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Friedlicher, Gewaltloser Widerstand in Palästina - Seite 4

 

Friedlicher Widerstand in der Westbank, 9. September 2011

 

B’Tselem: “Show of Force” in Nabi Saleh - Die israelische Armee verweigert den Bewohnern des Westbankdorfes Nabi Saleh das Recht zu demonstrieren und setzt unverhältnismässige Gewalt gegen die Demonstrationsteilnehmer ein. Zu dieser Schlussfolgerung kam die israelische Menschenrechtsorganisation B’Tselem nach der Dokumentation von vier Freitagsprotesten des Dorfes im Juni und Juli diesen Jahres.


Der am 12. September veröffentlichte Bericht „Show of Force“ berichtet über die systematischen Behinderungen des grundlegenden Rechte der Demonstranten und dem massiven regelwidrigen Einsatz von „Mengenkontrollmitteln“ durch die israelischen Streitkräfte: Jeden Freitag werden Strassenblockaden vor dem Dorf errichtet, um den Zugang für Demonstrationsteilnehmern von aussen zu blockieren. Die Demonstration wird für illegal erklärt und das Dorf zur „geschlossenen militärischen Zone“.

Die Demonstranten werden von Soldaten daran gehindert, das Ziel des Protestes zu erreichen, eine Quelle und Felder im Besitz des Dorfes, worauf israelische Siedler seit Herbst 2009 Anspruch erhoben haben. Israelische Soldaten feuern Tränengasprojektile direkt auf die Menschen, in Verletzung von Armeeregeln, und in grossen Mengen mitten im Dorf.

Hunderte von Dorfbewohnern werden so eingeschüchtert und dazu gezwungen, in den mit Tränengas gefüllten Häusern zu bleiben. An einem Freitag wurden sogar Kinder, die Luftballons und Drachen zur Demonstration mitführten, beschossen; an einem anderen Freitag fanden die Mitarbeiter von B’Tselem 150 verschossene Tränengaskanister. Tränengas und Schockgranaten werden massiv eingesetzt, auch wenn die Demonstranten keine Gefahr für die Soldaten darstellen und sich friedlich verhalten.


Angesichts der erwarteten Massendemonstrationen anlässlich des palästinensischen Antrags auf UN Mitgliedschaft am 20. September betont B’Tselem, dass die israelische Armee das Recht der Palästinenser auf die Organisation und Teilnahme von Demonstrationen respektieren und ihre Reaktion auf palästinensische Demonstranten so sorgfältig abwägen muss wie die zuständigen Verantwortlichen bei Demonstrationen in Israel.

Show of Force: Israeli Military Conduct in Weekly Demonstrations in a-Nabi Saleh, B’Tselem,
http://www.btselem.org/publications/summaries/201109_show_of_force

B’Tselem: Israel denies ‘right to protest’ in West Bank, Maan, 12.
September 2011;
http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=419305

 

Bassem Tamimi: Gerichtsverhandlung erneut verschoben - Die für Anfang September angesetzte, erste Anhörung von Zeugen im Fall eines prominenten Mitglieds des Bürgerkomitees Nabi Saleh wurde erneut verschoben und soll erst am 21. September stattfinden. Bassem Tamimi, ein Organisator der gewaltlosen Proteste im Westbankdorf Nabi Saleh, wurde Ende März festgenommen und angeklagt, ‘illegale Proteste’ im Dorf organisiert zu haben. Tamimis Frau Nariman kommentierte dazu: “


Mein Mann vegetiert in ihrem Gefängnis dahin, weil er es wagte, friedliche Proteste gegen den Diebstahl unseres Landes zu organisieren, aber bis heute hat der Richter nicht den geringsten Beweis gehört. Aber ihre Vergeltungsmassnahmen werden uns nicht aufhalten – wir werden weiterhin unseren Frieden und unsere Rechte verlangen.”
http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2011/09/09/sunday-hearing-in-bassem-tamimis-trial-cancelled-by-military-prosecution/



UN: Israel vergrössert die Zahl der Checkpunkte in der Westbank
- Die durchschnittliche Zahl der nicht permanenten ‚fliegenden‘ Checkpunkte der israelischen Armee in der Westbank hat seit letztem Jahr erheblich zugenommen, von etwa 350 zwischen Juli 2007 bis Juni 2010 auf beinahe 500 zwischen Juni 2010 und Juli 2011, berichtete das UNO-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten [OCHA-United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs to the Occupied Palestinian Territories]am 12. September 2011.


Die Zahl der Angriffe von israelischen Siedlern in der Westbank auf Palästinenser erhöhte sich ebenfalls: Vom 24. August bis 6. September 2011wurden 253 Palästinenser angegriffen, im Vergleich zu 207 im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres.


Die Demolierung von drei Häusern des illegalen Siedlungsaussenposten Migron am 5. September durch die israelische Armee führte zu Vergeltungsanschlägen der Siedler, sogenannten Preisschildattacken, auf palästinensische Gemeinden, eine Moschee und Olivenhaine. [Erstmals war auch eine israelische Militärstation das Ziel von Vandalismus durch israelische Siedler.]

Im Zeitraum zwischen dem 24. August bis zum 6. September führte die israelische Armee 93 Such- und Verhaftungsoperationen in der Westbank durch, bei denen 71 Palästinenser festgenommen wurden.



OCHA berichtete, dass dieses Jahr 287 Gebäude im Besitz von Palästinensern im besetzten palästinensischen Territorium zerstört wurden
, davon 140 Wohnhäuser. 755 Menschen, davon 409 Kinder verloren ihre Zuhause; über 95% der Demolierungen fanden in der Zone C statt. Palästinensern ist das Bauen in etwa 70 % der Zone C nicht möglich, weil das Land für die Benutzung durch israelische Siedlungen oder die israelische Armee reserviert ist. In den verbleibenden 30% der Zone C erschweren andere Regeln das Erhalten einer Baugenehmigung erheblich, sagte OCHA. In der Praxis ist Palästinensern der Hausbau auf weniger als einem Prozent der Westbank möglich, wo die israelische Zivilbehörde, der zivile Arm der israelischen Armee in der Westbank, einen Bebauungsplan erstellt hat; dieses Land in der Zone C ist zum grossen Teil bereits dicht besiedelt. OCHA zufolge haben die israelischen Siedlungen in der gleichen Zone C keine Schwierigkeiten bei der Genehmigung ihrer Baupläne.

UN: Israel increased checkpoints in West Bank, 12. September 2011, WAFA;
www.wafa.ps/english/index.php?action=detail&id=17328
 


Israelische Armee blockiert Dörfer durch Erdwälle
- Ende August errichtete die israelische Armee mehrere Strassenblockaden in den südlichen Hebronhügeln entlang der Schnellstrasse 317 und blockierte den Haupteingang zu mehreren palästinensischen Dörfern, berichteten zwei internationale Hilfsorganisationen am 12. September. Nach Informationen von Operation Dove und Christian Peacemaker Teams begleitete die israelische Armee die Bulldozer, die den ganzen Tag Erdhügel an den Ortseingängen aufhäuften.


Im betroffenen Dorf Wadi Jehesh halfen Mitglieder der israelischen Menschenrechtsorganisation Ta’ayush am nächsten Tag bei der Entfernung des Erdwalls; 12 Ta’ayush Aktivisten und zwei internationale Friedensaktivisten wurden von der israelischen Militärpolizei festgenommen.


Diese Strassenblockaden bestehen meist aus Erde, Steinen oder Zementstücken. In den Dörfern dieser Region, die vorwiegend von der Landwirtschaft und Schafhaltung leben, führen diese Blockaden neben den zu erwartenden Einschränkungen für den individuellen Autoverkehr und die Notfallfahrzeuge zu Engpässen bei der Wasserversorgung: Diese Dörfer haben keinen Anschluss an ein Wasserversorgungsnetz und erhalten ihr Wasser durch Tankwagen.

Die Dorfbewohner sind bei der Feldarbeit und dem Weiden ihrer Tiere häufigen Angriffen durch israelische Siedler ausgesetzt. 2005 errichtete die Armee eine Strassenblockade im gleichen Gebiet, deren Entfernung Ende 2006 von einem israelischen Gericht gefordert wurde. Die israelische Armee ignorierte das Urteil mehrere Monate lang
und wurde ein Jahr später zu einer Geldstrafe verurteilt.

Israeli army closes off Palestinian villages , September 12, 2011,
WAFA, http://english.wafa.ps/index.php?action=detail&id=17327
 



Gewaltlose Proteste in vier Westbankdörfern: Unterstützung für Gang zur UN
- Bei ihren Freitagsprotesten am 9. September 2011 demonstrierten die Bewohner in den Dörfern Bil’in, Ni’lin, Nabi Saleh und Al-Ma’sara und Solidaritätsaktivisten aus dem Ausland vor allem in Unterstützung des palästinensischen Antrags auf Mitgliedschaft bei der UN Ende September.1)

Einige palästinensische Politiker schlossen sich der Demonstration in Bil‘in nach dem Freitagsgebet an. Israelische Soldaten setzten grosse Mengen von Tränengas ein und machten ein friedliches Demonstrieren unmöglich: Dutzende von Protestteilnehmern litten nach dem Inhalieren von Tränengas bei ihrem Protestmarsch zur israelischen Mauer; ein palästinensisches Fernsehteam musste beim Filmen in Deckung gehen, als sie mit Tränengas angegriffen wurden.

Und Tränengaskanister verursachten einen Brand in einem nahegelegenen Olivenhain, der einige Bäume zerstörte, bevor die Dofbewohner das Feuer löschen konnten.


Im Nachbardorf Ni’lin marschierten die Dorfbewohner zusammen mit israelischen und internationalen Aktivisten zur Mauer, wo sie nach wenigen Minuten von israelischen Soldaten angegriffen und mit Tränengas beschossen wurden.


Die Dorfbewohner von Nabi Saleh trugen einen Sarg mit gebrochenen Versprechen bei der Demonstration, um die „Seele der Oslo –Verträge“ symbolisch zu Grabe zu tragen.

