o

Das Palästina Portal

Täglich neu - Nachrichten aus dem, über das besetzte Palästina - Information statt Propaganda

 Kurznachrichten  -  Archiv  -  Themen  -  Linksammlung -  22. November Facebook  -  Veranstaltungen  - Sponsern Sie  - Suchen




Burhan Karkutli
1932 - 2003

Wir haben einen Freund verloren,


Bilder 1
Bilder 2
Bilder 3
Bilder 4
Bilder 5

Nachruf von Harald Bock DAG
 

Presseerklärung - Bonn, 26.12.2003

 Der international bekannte palästinensische Künstler Burhan Karkutli verstarb am heutigen Freitag im Alter von 71 Jahren in Bonn.
Die Beisetzung von Burhan fand am  2.1.2003 auf dem Zentralfriedhof in Bad Godesberg (Gotenstrasse, U-Bahnstation Hochkreuz) um 12.30 Uhr statt


Eines der letzen Bilder von ihm. April 2003 mit seinem Enkel Maxim Azzedine



"...Deine Hüften kreise, und es vibrieren Deine Schultern

Und Deine Hände erinnern an die Flügel von Vögeln-...

Trunken um Deinen Bauch gaukeln die Sterne,

Der Mond lacht und tanzt auf den Bergen

Und Deine Haare wehen im würzigen

Wind.

Das Herz der Welt beginnt wieder Zu schlagen..."

Burhan Karkutli

 


Künstler des Volkes
Die Revolution ist die Liebe zum Land, zur Freiheit und zur Gerechtigkeit: Ein Nachruf auf den palästinensischen Maler und Poeten Burhan Karkutli

Der in Damaskus geborene Burhan Karkutli wirkte als Maler, Grafiker, Karikaturist, Autor und Erzähler. Mit zentralen politischen Anliegen beschäftigen sich fast alle seine Werke, denn Kunst und Politik waren für Ihn immer untrennbar verbunden. Seine Themen sind der palästinensische Befreiungskampf, und das Streben nach Menschenrechten, sozialer Gerechtigkeit, Demokratie und Unabhängigkeit in der arabischen Welt. Die revolutionäre Verbindung klassischer arabischer Stilelemente mit aktuellen politischen Themen und Inhalten wurde schnell zu seinem künstlerischen Markenzeichen.

 Nach Studien der Malerei und Bildhauerei an den Kunstakademien in Kairo, Madrid und Berlin, wirkte Karkutli in den 60er Jahren zunächst in Marokko, Syrien und Libanon als politisch orientierter Maler, Karikaturist und Journalist. Ab 1970 lebte und wirkte  Burhan Karkutli aufgrund politischer Verfolgung im deutschen Exil. Konsequent lehnte er bis an sein Lebensende alle Einladungen nach Syrien ab, bis dort nicht alle politischen Gefangenen freikommen, und ebenso, Jerusalem zu besuchen, solange die israelische Besatzung nicht beendet ist.

Karkutlis vielschichtige Arbeiten wurden in Deutschland aber auch international  zahlreich ausgestellt und veröffentlicht – unter anderem in Libanon und Tunesien, in Mexiko und Venezuela, in Frankreich, Belgien und Norwegen. Karkutlis Bilder sollten aber nicht einem Museum gehören sondern dem einfachen Mann auf der Strasse. Damit möglichst viele Menschen Zugang zu seiner Kunst haben, ließ er von seiner Originalen stets Poster und Postkarten drucken, die bei europäischen Studenten ebenso populär sind wie in palästinensischen Flüchtlingslagern. Karkutlis internationale Verankerung drückte sich auch durch seine Mitgliedschaften im Bundesverband Bildender Künstler, im Arabischen Künstlerverband und in der Palästinensischen Künstlerunion aus.

Immer auf der Suche nach neuen Formen der politischen Kunst, entdeckte Burhan Karkutli in den 80er Jahren die Tradition der arabischen Geschichtenerzähler, inspiriert durch die bis heute lebendige Erzählkunst auf den Marktplätzen Marrakeschs und Damaskus’. Seine politischen Märchen, die er im Stil der alten Geschichtenerzähler in deutscher Sprache darbot, faszinierten die Menschen auf Bühnen zwischen Flensburg, Dresden, München und Freiburg. Die in orientalischen Kulissen agierenden Sultane, Prinzessinnen, Bettler, Dichter und Hexen sind moderne Charaktere, konfrontiert mit politischen Konflikten, die der Erzähler immer durch ungewöhnliche und überraschende Pointen zu lösen wusste.

„In einer meiner Ausstellungen in Mexiko fragte mich ein Journalist, wie ich denn als Maler überhaupt zur revolutionären Malerei gekommen sei, und wo denn die Verbindung zwischen der Schönheit und der Revolution zu finden sei. Ich antwortete ihm: Die Frauen-Schönheit ist eine der Quellen, die mich immer wieder auf revolutionäre Gedanken bringt. Dabei meine ich jegliche Schönheit, äußerliche wie innerliche. Als Maler wünsche ich mir das Leben so schön wie die Frauen – das ist leider noch nicht erreicht: Noch gibt es vieles Hässliche im Leben – Armut, Unterdrückung, Kolonialismus, Rassismus, Faschismus, Diktaturen, Kriege und Gewalt. Wird das Leben von all diesem Hässlichen befreit, dann wird es so schön wie die Frauen. Und diese ästhetische Veränderung kann es nur durch Widerstand und Revolution geben.“ (Burhan Karkutli, Grafik der Revolution, Fischer, Frankfurt 1981)
 

Burhan Karkutli, der Maler der Revolution, ist tot.

