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Wenn man den Inhalt der BDS-Resolution gar nicht erwähnen darf…

Ein offener Schlagabtausch über die BDS-Resolution des Bundestages zwischen Michael Wolffsohn und Michael Naumann im Spiegel bringt wenig neue Erkenntnisse

Arn Strohmeyer - 21.12.2020

Die Initiative G.G.5.3.Weltoffenheit, eine Kampagne bedeutender deutscher Kulturinstitutionen und Kultur schaffender Einzelpersonen, hat in einem Aufruf die BDS-Resolution des Bundestages kritisiert, weil sie die im Grundgesetz garantierte Meinungs-, Informations- und Pressefreiheit sowie die Freiheit von Kunst und Wissenschaft (Artikel 5 GG) einschränke. In diesem Zusammenhang bringt der Spiegel ein Streitgespräch zwischen dem Historiker Michael Wolffsohn und dem Ex-Kulturstaatsminister Michael Naumann, der auch Direktor der Barenboim-Said-Akademie ist.

Wenn deutsche Mainstream-Medien die BDS-Bewegung thematisieren, dann ist es die Regel, nicht auf den Inhalt des ursprünglichen Aufrufs der palästinensischen Zivilgesellschaft einzugehen, sondern sich auf die lakonische Unterstellung zu konzentrieren, dass BDS das Existenzrecht Israels leugne und diesen Staat vernichten wolle. So handhabt es auch der Spiegel. In der Einleitung zu dem Streitgespräch beschränkt sich das Magazin auf die Feststellung, dass BDS das Rückkehrrecht für die palästinensischen Flüchtlinge fordere und dazu aufrufe, israelische Waren, Kulturschaffende, Wissenschaftler und Sportler zu boykottieren.

Da fehlt die wichtigste Forderung der BDS-Bewegung (oder sie wird nur am Rande erwähnt): das Ende der Besatzung und die Erlangung des Selbstbestimmungsrechts für die Palästinenser, also die Durchsetzung des Völkerrechts und der Menschenrechte für dieses Volk. Wenn man diese Information vorenthält, muss die Diskussion in die verkehrte Richtung laufen. So kann Wolffsohn sein zionistisches Glaubensbekenntnis abspulen. Er rechtfertigt den BDS-Beschluss des Bundestages, sieht die Meinungsfreiheit durch ihn nicht eingeschränkt, setzt Antizionismus mit Antisemitismus gleich („Antizionismus ist deshalb so gefährlich, weil er Israel als Deckmantel für Antisemitismus benutzt“) und wiederholt mehrmals, dass BDS die Wirkung des jüdischen Seins und das Ende Israels bedeuten würde. Wohl an Hermann Göring denkend, von dem der Ausspruch überliefert ist „Wer Jude ist, bestimme ich!“, setzt Wolffsohn dagegen: „Wer Antisemit ist, bestimmt der Jude.“

Wolffsohn wartet dann mit einem völlig schiefen historischen Vergleich auf: Wenn man den palästinensischen Flüchtlingen das Rückkehrrecht einräumen würde, müsste man es auch den deutschen Ost-Flüchtlingen gestatten. Um diese falsche Parallele aufrechterhalten zu können, greift er zu einer dreisten historischen Lüge: „Deutsche und Palästinenser haben 1939 bzw. 1947/48 den Krieg begonnen und als Folge das Land verloren.“ Dass der Hitlerstaat den Zweiten Weltkrieg begonnen hat, ist ja unbestritten. Aber dass die Palästinenser 1947/48 den Krieg gegen die Zionisten begonnen hätten, ist eine üble Geschichtsklitterung. Wolffsohn sollte mal die Werke der israelischen Historiker Simcha Flappan, Benny Morris, Avi Shlaim und Ilan Pappe lesen. Aber die Lüge Wolffsohns ist natürlich für die Legitimierung des zionistischen Anspruchs auf das Land äußerst wichtig.

Naumann hält der Polemik des bekennenden Zionisten Wolffsohn überzeugende Argumente entgegen: Er belegt an Beispielen, wie durch die BDS-Resolution des Bundestages die Meinungsfreiheit eben doch eingeschränkt wurde, weil dieser Beschluss festlege, was Antisemitismus sei, was verfassungsrechtlich fatale Konsequenzen haben könne. Naumann fügt hinzu, dass die Bestimmung des Bundestages, was Antisemitismus sei, auch Wolffsohns Behauptung, dass der Jude bestimme, wer Antisemit sei, ad absurdum führe. Denn die Abgeordneten hätten beschlossen: „Die Argumentationsmuster und Methoden der BDS-Bewegung sind antisemitisch.“ Naumann sieht durch die legitime Kritik der BDS-Bewegung an der israelischen Politik keineswegs auch gleich die Sicherheit Israels in Frage gestellt und fügt hinzu, ein Antizionist sei auch nicht automatisch ein antisemitischer Gegner des Staates Israel.

Dass eine Zensur in Deutschland wegen Kritik an Israel oder BDS längst stattfindet, belegt Naumann auch an den Vorgängen im Jüdischen Museum in Berlin – Ausladung von nicht genehmen Referenten, israelische Kritik an der Jerusalem-Ausstellung, der Rausschmiss des Direktors Peter Schäfer und führt dies alles auf „die Einflussnahme einer ausländischen Regierung“ zurück. Worauf Wolffsohn erwidert, der Direktor Schäfer sei nicht „energisch genug gegen die BDS-Unterwanderung“ des Museum-Personals vorgegangen.