 Israelische Soldaten feuerten scharfe Munition und Tränengas auf die Demonstranten und blockierten den Protestzug zu Dorfland, auf das Siedler der nahegelegenen israelischen Kolonie Anspruch erhoben haben.

Später drangen die Soldaten im Dorf ein und beschossen Häuser im Dorf mit Tränengas; viele Dorfbewohner mussten behandelt werden, weil sie unter der Folgen der Tränengasinhalierung litten.


Bewohner des Dorfes Beit Ummar beteiligten sich am Protest der etwa 60 Demonstranten in Nabi Saleh und beschrieben, dass sie auf dem Weg zum Demonstrationsziel auf einem Hügel am Dorfrand von Soldaten aufgehalten und unter dem Beschuss mit Tränengas zurückgedrängt wurden. Gegen Ende des Tages besetzten die Soldaten ein Haus etwa eine halbe Stunde lang und feuerten Tränengaskanister auf die Menschen in
der Strasse. 2)

In der südlichen Westbank versammelten sich etwa 50 Dorfbewohner von Al Ma’sara und Solidaritätsaktivisten aus den Nachbardörfern und dem Ausland nach dem Freitagsgebet und versuchten, über eine von Israel gebaute Strasse zu ihrem Dorfland zu marschieren. Israelische Truppen griffen den Protest am Ortsausgang an und drängten die Teilnehmer mit Gewehrkolben und Schlagstöcken ins Dorf zurück. Auch hier wurden viele Menschen wegen der Nachfolgen der Tränengasinhalierung behandelt.


Muhammad Brijiyeh wurde willkürlich aus der Gruppe gegriffen und festgenommen. Eine halbe Stunde lang wurde der Protest fortgesetzt und Muhammads Freilassung gefordert. Schliesslich wurde das Gebiet zur „geschlossenen militärischen Zone“ erklärt. Muhammad wurde einige Stunden später ohne offizielle Anklageerhebung freigelassen.3)

Anfang der Woche hatten sich zahlreiche Palästinenser im Dorf Al-Walaja westlich von Bethlehem versammelt, um zusammen mit Israelis und Internationalen gegen die Zerstörung von Bäumen bei der Konstruktion der israelischen Trennmauer zu demonstrieren. Ein Palästinenser und ein Israeli wurden festgenommen. Israelische Bulldozer hatten etwa 100 Bäume entwurzelt, die Dorfbewohnern von Al-Walaja gehören.

1)Palestinians hold non-violent protests in four West Bank villages,
10. September 10, 2011, IMEMC & PNN;
http://www.imemc.org/article/61993
2) http://palestinesolidarityproject.org/2011/09/12/israeli-army-occupy-homes-in-al-nabi-saleh-after-demonstration/
3) http://palestinesolidarityproject.org/2011/09/09/one-palestinian-arrested-at-al-masara-demonstration/

 


Beit Ommar: Nächtliche Razzia und Festnahmen
- In den frühen Morgenstunden des 11. September drangen israelische Soldaten im Dorf ein, feuerten Tränengas und Schockgranaten ab und kreisten drei Häuser ein. Dutzende von Soldaten stürmten diese Häuser und nahmen drei junge Männer fest: Munib Jkahed, 17 Jahre alt, Nadim Khalil, 21, Student und den 25-jährigen Fares Al-Owewy. Als ihre Rechtsanwälte die Festgenommenen am Sonntag nachmittag im Gefängnis Gush Etzion besuchten, berichteten alle drei, dass sie im Verlauf des Verhörs mehrfach zum Unterschreiben eines Dokumentes aufgefordert wurden, in dem die Organisatoren der örtlichen friedlichen Proteste gegen die Besatzung anklagt werden, Kinder zum Steine werfen angehalten zu haben.

Diese Taktik wird von der israelischen Armee in den Dörfern des friedlichen Widrestandes wiederholt eingesetzt, um ein gerichtliches Vorgehen gegen prominente Aktivisten zu rechtfertigen.
http://palestinesolidarityproject.org/2011/09/12/israeli-army-raid-beit-ommar-arrest-three/


Beit Ommar: Grosse nächtliche Zerstörung eines Feldes
- Am Montagmorgen kamen einige Bauern aus Beit Ommar zur Feldarbeit auf ihrem Land an und entdeckten, dass ein grosses Feld mit Traubenstöcken, etwa zwei Quadratkilometer, in der Nacht zerstört wurde. Der Besitzer, Mahmoud Ahmad Coql, wurde sofort informiert und eine grosse Menge versammelte sich, Dorfbewohner, Presse, internationale Aktivsten – was wiederum die Aufmerksamkeit der israelischen Armee und der israelischen Polizei auf sich zog.


Das Ausmass der Zerstörung auf dem Feld war zu viel für Mahmoud, beim Anblick der zerstörten Trauben bekam er Atemnot und Schmerzen in der Brust.

Während eine Ambulanz des Roten Halbmondes ankam und ihn behandelte, begannen Soldaten und Polizisten mit dem „Sammeln von Beweisen“. Wenn Mahmoud wiederhergestellt ist, werden er und die anderen Bauern ihre Stellungnahmen auf der israelischen Polizeistation abgeben.

Mahmouds Feld wird Tag und Nacht von den Kameras der benachbarten israelischen Siedlung Karmei Tsur überwacht, die den in der vergangenen Nacht begangenen Zerstörungsakt zweifellos aufgenommen haben.


Israelische Siedler von fünf Siedlunskolonien in der Umgebung von Beit Ommar greifen Bauern bei der Feldarbeit regelmässig an; manchmal wird bei einem Angriff das Einkommen einer ganzen Erntesaison für eine
Familie zerstört.
http://palestinesolidarityproject.org/2011/09/12/settlers-destroy-beit-ommar-farmers-crops/



Gaza: Hamas gegen Grossdemonstrationen im September
- Der Koordinator der Popular Resistance Campaign, Mahmud Az-Ziq, der regelmässige Proteste gegen die von Israel auferlegte No-Go Zone im
Grenzbereich des Gazastreifens organisiert, berichtete am Mittwoch, dass Hamas keine Massenproteste zur Unterstützung des Antrags auf Mitgliedschaft in der UN durch die Palästinensische Autorität erlaubt.
Hamas habe politische Gruppen und Organisationen in Gaza informiert, dass sie Aktionen der breiten Bevölkerung für den Gang zur UN nächste Woche nicht unterstützen, sagte Az-Ziq und fügte hinzu, dass einige Gruppen über die Entscheidung der Hamas enttäuscht sind.
Hamas ‘opposes popular protests’ in support of UN bid, Maan,
8.September 2011;
http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=418450
 

Übersetzt und zusammengefasst von Martina Lauer

Friedlicher Widerstand in der Westbank, 2.- 6. September 2011

 

Nilin: WikiLeaks-Die gewaltlosen Demonstrationen in der Westbank verursachen zunehmende Frustration bei der israelischen Besatzungsarmee - Ein am 1. September 2011 veröffentlichtes Kabel der amerikanischen Botschaft aus Tel Aviv enthüllt, dass Israelis im Februar 2010 zunehmend mit den friedlichen Protesten von Palästinensern in der Westbank, vor allem in Bil’in und Ni’lin, frustriert waren. Das von WikiLeaks herausgegebene Kabel berichtet, dass Vertreter der israelischen Armee warnten, „ dass die IDF mit grösserem Nachdruck gegen diese Demonstrationen vorgehen will, selbst Demonstrationen, die friedliche erscheinen“. Das Bürgerkomitee Ni’lin weist in seiner Zusammenfassugn vom 6. September 2011 vor allem auf ein weiteres Zitat aus dem Dokument hin:

„Demonstrationen, die weniger gewaltsam sind, haben eher den Effekt der Behinderung der IDF,“ sagte der Generalmajor Amos Gilad vom israelischen Verteidigungsministerium gegenüber amerikanischen Gesprächspartnern, „wir sind nicht sehr gut darin, einen auf Gandhi zu machen.“ 

http://www.nilin-village.org/2011/09/06/wikileaks-%E2%80%93the-non-violent-demonstrations-in-the-west-bank-are-becoming-increasingly-frustrating-the-iof/


 

Weitere Zitate aus dem Kabel: IDF: Bevölkerung weiss nicht, warum sie demonstriert! - „Nach dem Besuch von zwei dieser ‚sogenannten friedlichen Demonstrationen‘ sagte Generalmajor Mizrachi, dass er nicht wisse, worum es bei diesen [Demonstrationen] gehe; die Dörfer seien nicht in der Nähe der Barriere und sie hätten keine Probleme mit der Bewegungsfreiheit oder mit  Siedlern. Mizrachi versicherte, dass die palästinensischen Dorfbewohner die Gründe für die Demonstrationen auch nicht wüssten, und sagte, dass sie nur demonstrierten, weil sie dazu aufgefordert wurden.“

„Auf Befehl von Mizrachi trafen sich der Westbank -Kommandeur Nitzan Alon und der Vertreter der Zivilbehörde in der Westbank, Poli Mordechi, kürzlich mit den Kommandeuren der palästinensischen Sicherheitskräfte, um eine unmissverständliche Aufforderung zu überbringen, dass sie diese Demonstrationen stoppen müssen, oder die IDF wird [handeln]. Mizrachi versicherte, dass er es vorziehen würde, diese Demonstrationen nicht aufzulösen, dies aber tun wird, wenn er muss. Viele dieser Demonstrationen werden von ’verdächtigen Leuten‘ organisiert, sagte Mizrachi, und er hat vor, Organisatoren von Demonstrationen zu verhaften, die ‚keinem Zweck dienen‘ als dem, die Bevölkerung aufzustören.“

http://www.cablegatesearch.net/cable.php?id=10TELAVIV344
http://www.haaretz.com/print-edition/news/israel-defense-officials-idf-fully-prepared-to-cope-with-mass-palestinian-protests-1.382536


 

Nabi Saleh: Wir fordern ein Ende von Oslo - Ungefähr sechzig Bewohner des Westbankdorfes Nabi Saleh hielten am 2. September die erste Freitagsdemonstration nach Ramadan ab und forderten ein Ende der Besatzung, die durch ein Festhalten an den Oslo-Verträgen und dem  „Friedensprozess“ aufrechterhalten wird, berichteten die Anarchists Against the Wall.

