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Brief vom anglikanischen Bischof Riah H. Abu El-Assal

 6. August 2004 , am Abend

 Liebe Freunde,

Es tut mit leid, dass ich heute schon wieder mit einer Geschichte über  unglaubliches Verhalten komme, aber ich glaube, es ist eine Geschichte, die ich erzählen sollte.

 

Nach dem Flugplan sollte ich Tel Aviv mit der Swiss Air Line, Flugnummer 255D um 15 Uhr 55  verlassen. Ich ging wie gewöhnlich zur Gepäck- und Sicherheitskontrolle . Nachdem man mir relevante und irrelevante Fragen  zur Sicherheit gestellt hatte, endete die junge Sicherheitsbeamtin mit der Frage, warum ich kein israelisches Visum  hätte -- dabei habe ich  doch einen israelischen Pass. Dann ließ sie mich  mein Gepäck auf das Förderband legen, damit es durchleuchtet werden kann. Mein Koffer und mein Pass wurden  dann mit einem blauen bzw. grünen Sticker versehen. Dann eilte sie zu einem Aufseher, der anordnete, dass das Förderband angehalten wird. Er näherte sich mir und fragte: „Englisch oder Hebräisch?“ Ich antwortete: „Bitte, Arabisch!“

 

Arabisch ist eine der beiden offiziellen Sprachen im Staat Israel, und ich wusste, dass es in dieser „demokratischen Oase“ mein Recht ist, darauf zu bestehen. Weil ich mich weigerte, etwas anderes als arabisch zu sprechen  -  ich hatte  ihnen gesagt, dass ich ein arabisch-palästinensischer Christ sei – und mir ganz klar war, dass ihr Verhalten mich demütigen sollte, bestand ich darauf, mit ihnen in der Sprache zu reden, die ich  am besten beherrsche, nämlich in meiner Muttersprache. In diesem Augenblick  kam auch Tal Vardi, der Sicherheitsmanager vom Dienst hinzu und bestand darauf, dass man in jeder anderen Sprache reden könne nur nicht auf Arabisch. Ich weigerte mich. Ein Araber, der zufällig in der Nähe stand, bot sich an, zu übersetzen. Herr Vardi  wandte sich um und sagte zu mir: „Sie werden heute nicht mehr fliegen!“

 

Ich rief H. Caesar Marjieh an , den Direktor der Abteilung für christliche Gemeinden. Er versuchte sein Bestes, um mir beizustehen. Aber er hatte keinen Erfolg. Ich wartete zwei Stunden und hoffte, es würde jemand kommen, der genügend Anstand  und  Urteilsvermögen hat. Aber vergebens. Mir blieb nichts anderes übrig, als nach Jerusalem zurückzukehren und meine Freunde, die mich heute in Genf  und morgen in London erwarten, über die Situation zu informieren. Später  werde ich eine Beschwerde beim Obersten Gerichtshof  gegen den Sicherheitsmanager und sein Team vorlegen, weil man meine Bürgerrechte  ohne Ursache verletzt habe.

 

Meine Empörung betrifft  ja nicht nur mich, sondern alle in den besetzten Gebieten, die sich  diese Art von Unterdrückung und Demütigung  jeden Tag ihres Lebens  gefallen lassen müssen. Dies geschieht einem anglikanischen Bischof mit besonderer  Identität, die ihm vom Innenministerium  und dem Ministerium für religiöse Angelegenheiten gegeben wurde. Wenn mir als Bischof dies geschieht, wie mag es dann erst anderen gehen?

 

Im Namen Christi grüße ich Euch

 

Rev. Riah h. Abu El –Assal,

anglikanischer Bischof für die Diözesen Jerusalem, Palästina, Israel, Jordanien, Libanon und Syrien

 

 

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