Nauman antwortet darauf, dass die israelische Regierung natürlich das Recht habe, eine Ausstellung zu kritisieren: „Aber die Bundesregierung sollte dann nicht die Hacken zusammenschlagen und in die Programmhoheit des Museums eingreifen.“ Auf den Vorwurf der „Unterwanderung“ des Museums kontert Naumann: „Sie betreiben eine Art Kontaktverdächtigung: Weil jemand jemanden kennt, der jemanden kennt, der etwas unterschrieben hat, ist man – mitgefangen, mitgehangen – ein Antisemit.“

Naumann spricht überzeugend viel Wahres an, während Wolffsohn sich eher auf Bild-Zeitungsniveau bewegt (er schreibt regelmäßig Kolumnen für dieses Blatt, das alle Kritiker der israelischen Politik und auch die Vertreter der Initiative G.G.5.3. Weltoffenheit als „Israelhasser“ diffamiert). Im Ganzen gesehen erweist sich das Gespräch als ein verbales Geplänkel, ohne zu Kern der Probleme vorzustoßen.

Das schafft in brillanter Weise der israelische Philosoph Omri Boehm in einem Gastartikel der Zeit. Er analysiert dort, wie der Zionismus mit dem Faktum umgeht, dass die Zwei-Staaten-Lösung durch die Verweigerungshaltung der israelischen Regierung nun endgültig vom Tisch ist. Als Alternative bleiben Israel nur die Ein-Staat-Lösung, die die Palästinenser als gleichberechtigte Bürger miteinschließt; ein Apartheidstaat, der die palästinensische Minderheit nicht als gleichberechtigt anerkennt (das ist der gegenwärtige Zustand); oder die Vertreibung, die in Israel wieder ganz offen diskutiert wird.

So stellte der israelische General Ephraim Eitam, der Netanjahus Kandidat für die Leitung der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ist, jetzt folgende Überlegung an: „Wir werden drei Dinge tun müssen. Die große Mehrheit der Araber des Westjordanlandes vertreiben. Wir können dieses Territorium nicht aufgeben, und wir können nicht so viele Araber zulassen. […] Einige werden vielleicht bleiben, unter bestimmten Bedingungen, aber die meisten müssen gehen. Wir müssen eine weitere Entscheidung treffen, und zwar die, unser politisches System von arabischen Israelis zu befreien. […] Wir haben es zugelassen, dass sich in unserem Land eine fünfte Kolonne bilden konnte, ein Bund erstklassiger Verräter. Wir können ihre breite Präsenz innerhalb unseres politischen Systems nicht dulden. Drittens werden wir ganz anders mit dem Iran umgehen müssen. Diese drei Entscheidungen würden es erforderlich machen, dass wir unsere Kriegsmoral ändern.“

Die Ein-Staatlösung mit gleichen Rechten für die Palästinenser ist also für Israel völlig undenkbar. Denn die Zionisten beharren auf ihrem Recht auf Selbstbestimmung, und die ist für sie nur in einem „jüdischen Staat“ vorstellbar. Nicht-Juden, also Palästinenser, können deshalb in einem „jüdischen Staat“ keine gleichberechtigten Bürger sein. Ein rein jüdischer Staat vom Jordan bis zum Mittelmeer setzt sich also über das völkerrechtlich abgesicherte Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser hinweg.

Eine vertrackte Lage also für Israel. Die Zionisten suchen den rechtfertigenden Ausweg mit einem ideologischen Trick, indem sie die Antisemitismus-Waffe hervorholen: Weil die Juden das Recht auf einen jüdischen Staat (ohne Palästinenser) haben, sind die Palästinenser, die Selbstbestimmung und die Rückkehr der Flüchtlinge in das Land fordern, aus dem Israel sie vertrieben hat, „Antisemiten auf Nazi-Niveau“. Der israelische Historiker Yehuda Bauer, ein Experte für die Holocaustforschung, spricht sogar von einem „genozidalen Antisemitismus“, wenn auf dem Rückkehrrecht der palästinensischen Flüchtlinge bestanden wird. Mit anderen Worten: Die nationalen Bestrebungen der Palästinenser stehen im Widerspruch zu denen der Juden und müssen deshalb aufgegeben werden. Auf voller Gleichheit zu bestehen ist antisemitisch.

Dass eine solche Position gegen die universalen Prinzipien des Völkerrechts und der Menschenrechte verstößt, liegt auf der Hand. Es war aber genau die Intention der BDS-Bundestagsresolution zu verhindern, dass Israels Existenzrecht als „jüdischer Staat“ in Frage gestellt würde, denn damit werde die Schwelle zwischen legitimer Kritik an Israel und Antisemitismus überschritten. Und weil Israels Existenzrecht in Deutschland „Staatsräson“ ist, sollen diejenigen, die dies kritisieren oder bezweifeln, dieser Resolution zufolge weder offizielle Unterstützung noch staatliche Fördermittel erhalten. Soweit Omri Boehm, der ein baldige Rücknahme dieses Beschlusses fordert.

