Caritas Jerusalem – weiterhin in
Gaza präsent und verpflichtet
24.1.2008
Die
Caritas Jerusalem wurde 1967 als sozio-pastorale Organisation
der kathol. Kirche im Heiligen Land gegründet und spielt
weiterhin eine wichtige Rolle für die Erleichterung der Leiden
der Menschen in Gaza. Seit 2003 betreiben wir im Al-Shati-Camp
ein medizinisches Zentrum, seit 2005 unterstützen wir eine
mobile Klinik und 2007 errichteten wir in abgelegenen Teilen von
Gaza 6 Gesundheitsstationen.
Nach
Angabe unseres Programm-Managers für Gaza, Jameel Khoury, ist
die Atmosphäre in Gaza gefährlich. Sie ist geladen, und es ist
nicht sicher, nach draußen zu gehen. Die Leute haben große
Angst. Sie fühlen sich in Gaza wie in einer Falle und die
Aktionen an der ägyptischen Grenze zeigen, wie stark sich die
Menschen nach Freiheit sehnen.
Im
Januar erfuhr Gaza die schlimmste Gewalt der letzten Monate mit
Berichten über 61 Tote (Tobias Buck, Financial Times „Gaza
sees Increase in Attacks“). In dieser Umgebung müssen die
Menschen sich die erforderliche Zeit nehmen, um ihre Toten zu
begraben und die Menschen zu empfangen, die kondolieren und ihre
Trauer zum Ausdruck bringen wollen.
Unser
Team hat auch Verantwortlichkeiten, sich um die Getöteten und
die Verletzten zu kümmern und Kondolenz und Sympathie bereit zu
haben für die Verwandten oder die Familien, von denen es weiß,
dass sie liebe Menschen verloren oder Verletzungen davongetragen
haben.
Leider
hat die Gewalt auch unsere Mitarbeiter betroffen. Der Vater
eines Kollegen, Maher Tafesch, ehrenamtlicher Mitarbeiter von
Caritas Jerusalem und Berater in unserem Gesundheitszentrum auf
dem Gebiet der Physiotherapie, wurde kürzlich bei einer
Militär-operation in Gaza getötet. Wir sind traurig, dass unsere
Dorf-Gesundheitsarbeiterin von der Mobilen Klinik ihr Haus nach
einem israelischen Militäreinfall kürzlich zerstört vorfand.
Unser Team hat diese Leute in Solidarität besucht und dadurch
wurde die Arbeit für kurze Zeit unterbrochen.
Unter
den laufenden Umständen geht unsere Arbeit in Gaza weiter, aber
zusätzlich zur Routinearbeit müssen wir uns auch mit dringenden
medizinischen Notfällen abgeben, und davon gibt es viele.
In der
Klinik wird sehr darauf geachtet, dass der Strom-Generator
sparsam eingesetzt wird. Die Elektrizitäts- und
Brennstoff-Ausfälle beeinträchtigen die Arbeit im
Gesundheitszentrum, denn wir können den Generator nicht dauernd
betreiben. Außerdem können wir, weil Strom nur begrenzt
verfügbar ist, medizinische Einrichtungen, die vom Strom
abhängen, nicht in Betrieb setzen.
Allgemein gesagt, hat die Bevölkerung von Gaza die Priorität,
Nahrung für die Familien aufzutreiben, koste es, was es wolle.
Dafür gibt es beschränkte Möglichkeiten. Sie haben die Übergänge
der UNO, und das hilft sehr. Trotzdem ist es immer noch
schwierig, Nahrungsmittel nach Gaza zu bringen. Erst am 23.
wurde berichtet, dass es der UNRWA gelungen war, heute drei
LKW-Ladungen Milchpulver nach Gaza zu bringen, aber sie hatten
sich neun LKW-Ladungen erhofft, und eine erwartete LKW-Ladung
Medikamente kam nicht durch. WFP (World Food Programm), mit dem
270 000 Bewohner von Gaza versorgt worden waren, gab an, dass
sie ab Donnerstag (heute) ihre Lieferungen einstellen müssten,
weil der erwartete Treibstoff für die LKWs zur Verteilung nicht
eingetroffen war.
Obwohl
die Priorität der Menschen bei der Beschaffung von Lebensmitteln
liegt, verzeichnen wir eine Zunahme der Menschen, die unsere
Klink besuchen. Warum? Weil wir besondere Medikamente haben und
weil unsere Klinik von der palästinensischen
Gesundheits-organisation empfohlen wird. Wir sind in der Lage,
qualitativ hochwertige Behandlung anzubieten und Medikamente,
die für viele Fälle notwendig sind, und die von Seiten der
Regierung nicht verfügbar sind.
Die
Preise für alle Nahrungsmittel sind drastisch erhöht worden. So
hat unser Arzt erzählt, dass er für den Weihnachtstag ein Kilo
Rindfleisch (das sehr rar ist) für 75 NIS (13,63 €) gekauft
habe. Das ist doppelt so teuer als üblich in Gaza. Milchpulver
ist sehr teuer und kaum zu bekommen. Die Nahrungsmittel sind von
schlechter Qualität und die Verbrauchsdaten abgelaufen.
Aus der
Sicht der Administration sehen wir den Grund für die Verzögerung
von Information aus Gaza in den Stromabschaltungen. Elektrizität
ist heute der Lebensfaden der Arbeit und beeinträchtigt die
Kommunikation via E-Mail, die Benutzung des Internets und die
Übertragung von Texten und Bildern.
Handys
müssen ständig aufgeladen werden, und wir haben Probleme und
Verzögerungen, wenn wir unsere Mitarbeiter in Gaza erreichen
möchten.
Mehr
Information darüber, wie Sie uns helfen können, erfahren Sie
über
communication@caritasjr.org. Zugesandt von Samuel
Martin, Jerusalem
(Aus dem Engl. übers. Gerhilde
Merz)
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