Aufruf der
PALÄSTINENSISCHEN KAMPAGNE
GEGEN DIE APARTHEIDMAUER
zum weltweiten Aktionstag am 9. Juli
www.stopthewall.org
9. Juli 2005
– ein Jahr nach der Verurteilung der
Apartheidmauer durch den Internationalen
Gerichtshof
Das
palästinensischen Volk leistet unvermindert
Widerstand
gegen seine Gettoisierung
In Palästina
geht der Volkswiderstand gegen die
Apartheidmauer und die Besatzung auf den
Straßen und in den Dörfern weiter.
Massendemonstrationen werden auf dem
konfiszierten und für Mauer und
Siedlungsexpansion zerstörten Land
abgehalten.
Proteste
blockieren die Arbeit der Bulldozer, die
unser Land vernichten, unsere Häuser
zerstören und uns in Gettos sperren.
Kinder und
Jugendliche werden bei den Protesten
getötet, nur weil sie ihr Recht zu leben
verteidigen und sich gegen das Ziel der
Besatzung, eine dritte Nakba zu
verwirklichen [Massenvertreibung der
PalästinenserInnen wie 1948, d.Ü.], wehren.
Ein Jahr ist schon vergangen, seitdem der Gerichtshof die
Apartheidmauer für illegal erklärte und
darauf drängte, sie abzureißen. Ein Jahr ist
vergangen, seit er die internationale
Staatengemeinschaft dazu aufrief, „keine
finanzielle Hilfe oder andere Unterstützung
zu leisten, welche die durch die Mauer
geschaffene Situation aufrechterhalten
würde“. Doch auch ein solch gewaltiges
Urteil scheint keine größere Wirkung zu
haben, als Hunderte nicht umgesetzter
UN-Resolutionen vor ihm.
Der Apartheidstaat Israel setzt den Bau der Mauer unbarmherzig
und ungestraft fort. Die Gefängnistore für
Tulkarem, Qalqiliya, Bethlehem und Jerusalem
wurden schon errichtet. Mit ihnen zeichnet
sich ab, wie in Zukunft Waren und
PalästinenserInnen, soweit ihnen eine
Sondergenehmigung ausgestellt wird, in den
besetzen Gebieten unter vollständiger
israelischer Kontrolle zirkulieren sollen.
Heute ist die wahre Zielsetzung des „disengagement
plan“[„Rückzug aus Gaza“, d.Ü.] klar:
unter seinem medialen Deckmantel soll die
Gettoisierung unseres Volkes festgeschrieben
werden. Dem Kolonialregime ist es dank des
disengagement – Mythos gelungen, für
sein eigentliches Ziel, nämlich die
Besatzung im Westjordanland unumkehrbar zu
machen, vermehrt internationale
Rückendeckung zu erhalten, obwohl das für
PalästinenserInnen bedeutet, wieder von
ihrem Land vertrieben zu werden und anstatt
in lebendigen Dörfern in abgemauerten
Bantustans leben zu müssen.
Am ersten Jahrestag der ICJ-Entscheidung stellt sich die
Frage, welche Unterstützung sie dem
palästinensischen Kampf für Gerechtigkeit
konkret gegeben konnte. Wir rufen daher dazu
auf, sich noch einmal seine Kernaussage zu
vergegenwärtigen: Der Internationale
Gerichtshof fordert darin explizit ein Ende
der internationaler Finanzhilfe und anderer
Unterstützung für Israels rassistisches
Gettoisierungsprojekt!
Seit der Entscheidung des ICJ und ihrer darauf folgenden
Bestätigung durch die UN-Vollversammlung mit
Resolution A/ES-10/L.18/Rev.1:
-
hat die UN
keinen einzigen Schritt unternommen, um
die ICJ-Entscheidung durchzusetzen.
Stattdessen behandelt sie die
Apartheidmauer wie eine vollendete
Tatsache. Sie reduziert das zutiefst
politische Problem der israelischen
Kolonisierungs- und Vertreibungspolitik,
dass sie eigentlich stoppen und umkehren
sollte, auf die Frage von
Kompensationszahlungen und humanitärer
Hilfe. UN-Berichte gehen mittlerweile
sogar so weit, in wichtigen Punkten die
israelische Position als die ihre zu
übernehmen und sie damit zu
legitimieren: Zuletzt wurde die Mauer in
einigen UN-Dokumenten nicht länger als
„innere Abriegelungsmaßnahme“ innerhalb
der besetzten Gebiete bezeichnet. Damit
ist es nur noch ein kleiner Schritt zur
Anerkennung der Mauer als neuer
„Außengrenze“ der Palästinensergettos.