Schon vor Jahren hat der israelische Historiker Moshe Zuckermann in seinem Buch Israels Schicksal. Warum der Zionismus seinen Untergang betreibt die Sackgasse beschrieben, in die sich die israelische Politik mit der Verhinderung der Zweistaatenlösung begeben hat. Da die deutsche Politik Israels Vorgaben – gerade auch mit der BDS-Resolution – blind folgt („die Hacken zusammenschlägt“, wie Michael Naumann es nennt), steckt der Bundestag mit seiner BDS-Resolution in derselben Sackgasse wie die israelische Politik, da sie auf dem rein „jüdischen Staat“ (Israels „Existenzrecht“ als „jüdischer Staat“) besteht, der die Gleichberechtigung der palästinensischen Bürger ausschließt. Die Bundestagsresolution schränkt also nicht nur die Meinungsfreiheit ein, sie behindert auch wegen ihrer einseitigen Festlegung jedes weitere Nachdenken über eine angemessene und humane Lösung des Nahost-Problems. Und sollte es zu totalen Apartheidlösung oder zur Vertreibung der Palästinenser kommen, hätte die deutsche Politik dies mit zu verantworten.

 

2005 BDS  Aufruf Palästina
2015 - Deutschlandweiter BDS-Aufruf
2020 - BDS Berlin - Kundgebung - Bundestag
2019 Bundestag gegen BDS
2019 - Spionage  Lobbying - Israel gegen BDS
BDS-Befürworter
Kennzeichnung Siedlungsprodukte
Geschichte  BDS Bewegung Israel
Stimmen für BDS
US: Staaten verwenden Anti-Boykott-Gesetze
USA Geheimdienste spionieren BDS aus
2019 - Juden wegen Antisemitismus angeklagt
Reaktionen -  T. Schmitz „Hauptsache dagegen"
BDS verändert die Debatte - N. Thrall

Antisemitismusbeaufragter" - Aktion seit 2008
Antisemitismus in Frankreich
Antisemitismus in Frankreich? - Uri Avnery
Antisemitismusvorwurf -  Antsemitismuskeule
2019 - Gutachten zur «Arbeitsdefinition Antisemitismus»
2019  Bundestag gegen BDS
2017 - Bundesregierung  Antisemitismus-Definition
2016 - IHRA -   Arbeitsdefinition Antisemitismus
IHRA - Bestreiten jüdischen Selbstbestimmungsrechts
IHRA - Europäische Gewerkschaften
2005 - EUMC Definition  Antisemitismus
2005 Dortmunder Erklärung
2007 - Koordinierungsrat - Antisemitismus
"Expertenkreis" Antisemitismus

Boykott gegen Boykott
Die Entscheidung des Bundestages zum BDS und die deutsche Kulturszene
Hanno Loewy - (Hanno Loewy ist Direktor des Jüdischen Museums in Hohenems in Vorarlberg.)

Glaubt man einem Teil des deutschen Feuilletons, dann leiden die Direktoren und zahllosen Mitarbeiter großer deutscher Kulturinstitutionen an Halluzinationen. Im Mai 2019 hat der Bundestag mit großer Mehrheit eine Resolution gegen eine politische Bewegung verabschiedet, die kaum jemand kannte: die Kampagne „Boycott, Divestment and Sanctions“ zum Boykott Israels, BDS. Auch die AfD hat eine Anti-BDS-Resolution eingebracht und dann mit ihrer Stimmenthaltung den anderen die Peinlichkeit erspart, gemeinsam mit bekennenden Antisemiten BDS als „antisemitisch“ zu verdammen. Viele Abgeordnete der Grünen und der Linken haben sich enthalten, nicht aus „Antisemitismus“, sondern aus berechtigter Sorge. Eine Sorge, die auch Kenneth Stern, der Autor der vielzitierten Antisemitismus-Definition der „International Holocaust Remembrance Association“ (IHRA), öffentlich teilt.

Um den Umgang mit Menschen – Künstlern, Wissenschaftlern, Intellektuellen –, die BDS unterstützen oder denen man das zuweilen ohne jeden Beleg unterstellt, ist nun ein erbitterter Streit entbrannt. Als vor zehn Tagen Kulturveranstalter und Institutionen über die Folgen einer Resolution berichteten, die sich auf die pauschale Behauptung versteift, BDS sei grundsätzlich „antisemitisch“ und dürfe deshalb weder öffentliche Förderung erhalten noch öffentliche Räume nutzen, ernteten sie teilweise ungläubiges Staunen, Häme und Spott. Und hinter den Kulissen – wie auch öffentlich in der „Bild“-Zeitung – ebenjene Drohungen, um die es geht.

Grauzone, gefüllt mit Rufmord
- Da gibt es Druck gegen einzelne Unterzeichner aus der Politik, Aufforderungen, die Unterschrift zurückzuziehen, Anfragen der Tageszeitung „Die Welt“ bei allen Unterzeichnern und deren Geldgebern, ob sie sich etwa ein „allgemeinpolitisches Mandat“ anmaßten. Dabei brauchen Museen, Festivals oder Theater wohl kaum ein Mandat, um sich gegen diffamierende Kampagnen und politische Einflussnahme auf ihr Programm zu wehren. Genau das aber passiert inzwischen ständig, zumeist hintenherum, manchmal auch ganz öffentlich. Und um Antisemiten und Antisemitismus geht es dabei in aller Regel nicht. Die rechtliche Grauzone, die die Bundestagsresolution sowie zuvor von einigen Städten beschlossene Verbote eröffnet haben, füllt sich wie von selbst mit Verdächtigungen und Denunziationen, mit Rufmordkampagnen und Beleidigungen auf Twitter, mit Raumverboten, Drohungen gegen Fördergeber und vor allem: Selbstzensur. >>>

