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Neue Bücher  zum Nahostkonflikt - Palästina + Israel
 

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„MÜSSEN WIR ISRAEL LIEBEN?
Arn Strohmeyer WIDERSPRUCH GEGEN DIE DEUTSCHE STAATSRÄSON
Arn Strohmeyers neues Buch über die Misere der deutschen „Staaträson“ gegenüber Israel ist jetzt im Handel erhältlich

Um Sühne für den Holocaust zu leisten, hat die deutsche Politik nicht die Lehre aus diesem Genozid abgeleitet, sich überall auf der Welt bedingungslos für die Gleichheit aller Menschen und damit für die Einhaltung der Menschenrechte einzusetzen, sondern sie glaubte, Schuldentlastung durch einen engen Anschluss an Israel zu erlangen. Dass der zionistische Staat selbst durch die Unterdrückung der Palästinenser mit einer schweren Schuld belastet war, übersah die deutsche politische Elite geflissentlich. Die totale Identifizierung mit Israel wurde zur „Staatsräson“.

Daraus entstand der deutschen Politik aber ein großes Problem, denn der Wertekanon des deutschen liberalen Grundgesetzes ist nicht mit den Hauptmerkmalen der israelischen Politik vereinbar: Siedlerkolonialismus, Landraub, Besatzung und Apartheid. Das Dogma der Staatsräson hatte deshalb für Deutschland verheerende Folgen: Kritik an Israel wurde zum „Antisemitismus“ erklärt, was wiederum Konsequenzen für die Debattenkultur im Land hatte: Einschränkung der Meinungs-, Presse- , Informations- und Kunstfreiheit. Anders gesagt: In Deutschland herrscht eine höchst illiberale Atmosphäre der Intoleranz – ein „neuer McCarthyismus“ (Micha Brumlik) bzw. eine „Mundtot-Debattenkultur“ (Masha Gessen). In den Einschätzungen der deutschen politischen Elite über Israels Rachefeldzug im Gazastreifen wurden die Widersprüche zwischen der furchtbaren Kriegsrealität und der „wertegeleiteten“ deutschen Außenpolitik vollends sichtbar. Die Ampel-Koalition in Berlin lehnte nicht nur eine Waffenruhe dort ab, sondern lieferte sogar Waffen an Israel und machte sich damit am Tod einer großen Zahl von Palästinensern schuldig.

Bundeskanzler Olaf Scholz behauptete, dass Israels Krieg (inzwischen hat er über 27 000 Tote gefordert) voll im Einklang mit dem Völkerrecht stehe, woraufhin ihm die israelische Journalistin Amira Hass „Verrat am Holocaust“ vorwarf, weil die deutsche Politik das verbrecherische Vorgehen eines kolonialistischen Siedlerstaates unterstütze. Die „Staatsräson“ gegenüber Israel wird immer mehr zu einer rechtlichen und moralischen Fessel der deutschen Politik, weil sie Deutschland als Komplizen regelrecht an den zionistischen Apartheidstaat und seine völkerrechtswidrige Politik kettet. Der Gaza-Krieg hat belegt, dass Deutschland sich durch seine Verpflichtung zur „Staatsräson“ nicht nur moralisch ins Unrecht setzt, sondern sich außenpolitisch durch sie auch immer mehr isoliert. Arn Strohmeyer zeigt in seinem neuen Buch die Widersprüche auf, die diese ideologische Identifizierung mit Israel für die deutsche Politik mit sich bringt, er plädiert für eine Abschaffung dieses anachronistischen Prinzips.

Arn Strohmeyer: Müssen wir Israel lieben? Widerspruch gegen die deutsche Staatsräson, Gabriele Schäfer Verlag Herne, ISBN 978-3-910594-15-9, 17 Euro. Cover Erhard Arendt

Deutschlands falsche Schlussfolgerungen aus dem Holocaust

 

 

Arn Strohmeyers Buch Müssen wird Israel lieben? Widerspruch gegen die deutsche Staatsräson rezensiert von Hermann Dierkes

 

Das neueste Buch von Arn Strohmeyer systematisiert seine Positionen aus früheren Veröffentlichungen hinsichtlich des Dogmas, dass Israels Sicherheit deutsche Staatsräson sei. Eine Haltung, wie sie praktisch von allen Bundesregierungen eingenommen und von Bundeskanzlerin Merkel in der Knesset auf den Punkt gebracht worden war. Bundeskanzler Schmidt hatte vor einem solchen Dogma gewarnt – leider erst nach seiner Amtszeit. Mit ihm hat sich die deutsche Politik an einen Staat gekettet, in dessen DNA seit seiner Gründung 1948 die Vertreibung der Palästinenser, ihre Dehumanisierung, Unterdrückung und fortschreitende Annexion ihres Landes fest eingeschrieben ist.

 

Der laufende Vernichtungsfeldzug in Gaza ist – nach fünf massiven Angriffen auf den Küstenstreifen seit 2008/09 - der vorläufige Höhepunkt. Sein Vorwand – Vergeltung für den blutigen Ausbruch der Hamas und anderer Widerstandsgruppen aus dem „größten Freiluftgefängnis der Welt“ und der Verschleppung von rund 240 Geiseln am 7.10.23 ist angesichts von über 30.000 Toten, die meisten davon Kinder und Frauen, und der umfassenden Zerstörung fast aller Wohnungen und Infrastruktur, der kollektiven Bestrafung der gesamten Bevölkerung mit der Zerstörung bzw. dem Entzug alles Lebensnotwendigen und ihrer immer weiteren Vertreibung in den Südzipfel des Gazastreifens, wo sie weiter bombardiert und angegriffen werden, vollkommen unglaubwürdig.

Israel propagiert als Ziel seines Vernichtungsfeldzugs, die ”terroristische Hamas” - politische Hauptströmung im Gazastreifen und ihre Kampfbataillone – vollständig zu vernichten, nachdem diese nach jahrelangen Bombardierungen, umfassender Abriegelung, völliger Verarmung und vielen Tausend toten Zivilisten in das israelische Grenzgebiet eingefallen war, was rund 1.200 israelischen Soldaten und grenznahen Bewohnern das Leben gekostet hat. Dabei ist immer noch unabhängig aufzuklären, wie viele von ihnen dem palästinensischen Angriff und wie viele dem rücksichtslosen Einsatz der israelischen Armee zum Opfer gefallen sind.

Doch die Fakten, bekannt gewordene Pläne und Hetzreden israelischer Politiker und Militärs sprechen eine andere Sprache: Ziel ist die Dezimierung der Bevölkerung durch Töten, Aushungern, Dehydrierung, durch Krankheiten und die Schaffung absolut menschenunwürdiger Verhältnisse, um sie letztlich nach Ägypten und ins Exil zu vertreiben. Diese Vorgehensweise stellt die erste massive Vertreibung der einheimischen Bevölkerung (arabisch: Nakba) durch jüdische Terrorverbände im Jahr 1948 und ihre Zerstörungen bereits jetzt in den Schatten.

Israel hat mit Beginn seiner staatlichen Existenz immer wieder Menschen- und Völkerrecht mit Füßen getreten. Vertreibung, Besatzung, Unterdrückung, Apartheid und fortschreitende Annexion palästinensicher Gebiete sind Grundlagen seiner zionistischen, ausgrenzenden und rassistischen Staatsideologie. Die Nakba“, so Strohmeyer in seiner neuen Publikation, „hat bis heute kein Ende gefunden, denn die Zionisten rauben weiter Land und vertreiben Menschen von ihrem Besitz. Menschenleben spielen dabei keine Rolle. Die jüdischen Siedler rauben und töten unter den Augen der israelischen Polizei und Armee, niemand von den Tätern wird bestraft (…) Widerstand …  wird mit schweren Strafen belegt: Tausende Palästinenser sitzen unter furchtbaren Bedingungen in israelischen Gefängnissen – Männer, Frauen und sogar Kinder. Daran hat sich seit Jahrzehnten nichts geändert. Im Krieg 1967 wurden noch einmal 300.000 Palästinenser vertrieben“. Doch, so der Autor, hat sich die deutsche Politik immer wieder blind gestellt, die offenkundigen Verbrechen des Zionismus gedeckt, geleugnet und „aus der historischen Verpflichtung durch den Holocaust“ offen unterstützt.

„Wie sind die Deutschen mit ihrer Schuld umgegangen?” fragt Strohmeyer. ”Nach der Katastrophe des Hitlerstaates brauchten sie bzw. die politische Elite unbedingt seelische Entlastung von der furchtbaren Vergangenheit. Man mutierte vom Antisemitismus zum Philosemitismus und glaubte so, Sühne für den Genozid an den europäischen Juden leisten zu können, indem man das zionistische Projekt bedingungslos unterstützte. Die Ermordeten konnte man nicht mehr um Vergebung bitten, also schuf man sich mit dem Staat Israel ein Ersatzobjekt für die Wiedergutmachung” Das Israel, dem man sich zuwandte, war aber nicht der Staat, der die Nakba durchgeführt hatte, sondern man konstruierte sich ein idealisiertes und abstraktes Wunschbild vom Judenstaat (…) die Verbrechen der Zionisten übersah man und schwieg dazu (…) Man sprach von gemeinsamen Werten, die es mit einem Staat, der von Anfang an einen Siedlerkolonialismus praktiziert hatte, gar nicht geben konnte. Die Beziehung der Bundesrepublik zu Israel war also von Anfang an von Unaufrichtigkeit geprägt und deshalb ein Dilemma. Denn mit der bedingungslosen Unterstützung des zionistischen Projekts macht man sich zum Verbündeten, ja zum Komplizen einer anachronistischen kolonialistischen Verdrängungs- und Unterdrückungspolitik”. Die deutsche Israel-Politik hatte u.a. den Weg geebnet für die Wiederaufnahme in die internationale Politik und das folgende „Wirtschaftswunder“. Israel ist für „den Westen“ seit Langem wichtigste Schaltstelle für Waffengeschäfte, „Sicherheitstechnologie“ und geostrategische Maßnahmen.

Ende Januar hat der Internationale Gerichtshof im Haag auf Antrag Südafrikas das israelische Vorgehen in Gaza und zahlreiche Ansagen seiner politischen und militärischen Führung als plausiblen Bruch der Völkermordkonvention von 1948 bewertet und sechs einschneidende Maßnahmen verhängt – ohne jeden Erfolg. Israel mißachtet die Anordnungen demonstrativ, bombt und mordet noch schlimmer als bisher, das Verhalten seiner Soldaten  und seiner Befehlshaber werden von mal zu mal schmutziger. Die deutsche Ampelregierung hält im Gefolge der USA, Israels Hauptstütze, dem zionistischen Regime bisher hartnäckig die Stange, leugnet den laufenden Völkermord, liefert weiter Waffen, Munition und Finanzhilfen, verteidigt Israel diplomatisch und inszeniert – analog dem McCarthyismus der fünfziger Jahre in den USA – ein Klima der Einschüchterung, Zensur und Verfolgung von Kritikern, die – im Gefolge der israelischen Mainstream-Politik – als ”Antisemiten” verleumdet werden.

Daran ändern auch gelegentliche Ermahnungen der israelischen Regierung durch die USA und Deutschland nichts, „mehr für die Zivilisten zu tun“. Es handelt sich um Wattebäuschchen zur Ruhigstellung der öffentlichen Kritik, die von dem israelischen Regime genauso aufgefasst werden und als Ermunterung, weiterzumachen, wie bisher. Harte Maßnahmen und Sanktionen, um den Alptraum von Gaza abzustellen, muss es weder von den USA noch von Deutschland befürchten. „Nirgendwo in Äußerungen deutscher Politiker und in den deutschen Mainstream-Medien“, so der Autor, „war davon die Rede, dass auch die Palästinenser ein Recht auf Schutz und Sicherheit haben. Damit hat Deutschland nicht nur die falschen Lehren aus der Geschichte gezogen, sondern es lädt sogar neue Schuld auf sich. Es ist verheerend, wenn die deutsche Schuld aus der NS-Zeit dazu führt, die Realität nicht zu sehen, die Dinge nicht bei ihrem wirklichen Namen zu nennen und neue monströse Verbrechen zu billigen“.

Arn Strohmeyer, der die komplizenhafte deutsche Mainstream-Politik in zahlreichen Schriften analysiert und ihre Hintergründe aufgearbeitet hat, widerspricht in seinem neuen Buch systematisch der sogenannten ”deutschen Staatsräson”, also dass die Verteidigung Israels aufgrund der historischen Schuld Deutschlands an den Juden nicht verhandelbar sei. Der Autor gibt einen Überblick über die bisherige Debatte zu dem Thema, an der sich neben Völkerrechtlern wie Norman Paech, Richard Falk, dem slowenischen Philosophen Slavoj Zizek, dem Historiker A. Dirk Moses, auch viele namhafte israelische bzw. jüdische Autoren und Gelehrte wie Ilan Pappe, Moshe Zuckerman, Amira Hass, Judith Butler, Gideon Levy, Daniel Blatman, Tamar Amar Dahl, Deborah Feldman, Avi Shlaim, Raz Segal und Masha Gessen beteiligt haben, die allesamt das israelische Vorgehen in Gaza als schweres Verbrechen und die deutsche Politik als Irrweg verurteilen.

Eine klare Mehrheit der UN verurteilt Israels Vernichtungsfeldzug, es gibt weltweit zahllose, oft sehr große Protestdemonstrationen für sofortigen Waffenstillstand und ungehinderte Hilfslieferungen. Das laufende Verfahren vor dem Internationalen Gerichtshof, das die israelische Besatzungspolitik bewerten soll und an dem über 50 Staaten mit Stellungnahmen teilgenommen haben, dürfte im Ergebnis schon jetzt feststehen. Eine Verurteilung Israels wegen Bruchs der Völkermordkonvention dürfte ebenfalls große Erfolgsaussichten haben. Das Diktum des deutschen Bundeskanzlers zu Beginn der israelischen Offensive, er habe keinerlei Zweifel, dass sich Israel an das Völkerrecht halte und seine Armee moralisch und humanitär geleitet sei, hat sich als absolut falsch und absurd erwiesen. Gaza wird in die Geschichte eingehen als eines der schlimmsten Menscheitsverbrechen der jüngeren Geschichte, Besatzung und Apartheid dürften demnächst als völkerrechtswidrig verurteilt werden.

