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Nachruf von Harald Bock DAG
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Presseerklärung
- Bonn, 26.12.2003
Der
international bekannte palästinensische Künstler Burhan Karkutli verstarb
am heutigen Freitag im Alter von 71 Jahren in Bonn.
Die Beisetzung von Burhan fand
am 2.1.2003 auf dem Zentralfriedhof in Bad Godesberg (Gotenstrasse,
U-Bahnstation Hochkreuz) um 12.30 Uhr statt
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Eines der letzen
Bilder von ihm. April 2003 mit seinem Enkel Maxim Azzedine
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"...Deine Hüften kreise, und es vibrieren Deine Schultern
Und Deine Hände erinnern an die Flügel von Vögeln-...
Trunken um Deinen Bauch gaukeln die Sterne,
Der Mond lacht und tanzt auf den Bergen
Und Deine Haare wehen im würzigen
Wind.
Das Herz der Welt beginnt wieder Zu schlagen..."
Burhan Karkutli
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Der in Damaskus geborene
Burhan Karkutli wirkte als Maler, Grafiker, Karikaturist, Autor und
Erzähler. Mit zentralen politischen Anliegen beschäftigen sich fast
alle seine Werke, denn Kunst und Politik waren für Ihn immer untrennbar
verbunden. Seine Themen sind der palästinensische Befreiungskampf, und
das Streben nach Menschenrechten, sozialer Gerechtigkeit, Demokratie
und Unabhängigkeit in der arabischen Welt. Die revolutionäre Verbindung
klassischer arabischer Stilelemente mit aktuellen politischen Themen
und Inhalten wurde schnell zu seinem künstlerischen Markenzeichen.
Nach Studien der Malerei und Bildhauerei an den
Kunstakademien in Kairo, Madrid und Berlin, wirkte Karkutli in den 60er
Jahren zunächst in Marokko, Syrien und Libanon als politisch orientierter
Maler, Karikaturist und Journalist. Ab 1970 lebte und wirkte Burhan
Karkutli aufgrund politischer Verfolgung im deutschen Exil. Konsequent
lehnte er bis an sein Lebensende alle Einladungen nach Syrien ab, bis
dort nicht alle politischen Gefangenen freikommen, und ebenso, Jerusalem
zu besuchen, solange die israelische Besatzung nicht beendet ist.
Karkutlis vielschichtige
Arbeiten wurden in Deutschland aber auch international zahlreich
ausgestellt und veröffentlicht – unter anderem in Libanon und Tunesien,
in Mexiko und Venezuela, in Frankreich, Belgien und Norwegen. Karkutlis
Bilder sollten aber nicht einem Museum gehören sondern dem einfachen
Mann auf der Strasse. Damit möglichst viele Menschen Zugang zu seiner
Kunst haben, ließ er von seiner Originalen stets Poster und Postkarten
drucken, die bei europäischen Studenten ebenso populär sind wie in palästinensischen
Flüchtlingslagern. Karkutlis internationale Verankerung drückte sich
auch durch seine Mitgliedschaften im Bundesverband Bildender Künstler,
im Arabischen Künstlerverband und in der Palästinensischen Künstlerunion
aus.
Immer auf der Suche
nach neuen Formen der politischen Kunst, entdeckte Burhan Karkutli in
den 80er Jahren die Tradition der arabischen Geschichtenerzähler, inspiriert
durch die bis heute lebendige Erzählkunst auf den Marktplätzen Marrakeschs
und Damaskus’. Seine politischen Märchen, die er im Stil der alten Geschichtenerzähler
in deutscher Sprache darbot, faszinierten die Menschen auf Bühnen zwischen
Flensburg, Dresden, München und Freiburg. Die in orientalischen Kulissen
agierenden Sultane, Prinzessinnen, Bettler, Dichter und Hexen sind moderne
Charaktere, konfrontiert mit politischen Konflikten, die der Erzähler
immer durch ungewöhnliche und überraschende Pointen zu lösen wusste.
„In einer meiner
Ausstellungen in Mexiko fragte mich ein Journalist, wie ich denn als
Maler überhaupt zur revolutionären Malerei gekommen sei, und wo denn
die Verbindung zwischen der Schönheit und der Revolution zu finden sei.
Ich antwortete ihm: Die Frauen-Schönheit ist eine der Quellen, die mich
immer wieder auf revolutionäre Gedanken bringt. Dabei meine ich jegliche
Schönheit, äußerliche wie innerliche. Als Maler wünsche ich mir das
Leben so schön wie die Frauen – das ist leider noch nicht erreicht:
Noch gibt es vieles Hässliche im Leben – Armut, Unterdrückung, Kolonialismus,
Rassismus,
Faschismus, Diktaturen, Kriege und Gewalt. Wird das Leben
von all diesem Hässlichen befreit, dann wird es so schön wie die Frauen.
Und diese ästhetische Veränderung kann es nur durch Widerstand und Revolution
geben.“ (Burhan Karkutli, Grafik der Revolution, Fischer, Frankfurt
1981)
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Burhan Karkutli,
der Maler der Revolution, ist tot.