Parteinahme für BDS
Deutschlandradio distanziert sich von Anschuldigungen

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, wirft dem Deutschlandradio parteiische Berichterstattung im Zusammenhang mit der israelkritischen BDS-Bewegung vor. Chefkorrespondent Stephan Detjen habe „eine nicht unproblematische Rollenvermischung“ vorgenommen, sagte Klein dem „Focus“. Detjen hatte auf Twitter und im Programm des Deutschlandfunks wiederholt einen Bundestagsbeschluss kritisiert, wonach die BDS-Organisation, die zum Boykott israelischer Waren aufruft, nicht mehr finanziell gefördert wird. >>>

 

Antisemitismus-Debatte
Antisemitismus und Meinungsfreiheit: Zurück zum guten alten Streit!
Aleida Assmann - 21.12.2020

(...) Der Kampf gegen den BDS dagegen ist jedoch höchst wirkungsvoll. Wenn es ihn nicht gäbe, müsste man ihn erfinden, denn er eignet sich, wie ein israelischer Journalist festgestellt hat, hervorragend als Waffe, wie sie inzwischen in mehreren Ländern von verbündeten Regierungen im Kampf gegen liberale Positionen eingesetzt wird.

In Deutschland hat das BDS-Argument jedoch noch eine ganz andere Stoßrichtung. Es lautet: „Boykott gegen Israel entspricht dem Nazi-Boykott ‚Kauft nicht bei Juden!‘“. Der darauf folgende Satz lautet dann regelmäßig: „Wehret den Anfängen!“ Man kann sich vorstellen, dass das für Jüdinnen und Juden eine traumatische Erinnerung ist. Palästinenser dagegen haben keinen Bezug dazu. Aber den Deutschen geht der Vergleich tief unter die Haut.
Debatte über Antisemitismus: Nicht jede geschichtliche Analogie ist angemessen

Was in der Hitze des Gefechts jedoch kaum noch auffällt: Dieser Satz ist eine skandalöse Verharmlosung des 1. April 1933. Er setzt nämlich den gewaltfreien Warenboykott der Palästinenser gegen Produkte aus den besetzten Gebieten gleich mit der Gewalt einer Diktatur, die soeben den Arier-Paragraphen gegen die jüdische Minderheit per Gesetz verabschiedet hatte. Die Aktion, die von der SA mit Aggressionen und Demütigungen gegen potentielle Käufer und der Zertrümmerung von Geschäften begleitet war, wurde von einem „Zentralkomitee“ organisiert, das von dem fanatischen Judenhasser Julius Streicher geleitet wurde. >>>

Antisemitismus-Debatte
Zurück zum guten alten Streit!
Aleida Assmann - 20. 12. 2020

In der Antisemitismus-Debatte verhärten sich die Fronten. Dies ist Ausdruck einer Polarisierung, in der auch Diffamierung und Stigmatisierung betrieben werden.

(...) In den 14 Statements der „Initiative GG 5.3. Weltoffenheit“ stand dies im Mittelpunkt: die Berufung auf das Grundgesetz und die Anerkennung des Rechts der Existenz Israels. Zudem hat sich die Gruppe in ihrem Plädoyer vom BDS klar distanziert und dies in vielen Statements explizit wiederholt. Dennoch dreht sich die Auseinandersetzung im Grunde um nichts anderes als die als toxisch empfundene Gefahr, die von diesem sehr heterogenen Bündnis ausgeht.

Das S in BDS steht für Sanktionen. Sanktionen sind ein politisches Mittel, von dem gegenwärtig viel zu hören ist, zum Beispiel als Unterstützung der EU für die belarussischen Demonstranten in ihrem Protest gegen Alexander Lukaschenko. Es ist ferner unstrittig, dass der BDS zwar medial hochgespielt wird, aber in seiner Wirkung sehr beschränkt ist. Der Kampf gegen den BDS dagegen ist jedoch höchst wirkungsvoll. Wenn es ihn nicht gäbe, müsste man ihn erfinden, denn er eignet sich, wie ein israelischer Journalist festgestellt hat, hervorragend als Waffe, wie sie inzwischen in mehreren Ländern von verbündeten Regierungen im Kampf gegen liberale Positionen eingesetzt wird.

In Deutschland hat das BDS-Argument jedoch noch eine ganz andere Stoßrichtung. Es lautet: „Boykott gegen Israel entspricht dem Nazi-Boykott ‚Kauft nicht bei Juden!‘“. Der darauf folgende Satz lautet dann regelmäßig: „Wehret den Anfängen!“ Man kann sich vorstellen, dass das für Jüdinnen und Juden eine traumatische Erinnerung ist. Palästinenser dagegen haben keinen Bezug dazu. Aber den Deutschen geht der Vergleich tief unter die Haut.

Was in der Hitze des Gefechts jedoch kaum noch auffällt: Dieser Satz ist eine skandalöse Verharmlosung des 1. April 1933. Er setzt nämlich den gewaltfreien Warenboykott der Palästinenser gegen Produkte aus den besetzten Gebieten gleich mit der Gewalt einer Diktatur, die soeben den Arier-Paragraphen gegen die jüdische Minderheit per Gesetz verabschiedet hatte. Die Aktion, die von   >>>

 

 

Abraham Melzer
Die Antisemiten-Macher.

