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Wie man
Nicht-Juden tötet und Leute beeinflusst: Israelische Rabbiner
verteidigen die schockierende religiöse Verteidigung des Tötens von
Nicht-Juden nach einem Buch …
Max Blumenthal, Alternet, 30.August 2010
Als ich in die jüdisch-religiöse
Buchhandlung Pomeranz in Jerusalem-Mitte ging, um mich nach dem Buch
Torat Ha’Melech oder „The King’s Torah“ zu erkundigen, begann sofort
einige Unruhe. „Sind Sie sicher, dass Sie es wollen?“ fragte mich der
Besitzer H. Pomeranz halb im Scherz. Der Shaback (Israels Geheimdienst)
würde dann mit Ihnen ein Wort sprechen wollen. Da die Kunden aufhörten,
in den Büchern herum zu schmökern und begannen, in meine Richtung zu
starren, zeigte Pomeranz auf einen Photoapparat, der an der Wand
befestigt war. „Sehen Sie dort hin!“ sagte er, „das geht direkt zum
Shabak“ ( Shin Bet).
Bald nachdem das Buch im letzten Jahr
veröffentlich wurde, verursachte Tora Ha Melech einen nationalen
Aufruhr. Die Kontroverse begann, als ein israelisches Boulevardblatt den
Inhalt des Buches (230 Seiten) über Gesetze, die das Töten von
Nichtjuden betreffen, verriss. Es ist eine Art Führer für jeden, den die
Frage beschäftigt, ob und wann es erlaubt ist, das Leben von Nichtjuden
zu nehmen. Nach dem Autor des Buches Rabbi Yitzhak Shapira, ‚haben
Nichtjuden von Natur aus kein Mitleid und sollten getötet werden, um
ihre üblen Neigungen einzuschränken.’ ‚Wenn wir einen Einheimischen
(Eingeborenen) töten, der eines der sieben Gebote übertreten hat … ist
nichts Falsches dabei,’ besteht Shapira. Indem er das jüdische Gesetz
als seine Quelle zitiert ( oder wenigstens eine sehr selektive
Interpretation desselben), erklärte er: ‚Das Töten von Babys ist
gerechtfertigt, wenn es klar ist, dass sie als Erwachsene uns Leid
antun. In solch einer Situation kann ihnen absichtlich Leid zugefügt
werden, nicht nur während eines Kampfes mit Erwachsenen.’
Im Januar wurde Shapira kurz von der
israelischen Polizei verhaftet, während zwei führende Rabbiner, die das
Buch unterstützten, Dov Lior und Yaakov Yosef vom Shabak zu Verhören
vorgeladen wurden. Doch die Rabbiner weigerten sich, zum Verhör zu
erscheinen, machten dem Staat und seinen Gesetzen vor allem eine lange
Nase. Und die Regierung tat nichts. Die Episode ließ ernsthafte Fragen
über die Bereitschaft der israelischen Regierung hoch kommen, sich mit
der starken rassistischen Schneise des Landesrabbinats aus einander zu
setzen. So etwas ist nie vorher geschehen, obgleich es scheint, als ob
alles schon möglich gewesen ist, bemerkt der israelische Kommentator
Yossi Sarid mit Erstaunen. Zwei Rabbiner wurden zu einem Polizeiverhör
vorgeladen und sie verkündeten, sie gingen nicht hin. Sogar Siedler sind
so freundlich, zu erscheinen.