„Die ideologischen Grundlagen der deutschen Israel-Ideologie“, so der Autor, „kommen also beträchtlich ins Wanken und sie werden dem kritischen Ansturm nicht mehr lange standhalten. Die deutsche Politik hat sich mit einem Partner zusammengetan, dem Völkerrecht und Menschenrechte nichts gelten, der in einem Apartheidstaat eine grausame Besatzung aufrechterhält und gnadenlos Kriege gegen jeden führt, der die Macht der Zionisten einschränken könnte (…) Das hat mit richtigen Schlussfolgerungen aus dem Holocaust nichts zu tun, es ist schlicht ein moralischer Bankrott. Ein Bankrott auch der sogenannten ‚Werte-orientierten Außenpolitik‘, wie sie die deutsche Außenministerin vertritt“ - und deren Pro-Israel-Politik auch im krassen Gegensatz steht zu ihrer Kritik am russischen Überfall auf die Ukraine.

Die Frage ist allerdings, wer in Deutschland das Ruder herumreißen will und kann. Strohmeyer ist skeptisch: „Es deutet nichts darauf hin, dass die politisch Verantwortlichen den Mut zu einer solchen Politik haben, die deutsche Vergangenheit rational aufzuarbeiten und die blinde Abhängigkeit von Israel aufzugeben. Sie werden weiter an ihrem realitätsfernen Katechismus festhalten und glauben, so den Opfern des Holocaust Gerechtigkeit zu verschaffen (…) Man muss (künftig) mit dem Staat Israel wie mit anderen Staaten auskommen, aber man muss ihn nicht lieben“.

Ilan Pappe, der herausragende israelische Historiker, den Arn Strohmeyer des öfteren zitiert, überschrieb einen seiner kürzlichen Artikel angesichts des Vernichtungsfeldzugs: „Bevor der Morgen anbricht, ist die Nacht am tiefsten – aber der israelische Siedlerkolonialismus geht seinem Ende entgegen”. Er sieht in Israel selbst zwei große Lager: „auf der einen Seite das säkulare, das in großen Demonstrationen vor dem 7.10. gegen den juristischen Putsch der Netanjahu-Clique gegen die Reste von Demokratie in Israel protestiert hat und das im Prinzip einen pluralistischen demokratischen Staat für möglich hält und auf der anderen Seite das Lager eines neuen Typs von messianischem Zionismus, der sich vor allem in den illegalen Siedlungen des Westjordanlands ausbreitet. Diese Richtung ist davon überzeugt, dass eine Art von zionistischer Theokratie geschaffen werden müsse und Demokratie abzulehnen ist – als einzig gangbare Vision für eine zukünftigen jüdischen Staat. Zwischen diesen beiden Vorstellungen gibt es nichts Gemeinsames bis auf die Ansicht (…): dass das Überleben Israels von der Fortsetzung der Eliminierung der Palästinenser abhänge. Dies aber kann keinen Erfolg haben. Das wird sich auflösen und von innen her implodieren, denn es ist im 21. Jahrhundert nicht möglich, einen Staat und eine Gesellschaft zusammenzuhalten, die auf der gemeinsam geteilten Vorstellung beruhen, Teil eines eliminatorischen Genozids zu sein. Das kann definitiv für einige funktionieren, aber nicht für alle“(*).

Pappe ist davon überzeugt, dass wir die ersten Monate einer finsteren Zeit durchleben, die sogar noch Schrecklicheres bringen, aber nicht mehr länger als zwei Jahre anhalten kann. Die Israel bisher gewährte Straflosigkeit gehe international dem Ende entgegen. Dies sei auch die Bilanz vieler anderer Beispiele, wie diktatorische Unrechtsregimes sich mit allen gewalttätigen Mitteln halten wollten, bevor sie abgelöst wurden. Von grösster Bedeutung sei es allerdings, dass sich politische Alternativen durchsetzten und keinVakuum entstehe.

(*) Erstveröffentlichung: Website der Islamischen Menschenrechtskommission. Übersetzung aus dem Portugiesischen

Arn Strohmeyer: Müssen wir Israel lieben? Widerspruch gegen die deutsche Staatsräson, Gabriele Schäfer Verlag, Herne 2024, ISBN 978-3-910594-15-9, 17,90 Euro

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Arn Strohmeyer

Falsche Loyalitäten.
Israel, der Holocaust und die deutsche Erinnerungspolitik

ProMedia, Wien 2022, 180 S., 19,90 €
 

Warum die deutsche Erinnerungspolitik gescheitert ist

In seinem neuen Buch unterzieht Arn Strohmeyer das offizielle Gedenken an den Holocaust einer radikalen Kritik


Hermann Dierkes - 26. 10. 2022

Die Unterdrückung der Palästinenser durch den israelischen Kolonialstaat, die seit Monaten wieder zahlreiche Opfer und Tote fordert, seine anhaltende Unterstützung durch Bundesregierung, EU und ”westliche Welt” und ihre buchstäblich blinde Ergebenheit gegenüber der israelischen Regierungsposition noch vor den zum x-ten Male wiederholten Wahlen in diesem Land zählt mit zu den schlimmsten weltpolitischen Skandalen unserer Zeit. Umso wichtiger sind Positionierungen und Publikationen, die sich dagegenstemmen, die jeweiligen Interessen offenlegen, Verantwortlichkeiten benennen und für einen völkerrechtskonformen und moralisch haltbaren Ausweg plädieren.

Das neue Buch von Arn Strohmeyer ist wieder einmal ein hervorragender Beitrag in dieser Auseinandersetzung. Im Rahmen seiner umfangreichen Veröffentlichungen zum Thema Israel, Palästina und der diesbezüglichen Auseinandersetzungen in Deutschland hatte sich der Bremer Journalist bereits 2021 mit dem Buch Die Tragödie Palästinas und die Antisemitismus-Debatte (Gabriele Schäfer Verlag) zu Wort gemeldet. Mit seiner neuesten Publikation Falsche Loyalitäten – Israel, der Holocaust und die deutsche Erinnerungspolitik greift er seine wesentlichen Positionen wieder auf, aktualisiert, erweitert und vertieft sie.

Wie immer in seinen Schriften lässt Strohmeyer dabei wichtige kritische und oppositionelle Stimmen aus der Debatte zu Wort kommen, insbesondere israelische und jüdische Wissenschaftler, die in den deutschen Mainstream-Medien kaum Berücksichtigung finden. Anhand von gegnerischen und ”offiziellen” politischen Positionen weist er deren interessengebundene Ideologisierung und unwissenschaftliche Hohlheit nach, ihre gefährliche Tendenz zur Einschränkung der Meinungsfreiheit sowie der Freiheit von Forschung und Lehre.

Ein ganz schändlicher Aspekt ist der oftmals nur noch verleumderische Gehalt der Anschuldigungen gegen Kritiker der israelischen Holocaust-Instrumentalisierung, der Gründungsmythen Israels und seiner Apartheid-Politik, wie z.B. gegen den antikolonialistischen afrikanischen Philosophen Achille Mbembe. Einen Großteil des Buches nehmen diesmal die Thesen des australischen Historikers Dirk A. Moses ein, die dieser in seinem Aufsatz Der Katechismus der Deutschen in fünf Glaubenssätzen zusammengefasst hat:

• Einzigartigkeit und Unvergleichbarkeit des Holocaust mit anderen Völkermorden,
• der Holocaust als Fundament der deutschen Nation,
• die Sicherheit Israels als deutsche Staatsräson,
• Antisemitismus als spezifisch deutsches Phänomen,
•Antizionismus gleich Antisemitismus.

Im Anschluss an Moses und viele weitere wissenschaftliche und politische Stimmen unterzieht Strohmeyer diese Glaubenssätze – die im Übrigen weitgehend der israelischen Staatsideologie entsprechen – einer fundierten und stichhaltigen Kritik. Sein Fazit: Die deutsche Erinnerungspolitik ist gescheitert. Ein angemessenes universelles Holocaustgedenken, das das wesenhaft zu Erinnern in dem Mittelpunkt gestellt hätte, wäre nicht umhingekommen, das Diktum Adornos zu erfüllen, alles zu tun, auf ”dass Auschwitz sich nicht wiederhole”. Man sollte hinzufügen: gegen niemanden.

Strohmeyer weiter: ”Es müsse bedeuten, alles zu tun, den Holocaust in allen seinen historischen, politischen und kulturellen Aspekten – auch durch Vergleiche mit anderen Genoziden – zu verstehen sowie gesellschaftliche Strukturen zu schaffen, die die Reste der alten Strukturen, die Auschwitz erst möglich gemacht haben, zu beseitigen und Strukturen hervorzubringen, die eine Wiederholung ausschließen. Stattdessen hätten die deutsche politische Elite und die Mainstreammedien das Gedenken fetischisiert, routinisiert und zu einer Ideologie ausgebaut, die den Inhalt des Katechismus gebetsmühlenartig wiederholt, ohne dabei noch echte Anteilnahme und Empathie erzeugen zu können.

Nicht das Gedenken an sich steht also in der Kritik, sondern seine staatliche Instrumentalisierung zu fremdbestimmten Zwecken, die wegen ihrer Überidentifizierung mit Israel und der Übernahme von dessen allein seinen nationalen Interessen dienendem funktionalen Antisemitismus (kurz gefasst: Wer Israel kritisiert, seine völkerrechtswidrige Unterdrückungs-, Annexions- und Apartheidpolitik, ist Antisemit, H.D.) für verheerende Folgen in Deutschland sorgt. Was diese Akteure geschaffen haben, ist ein Klima der Angst, des Misstrauens und der Denunziation, das die Öffentlichkeit weitgehend beherrscht.“

Das zurechtgestutzte, partikulare und nicht universale Holocaustgedenken und die damit verbundene bedingungslose Unterstützung Israels bilden die Hefe, so ist hinzuzufügen, auf der die Kritiklosigkeit, ja Anerkennung seiner sog. Selbstverteidigung gedeihen, ihre Finanzierung, Bewaffnung und diplomatisch-politische Inschutznahme. Die ständige Betonung der ”gemeinsamen Werte” der deutschen und israelischen Politik (von Merkel bis Steinmeier bis hin zur AfD, um nur einige zu nennen) ist folglich nicht nur ein Schattenboxen auf den offiziellen Bühnen, sondern es gibt sie tatsächlich – hinter den demokratischen Fassaden und Lippenbekenntnissen mit ganz gefährlichen Konsequenzen, wie sie sich nicht nur in Nahost zeigen, sondern durch die schleichende ”Israelisierung” der deutschen Politik (Demokratieabbau, Antiislamismus, Militarisierung usw.) nach innen wie nach außen manifest werden.
 

 

 

 

Über den absurden und hysterischen Umgang mit Antisemitismus

Abi Melzer rechnet in seinem neuen Buch mit dem größten Tabu der deutschen Politik ab: der Kritik an Israels Vorgehen gegen die Palästinenser

Arn Strohmeyer - 20. 4. 2022

Abi Melzer ist ein streitbarer Publizist und in seinem Kampf für Recht und Gerechtigkeit ist er unerbittlich. Das gilt besonders für seinen Einsatz für einen wirklichen Frieden im Nahen Osten, also für den Konflikt zwischen dem siedlerkolonialistischen, zionistischen Israel und den von dessen Militär besetzten und unterdrückten Palästinensern. Da ihm an Kenntnissen über diese endlose Auseinandersetzung kaum jemand etwas vormacht (er hat neben der deutschen auch die israelische Staatsangehörigkeit, spricht Hebräisch und hat sogar seine Wehrpflicht in der israelischen Armee abgeleistet) und als Kritiker politischen Unrechts auch über beträchtliche Zivilcourage verfügt, hat er sich in einem Land, in dem die unverbrüchliche Freundschaft und Loyalität zu Israel Staatsräson ist, nicht nur Freunde gemacht.

Da liegt es nahe, ihn nach dem neudeutschen Katechismus, dass Kritik an Israels Politik Antisemitismus ist, als „Antisemiten“ zu denunzieren, wie es die Präsidentin der jüdischen Gemeinde in München Charlotte Knobloch auch getan hat, sie hat sogar noch das Wort „berüchtigt“ hinzugefügt. Nun ist eine solche Denunziation natürlich problematisch, da es sich bei Abi Melzer um einen Juden handelt. Da muss man dann zu dem verleumderischen Vorwurf des „selbsthassenden Juden“ oder des „Israelhassers“ greifen. Das Judentum ist ja keineswegs ein weltanschaulich monolithischer Block, dessen Vatikan die israelische Regierung ist, sondern ein sehr vielstimmiger pluralistischer Chor, in dem verschiedene religiöse Gruppen und alle politischen Richtungen vertreten sind, auch sehr kritische Antizionisten. Und Kritik an ungerechten Herrschaftsverhältnissen zu üben, ist allerbeste jüdische Tradition.

Das Wissen um diese Fakten vorausgesetzt, überschaut man, in welch vermintem publizistischem Spannungsfeld sich Abi Melzer bewegt. Und das vor allem, weil er zu unterscheiden weiß zwischen Judentum, Zionismus und Israel, was die meisten Deutschen nicht können oder nicht wollen und deshalb zu völlig falschen Aussagen über das Geschehen in Israel/Palästina kommen.

So ist denn auch der äußerst widersprüchliche, absurde, oft hysterische und paranoide Umgang mit dem Antisemitismus in Deutschland ein bevorzugtes Thema in seinem publizistischen Wirken, so auch in seinem neuen Buch Ich bin (k)ein Antisemit. Melzer führt da vor, was die aus der Holocaust-Schuld und dem engen Verhältnis zu Israel herrührende deutsche Israel-Ideologie, die der australische Historiker A. Dirk Moses den neuen Deutschen Katechismus nennt, für politische Absurditäten hervorbringt.