Deutschland, Israel und die neue Rechte
Westend Verlag Frankfurt/ Main
ISBN 978-3-86489-183-0
18 Euro
 

Rezension - Wider die Hysterie um die Kritik an Israels Politik - Abi Melzer klagt in seinem neuen Buch die Zionisten und ihre Anhänger als Erfinder des „neuen Antisemitismus“ an - Arn Strohmeyer


„Abraham Melzer aber hat sich um die geistige Kultur in diesem Lande verdient gemacht, indem er einen Akt der Zensur unterlief. Kein wirklicher Antisemitismus könnte dieser Kultur so nachhaltig schaden wie ein hysterischer Verdächtigungseifer, der hinter jedem israelkritischen Wort einen verkappten Antisemiten wittert. Wir brauchen kritische Wachsamkeit, und an ihr fehlt es nicht. Den Korrektheitsfanatismus von Großinquisitoren brauchen wir nicht und feigen Gehorsam ebensowenig.“ Hans Krieger, Bayerischer Rundfunk


Die Antisemiten-Macher - Dr. Ludwig Watzal - Das Buch des deutsch-jüdischen Publizisten und Verlegers kommt nicht nur zum rechten Zeitpunkt, sondern dieser hat mit dem Titel in ein Wespennest gestochen. Melzer hatte bereits Räumlichkeiten im Saalbau Gallus ordnungsgemäß gemietet, um sein Buch vorzustellen. Die Stadt Frankfurt, die über die Räume wacht, hatte kurzerhand den Mietvertrag wieder gekündigt. Diese Kündigung wurde vom Amtsgericht Frankfurt für rechtswidrig erklärt.>>>
 


 

 

 

9783864892271

Moshe Zuckermann

Der allgegenwärtige Antisemit

oder die Angst der Deutschen vor der Vergangenheit

 

Zwischen Ressentiments und Realitätsverweigerung. Ein schonungsloser Blick auf die Deutsch-Israelische Geschichte - Ein Ungeist geht um in Deutschland – in der Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus werden wahllos und ungebrochen Begriffe durcheinandergeworfen, Menschen perfide verleumdet und verfolgt, Juden von Nicht-Juden des Antisemitismus bezichtigt. Die Debattenkultur in Deutschland ist vergiftet und die Realität völlig aus dem Blickfeld des Diskurses geraten. Deutsche solidarisieren sich mit einem Israel, das seit mindestens fünfzig Jahren Palästinenser knechtet, und wer das kritisiert, wird schnell zum Antisemiten. Moshe Zuckermann nimmt in seinem Buch den aktuellen Diskurs schonungslos in den Blick und spricht sich für eine ehrliche Auseinandersetzung mit der deutsch-israelischen Geschichte aus.

 

 

 

Ist Antizionismus gleich Antisemitismus?

Arn Strohmeyer

 Eine Antwort auf Kritiker meines Buches Antisemitismus – Philosemitismus und der Palästina-Konflikt. Hitlers langer verhängnisvoller Schatten

Die Verteidiger der israelischen Politik in Deutschland greifen, wenn Kritiker unter Berufung auf die Menschenrechte und das Völkerrecht diese Politik kritisieren, schnell zum Antisemitismus-Vorwurf Arn Strohmeyer untersucht an einem prototypischem Fall – der Kritik des Bremer Grünen-Politikers und Vorsitzenden der Bremer Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) Hermann Kuhn an seinem Buch Antisemitismus – Philosemitismus und der Palästina-Konflikt – die Argumente, auf die sich die Israel-Apologeten dabei stützen. Strohmeyer kommt zu dem Ergebnis, dass die Verteidiger Israels so gut wie ausschließlich ideologisch argumentieren, aber offenbar nur begrenzte Kenntnisse des Zionismus und seiner Geschichte haben. Oder sie tabuisieren und verdrängen die zionistische Realität, weil sie nicht in ihr Wunschbild von Israel passt. Der Antisemitismus-Vorwurf, den sie gegen die Kritiker der israelischen Politik verwenden, erweist sich damit in erster Linie als eine ideologische Waffe, die von Israels Vorgehen gegen die Palästinenser ablenken und Kritik an Israels Vorgehen ausschalten soll.

 

 

Antisemitismus – Philosemitismus und der Palästina-Konflikt.
 Hitlers langer verhängnisvoller Schatten

Der Antisemitismus hat in Europa und speziell in Deutschland zu furchtbaren Verbrechen geführt, die im Holocaust der Nationalsozialisten ihren monströsen Höhepunkt erfuhren. Es versteht sich von selbst, dass besonders die westlichen Gesellschaften den Antisemitismus ächten und auf jede Form des erneuten Auftretens dieser Form des Rassismus äußerst sensibel reagieren. Der Antisemitismus-Vorwurf steht deshalb in den aktuellen politischen Auseinandersetzungen ständig im Raum. Die Frage ist aber: Handelt es sich dabei wirklich um das Auftreten von echtem Antisemitismus oder wird dieser Vorwurf von Lobbygruppen nicht auch interessenbestimmt für das Erreichen bestimmter politischer Ziele instrumentalisierend eingesetzt?

Dieser Frage geht das vorliegende Buch nach. Der Autor stellt dabei fest, dass die historischen Veränderungen im Judentum selbst auch Folgen für den Antisemitismus-Begriff mit sich gebracht haben. Im Judentum gab es immer die beiden spaltenden Tendenzen der Absonderung, Abschottung und Isolation einerseits und der uni­versellen Offenheit und Weltzugewandtheit andererseits. Durch die Entstehung des Staates Israel und die ihn tragende ethnisch-nationalistische Ideologie des Zionismus hat die erste Richtung deutlich die Dominanz erlangt, die Universalisten sind im Judentum eher zu einer Randgruppe geworden. Da Israel den Anspruch erhebt, das ganze Judentum zu vertreten (was die Universalisten wiederum nicht anerkennen), hat der Anti­semitismus-Begriff sich in der Weise verändert, dass er nicht mehr allein Hass auf Juden wegen ihres Jude-Seins meint, sondern nun jede Kritik an Israel und seiner äußerst um­strittenen Politik gegenüber den Palästinensern als solchen bezeichnet.

