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Jeder friedliebende Mensch sollte die
derzeitige israelische Politik ächten und
verurteilen, und zwar nicht stillschweigend, sondern
in Wort und Tat.
Felicia Langer - Brief an die Partei "Die Linke" -
Tübingen, 25.11.2014
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit möchte ich meine Solidarität mit und
Unterstützung der Genossinnen Inge Höger, Annette
Groth und Heike Hänsel zum Ausdruck bringen. Meiner
Meinung nach ist die Einladung der zwei Journalisten
Max Blumenthal und David Sheen genau das, was die
deutsche Öffentlichkeit dringend benötigt:
nämlich die Wahrheit über die Lage in Israel und
Palästina zu erfahren. Mit Antisemitismus hat dies
überhaupt nichts zu tun, vielmehr ist die
Stellungnahme der beiden zugleich auch die
Auffassung der israelischen Friedensbewegung.
Collage zum vergrößern
anklicken
Ich bin eine Jüdin, eine Israelin mit
deutschem Pass und Holocaust-Überlebende. Mein
Ehemann wurde in fünf unterschiedliche
Nazi-Konzentrationslager verschleppt und hat seine
gesamte Familie im Holocaust verloren. Auch
Angehörige meiner Familie wurden in deutschen
Konzentrationslagern getötet.
Frieden kann nur erreicht werden, wenn Druck auf
Israel ausgeübt wird. Frieden wäre ein Segen nicht
nur für Palästina, sondern auch für Israel. Das
sagen auch unsere besten Töchter und Söhne sowohl in
als auch außerhalb von Israel.
Die zwei Journalisten, die von den
Abgeordneten Annette Groth und Inge Höger eingeladen
worden sind, leisten genau wie andere einen
wichtigen Beitrag zum Frieden. Deshalb sollte man
sie hören und unterstützen anstatt sie zu
boykottieren.
Jeder friedliebende Mensch sollte die
derzeitige israelische Politik ächten und
verurteilen, und zwar nicht stillschweigend, sondern
in Wort und Tat. Dies wäre eine sehr wichtige
Aufgabe für eine linke Partei.
Statt Abgeordnete wie Annette Groth, Heike Hänsel
und Inge Höger öffentlich zu diffamieren, wie das
viele Parteimitglieder derzeit tun, sollten sie in
ihren Aktivitäten und in ihrem Engagement für
Palästina und Israel von der Fraktion und von der
Parteiführung unterstützt werden. Eine Partei, die
für soziale Gerechtigkeit und für Menschenrechte
kämpft, muss die gravierenden
Menschenrechtsverletzungen der israelischen
Regierung und der israelischen Streitkräfte laut
verurteilen. Wenn sie dies nicht tut, so fällt sie
den israelischen Staatsbürgern und den jüdischen
Friedens- und Menschenrechtsaktivisten in den
Rücken. Angesichts der äußerst aggressiven Stimmung
gegenüber diesen Friedensaktivisten, gegenüber den
Palästinensern und gegenüber linken Journalisten wie
Gideon Levy, die sogar Morddrohungen erhalten, ist
die Solidarität der LINKEN von großer Wichtigkeit.
Über eine Antwort würde ich mich freuen. Felicia
Langer, Trägerin unter anderem des
Bundesverdienstkreuzes erster Klasse sowie des
alternativen Nobelpreises
Die Redaktion: Eine Antwort hat Felicia Langer bis
heute nicht bekommen.