Wir haben nicht die Absicht, sie zu
töten
B.Michael, Ynet News, 5.4.08
Israel sagt, es beabsichtige nicht,
palästinensische Kinder zu töten, aber sie sterben weiter
Wir haben wirklich nicht die
Absicht, dies zu tun. Und noch einmal, wir wollten dies nicht
tun. Wir haben dies nie beabsichtigt. Doch wie gewöhnlich, auch
wenn wir nicht die Absicht haben – wir trafen sie. Wir trafen
schon 1000 Mal - unabsichtlich. Wir haben seit dem Ausbruch
der 2. Intifada am 29. September 2000 im ganzen 1000
palästinensische Kinder getötet. Ein Tausend.
Wir haben eine spezielle Prozedur
für die Fälle, bei denen ein palästinensisches Kind stirbt als
Folge einer fehl gegangenen Rakete, einer falsch gezielten
Granate, eines unkoordinierten Hubschraubers oder eines
zerstreuten Scharfschützen. Zunächst leugnen wir, dass ein Kind
starb. Später behaupten wir, dass die eigenen Leute es getötet
haben. Danach finden wir Erklärungen und Entschuldigungen und
Szenarios, die mit der Zeit immer dümmer werden.
Dann kommt der „Offizier, der die
Sache genauer untersuchen soll“, an die Reihe. (Es wird nie ein
untersuchender Richter, ein genau prüfender Beobachter oder ein
neugieriger Zivilist sein. Es ist immer ein Offizier) , der
fortfährt einigen Unsinn zu veröffentlichen, der uns über
irgendwelches falsche Benehmen aufklärt. Letztendlich erklären
wir, dass die bösen Araber selbst daran Schuld sind, weil sie
zwischen Zivilisten Deckung suchen.
Doch wenn die regelmäßige
Behauptung – „es sei ein Fehler gewesen“ - schon vollkommen
lächerlich geworden ist – denn wie oft kann man sagen „wir
hatten nicht die Absicht“, ohne dass diese Worte leer, hohl und
kalt werden. Das Argument, dass man zwischen Zivilisten Deckung
sucht, macht mit seiner Hutzpa nur noch wütender.
Ein Staat, dessen Oberkommando und
Verteidigungsministerium mitten im Herzen einer dicht
bevölkerten Stadt liegt und der Zivilisten, einschließlich ihrer
Frauen und Kinder ausschickt, um die Grenzen des Landes weiter
hinaus zu schieben und dessen Brückenkopf für Besatzung und
Landraub sich regelmäßig zwischen Babys und schwangeren Frauen
verbirgt und der seine eigenen bewaffneten Soldaten, die in der
Schlacht gefallen sind oder gefangen genommen wurden, als
„Jungs“ bezeichnet – solch ein Staat braucht schon sehr dickes
Fell, um andere zu beschuldigen, dass sie sich hinter Zivilisten
und Kindern verstecken.
Und für jene, die noch wissen
wollen, was von ihrem Gewissen übrig bleibt, wenn es sich um die
Zahl der von Palästinensern getöteten israelischen Kinder
handelt, hier die Information: Seit Beginn des Jahres 2004
töteten die Palästinenser 11 israelische Kinder. Während der
selben Zeit töteten wir 452 palästinensische Kinder.
Doch wie können wir vergleichen?
Schließlich tun sie es mit Absicht, wir aber nicht. (Also würde
es vielleicht besser sein, wenn wir es auch mit Absicht tun.
Vielleicht würden dann viele Kinder gerettet werden.)
www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-5359098,00.html
(dt. Ellen Rohlfs)
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