Der Demonstrationszug konnte das Dorf verlassen und einen Hügel  erreichen, von dem man die Quelle des Dorfes und das umgebende Land sehen kann, ein Gebiet, das die Siedler aus der nahegelegenen israelischen Kolonie annektieren wollen. Die israelische Armee und die Grenzpolizei beschossen die Demonstranten aus verschiedenen Richtungen und feuerten Tränengasprojektile in und um die Häuser des Dorfes, was eine friedliche Demonstration unmöglich machte. Diese Massnahmen führten zu Zusammenstössen zwischen den israelischen Streitkräften und unbewaffneten Zivilisten, die Steine warfen, um eine Eindringen der Armee ins Dorf zu verhindern. Zeitweise feuerten die Israelis scharfe Munition über die Köpfe der Zvilisten. Einige Teilnehmer wurden von den vielen Tränengaskanistern getroffen und verletzt.

https://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2011/09/06/nabi-saleh-demonstration-the-people-wants-the-end-of-oslo/

 

Al Walaja: Widerstand angesichts drohender Einschliessung durch die Mauer - Nach Einschätzung von Sheerin al-Araj, Mitglied des Bürgerkomitees Al-Walaja, ist der Plan Israels für das Dorf klar: “ Sie können es sich nicht leisten, Menschen mit Gewalt zu vertreiben, vor den Kameras, mit kleinen Kindern und Frauen, die weinen und schreien. Also machen sie es mit mehr Strategie, indem sie das Leben für uns unerträglich machen. Und das Leben wird unerträglic, wenn wirklich eine Mauer gebaut wird, eine Siedlung, ein Tor, wo wir alle Geiseln eines 18-jährigen [israelischen Soldaten]sein werden, der für uns entscheiden wird, wann wir gehen und wann wir kommen können,” erklärte sie. 1)

Das Dorf befindet sich nahe an der Grünen Linie. Die Bewohner kämpfen seit Jahren gegen Hausdemolierungen, Landkonfiszierung, die Ausdehnung den nahegelegenen Siedlungen von Gilo und Har Gilo und die Konstruktion einer neuen israelischen Kolonie Givat Yael. Al- Araj weist daraufhin, dass ein Ausbau des Dorfes blockiert ist und deshalb die Bewohner das Dorf verlassen müssen. “ Das ist ein Prozess der ethnischen Säuberung”.

Die geplante Route der Mauer wird das  2500 Einwohner zählende Westbankdorf in ein Freiluftgefängnis verwandeln, der Kontakt zur Aussenwelt  nur durch eine Serie von Tunneln möglich. Bauern werden den Zugang zu ihren Feldern nur durch ein Tor haben, das die israelische Armee kontrolliert wird und mit einem Passierschein von den israelischen Behörden.

Die Bewohner waren angesichts der geplanten Einkesselung des Dorfes vor das Oberste Israelische Gericht gegangen, um gegen den Verlauf der Mauer vorzugehen, aber am 22. August 2011 wurde ihre Antrag zurückgewiesen. In der Begründung schrieb die Vorsitzende des Gerichtes, Dorit Beinisch, dass „der den Antragstellern durch die Barriere zugefügte Schaden durch die enormen Sicherheitsvorteile der Barriere ausbalanciert wird.“ Terroristen auf dem Weg nach Israel würden in der Mauer ein weiteres Hindernis „beim Ausführen ihrer mörderischen Pläne“ finden.2)

Sheerin al-Araj verweist darauf, dass Al Walaja nur wenige hundert Meter von der Grünen Linie entfernt ist und eine Sicherheitsbarriere dort errichtet werden könnte, ohne das Dorf einzuschliessen. „Die Mauer wurde so geplant, damit das Dorf von allen Seiten eingeschlossen und ein Tor am Eingang installiert werden kann.“

 

Geschichte der Vertreibung und Annexion - Vor der ethnischen Säuberung Palästinas in den Jahren 1947/1048 lebten etwa 1600 Menschn im alten Dorf Al Walaja. Zusammen mit etwa 750 000 Palästinensern wurde die Mehrheit der Dorfbewohner vertrieben und das Dorf verlor 70% seines Landes. Die Flüchtlinge setzten ihr Leben in Lagern bei Bethlehem und Jerusalem oder in Jordanien und dem Libanon fort. Die etwa einhundert verbleibenden Dorfbewohner gründeten ein neues Al-Walaja, etwa zwei Kilometer vom ursprünglichen Dorf entfernt. Mit dem Beginn der israelischen Besetzung der Westbank 1967 annektierte Israel etwa die Hälfte des verbliebenden Dorflandes, um das Stadtgebiet von Jerusalem zu vergössern. 1970 wurde mehr Land für den Bau der nach internationalem Recht illegalen Kolonien Gilo und Har Gilo konfisziert.

Die Einkreisung des Dorfes durch die israelische Mauer ist ein weiteres Kapitel in der Geschichte des Dorfes, das seit Jahrzehnten um sein Überleben kämpft. Und internationales Recht auf seiner Seite hat: Im Juli 2004 urteilte der Internationale Gerichtshof, dass Israels Mauer in der Westbank gegen internationales Recht verstosse und Israel „unverzüglich die Konstruktionsarbeiten an der Mauer beenden muss, die auf besetztem palästinensischem Territotium gebaut wird...“.

 

Israels Mauer ist “Teil des kolonialen Systems” - Jamal Juma von der Stop the Wall Kampagne beschreibt die Mauer als Werkzeug der Kontrolle und Unterdrückung der Palästinenser und betont, dass Verprechen der israelischen Behörde gegenüber Bauern, den Zugang zu ihren Feldern durch die Mauer und Tore nicht zu behindern, in der Vergangenheit nicht erfüllt wurden. „ Die Erfahrung zeigt, von Qalqilya und Tulkarem bis Jenin, dass die Tore entlang der Mauer zum grössten Teil für die  Menschen geschlossen wurden,“sagte Juma zur Electronic Intifada. „Sie setzten dies als Werkzeug ein, Schritt um Schritt, Tag um Tag, damit die Leute es aufgeben, ihre Land zu erreichen. Es ist lachhaft.“ Er fügte hinzu, dass Al Walaja die Tragödie der Palästinenser repräsentiere und das 1948 begonnene koloniale Projekt der Zionisten in Israel dem Dorf bis heute nachfolge.

 

Al Walaja leiset Widerstand - In den vergangenen Wochen haben Palästinenser, Israelis und internationale Aktivisten gegen den Mauerbau, die Landannexionen in Al Walaja und die Zerstörung wertvoller Olivenbäume demonstriert. Die israelische Armee reagierte mit militärischer Gewalt, mit Tränengas, Schockgranaten und sogar dem Einsatz scharfer Munition; dutzende wurden verhaftet. Sheerin al-Araj betont, dass der Wille des Dorfes trotz der negativen Entscheidung des israelischen Gerichtes ungebrochen ist: „Wir werden weiterhin unsere Aktionen fortsetzen und an verschiedenen Aspekten des zivilen Widerstandes arbeiten. Ich glaube nicht, dass wir aufhören, auch wenn sie die Mauer fertiggebaut haben. Es ist ein fortgesetzter Kampf.“

1)Siehe: Israeli court rejects al-Walaja’s appeal against wall, Jillian Kestler-D'Amours, The Electronic Intifada, 29 August 2011

2)Zitiert in Top court turns down Palestinian case on barrier,” The Jerusalem Post, 24. August 2011).

Weiteres Material der Journalistin und Dokumentarfilmmacherin Jillian Kestler-D’Amour kann man hier fiden: http://jkdamours.com.

http://electronicintifada.net/content/israeli-court-rejects-al-walajas-appeal-against-wall/10328


 

EU: “Grosse Besorgnis” angesichts des Mauerbaus um Al Walaja - Die Missionen der EU in Jerusalem und Ramallah haben die geplante Route der israelischen Mauer um das Westbankdorf Al Walajah verurteilt, weil die Mauer von der „Grünen Linie“, der Waffenstillstandslinie von 1967 zwischen Israel und der Westbank abweicht; die israelischen Kolonien Gilo und Har Gilo befinden sich so auf die Westseite, der Israel zugewandten Seite der Mauer. Die EU Vertretungen weisen in ihrer Stellungnahme daraufhin, dass die Mauer Al Walaja vollkommen einschliessen wird und der Anschluss des Dorfes zur Westbank nur durch eine Strasse möglich ist. Die Barriere wird den Zugang viele Bewohner zu ihrem Land verwehren. Die Vertretungen wiederholen, dass „die Barriere nach internationalem Reecht illegal ist, wo sie auf besetzten Land gebaut wird.“

http://www.popularstruggle.org/content/european-union-condemns-projected-path-wall-al-walajah


 

Ein Friedhof der Bäume - Mazin Qumsijeh, Professor an der Birzeit Universität und Aktivist, beschreibt die Vorgäng am Bauplatz der israelischen Mauer in Al Walaja am 6. September in seinem Blog Popular Resistance

„Eine Entschuldigung, dass ich öfter schreibe als die üblichen 2-3 Nachrichten pro Woche; aber unser Herz brach, als wir bei unserer Ankunft herausfanden, dass die Israelis die Entwurzlung palästinensischer Olivenbäume in Al Walajah heute zum grössten Teil bereits durchgeführt hatten. Der alte Bauer Mohammed Al-Atrash (Abu Wajih) stand vollkommen schockiert, sprachlos und fragte sich, wo die Menschlichkeit an diesem schwarzen Tag sei.

Die israelische Behörde hatte den richtigen Tag gewählt: Es war der Tag der Rückkehr zur Schule und Arbeit, nach den fünf Feiertagen zum Eid-Fest am Ende des heiligen Fastenmonats Ramadan. Sie brachten massive Sicherheitskräfte vom Sonnenaufgang an und kreisten ein Gebiet von mehr als einer Quadratmeile ein und erklärten es zur geschlossenen militärischen Zone. Keine Medienpräsenz war erlaubt (so viel für „Demokratie“) und so konnten wir die Zerstörung nicht einmal filmen, nur die Auswirkungen. Dutzende von Olivenbäumen, Za’rur, Mandelbäumen und Kiefern wurden zerstört.“

Fortsetzung des Artikels: A Graveyard for Trees, 6. September,Mazin Qumsiyeh – IMEMC,  http://www.imemc.org/article/61951

 

 

Vergeltungsangriff von Siedlern auf eine israelische Militärstation - Das Yesha Council of Settlements, das die israelischen Siedler in der Westbank repräsentiert, verurteilte eine „Preisschild“ Operation einer Gruppe von israelischen Siedlern gegen eine israelische Militärbasis.

