EU-Vertretungen
kritisieren fortgesetzte Häuserzerstörungen im Kontext der
Pandemie-Bekämpfung
09.09.2020
„Die
EU-Vertretungen in Jerusalem und Ramallah sind äußerst besorgt,
dass die israelischen Behörden weiterhin palästinensische
Strukturen in der besetzten Westbank, einschließlich
Ost-Jerusalem, im Jahr 2020 abreißen.
Diese Häuserzerstörungen, darunter auch jene, die mit
finanzieller Unterstützung der EU und ihrer Mitgliedstaaten
(errichtet wurden), haben zur Vertreibung von Palästinensern
geführt und die palästinensischen Gemeinschaften negativ
beeinflusst. Bis zum 31. August wurden allein in Ost-Jerusalem
in diesem Jahr 107 Wohneinheiten und 46 weitere Einheiten
(Geschäfte, Lagerräume etc.) abgerissen,“ heißt es in der
Erklärung.
Diese Häuserzerstörungen wurden trotz des Ausbruchs der
Corona-Pandemie und den verschiedenen Verpflichtungen Israels
als Besatzungsmacht fortgesetzt. In ihrer Erklärung verwiesen
die EU-Vertretungen erneut auf die Position der EU zur
israelischen Siedlungspolitik, die nach internationalem Recht
illegal ist. Sie forderten die israelischen Behörden auf, die
Häuserzerstörungen einzustellen. „Die Fortsetzung dieser Politik
verstößt gegen das Völkerrecht, untergräbt die Umsetzung der
Zwei-Staaten-Lösung und gefährdet die Aussichten auf einen
dauerhaften Frieden in der Region sowie die Möglichkeit, dass
Jerusalem als künftige Hauptstadt beider Staaten fungiert.“
Den englischsprachigen Volltext der Erklärung erhalten Sie
hier. >>>
|

PM zu dem Offenem Brief des Bundesarbeitskreises Gerechter
Frieden in Nahost der LINKEN
Bundesarbeitskreis Gerechter Frieden in Nahost der LINKEN - 9.
9. 2020
Der Bundesarbeitskreis Gerechter Frieden in Nahost der Partei
DIE LINKE hat einen Offenen Brief an Gregor Gysi, den
außenpolitischen Sprecher der Linksfraktion im Bundestag,
geschrieben. Darin protestiert der Bundesarbeitskreis gegen
Gysis Pressemitteilung, in der er die Aufnahme diplomatischer
Beziehungen zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE9
und Israel als “in jeder Hinsicht zu begrüßen” bezeichnet.
Israels Einigung mit den Emiraten zu loben, heißt jedoch der
Regierung Netanjahu bzgl. ihrer geplanten völkerrechtswidrigen
Annexion den Rücken zu stärken.
Angesichts der gravierenden und gegenwärtig zunehmenden Völker-
und Menschenrechtsverletzungen Israels und wegen der
israelischen Ankündigung von Annexionen ist es jetzt wichtiger
denn je, Druck auf die israelische Regierung auszuüben. Genau
dazu hat die Linksfraktion die Bundesregierung in ihrem
Bundestagsantrag vom 1. Juli aufgefordert. Das gilt für andere
Staaten genauso – auch für die VAE. Die VAE machen jedoch das
genaue Gegenteil. Sie belohnen Netanjahu dafür, dass er den
eklatanten Völkerrechtsbruch der Annexion verschiebt. Das heißt
im Klartext, die VAE haben nichts gegen den Völkerrechtsbruch
einzuwenden, wenn er erst später vollzogen wird. Netanjahu
beschrieb die Bedeutung des „Normalisierungsabkommens“, wie es
von der israelischen Regierung auch bezeichnet wird, mit
folgenden Worten: "Wer hätte jemals davon geträumt, dass es ein
Friedensabkommen mit einem arabischen Land geben würde, ohne
dass wir zu den Grenzen von 1967 zurückkehren."
In dieser schwierigen Situation sind die Palästinenser*innen
ganz besonders auf internationale Solidarität angewiesen. DIE
LINKE als internationalistische Partei ist hierbei sehr
gefordert. Dabei darf die Bundestagsfraktion sowie DIE LINKE
insgesamt ihre Aktivitäten nicht auf das Ziel „Verhinderung
weiterer Annexionen“ beschränken. Vielmehr ist die Einhaltung
des Völkerrechts sowie insbesondere ein Ende der Gaza-Blockade
und der Besatzung von Westbank, Ostjerusalem, Gaza und Golan das
Gebot der Stunde. Wir erwarten, dass sich DIE LINKE sowie die
Bundestagsfraktion dafür entschieden einsetzen.