Als Antwort auf den öffentlichen Tadel der
Rabbiner auf das staatliche Rechtssystem schwiegen der Staatsanwalt und
der Ministerpräsident. Seit der Veröffentlichung von Tora Ha Melech hat
Netanyahu tatsächlich streng vermieden, seinen Inhalt oder die
Unterstützer des Autors zu kritisieren. Wie so viele Ministerpräsidenten
vor ihm hat er sich von Israels national-religiöser Gemeinschaft durch
Einschüchterung gefügig machen lassen. Aber Netanyahu erscheint
besonders impotent. Seine Schwäche kommt von der Tatsache, dass die
national-religiösen Rechten prominent in seiner Regierungsvertretung
vertreten sind und ein wesentlicher Teil seiner politischen Grundlage
sind. Für Netanyahu könnte eine Konfrontation mit den fanatischen
Rabbinern zu einem politischen Selbstmord führen oder ihn zu einer
Allianz mit Kräften aus der Mitte zwingen , die nicht sein Engagement
für die Siedlungen in der Westbank teilen.
Am 18. August protzte ein Pantheon von
Israels fundamentalistischen Spitzenrabbinern während eines ad hoc
Kongresses, den sie in Jerusalems Ramada Renaissance Hotel mit ihrer
politischen Macht zusammenriefen. Vor einer Zuhörerschaft von 250
Unterstützern, einschließlich des rechtsextremen israelischen KM Michael
Ben -Ari erklärten die Rabbiner im Namen der heiligen Tora, dass sie
sich nicht irgend einem Versuch der Regierung unterwerfen würden, der
ihre politischen Aktivitäten regulieren würde – besonders wenn jene
Aktivitäten terroristische Angriffe gegen Nicht-Juden einschließen. Als
ein verhutzelter Rabbiner nach dem anderen sich erhob, um eine
Schmährede gegen die Untersuchung der Torat Ha Melech durch die
Regierung zu halten, bis seine Stimme heiser wurde, endete die
Versammlung mit Rufen nach Mord nicht nur von Nicht-Juden, sondern auch
von säkularen Juden.
Die Verpflichtung, das eigene Leben zu
opfern, steht über allem anderen beim Kampf gegen jene, die die
Autorität der Torah zerstören wollen, bellte Rabbiner Yehoshua Shapira,
der Verantwortliche der Yeshiva in Tel Avivs Vorort Ramat Gan. ‚Das gilt
nicht nur für Nicht-Juden, die versuchen, sie zu zerstören, sondern auch
gegen Juden jeder Seite.’
Die von der Regierung finanzierte
Terror-Akademie
Die beunruhigende Philosophie, die in der
Torat Ha Melech zum Ausdruck kommt, tauchte aus der fiebrigen Atmosphäre
der Siedlung Yitzhar auf, die in der nördlichen Westbank in der Nähe
von Nablus liegt. Shapira führt die Yeshiva Od Yosef Chai der Siedlung,
die über eine kleine Armee von Fanatikern herrscht, die eifrig gegen die
Palästinenser , ihre Ernte und ihre Haustiere in den Tälern zuschlägt.
Einer von Shapiras Nachfolgern, ein amerikanischer Immigrant mit Namen
Jack Teitel hat zugegeben, zwei unschuldige Palästinenser ermordet zu
haben und den Versuch, den liberalen israelischen Historiker Zeev
Sternhell mit einer Briefbombe umzubringen. Teitel wird verdächtigt,
viele andere Morde begangen zu haben, einschließlich eines Angriffes auf
ein Zentrum einer Lesben-/ Schwulengemeinschaft.
Trotz seiner scheinbaren Rolle als
Terrortrainingsinstitut hat Od Yosef Chai seit 2007 nahezu 50 000
Dollars vom israelischen Sozialministerium kassiert, während das
Erziehungs-ministerium zwischen 2006 und 07 mehr als 250 000 Dollar in
die Yeshiva-Kassen gepumpt hat. Die Yeshiva hat auch großzügig von
amerikanischen Spenden , die steuerfrei sind, aus dem Central Fund of
Israel, profitiert. Der Central Fund, der im Marcus Brother Textilladen
mitten in Manhattan seinen Sitz hat, überwies zwischen 2007 und 08
wenigstens 30 000 Dollars an Od Yosef Chai.
