Arafat war nicht schuldig
Yossi Ben-Ari, Haaretz, 4.4.06
Am 1. März wurde im Jaffe-Zentrum für strategische
Studien der Tshetshik Preis für hervorragende schriftliche
Abfassungen auf dem Gebiet der Sicherheit vergeben. Das Ereignis in
der Tel Aviver Universität erlaubte den Anwesenden die Weltsicht von
Avi Dichter und des früheren Generals Ami Ayalon und Yaakov Amidror
zu hören. Es lohnt sich, die Theorien aller drei genauer zu
untersuchen. Hier will ich aber nur auf die Analyse von zwei
Rednern des Panels eingehen – die zwar schon „historisch“ ist,
aber doch relevant bis zum heutigen Tag.
Dichter, der
Chef des Allgemeinen Sicherheitsdienstes (GSS bzw. Geheimdienst)
während der fünf Jahre der 2. Intifada überraschte alle, als er von
Verhören vieler Palästinenser berichtete, die kurz nach dem Ausbruch
des Aufstandes im September verhaftet wurden. Diese Verhöre klärten
ein für alle Mal, dass Yasser Arafat nicht hinter dem Aufstand
stand, der spontan an Ort und Stelle ausbrach.
Ich erinnere
mich an einen Artikel von Akiva Eldar ( Haaretz 13.2.06) der die
Worte eines ranghohen Sicherheitsbeamten zitierte: „ Die Unruhen an
Ort und Stelle waren nicht geplant und es war kein Plan aus Arafats
Schublade, der sie anheizte“. Das sagte Yuval Diskin , der
stellvertretende Chef des GSS damals und sein Chef heute; Dr. Matthi
Stienberg, Sonderberater des GSS-Chefs damals; ....
Zu jener Zeit
erwähnte Eldar gegenüber dem Schreiber dieser Zeilen – und er hatte
Recht - ein Verhör, das ich damals auf Wunsch des Geheimdienstes im
November 2000 durchführte, es enthüllte auch... ,dass es in dem
Monat, der den Ereignissen vorausging, keine Anzeichen von Plänen
für Gewalt durch Arafat oder durch andere im palästinensischen Lager
gab. Er selbst war überrascht davon. Im Gegenteil: Arafat bemühte
sich, aus Angst, die Kontrolle zu verlieren, im Laufe der nächsten
zwei Tage die Lage zu beruhigen ...
Trotz ihrer
Bedeutung wurden diese Erkenntnisse fast nur innerhalb der
Geheimdienste weitergegeben und nicht den Politikern . Es ist
erstaunlich, zu sehen, dass Dichter unter jenen ist, die folgendes
glaubten: wenn die zentralsten Leute, die damals beim Geheimdienst
operierten, dieser Meinung waren, wie ist es dann möglich, dass das
Konzept des Geheimdienstes und die strategische Auffassung genau in
entgegengesetzter Richtung ging. ... Gab es da eine „vorgefasste
Meinung“, die nur auf eine Gelegenheit wartete, ausgeführt zu werden
?
Und was die
zweite Diskussion betraf: ein anderer früherer Geheimdienstchef, Ami
Ayalon, erwiderte heftig auf das, was er als einen Versuch
General (Res) Amidrors wahrnahm, „ die Öffentlichkeit in Schrecken
zu versetzen“. Mit erstaunlicher Offenheit berichtete Ayalon, dass
er im Laufe seiner 38 Jahre Dienst ... in dieser Arbeit
spezialisiert war, wie man die Wahrnehmung der ( feindlichen)
Bedrohung intensiviert, um ein größeres Budget zu erhalten.
Diese
Innenansicht war tatsächlich auf dem Hintergrund der
Sicherheitsdiskussion in Israel offenkundig. Aber es war besonders
verblüffend, solche Details aus dem Munde von jemandem zu hören, der
einmal Kommandeur in dieser Abteilung war, ein ranghohes Mitglied
des Generalstabschef und dem Chef des Geheimdienstes, besonders weil
es bedrückende Gedanken über das aufkommen lässt, was heute in
diesen Establishments vor sich geht, und dass es notwendigerweise
kaum anders ist.
.....
(dt. und stark
gekürzt: Ellen Rohlfs)
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