DIE LINKE.
Bundesarbeitskreis Gerechter Frieden in Nahost
Offener Brief An Gregor Gysi
An den Parteivorstand und die Bundestagsfraktion der LINKEN
8. September 2020
Protest gegen die
Pressemitteilung von Gregor Gysi zur Aufnahme diplomatischer
Beziehungen zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und
Israel, weil er damit der völkerrechtswidrigen Politik
Netanjahus den Rücken stärkt
Lieber Genosse Gregor,
wir sind bestürzt über deine Pressemitteilung zur geplanten
vollständigen Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und
den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Es ist uns völlig
unverständlich, wie du dieses Abkommen als "in jeder Hinsicht zu
begrüßen" bezeichnen kannst. Israels Einigung mit den Emiraten
zu loben, heißt, der Regierung Netanjahu bzgl. ihrer geplanten
völkerrechtswidrigen Annexion den Rücken zu stärken.
In deiner Bundestagsrede vom 1. Juli 2020 sagtest du: „Die durch
Israel geplante Annexion muss im Interesse Palästinas, des Nahen
Ostens, des Völkerrechts und Israels selbst verhindert werden.
Wenn sie aber geschieht, soll es keine Sanktionen, aber
unbedingt die von uns vorgeschlagenen Konsequenzen geben, was
schon jetzt deutlich erklärt werden muss, wenn man denn die
Annexion wirklich verhindern will.“ In eurem Antrag an den
Bundestag habt ihr dargelegt, welche Konsequenzen die
Bundesregierung für den Fall der Annexion bereits jetzt
ankündigen sollte: endlich die Militärkooperation mit Israel
aufkündigen, Rüstungsexportstopp für den gesamten Nahen Osten,
Aussetzung des EU-Assoziierungsabkommens, endlich Palästina als
souveränen Staat anerkennen u.a. Wir unterstützen diese
Forderungen, finden es aber falsch, sie an neuerliche Annexionen
zu binden.
Druck auf die israelische Regierung auszuüben ist jetzt
wichtiger denn je. Das gilt für andere Staaten genauso – auch
für die VAE. Die VAE machen jedoch das genaue Gegenteil. Sie
belohnen Netanjahu dafür, dass er den eklatanten
Völkerrechtsbruch der Annexion verschiebt. Das heißt im
Klartext, die VAE haben nichts gegen den Völkerrechtsbruch
einzuwenden, wenn er erst später vollzogen wird. Dieses kleine
Zugeständnis ist Netanjahu sicher nicht schwer gefallen. Ohnehin
ist ja die Westbank fast vollständig unter Israels Kontrolle. Da
ist die diplomatische Anerkennung durch die VAE und eventuell
weiterer arabischer Staaten viel mehr wert als sich bei der
Annexion zu beeilen. Netanjahu beschrieb die Bedeutung des
„Normalisierungsabkommens“, wie es von der israelischen
Regierung auch bezeichnet wird, mit folgenden Worten: "Wer hätte
jemals davon geträumt, dass es ein Friedensabkommen mit einem
arabischen Land geben würde, ohne dass wir zu den Grenzen von
1967 zurückkehren."
Alle Länder der Arabischen Liga haben im Jahr 2002 die Arabische
Friedensinitiative beschlossen. Sie boten Israel die
diplomatische Anerkennung an, wenn Israel sich aus allen seit
1967 besetzten Gebieten zurückzieht, einen palästinensischen
Staat anerkennt und eine gerechte Lösung für die
palästinensischen Flüchtlinge findet. Diese gemeinsame Linie
haben die VAE jetzt durchbrochen.
Die Palästinenser*innen nehmen bei dem Abkommen eine
Geisterrolle ein, über sie wird entschieden - genauso wie bei
dem sogenannten „Deal des Jahrhunderts“ von US-Präsident Trump.
Von beidem sind sie massiv betroffen, jedoch sind sie kein
Verhandlungs- oder Gesprächspartner. Auch spielen die
gravierenden und gegenwärtig zunehmenden Völker- und
Menschenrechtsverletzungen Israels, unter denen die
Palästinenser*innen tagtäglich leiden, bei der Vereinbarung
überhaupt keine Rolle.