Dieser Definition widersprechen aber die Universalisten, die sich für das Einhalten der jüdi­schen Ethik von Versöhnung und Nächstenliebe, Menschenrechten und Völkerrecht einsetzen.

Der heute gängige und im öffentlichen Diskurs benutzte Antisemitismus-Begriff erweist sich deshalb sehr oft als ein manipulativ und instrumentalisierend vorgebrachtes Argument, das einzig das Ziel verfolgt, die ethnischnationalisti­schen Interessen Israels zu vertreten und ein­zufordern, nicht aber als ein probates Mittel, über diese Form des Rassismus aufzuklären und sie zu bekämpfen.

 
Gegen diese Form des Missbrauchs und der ideologischen Instrumentalisierung des Anti-Antisemitismus wendet sich dieses Buch. Dass dieser Missbrauch besonders in Deutschland überhaupt möglich ist, hängt nicht zuletzt mit dem als Folge der nationalsozialistischen Ver­brechen vorherrschenden Schuldgefühl gegenüber Juden und dem daraus abgeleiteten Philosemitismus zusammen.

Es wird dabei oft übersehen, dass Philosemitismus und Antisemitismus sehr eng zusammenhängen und dass ers­terer für eine verzerrtes Bild gerade im Blick auf den Nahost-Konflikt verantwortlich ist. Auch dieser Phänomen unterzieht der Autor einer ausführlichen Analyse. Er plädiert deshalb für eine realitätsbezogene Beurteilung des Konflikts und für eine im Sinne universalistischer Werte gerechte Lösung auch für die Palästinenser.
 

Arn Strohmeyer: Antisemitismus – Philosemitismus und der Palästina-Konflikt.
Hitlers langer verhängnisvoller Schatten,
Gabriele Schäfer Verlag Herne,
ISBN 978-3-944487-30-4, 17.80 Euro

 

Antisemitismus - Philosemitismus und der Palästina-Konflikt - Rezension von Dr. Ludwig Watzal - Auch 70 Jahre nach dem unfreiwilligen Abtreten des "Großen Diktators" von der Weltbühne leidet Deutschland immer noch am Nazi-Syndrom. Von "Bewältigung" oder "Aufarbeitung" der Geschichte kann nur einschränkend die Rede sein. >>>
 

 

 

Wider den Mainstream. - Plädoyers gegen Israels Palästina-Politik und den Antisemitismus-Vorwurf als politische Waffe.

Gabriele Schäfer Verlag Herne, ISBN 978-3-944487-65-6, 17 Euro

Der Journalist Arn Strohmeyer, ein guter Kenner der politischen Verhältnisse im Nahen Osten, hat die Ergebnisse seiner Recherchen schon in mehreren Büchern vorgelegt. Regelmäßig schreibt er auch Artikel für Zeitschriften und Internetportale, besonders das Palästina Portal. In dem hier vorliegenden Band sind Beiträge von ihm aus der letzten Zeit zusammengefasst. Im Fokus seines Interesses steht dabei die Politik Israels, die er mit ihrem völkerrechts- und menschenrechtswidrigen Vorgehen gegen die Palästinenser für das Leiden dieses Volkes und damit auch für den Konflikt zwischen beiden Völkern verantwortlich macht. Er sieht vor allem in dem Ziel der zionistischen Ideologie, ganz Palästina ohne Palästinenser zu besitzen, den Grund für die Unmöglichkeit, einen gerechten Frieden zu erreichen. Strohmeyers Interesse gilt aber auch dem deutsch-israelischen Verhältnis, das – belastet durch die Verbrechen der NS-Vergangenheit – von vielen Fehlentwicklungen geprägt ist. Eine der schlimmsten Erscheinungen in diesem Zusammenhang ist der im deutschen Mainstream üblich gewordene Antisemitismus-Vorwurf bei jeder Kritik an der verhängnisvollen Politik Israels, dass also das Eintreten für Menschenrechte und Völkerrecht als „Judenhass“ diffamiert wird. Gegen diesen schändlichen Missbrauch politisch-moralischen Denkens und für das Erreichen einer Friedenslösung, die den Namen verdient, engagiert sich der Autor in seinen Schriften zu diesem Thema.

 

 

 

 

 

Was meinen wir, wenn wir von »Antisemitismus« sprechen? - Vortrag von Brian Klug (mit Video-Mitschnitt, auf Englisch)

Die genaue Definition von Antisemitismus ist höchst umstritten und nicht selten Gegenstand von hitzigen Debatten und Polemik. Der Britische Philosoph Brian Klug erläutert die Möglichkeiten, Antisemitismus zu identifizieren und verfolgt die Spuren und Positionen der verschiedenen Antisemitismus-Diskurse.

Video-Mitschnitt des Vortrags What do we mean when we say »antisemitism«?
von Brian Klug, gehalten auf der Tagung Antisemitism in Europe Today: the Phenomena, the Conflicts (auf Englisch), 8. November 2013; Jüdisches Museum Berlin
Antisemitism in Europe Today: the Phenomena, the Conflicts

Der Vortrag ist eine Veranstaltung im Rahmen der Tagung Antisemitism in Europe Today: the Phenomena, the Conflicts, die vom Jüdischen Museum Berlin, der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft und vom Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin organisiert wird.

