Krank, aber gefährlich
Danny Filk, Ynet,
13.11.07
Die Entscheidung, auf Hamas Druck
auszuüben, indem man kranke Palästinenser nicht
ausreisen lässt, ist unmoralisch und unmenschlich.
Der Staat Israel investiert mehr
als ein Drittel seines nationalen Budgets für
Sicherheitsausgaben, rüstet sich selbst mit den
raffiniertesten und am weitesten entwickelten Waffen
aus, baut Zäune und Mauern, hat eine Armee und einen
Geheimdienst, doch scheinen diese Bemühungen alle
vergeblich zu sein. Israels Sicherheitssituation
scheint so unstabil zu sein, dass sechs schwer
kranke Palästinenser, die im Gazastreifen wohnen,
die Israelis dermaßen bedrohen, dass öffentlicher
Druck durch die Medien erforderlich ist, um dem
Verteidigungs-Establishment zu verstehen zu geben,
sie aus dem Streifen ausreisen zu lassen, damit sie
die nötige medizinische Versorgung erhalten.
Der 47 jährige Palästinenser H.
scheint an einem Lebertumor zu leiden und braucht
dringend eine Biopsy, dass eine Behandlung
ausgeführt wird; C. ist ein Palästinenser , der
dringend operiert werden muss; A. ist eine
20jährige Palästinenserin, die an Krebs leidet, die
schnellstens in ein Krankenhaus sollte; das 16
jährige Mädchen, das unter einem Herzfehler leidet,
bräuchte dringend einen Herzkatheder; die 20 jährige
L. hat Krebs und braucht Strahlentherapie und
Chemotherapie, und der 27 jährige A. hat einen
Gehirntumor und braucht auch dringend schnelle
Behandlung.
Alle diese Fälle waren von
namhaften israelischen Onkologen und Kardiologen
untersucht worden, die bestimmt haben, dass die
Behandlung dringend ist. Eine Verzögerung gefährdet
das Leben der Patienten. Der Staat Israel wies diese
Forderungen mit der Behauptung zurück, dass diese
sechs aus Sicherheitsgründen zurückgewiesen werden.
Doch nach wiederholten Anfragen durch die Ärzte für
Menschenrechten und die Vermittlung von
Knessetabgeordneten, Petitionen von
Menschenrechtsgruppen im Ausland wurde den sechs
Patienten schließlich erlaubt, den Gazastreifen zu
verlassen.
Israels Aktionen schüren den Hass
Stellen die sechs Schwerkranken
eine Bedrohung der nationalen Sicherheit dar oder
der Sicherheit für israelische Bürger? Kann die
Person, die das Einreiseverbot nach Israel
unterzeichnet hat, wirklich behaupten, dass sie
gefährlich sind? Die Tatsache dass sie schließlich
doch die Genehmigung erhielten, beweist, dass die
Zugangsverweigerung aus Sicherheitsgründen unehrlich
war und dass diese Vorgehensweise nur dafür bestimmt
war, Druck auf die Palästinenser auszuüben. Dieses
unmenschliche Verhalten verhindert regelmäßig, dass
schwerkranke Palästinenser die erforderliche
medizinische Behandlung erhalten.
Seit der Übernahme des
Gazastreifens durch die Hamas waren wir mit einer
wachsenden Zahl von Zurückweisungen an der Grenze
konfrontiert . Das Sicherheitsestablishment
verweigert zunehmend einen Passierschein für
Patienten, bei denen nicht lebensbedrohende
Krankheiten eine medizinische Behandlung fordern,
bei denen es nur darum geht, ihren Zustand zu
verbessern und das Leiden zu vermindern.
In vielen Fällen wird aber auch
Patienten mit lebensbedrohenden Krankheiten der
Passierschein verweigert. Die Entscheidung, auf dem
Rücken der Bevölkerung Druck auf die Hamas auszuüben
und besonders gegenüber den Kranken und Schwachen,
ist nicht nur unmoralisch und unmenschlich. Es wird
nur den Hass vermehren und die Radikalsten
bestärken.
Der Philosoph Emmanuel Levinas
beschrieb das Böse als die Unfähigkeit,
Verantwortung für unsere Taten gegenüber anderen zu
übernehmen. Was ist böse? Für uns selbst das Recht
auf Leben zu nehmen, den anderen aber dasselbe nicht
zuzugestehen. Gibt es eine bessere Beschreibung
dessen, was der Staat Israel tut? Er behindert
Schwerkranke, die verzweifelt auf ärztliche
Behandlung warten ….
Dr. Danny Filk, Ärzte für
Menschenrechte in Israel ( PHR)
www.ynetnews.com/articles/0.7340.L-3470830.00.html
(dt. Ellen Rohlfs)
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