Mit Frieden hat das Abkommen sowieso gar nichts zu tun. Seit
langem war es ein offenes Geheimnis, dass Israel und die VAE
zusammenarbeiten. So liefert Israel Überwachungssoftware und
Waffen für die absolutistische Monarchie, in der es keine
Freiheitsrechte gibt, und hilft bei der Ausbildung von
Söldnern, die die VAE in den Kriegen in Jemen und Libyen
einsetzen. Der Grund warum die Zusammenarbeit gerade jetzt
öffentlich von Trump, Netanjahu und Kronprinz Mohammed Bin
Zayed durch eine Erklärung bekannt gegeben wurde, liegt daran,
dass dies große Vorteile für alle beteiligten Machthaber bietet.
Trump braucht Aufwind im Wahlkampf, Netanjahu ist durch die
Korruptionsaffäre und wütende Proteste stark unter Druck.
Mohammed Bin Zayed möchte die VAE als Regionalmacht etablieren,
um seine autokratische Vision über ihre Grenzen hinaus
durchzusetzen. Außerdem erhofft er sich, seine Rüstungskäufe in
den USA und Israel erheblich ausweiten zu können.
So sehr die Normalisierung der Beziehungen zwischen den
arabischen Staaten und Israel zu wünschen ist, so sehr setzt sie
ein Ende der fortgesetzten Unterdrückung und Entrechtung der
Palästinenser*innen und eine Absage an jegliche Annexion voraus.
Mit Verträgen ohne diese Voraussetzung kann sich die israelische
Regierung nur bestätigt sehen und wird weiterhin ohne
internationale Konsequenzen fürchten zu müssen, Völkerrecht und
Menschenrechte ignorieren.
In dieser schwierigen Situation sind die Palästinenser*innen
ganz besonders auf internationale Solidarität angewiesen. DIE
LINKE als internationalistische Partei ist hierbei sehr
gefordert. Dabei darf die Bundestagsfraktion sowie DIE LINKE
insgesamt ihre Aktivitäten nicht auf das Ziel „Verhinderung
weiterer Annexionen“ beschränken. Vielmehr ist die Einhaltung
des Völkerrechts sowie insbesondere ein Ende der Gaza-Blockade
und der Besatzung von Westbank, Ostjerusalem, Gaza und Golan
das Gebot der Stunde. Wir erwarten, dass sich DIE LINKE sowie
die Bundestagsfraktion dafür entschieden einsetzen. |
ILC.108/DG/APP - Internationale Arbeitskonferenz, 108. Tagung,
2019
pdf Datei - 66 Seiten
Bericht des Generaldirektors
Beilage - Die Lage der Arbeitnehmer der besetzten arabischen
Gebiete

Einleitung
Dieser Bericht des
Generaldirektors stellt die Ergebnisse der jährlichen Missiondes
IAA nach Israel und in die besetzten arabischen Gebiete vor, die
beauftragt war, die Situation der Arbeitnehmer in diesen
Gebieten zu bewerten. Sie erfolgte im Einklang mit der
Entschließung über die Auswirkungen der israelischen Siedlungen
in Palästina und anderen besetzten arabischen Gebieten im
Zusammenhang mit der Lage der arabischen Arbeitnehmer, die von
der Internationalen Arbeitskonferenz auf ihrer 66.Tagung (1980)
angenommen worden war.
Wie in den
vergangenen Jahren untersuchte die Mission die Lage der
Arbeitnehmer des besetzten palästinensischen Gebiets (des
Westjordanlandes, einschließlich Ost-Jerusalems, und von Gaza)
und des besetzten syrischen Golan.
Die Vertreter des
Generaldirektors ließen sich von den Grundsätzen und Zielen
leiten, die in der Verfassung der Internationalen
Arbeitsorganisation einschließlich der Erklärung von
Philadelphia sowie in der Erklärung der IAO über grundlegende
Prinzipien und Rechte bei der Arbeit und der Erklärung der IAO
über soziale Gerechtigkeit für eine faire Globalisierung
niedergelegt sind.
Sie
orientierten sich auch an den von der Internationalen
Arbeitskonferenz angenommenen Entschließungen sowie an den in
den einschlägigen internationalen Arbeitsnormen enthaltenen und
von den Aufsichtsgremien der IAO aufgestellten Grundsätzen.3.
