubeidat oder kommen aus der restlichen
Westbank, besonders aus den Südhebroner
Hügeln, wo die Lebensbedingungen sehr hart
sind, die Arbeitslosigkeit hoch und das
Wasser sehr knapp. Meistens folgen die
Kinder erwachsenen Familienmitgliedern, die
schon dort arbeiten.
Die Kinderarbeiter fallen mit
15 oder 16 aus der Oberschule, weil die
Arbeit in den Siedlungen oft die einzige
Möglichkeit für sie und ihre Familie ist,
das Überleben zu ermöglichen.
„Die meisten Jugendlichen
sehen die Arbeit in den Siedlungen als die
einzige Option für ein besseres Leben“, sagt
Cris Michael, der Koordinator beim Ma’an
Development Center. „ Es gibt viele Fälle,
von Männern mit 30 oder 40, die seit ihrem
14.Lebensjahr in den Siedlungen arbeiten.
Die hohe Ausfallrate (aus der
Schule) ist dem schwachen Bildungssystem im
Jordantal anzulasten und wird durch einen
Mangel an adäquater Infrastruktur und einer
großen Anzahl von Schülern erschwert…
Nach einem Ma’an-Bericht sind
nahezu 10 000 Kinder aus der Zone C im
Schuljahr 20011/2012 in Schulzelten,
Karavanen oder Blechhütten – ohne Schutz
gegen Hitze noch Kälte – zur Schule
gekommen. Außerdem fehlt einem Drittel der
Schulen in Zone C adequates Wasser und
sanitäre Einrichtungen“.
Der Bericht Parallele
Realitäten: israelische Siedlungen und
palästinensische Gemeinschaften im Jordantal
fand auch, dass viele pal. Schulen von
israelischen Behörden die Abbruchorder
bekommen haben.
Kinder arbeiten deswegen in
Siedlungen oder weil sie von ihren Familien
dazu aufgefordert werden. Muhammad,16, kommt
aus Al-Fasayil und arbeitet in der nahen
Siedlung Tomer, wo er im Sommer süße Paprika
pflückt und einpackt und im Winter in der
Dattelplantage arbeitet.
Muhammad hörte mit der Schule
auf, weil er das Gefühl hatte, Geld zu
verdienen ist im Augenblick eine bessere
Option, als die Schule zu Ende zu machen.
„Die Schule bereitet mich nicht für die
Zukunft vor“, sagte er, „Es gibt so viele,
die auf die Universität gehen und dann keine
Arbeit bekommen. Es wird für mich nicht
anders sein“.
Das Jordantal ist diesem
Phänomen besonders ausgesetzt: 95 % des
Landes gehören zu Zone C, die nach dem
Oslo-Abkommen nur völlig unter israelischer
Kontrolle steht. Das Gebiet ist entweder
voller Siedlungen oder militärisches
Sperrgebiet oder als „Natur-Reservat“
vorgesehen.
Eine Menge palästinensischer
Dörfer haben landwirtschaftlich gebrauchtes
Land in Zone C, was bedeutet, dass
palästinensische Bauern Genehmigungen
benötigen, um zu ihrem Land zu kommen – und
dies nur zu bestimmten Stunden. Sie dürfen
auch nur bestimmte Geräte mitnehmen. D.h.
Sie können nicht mit den Siedlern für Export
konkurrieren, weder was den Preis noch die
Qualität betrifft“, sagte Michael. „ Also
verpachten sie ihr Land und gehen in die
nächste Siedlung, um dort zu arbeiten.
Das Jordantal hätte wegen
seines fruchtbaren Bodens und seiner
reichlichen Wasserressourcen das Potential
eines Brotkorbes für die Westbank. Aber sehr
wenig Land und sehr wenig Wasser ist
Palästinensern zugänglich, denen nur noch 5%
des Landes zur Verfügung stehen. Die harten
Lebensbedingungen sind eine direkte Folge
israelischen Landraubes und der Kontrolle
der Wasserressourcen. Und die Mauer zwingt
die Palästinenser schließlich, in den
illegalen Siedlungen zu arbeiten.
Herausfordernde
Arbeitsgesetze
Das Jordantal ist das Zuhause
von nahezu 60 000 Palästinensern, während
9500 Israelis in dem Gebiet in 37
Siedlungen leben – nach dem UN.Office für
koordinierte humanitäre Angelegenheiten.
Einmal innerhalb dieser Siedlungen sind die
Kinderarbeiter Reinigungskräfte, pflücken
und verpacken Gemüse und Früchte, arbeiten
bei Temperaturen, die im Sommer 50 Grad C
erreichen können und verdienen zwischen
50-90 NIS (14-25 $) bei einem acht oder
neun Stundentag.
Ihr karger Lohn sind 25-50%
dessen, was ihnen nach israelischem Recht
zustehen würde, das einen Minimumlohn von
23,12 NIS pro Stunde vorsieht und
Krankenkasse plus bezahltem Krankenurlaub.
– nichts davon bekommen palästinensische
Arbeiter. Aber nach Kav LaOved, einer
israelischen Arbeiter-Rechtsgruppe,
verweigern israelische Arbeitsgeber in den
Siedlungen und Industriezonen in der
Westbank weiter routinemäßig die Rechte
ihrer palästinensischen Arbeiter in großem
Ausmaß. Diese Verletzung der
palästinensischen Arbeiterrechte durch
israelische Arbeitgeber in der Westbank wird
dadurch ermöglicht, weil es kein Gesetz
gibt, dass gegen solche Gesetzesbrecher
vorgeht.“
Ein israelischer Offizier,
der für die zivilen Probleme in den
besetzten Gebieten zuständig ist, weiß
angeblich von diesen Problemen bez.
Kinderarbeit gar nichts.
Die palästinensische
Handelsunion vertritt die palästinensischen
Arbeiter; sie nannte das Phänomen ein
„kompliziertes Problem“, das gemeinsame
Bemühungen vieler Organisationen erfordert.“
…
Sehr oft kommen Kinder über
einen palästinensischen Vermittler als
Arbeiter in die Siedlungen, der dann
einmalig oder monatlich Geld von ihnen
verlangt, weil er ihnen die Arbeit
besorgte. Er beutet die Kinder auch aus.
Die Siedler behaupten dann, sie wüssten
nichts und legen die Verantwortung dem
„Vermittler“ vor die Füße.
Kinder, die nicht aus der
Gegend sind, sind gezwungen unter
erbärmlichen Bedingungen in feuchten
Speichern zu leben, manchmal 20 auf einmal.
Die Tatsache, dass das Jordantal nicht
entwickelt werden kann, obwohl 85% der
Bevölkerung palästinensisch sind, zwingt
diese Kinder zu sagen: „dies ist mein Leben,
mein Vater kann nicht arbeiten, mein Bruder
ist an der Universität, in den Siedlungen
zu arbeiten, ist die einzige Möglichkeit zu
überleben …
(dt. und stark gekürzt: Ellen
Rohlfs)
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