19.8.2006 -
Rezension:
Sieht man die Liste der Beteiligten, muss man feststellen, dass die
ganze Riege der extremen falschen Israellobbyisten versammelt ist.
Vielfältig zeigten ihre Schriften bisher eine einseitige,
propagandistische Parteinahme und eine zu vermutende bewusst
hergestellte Gleichsetzung von Kritikern der israelischen Regierung
mit Antisemiten. Der Islam wird dämonisiert.
So
dient dieses Buch auch dazu, diese Standpunkte zu verallgemeinern
und teilweise wissenschaftlich verbrämt zu verbreiten. Man versucht,
Israelkritik mit „Antisemitismus“ gleichzusetzen. Diese
Propagandaformel soll wohl dazu dienen, jegliche Kritik an Israels
Unterdrückungspolitik zu diskreditieren.
In
völliger Ausblendung der Realität vor Ort werden Israels Verbrechen
gegen das Völkerrecht und die Menschenrechte mit allen Finessen
verteidigt; alles wird gerechtfertigt, selbst dort wo nicht zuletzt
israelische Journalisten wie Gideon Levy und Amira Hass u. v. a. m.
heftige Kritik üben.
Man mag seine eigene Meinung dazu haben, vielfältige Verurteilungen
der UNO werden negiert. Und der „große Bruder“ hat bisher über 40
UN-Resolutionen zugunsten Israel mit einem Veto belegt. Wer ein mehr
als einseitiges Buch zum Thema lesen will wird gut bedient. Anderes
war auch sicher nicht zu erwarten, Teile der Autoren stehen dem vom
Verfassungsschutz beobachtenden Antideutschen („Von der Saar bis an
die Neiße. Bomben drauf und weg die Scheiße") nah. Auch Verbindungen
zu fundamentalistischen Christen die Judenmission betreiben sind
herzustellen. Ein Gruppierung zu deren Handlungen der Vorsitzende
der Rabbinerkonferenz in Deutschland, Henry G. Brandt sagt: Sie sei
ein "feindlicher Akt, eine Fortsetzung des Wirkens Hitlers auf
anderer Basis". -
http://www.welt.de/data/2006/03/11/858040.html
Dass auch angeblich seriösere Personen wie Professor Julius H.
Schoeps ihren Namen für diesen dubiosen extremistischen Kreis zur
Verfügung stellen, spricht letztendlich nicht für ihn, es mag seine
Unkenntnis – um es positiv auszudrücken - der Hintergründe sein. Wer
mit Leuten wie Sacha Stawski (Honestly Concerned) zusammentut, hat
jegliche Glaubwürdigkeit verloren. Leider gibt es immer noch zu
viele, die die einseitige und schädliche Lobbyarbeit bestimmter
Gruppierungen wie Honestly Concerned und Personen nicht
durchschauen. Dazu gehören zahlreiche Politiker der SPD, CDU, FDP
und natürlich der grünen Partei. Unter dem Deckmantel, für die Opfer
des Holocaust zu sprechen, wird Schuld und Unrecht negiert.
Der deutsche Vertreter eines „Euroislam“, Professor Bassam Tibi, der
es sich zum Beruf gemacht hat, sich bei der israelischen Lobby in
den USA und Deutschland anzudienen, egal wie die muslimische Seite
behandelt wird. Wen interessiert schon, ob seine vielen Freunde
„jüdisch“ sind oder nicht? Eigenartigerweise schreibt Tibi diesen
Unsinn nicht bei nicht-jüdischen Wissenschaftlern. Es würde mehr als
komisch klingen, wenn er schreiben würde, der „katholische“
Historiker Bernhard Lewis. Für den Laien: Lewis ist Jude, aber wen
interessiert das, außer Tibi. Tibi vertritt in diesem Beitrag die
verhängnisvolle These, dass „der Islamismus eine neue arabische
Spielart des Antisemitismus hervorgebracht hat“. Dass Tibi den
Unsinn der Antideutsche hier nachbetet überrascht bei dem „Ruf“ des
Vertreters des Euroislam. Tibi bedient bewusst oder unbewusst alle
Vorteile gegen den Islam, welche die Israellobbyisten vorbeten. Auch
wenn Tibi für den Anspruch der Palästinenser auf „eigene
Staatlichkeit“ eintritt, heißt dies gar nichts. Auch Ariel Scharon
war für einen Palästinenserstaat. Wir müssen aufhören uns andere
Welten, Religionen so zu denken, wie wir sie haben möchten und das
dann als Maßstab zu nehmen.