Burhan Karkutli ist gestern in
Bonn nach kurzer schwerer Krankheit gestorben.
..... Burhan, ein Spross einer bekannten
syrischen Familie, wurde 1932 in Damaskus geboren; er hat sich selbst
aber als Palästinenser bezeichnet, als Maler gegen das Unrecht, das
dem palästinensischen Volk angetan wurde und wird. 1981 erschien im
R.G. Fischer Verlag, Frankfurt sein voluminöser Bildband >>Grafik der
Revolution<<.
Die Deutsch-Arabische Gesellschaft
hat viele Ausstellungen mit Burhan gestaltet. 1977/8 war er es, der
der Ars ARABICA, die vom Krönungssaal des Aachener Rathauses als bedeutendste
Wanderausstellung arabischer Malerinnen und Maler ihren Ausgangspunkt
durch ganz Deutschland nahm, die sozialkritische Note gab.
Weihnachten 1979 kämpfte Burhan
seinen erfolgreichen Kampf mit der Stadt Frankfurt für sein Recht als
politischer Künstler seine kritischen Bilder gegen die Besatzung Palästinas
und Begins Überfall auf den Libanon in der Öffentlichkeit zu zeigen.
Mit levantinischer Schläue und dabei immer den Schalk im Nacken tragend
hatte er sich gegen den Magistrat durchgesetzt und für die Freiheit
der Kunst gegen staatliche Repression und Zensur einen Sieg errungen.
1982 organisierte er mit uns die
Ausstellung DIE ARABISCHE WELT auf der Empore der Abflughalle B des
Frankfurter Flughafens, die über 300 000 Besucher zählte. Ich erinnere
mich noch gern an das säuerliche Gesicht des damaligen Frankfurter OB
Walter Wallmann, als ich ihm den Händedruck mit Burhan, dem Organisator
des Palästina-Standes, abnötigte.
Die PLO-Vertretung in Deutschland
führte mit ihm 1977 in Bonn eine große Einzelausstellung durch, zu der
auch der damalige Botschafter der DDR in der Bundesrepublik, Michael
Kohl, erschien und sich beeindruckt von dem kritischen Werk dieses Künstlers
gab: >>Her Karkutli, Sie müssen unbedingt die DDR besuchen,<< bedrängte
Kohl ihn. >>Sehr gerne, Herr Botschafter, aber ich kann nicht.<< >>Warum?<<
insistierte dieser. >>Weil ich in der DDR politisch verfolgt werde.<<
Ein Blitzbesuch ? der Botschafter verschwand unmittelbar nach diesem
Gespräch?
Burhan war ein hochpolitischer
Künstler, dessen Werke einen weiten Verbreitungsgrad fanden, zumal er
Wert darauf legte, dass seine Grafiken eine hohe Auflage erhielten und
der Erwerb für jedermann erschwinglich war. Man sieht es Burhans Bildern
an, er leidet in ihnen mit und für sein Volk. Dem Osloer >>Friedensvertrag<<
gab er keine Chance und behielt leider Recht. Es sei ein >>Unterhosenfrieden,
mehr haben sie uns nicht angeboten<<, kritisierte er das Abkommen.
Aber so wie der palästinensische
Widerstand gegen die Unterdrückung tausendfach gebrochen wurde und das
Kampfziel Selbstbestimmung und eigene Staatlichkeit in utopische Ferne
rückte, erlosch auch Burhans Kraft, sich als Maler zu engagieren.
Er fühlte sich ausgebrannt und
fand dann in der orientalischen Erzählkunst ein neues Feld künstlerischer
Darstellungsform. Burhan, dessen Freude am orientalischen Tanz auch
seine zu früh verstorbene Frau Ditti geprägt hatte ? sie veröffentlichte
im Rowohlt-Verlag das vielfach neu aufgelegte >>Bauchtanzbuch<< - wurde
zum bekanntesten, zum farbigsten Märchenerzähler Deutschlands, der es
verstand, mit seinen phantastischen oft genug surrealistischen Erzählungen
eine riesige Fan-Gemeinde in Deutschland zu erobern, sie als Freunde
arabischer Erzählkultur zu gewinnen. Im Dezember 2001 begeisterte Burhan
im Beisein von OB Klaus Wowereit und DAG-Präsident Jürgen W. Möllemann
die Eröffnungsveranstaltung der Berliner Märchentage >>Märchen aus 2001
Nacht<< mit eigenen Erzählungen.
Wir werden das Gedenken an diesen
außergewöhnlichen Künstler, der sich nie verbiegen ließ, wach halten
und trauern mit seinem Sohn Nadim und seinen vielen Freunden.
Harald M. Bock - Bonn, den 27. 12. 2003
Quelle
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Von Schuhgeschäften, unsichtbaren Frauen
und
Revolutionären -
Interview mit dem palästinensischen
Künstler Burhan Karkutli |
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