Bei der Prüfung
aller anstehenden Fragen, sowohl während der Mission als auch
bei der Ausarbeitung dieses Berichts, ließen sich die Vertreter
des Generaldirektors wie üblich von den einschlägigen Normen des
humanitären Völkerrechts und internationalen
Menschenrechtsnormen leiten, insbesondere vom Haager Abkommen
von 1907 (betreffend die Gesetze und Gebräuche des Landkrieges)
und vom Vierten Genfer Abkommen von 1949 (über den Schutz von
Zivilpersonen in Kriegszeiten)
. Die Mission
orientierte sich an den einschlägigen Resolutionen der
Generalversammlung und des Sicherheitsrats der Verein-ten
Nationen, insbesondere an den Resolutionen 242 (1967), 338
(1973), 497 (1981), 1397 (2002), 1515 (2003), 1850 (2008), 1860
(2009) und 2334 (2016) des Sicherheitsrats.
Sie berücksichtigte
auch das Gutachten des Internationalen Gerichtshofs vom 9. Juli
2004 (IGH, 2004).4.
Der Generaldirektor
betraute Frank Hagemann, Stellvertretender Regionaldirektor des
IAO-Regionalbüros für die arabischen Staaten und Leiter des
Fachunterstützungsteams für menschenwürdige Arbeit für die
arabischen Staaten, mit der Leitung der Mission. 1
Wie bereits in
früheren Berichten dargelegt, hat die israelische Regierung
ihren Standpunkt in der Frage des Golan wie folgt formuliert:
„Ziel der Mission des IAA ist die Sammlung von Informationen für
den Bericht des General-direktors über die besetzten arabischen
Gebiete. Die Regierung Israels vertritt den Standpunkt, dass der
Golan, auf den die israelische Gesetzgebung, Rechtsprechung und
Verwaltung angewendet worden sind, heute kein solches Gebiet
ist.
Unter diesem
Gesichtspunkt ist der Mission des IAA als Zeichen des guten
Willens und unter allem Vorbehalt die Genehmigung zum Besuch des
Golan erteilt worden.
Die Entscheidung,
einen solchen informellenBesuch zu erleichtern, darf keinen
Präzedenzfall darstellen und steht nicht im Widerspruch zum
Standpunkt der Regierung von Israel.“ Es wird daran erinnert,
dass der Golan von Israel 1981 einseitig annektiert wurde und
dass der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in seiner
Resolution 497(1981) Israel auffordert, den niemals von den
Vereinten Nationen anerkannten Beschluss, den Golan zu
annektieren, rückgängig zu machen.
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PLO-Exekutivmitglied
Dr. Ashrawi: Plünderungen archäologischer Stätten in Palästina
müssen gestoppt werden
Es ist ein „Akt der Plünderung und kulturellen Aneignung“. Mit
scharfen Worten kritisierte PLO-Exekutivmitglied Dr. Hanan
Ashrawi die Entscheidung der israelischen Besatzungsbehörden,
die Stätten Deir Samaan und Dei Qal’a zu beschlagnahmen.
07.09.2020
Beides sind
„wichtige archäologische Stätten in der Region um Salfit“, so
Dr. Ashrawi. Sie bezeichnete dieses Vorgehen als „letzten
Schritt in einem mehrstufigen, absichtlichen Plan, der seit 10
Jahren fortgesetzt wird und darauf abzielt, diese beiden Stätten
an die nahegelegenen illegalen Siedlungen anzuschließen,“ so Dr.
Ashrawi.
Auch andere historische Stätten, darunter Sebastia und die
Battir-Terassen, die zum Weltkulturerbe gehören, seien im Visier
der israelischen Besatzungsbehörden. "Der systematische
israelische Diebstahl archäologischer Stätten in Palästina ist
illegal und unmoralisch. Diese Orte sind ein Beweis für die
tiefen Wurzeln und die Geschichte des palästinensischen Volkes
in unserem Land. Sie sind Teil unserer Geschichte und Identität.