Von Politikern wie Gert Weisskirchen (SPD), ganz zu schweigen.
Weisskirchen hat sich durch seine unrühmliche Rolle bei der Anhörung
zum Antisemitismus im Deutschen Bundestag vom
22. November
2004 völlig
diskreditiert. Auch Markus Löning (FDP) war bei diesem
„Schmierentheater“ zugegen. Von Hildegard Müller (CDU) und Löning,
die in diesem mehr als einseitigen Buch auch vertreten sind, ganz zu
schweigen.
Selbst Cem Özdemir von den Grünen ist sich scheinbar nicht zu
schade, in diesem illusteren Club seine Meinung kundzutun.
Dass
Lars Rensmann, Sacha Stawski, Matthias Küntzel, Yves Pallade, Eldad
Beck, Doron Rabinovici, Ulrich Sahm, Tobias Kaufmann, Rolf Behrens,
Ilka Schröder und andere in diesem illusteren Kreis nicht fehlen
dürfen, überrascht nicht. Auch der Gründer der
kritisch zu sehenden Organisation MEMRI, Yigal Carmon, darf
nicht fehlen.
Wo zum Jagen auf Andersdenkende geblasen wird, dürfen diese
„Persönlichkeiten“ nicht fehlen. Sie sind einschlägig als solche
bekannt, die gegen alle agitatorisch vorgehen, die Israels
Unterdrückungspolitik und Menschenrechtsverbrechen kritisieren.
In diesem Buch wird das Gerücht vom „islamischen Antisemitismus“,
dass nur in den Köpfen dieser „Fachleute“ herumgeistert, gepflegt
und als „wissenschaftliches“ Allgemeingut verkauft. Sicherlich gibt
es auch im Islam Antisemiten, Rassiten wie in jedem Kulturkreis.
Bewusst werden keine sauberen wissenschaftlichen Trennlinien
zwischen legitimer Kritik an dem Staat Israel (ob richtig oder
falsch) gezogen. Es ist das Handwerk vieler dieser Autoren, bewusst
diese Grenze zu verwischen und allem den Stempel „Antisemit“
aufzudrücken. Noch weniger wird aufgezeigt und ist erkennbar, das
die islamische Welt aus einem ganz anderen Erleben „Israels“ der
„Juden“ denkt und handelt.
Von diesem Buch geht kein Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit aus,
es wird, teilweise mit Besessenheit die Dämonisierung mit dem Islam
gepredigt.
Die „Idee und Konzeption“ dieser Publikation ist aus zwei
Veranstaltungen hervorgegangen, die man höre und staune
2003 im Bundestag zum
Thema „Antisemitismus, deutsche Medien und der Nahostkonflikt“ sowie
2004 im Centrum Judaicum
über „islamischen Antisemitismus“ stattgefunden haben. Bei beiden
Veranstaltungen war, wenn wundert es, der MdB Gert Weisskirchen
(SPD) beteiligt. Seine „Leistung“ bei der Anhörung im
November
2004 ist von Sophia Deeg
ausführlich gewürdigt worden. (1) Diese Anhörung gehörte sicher
nicht zu den „Sternstunden“ des deutschen Parlaments.
Kritische Geister, die für Differenzierung stehen, unterschiedliche
Positionen aufzeigen, fehlten. Sie hätten ja Unordnung in dieses
geschlossene Weltbild bringen können. Warum hat man nicht das
Protokoll der Anhörung, die von Weisskirchen so „souverän“ geleitet
worden ist, diesem Machwerk angefügt? Es hätte die teils
agitatorischen Texte perfekt ergänzt.