Obwohl er in seinem Buch ‚den Feind’
nicht mit Namen nennt, deckt er durch seine langjährige Verbindung zu
terroristischen Angriffen gegen palästinensische Zivilisten die wahre
Identität seiner Ziele auf . 2006 war Shapira kurz von der israelischen
Polizei festgehalten, weil er seine Unterstützer dahindrängte, alle
Palästinenser über 13 zu ermorden. Zwei Jahre später unterzeichnete er
– nach der isr. Tageszeitung Haaretz- einen rabbinischen Brief, der
israelische Juden unterstützte, die brutal zwei arabische Jugendliche am
Holocaustgedenktag mordeten. Im selben Jahr wurde Shapira unter dem
Verdacht verhaftet, dass er einen Steinangriff gegen ein
palästinensisches Dorf in der Nähe von Nablus organisierte. Obwohl er
entlassen wurde, wurde Shapiras Name in Verbindung mit einem anderen
Terrorakt genannt: als im Januar die israelische Polizei in seiner
Siedlung eine Razzia machte, um die Vandalen zu suchen, die eine nahe
Moschee angezündet hatten. Nachdem man zehn Siedler verhaftet hatte,
hielt man fünf von Shapiras Komplizen unter Verdacht der Brandstiftung.
Freunde in oberen Rängen
Trotz seines langen Engagement im
Terrorismus oder vielleicht genau deshalb, zählt Shapira Israels
führende fundamentalistische Rabbiner zu seinen Unterstützern. Der
bekannteste unter ihnen ist Dov Lior, der Leiter der Shavei-Hevron
Yeshiva von Kiryat Arba, einer radikalen jüdischen Siedlung nahe der
besetzten palästinensischen Stadt Hebron und eine Brutstätte für
jüdischen Terrorismus. Lior hat Torat Ha Melech kräftig unterstützt und
nannte sie sehr relevant besonders in diesen Zeiten.
Liors Begeisterung für Shapiras Schrift
stammt von seiner eigenen ausschließenden Haltung gegenüber Nicht-Juden.
Z.B. instruierte er die Soldaten, während er bei der IDF als oberster
Rabbi diente: „In Kriegszeiten gibt es keine Zivilisten … ein tausend
nicht-jüdischer Leben sind nicht so viel wert wie ein jüdischer
Fingernagel.“ Tatsächlich gibt es nur wenige Nicht-Juden, deren Leben
Lior schonen würde. Es wären gefangene palästinensische Militante, die
für medizinische Experimente verwendet werden könnten, wie er einmal
vorschlug.
Ansonsten scheint Lior zufrieden zu sein,
wenn er beobachten kann, wie Palästinenser umkommen, wie bei dem
Attentat von Dr.
Baruch Goldstein 1994. Goldsteine , der 29 betende
Palästinenser in der Abrahamsmoschee massakrierte und 150 verletzte, war
ein Komplize und Nachbar von Lior in der Siedlung Kiryat Arba. Bei
Goldsteins Begräbnis feierte Lior das Massaker als einen Akt, der
ausgeführt worden war, um ‚Gottes Namen zu heiligen’. Er rühmte dann ‚Goldstone
als einen Gerechten’. Dank Liors Bemühungen wurde sein Sarkophag mitten
in Kiryat Arba aufgestellt, so dass die Bewohner der Siedlung die Taten
des Mörders feiern konnten und sein Vermächtnis zukünftigen Generationen
weitergeben können.
Obgleich Liors aufwieglerische Statements
zur Folge hatten, von den Wahlen zum Obersten Rabbinischen Rat
ausgeschlossen zu werden – nach dem Journalisten Daniel Estrin – blieb
der Rabbiner eine geachtete Person bei den Mainstream-Zionisten. Durch
Erweiterung behält er beträchtlichen Einfluss unter den religiösen
Elementen in der IDF. Als 2008 der Oberrabbiner der IDF Brigadier
General Avichai Ronski eine Gruppe militärischer Geheimdienstoffiziere
bei einer Sonderfahrt nach Hebron brachte, beschloss er den Tag mit
einem privaten Treffen mit Lior, dem es erlaubt war, den Offizieren
seine Ansichten über moderne Kriegsführung mitzuteilen – „so etwas wie
Zivilisten gibt es in Kriegszeiten nicht“.