Deshalb ist Israels systematische Annexion historischer und
archäologischer Stätten der ultimative Akt an Grausamkeit und
Aggression.“
Dr. Ashrawi erinnerte daran, dass Israel als Besatzungsmacht
systematisch palästinensische archäologische Stätten an sich
reißt, um das Land zu kolonisieren und das palästinensische Volk
zu ersetzen. „Dieses Regime greift nicht nur die Gegenwart des
palästinensischen Volkes an und beraubt es seiner Zukunft,
sondern will auch unsere kollektive Vergangenheit und unser
historisches Narrativ sich einverleiben. Da die Trump-Regierung
ihr politisches und wirtschaftliches Gewicht einsetzt, um
internationale politische Anerkennungen für Israel zu erpressen,
treibt die israelische Regierung ihre systematische und geplante
Annexion palästinensischen Landes, seiner Ressourcen und seines
kulturellen Erbes voran.“
Abschließend rief PLO-Exekutivmitglied Dr. Ashrawi die
Internationale Weltgemeinschaft auf, einzugreifen und diesen
Plünderungen in Palästina ein Ende zu setzen.
Quelle
Den englischsprachigen Volltext der Erklärung von Dr. Ashrawi
können Sie hier einsehen. |
Israel:
Geheime Prozesse zur Inhaftierung eines nicht verurteilten
palästinensischen Wohltätigkeitsarbeiters unter Scheinanklage
Asa Winstanley - 5. September 2020

Israelische
Streitkräfte halten den 64-jährigen Palästinenser Hayri Khanoun
während eines Protests gegen die geplante illegale israelische
Siedlung in der Region im Dorf Shufa der Stadt Tulkarm im
Westjordanland am 01. September 2020 fest [Nedal Eshtayah].
Die Freilassung des führenden palästinensischen Boykott-,
Desinvestitions- und Sanktionsaktivisten Mahmoud Nawajaa im
vergangenen Monat war eine willkommene Erinnerung daran, dass
die Macht des Volkes funktionieren kann.
Als Nawajaa Ende Juli mitten in der Nacht von einer Bande
israelischer Soldaten entführt wurde, versammelte das Boykott-,
Entflechtungs- und Sanktions-Nationalkomitee in Palästina seine
weltweiten Unterstützer.
Der Aufruf ging hinaus, und Menschen auf der ganzen Welt
antworteten und forderten seine Freilassung. Er wurde nach einer
19-tägigen Haft ohne Anklage oder Prozess freigelassen.
"Die israelische Besatzung und das siedlerkoloniale
Apartheid-Regime haben mich verhaftet, um die BDS-Bewegung zu
behindern, ihr Bild zu verzerren und ihre Aktivisten
einzuschüchtern", erklärte Nawajaa.
"Druck wirkt. Anhaltender globaler Druck wirkt sogar noch
besser. Ich bin all denen zutiefst dankbar, die Apartheid-Israel
unter Druck gesetzt haben, mich freizulassen. Ihre Solidarität
hat mir Kraft gegeben und meine Hoffnung am Leben erhalten, mit
meiner liebenden Familie und der BDS-Familie im weiteren Sinne
wieder vereint zu werden.
So glücklich dieses Ereignis auch war, Nawajaa ist nur einer von
Tausenden palästinensischen politischen Gefangenen, die unter
schwersten Bedingungen in israelischen Kerkern festgehalten
werden.
Die palästinensische Gefangenenrechtsgruppe Addameer sagt, dass
es derzeit 4.500 von ihnen gibt, darunter 160 Kinder, und 360
"Verwaltungshäftlinge" - also solche, die ohne Anklage oder
Prozess auf unbestimmte Zeit festgehalten werden.
Einer von ihnen war Daoud Talat Al-Khatib, der am Mittwoch im
Alter von nur 45 Jahren an einem offensichtlichen Schlaganfall
starb.
Der Palestinian Prisoners Club machte Israel für die
medizinische Vernachlässigung Al-Khatibs verantwortlich. Er war
nur Monate vor dem Ende seiner 18-jährigen Haftstrafe gestorben.
Es war eine eindringliche Erinnerung daran, dass die politischen
Gefangenen Palästinas unter der Besatzung weiterhin leiden, Jahr
für Jahr, Monat für Monat. Die Außenwelt vergisst ihre Namen,
aber das palästinensische Volk selbst schätzt die Gefangenen
seines Befreiungskampfes in höchstem Maße.
Dieser Kampf nimmt alle möglichen Formen an.
Erinnern
Sie sich an den Namen Mohammed El-Halabi?