Das Verhältnis zu Israel und damit auch der Umgang mit dem Antisemitismus sind die Lebenslügen der deutschen Politik. Aus dem Bestreben heraus, Sühne für die Nazi-Verbrechen an den Juden zu erlangen, stehen die deutschen Regierenden in Berlin – ganz gleichgültig in welcher Parteienkombination – stets in totaler Loyalität hinter dem zionistischen Staat und üben keine Kritik an seinen völkerrechtswidrigen und die Menschenrechte verachtenden Verbrechen: Besatzung, Landraub, Vertreibung, Häuserzerstörungen, Mauerbau, völlige Abriegelung des Gazastreifens und und …

All das nimmt die deutsche Politik nicht nur widerspruchslos hin, sie unterstützt diesen alle westlichen Werte ignorierenden Zustand auch mit politischer, wirtschaftlicher, militärischer und kultureller Zusammenarbeit. Israel ist für deutsche Regierungen eine heilige Kuh – unberührbar, nicht kritisierbar – eben ein Tabu! Die verheerenden Folgen zeigen sich vor allem im deutschen Antisemitismus-Diskurs. Melzer beschreibt die Wende, die sich durch israelischen Druck vollzogen hat, so: „Früher war ein Antisemit derjenige, der Juden gehasst hat, nur weil sie Juden waren. Heute ist ein Antisemit derjenige, den zionistische Juden hassen, weil er Israels Politik kritisiert.“ Und Melzer fügt hinzu: „Tatsache ist, dass die ganze Debatte über Antisemitismus in Deutschland nichts anderes ist als die Fortsetzung des Nahostkonfliktes auf deutschem Boden.“

Dabei hat Israel durchaus ein Interesse daran, Antisemitismuskampagnen hierzulande noch anzuheizen, denn der Antisemitismus erfüllt für den zionistischen Staat eine durchaus nützliche Funktion: Mit dem Vorwurf des Judenhasses kann die israelische Regierung jede Kritik an ihrem brutalen Vorgehen gegen die Palästinenser abwehren. Und von dieser Waffe macht Israel reichlich Gebrauch. Die deutsche Politik hat diese Strategie übernommen und den Begriff des „israelbezogenen Antisemitismus“ geprägt, den vor allem die amtlichen Aufpasser – die Antisemitismusbeauftragten – , die Mainstream-Medien und die Israel-Anhänger benutzen. Wenn es um wirklichen Antisemitismus ginge, könnte man für ein hartes Einschreiten Verständnis haben, aber darum geht es hier gerade nicht, sondern um die Abwehr jeder Kritik an der völkerrechts- und menschenrechtswidrigen Unterdrückung der Palästinenser. Der Antisemitismus wird also für fremd bestimmte politische Zwecke instrumentalisiert.

Melzer schreibt denn auch: „Der ‚israelbezogene Antisemitismus‘ ist eine Erfindung der israelischen Propaganda, die mit dieser Behauptung von den eigenen Verletzungen des Völkerrechts ablenken will.“ Die israelischen Propaganda kann natürlich behaupten, was sie will, nur wird es bedenklich, ja gefährlich, wenn die deutsche Politik eine solche Strategie einfach übernimmt und auch in der politischen Praxis umsetzt. Dabei hat in den letzten Jahren das wertvollste Gut einer Demokratie, die Meinungs- und Informationsfreiheit, schweren Schaden genommen. Selbst jüdische bzw. israelische Kritiker sprechen von einem neuen „McCarthyismus“ in Deutschland. Erinnert sei in diesem Zusammenhang nur an die BDS-Resolution des Bundestages, die Kommunen empfahl, Kritiker der israelischen Politik keine Räume für Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen.

Melzer weist noch auf einen anderen wichtigen Aspekt des deutschen Antisemitismus-Diskurses hin. Von interessierter Seite wird ständig eine gefährliche Zunahme des Antisemitismus beschworen. Solche Behauptungen lassen sich aber nur schwer überprüfen, zumal sie auch von der geltenden Antisemitismus-Definition abhängen. Beispiel: Ist jede Hakenkreuzschmiererei schon ein antisemitischer Vorfall? Aber angenommen, der Antisemitismus nimmt nach der in Deutschland gültigen Definition wirklich zu, dann wird der Hauptgrund für eine solche Entwicklung gar nicht genannt, ja verschwiegen: nämlich Israels brutale Herrschaft über die Palästinenser. Sie ruft nicht nur in Deutschland Ablehnung, ja Hass auf Israel hervor. Dieser Hass ist meistens aber gar kein Hass auf Juden, also Antisemitismus, sondern Antizionismus, also eine Verurteilung der Politik dieses Staates. Für die deutsche Politik sind Antisemitismus und Antizionismus aber ein und dasselbe – kein Wunder also, dass der „Antisemitismus“ zunimmt. Die deutsche Loyalität zu Israel produziert also mit ihrer Tabuisierung der Kritik an Israel die Zunahme des Antisemitismus selbst. Absurder geht es nicht!

Melzer empfiehlt als Gegenmittel gegen solche Absurditäten klare begriffliche Trennungen, die aber auch eine Änderung der deutschen Israel-Politik bedeuten würden: „Nötig wäre eine klare Unterscheidung zwischen echtem Judenhass und Kritik an der Politik des Staates Israel, die so lange nicht stattfindet, wie man immer noch von einem ‚israelbezogenen Antisemitismus‘ spricht und schreibt. (…) Nötig wäre eine klare Unterscheidung zwischen Juden und Israelis, zwischen Israel und israelischer Politik, zwischen Kritik und Diffamierung und zwischen Hass und Vorurteil.“

Aber es ist vorerst nicht damit zu rechnen, dass deutsche Politiker solche Einsichten haben werden, ist doch Loyalität zu Israel deutsche „Staatsräson“. Abi Melzer leistet mit seinen Texten und jetzt auch mit seinem neuen Buch einen wichtigen Beitrag, den verlogenen deutschen Philosemitismus, der nur die andere Seite des Antisemitismus ist, zu dekuvrieren, indem er unermüdlich auf seine Widersprüche, Absurditäten und auch seine Unmoral hinweist. Es ist zu hoffen, dass er kein einsamer Rufer in der Wüste bleibt!
 

Abraham Melzer

Ich bin (k)ein Antisemit!

Antisemitismus: Das Schattenspiel.


Wie Israel-Booster das Wort neu definieren wollen und dabei den echten Kampf gegen den Antisemitismus schwächen

Neu-Isenburg 2022  - zu beziehen über: abimelzer@t-online.de

 

 

Zum vergrößern das Bild anklicken.

Ein neues Buch

Erlebnisse im heiligen Land

77 Geschichten aus Israel und Palästina.
Von Ausgangssperre bis Zugvögel

Johannes Zang

Promedia Verlagsges. Mbh, 10/2021
ISBN-13: 9783853714904
Bestellnummer: 10521932
Umfang: 220 Seiten
 

Der deutsche Journalist Johannes Zang lebte fast zehn Jahre in Israel (Kibbutz Be¿eri, Tel Aviv) und den besetzten palästinensischen Gebieten (Bethlehem, Ost-Jerusalem). Dort führte er über 100 Gespräche, mit MinisterInnen und BürgermeisterInnen, HistorikerInnen und SoziologInnen, WirtschaftswissenschaftlerInnen und JournalistInnen, Rabbinern und christlichen Würdenträgern, MenschenrechtsanwältInnen und FriedensaktivistInnen, und mit hunderten Menschen "von der Straße": an Kontrollpunkten, auf Familienfeiern und Empfängen, in Schulen und Sammeltaxis, nach Friedensgebeten und auf Protestmärschen.

In 77 Texten bildet der Autor den Reichtum des Heiligen Landes ab, das Bunte, Anziehende und Vielfältige. Er benennt gleichwohl auch Verstörendes, Widersprüchliches und Himmelschreiendes.

Ein umfangreicher Anhang bietet wertvolle Buchtipps, weist auf augenöffnende Filme hin, erklärt, auf welchen Internetseiten man Hintergrundinformationen findet und nennt Webinare, die tief in die israelische und palästinensische Gesellschaft sowie deren Konflikt blicken lassen. Eine etwas andere Zeittafel markiert Meilensteine der Geschichte, der Konfrontationen sowie von Dialog- und Friedensinitiativen.

 

 

 

 


„Erlebnisse im Heiligen Land“ – neues Werk von Johannes Zang
Publiziert am 16. Dezember 2021

Der deutsche Theologe Johannes Zang hat mit „Erlebnisse im Heiligen Land“ ein neues Buch veröffentlicht. Er gibt darin anhand von 77 Geschichten vielfältige Einblicke in das Land und die Eindrücke, die er in Israel und Palästina sammeln konnte. Das Werk ist im Promedia Verlag erschienen und kann derzeit für € 19,90 erworben werden. Die Kirchenzeitung der Diözese Linz hat in ihrer Ausgabe 46/2021 darüber berichtet und im folgenden Artikel einen guten Einblick in das 224 Seiten umfassende Buch geboten:

Von Ausgangssperre bis Zugvögel [1]

Zehn Jahre hat Johannes Zang insgesamt in Israel und Palästina gelebt. Als Autor lässt er seine Leser/innen teilhaben an dem Interessanten, Kuriosen und Bedrückenden, das ihm im Heiligen Land begegnet ist.

So vielfältig das Land ist, sind auch Zangs Themen. In 77 Kapiteln auf je einer Doppelseite bewegt er sich vom Heute ins Gestern, vom Norden in den Süden, von Moscheen in Kirchen, von Tel Aviv in den Gazastreifen. Oder in einen der 43 Nationalparks, die es in Israel gibt. Als Heiligland-Pilger/in konzentriert man sich natürlich mehr auf religiöse Stätten und biblische Plätze als auf die Landschaft. Doch Israel hat atemberaubende Naturschönheiten zu bieten, macht Zang aufmerksam: etwa die Negevwüste oder „Ein Gedi“ am Toten Meer. Wanderungen im Heiligen Land hinterlassen oft tiefere Spuren als historische Abhandlungen, lautet seine Botschaft. Auch an Vögeln interessierte Menschen kommen in Israel und Palästina auf ihre Rechnung. 500 (!) Millionen ziehen jährlich auf ihrem Weg in die Winter- bzw. Sommerquartiere durch das Land und machen vor allem im Norden des Sees Gennesaret Rast.

Oder wer weiß, dass mit September 2021 in Israel wieder ein „Schmitta“- Jahr begonnen hat? Alle sieben Jahre ist säen, pflügen und ernten verboten, schreibt die Bibel vor. Das ist eine Herausforderung für fromme jüdische Bauern und für Strenggläubige, die die entsprechenden kultisch reinen Lebensmittel suchen. Die Lösung des Problems? – Man kann bei palästinensischen Bauern oder Importware kaufen oder ein wenig kreativ werden.-

Zang kann auch von Erfahrungen berichten, die Heilig-Land- Pilger im Normalfall nicht machen, was aber zum Alltag der palästinensischen Bevölkerung gehört. Als Organist in Jerusalem gab er auch 14-tägig Klavierunterricht in Zababdeh im Westjordanland. Die 110 Kilometer lange Fahrt mit dem Sammeltaxi dauerte wegen der israelischen Kontrollpunkte immer lange, aber der Rekord von neun Stunden und zwei Minuten raubte dem Autor dann doch einmal die letzte Kraft. Wie schwierig die arabische Sprache zu erlernen ist – auch das hat der Autor am eigenen Leib erfahren. Der Wortschatz des Arabischen ist immens, allein für Honig gibt es 80 Bezeichnungen, für das Kamel angeblich 1.000. Ein paar arabische Worte haben sich in das Deutsche eingeschlichen: z. B. Ziffer oder Matratze, dem das arabische Wort für „Teppich auf dem man schläft“ zugrunde liegt.

So leicht sich die einzelnen Kapitel lesen, in einem Anhang hat Zang alles, vor allem seine politischen Statements zur israelischen Besatzungspolitik, penibel belegt. Es ist ein spannendes und fundiertes Buch, eine lohnende Lektüre.

[1] Josef WALLNER: Von Ausgangssperre bis Zugvögel, in: KirchenZeitung der Diözese Linz, 46/2021, https://www.kirchenzeitung.at/site/kirche/kircheooe/von-ausgangssperre-bis-zugvoegel  (16.11.2021).

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Weitere Bücher von Johannes Zang

 


Texte von Johannes Zang die im "Das Palästina Portal" veröffentlicht wurden


Tabu, Trauma und Identität.

Sarah El Bulbeisi

Subjektkonstruktionen von PalästinenserInnen in Deutschland und der Schweiz, 1960–2015

Inhalt

ReiheHistoire 174 -  Transcript – Verlag
 Seiten322 S. - Preis€ 45,00
ISBN978-3-8394-5136-6

Tabu, Trauma und Identität.

Sarah El Bulbeisi
Rezensiert für H-Soz-Kult von Joseph Ben Prestel, Friedrich-Meinecke-Institut, Freie Universität Berlin

In den vergangenen Jahren sind verschiedene Initiativen mit dem Ziel entstanden, palästinensische Geschichte zu dokumentieren. Das Palestinian Oral History Archive an der American University of Beirut, das Projekt The Palestinian Revolution an der Universität Oxford oder The Palestinian Poster Project Archives haben dabei zahlreiche neue Dokumente, Interviews und Kunstwerke der Forschung zugänglich gemacht. Besonders vor dem Hintergrund eines fehlenden palästinensischen Nationalarchivs für die Zeit vor 1993 ist diese Entwicklung bedeutsam.

Sarah El Bulbeisis Arbeit reiht sich ein in solche Initiativen zur Dokumentation palästinensischer Geschichte. Hervorgegangen ist das Buch aus einer Dissertation in Islamwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. „Tabu, Trauma und Identität“ erzählt die Geschichte und Gegenwart von PalästinenserInnen und deren Kindern, die zwischen den 1960er- und 1980er-Jahren in die Bundesrepublik Deutschland und die Schweiz eingewandert sind. Mit diesem Fokus leistet die Studie wichtige Pionierarbeit: Die palästinensisch deutsche und die palästinensisch-schweizerische Geschichte haben noch kaum Eingang in die Forschung gefunden. Während sich zahlreiche Studien etwa mit den Beziehungen der deutschen radikalen Linken zu palästinensischen Gruppen in den 1960er- und 1970er-Jahren beschäftigen, haben HistorikerInnen die palästinensische Diaspora in Westdeutschland bisher nur spärlich analysiert. Da El Bulbeisis Buch auf einer Reihe von Oral-History-Interviews aufbaut, bietet es auch Quellenmaterial für zukünftige Untersuchungen.