Die Täter waren in eine Werkstatt auf der Basis eingedrungen und hatten die Reifen und Kabel von 13 Armeefahrzeugen zerschnitten. Nach Informationen von Haaretz sprühten die Siedler das Wort „Price Tag“ an die Wand und Graffiti, die auf die Zerstörung eines illegalen Aussenposten durch die israelische Armee in der Nähe von Ramallah in der zentralen Westbank verwiesen. Die israelische Armee wurde damit erstmals das Ziel eines Vergeltungsangriffes durch israelische Siedler in der Westbank, die eine Politik der Vergeltungsmaßnahmen  als Reaktion auf  jede Beschneidung ihrer Siedlungsaktivitäten angekündigt hatten.

In Reaktion auf die Demolierung des Aussenpostens Migron durch israelische Soldaten haben Siedler bereits am 5.September eine Moschee in der Nähe von Nablus in Brand gesetzt und Palästinenser bei Hebron angegriffen.1)

Der palästinensische Politiker und Aktivist Mustafa Barghouti charakterisierte den Brandangriff auf eine Moschee in der nördlichen Westbank  gegenüber Ma’an als Zeichen der Zusammenarbeit zwischen der israelischen Regierung und jüdischen Siedlern, um  die palästinensische Bevölkerung vor dem bevorstehenden Antrag der Palästinensischen Autorität [PA] auf Mitgliedschaft in der UN anzugreifen.

Bei dem Anschlag auf die Moschee am Montag hatten die Täter Graffiti und den Davidsstern auf die Wände gesprüht, mit den Worten „Mohammed ist ein Schwein“ auf Hebräisch und einem Verweis auf zwei illegale Aussenposten, die von der israelischen Armee demoliert wurden: „Migron und Eli Ayn sind soziale Gerechtigkeit.“

Am Montag hatten Siedler weitere Vergeltungsmassnahmen gegen  Palästinenser unternommen: Siedler aus der Kolonie Betar Illit hatten palästinensische Felder in der Nähe von Betlehem mit Abwässern überflutet, während Siedler palästinensisches Land in Burin bei Nablus in Brand setzten.

Die israelische Tageszeitung Haaretz hatte über die Massnahmen der israelischen Armee in Vorbereitung auf den Gang der PA vor die UN im September und erwartete Massenproteste berichtet. Die israelische Armee trainierte die Sicherheitschefs und ihre Teams aus den israelischen Siedlungen in der Westbank, um auf palästinensische Protestmärsch auf die Siedlungen zu reagieren. Die meisten Siedler haben bereits Gewehre und Pistolen; zusätzlich erhielten sie Tränengas und Schockgranaten.

Die PA verurteilte den Brandanschlag auf die Moschee am Montag als „terroristischen Akt“ und machte die israelsiche Regierung dafür verantwortlich, weil die Schuldigen dieser Anschläge nicht zur Verantwortung gezogen würden.

Die jährlichen Statistiken der israelischen Menschenrechtsorganisation Yesh Din belegen, dass neun von zehn Polizeiuntersuchungen von Siedlerangriffen nicht zu Gerichtsverfahren führen.2)

1)Settlers Vandalize An Israeli Military Base, As A "price Tag" Act, 7. September 2011, George Rishmawi - IMEMC & Agencies , http://www.imemc.org/article/61968

2)Barghouthi: Settlers could commit massacre, Ma’an news, 5. September 2011, http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=417776

http://www.haaretz.com/print-edition/news/israel-defense-officials-idf-fully-prepared-to-cope-with-mass-palestinian-protests-1.382536

 

Übersetzt und zusammengefasst von Martina Lauer

Friedlicher Widerstand in der Westbank, 26. August 2011

 

Nabi Saleh: Neuer Gerichtstermin für Bassem Tamimi - Am 4. September 2011 wird das Militärtgerichtsverfahren gegen Bassem Tamimi fortgesetzt. Zeugen der Anklage werden erstmals öffentlich aussagen, darunter der 14 jährige Islam Dar Ayyoub Tamimi, dessen Geständniss von der Militärstaatsanwaltschaft als Basis für die Anklagen gegen Bassem Tamimi, einem langjährigen Aktivisten gegen die Besatzung aus dem Westbankdorf Nabi Saleh, benutzt wird. 1)

Bassem Tamimi hatte bei der ersten Gerichtssitzung Anfang Juni die gegen ihn erhobenen Anklagepunkte kategorisch zurückgewiesen und erklärt, dass er die Legitimität des Militärgerichtsverfahrens nicht anerkenne. Am 14. Juni hatte die EU während der 17. Sitzung des UN Menschenrechtsrates Tamimis Inhaftierung kritisiert.

Bassem Tamimi wurde Ende März 2011 festgenommen und in der Sitzung am Sonntag werden die Vorwürfe gegen ihn zum ersten Mal vor Gericht verhandelt. Ende Juni war bereits ein Gerichstermin angesetzt; die Anhörung musste verschoben werden, weil Zeugen der Anklage einfach nicht vor Gericht erschienen waren. Bassem ist bereits fünf Monate im Gefängnis.

Am Sonntag wird  Islam Tamimi aus Nabi Saleh erstmals in den Zeugenstand treten; seine Aussagen während eines langen nächtlichen Verhörs wurden von der Militärstaatsanwaltschaft als Basis für die Anklagen zitiert. Am 23. Januar dieses Jahreswaren Einheiten der israelischen Armee in der Nacht in sein Haus in Nabi Saleh eingedrungen und hatten ihn unter Androhung von Waffengewalt entführt. Der Vierzehnjährige wurde direkt im Anschluss an diese traumatische Festnahme mehrere Stunden verhört und die Anwesenheit eines Elternteils verweigert, seinem Rechtsanwalt wurde der Zugang zu Islam erst gestattet, nachdem der Junge ein Geständnis (auf Hebräisch) unterschrieben hatte;  Islams Verteidigungsteam stellte deshalb einen Antrag auf  Unzulässigkeit seiner Aussagen.2)

Die Liste der Anklagepunkte gegen Bassem Tamimi ist den Palästinensern in der Westbank –und den dort tätigen Menschenrechtsorganisationen – vertraut: Aufwiegelung, Organisation und Teilnahme an nicht genehmigten Märschen, Anstiftung zum Steine werfen. Seit dem Sommer 2010 wurden mehrere Aktivisten des friedlichen Widerstandes in Nabi Salehs Nachbardörfern, Bil’in und Ni’lin, vor Gericht gestellt und zu mehreren Monaten Gefängnis und hohen Geldstrafen verurteilt. Abdallah Abu Rahmah aus Bil’in wurde von Amnesty International zum politischen Gefangenen erklärt, weil er allein für die Ausübung seines Rechtes auf freie Meinungsäusserung von der israelischen Besatzungsmacht mit Gefängnis bestraft wurde.

1)http://popularstruggle.org/content/trial-west-bank-protest-organizer-bassem-tamimi-resume-Sunday

2) http://addameer.info/?p=2181 : ISLAM SALAH DAR AYYOUB TAMIMI

 

 

 

The Independent: Video zeigt brutales Verhör von Islam Tamimi - Die britische Tageszeitung ‘The Independent’ berichtete am 26. August über die Behandlung von palästinensischen Kindern im israelischen Militärgerichtssystem, die unter dem Vorwurf des Steinewerfens festgenommen werden. Selten gesehenes Videomaterial zeigt Szenen des bis in die frühen Morgenstunden dauernde Verhörs von Islam Tamimi aus Nabi Saleh und dokumentiert das Vorgehen der israelischen Vernehmungsbeamten, die den 14 Jährigen mit Drohgesten und aggressiven Fragen unter Druck setzen und den Beistand von seiten eines Rechtsanwaltes oder Elternteils verweigern. Manchmal werden die Kinder auch mit der Drohung unter Druck gesetzt, dass ihren Familienangehörigen eine Arbeits- oder Reiseerlaubnis verweigert wird.

„Wenn ein Geständnis [oft in Hebräisch verfasst] unterschrieben wurde, raten die Rechtsanwälte den Kindern oft, ein Schuldbekenntnis abzugeben, um eine mildere Gefängnisstrafe zu erhalten. Eine Beteuerung der Unschuld kann zu einem  langen Gerichtsprozess führen,während das Kind beinahe immer in Haft bleiben muss. Freisprüche sind selten. ‚Man muss sich darüber im klaren sein, dass man von einem Militärgericht keine Gerechtigkeit erwarten kann,‘ sagt Gaby Lasky, eine israelische Rechtsanwältin, die viele Kinder verteidigt hat.“

Rechtsanwälte und Menschenrechtsorganisationen sehen Israels Taktik der Verhaftung von Kindern in Dörfern, die eine erfolgreiche Widerstandskampagne gegen die Besatzung organisieren, als Teil der kollektiven Bestrafung der Dorfbevölkerung. Die erzwungenen Geständnisse ermöglichen die militärgerichtliche Bestrafung von prominenten Aktivisten in den Dörfern, wie der Fall von Bassem Tamim zeigt.

„Die israelische Menschenrechtsgruppe B’Tselem kam in ihrem jüngsten Bericht zur Schlussfolgerung, dass ‚die Rechte von Minderjährigen in schwerwiegender Weise verletzt werden, das Gesetz beinah vollständig in der Aufgabe versagt, ihre Rechte zu schützen, und dass die wenigen durch das Gesetz garantierten Rechte verweigert werden.‘“

Israel behauptet, dass minderjährige Palästinser im Geist der eigenen Gesetze für israelische Minderjährige behandelt werden. In der Realität ist das nur selten der Fall, wie das Beispiel von Islam Tamimi aus Nabi Saleh zeigt. Nach israelischem Zivilrecht, das auch für die israelischen Siedler in der Westbank gilt, werden Jugendliche unter 18 als Kinder behandelt. Palästinensische Jugendliche in der Westbank werden dagegen vom 16. Lebensjahr an als Erwachsene vor  Gericht gestellt. Aktivisten berichten, dass sich mehr als 200 palästinensische Kinder in israelischen Gefängnissen befinden.