Er ist nun seit vier Jahren wegen des "Verbrechens" der
humanitären Arbeit in israelischen Gefängnissen eingesperrt.
Lesen Sie: 115 Gerichtsauftritte und Zählungen: Der Vater des
"Humanitären Helden" Mohammed El-Halabi spricht
El-Halabi ist der Gaza-Programmdirektor der christlichen
Hilfsorganisation World Vision. Nach Angaben seiner Familie wird
El-Halabi gefoltert, damit er ein "Geständnis" ablegt, dass er
den "Terrorismus" in Gaza finanziert hat.
Sein Vater, Khalil El-Halabi, ist ein Veteran der UNRWA, der
Organisation der Vereinten Nationen für palästinensische
Flüchtlinge. Er sagte der Elektronischen Intifada, dass er
darauf bestanden habe, dass an den Schulen der Organisation
sowohl Menschenrechts- als auch Holocaust-Unterricht angeboten
werden müsse.
"Wir erziehen unsere Kinder zur Achtung der Menschlichkeit,
unabhängig von Rasse oder Religion", erklärte er. "Dieser
Respekt wird meinem Sohn nicht zuteil, der im Gefängnis sitzt,
wo er physisch und psychisch gefoltert wird für etwas, das er
nicht getan hat. Ist das der Frieden, von dem Israel spricht?"
Das berichtete der palästinensische Journalist Amjad Ayman Yaghi
aus Gaza: "Khalil ist überzeugt, dass Israel seinen Sohn
benutzt, um humanitäre Programme in Gaza ins Visier zu nehmen.
Es wird für Israel weitaus einfacher sein, internationale
Hilfsprogramme für Gaza einzudämmen, wenn es ein "Geständnis"
von El-Halabi (egal wie gezwungen) hat, dass er die Gelder einer
großen internationalen Wohltätigkeitsorganisation veruntreut
hat.
Die Anklagen Israels gegen El-Halabi sind in transparenter Weise
fabriziert und wurden nicht in öffentlicher Gerichtsverhandlung
geprüft. Er war in den letzten vier Jahren fast 150 - meist
geheimen - Gerichtsverhandlungen ausgesetzt, und sein Anwalt
wurde beispiellosen Einschränkungen unterworfen. Ihm wurde eine
Einigung im Strafverfahren angeboten, die er jedoch abgelehnt
hat.
Amnesty International hat seine Internierung verurteilt und
erklärt: "Geheime Prozesse sind die eklatanteste Verletzung des
Rechts auf eine öffentliche Anhörung. Diese Gerichtsverfahren
hinter verschlossenen Türen abzuhalten, würde jede erlangte
Verurteilung unhaltbar machen".
Die Anklage gegen El-Halabi wurde nicht einmal mit viel Mühe
fabriziert. Sie sind transparent ausgeheckt und fiktiv.
Ihm wird vorgeworfen, Hilfsgelder in zweistelliger Millionenhöhe
an die Hamas, die regierende palästinensische politische Partei
im Gaza-Streifen, die ebenfalls einen bewaffneten Flügel hat,
umgeleitet zu haben.
Aber es gibt eine große Lücke in dieser Geschichte: Laut World
Vision betrug der Betrag, den er gestohlen haben soll, in
Wirklichkeit mehr als das Doppelte des gesamten Budgets des
Hilfsprogramms der Organisation in Gaza.
Es wäre unmöglich gewesen, dass ein solcher Betrag
"verschwunden" wäre.
Sowohl World Vision als auch die australische Regierung (die die
Wohltätigkeitsorganisation finanziert hat) haben gründliche,
forensische Untersuchungen durchgeführt und festgestellt, dass
die israelischen Anschuldigungen unbegründet sind.
Im Jahr 2017 gab das australische Außenministerium World Vision
und El-Halabi frei. "Unsere eigene laufende forensische Prüfung
hat keine subvertierten Gelder aufgedeckt, und zu hören, dass
die DFAT [das Ministerium] sagt, ihre Untersuchung sei ebenfalls
nicht konsequent und sei eine sehr gute Nachricht", enthüllte
der Leiter von World Vision Australien.
Dass El-Halabi dem Druck seiner israelischen Folterknechte so
lange standhält, ist ein Akt des Widerstands gegen das
israelische Besatzungsregime, der nicht weniger heroisch ist als
bewaffneter Widerstand.
Quelle
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