In der 50-seitigen Einleitung steckt die Autorin den thematischen, methodischen und theoretischen Rahmen der Arbeit ab. Gleich zu Beginn macht sie deutlich, dass „diskursive Gewalt“ gegen PalästinenserInnen in Deutschland und der Schweiz im Mittelpunkt ihres Forschungsinteresses steht. El Bulbeisi argumentiert, dass Erfahrungen von Flucht und Vertreibung, die PalästinenserInnen seit 1948 erlebt hätten, in den Aufnahmeländern nicht anerkannt wurden. Darauf aufbauend stellt sie die Frage, wie sich PalästinenserInnen im Angesicht einer solchen Nichtanerkennung als Subjekte entworfen hätten. Zur Beantwortung fokussiert sie auf zwei Generationen: PalästinenserInnen, die vor ihrer Ankunft in der Schweiz und in Westdeutschland selbst Flucht und Gewalt erfahren haben, und deren Kinder, die zum größten Teil in Westeuropa geboren und aufgewachsen sind. Die Auswahl der beiden Länder für die Untersuchung leitet El Bulbeisi aus der Tatsache ab, dass in der Bundesrepublik mit heute circa 80.000 Menschen die vermutlich größte palästinensische Diaspora in Europa lebt. Im Fokus auf die Schweiz sieht die Autorin einen „regionalen Forschungsbeitrag“ (S. 55).   mehr >>>

 

 

 

 

Muriel Asseburg
Palästina und die Palästinenser
Eine Geschichte von der Nakba bis zur Gegenwart

München: C.H. Beck Paperback, 2021, 365 S.,
mit 21 Abbildungen und 10 Karten
ISBN 978-3-406-77477-5

Die Geschichte Palästinas und der Palästinenser ist von Krieg, Vertreibung, Verlust und Exil und von einem nunmehr fast hundertjährigen Befreiungskampf geprägt. Die bekannte Nahost-Expertin Muriel Asseburg erzählt die Geschichte des kleinen, zerstückelten Landes und eines Volkes ohne Staat von der Gründung Israels im Jahr 1948 bis heute und lässt dabei wichtige palästinensische Politiker, Künstler und Intellektuelle wie Jassir Arafat, Mahmud Darwisch, Edward Said oder Hanan Aschrawi lebendig werden. Ihre faktenreiche und zugleich einfühlsame Darstellung lässt uns Palästina und die Palästinenser mit anderen Augen sehen.

Die Staatsgründung Israels im Mai 1948 und der folgende Krieg wurden von den Arabern im britischen Mandatsgebiet Palästina als Nakba, als Katastrophe, empfunden, bei der Hunderttausende ihre Häuser, ihr Eigentum und ihre Heimat verloren. Muriel Asseburg erläutert Vorgeschichte und Hintergründe dieses Schlüsseljahres, erzählt die Geschichte der palästinensischen Nationalbewegung und ihrer wichtigsten Protagonisten, beschreibt Kriege, Aufstände und Friedensinitiativen, berichtet über die Erfahrungen der palästinensischen Selbstverwaltung und porträtiert wichtige Persönlichkeiten aus Politik und Kultur. Ihre faktenreiche und zugleich einfühlsame Darstellung lässt uns Palästina und die Palästinenser mit anderen Augen sehen.  Muriel Asseburg -

 

 

 

Strohmeyer, Arn

 Der Kampf um die Wahrheit.

 Israels Politik gegenüber den Palästinensern
aus Sicht der Psychoanalyse

Gabriele Schäfer Verlag Herne, ISBN 978-3-944487-70-0, 16.80 Euro
 

Israels Konflikt mit den Palästinensern psychoanalytisch gesehen - Arn Strohmeyers neues Buch untersucht die israelische Politik aus einer ungewohnten Perspektive

Israels Konflikt mit den Palästinensern dauert schon über ein Jahrhundert an. Er ist ein Ergebnis des israelischen Siedlerkolonialismus, der den einheimischen Arabern das Land und ihren Besitz gestohlen, über die Hälfte dieses Volkes vertrieben und ihre Kultur und Gesellschaft zerstört hat. Israel ist heute ein Apartheidstaat, der die Reste des palästinensischen Volkes hinter Mauern und Stacheldraht in Kantone (man kann auch von Bantustans sprechen) verbannt hat und sie nach Belieben kontrolliert und unterdrückt.

Das ist in – wenigen Worten ausgedrückt – die gegenwärtige Situation, und es wird sich durch die militärische Übermacht Israels vermutlich in absehbarer Zukunft auch nichts ändern. Kann man zu dieser aussichts- und hoffnungslosen Lage noch etwas Neues sagen, um den Konflikt besser zu verstehen und vielleicht Auswege aufzuzeigen? Der Journalist und Autor Arn Strohmeyer hat ein interessantes Experiment gewagt, er hat Aussagen israelischer bzw. jüdischer Psychoanalytiker zu diesem Konflikt gesammelt und ausgewertet, also Menschen, die von Berufs wegen mit psychischen Krankheiten oder gestörten sozialen Beziehungen von Individuen und Kollektiven zu tun haben und deshalb auch zu einer aufgeklärten und vorurteilsfreien Sicht der politischen Probleme berufen sind.

Die Aussagen dieses Berufsstandes vermitteln ganz neue Einsichten und Erkenntnisse über diesen Konflikt. Strohmeyer konzentriert sich dabei auf die israelisch-jüdische Seite, denn sie sind die kolonialistischen Herren des Landes, die Unterdrücker und Besatzer über ein anderes Volk. Was an sich schon eine hoch aktuelle Frage aufwirft: Wie ist es möglich, dass ein Volk, das in seiner Geschichte so viele Leiden durchgemacht hat – mit dem Holocaust als Gipfelpunkt – heute ein anderes Volk (die Palästinenser) mit einer äußerst gewalttätigen, ja brutalen Besatzungspolitik beherrscht? Dass Israel diesem Volk die Menschen- und Bürgerrechte verweigert – Rechte, für deren Verwirklichung Juden in Europa lange an vorderster Front gekämpft haben? Dass die Israelis die Täter-Opfer-Rolle umgekehrt haben und die von ihnen unterworfenen Palästinenser als die „neuen Nazis“ ansehen, die sie vernichten wollen? Was bedeutet die von den Israelis gebaute Mauer psychoanalytisch gesehen? Wie ist der Mord an dem früheren Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin in dieser Sicht zu beurteilen? Wie ist es zu verstehen, dass die Israelis sich weigern, mit den Palästinensern Frieden zu schließen, obwohl sie als die stärkste regionale Militärmacht im Nahen Osten ohne Risiko die Möglichkeit dazu hätten? Das sind Fragen, auf die die Politik keine überzeugenden Antworten geben kann, weil sie nur psychologisch zu erklären sind.

Die tägliche Gewalt der Besatzung gegen ein ganzes Volk hat aber auch äußerst negative Rückwirkungen auf die israelische Gesellschaft selbst. Die Unterdrückung der Palästinenser hat für die Israelis einen hohen Preis: einen dramatischen Anstieg von Aggression und Gewalt innerhalb der eigenen Gesellschaft. Die Psychoanalytiker führen diese gefährliche Entwicklung vor allem auf den Militärdienst zurück, denn dieser habe in den besetzten Gebieten nicht nur eine Entwertung von Leben, Würde und Besitz von Palästinensern zur Folge, sondern auch ein Sinken der Hemmschwelle für eigentlich nicht akzeptables gewalttätiges Verhalten und aggressive Lösungen ganz allgemein.

Israel begeht großes Unrecht am palästinensischen Volk, um dies zu vertuschen, setzt es eine sehr ausgefeilte und raffinierte Propaganda (hebräisch Hasbara) ein. Die Psychoanalytiker lassen sich durch solche Aussagen nicht täuschen und gehen den Dingen und Ereignissen auf den wirklichen Grund. Sie erkennen die echten Motive der politisch Verantwortlichen in Israel und können registrieren, dass ein ganzes Volk durch die siedlerkolonialistische Gewalt, die es täglich begeht, neurotisiert wird, weil es die eigenen Untaten weder vor dem eigenen Gewissen noch vor dem hohen moralischen Anspruch des Judentums rechtfertigen kann.

Neben der Vermittlung sehr interessanter Fakten und ihrer psychoanalytischen Interpretation ist der Text für deutsche Leser auch aus dem Grund interessant, dass die angeführten jüdischen oder israelischen Analytiker so gut wie alle sehr kritisch mit der israelischen Politik und dem Zionismus umgehen. Das bedeutet: Nach den in der deutschen Mainstream-Diskussion geltenden Maßstäben über Israels Politik gegenüber den Palästinensern, die schon hysterische Formen annehmen, sind diese Analytiker eigentlich alle Antisemiten, was wiederum zeigt, wie absurd der deutsche Debatte ist.

Strohmeyer gelingt es, ein ganz anderes, sehr aufschlussreiches und hintergründiges Bild des Konflikts zu zeichnen als es die Medien vermitteln.

(Mitteilung des Verlages)

Strohmeyer, Arn: Der Kampf um die Wahrheit. Israels Politik gegenüber den Palästinensern aus Sicht der Psychoanalyse, Gabriele Schäfer Verlag Herne, ISBN 978-3-944487-70-0, 16.80 Euro

 

 

 

 

Wider den Mainstream.
Plädoyers gegen Israels Palästina-Politik und den Antisemitismus-Vorwurf als politische Waffe.

Gabriele Schäfer Verlag Herne, ISBN 978-3-944487-65-6, 17 Euro

Der Journalist Arn Strohmeyer, ein guter Kenner der politischen Verhältnisse im Nahen Osten, hat die Ergebnisse seiner Recherchen schon in mehreren Büchern vorgelegt. Regelmäßig schreibt er auch Artikel für Zeitschriften und Internetportale, besonders das Palästina Portal. In dem hier vorliegenden Band sind Beiträge von ihm aus der letzten Zeit zusammengefasst. Im Fokus seines Interesses steht dabei die Politik Israels, die er mit ihrem völkerrechts- und menschenrechtswidrigen Vorgehen gegen die Palästinenser für das Leiden dieses Volkes und damit auch für den Konflikt zwischen beiden Völkern verantwortlich macht. Er sieht vor allem in dem Ziel der zionistischen Ideologie, ganz Palästina ohne Palästinenser zu besitzen, den Grund für die Unmöglichkeit, einen gerechten Frieden zu erreichen. Strohmeyers Interesse gilt aber auch dem deutsch-israelischen Verhältnis, das – belastet durch die Verbrechen der NS-Vergangenheit – von vielen Fehlentwicklungen geprägt ist. Eine der schlimmsten Erscheinungen in diesem Zusammenhang ist der im deutschen Mainstream üblich gewordene Antisemitismus-Vorwurf bei jeder Kritik an der verhängnisvollen Politik Israels, dass also das Eintreten für Menschenrechte und Völkerrecht als „Judenhass“ diffamiert wird. Gegen diesen schändlichen Missbrauch politisch-moralischen Denkens und für das Erreichen einer Friedenslösung, die den Namen verdient, engagiert sich der Autor in seinen Schriften zu diesem Thema.   Titelblattentwurf von Erhard Arendt

 

Dr. Ibrahim Lada'a
Arzt aus Jaffa.

Geschichte  eines palästinensischen Vertriebenen



Inhaltsangabe zu "Arzt aus Jaffa"

In seiner Autobiografie legt Ibrahim Lada’a Zeugnis darüber ab, was es heißt, als arabischer Christ, als Palästinenser, in einem von Besatzung und Konflikten zerrissenen Land zu leben. Sein Leben ist eng verknüpft mit der jüngeren und jüngsten Geschichte Palästinas. Er berichtet über den Alltag zwischen Checkpoints, Mauern, Häusersprengungen, Verhaftungen und dem Versuch des Aufbaus einer palästinensischen Zivilgesellschaft. Eingestreut in den Bericht sind Erläuterungen der historischen Hintergründe und politischen Zusammenhänge, so dass auch jene Leser, die mit der (Zeit-)Geschichte des Nahen Ostens wenig vertraut sind, einen Einblick in die oft komplexen Ereignisse erhalten. Im Vordergrund stehen jedoch nicht die nüchternen historischen Fakten, sondern die Erinnerungen, Erfahrungen und Gefühle des Autors, die untrennbar mit dem Schicksal Palästinas verbunden sind.

 

 

Das fatale Schweigen der evangelischen Kirche zu Israels Unrechtspolitik
Der Theologe Peter Bingel unterzieht in einem neuen Buch die Nach-Auschwitz-Theologie einer radikalen Kritik und wirft ihr „Verrat an der christlichen Ethik“ vor
Arn Strohmeyer


Als deutsche Christen nach 1945 von den furchtbaren Untaten der Nazis erfuhren, fragten sie sich: „Was haben wir getan?“ Das Schuldbewusstsein war groß, denn Christen waren nicht nur über Jahrhunderte für den Judenhass verantwortlich, sie hatten durch ihre Zusammenarbeit mit dem verbrecherischen NS-System auch ihren Anteil am monströsen Höhepunkt antisemitischen Wütens: der Vernichtung der europäischen Juden im Holocaust. Deutsche protestantische Theologen begannen aus ihrem Schuldempfinden heraus in einem schmerzvollen Prozess eine „neue“ Theologie zu entwickeln, die sich von dem bisher gültigen Glaubenssatz abwandte, dass das Christentum durch seine Botschaft das Judentum „abgelöst“ und „überwunden“ habe. Eine solche Auffassung wurde nun schon als „antisemitisch“ angesehen.


Die „neue“ protestantische Theologie – die sogenannte Nach-Auschwitz-Theologie – suchte eine größtmögliche Nähe zum Judentum, die sich auch darin ausdrückte, dass die Juden als das eigentliche „Volk Gottes“, als das bis heute „erwählte“ Israel der Hebräischen Bibel (des Alten Testaments) angesehen werden. Es wird also eine durchgehende Kontinuität zwischen den Juden der Antike und dem heutigen Judentum, das sich vor allem im Staat Israel manifestiert, hergestellt. In dieser Sicht bedeutet das Erscheinen Jesu mit seiner Botschaft nicht eine neue Stufe der Heilsgeschichte über das Judentum hinaus, sondern in dieses Israel als „Volk des Heils“ sei die Kirche ‚hineingenommen‘ worden (Synodenbeschlüsse der Evangelischen Kirche im Rheinland 1980 und 2015).