Wenn man überall Antisemiten am Werke sieht, ist klar, dass die
Beiträge von Behrens in Bezug auf den Spiegel „zu einem
vernichtenden Ergebnis“ kommen! Der Beitrag von Sahm, der sich mit
den Transferprozessen der antizionistischen und antisemitischen
Propaganda in Nahost und Europa befassen soll, wie Klaus Faber in
der Einleitung zum ersten Kapitel behauptet, handelt
eigentlich von „Deutsche Medien und der Nahostkonflikt“. Von dem
ideologischen Hirngespinst, von dem Faber schreibt, findet sich zur
Überraschung des Lesers explizit nichts. Es handelt sich also wie
gehabt um ein ideologisches Klischee, dass der extremistischen
Pro-Israel-Lobby gerne verbreitet.
Der Beitrag von Lars Rensmann ist nach dem Strickmuster anderer
Abhandlungen dieses Autors angefertigt. Sprachlich eine Katastrophe,
wissenschaftlich wertlos, aber deshalb umso ideologischer. Auch er
traktiert sein ideologisches Steckenpferd: „´Antiimperialismus` und
´Antizionismus` sind seither über politische Sekten hinaus wieder
zentrale Mobilisierungsideologien zahlreicher linksextremer Akteure
geworden, wenn auch vornehmlich im links-orthodoxen und
stalinistisch orientierten Milieu.“ Wie so oft ist auch hier wieder
der Wunsch der Vater des Rensmannschen Gedankens. Rensmann sollte
doch wissen, dass der Zionismus in dieser vorherrschenden Form die
rassistische Variante des jüdischen Nationalismus am Ausgang des
19. Jahrhunderts ist.
Die Behandlung aller Nicht-Juden in Israel spricht dafür Bände. Die
palästinensischen Israelis werden als drittklassige „Bürger“
behandelt. Dass dies diesem Ideologen nicht passt, überrascht nicht.
Wie undemokratisch der Umgang mancher dieser Autoren ist,
demonstriert Honestly Concerned (2) in dessen Netzwerk Bruder Jörg
Rensmann sich immer wiederfindet. In Fußnote
61 meint Lars Rensmann
wieder einmal alle Vorurteile gegen Watzal ausbreiten zu müssen.
Möchte er ein ernstzunehmender Wissenschaftler sein, hätte er andere
Quellen gegen geprüft, aber dies gehört wohl nicht zu seinem
„wissenschaftlichen“ Standard.
Auch Yves Pallade vom American Jewish Committee darf natürlich in
diesem Reigen nicht fehlen. Wie zu erwarten war, werden alle
Kritiker der israelischen Besatzungs- und Unterdrückungspolitik
recht parteiisch beurteilt, verurteilt. Zuerst wird der Direktor des
Deutschen Orient-Instituts, Professor Udo Steinbach, abgemeiert.
Steinbach sollte prüfen lassen, ob sich in diesem Buch falsche
Tatsachenbehauptungen über ihn befinden, um die Auslieferung zu
stoppen bzw. die Stellen schwärzen zu lassen. So soll Steinbach
gleich „mehrfach klassische sekundärantisemitische Verhaltensmuster“
erfüllen.
Auch Nobert Blüm wird heftig zur Brust genommen, weil er es gewagt
hat, Israels Menschrechtsverbrechen deutlich zu benennen. Der tote
Jürgen Möllemann wird ebenfalls vorgeführt; ebenso Rupert Neudeck
und Peter Scholl-Latour. Auch Ludwig Watzal und die Bundeszentrale
für politische Bildung bekommen von diesem Pro-Israel-Lobbyisten ihr
Fett ab.
Fast alle Beiträge bewegen sich auf dem Niveau von Rensmann, Pallade
und Sahm.