Im Fall von Islam hofft Frau Lasky, dass das Video als konkreter Beweis der schweren Verstösse bei den Verhören dienen wird und sich die Behandlung von palästinensischen Kindern in den israelischen Gefängnissen der Westbank verbessert. Aufgrund des Videos wurde Islam aus dem Gefängnis entlassen und unter Hausarrest gestellt; vielleicht wird er vom Vorwurf des Steinewerfens freigesprochen.

Viele der Kinder, die eine Zeit in israelischen Militärgefängnissen verbringen mussten, leiden später unter Albträumen und müssen die Schule oft für einige Zeit oder vollständig aussetzen.

How Israel takes its revenge on boys who throw stones; 26. August 2011 | The Independent, Catrina Stewart (Zusammenfassung mit einigen Zitaten) Artikel in voller Länge: http://www.independent.co.uk/news/world/middle-east/how-israel-takes-its-revenge-on-boys-who-throw-stones-2344037.html

B’Tselem, No Minor Matter: Violation of the Rights of Palestinian Minors Arrested by Israel on Suspicion of Stone- Throwing, July 2011

 

 

Beit Ummar: Zahl der Festnahmen von Kindern seit einem Jahr gestiegen - Mohmad Ibrahim Abu Maria - Der 16-jährige Schüler Mohmad Ibrahim Abu Maria  aus Beit Ommar wurde vor sieben Monaten festgenommen. Bis heute befindet er sich in einem israelischen Militärgefängnis unter der Anklage des Steinewerfens gegen Besatzungssoldaten, nach Aussagen des Vaters ein fabrizierter Vorwurf.

Fünf Mal wurde ein Datum für seine Gerichtsverhandlung gesetzt und jedes Mal wurde der Verfahrensbeginn wegen Nichterscheinen der Soldaten, die gegen Mohmad aussagen sollten, verschoben. Der einzige Kontakt Mohmads mit seiner Familie in diesen sieben Monaten war der Augenkontakt mit seinem Vater im Gerichtssaal. Ein Gespräch oder eine Umarmung zwischen Vater und Sohn wurde jedes Mal von den Wachen im Saal verhindert. Sein Vater Ibrahim berichtet über die Widersprüche und Lügen in den schriftlichen Zeugenaussagen der Soldaten; israelische und international Menschenrechtsgruppen setzen sich inzwischen für seinen Sohn ein.

Im vergangenen Herbst wurde Mohmad zum ersten Mal festgenommen und während des Verhörs aufgefordert, zwei seiner Onkel, die im Bürgerkomitee von Beit Ummar tätig sind, mit dem Vorwurf der Anstiftung zum Steinewerfen zu belasten. Nach kurzer Zeit wurde er ohne Anklageerhebung entlassen. Zur Zeit sind drei Neffen dieser Aktivisten in israelischen Gefängnissen.

Am fünften September ist der nächste Gerichtstermin für Mohmad angesetzt.

http://palestinesolidarityproject.org/2011/08/29/mohmad-ibrahim-abu-maria/, Bericht vom 29. August 2011

 

 

Mahmoud - Vor zwei Wochen wurde der 16- jährige Schüler Mahmoud aus Beit Ummar festgenommen, als er Frauen und Kindern half, die einem Angriff israelischer Soldaten auf eine Feier in einem der Parks von Beit Ummar entkommen wollten.

Ein Telefonanruf benachrichtigte Eltern und Geschwister von seiner Entführung und sein Vater machte sich sofort zum israelischen Wachturm am Eingang des Westbankdorfes auf, um den Aufenthaltsort seines Sohnes zu erfahren, aber umsonst. Am nächsten Tag fuhr Yusef zum nahegelegenen Haftzentrum Etzion , wo er von den Beamten die Auskunft erhielt, dass sein Sohn nicht in den Akten sei. Auf der Polizeistation in Kiryat Arba traf er zufällig auf den Mitarbeiter einer humanitären Organisation, der ihm mitteilen konnte, dass sein Sohn bis zum Beginn des Militärverfajrens gegen ihn in Etzion festgehalten werde. Die Gerichtsverhandlung gegen Mahmoud begann tatsächlich eine Woche später. Weil aber niemand die richtigen Akten finden konnte, wurde die Gerichtsverhandlung auf einen späteren Termin verschoben.

Ein vor kurzem veröffentlichter Bericht des israelischen Justizministeriums wird die Sorgen der Familie nur vergrössern. Im Bericht wird eine From der Bestrafung in israelischen Gefängnissen beschrieben, wonach Insassen manchmal mehrere Monate lang an Hände und Füssen in Schellen gelegt werden.

Mahmouds Schwester spricht von den Sorgen der Familie über die Nachwirkungen von Mahmouds Inhaftierung und verweist auf die Hoffung der Mutter, dass “diese Erfahrung zum mindesten seinen Willen bestärken wird, die illegal Besatzung Palästinas zu beenden – und in dieser Familie wissen wir, dass dies nur durch eine solide Bildung zu erreichen ist.”

http://palestinesolidarityproject.org/2011/08/25/child-arrests-mahmoud/; Bericht vom 25. August 2011

Haaretz, 16. August 2011; http://www.haaretz.com/print-edition/news/report-reveals-harsh-condition-in-israeli-jails-1.378807

 

 

Al Walaja: Petition des Dorfes vor dem Obersten Gericht in Israel abgelehnt - Die Bewohner des Westbankdorfes al-Walaja bei Bethlehem hielten am vergangenen Samstag einen Protest gegen die fortgesetzte Konstruktion der Annexionsmauer und den Landdiebstahl durch die israelische Besatzungsmacht ab. Eine Gruppe von israelischen Friedensaktivisten unterstützte ihren Marsch; vier Israelis und ein Palästinenser wurden von der Armee entführt.

Die Kundgebung in Al Walaja wurde nur wenige Tage nach einer folgenschweren Entscheidung des Israelischen Obersten Gerichtes abgehalten: die Ablehnung einer Petition des Dorfes auf Abänderung der geplanten Route der israelischen Mauer auf dem Land des Dorfes. Die durch das Gericht bestätigte Route wird dem Dorf die Hälfte der landwirtschaftlichen Fläche wegnehmen und gefährdet so das wirtschaftliche Überleben für einen Grossteil der Familien, die ihren Lebensunterhalt aus der Landwirtschaft beziehen.

Einige der israelischen Aktivisten hielten einen grossen Banner mit der Forderung in Hebräisch: „Endet die Besatzung und die Apartheid”.  Schwerbewaffnete israelische Soldaten stellten sich den Demonstranten bald in den Weg und forderten den sofortigen Rückzug; Vermittlungsversuche der israelischen Aktivisten waren vergeblich.

Die israelischen Soldaten verwiesen dann auf eine in Hebräisch geschriebene Militärorder, um ihre Blockade der friedlichen Demonstration zu rechtfertigen; die israelischen Teilnehmer konnten allerdings schnell auf das veraltete Datum der Order verweisen; kein Problem für die Armeetruppe, die prompt den nächsten Schein aus der Tasche zog, aber damit auch kein Glück hatte, weil das Papier für den folgenden Tag vordatiert war.

Die anschliessenden Festnahmen von mehreren Teilnehmern waren nach Beobachtungen der Protestteilnehmer vorgeplant; ein Video zeigt den Kommandeur, der mit dem Finger auf die gewählten Opfer der Verhaftungsaktion deutet. Sie wurden zur Abfertigung an einen unbekannten Ort gebracht, wahrscheinlich eine israelische Militärstation.

Israeli troops attack non-violent protest in Al-Walaja; 5 abducted; Saed Bannoura - IMEMC News; 29. August 2011

http://www.imemc.org/article/61903

 

 

Bil’in: Palästina ist der 194. Staat bei der UN - Wie jeden Freitag liefen die Dorfbewohner von Bil’lin bei ihrer wöchentlichen Demonstration gegen die illegalen israelischen Siedlungen in der Westbank und die Apartheidmauer durch das Dorf und zur zweiten Apartheidmauer, die immer noch etwa 30 Prozent des Dorflandes annektiert.

Sie liefen durch die Olivenhaine, die seit Juli diesen Jahres wieder für das Dorf zugänglich sind; einige Dorfbewohner hatten sich schon früh unter den Bäumen im neugeschaffenen Abu Laymoon Park versammelt und genossen den Schatten. Durch die erste Apartheidmauer wurden den Bauern des Westbankdorfes über 50 Prozent des Landes weggenommen; nach einer Entscheidung des Obersten Israelischen Gerichtes musste die Route der Mauer zum Vorteil des Dorfes abgeändert werden; nach sechs Jahren Proteste im Tränengas- und Gewehrfeuer der israelischen Armee und intensiver internationaler Öffentlichkeitsarbeit durch das Dorf -und in Zusammenarbeit mit israelischen und internationalen Aktivisten- hatte die israelische Armee im Februar 2010 mit dem Bau der zweiten Apartheidmauer begonnen und Ende Juni 2011 einen Teil des Dorflandes endlich zurückgegeben.

Die Teilnehmer der wöchentlichen Demonstration forderten die Befreiung Palästinas und die Freilassung der palästinensischen politischen Gefangenen, vor allem von Marwan Bargouthi. Israelische Soldaten an der Mauer feuerten Tränengas und Gummimantelgeschosse und setzten einige Büsche in Brand.