Dieser enge Anschluss des Christentums (sozusagen als Anhängsel) an das Judentum, die man fast als eine Rückkehr bezeichnen kann, hatte und hat aber immense politische Bedeutung, denn er beinhaltete nicht mehr und nicht weniger, als dass die Nach-Auschwitz-Theologie und die protestantische Kirche, die diese Lehre in ihren Institutionen, Gremien, Gemeinden und Gliederungen vertritt, den Juden als bevorzugten Partnern Palästina als Geschenk überlassen hat. Damit wurde aber das Unrecht, das die Zionisten bzw. der Staat Israel mit seiner Kolonisation den Palästinensern angetan hat und immer noch antut, völlig negiert, weil ein Eintreten für Gerechtigkeit in Palästina die christlich-jüdischen Beziehungen, die man ja gerade verbessern, ja neu schaffen wollte, gefährden würde. Von Juden hätte ein solches Ansinnen zudem sofort als „antisemitisch“ gedeutet werden können, ein Verdacht, den man unter allen Umständen ausschließen wollte.


Diesen tragischen Konflikt haben die protestantische Theologie und die Kirche bis heute nicht gelöst, er wird dadurch verstärkt, dass Theologie und Kirche durch ihr Schweigen und Nicht-Handeln neue Schuld auf sich geladen haben. Vor etwa einem Jahrzehnt analysierte der amerikanisch-jüdische Psychologe Mark Braverman dieses theologische und kirchliche Dilemma in seinem wichtigen Buch „Verhängnisvolle Scham. Israels Politik und das Schweigen der Kirche“, das viel Aufsehen erregte, aber in Kirchenkreisen nicht zu einem Umdenken beitrug.


Diesen Ansatz hat der deutsche Theologe Peter Bingel nun in seinem neuen Buch „Kirche – Altes – Testament – Nahost-Konflikt. Vom christlichen und israelisch-jüdischen Umgang mit der hebräischen Bibel und den politischen Folgen“ fortgeführt – mit einer radikalen Kritik der Nach-Auschwitz-Theologie, der er vorwirft, einen „Verrat an der christlichen Ethik“ zu begehen.   >>>

 

Peter Bingel, Winfried Belz - Kirche, Altes Testament und der Nahost-Konflikt. Vom christlichen und israelisch-jüdischen Umgang mit der Hebräischen Bibel und den politischen Folgen
 Gabriele Schäfer Verlag Herne, ISBN 978-3-944 487-61-8, 15,90 Euro

 

Wenn die Geschichtsschreibung ganz im Dienst einer Ideologie steht - Arn Strohmeyer hat eine Gegendarstellung auf die ”Ausstellung zur Staatsgründung Israels” vor 70 Jahren verfasst - Hermann Dierkes

2008 jährte sich zum 60. mal die Nakba, also die Katastrophe mit Vertreibung, Massakern, Flucht, Zerstörung und Enteignung, mit der das palästinensische Volk die Staatsgründung Israels bezahlen musste – und bis heute bezahlt. Damals hat der Verein Flüchtlingskinder im Libanon e.V. eine sehr verdienstvolle Wanderausstellung auf den Weg gebracht, die die Nakba wissenschaftlich dokumentiert und den historischen Wahrheiten Gerechtigkeit widerfahren lässt. Die Ausstellung wurde gefördert vom Evangelischen Entwicklungsdienst sowie der Stiftung Entwicklungszusammenarbeit Baden-Wuerttemberg und von über 50 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unterstüzt. Bis heute wurde sie an ca. 100 Orten gezeigt, u.a. 2014 im EU-Parlament in Strassburg und am Sitz der UN in Genf. Sie wurde von Zehntausenden besucht, trotz massiver Anfeindungen einer zweifelhaften ”Israel-”Lobby, deren Zensur- und Verbotsforderungen sich hier und da leider auch Kommunalpolitik und Kirchengemeinden gebeugt haben, wie jüngst wieder in Köln.15.000 Ausstellungskataloge wurden verkauft.

Der Erfolg der Ausstellung hat offensichtlich eine weitere Massnahme der ”Israel”-Lobby (in Wahrheit Agenten der rechtsextremen Regierung Netanjahu) hervorgerufen. Diesmal ist eine der Regierungspolitik nahestende Organisation namens ”DEIN e.V. Verein für Demokratie und Information” mit einer Wanderausstellung ”1948. Die Ausstellung zur Staatsgruendung Israels” auf den Plan getreten.

Der Journalist Arn Strohmeyer hat die mit 32 Tafeln und einem 70-seitigen Beiheft versehene Ausstellung untersucht und kommt zu dem Ergebnis, dass es sich um einen ”klassischen Fall von Geschichtsfälschung” handelt. In seiner Broschuere von gut 150 Seiten nimmt er die zentralen Aussagen auseinander, die vollkommen deckungsgleich sind mit den offiziellen Mythen der israelischen Staatsgründung. Strohmeyer stuetzt sich dabei u.a. bewusst auf die neueren Forschungsergebnisse israelischer Geschichtswissenschaft, die auf Basis von Staats- und Militärarchivöffnungen, Regierungsprotokollen, Aufzeichungen handelnder Personen und Zeitzeugenaussagen zu ganz anderen Einschätzungen kommen.

Doch die Arbeiten kritischer Historiker wie Simcha Flapan, Ilan Pappe, Shlomo Sand, Tom Segev und Moshe Zuckermann, werden von der Ausstellung ueberhaupt nicht zur Kenntnis genommen. Strohmeyer zeigt auch, dass die Ausstellung keineswegs die israelische Position widergibt. Es gebe eben auch das ”andere” Israel.

Die Macher versichern allerdings, dass man die Vergangenheit ”korrekt” und ”nicht verzerrt” präsentieren wolle, als ”historisches Korrektiv”, um ”Halbwissen, Vermutungen, Desinformation und Hassinformationen” entgegenzutreten. Strohmeyer dazu: ”Das klingt gut, ist aber selbst reine Propaganda, denn die Ausstellung wird den von ihr gesetzten Kriterien in keiner Weise gerecht. Ganz im Gegenteil: Man wundert sich, mit welchen Geschichtsfälschungen die Organisatoren der Austellung an die Öffentlichkeit gehen. Offenbar ist es ihre Absicht, ein völlig uninformiertes und ahnungsloses Publikum anzusprechen, das bereit ist, solche Mythen und Legenden zu akzeptieren, ohne zu widersprechen.” Weggelassen, vertuscht und manipuliert wird schon hinsichtlich der Vorgeschichte der Staatsgründung. Die Entstehung und Entwicklung der ausgesprochen kolonialistischen – auf Vertreibung der ansässigen Palästinenser ausgerichteten - zionistischen Bewegung seit Ende des 19. Jahrhunderts fehlt vollständig. Die Gegenwehr der Palästinenser in den 30er Jahren – noch unter britischer Mandatszeit – sei Ausdruck von Fanatismus, Machtstreben und Antisemitismus gewesen, während die jüdischen Einwanderer nur friedlich aufbauen wollten.

 

Gefälscht wird weiter hinsichtlich der strategischen Interessen, der Kräfteverhältnisse, der Chronologie und der Begleitumstände des israelisch-arabischen Kriegs und der palästinensischen Flucht und Vertreibung im Jahr 1948. Motto: Die meisten seien freiwillig gegangen. Eine von den zionistischen Terrormilizen und der entstehenden israelischen Armee betriebene ethnische Säuberung, die bereits unmittelbar nach dem UN-Teilungsbeschluss vom November 47 einsetzte, die die UN-Teilungspläne missachtete und lange vor dem schwächlichen und unkoordinierten arabischen Angriff nach der Ausrufung des Staates Israel am 15. Mai 1948 Fakten schuf, habe es nicht gegeben. Durchgängig werden im Beiheft die Palästinenser als blutrünstige Terroristen dargestellt, gegen die sich die guten Israelis verteidigen mussten und müssen. Die Verfasser des Ausstellungskatalogs bestreiten überhaupt die Tatsache, dass es seit Jahrhunderten ein palästinensisches Volk gab. Doch entgegen allen Beteuerungen fand der Zionismus Ende des 19. Jahrhunderts keine menschenleere Wüste vor, die er angeblich zum Blühen brachte, sondern drang in ein Land ein, in dem Hunderttausende Palästinenser seit langen Zeiten ansässig waren.

 

Strohmeyer resümiert: ”Weil die zionistische Ideologie nicht zugeben kann, dass der palästinensische Widerstand die Antwort auf die Unterdrückung der nationalen Rechte dieses Volkes ist (...), muss die zionistische Sicht auf die Geschichte und die aktuelle politische Situation mythisch, legendenhaft und deswegen ahistorisch sein. Das gilt auch für die hier kritisierte Exposition 1948. Die Ausstellung, die sich ganz der zionistischen Weltanschauung unterordnet.”

Er zitiert den herausragenden israelischen Historiker Ilan Pappe: ”Jeder Versuch zur Lösung eines Konflikts muss sich zuallererst mit dessen Kern auseinandersetzen. (…) Die Tatsache, dass die israelische und zionistische Version der Geschichte (...) in Deutschland weitgehend akzeptiert wird, basiert auf einer ganzen Ansammlung von Mythen, die alle darin münden, das moralische Recht und das ethische Verhalten der Palästinenser ins Zwielicht zu ruecken, was allerdings jede Chance auf einen zukünftigen gerechten Frieden enorm verringert.” Die Ausstellung ”1948” erinnert auf jeden Fall an die alte Volksweisheit: Die Wahrheit ist ein selten Kraut, noch seltener, wer es gut verdaut …

Arn Strohmeyer: Ein klassischer Fall von Geschichtsfälschung. ”1948.Die Ausstellung zur Staatsgründung Israels” ist eine Flucht in Mythen. Eine Gegendokumentation, Gabriele Schäfer Verlag, ISBN 978-3-944 487-60-1, 14,80 Euro

 

 

Wenn man Propaganda macht und vorgibt, Propaganda zu bekämpfen - Was die Veranstalter dieser Desinformationsausstellung sagen:    1948 Die Ausstellung - Begleit Broschüre >>>
 

Die Veranstalter der Ausstellung: DEIN – Demokratie und Information e.V.   >>>

 

 

Weglassen, vertuschen und manipulieren - „1948. Die Ausstellung zur Staatsgründung Israels“ ist ein klassischer Fall von Geschichtsfälschung - Arn Strohmeyer

Der israelische Historiker Ilan Pappe schreibt über die offizielle Geschichtsschreibung des Staates Israel, die die Zeit um 1948 behandelt, sie sei geprägt von „einer tief sitzenden Angst vor einer Debatte über die Ereignisse von 1948, da Israels ‚Behandlung‘ der Palästinenser in jener Zeit zwangsläufig beunruhigende Fragen nach der moralischen Legitimität des gesamten zionistischen Projekts aufwerfen würde. Für Israelis ist es daher von entscheidender Bedeutung, einen starken Verleumdungsmechanismus aufrechtzuerhalten, der ihnen nicht nur hilft, die von den Palästinensern in den Friedensverhandlungen gestellten Forderungen abzuwehren, sondern auch – und vor allem – jede eingehende Debatte über den Charakter und die moralischen Grundlagen des Zionismus zu vereiteln.

Die Palästinenser als Opfer israelischer Taten anzuerkennen ist für Israelis in mindestens zweierlei Hinsicht zutiefst beunruhigend. Da eine solche Anerkennung bedeutet, sich dem historischen Unrecht zu stellen, das Israel mit der ethnischen Säuberung Palästinas 1948 begangen hat, stellt sie die Gründungsmythen des Staates Israel in Frage und wirft eine Fülle ethischer Fragen auf, die unausweichliche Folgen für die Zukunft des Staates haben.


Die Palästinenser als Opfer anzuerkennen, ist mit tief verwurzelten Ängsten verknüpft, da es von den Israelis verlangt, ihre Wahrnehmung der ‚Vorgänge‘ von 1948 in Frage zu stellen. Aus Sicht der meisten Israelis - und nach der Darstellung, die die israelische Mainstream- und Populärgeschichtsschreibung immer wieder verbreitet – konnte Israel sich 1948 als unabhängiger Nationalstaat auf einem Teil des Mandatsgebietes Palästina etablieren, weil es den frühen Zionisten gelungen war, ‚ein leeres Land zu   >>>

 

Verlogene Entrüstung - Gründung: »Juden in der AfD«. Gastkommentar von Moshe Zuckermann - 27.09.2018 - (...) Die Entrüstung lässt sich gewiss nachvollziehen, und doch mutet sie verlogen an.

Denn ein humanistisches, antirassistisches, demokratisch-tolerantes Bild der Juden wird da gerade von jenen heraufbeschworen, deren menschenfreundliche Emphase merklich verblasst, wenn es um die Verurteilung der über 50 Jahre andauernden Knechtung der Palästinenser durch den israelischen Staat geht. Im Gegenteil, sobald sich jüdische (und andere) Kritiker zu Wort melden, die die israelischen Verbrechen in den besetzten Gebieten, die brutale fortwährende Verletzung von Menschenrechten und dem Völkerrecht, verurteilen, werden sie von diesen Vertretern der jüdischen Verbände in Deutschland des Antisemitismus geziehen und als »sich selbst hassende Juden« verleumdet. Der perfide Antisemitismusvorwurf dient ihnen als nicht minder perfider Koscherstempel für den Judenstaat.

Aber was will man von der jüdischen Prominenz in Deutschland? War es nicht jüngst die Mossad-Legende Rafi Eitan, die lobende Grußworte an die AfD richtete? War es nicht der israelische Premier Benjamin Netanjahu, der den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán, Horthy-Bewunderer mit antisemitischer Rhetorik, in Israel als Staatsgast (mit obligatorischem Yad Vashem-Besuch) begrüßte? An Rassismus, Xenophobie, Araberhass und rabiater Volksverhetzung kann es Israels politische Kultur allemal mit der AfD aufnehmen, und zwar nicht nur »auf der Straße«, sondern auch – und gerade – in der Sphäre der hohen Politik. Von der zunehmenden Faschisierung der israelischen Politstrukturen sei hier geschwiegen.  >>>

9783864892271

Moshe Zuckermann

Der allgegenwärtige Antisemit

oder die Angst der Deutschen vor der Vergangenheit

 

Zwischen Ressentiments und Realitätsverweigerung. Ein schonungsloser Blick auf die Deutsch-Israelische Geschichte - Ein Ungeist geht um in Deutschland – in der Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus werden wahllos und ungebrochen Begriffe durcheinandergeworfen, Menschen perfide verleumdet und verfolgt, Juden von Nicht-Juden des Antisemitismus bezichtigt. Die Debattenkultur in Deutschland ist vergiftet und die Realität völlig aus dem Blickfeld des Diskurses geraten. Deutsche solidarisieren sich mit einem Israel, das seit mindestens fünfzig Jahren Palästinenser knechtet, und wer das kritisiert, wird schnell zum Antisemiten. Moshe Zuckermann nimmt in seinem Buch den aktuellen Diskurs schonungslos in den Blick und spricht sich für eine ehrliche Auseinandersetzung mit der deutsch-israelischen Geschichte aus.