Klaus Faber, einer der Herausgeber, zeigt sich als besonders
eifriger Pro-Israel-Lobbyist. Er ist als ehemaliger Politiker
umtriebig und nicht gerade als kompetent zu erkennen. So schwafelt
er verallgemeinernd vom „arabisch-islamischen Antisemitismus“ oder
von einer „antisemtischen Agitation in arabischen und iranischen
Medien und Schulbüchern“. Dass dieses Märchen schon lange widerlegt
worden ist, scheint einem Eiferer wie Faber wohl entgangen zu sein.
(3) Auf EU-Ebene hört man von dieser Propagandalüge schon seit
Monaten nichts mehr, selbst von den politisch unbedarftesten
CDU-Abgeordneten im EU-Parlament. Ginge es nach dem Eiferer Faber
sollte Europa die Hamas, die Hisbollah und den Sender Al-Manar
verbieten. Faber scheint wohl nicht zu wissen, dass beide Gruppen
demokratisch legitimiert sind, die Hisbollah sitzt in Parlament und
Regierung des Libanon, und die Hamas, die aus mehreren Flügeln
besteht stellt die Regierung in Palästina. Gott sei Dank
findet sich der angebliche „Antisemitismus im Islam“ in der
deutschen Politik und den Medien nur begrenzte Aufmerksamkeit, was
Faber bedauert. Die Vorstellungen Fabers dürfen nicht in praktische
Politik transformiert werden.
Die falschen Israel-Lobbyisten haben eine Chance vertan, sich
wahrheitsgemäß und wissenschaftlich begründet und fundiert dem Thema
zu nähern. Die eigene schiefe Denkwelt, die sie aufbauen, kann nicht
als Begründung dienen, das ist einer der Objektivität sich
verpflichtenden Wissenschaft nicht würdig, eher das Gegenteil. Alle
sind wissenschaftlich nicht belegt. Noch mehr haben diese Autoren
bewusst, unbewusst, agitatorisch versäumt, dieses Thema von der
legitimen, notwendigen, sich mit der Besatzungs- und
Unterdrückungspolitik Israel auseinander zu setzenden Kritik,
abzugrenzen. Eher ist, wie viele auch in ihren früheren Schriften
zeigen, eine mehr oder weniger bewusste Gleichsetzung „Kritiker
gleich Antisemit“ zu erkennen. Ist es so, so ist dieses Buch, ob von
allen gewollt oder nicht, eher als Propagandaschrift zu sehen. Die
Autoren müssen selber wissen inwieweit sie dafür missbraucht wurden
oder dieses Handwerk betreiben und unterstützen, seriös ist das
nicht.
So kann auch von unterschiedlichen Positionen gar keine Rede sein.
Alles ist stromlinienförmig. Bei diesen „Freunden“ braucht Israel
keine Feinde mehr.
W. Frankenberg
(1)
https://www.arendt-art.de/deutsch/palestina/Stimmen_deutsch/deeg_sophia_israels_falsche_freunde.htm
(2)
https://www.arendt-art.de/deutsch/palestina/texte/honestly_concerned.htm
(3)
https://www.arendt-art.de/deutsch/palestina/texte/Bildung_schulbuecher.htm
Klaus Faber, Julius H. Schoeps und Sacha Stawski (Hg.) Neu-alter
Judenhass. Antisemitismus, arabisch-israelischer Konflikt und
europäische Politik, Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin
2006,
424 Seiten, Euro
24,90.
Eine Buchkritik von Rudolf Walter - Rhetorik des
Verdachts -
Neu-alter
Judenhass. - Antisemitismus, arabisch-israelischer Konflikt und europäische
Politik -
Klaus Faber, Julius H. Schoeps und Sacha Stawski (Hg.)
- (pdf)
Wie Honestly Concerned darüber denkt:
PRESSEMITTEILUNGEN & PRESSEREAKTIONEN - Pressemitteilungen:
NEUERSCHEINUNG: "Neu-alter Judenhass: Antisemitismus,
arabisch-israelischer Konflikt und europäische Politik"
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