Es war also keine Überraschung, dass
Kofi Annan sich während seines letzen
Besuches in Palästina weigerte, die
Mauer auch nur zu besichtigen.
o Die Staatengemeinschaft und die einzelnen Regierungen weltweit
haben entgegen ihrer Verpflichtung keine
konkreten und wirksamen Schritte
unternommen, um Israel zu zwingen, die
ICJ-Entscheidung zu respektieren. Die
internationale Hilfe fließt ungestört
weiter, zuweilen direkt in die Finanzierung
der illegalen Mauer und des
Checkpointsystems. Militär- und
Handelsabkommen sind nach wie vor in Kraft;
neue wurden seither abgeschlossen. Auch die
diplomatischen Beziehungen werden weiterhin
intensiv gepflegt.
-
Die Weltbank
hat eine umfassende Gesamtstrategie und
einen Aktionsplan für Palästina
entworfen, die nichts anderes vorsehen,
als Israels Apartheidinfrastruktur
beizubehalten und sogar weiter zu
entwickeln. Weltbankberichte sind
erfahrungsgemäß richtungweisend für die
„Entwicklungsprojekte“ der wichtigsten
internationalen Geldgeber: in letzter
Konsequenz heißt das, zukünftige
„Entwicklungsprojekte“ für Palästina
werden die Apartheidmauer und die
zionistische Vertreibungs- und
Gettoisierungspolitik für die
PalästinenserInnen „erträglicher“
gestalten, ohne sie in irgendeiner Form
in Frage zu stellen.
Die Zunahme internationaler Unterstützung für den
Apartheidstaat Israel geht Hand in Hand mit
dem Mythos von „Friedensgesprächen“ und
großzügigen israelischen „Zugeständnissen“.
Es reicht ein kurzer Blick auf die verheerende Realität vor
Ort, um zu erkennen, dass Israel diese
medialen Konstrukte nutzt, um zu vertuschen,
um Zeit zu gewinnen und die Kolonisierung
palästinensischen Landes und die Vertreibung
und Gettoisierung unseres Volkes
unvermindert voranzutreiben.
Der 9. Juli wird
in ganz Palästina dank unserer starken
Vernetzung an der Basis ein Höhepunkt des
Volkswiderstandes gegen die Apartheidmauer
sein!
Die palästinensische Graswurzelkampagne gegen die
Apartheidmauer ruft international dazu auf,
den Jahrestag der ICJ-Entscheidung mit
Protesten zu begehen:
Protestiert bei der
UNO!
Protestiert bei euren
Regierungen!
Helft mit, die
Finanzierung der israelischen Apartheid
durch die Weltbank
und andere internationale Organisationen zu
stoppen!
Nur die internationale
Isolierung des israelischen Apartheidregimes
kann unseren Widerstand wirksam unterstützen
und erreichen, was die einzelnen Regierungen
zu tun sich weigern: der Apartheidmauer und
der Besatzung ein Ende zu setzen.
Am 1. Jahrestag der Entscheidung des ICJ
wird der Aufruf zu Boykott,
Investitionsstopp und Sanktionen gegen die
israelische Apartheidpolitik vom ganzen
palästinensischen Volk mitgetragen.
Die Forderung nach einer
globalen Kampagne zur Isolierung der
Apartheid ist heute weltweit in den sozialen
Bewegungen und der Zivilgesellschaft
verankert. Konsum-, Sport-, und
Kulturboykotts finden immer größere
Verbreitung. AkademikerInnen frieren ihre
Kontakte ein. Die Investitionsstopp-Kampagne
wurde von StudentInnen, Kirchen und ganzen
Städten aufgegriffen. Der Ruf nach
Sanktionen auf allen Ebenen wird immer
lauter.
Diese Protestaktionen
müssen aber so breit und stark wie nur
möglich organisiert werden, bis Israel
tatsächlich gezwungen ist, die
Apartheidmauer abzureißen und Besatzung und
Landraub zu beenden. Israel muss unter Druck
gesetzt werden, damit es endlich das
Völkerrecht achtet!
Ohne internationale
Unterstützung kann die Apartheid nicht
bestehen!.
Reißt die Mauer
nieder! Freiheit für Palästina!
Für die weltweite
Isolierung des Apartheidstaats Israel!
Stoppt die internationale
Unterstützung der Regierungen
internationaler Organisationen für das
Apartheidmauerprojekt!
Nein zur Gettoisierung und Vertreibung des
palästinensischen Volkes!
The Palestinian
Anti-Apartheid Wall Campaign
www.stopthewall.org
Kontakt: europe(at)stopthewall.org |