 

Abraham Melzer
Die Antisemiten-Macher.

Deutschland, Israel und die neue Rechte
Westend Verlag Frankfurt/ Main
ISBN 978-3-86489-183-0
18 Euro
 

Rezension - Wider die Hysterie um die Kritik an Israels Politik - Abi Melzer klagt in seinem neuen Buch die Zionisten und ihre Anhänger als Erfinder des „neuen Antisemitismus“ an - Arn Strohmeyer


„Abraham Melzer aber hat sich um die geistige Kultur in diesem Lande verdient gemacht, indem er einen Akt der Zensur unterlief. Kein wirklicher Antisemitismus könnte dieser Kultur so nachhaltig schaden wie ein hysterischer Verdächtigungseifer, der hinter jedem israelkritischen Wort einen verkappten Antisemiten wittert. Wir brauchen kritische Wachsamkeit, und an ihr fehlt es nicht. Den Korrektheitsfanatismus von Großinquisitoren brauchen wir nicht und feigen Gehorsam ebensowenig.“ Hans Krieger, Bayerischer Rundfunk


Die Antisemiten-Macher - Dr. Ludwig Watzal - Das Buch des deutsch-jüdischen Publizisten und Verlegers kommt nicht nur zum rechten Zeitpunkt, sondern dieser hat mit dem Titel in ein Wespennest gestochen. Melzer hatte bereits Räumlichkeiten im Saalbau Gallus ordnungsgemäß gemietet, um sein Buch vorzustellen. Die Stadt Frankfurt, die über die Räume wacht, hatte kurzerhand den Mietvertrag wieder gekündigt. Diese Kündigung wurde vom Amtsgericht Frankfurt für rechtswidrig erklärt. >>>
 

 

Ist Antizionismus gleich Antisemitismus?

Arn Strohmeyer

 Eine Antwort auf Kritiker meines Buches Antisemitismus – Philosemitismus und der Palästina-Konflikt. Hitlers langer verhängnisvoller Schatten

Beiträge zur Internationalen Politik, Bd. 10
ISBN 9783944487489
13x20 cm, Englisch-Broschur, 182 Seiten - 17,90 Euro

Die Verteidiger der israelischen Politik in Deutschland greifen, wenn Kritiker unter Berufung auf die Menschenrechte und das Völkerrecht diese Politik kritisieren, schnell zum Antisemitismus-Vorwurf Arn Strohmeyer untersucht an einem prototypischem Fall – der Kritik des Bremer Grünen-Politikers und Vorsitzenden der Bremer Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) Hermann Kuhn an seinem Buch Antisemitismus – Philosemitismus und der Palästina-Konflikt – die Argumente, auf die sich die Israel-Apologeten dabei stützen. Strohmeyer kommt zu dem Ergebnis, dass die Verteidiger Israels so gut wie ausschließlich ideologisch argumentieren, aber offenbar nur begrenzte Kenntnisse des Zionismus und seiner Geschichte haben. Oder sie tabuisieren und verdrängen die zionistische Realität, weil sie nicht in ihr Wunschbild von Israel passt. Der Antisemitismus-Vorwurf, den sie gegen die Kritiker der israelischen Politik verwenden, erweist sich damit in erster Linie als eine ideologische Waffe, die von Israels Vorgehen gegen die Palästinenser ablenken und Kritik an Israels Vorgehen ausschalten soll.

 

Antisemitismus – Philosemitismus und der Palästina-Konflikt.
 Hitlers langer verhängnisvoller Schatten

Der Antisemitismus hat in Europa und speziell in Deutschland zu furchtbaren Verbrechen geführt, die im Holocaust der Nationalsozialisten ihren monströsen Höhepunkt erfuhren. Es versteht sich von selbst, dass besonders die westlichen Gesellschaften den Antisemitismus ächten und auf jede Form des erneuten Auftretens dieser Form des Rassismus äußerst sensibel reagieren. Der Antisemitismus-Vorwurf steht deshalb in den aktuellen politischen Auseinandersetzungen ständig im Raum. Die Frage ist aber: Handelt es sich dabei wirklich um das Auftreten von echtem Antisemitismus oder wird dieser Vorwurf von Lobbygruppen nicht auch interessenbestimmt für das Erreichen bestimmter politischer Ziele instrumentalisierend eingesetzt?

Dieser Frage geht das vorliegende Buch nach. Der Autor stellt dabei fest, dass die histori­schen Veränderungen im Judentum selbst auch Folgen für den Antisemitismus-Begriff mit sich gebracht haben. Im Judentum gab es immer die beiden spaltenden Tendenzen der Absonderung, Abschottung und Isolation einerseits und der uni­versellen Offenheit und Weltzugewandtheit andererseits. Durch die Entstehung des Staates Israel und die ihn tragende ethnisch-nationalistische Ideologie des Zionismus hat die erste Richtung deutlich die Dominanz erlangt, die Universalisten sind im Judentum eher zu einer Randgruppe geworden. Da Israel den Anspruch erhebt, das ganze Judentum zu vertreten (was die Universalisten wiederum nicht anerkennen), hat der Anti­semitismus-Begriff sich in der Weise verändert, dass er nicht mehr allein Hass auf Juden wegen ihres Jude-Seins meint, sondern nun jede Kritik an Israel und seiner äußerst um­strittenen Politik gegenüber den Palästinensern als solchen bezeichnet.

Dieser Definition widersprechen aber die Universalisten, die sich für das Einhalten der jüdi­schen Ethik von Versöhnung und Nächstenliebe, Menschenrechten und Völkerrecht einsetzen.

Der heute gängige und im öffentlichen Diskurs benutzte Antisemitismus-Begriff erweist sich deshalb sehr oft als ein manipulativ und instrumentalisierend vorgebrachtes Argument, das einzig das Ziel verfolgt, die ethnischnationalisti­schen Interessen Israels zu vertreten und ein­zufordern, nicht aber als ein probates Mittel, über diese Form des Rassismus aufzuklären und sie zu bekämpfen.

 
Gegen diese Form des Missbrauchs und der ideologischen Instrumentalisierung des Anti-Antisemitismus wendet sich dieses Buch. Dass dieser Missbrauch besonders in Deutschland überhaupt möglich ist, hängt nicht zuletzt mit dem als Folge der nationalsozialistischen Ver­brechen vorherrschenden Schuldgefühl gegenüber Juden und dem daraus abgeleiteten Philosemitismus zusammen.

Es wird dabei oft übersehen, dass Philosemitismus und Antisemitismus sehr eng zusammenhängen und dass ers­terer für eine verzerrtes Bild gerade im Blick auf den Nahost-Konflikt verantwortlich ist. Auch dieser Phänomen unterzieht der Autor einer ausführlichen Analyse. Er plädiert deshalb für eine realitätsbezogene Beurteilung des Konflikts und für eine im Sinne universalistischer Werte gerechte Lösung auch für die Palästinenser.
 

Arn Strohmeyer: Antisemitismus – Philosemitismus und der Palästina-Konflikt.
Hitlers langer verhängnisvoller Schatten,
Gabriele Schäfer Verlag Herne,
ISBN 978-3-944487-30-4, 17.80 Euro

 

Buch - Leseprobe  3 - Antisemitismus – Philosemitismus und der Palästina-Konflikt >>>
Buch - Leseprobe  2 - Antisemitismus – Philosemitismus und der Palästina-Konflikt >>>
Buch - Leseprobe  1 - Antisemitismus – Philosemitismus und der Palästina-Konflikt >>>
Buch - Antisemitismus – Philosemitismus >>>

 

Antisemitismus - Philosemitismus und der Palästina-Konflikt - Rezension von Dr. Ludwig Watzal - Auch 70 Jahre nach dem unfreiwilligen Abtreten des "Großen Diktators" von der Weltbühne leidet Deutschland immer noch am Nazi-Syndrom. Von "Bewältigung" oder "Aufarbeitung" der Geschichte kann nur einschränkend die Rede sein. >>>


Arn Strohmeyer, Antisemitismus – Philosemitismus und der Palästina-Konflikt. - Hitlers langer verhängnisvoller Schatten. - Rezension von Ekkehart Drost, 19.9.2015 >>>


Fingerübung auf dem Klavier der Schuldgefühle - 17. 9. 2015 - Wie der Philosemitismus Deutschlands Beziehung zu Israel bestimmt, beschreibt Arn Strohmeyer in seinem neuen Buch -  Rezension von Sven Severin
 

Abrechnung mit Israels manipulativer Verwendung des Antisemitismus-Begriffs -  Arn Strohmeyer, „Antisemitismus – Philosemitismus und der Palästina-Konflikt: Hitlers langer verhängnisvoller Schatten“ Rezension von  Kurt O. Wyss  

 

 

Arn Strohmeyer

Die israelisch-jüdische Tragödie

Von Auschwitz zum Besatzungs- und Apartheidstaat Israel. Das Ende der Verklärung

Seit 50 Jahren hält Israel völkerrechtswidrig palästinensische Gebiete besetzt und ein Ende – und damit eine Friedenslösung – ist nicht in Sicht. Um diesen Zustand zu zementieren, hat Israel apartheidähnliche Zustände geschaffen: In Israel selbst unterliegen die Palästinenser großer Diskriminierung, im Westjordanland und im Gazastreifen werden sie hinter Mauern und Zäunen – sozusagen in Reservaten oder Bantustans – weggesperrt. Rund 4,5 Millionen Menschen müssen dort inzwischen ohne politische und bürgerliche Rechte leben, die Menschenrechtslage ist verheerend. Die israelische Politik hat sich so aber selbst ausmanövriert: Die Zwei-Staaten-Lösung ist wegen des Siedlungsbaus auf palästinensischem Land nicht mehr möglich, eine Ein-Staaten-Lösung würden die Palästinenser mit ihrer Mehrheit dominieren. Eine ausweglose Situation, die nur noch mit dem Begriff des Tragischen zu verstehen ist: Der handelnde Protagonist (Israel) gefährdet durch seine kompromisslose Politik des Hochmuts und der Hybris die eigene staatliche Existenz. Als Zukunftsmodell bietet sich nur noch die Apartheid-„Lösung“ an, die auf der weiteren Unterdrückung eines ganzen Volkes beruht und deshalb keine Überlebenschance hat. Das Scheitern und damit eine Ende des Zionismus scheint so absehbar.

ISBN 9783944487571, Englisch-Broschur, 13x20 cm, 280 Seiten

 


Cosmics Verlag - Abraham Melzer

1. Bis zum letzen Atemzug -  Felicia Langer

15,-€


 

2.  Israel vor Gericht    -  Abi Melzer

20,--€

3. Mit Feuer und Blut  -  Abi Melzer

20,--€

4. 99 Namen Allahas - Rosina - Fawiza Al - Rawi

20,--€


Abraham Melzer: Mit Feuer und Blut. Ein anderer Blick auf den Israelisch-Palästinensischen Konflikt - Neu-Isenburg 2017, ISBN 978-3-9817922-7-0
 

Rezension - Israel auf der Anklagebank - Abi Melzer prangert in seinem neuen Buch Ideologie und Verbrechen des Zionismus an - Arn Strohmeyer

Der deutsch-jüdische Publizist und Verleger Abi Melzer ist ein unbequemer Mann. In einem Land, in dem vom mainstream Kritik an der israelischen Politik immer noch als „antisemitisch“ verurteilt wird, obwohl dieser Staat Völkerrecht und Menschenrechte permanent mit Füßen tritt, hat er keine Scheu, ständig wider den Stachel zu löcken, Gerechtigkeit für die unterdrückten Palästinenser einzufordern und die israelischen Untaten zu verurteilen. Mit einer solchen kämpferischen Haltung setzt er sich natürlich zwischen viele Stühle. Und das jüdische Establishment in Deutschland in Gestalt des Zentralrates entblödet sich nicht, ihn als „Antisemiten“ anzuprangern, so die frühere Zentralratsvorsitzende Charlotte Knobloch.


Das ist die paradoxe Situation: Hätte es in Deutschland in den 20er und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Deutschland mehr Demokraten und den Menschenrechten verpflichtete Zeitgenossen gegeben, wäre es vermutlich nicht zum Aufstieg Hitlers, zur großen Weltkriegskatastrophe und dem Megaverbrechen an den Juden gekommen. Heute hat sich die Situation völlig umgekehrt. Wenn in Israel – „dem Staat der Opfer“ – die Auffassung vorherrscht, Menschenrechte gegenüber den Palästinensern könne man sich nicht leisten, sie würden das Überleben des Staates gefährden und ein universalistischer Staatsbürgerschaftsstatus würde den jüdischen Charakter des Landes bedrohen (so die israelische Soziologin Eva Illouz), dann setzen sich Deutsche, die eben die Einhaltung der Menschenrechte und des Völkerrechts in Israel einfordern, sofort dem Antisemitismus-Vorwurf aus. Eine völlig absurde Situation, die auch für die deutsche Demokratie nichts Gutes verheißt, denn Menschenrechte sind universell und unteilbar – auch in Israel.


Dies zu verdeutlichen, ist genau der Kampf, den Abi Melzer unermüdlich und sehr mutig führt. Da ist er nicht zu Kompromissen bereit. Er ist ein unerbittlicher Aufklärer und Moralist, der die einzig richtige universalistische Folgerung aus dem Holocaust gezogen hat: Dass so etwas „nie wieder!“ geschehen darf, gilt nicht nur für Juden (wie es in Israel vertreten wird), sondern für alle Menschen auf der Welt. Das ist die humane Position, die er auch in seinem neuen Buch „Mit Feuer und Blut. Ein anderer Blick auf den Israelisch-Palästinensischen Konflikt“ vertritt. Schon der Titel sagt aus, dass hier nicht Süßholz geraspelt, sondern Tacheles geredet wird.