Ein Dorfbewohner wurde von einer gummiummantelten Metallkugel verletzt und zahlreiche Protestteilnehmer litten unter den Folgen der Tränengasinhalierung;

Am Qalandia Checkpunkt im Norden von Jerusalem nahmen israelische Soldaten zwei Mitglieder des Bürgerkomitees Bil’in gegen die Mauer gewaltsam fest, Ashraf Abu Rahma, 30 und Basel Mansour, 34. Ashraf wurde am Bein und Ohr verletzt, als die Soldaten ihn angriffen und entführten.

 http://www.bilin-ffj.org/index.php?option=com_content&task=view&id=374&Itemid=1

Troops Attack Nonviolent Weekly Protest in Bil’in, Saed Bannoura - IMEMC News, 26. August 2011; http://www.imemc.org/article/61892

 

 

Al Ma’sara: Israelische Truppen greifen unbewaffneten Protest an - Am Freitag griffen israelische Soldaten den wöchentlichen Protest des Dorfes Al Ma’sara  bei Bethlehem gegen die Annexionsmauer an und verletzten zwei Dorfbewohner, als sie mit Schlagstöcken und Gewehrkolben auf die Demonstranten einschlugen. Der Sprecher des örtlichen Bürgerkomitees gegen die Mauer und Siedlungen, Mohammed Breijy, berichtete, dass Mahmoud Aladdin, 25 und Khaled Zawahara,9 leichte Verletzungen erlitten.

Wie in Bil’in forderten die Protestteilnehmer die Anerkennung der legitimen palästinensischen Rechte auf Unabhängigkeit und Befreiung und unterstützten den Gang der PA zur UN im September.
Wöchentliche friedliche Proteste werden in verschiedenen Teilen der besetzten Westbanbk abgehalten und von israelischen und internationalen Friedensaktivisten unterstützt.

Resident, Child, Injured As Army Attacks Nonviolent Protest In Al Ma’sara, Saed Bannoura - IMEMC News; 27. August 2011; http://www.imemc.org/article/61895

 

 

Kafr Qaddoum: Jerusalem ist die Hauptstadt des zukünftigen palästinensischen Staates - Im Westbankdorf Kafr Qaddoum fand der zehnte Freitagsprotest dieses Jahres statt; nach langer Pause hatte das Dorf im Juli die regelmässige Demonstrationen gegen die israelische Besatzung der Westbank wiederaufgenommen; in Kafr Qaddoum wird vor allem gegen die neun Jahre dauernde Blockierung der Zufahrtsstrassen protesiert.

Murad Eshtewy, Medienkoordinator für den friedlichen Widerstand in Kafr Qaddoum, erinnerte an den Brandanschlag eines extremistischen israelischen Siedlers auf die Al Aqsa Moschee am 21. August 1969 und bestätigte den Anspruch der Palästinenser auf Jerusalem als Hauptstadt des zukünftigen palästiensischen Staates.

Der palästinensische Abgeordnete Waleed Assaf forderte zu fortgesetzten friedlichen Protesten in der ganzen Westbank gegen die israelische Konstruktion der Mauer und illegalen Kolonien auf konfisziertem palästinensischem Land auf.

Sechs Protestteilnehmer wurden verletzt: Odai Jom’a, 17, Khader Jom’a, 22, Yahia Eshtewy, 26, Saddam Eshtewy, 20, und ein weiterer nicht identifizierter Dorfbewohner, und Lydia, eine international Aktivistin.
 

Der Hauptzugang zum Dorf Kafr Qaddoum wurde von der israelischen Armee vor neun Jahren vollständig abgeriegelt und die Bewohner fordern von der Armee, dass diese Schliessung endlich aufgehoben wird.

Am vergangenen Freitagsprotest hatten internationale Aktivisten unter den Augen der israelischen Soldaten den Drahtverhau durchschnitten, um der Forderung des Dorfes Ausdruck zu geben. Seit 1975 wird in der Nachbarschaft des Dorfes eine israelische Kolonie ausgebaut; ein Militärlager der israelischen Armee wurde auf Dorfland errichtet und mehr als 3000 Olivenbäume zerstört.

Six Protesters Wounded in Kafr Qaddoum

Saed Bannoura - IMEMC & Agencies, 27. August 2011; http://www.imemc.org/article/61894

Kufr Qaddoum cutting the wire on illegal settlements, International Solidarity Movement, 19. August 2011;

 http://palsolidarity.org/2011/08/19849/

 

 

Ni’lin: Fotos von Palästinensern als Zielscheibe – Drohgesten der IDF für September - In den vergangenen drei Wochen war Ni’lin der Schauplatz von brutalen nächtlichen Invasionen der israelischen Armee. - In der Vergangenheit hat Ni’lin im Zusammenhang der versuchten Niederschlagung des friedlichen Widerstandes bereits zahllose Nachtrazzien und damit verbundene Verhaftungswellen erlebt. Aber in diesem Sommer hat die israelische Armee andere Motive: Angesichts der palästinensischen Initiative bei der UN im September werden neue Einheiten mit Reservesoldaten in das Dorf gesandt, um für die Niederschlagung der erwarteten Massenproteste in verschiedenen Dörfern der Westbank zu trainieren. Augenzeugen aus dem Dorf  berichten auch, dass eine neue Sorte von Tränengas an ihnen getestet wird, das neben den üblichen Nebeneffekten auch Durchfall verursacht.

Bei der wöchentlichen Freitagsdemonstration am 26. August wurden die Teilnehmer in noch grösseren Mengen als üblich mit Tränengas beschossen. Als sich die Demonstranten in kleinen Gurppen verteilten, fanden einige Teilnehmer an strategischen Stellen entlang der Apartheidmauer Kartonzielscheiben mit Fotos von Palästinensern darauf, die offensichtlich bei der Übung von Scharfschützen benutzt und von Kugeln zerfetzt waren; eine Visitenkarte der israelischen Armee.

‘Ahed Al Khawaja, ein Aktivist aus Ni’lin, betonte die Solidarität des Dorfes mit Gaza und verurteilte die eskalierenden israelischen Bombenangriffe der vergangenen Woche. Er gratulierte den Lybiern zur Befreiung von Qaddafi und lobte die Syrer für ihren Aufstand gegen Assad.

Einigen Teilnehmern gelang es, Stücke aus dem nach internationalem Recht illegalen Trennzaun zu schneiden. Der Protest dauerte bis drei Uhr.

http://www.nilin-village.org/2011/08/29/israeli-occupation-closes-august-with-one-demonstrator-shot-in-ni%e2%80%99lin/

Soldiers Attack Nonviolent Weekly Protest In Nil’in; Saed Bannoura - IMEMC & Agencies, 27. August 2011; http://www.imemc.org/article/61893

 

Übersetzt und zusammengefasst von Martina Lauer

Friedlicher Widerstand in der Westbank, 12. August 2011

 

Nachrichten aus Bil’in - 21. September 2011: Weltweiter Aktionstag für Nummer 194 bei der UN - Die Bürgerkomitees gegen die Mauer und Siedlungen, die nationalen Komitees und die Koordinierungskomitees des zivilen Widerstandes bestätigten am 29. Juli in Ramallah, Westbank, das Recht des palästinensischen Volkes, die Anerkennung ihres Staates mit der Hauptstadt Jerusalem und bei gleichzeitiger Garantie der historischen Rechte der Palästinenser vor der Uno zu beantragen.

Die Komitees sehen den Gang zur Uno im September als sehr wichtige Phase im Kampf um die Rechte der Palästinenser und rufen die Palästinenser in Palästina und der Diaspora, die arabischen Länder und alle internationalen Solidaritätsgruppen dazu auf, „den 21. September zu einem weltweiten Tag in Unterstützung des Rechtes der Palästinenser auf einen eigenen Staat in Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung zu machen.”

http://www.bilin-village.org/english/articles/testimonies/The-popular-committees-against-the-wall-and-settlements-confirms-that-next-September-is-the-immense-popular-battle-for-the-recognition-of-the-State-of-Palestine-number-194-at-the-UN


 

Freitagsprotest am 12. August wird von der israelischen Armee angegriffen - Das Bürgerkomitee Bil’in organisierte den wöchentlichen Marsch zur illegalen israelischen Westbankmauer mit dutzenden von palästinensischen, internationalen und einigen israelischen Friedensaktivisten trotz der Sommerhitze und dem Fasten im Monat Ramadan. Mit palästinensischen Fahnen und Botschaften gegen die Besatzung und für die Demolierung der rassistischen Mauer lief der Demonstrationszug nach dem Freitagsgebet zu einem Stück des Dorflandes, das Bil’in nach sechs Jahren friedlicher Proteste und trotz systematischer Repressionen durch die israelische Armee Ende Juni 2011 zurückgegeben wurde; dort konnten sie einen Teil des Stacheldrahtes entlang der Betonwand entfernen. Teilnehmer benutzten ein Megaphon, um die Siedler aus der benachbarten israelischen Kolonie Mattiaho Mzrah zum Verlassen der palästinensischen Westbank aufzurufen.

Die israelischen Soldaten feuerten Tränengas auf die Demonstranten, was bei einigen Teilnehmern zu Tränengasvergiftungen führte, berichtete das Popular Committee Against the Wall and Settlements in Bil'in am 12. August 2011.1)

 
 

Projekt zur Landsanierung in Bil’in - Ende Juni wurde dem Dorf Bil’in durch die Verlegung der nach internationalem Recht illegalen israelischen Mauer 800 Dunum (etwa 200 Hektar) Dorfland zurückerstattet, wniger als die Hälfte des Landes, das 2005 durch den Bau der Annexionsmauer konfisziert wurde. In Bil’in reagierten die Dorfbewohner, Bauern und Landbeseitzer mit der Organisation einer unbewaffneten Widerstandsbewegung, die regelmässige Demonstrationen,eine internationale Öffentlichkeitsarbeit und Konferenzen im Dorf organisierte. Der Gang des Dorfes vor das Oberste Israelische Gericht war 2007 erfolgreich, als die Richter von der israelischen Armee eine Verlegung der Mauer bei Bil’in forderten.Die Besatzungsarmee liess sich fünf Jahre Zeit; nach zahllosen Demonstrationen im Tränengasnebel, Verletzungen und Verhaftungen der Teilnehmer, nächtlichen Razzien des Dorfes und Gerichtsverfahren gegen zwei im Widerstand prominenten Dorfbewohnern, die mit Schuldspruch und Gefängnisstrafen zwischen 14 und 16 Monaten endeten, und nach dem Tod von zwei Mitgliedern eines Familie des Dorfes bei den Protesten begann die israelische Armee mit der Verlegung der Mauer im Feburar 2010. Eineinhalb Jahre später beginnt Bil’in mit der Sanierung und vollen Besitznahme des Areals, wird aber erneut von israelischen Soldaten daran gehindert.