Hier finden Sie die gesamte Online-Publikation mit allenTagungsbeiträgen (in englischer Sprache). >>>

Brian Klug - What Do We Mean When We Say ‘Antisemitsm’? - pdf/234.07 KB/englisch Download  >>>
 

 

Was heißt Antisemitismus? Response auf Brian Klug Detlev Claussen (pdf)  >>>

 

Mit dem Nationalstaatsgesetz entscheidet Israels religiöse Rechte, wer ein Jude ist

Israels Nationalstaatsgesetz sieht das Judentum nicht als eine vielfältige Religion, sondern als eine Identität, die die Vorherrschaft über andere Menschen garantiert - auch über andere Juden.
Etan Nechin - 20. Dezember 2020 - Übersetzt mit DeepL

Es wird erwartet, dass Israels Oberster Gerichtshof diese Woche seine erste Anhörung zu 15 Petitionen gegen das jüdische Nationalstaatsgesetz abhält. Das im Juli 2018 verabschiedete Grundgesetz, das Israel offiziell als exklusives nationales Heimatland des jüdischen Volkes definiert, wird zunehmend dazu benutzt, palästinensische Bürger zu enteignen und ihre Sprache und Kultur aus der israelischen Gesellschaft auszuschließen.

Als selbsternannter "jüdischer Staat" basieren weite Teile des israelischen Rechts seit seinen Anfängen auf der Exklusivität eines bestimmten Volkes, darunter das Absentee Property Law (1950), das Law of Return (1950) und das Citizenship and Entry in Israeli Law (2003). In diesem Sinne ist das Gesetz keine Perversion, sondern eine Fortsetzung der Politik des Staates gegenüber den Palästinensern in den letzten mehr als 70 Jahren.

Dennoch ist das Gesetz eine alarmierende Wendung. Während das Unrecht des Krieges von 1948 und der Besatzung von 1967 wohl durch komplexe historische Umstände entstanden ist und andere diskriminierende Gesetze auf weniger explizite Weise geschrieben wurden, ist das Nationalstaatsgesetz ein juristisches Dokument, das Israels unmissverständlichen Wunsch signalisiert, rassische und religiöse Vorherrschaft festzuschreiben.
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Das Gesetz zementiert aber nicht nur die systematische Ungleichheit, es versucht auch, radikal neu zu definieren, was es bedeutet, Jude zu sein. Es zementiert die Rassenhierarchie innerhalb der jüdischen Gemeinden Israels, indem es das kulturelle Erbe der Juden aus den Ländern des Nahen Ostens auslöscht und die nationale Definition des Judentums gegenüber seiner religiösen Bedeutung bevorzugt. Als solches wird die bevorstehende Gerichtsverhandlung nicht nur ein Kampf um die Seele Israels als Nation sein, sondern auch darum, was Judentum und Jüdischsein bedeuten.

Seit Israels erster Premierminister David Ben Gurion 1947 seinen so genannten "Status quo"-Brief an die orthodoxen jüdischen Führer schickte, gab es einen langfristigen Pakt zwischen säkularen und religiösen Gruppen in Israel, um eine Änderung der kommunalen Definitionen des Judentums zu vermeiden.

Gemäß dieser Vereinbarung würde die säkulare Gesellschaft mit Einschränkungen in Bereichen wie dem Transport am Sabbat, Gesetzen rund um Heirat und Tod und anderen arbeiten. Im Gegenzug würden die religiösen Gemeinden bei bestimmten Abweichungen vom Rabbinat, Israels oberster jüdischer Religionsbehörde, ein Auge zudrücken, etwa bei der Einwanderung von Hunderttausenden von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion, die vom Rabbinat nicht als jüdisch anerkannt werden.

Die gesetzliche Definition, wer ein Jude ist, durch das Nationalstaatsgesetz wird diesen Status quo beenden. Verabschiedet von der am weitesten rechts stehenden, nationalistisch-religiösen Regierung in der Geschichte des Landes, entlarvt das Gesetz die Heuchelei der religiösen Rechten in Israel: Die einzige Definition, die sie vorschlagen kann, um jüdisch zu sein, ist "kein Araber." Das Judentum wird nicht als eine lebendige Religion mit Manifestationen auf der ganzen Welt definiert, sondern als eine staatliche Identität, die die Überlegenheit über Menschen anderen Glaubens unter seiner Herrschaft garantiert, ebenso wie über Juden, die außerhalb Israels leben. Mit anderen Worten: In Israel ist das Judentum ein Synonym für Macht.
Enge Definition des Judentums

Wenn der Oberste Gerichtshof das Grundgesetz bestätigt, wird Israel an einem Punkt sein, an dem es kein Zurück mehr gibt. Es wird nicht nur die rassische und religiöse Vorherrschaft verfassungsmäßig verankern, sondern das Gesetz könnte Israels Beziehungen zu jüdischen Gemeinden auf der ganzen Welt kappen, auf die sich der Staat seit Jahrzehnten verlassen hat, um die internationale öffentliche Meinung zu seinen Gunsten zu beeinflussen.

Für die israelische Gesellschaft ist die "Diaspora" ein toter Ort. Es ist bezeichnend, dass die einzige staatlich sanktionierte Auslandsreise für jüdische Studenten in Israel nicht zu einem Treffen mit anderen Juden in New York oder Paris führt, sondern nach Auschwitz. Israel sieht sich selbst als den einzigen lebensfähigen Ort, an dem das Judentum existieren kann, und seine enge Definition des Judentums als die einzige, die es wert ist, legitimiert zu werden.