Melzers Buch ist eine einzige Anklage gegen den Zionismus, die israelische Staatsideologie, und seine politischen Praktiken: Krieg, Gewalt, Besatzung, Apartheid und Unterdrückung. >>>


 

Abraham Melzer: Die Antisemiten-Macher. Deutschland, Israel und die neue Rechte - Westend Verlag Frankfurt/ Main, ISBN 978-3-86489-183-0, 18 Euro
 

Bildergebnis für Abraham Melzer: Die Antisemiten-Macher. Deutschland, 							Israel und die neue RechteRezension - Wider die Hysterie um die Kritik an Israels Politik - Abi Melzer klagt in seinem neuen Buch die Zionisten und ihre Anhänger als Erfinder des „neuen Antisemitismus“ an - Arn Strohmeyer

Abi Melzer ist ein Überzeugungstäter, aber im besten aufklärerisch-humanen Sinne. Dieser deutsch-jüdische Publizist und Verleger kämpft an vielen Fronten, um immer wieder seine Botschaft unter die Leute zu bringen: Der Zionismus (die israelische Staatsideologie, die die Politik dieses Staates bestimmt) ist von seinem Wesen und seinen Taten her ein inhumaner Siedlerkolonialismus. Er war von Anfang an darauf angelegt, einen „exklusiv jüdischen Staat“ auf dem von einem anderen Volk bewohnten Boden Palästinas aufzubauen. Dieses Aufbauwerk war nicht ohne eine ethnische Säuberung (die Nakba) möglich, die 1948 vor, während und nach der Staatsgründung von den Zionisten durchgeführt, im Krieg von 1967 fortgesetzt wurde und auch heute noch – wenn auch mit differenzierteren Mitteln – in vollem Gange ist. Denn das Ziel ist immer dasselbe: einen homogenen, rein jüdischen Staat zu schaffen.


Dieses große Unrecht, das mit Israels Aufstieg dem palästinensischen Volk mit der Vertreibung von 800 000 Menschen, der Enteignung seines Landes und der Zerstörung seiner Kultur angetan wurde, verdrängt das offizielle Israel bis heute. Schuldgefühle den verachteten Palästinensern gegenüber hat es nie gegeben und gibt es auch heute nicht, obwohl man sie mit einer brutalen Besatzungspolitik im Westjordanland und einer totalen Abriegelung im Gazastreifen unterdrückt und sich ständig weiter ihr Land aneignet. Dass ein solches Vorgehen gegen Völkerrecht und Menschenrechte verstößt, interessiert die israelische politische Elite nicht. Gott hat ihnen laut Bibel das Land geschenkt, argumentieren selbst säkular eingestellte Israelis. Außerdem fügt man hinzu: Wir haben den Holocaust durchgemacht, uns ist alles erlaubt!


Die überaus starke Militärmacht Israel (die viertstärkste der Welt), die von den USA und Europa (gerade auch von Deutschland) getragen wird, macht eine solche Politik möglich. Über die Beurteilung dieser Praxis der gewaltsamen Herrschaft über ein anderes Volk ist aber auch das internationale Judentum zutiefst gespalten. Dem radikalen Nationalismus der Zionisten, der auch starke chauvinistische Züge hat und von einem radikalen religiösen Messianismus unterstützt wird, stehen die Universalisten gegenüber, die sich auf die besten humanistischen Traditionen der jüdischen Religion und der Aufklärung berufen und die Einhaltung von Menschenrechten und Völkerrecht fordern. Der Streit zwischen diesen beiden Parteien wird erbittert und mit allen Mitteln geführt. Der britisch-jüdische Philosoph Brian Klug  >>>

Arn Strohmeyer

Ist Antizionismus gleich Antisemitismus?

 Eine Antwort auf Kritiker meines Buches Antisemitismus – Philosemitismus und der Palästina-Konflikt. Hitlers langer verhängnisvoller Schatten

Beiträge zur Internationalen Politik, Bd. 10
ISBN 9783944487489
13x20 cm, Englisch-Broschur, 182 Seiten - 17,90 Euro


 

 

 

Die Verteidiger der israelischen Politik in Deutschland greifen, wenn Kritiker unter Berufung auf die Menschenrechte und das Völkerrecht diese Politik kritisieren, schnell zum Antisemitismus-Vorwurf Arn Strohmeyer untersucht an einem prototypischem Fall – der Kritik des Bremer Grünen-Politikers und Vorsitzenden der Bremer Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) Hermann Kuhn an seinem Buch Antisemitismus – Philosemitismus und der Palästina-Konflikt – die Argumente, auf die sich die Israel-Apologeten dabei stützen. Strohmeyer kommt zu dem Ergebnis, dass die Verteidiger Israels so gut wie ausschließlich ideologisch argumentieren, aber offenbar nur begrenzte Kenntnisse des Zionismus und seiner Geschichte haben. Oder sie tabuisieren und verdrängen die zionistische Realität, weil sie nicht in ihr Wunschbild von Israel passt. Der Antisemitismus-Vorwurf, den sie gegen die Kritiker der israelischen Politik verwenden, erweist sich damit in erster Linie als eine ideologische Waffe, die von Israels Vorgehen gegen die Palästinenser ablenken und Kritik an Israels Vorgehen ausschalten soll.

Der Missbrauch von angeblichem Antisemitismus ist moralisch verabscheuungswürdig. Es waren Hunderte von Jahren nötig und Millionen von Opfern, um Antisemitismus – eine spezielle Form von Rassismus, der historisch zum Genozid führte – in ein Tabu zu verwandeln. Menschen, die dieses Tabu missbrauchen, um Israels rassistische und genozidale Politik gegenüber den Palästinensern zu unterstützen, tun nichts anderes, als die Erinnerung an jene jüdischen Opfer zu schänden, deren Tod aus humanistischer Perspektive nur insofern Sinn hat, als er eine ewige Warnung an die Menschheit ist vor jeder Art von Diskriminierung, Rassismus und Genozid.“ (Ran Ha Cohen, israelischer Literaturwissenschaftler)




Ilan Pappe

Was ist los mit Israel?
Die zehn Hauptmythen des Zionismus

 Cosmics-Verlag Neu-Isenburg 2016

ISBN 978-3-9817922-6-3, 14.95 Euro

 

 

Wenn Propaganda-Lügen dem Frieden im Wege stehen - Der israelische Historiker Ilan Pappe hinterfragt in seinem neuen Buch die wichtigsten Mythen der israelischen Politik- Arn Strohmeyer

In Deutschland nimmt die inquisitorische Jagd der Israel-Lobby auf vermeintliche „Antisemiten“ immer drastischere, brutalere, aber auch kuriosere Formen an. Veranstaltungen wie Vorträge, Lesungen, Seminare und Ausstellungen (sogar Konzerte wie kürzlich in München) werden auf den Index gesetzt, und es wird mit allen erdenklichen diffamierenden, verleumderischen und denunzierenden Mitteln versucht, solche events – unter dem Vorwand sie seien „antisemitisch“, zu verhindern. Dass solche Methoden totalitär sind und die hohen demokratischen Güter der Meinungs-, Informations- und Wissenschaftsfreiheit sowie der Menschenrechte und des Völkerrechts nur mit völliger Verachtung strafen, schert diese Leute nicht im geringsten. Diese Art von Gesinnungsjagd hat das einzige Ziel, jeden Diskurs über Israels verbrecherische Politik gegenüber den Palästinensern zu verhindern und ist längst zu einer eigenständigen fanatischen Ideologie geworden, die den Antisemitismus, der ja eigentlich bekämpft werden soll, eher fördert als ihn aktiv anzugehen. >>>
 

Was ist los mit Israel? - Rezension von Dr. Ludwig Watzal

Die zehn Hauptmythen des Zionismus. - In Deutschland wird die israelische und zionistische Version der Geschichte weitestgehend akzeptiert. Sie basiert jedoch auf einer Ansammlung von Mythen, die das Ziel verfolgen, das moralische Recht und das ethische Verhalten der Palästinenser ins Zwielicht zu rücken und ihren Anspruch auf ihr Land als illegitim erscheinen zu lassen. Dass diese Geschichtsklitterung funktioniert, liegt daran, dass diese Mythen von den Mainstream-Medien und der politischen Klasse in Deutschland als Wahrheit akzeptiert werden und bei jeder sich bietenden Gelegenheit dem Volk unter die Nase gerieben werden. (...) Der im britischen Exil lebende israelische Historiker Ilan Pappe hat in seinem jüngsten Buch „Was ist los mit Israel?“ sich mit den zehn Hauptmythen des Zionismus auseinandergesetzt und sie als das entzaubert, was sie sind, nämlich Legenden, bestehend aus Halbwahrheiten und Fabrikationen von Geschichte. Der Autor konfrontiert die zionistischen Mythen mit der Realität vor Ort und klopft erstere daraufhin ab, ob sie der Wahrheit standhalten. Ohne eine solche unvoreingenommene Betrachtung der Geschichte könne es keinen dauerhaften Frieden in der Region geben, so Ilan Pappe. >>>


B‘Tselem (Hrsg.)

FOLTER IN ISRAEL


Die Menschenrechtsorganisationenen Hamoked und B’Tselem (beide Tel Aviv) berichten über Missbrauch und Demütigungen von Seiten israelischer Sicherheitsbeamter.

Oktober 2016
Broschüre 14x20,5 cm
112 Seiten 12,00 EUR
ISBN: 978-3-88975-263-5

NEU - In seinem Buch „Freedom Bus 2016. Kunst und Kultur gegen Intoleranz und Gewalt“ schreibt der Autor Ekkehart Drost über seinen sechsten Besuch in Palästina, in dessen Mittelpunkt die Fahrt mit dem Freedom Bus des Freedom Theatre Jenin steht. Es ist kein herkömmlicher Reisebericht; der Freedom Ride for Justice stellt den Rahmen dar, in dem er neue Erfahrungen sammeln und Menschen kennen lernen konnte, deren Geschichten er hier erzählt.

Die Fahrt hat durch die Teilnahme des indischen sozialkritischen Theaters Jana Matya Manch eine ganz besondere Note bekommen. In einem Kapitel dieses Buches, in dem es um Solidarität geht, werden die Parallelen zwischen der ausgebeuteten und entrechteten ländlichen Bevölkerung Indiens mit den Menschenrechtsverletzungen, denen die Palästinenser ausgesetzt sind, aufgezeigt.

Ebenso wie bei seinen vergangenen Besuchen, über die er in seinem letzten Buch „HOFFEN auf das Wunder. Meine Gespräche mit Palästinensern, Israelis und Deutschen“ geschrieben hat,  hat er auch in diesem Jahr Gespräche mit Vertretern palästinensischer und internationaler Organisationen geführt, um über Tendenzen und Entwicklungen aus erster Hand berichten zu können. An dieser Stelle sollen Military Court Watch und Defense for Children International–Palestine, B´Tselem und GrassrootsAlQuds genannt werden.

 

Der Autor war Zeuge eines erneuten Siedleranschlages auf die Familie Dawabshe in Duma, bei der im Jahr zuvor die Eltern Dawabshe und ihr 18monatige Baby Ali ermordet wurden. Er beschreibt die Festnahme eines 15jährigen Jungen durch acht Soldaten in Hebron – an der Stelle, an der wenige Tage zuvor ein am Boden liegender 21jähriger Palästinenser durch einen israelischen Soldaten exekutiert wurde.

Selten zuvor lagen neben dem Grauen und Erschrecken über die Brutalität der israelischen Besatzung die Freude über die Schönheit des Landes, die Bewunderung für die Freundlichkeit und Lebensfreude der Palästinenser so dicht nebeneinander. Der Leser nimmt Teil an Theateraufführungen (Playback Theatre) des Freedom Theatres in Flüchtlingslagern und in einer Höhle in den South Hebron Hills

 

„To exist is to resist“ – dieses Motto findet man überall in Palästina als Graffiti. Und dieser Widerstand zeigt sich manchmal, wenn sich Jungen mit Steinen gegen Panzer zur Wehr setzen. Was aber in unseren Medien viel zu selten wahrgenommen wird, sind die unterschiedlichen und vielfältigen Aktivitäten der Zivilgesellschaft. Dazu gehören alle Formen von „Kunst und Kultur in Palästina,“ die Wolfgang Sréter, freier Autor und Fotograf in München, in einer großartigen Ausstellung zeigt.

Alle Protagonisten, die in diesem Buch zu Wort kommen, wollen - wie es das Freedom Theatre Jenin seit nunmehr zehn Jahren praktiziert - durch Kunst und Kultur der alltäglichen Gewalt und Intoleranz durch die israelische Besatzung trotzen.

 Das Buch hat 230 Seiten, 90 Fotos, darunter 30 farbige, kostet 15€ plus Versandkosten und ist nur über den Autor zu beziehen: e1944drost@gmx.de

Die einzige Demokratie im Nahen Osten?
Israel und die westlichen Werte

Arn Strohmeyer

Gabriele Schäfer Verlag Herne
226 Seiten, 19,50 Euro
ISBN 978-3-944487-43-4

(Umschlagentwurf Erhard Arendt)
 

Israel – eine Demokratie oder Ethnokratie? - Dass Israel die „einzige Demokratie“ im Nahen Osten ist, gilt in westlichen Staaten (USA und EU) als unumstößliches Dogma. Dieser Staat wird als „demokratische Insel“ im Meer der arabischen Diktaturen ringsum angesehen. Schon der Begründer des Zionismus, Theodor Herzl, sah den Judenstaat visionär „als Vorposten der Kultur gegen die Barbarei“, und Israel versteht sich heute als „Villa im (arabischen) Dschungel“. Dabei steht schon die zionistische Ideologie des Siedlerkolonialismus, die Israel von Anfang an geprägt hat, im Widerspruch zum Wesen der Demokratie westlichen Typs. Denn der israelische Staat konnte nur mit der Unterwerfung eines anderen Volkes und dem Raub seines Landes geschaffen werden. Heute leben im israelischen Herrschaftsbereich (Westbank und Gazastreifen) fast vier Millionen Palästinenser ohne jede bürgerlichen und demokratischen Rechte. Auch die Palästinenser in Israel selbst sind keine vollwertigen Bürger und weitgehenden Diskriminierungen ausgesetzt. Israel erweist sich so nicht als Demokratie, sondern als Ethnokratie mit demokratischen Elementen, denn die Juden sind die privilegierte und dominante Schicht. Ein Faktum, das mit den westlichen Werten von der Gleichheit aller Menschen und ihren unveräußerlichen Rechten nicht vereinbar ist.
 