In diesem Video erläutert Abdoul Raouf Abu Raheh, ein Hydrologe und Projektmanager der palästinensischen NGO Palestinian Hydrology Group sein Projekt,um das Leben der 20 ärmsten Familien in Bil’in durch den Bau von Wasserzisternen auf dem zurückgegebenen Land und durch die Vergabe von Samen, Setzlingen und Dünger zu verbessern.2)

 

 

Mazin Qumisiyeh: September - Bil’ins Bürgerkomitee hat ein Video von Mazin Qumsiyeh aufgestellt, in dem der September-Gang der Palästinensischen Autorität zur Uno und der Antrag auf Anerkennung eines palästinensischen Staates kritisch analysiert wird.

„Erklärungen in den Medien, dass etwa 122 Länder Palästina anerkennen (etwa die gleiche Zahl wie 1989) haben wenig Bedeutung für Bauern und Flüchtlinge, die täglich ihren Kampf um die Aufmerksamkeit derer verlieren, die in [amerikanischen] Geländewagen und Autos von Mercedes durch die Strassen Ramallahs fahren und mit ihren VIP-Ausweisen ungehindert durch Kontrollpunkt fahren…Vor einigen Jahren kam Saeb Erekat auf eine Tour in die USA. Als einigen prominente palästinensische Amerikaner ihn zum Versagen von Oslo befragten, wurde er nur zornig und sagte zu etwa 40 von uns, dass er einen Doktortitel habe und “Wer seid ihr, dass ihr diese Dinge in Frage stellt.”(Dr. Mazin Qumsiyeh)3)

1)http://www.bilin-ffj.org/index.php?option=com_content&task=view&id=372&Itemid=1

2)http://www.bilin-ffj.org/index.php?option=com_content&task=view&id=370&Itemid=1

Siehe auch: Silvia Boarini, Villagers in Bil’in celebrate removal of the Wall: “We have become an example for everyone.” www.palestinemonitor.org/?p=1042. Anne Paq, Bil'in - I love you; http://www.bilin-village.org/english/articles/testimonies/Bilin-I-love-you.

3)http://www.bilinffj.org/index.php?option=com_content&task=view&id=371&Itemid=1

Mazin Qumsiyeh, September; http://palestinechronicle.com/view_article_details.php?id=17025

 

 

Al Walaja: Protest gegen geplantes Ghetto - Im Dorf Al Walaja südwestlich von Jerusalem schafft die israelische Besatzungsarmee Fakten vor Ort. Olivenbäume werden aus der Erde gegraben und der Boden für den Bau der Apartheidmauer um das Dorf vorbereitet.Die Bauarbeiten werden fortgesetzt, obwohl der Oberste Israelische Gerichtshof am 27. September über einen Antrag des Dorfes zum Stopp der Mauerkonstruktion entscheiden wird. Wie in Gaza, Qalqilya und dem benachbarten Betlehem wird in Al Walaja mit dem Bau der Mauer ein lebendes Ghetto geschaffen, wenn die Konstruktion nach Plan vorangeht. Mitglieder der israelischen Gruppe “Anarchists Against the Wall” verstärkten die Zahl der Palästinenser und internationalen Solidaritätsaktivisten bei ihrem Protest am 10. August. Israelische Soldaten ‚begrüssten‘ die Demonstranten mit Schockgranaten, Tränengas und verhafteten etwa 13 Teilnehmer.

1948 war das Dorf Al Walaja nach Jerusalem der zweitgrösste Ort, wurde aber nach der Ausrufung des israelischen Staates auf ein Drittel der originalen Grösse reduziert. Als Grenzdorf wird Al Walaja an der Ostseite von einem expandierenden Siedlungsblock flankiert und wird zusätzlich von der Apartheidmauer eingeschlossen, die zwischen zwei und drei Kilometer Dorfland im Westen des Dorfes annektiert.

http://popularstruggle.org/content/soldiers-arrest-13-suppress-demonstration-al-walaja

 



Nabi Saleh: Protestmarsch in der zweiten Ramadanwoche unter Tränengasbeschuss
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Demonstranten trugen ein Protestzelt bei ihrer wöchentlichen Demonstration gegen die israelische Besatzung der palästinensischen Westbank am 12. August 2011. Bewohner aus dem Dorf und Friedensaktivisten aus dem Ausland wollten die Teilnehmer der Protestbewegung in Israel daran zu erinnern, dass Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit auch die Rechte der Palästinenser einbeziehen müssen.

In Tel Aviv und in weiteren Städten Israels wurden Zelte zum Symbol der Massenproteste, wie zuvor in Griechenland und Spanien. Palästinensische Familien haben in Sheik Jarrah in Ostjerusalem ebenfalls Protestzelte errichtet, um gegen die Demolierung ihrer Häuser oder die illegale Ausweisung aus ihren Häusern durch die israelische Stadtbehörde zu demonstrieren.

Als die Demonstranten sich von der Hauptstrasse des Dorfes in Richtung des von Siedlern bedrohten Dorflandes wandten, wurden sie von zwei Kontingenten der israelischen Grenzpolizei angegriffen. Der Bechuss mit Tränengasprojektilen aus zwei verschiedenen Richtungen zwang die Teilnehmer zur Rückkehr auf die Hauptstrasse. Dort versuchten sie ein letztes Mal, ihr Zelt aufzubauen, wurden aber erneut mit Tränengas und Schockgranaten vertrieben und das zerschossene Zelt blieb als Zeuge der Zerstörung mitten auf der Strasse zurück.

Während die israelische Protestbewegung weithin als leuchtendes Beispiel der israelischen Demokratie hervorgehoben wird, werden ähnliche palästinensische Demonstrationen gewaltsam aufgelöst und die Dörfer, die regelmässige gewaltlose Proteste organisieren, regelmässig und systematisch von der israelischen Armee angegriffen, kommentierte das Popular Struggle Coordination Comitee.
Zwischen Januar 2010 und Juni 2011 hat die israelische Armee 76 Dorfbewohner für 24 Stunden und länger unter dem Verdacht der Teilnahme an den Protesten festgehalten, einschliesslich Frauen und 18 Kinder, darunter einen 11 Jährigen. Dutzende mehr wurden kurzzeitig festgehalten.

http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2011/08/16/nabi-saleh-procession-teargassed-on-second-week-of-ramadan/

Siehe auch: Jeff Halper, The Tent Protests in Israel; http://palestinechronicle.com/view_article_details.php?id=17034


 

Steine werfen auf die Besatzung – und westliche Vorurteile

“Ist das Werfen von Steinen auf eine Besatzungsmacht ein Akt der Gewalt?

Zu lange habe ich es mir nicht eingestanden, aber für eine Palästinenserin ist mein Steine werfen grauenhaft.

An einem meiner Freitage im Westbankdorf Nabi Saleh schimpfte ich laut über diese spezielle Unfähigkeit auf meiner Seite und war plötzlich von eifrigen Lehrern umringt.

Es war der Freitag, an dem die Demonstranten mit einem Modell der Gaza Freiheitsflotille marschierten. Diesen Tag verbrachten wir zum grössten Teil im Haus, weil die israelische Armee nach den ersten zwei Stunden der Demonstration ihre Tränengasprojektile auf jeden zielten und abfeuerten, der/die seinen/ihren Kopf aus der Türe streckte.”

So beginnt Linah Alsaafin ihr Argument für das Werfen von Steinen als Geste des Widerstandes der Einheimischen gegen eine fremde Besatzungsmacht. Unter den Aktivisten in Palästina und dem Ausland wird heftig diskutiert, ob eine Demonstration die Legitimität eines „friedlichen Protestes: verliert, wenn Demonstranten zu Steinen greifen und Militärfahrzeuge und Soldaten damit bewerfen; israelische und internationale Nachrichtendienste verweisen routinemässig auf die Bilder von steinewerfenden Jugendlichen, um den Palästinensern die Fähigkeit zur „Gewaltlosigkeit“ abzustreiten.

Am späten Nachmittag begannen die Soldaten mit dem Abzug aus Nabi Saleh und Linah Alsaafin war froh, dass sie zusammen mit zwei Mädchen dem Haus entkommen und nach draussen gehen konnte. Das Dorf war den Tag über von israelischen Soldaten eingeschlossen, Hügel und Haine von Soldaten besetzt und jede grössere Gruppe von Menschen, die sich auf den Hausdächern oder in den Strassen zeigte, wurde mit Tränengas und Schockgranaten beschossen.

Zusammen mit anderen Jugendlichen und einigen Erwachsenen aus dem Dorf, die die Vorgänge mit einer Videokamera aufnehmen, beobachtete sie die Abfahrt der gepanzerten Militärjeeps, die von den örtlichen Jugendlichen mit einem Hagel von Steinen verabschiedet werden. Die Energie der Shebab war ansteckend und Linah warf ebenfalls einen Stein, der aber nach beschämend kurzer Distanz auf dem Boden landete und zu einer Lektion über die Technik des Steinewerfens durch die Jugendlichendes Dorfes führte.

Früher am Tag hatten Demonstrationsteilnehmer im Haus von örtlichen Aktivisten, Bilal und Manal Tamimi, Zuflucht gesucht und eine lebhafte Diskussion über das Steine werfen war in Gang gekommen, als ein israelischer Aktivist, neu bei den Protesten, das Argument aufbrachte, dass Steine werfen automatisch das Element der Gewaltlosigkeit in einem “gewaltlosen Protest” annulliere. Ein anderer Aktivist wies daraufhin, dass Steine sehr selten zu Verletzungen führten:
 

Israelische Ignoranz

 „Meiner Meinung nach verfehlten beide den Kern der Diskussion. Einer der Tamimis hatte sich auf einer Matratze gegen die Wand gelehnt und starrte den Israeli unfreundlich an.”So lange die Soldaten hier sind, so lange unser Land unaufhörlich konfisziert wird, so lange ihre Jeeps unsere Dörfer besetzen und so lange sie Tränengas abfeuern werden unsere Jugendlichen (Shabab) nicht mit dem Steine werfen aufhören,” erklärte er.

