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Das israelische Empire und der
amerikanische Zwerg
Gideon Spiro, 27.5.11
http://www.kibush.co.il/show_file.asp?num=46961
Im Vorfeld des Besuchs des israelischen
Ministerpräsidenten in den USA, hat die Presse den Eindruck
erweckt, dass Nethanyahus Besuch durch den Konflikt und die
schlechter werdenden Beziehungen zu den USA gekennzeichnet wird.
Das war die Stimmung nach Obamas Rede über den Nahen Osten . Und
warum hatte man dies erwartet? Weil der Präsident es gewagt
hatte, dass zwei Wörter über seine Lippen kamen:
„1967er-Grenze“. Sie sollten die Basis für ein Friedensabkommen
mit dem palästinensischen Volk sein.
Was tatsächlich geschah, war, dass Netanyahu
Präsident Obama so behandelte, als wäre er ein Hussein aus den
besetzten Gebieten, dem die Bürgerrechte entzogen worden waren,
dessen Meinung nicht gilt und dem beigebracht werden muss, wo es
lang geht. Dem entsprechend wurden wir Zeugen der
surrealistischen Vorstellung, in der Netanyahu Obama einen
kurzen Kurs über die Geschichte des jüdischen Volkes vor der
ganzen Welt gab, und wie der Schüler Obama schweigend zuhörte
und gelegentlich mit dem Kopf nickte.
Der kurze Kurs war voller Löcher wie ein
Schweizer Käse, aber der Schüler Obama reagierte nicht – ob aus
Verlegenheit oder aus Ehrfurcht vor der Gegenwart des
israelischen Herrschers (bleibt offen). Netanyahu lehrte Obama,
dass die Grenzen von 1967 nicht zu verteidigen sind, also kann
es keinen Rückzug zu ihnen geben. Obama, der vielleicht nicht
seine Hausaufgaben gemacht hatte, stellte Netanyahu nicht die
Frage, die gefragt werden sollte: wenn diese Grenzen so
schrecklich sind, wie konnte es dann geschehen, dass genau von
diesen Grenzen aus Israel einen so großen Sieg errungen hat und
Land von drei benachbarten Ländern erobern konnte, während
Israel die schlimmste Niederlage im Yom Kippur-Krieg erlitt, als
es die Kontrolle über Gebieten hatte, die mehrfach größer als es
selbst war?
Nach der Lektion des brüllenden Löwen
Netanyahu tat Obama seine Hausaufgaben. Wer will schon
Netanyahus Schelte noch einmal ausgesetzt sein? Und tatsächlich
bei seinem Erscheinen in der AIPAC-Konferenz brachte er eine
jüdische Korrektur, vielleicht als eine Geste gegenüber dem
Ritual der Wiedergutmachung für die Nacht von Shavuot, wenn das
Buch Ruth ( Ruth 1.16) gelesen wird. Er massierte das jüdische
und israelische Ego bis zu einem peinlichen Grad. Er stellte
stolz fest, dass kein Präsident so viel getan hätte, um Israel
zu bewaffnen. Die USA werden immer Israels Sicherheit bewahren.
Keine Rückkehr zu den 67er-Grenzen, dem Besatzer muss es erlaubt
sein, sich an der Beute zu freuen, die er gestohlen hat. Kein
Wort über die Besatzung, über die Tatsache, dass die
Palästinenser auch ein Recht auf Menschenrechte haben. Keine
Verhandlungen mit einer Regierung, die von Hamas unterstützt
wird. Zu all dem warme Worte über zwei Demokratien, die die
(gleichen) Werte teilen. Dein Gott ist mein Gott. Warum Tausende
von Juden vor den Kopf stoßen, die einen wesentlichen Teil der
Kongressmitglieder beider Parteien finanzieren?