Burhan Karkutli ist gestern in Bonn nach kurzer schwerer Krankheit gestorben.

..... Burhan, ein Spross einer bekannten syrischen Familie, wurde 1932 in Damaskus geboren; er hat sich selbst aber als Palästinenser bezeichnet, als Maler gegen das Unrecht, das dem palästinensischen Volk angetan wurde und wird. 1981 erschien im R.G. Fischer Verlag, Frankfurt sein voluminöser Bildband >>Grafik der Revolution<<.

Die Deutsch-Arabische Gesellschaft hat viele Ausstellungen mit Burhan gestaltet. 1977/8 war er es, der der Ars ARABICA, die vom Krönungssaal des Aachener Rathauses als bedeutendste Wanderausstellung arabischer Malerinnen und Maler ihren Ausgangspunkt durch ganz Deutschland nahm, die sozialkritische Note gab.

Weihnachten 1979 kämpfte Burhan seinen erfolgreichen Kampf mit der Stadt Frankfurt für sein Recht als politischer Künstler seine kritischen Bilder gegen die Besatzung Palästinas und Begins Überfall auf den Libanon in der Öffentlichkeit zu zeigen. Mit levantinischer Schläue und dabei immer den Schalk im Nacken tragend hatte er sich gegen den Magistrat durchgesetzt und für die Freiheit der Kunst gegen staatliche Repression und Zensur einen Sieg errungen.

1982 organisierte er mit uns die Ausstellung DIE ARABISCHE WELT auf der Empore der Abflughalle B des Frankfurter Flughafens, die über 300 000 Besucher zählte. Ich erinnere mich noch gern an das säuerliche Gesicht des damaligen Frankfurter OB Walter Wallmann, als ich ihm den Händedruck mit Burhan, dem Organisator des Palästina-Standes, abnötigte.

Die PLO-Vertretung in Deutschland führte mit ihm 1977 in Bonn eine große Einzelausstellung durch, zu der auch der damalige Botschafter der DDR in der Bundesrepublik, Michael Kohl, erschien und sich beeindruckt von dem kritischen Werk dieses Künstlers gab: >>Her Karkutli, Sie müssen unbedingt die DDR besuchen,<< bedrängte Kohl ihn. >>Sehr gerne, Herr Botschafter, aber ich kann nicht.<< >>Warum?<< insistierte dieser. >>Weil ich in der DDR politisch verfolgt werde.<< Ein Blitzbesuch ? der Botschafter verschwand unmittelbar nach diesem Gespräch?

Burhan war ein hochpolitischer Künstler, dessen Werke einen weiten Verbreitungsgrad fanden, zumal er Wert darauf legte, dass seine Grafiken eine hohe Auflage erhielten und der Erwerb für jedermann erschwinglich war. Man sieht es Burhans Bildern an, er leidet in ihnen mit und für sein Volk. Dem Osloer >>Friedensvertrag<< gab er keine Chance und behielt leider Recht. Es sei ein >>Unterhosenfrieden, mehr haben sie uns nicht angeboten<<, kritisierte er das Abkommen.

Aber so wie der palästinensische Widerstand gegen die Unterdrückung tausendfach gebrochen wurde und das Kampfziel Selbstbestimmung und eigene Staatlichkeit in utopische Ferne rückte, erlosch auch Burhans Kraft, sich als Maler zu engagieren.

Er fühlte sich ausgebrannt und fand dann in der orientalischen Erzählkunst ein neues Feld künstlerischer Darstellungsform. Burhan, dessen Freude am orientalischen Tanz auch seine zu früh verstorbene Frau Ditti geprägt hatte ? sie veröffentlichte im Rowohlt-Verlag das vielfach neu aufgelegte >>Bauchtanzbuch<< - wurde zum bekanntesten, zum farbigsten Märchenerzähler Deutschlands, der es verstand, mit seinen phantastischen oft genug surrealistischen Erzählungen eine riesige Fan-Gemeinde in Deutschland zu erobern, sie als Freunde arabischer Erzählkultur zu gewinnen. Im Dezember 2001 begeisterte Burhan im Beisein von OB Klaus Wowereit und DAG-Präsident Jürgen W. Möllemann die Eröffnungsveranstaltung der Berliner Märchentage >>Märchen aus 2001 Nacht<< mit eigenen Erzählungen.

Wir werden das Gedenken an diesen außergewöhnlichen Künstler, der sich nie verbiegen ließ, wach halten und trauern mit seinem Sohn Nadim und seinen vielen Freunden.

Harald M. Bock - Bonn, den 27. 12. 2003    Quelle

Von Schuhgeschäften, unsichtbaren  Frauen und Revolutionären - Interview mit dem palästinensischen Künstler Burhan Karkutli

Start | oben

Impressum            KONTAKT            Datenschutzerklärung        Haftungsausschluss      arendt art