An:
Auswärtiges Amt Nahostbeauftragter Herr Schlaudraff
- Bitte setzen Sie sich für die Freilassung
von Mohammad Faisal Abu Sakha ein! - Wolfgang Pfannekuch -
Sehr geehrter Herr Schlaudraff, Ich schließe mich dem
Appell des Herrn Ekkehart Drost, Göttingen, vom 01.01.2016 und
24.12.2015 an. Als Rechtsanwalt und Notar a.D., der sowohl
jüdische als auch palästinensische Freunde hat, war ich ca.
dreißig Jahre auch als Strafverteidiger tätig und kann es nur
schwer hinnehmen, wenn ich von solchen Verfahren erfahre.
Die Überlebens -und Rechtslage für die Palästinenser wird immer
schwieriger, und es verwundert eher, dass bei dieser
restriktiven, häufig gegen völkerrechtliche Grundsätze
verstoßenden Politik der israelischen Regierung - und
Administrativhaft gehört u.a. leider dazu - nicht noch mehr
Bewohner der besetzten Gebiete, in der Westbank und in Gaza, den
einzigen Ausweg aus Ohnmacht und Verzweiflung im Terrorismus
suchen.
Bei aller Sympathie und Verständnis für das Recht der Israelis auf
Verteidigung ihres Lebensraums dürfen weder die Rechte der
Palästinenser als völkerrechtlich minderwertig angesehen noch
die Palästinenser als Menschen zweiter Klasse behandelt werden.
In einem Staat darf es keine zweierlei Gesetzeslagen für die
Bevölkerung geben. - Inzwischen haben das glücklicherweise auch
die UN mit der Resolution vom Dezember 2015 noch deutlicher
betont.
Auch Deutschland als Freund des jüdischen Volkes hat sich angesichts der
eigenen schlimmen Vergangenheit aufzuraffen und darf nicht nur,
sondern muss den Freund kritisieren, wenn dieser auf politischen
und völkerrechtlichen Abwegen unterwegs ist und sich langfristig
dadurch nicht nur selbst gefährdet und schädigt, sondern einen
steten, für die gesamte Region brandheißen Konfliktherd
aufrechterhält. Nur partnerschaftliches Zusammenleben kann allen
Menschen auf unserem einzigen verfügbaren lebenswerten Planeten
- insbesondere denen im gesamten Nahen Osten - eine erträgliche
menschenwürdige Zukunft sichern.
Herr Drost steht mit seinem ganzen Engagement und seiner Erfahrung hinter
der versöhnlichen Idee des friedlichen Miteinanders. Auf
sein 2013 erschienenes Buch
Hoffen auf das Wunder
(Untertitel: Meine Begegnungen mit Palästinensern, Israelis und
Deutschen),
ISBN: 978-3-944487-06-9 darf ich als Leser hinweisen. -
Hochachtungsvoll Wolfgang Pfannekuch
Ekkehart Drost - Sehr geehrter
Herr Schlaudraff, soeben erreichte mich die Meldung, Mohammad
Faisal Abu Sakha sei am 14.Dezember ohne Anlaß und Anklage am
Zaatara Checkpoint auf dem Weg von Jenin nach Ramallah verhaftet
worden. Faisal Abu Sahha war auf dem
Wege vom Jenin nach Ramallah, um dort ein Konzert zu besuchen.
Seine Inhaftierung dauert nun bereits eine Woche in einem
Militärgefängnis in der Westbank an. Sie kennen gewiss die
Bedingungen in der Administrativhaft. Sie wissen dann auch über
die dort psychischen und physischen Gewaltanwendungen, von den
s.g „enhanced Interrogations“ zur Erzwingung von
„Geständnissen“.
Mohammad Faisal Abu Sakha ist seit 2007 Mitglied der
Palästinensischen Zirkusschule zunächst als Student und seit
2011 als Vollzeitdozent und Artist. Mohammad Faisal Abu Sakha
geht in seiner Arbeit auf, vor allen Dingen auch in seinem
sozialen Engagement in der Schule. Er ist bekannt dafür, dass er
anderen auf magische Art und Weise ein Lächeln in Gesicht
zaubern kann. Sein ganzes Leben widmet er dem Zirkus.
Am 22. Dezember um 8.00 Uhr fand eine Militärgerichtsverhandlung
statt mit der Intention, ihn als Administrativhäftling
unbegrenzt ohne anwaltlichen Beistand und Verurteilungsgrund
festhalten zu können. Für Herrn Mohammad Faisal Abu Sakha und
seine Familie, seine Schüler und gerade die Kinder in Palästina
ist seine Freilassung ein dringender Schritt, um das Leben und
das emotionale Überleben der Heranwachsenden zu sichern, die es
sich nicht ausgesucht haben, in diesem entheiligten Land unter
Apartheidszuständen leben zu müssen. Was, so ist zu fragen,
wollen die israelischen Behörden damit erzielen? Wollen sie die
jungen Menschen Palästinas noch tiefer in Frustration – und
Gewaltbereitschaft zu deren „Überwindung“ treiben?
Setzen Sie sich jetzt für Mohammad Faisal Abu Sakha ein, denn,
wie es in unserem Grundgesetz heißt: die Würde des Menschen, und
zwar aller Menschen, ist unantastbar. Wie wollen wir das
Weihnachtsfest feiern, besinnlich das Neue Jahr beginnen, wenn
wir nicht das uns Mögliche unternehmen, dass das oben
geschilderte Unrecht verhindert wird?
Darum meine dringende Bitte an Sie: werden Sie bitte umgehend
aktiv, warten Sie nicht erst auf Anweisungen aus dem Amt in
Berlin. Natürlich sind auch diese notwendig.Dann können wir,
können Sie die kommenden Tage genießen, im Wissen, das uns
Mögliche getan zu haben. Mit herzlichen Grüßen Ekkehart
Drost |