Texte auf diesen Seiten von Arn Strohmeyer >>>
Homepage von Arn Strohmeyer >>>
 

 

Das neue Buch von Felicia Langer ist lieferbar.

FELICIA LANGER
MIT EIGENEN AUGEN
Mit zahlreichen Abbildungen
Erinnerungen
Cosmics Verlag
320 Seiten, 22,--€
ISBN 978-3-9817922-0-1


Die Rechtsanwältin Felicia Langer beschreibt was sie vor israelischen Militärgerichten erlebt und gesehen hatte. Hinter den einzelnen Fällen verstecken sich Schicksale, erleben wir Menschen aus Fleisch und Blut, Gestalten, die sich im Gedächtnis tief und nachhaltig eingraben. Mit eigenen Augen ist Felicias Langer erstes Buch, dass sie 1974 geschrieben und im Eigenverlag veröffentlicht hat, da kein Verlag in Israel bereit war es zu drucken. (...) (Deuternomium 16,20)


Homepage - Felicia Langer >>>
Bücher von Felicia Langer >>>
Texte im "Das Palästina Portal" >>>

Alan Hart
ZIONISMUS:

DER WIRKLICHE FEIND DER JUDEN

Band 1: Der falsche Messias


Lieferbar auch auf italienisch
Format: 17x24 cm, 400 Seiten
ISBN 978 3 88975 225 3 • 29,80 €


„Ich hoffe, dass all jene, denen die Probleme des Nahen Ostens Sorge bereiten, dieses Buch lesen werden. Es ist ungeheuer lesenswert und eine großartige Arbeit, die Alan Harts enge Beziehung zu israelischen und palästinensischen Führern widerspiegelt. Wir sehen uns mit einer schrecklichen Unruhe im Nahen Osten konfrontiert, und das Buch erklärt, wie es dazu kam und wie wir diese hinter uns lassen können.

Die dortige Tragödie zieht die Palästinenser, die Israelis und den Rest der Welt in Mitleidenschaft. Für jeden, der dazu beitragen möchte, vorwärtszuschreiten, wird die Lektüre dieses Buches hilfreich sein.“ (Clare Short, britisches Parlamentsmitglied und, bis zu ihrem Rücktritt wegen des Einmarsches im Irak, Sekretärin für Internationale Entwicklung im Kabinett Tony Blairs)

„Das vielleicht Verblüffendste auf der heutigen weltpolitischen Bühne ist , dass in den meisten westlichen Länder der Staat Israel hoch geachtet ist. Dieser erstaunliche Umstand hat sich über mehrere Jahrzehnte hinweg entwickelt, und in dieser langen Zeit ist anscheinend folgendes vergessen worden: - erstens von den meisten Juden, dass der Zionismus, der den Staat Israel hervorgebracht hat, eine völlige Abkehr von den religiösen Glaubensvorstellungen und Werten des Judentums darstellt, - und zweitens von der Weltgemeinschaft insgesamt, dass sich der Zionismus auf eine kaltblütige Politik des Kolonialismus, der ethnischen Säuberung und des Terrorismus stützt.“  (Rabbi Ahron Cohen)


Alan Hart

ZIONISMUS: DER WIRKLICHE
FEIND DER JUDEN

Band 2: David wird zu Goliath
Lieferbar ab Juli 2016
Format: 17x24 cm, ca. 400 Seiten
ISBN 978 3 88975 226 0 • ca. 29,80 €


James Petras

USA: HERR ODER DIENER DES ZIONISMUS?

Format: 14x20,5 cm, 286 Seiten

ISBN 978 3 88975 143 0 • 15,00 €

Wilhelm Kempf (2015).
Israelkritik zwischen Antisemitismus und Menschenrechtsidee.

Eine Spurensuche.
Berlin: verlag irena regener,

ISBN 978-3936014-33-4
276 S., 39.90 €.

 

Pressemitteilung zu Antisemitismus und Israelkritik - Beunruhigt über die Schärfe der Auseinandersetzung zwischen Unterstützern und Gegnern der israelischen Politik während des 2. Libanonkrieges (2006) startete die Projektgruppe Friedensforschung an der Universität Konstanz ein bis heute laufendes Forschungsprogramm über „Israelkritik, Umgang mit der deutschen Geschichte und Ausdifferenzierung des modernen Antisemitismus“, in dessen Rahmen u.a. ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Survey durchgeführt wurde, mittels dessen zum einen Aufschlüsse über die Struktur antisemitischer, antizionistischer und israelfeindlicher Einstellungen gewonnnen und zum anderen herausgefunden werden sollte, in welches Weltbild kritische Einstellungen gegen Israel eingebettet sind. Nach verstreuten Publikationen in internationalen Fachzeitschriften liegen die Ergebnisse dieses Surveys nunmehr in Buchform vor:



An einer nach Alter, Geschlecht und Schulbildung für Deutschland repräsentativen Stichprobe von ca. 1000
Untersuchungsteilnehmern aus den alten und neuen Bundesländern sowie mehr als 450 mehr oder minder aktiven Israelkritikern durchgeführt, zeigen die Befunde des Surveys, dass sowohl antisemitische als auch antizionistische und israelfeindliche Vorurteile in der deutschen Bevölkerung weit verbreitet sind und – je nach Art des Vorurteils – von 7% bis 48% der Deutschen als eine legitime politische Meinung ausgegeben werden, während nur 37% eine besondere Verantwortung der Deutschen gegenüber den Juden anerkennen. >>>

MIT SPRAYDOSE UND PINSEL GEGEN DIE BESATZUNG - Graffiti in Palästina - Mit Beiträgen von Sliman Mansour und Samiha Abdeldjebar
Herausgeber Fritz Edlinger

Nirgendwo sonst haben Wandmalerei und Graffiti in den vergangenen Jahrzehnten so eindeutig politischen Charakter angenommen wie in Palästina. Pinsel und Spraydose sind seit der ersten Intifada 1987 zu wichtigen Waffen des Protestes geworden. Auch der berühmte Graffiti Künstler Banksy stattete vor Kurzem den besetzten Gebieten einen  Besuch ab und bereicherte die Wände Palästinas um politische Motive. Graffiti aus Gaza und der Westbank gelten weithin als wichtige Elemente der Politisierung und Mobilisierung. Mit ihrer Kunst als Widerstandsform gegen die israelische Besatzungspolitik haben palästinensische Maler und Sprayer weltweit ein Publikum erreicht.

Eine Reihe von Bildern wie der Steine werfende Junge oder die Bäuerin, die in ihrem Tragetuch die ganze Last eines geschundenen Volkes schleppt, hat sich in das kollektive Gedächtnis künstlerisch interessierter und politisch engagierter Menschen eingegraben.

Im vorliegenden Buch wird ein buntes, lebendiges, widerständiges Palästina gezeigt, ein Palästina, das seinen Besatzern trotzt und seine Kraft farbenfroh zum Ausdruck bringt. Themen wie die zionistische Landnahme, die Vertreibungen nach 1948 und 1967, die Zerstörung der palästinensischen Landwirtschaft, die demütigenden Personenkontrollen, der Mauerbau und das Leben im größten Gefängnis der Welt, dem Gaza-Streifen, stehen dabei genauso im Mittelpunkt wie künstlerisch ausgedrückte Hoffnungen auf ein Leben ohne Unterdrückung: der Olivenbaum als Lebensspender, der in die Mauer gemalte Durchgang und die junge Frau, die sich von Luftballons in die Freiheit tragen lässt.

Auch die Ironie kommt in den Malereien nicht zu kurz, wenn beispielsweise ein junges, sommerlich luftig gekleidetes Mädchen einen uniformierten und bis an die Zähne bewaffneten israelischen Soldaten durchsucht und zur Ausweisleistung auffordert. Dieses von Banksy entworfene und seither oftmals kopierte Motiv findet sich auch am Cover dieses Buches.

Fritz Edlinger (Hg.): Mit Spraydose und Pinsel gegen die Besatzung. Grafitti in Palästina.
ISBN 978-3-85371-395-2, 224 Seiten, farbig bebildert, 24,00 Euro
Mit Beiträgen von Sliman Mansour und Samiha Abdeldjebar


Atef Abu Seif: "Frühstück mit der Drohne" - Sirren der Kampfdrohnen während des Gaza-Kriegs - Der promovierte Politik- und Sozialwissenschaftler Atef Abu Saif lebt im Gazastreifen. Seine Tagebuchaufzeichnungen zum 51 Tage dauernden Krieg im Gazastreifen im Juli 2014 wurden weltweit veröffentlicht. Nun sind die eindrücklichen Beobachtungen unter dem Titel "Frühstück mit der Drohne" als Buch erschienen. - Ralph Gerstenberg

51 Tage dauerte der Krieg im Gazastreifen, der am 7. Juli 2014 begann. 51 Tage, von denen Atef Abu Saif jeden einzelnen in seinem Tagebuch festhielt. Ein Akt des Überlebens, für den der palästinensische Schriftsteller und fünffache Familienvater sein Leben riskierte. Im Nachhinein bezeichnet er es als töricht, täglich das Internetcafé aufgesucht und sich der Todesgefahr ausgesetzt zu haben, um dieses Buch zu schreiben. Doch er wollte festhalten, was um ihn herum geschah, Zeugnis ablegen von Angst und Bedrohung, von Hoffnung und Solidarität, vom Leben "im Takt von Trommeln und Bomben" und dem immerwährenden Sirren der Drohnen. >>>

Atef Abu Saif: "Frühstück mit der Drohne. Tagebuch aus Gaza", aus dem Englischen von Marianne Bohm, Unionsverlag, 256 Seiten, Preis: 19,95 Euro

 

 

Ein Leben für Gerechtigkeit; Liebe und Versöhnung, von Reuven Moskovitz - Herausgegeben von Martin Breidert u. Ekkehart Drost, 260 S., Sommer 2015 - Rezension von Ulrike Vestring - FrauenWegeNahost - November 2015

Dies ist ein Buch der Freundschaft. Reuven Moskovitz hat viele Freunde in Deutschland. Hier finden sie seine wichtigsten Aufzeichnungen aus fast 50 Jahren Friedensarbeit. Ein Buch der Freundschaft auch deshalb, weil zwei ausgewiesene Freunde nicht nur des Verfassers, sondern auch Freunde eines gerechten Friedens zwischen Palästina und Israel dieses Buch herausgeben haben. Sie haben die Gedanken, Briefe und Appelle von Reuven Moskovitz durch Texte seiner Wegbegleiter ergänzt.

Und wer ist dieser Reuven Moskovitz? In Rumänien geboren, der Nazi-Verfolgung nur knapp entronnen lebt er heute in Jerusalem. Das erklärt das Lebensziel des heute 86-Jährigen: Versöhnung. Dafür tritt er unermüdlich ein,  mit Hartnäckigkeit, Charme und – Musik.

Ich bin Reuven zum erstenmal bei der Verleihung des Aachener Friedenspreises 2003 begegnet. Die Laudatio, gehalten vom Journalisten und Nahost-Kenner Andreas Zumach, galt dem israelischen Preisträger ebenso wie der Palästinenserin Nabila Espanioly.

Plötzlich Geigenklänge. Ein kompakter kleiner Mann betritt das Podium, die Geige unterm Kinn. Zehn Minuten lang spielt er Weisen wie aus dem Schtetl, deutsche Volkslieder und arabische Melodien. Und hätte noch mehr gespielt, seine begeistert mitklatschende Zuhörerschaft zum Singen und Tanzen gebracht. Aber die Enge des Programms ließ es nicht zu.

Zwei Jahre später, auf der großen Palästina-Konferenz in der Kölner Feuerwache. Ich sitze auf dem Podium zwischen fünf hochmögenden Nahost-Experten, von denen keine und keiner gewillt ist, seine Redezeit einzuhalten. Plötzlich steht unten Reuven Moskovitz mit seiner Mundharmonika. Unmöglich ihm klar zu machen, dass er „nicht dran“ ist. Seine Freunde im Publikum scheren sich so wenig wie er um die Tagesordnung. Und mir wird klar, dass ich es mit einem Friedensabenteurer zu tun habe.

Die Mundharmonika reiste auch auf dem  jüdischen Boot für Gaza mit, dem es 2010 erwartungs-gemäß nicht gelang, die israelische Blockade zu durchbrechen. Soldaten enterten das Boot und nahmen die jüdischen Friedenssucher teilweise gewaltsam fest. Reuven spielte noch, als ein Soldat die für Kinder in Gaza bestimmten 50 Mundharmonikas zertrampelte.
 
Der Autor hat eine tiefe Beziehung „zu dem Deutschland, das ich liebe.“ Sie zeigt sich in seiner Beherrschung der Sprache ebenso wie in seiner Kenntnis der Lyrik von Brecht, Fried, Heine, Hesse, Kästner und Mascha Kaleko, die er in seinen Texten fast beschwörend zitiert. Das macht die Lektüre zu einem herzbewegenden Erlebnis.
 
Es findet seine Ergänzung in den informativen und teilweise anrührenden Zeugnissen von Reuvens deutschen Freunden, die die Herausgeber in kluger Auswahl präsentieren. Nicht zu vergessen die Fotos. Das Schönste für mich ist die Szene aus einem Jerusalemer Wohnzimmer: Reuven Moskovitz mit erhobener Hand auf dem Sofa sitzend, ihm gegenüber Jeff Halper, in kurzen Hosen und Flipflops. Zwei jüdische Streiter für einen gerechten Frieden.
 
„Losung“ nennt Reuven ein Gedicht des jüdischen Dichters Josef Papiernikoff von 1924, das er seinen Jahresbriefen voranstellt:
 
Mag sein, dass ich bau in der Luft meine Schlösser.
Mag sein, dass mein Gott ist im ganzen nicht da.
Im Traum ist mir heller, im Traum ist mir besser,
im Traum ist der Himmel noch blauer als blau.
Mag sein, dass ich werd’ mein Ziel nicht erreichen.
Mag sein, dass mein Schiff wird nicht kommen zum Steg.
S’geht mir nicht darum, ich soll was erreichen.
S’geht mir um den Gang auf einem sonnigen Weg.
 
Dies könnte auch Reuvens Losung sein. Wir wünschen ihm einen sonnigen Weg.

 

Das Buch ist zum Preis von 15€ plus Versandkosten zu beziehen über:

Gesine- Anna Janssen, gesine-anna.Janssen@t-online.de  Tel. 04923 200
ISBN 978-3-00-049873-2

 

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