In ähnlicher Weise hat das israelische Rabbinat immer die meisten jüdischen Gemeinden in den Vereinigten Staaten ausgeschlossen und erkennt weder das Reform- noch das konservative Judentum an. Wie durch einen göttlichen Zufall verhaftete die israelische Polizei am selben Tag, an dem das Nationalstaatsgesetz verabschiedet wurde, einen konservativen Rabbiner, weil er eine Hochzeit durchführte, die nicht vom Rabbinat sanktioniert war.

Die Verachtung wird von hohen israelischen Beamten geäußert. In Bezug auf reformierte und konservative Juden sagte der ultraorthodoxe Innenminister Aryeh Deri: "Wenn das das Judentum ist, will ich nichts damit zu tun haben", und fügte hinzu, dass nicht-konservative Juden zum Untergang des Judentums führen würden. Der rechtsextreme Politiker Naftali Bennett behauptete, die wahre Bedrohung für die Juden in der Diaspora sei nicht der einheimische Terrorismus oder der Iran, sondern die Assimilation. Selbst nach dem Massaker am Tree of Life im Jahr 2018 sprachen viele Offizielle zwar ihr Beileid aus, hielten sich aber damit zurück, den Tree of Life eine Synagoge zu nennen.
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Israelische Politiker wettern gegen den Iran wegen seiner theokratischen Herrschaft, aber Israel selbst ist eines der 22 religiös restriktivsten Länder der Welt. Wenn Religion als politischer Hammer benutzt wird, trifft es zwangsläufig diejenigen, die den Glauben nicht teilen; wenn sie zu einer Staatsideologie wird, schließt sie Menschen aus, die sich vielleicht nicht an alle ihre Lehren halten.

Obwohl jüdische und palästinensische Bürger Israels dem Anschein nach frei sind, ihr eigenes religiöses und staatsbürgerliches Schicksal zu verfolgen, bedeutet daher in Wirklichkeit jede Abweichung von der Staatsideologie, dass man Gefahr läuft, seiner Rechte beraubt zu werden.

In Israel und im Ausland ist es die Pflicht aller Juden, sich diesem Gesetz und seinen Maßnahmen zu widersetzen, um das Judentum als eine blühende, vielfältige Religion zu erhalten. Wenn der Begriff "jüdisch und demokratisch" schon immer auf Messers Schneide gestanden hat, dann könnte diese Entscheidung das Gewicht legen, das ihn für immer spalten wird.   Quelle

 

Politische Kunst
"Israels Held": Denkmal für Anti-Netanjahu-Demonstranten
Aufruf zur Gewalt oder Kampf für die Demokratie? Der israelische Künstler Itay Zalait polarisiert mit seiner Arbeit. Jetzt hat er ein neues Werk geschaffen.

Sarah Judith Hofmann - 21.12.2020

Wer den Rabinplatz in Tel Aviv nicht täglich überquert, könnte glauben, die Statue eines knienden Mannes mit Israelflagge in der Hand stand schon immer hier. 900 Kilogramm Bronze auf einem fünf Tonnen schweren Sockel. Überlebensgroß. Monumental. Sie ist gemacht, um zu überdauern. "Ich wollte etwas schaffen, das massiv ist. Etwas, das die Polizei nicht zerschlagen kann so wie die Demonstrationen", sagt der Künstler Itay Zalait.

Ursprünglich stand die Statue auf dem Pariser Platz in Jerusalem, dem zentralen Ort der Demonstrationen gegen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu, der wegen Korruption angeklagt ist. Doch lange überdauerte sie dort nicht. Ganze vierzig Minuten gelang es dem an sein Kunstwerk geketteten Itay Zalait, standhaft zu bleiben. Dann transportierte die Polizei die Statue mithilfe eines großen Krans ab. "Das war länger, als ich gedacht hatte", meint Zalait und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Er gibt zu, dass er bereits einkalkuliert hat, dass die Statue entfernt werden würde. "Ich mache Performance-Kunst", sagt er. "Die Polizei spielt darin ebenso eine Rolle wie die Statue selbst." Und natürlich spielt auch der Premierminister eine Rolle, der - davon ist Zalait überzeugt - höchstpersönlich dafür gesorgt habe, dass die Statue entfernt wird.

Bereits zwei Mal hat der Künstler Netanjahu in seinen Performances karikiert. 2016 schuf er eine goldene Statue mit dem Titel "König Bibi"  >>>

 

Eine kleine Auswahl weiterer Nachrichten und  Texte,  in meist englischer Sprache
 

Israeli Soldiers Kill A Palestinian In Jerusalem

In last push before Trump exits, GOP tries to erase Palestinian refugees

Palestine will not be liberated in isolation- a look back at the 2011 uprisings

Israeli settlers attack Palestinian vehicles in Bethlehem, injure man in Nablus

Palestinian Injured After Israeli Colonist Rammed Him With Car In Hebron

Palestinian Injured After Israeli Colonist Rammed Him With Car In Hebron

Female Israeli Settler Killed In Northern West Bank

Israeli Forces Shoot, Injure One Palestinian, Detain others in West Bank

Palestinian Accused of Throwing Molotov Cocktail Detained near Qalqilia

How Nas Daily whitewashes Israel’s crimes

Health ministry: 47 new cases of coronavirus among Palestinians in diaspora

Israeli settlers, backed by soldiers, attack Palestinian vehicles near Jenin 

 

 

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