Der Höhepunkt des Besuches war Netanyahus
Rede vor den gemeinsamen Häusern des Kongresses. Ich hatte seit
langer Zeit keine solch bizarre Show gesehen. Netanyahu äußerte
zahllose Lügen – wenn auch in tadellosem Englisch. Wie z.B. dass
das halbe Prozent von Arabern im Nahen Osten , das sich
demokratischer Rechte erfreut, die Araber in Israel sind. Kein
Wort über die Palästinenser in den besetzten Gebieten, die einer
unterdrückerischen Militärregierung unterworfen sind, nicht ein
Wort über die Privilegien, derer sich die Siedler in den
besetzten Gebieten erfreuen, die dabei sind, die
Militärregierung in eine Apartheid zu verwandeln. Noch haben die
Palästinenser, die Bürger Israels sind, die gleichen Rechte wie
Juden. Sie werden bei allem diskriminiert: Wohnung, Gesundheit,
Rechte und Bildung. Nichts davon hinderte die versammelten
Mitglieder des Kongresse daran, Dutzende von Malen „standing
ovations“ zu geben – wie ein Haufen gehirngewaschener Idioten.
Während Netanyahu unter dem Deckmantel
demokratischer Rhetorik rdete, demolierte Israels Polizei das
Beduinendorf Al-Araqib im Negev zum wer-weiß-wievielten-Male.
Palästinensische Kinder wurden weiter unter demütigenden
Bedingungen im Ofer-Haftzentrum in den besetzten Gebieten in
Haft genommen – eine Verletzung des Völkerrechts; die Siedler
raubten weiter Land des palästinensischen Volkes, und die
Soldaten der Besatzung missbrauchten und schossen auf ein
besetztes Volk, das keine Rechte hat.
Der wiederholte Applaus der
Kongressmitglieder erinnerte mich an Kongresse der sowjetischen
Partei, deren Mitglieder bei jeder Lüge und Dummheit, die von
den Lippen des Generalsekretärs kamen, applaudierten. Sind dies
die (verantwortlichen) Führer der freien Welt? Die Ignoranz, die
ein Teil des rechten politischen Konservatismus geworden ist,
ist schockierend und alarmierend.
Zweifellos kehrte Netanyahu als siegreicher
Held nach Israel zurück. Amerika steht nun hinter ihm.
Allgemeine Meinungsumfragen in Israel haben gezeigt, dass seine
Popularität dramatisch angewachsen ist. Aber auf die Dauer, wenn
die Politik der Neins weitergeht, sollten wir besser die
Luftschutzkeller fertig machen.
Zurückhaltung
Am Nakbatag, den 15. Mai marschierten
Tausende von unbewaffneten Palästinensern aus Syrien, dem
Libanon und den besetzten Gebieten in Richtung Israel mit dem
Ziel, die Orte zu besuchen, von denen sie vertrieben wurden. Es
war ihr eigener „Marsch der Lebenden“. Den palästinensischen
Demonstranten stand die israelische Armee gegenüber. Und nach
Haaretz war die Folge davon 14 Getötete und Hunderte von
Verletzten. Die israelischen Mainstream-Medien – die Druck- und
elektronischen Medien, beschrieben das Verhalten der
israelischen Armee als „zurückhaltend“. Wenn die syrische Armee
14 Zivilisten tötet und Dutzende an einem Tag verletzt, bringen
die israelischen Medien Schlagzeilen wie „Gemetzel in Syrien“.
In Israel wird die selbe Zahl Getöteter und eine viel größere
Zahl Verletzter als „zurückhaltendes Verhalten der Armee“
bezeichnet. Es ist ein weiteres Beispiel dafür, wie unsere
Sprache gewaschen wird.
Warum wird es Bewohnern des
Deheische-Flüchtlingslagers bei Bethlehem nicht erlaubt, in
Richtung Moshav Zecharia, nicht weit von Beit Shemesh, zu
marschieren, von wo sie vertrieben wurden? Juden ist ihr Besitz,
der ihnen von üblen Regimes gestohlen wurde, wiedererstattet
worden. Sie können in ihr Ursprungsland in Polen, Deutschland,
Rumänien, Marokko und Tunesien zurückkehren und dort leben. Aber
den Palästinensern wird nicht einmal erlaubt, ihre Dörfer und
Städte zu besuchen, in denen sie bis vor 63 Jahren gelebt haben,
noch bekommen sie eine Entschädigung für ihren Besitz. Das ist
eine Demokratie nach israelischem Vorbild.
Dies zur Information für die Applaudierenden
des amerikanischen Kongress.
(dt. Ellen Rohlfs)
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