Außer Lior hat Torat Ha Melech
Unterstützung von anderen prominenten nationalen fundamentalistischen
Rabbinern verdient: Yaakov Yosef. Yosef ist der Leiter der Hazon Yaakov
Yeshiva in Jerusalem und ein früheres Mitglied der Knesset. Vielleicht
noch bedeutsamer ist, dass er der Sohn von Ovadia Yosef ist, dem
früheren Oberrabbiner Israels und geistlicher Führer der Shaspartei, die
ein wichtiger Teil von Netanyahus Regierungskoalition ist.
Yaakov Yosef hat seinen Einfluss in der
Verteidigung von Torat Ha Melech ausgeübt, und am 18.August bei der
Konvention in Jerusalem darauf bestanden, dass das Buch nicht anders als
die Hagnah sei, die alle Juden am Pessachfeiertag lesen. Die Hagadah
enthält Partien über das Töten von Nicht-Juden – und das steht in der
Bibel, erinnert Yosef seine Zuhörerschaft. „Will jemand die Bibel
verändern?“ fragt er.
Bibi buckelt
Nur wenige Tage vor den Verhandlungen
zwischen Israel und der palästinensischen Behörde in Washington Anfang
September hielt Yaakofs 88 jähriger Vater Ovadiah seine wöchentliche
Rede. Mit charakteristischer Bissigkeit erklärte er: „all diese üblen
Leute sollten aus dieser Welt verschwinden … Gott sollte sie mit der
Pest schlagen , sie und diese Palästinenser.“
Die Bemerkungen haben einen
internationalen Protest hervorgerufen und einen ernsten Verweis vom
palästinensischen Unterhändler Saeb Erekat verdient. ‚’Während die PLO
bereit ist, Verhandlungen in Ernsthaftigkeit und gutem Glauben zu
führen, ruft ein Mitglied der israelischen Regierung zu unserer
Vernichtung auf.
Das palästinensisch israelische Mitglied
der Knesset Jamal Zehalka verlangte daraufhin, dass der israelische
Staatanwalt Yehuda Weinstein Yosef wegen Aufhetzung vor Gericht bringt.
‚Hätte ein muslimischer Geistlicher – um Himmels Willen - antijüdische
Bemerkungen dieser Art gemacht, wäre er sofort verhaftet worden’.
Hier wäre für Netanyahu eine großartige
Gelegenheit gewesen, zu zeigen, wie ernst es ihm mit den Verhandlungen
ist, um einen extremistischen Verbündeten im Namen des Friedens
loszuwerden. Das einzige, was er hätte machen müssen , wäre die
genocidalen Kommentare kräftig von sich zu weisen – eine Tat, die um so
leichter gewesen wäre, da das Weiße Haus den Rabbiner verurteilte. Aber
der israelische Ministerpräsident hat es vorgezogen, sich politisch
bedeckt zu halten und veröffentlichte ein Statement vom Band anstelle
einer Verurteilung. ‚Rabbi Ovadiah Yosefs Bemerkungen geben nicht
Netanyahus Ansichten wieder, noch die Position der israelischen
Regierung,’ kann da gehört werden.
Auch wenn wir mit Yosef nichts zu tun haben
wollen, so bleibt seine Partei ein zentraler Teil von Israels Regierung.
Deshalb war Netanyahus Statement nicht nur schwach. Es war auch falsch.
Max Blumenthal ist der Autor von
„Republikanisches Gomorrah (Basic/Nation Books, 2009, kam gerade
heraus. Maxblumenthal3000@yahoo.com
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