“Gut, aber dann kannst Du das nicht einen gewaltlosen Protest nennen,” erwiderte der Israeli. Er sah sich müde im Raum um. “Schaut, ich weiss, dass die meisten von Euch nicht meiner Meinung sind, aber ich finde, dass ein gewaltloser Protest keine Taktiken der Gewalt einsetzen sollte, und für mich ist Steine werfen ein Akt der Gewalt.”

“Ein Akt der Gewalt!” wiederholte der andere Aktivist beinahe höhnisch. “In Reaktion worauf, das abgefeuerte Tränengas? Die manchmal eingesetzte scharfe Munition? Das Stürmen von Häusern und die darauf folgenden Verhaftungen und Misshandlungen? Du kannst die Taktiken der israelischen Armee nicht mit Steine werfen vergleichen.”

“Ich vergleiche sie nicht! Eindeutig nicht! Ein gewaltloser Protest-“ “Hör mal,” unterbrach ich ihn. ‘Das ist dein erster Fehler. Sag nicht ‘gewaltlos’; eine genauere Beschreibung ist ‘unbewaffnet’.”

Der israelische Neuling war offensichtlich dem westlichen Diskussionsparadigma zum Opfer gefallen, das diktiert, welche Formen des Widerstandes gegen die Besetzung für Palästinenser angemessen sind. Für den Westen bedeutet der Ausdruck “gewaltloser Protest” offensichtlich der demütige Rückzug angesichts der Aggression, wenn Singen, Rufen und das Blumenpflanzen in Gewehrläufen zu einer übermässigen Aggression von seiten der israelischen Armee geführt haben. Dieser Ausdruck hat viele Implikationen, und es ist wichtig, den Denkmustern des Westens nicht in die Falle zu geraten. Definitionen brauchen einen Kontext.

Eine symbolische Geste

Letzten Monat hat Ibrahim Shikaki aus Ramallah, der mit Jugendlichen arbeitet und ein Wirtschaftsanalytiker, einen sehr wichtigen Artikel übder den palästinensischen Widerstand für Al Jazeera (Englische Ausgabe) geschrieben. Shikaki weist daraufhin, dass die Medienberichterstattung den palästinensischen Widerstand aus der Perspektive der westlichen Version von Gewaltlosigkeit sieht, und er kritisiert das westliche Diktat darüber, wie Palästinenser Widerstand leisten sollten.

[“What is the ‘right’ type of resistance?,” 6 Juli 2011]

“Tatsache ist: Wenn man der brutalen Kriegsmaschine mit Steinen begegnet, ist das lediglich eine symbolische Geste,” schrieb Shikaki. “Sie ist ein Symbol des enormen Ungleichgewichtes der Macht zwischen den Palästinensern und Israels Kriegsmaschine. Auf israelische Panzer oder andere gepanzerte Armeefahrzeuge gezielte Steine sind ein Mittel für die unbewaffnete, einheimische Bevölkerung von Palästina, ihre Zurückweisung der Besetzung und Unterdrückung zu demonstrieren. Jugendliche, Frauen, Senioren und alle Teile der Gesellschaft haben an dieser Form des Widerstandes teilgenommen.”

Welche Geschichte hat das Steine werfen dann, eine Handlung, die die Herzen von Millionen in der ganzen Welt während der ersten Intifada gewann und andere Menschen inspirierte, wie die neue Generation von Kashmiris? Bassem Tamimi, ein prominenter Aktivist, der sich zur Zeit in israelischer Haft befindet, erklärte in einem Interview mit der Electronic Intifada, dass Steine traditionellerweise geworfen wurden, um Bären oder Schlangen zu warnen und zu verscheuchen. ‘Wenn Soldaten in unser Dorf kommen und mit Tränengas schiessen, bleiben wir nicht einfach wie Opfer sitzen. Sie sind gegen scharfe Munition geschützt, also versuchen wir offensichtlich nicht, ein Leben zu nehmen. Mit Steinen sagen wir einfach, ‘Wir akzeptieren Euch hier nicht als Besatzer. Wir werden Euch nicht als Eroberer willkommen heissen.’”

Deshalb ist es absurd, das Werfen von Steinen als Gewaltakt zu interpretieren. Die Botschaft ist sehr klar: Steine werden auf den Feind geworfen, um die Opposition der Palästinenser gegen einen fremden Besetzer zu unterstreichen, der in ihr Land und ihre Häuser eindringt und sie enteignet. Auf das Risiko hin, ihre Intelligenz zu beleidigen und ihre Achtung zu verlieren, fragte ich einige Kinder in Nabi Saleh, warum sie Steine werfen. Ihre Antworten waren einfach: Wir wollen die Armee hier nicht. Das ist unser Dorf.Sie besetzen uns.

Propaganda überwinden

Die israelische Hasbara(Propaganda)maschine präsentiert die israelische Armee mit ihren Markavapanzern, F-16 Raketen, Uzi Machinengewehren, Angriffswaffen und gummiummantelten Metallkugeln sehr erfolgreich als eigentliches Opfer, während die palästinensischen, mit Steinen bewaffneten Jugendlichen in alarmierender Weise als blutdurstige, von Gefühlen getriebene, Juden hassende Araber präsentiert werden, die die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Errungenschaften des weissen Mannes verachten.

Die Analogie zum [Kampf] zwischen David und Goliath wird von diesen wohlmeinenden, “gewaltlosen” Leuten nicht gesehen. Tatsächlich wird die wörtliche, arabische Übersetzung von “gewaltlos”nicht oft benutzt. Wir benutzen den Begriff muthahara ailmiya, was “friedlicher Protest” bedeutet. Die Erinnerung ist mir peinlich, wie ich früher auf die Steine werfenden [Jugendlichen] in Bil’in und Ni’lin herabschaute, ein Resultat meiner Ignoranz und Unerfahrenheit. Ich dachte damals – ein Opfer der Propaganda, die von westlichen Medien produziert wird- dass Steine werfen der Vergangenheit angehört, und dass wir neue Wege des Widerstandes finden sollten, nicht ganz wie Gandhi, aber ähnlich. Gott sei Dank für Nabi Saleh. […]

Linah Alsaafin graduated vor kurzem von der Birzeit Universität in der Westbank. Sie wurde in Cardiff, Wales geboren und wuchs in England, den USA und Palästina auf. Ihre Webseite ist: http://lifeonbirzeitcampus.blogspot.com/.

Throwing rocks at the occupation – and Western prejudice too; Linah Alsaafin, The Electronic Intifada, Nabi Saleh, 11.  August 2011

http://electronicintifada.net/content/throwing-rocks-occupation-and-western-prejudice-too/10263

 

 

Al Ma’asara - Am Samstag, den 13. August wurden drei Kinder im Alter zwischen 9 und 11 Jahren in Al Ma’asara verletzt, als die israelische Armee den wöchentlichen Protest gegen die Mauer mit Schlagstöcken und Gewehrkolben angriffen.

Eine grosse Zahl von internationalen Solidaritätsaktivisten und eine Gruppe von Israelis verstärkten den Protest. Die Demonstranten forderten die Palästinensische Nationale Autorität auf, im September die Anerkennung eines palästinensischen Staates vor der UN zu beantragen, als ersten Schritt zur Beendigung der israelischen Besetzung. Sie sagten, dass dies eine Forderung aller Komitees des zivilen Widertandes in Palästina sei. Verhandlungen hätten vor Ort für Palästinenser nichts erreicht, sondern seien von Israel dazu benutzt worden, um die nach internationalem Recht illegalen israelischen Siedlungskolonien auszuweiten.

Three Children Injured at Demonstration in al-Ma’asara Village,
Palestinian, Grassroots, Anti-apartheid Wall Campaign, 14.
August 2011
http://stopthewall.org/latestnews/2576.shtml


 

Aufruf zum Boykott von israelischen Waren in Ramallah - Mehr als vierzig Aktivisten trafen sich auf Einladung der palästinensischen Anti-Apartheidmauer Kampagne und der unabhängigen Jugendbewegung auf dem Al-Manara Platz in Ramallah, nachdem sie eine Tour der örtlichen geschäfte absolviert hatten, um Geschäftsinhaber und Verbraucher zum Boykott von Waren aus den Siedlungen und den besetzten Gebieten aufzurufen.

Die Boykottkampagne ist nach Meinung der Aktivisten notwendig, um die “Kultur” der Besatzung zu beenden. Der Boykott soll in allen Provinzen von Palästina durchgeführt werden.

Scores of Activists Call for Boycott of Israeli Goods in Ramallah, Palestinian, Grassroots, Anti-apartheid Wall Campaign, Aug 14, 2011; http://stopthewall.org/latestnews/2575.shtml

Siehe auch: Jamal Juma’: PA "killing popular resistance", Electronic Intifada,

http://www.bilin-village.org/english/articles/press-and-independent-media/Jamal-Juma-PA-killing-popular-resistance


 

Ein Aufruf aus Gaza: Öffnet die Grenze bei Rafah permanent und ohne Einschränkungen - Ein Aufruf zur Wiedereröffnung des Rafah Grenzpostens zwischen Ägypten und Palästina wurde Anfang August in Gaza formuliert und wird von zahlreichen Organisationen und prominenten Menschenrechtsaktivisten aus der ganzen Welt unterstützt, darunter Erzbischof und FriedensnobelpreisträgerDesmond Tutu, Richard Falk, Professor emeritus für internationales Recht an der Universität Princeton, Ronnie Kasrils, ehemaliger Justizminister in Südafrika, die ägyptischen Schriftsteller und Aktivisten Ahdaf Soueif und Radwa Ashour.

Mit Bezug auf die Genfer Konventionen, die das Recht aller Menschen auf Bewegungsfreiheit und Schutz vor kollektiver Bestrafung garantieren und auf Forderungen der ägyptischen Revolution forden die Unterstützer  zur Wiedereröffnung der Tore auf, die Gaza in ein “Freiluftgefängnis” verwandelt haben.

Die Grenzstation bei Rafah ist Gazas einziger Ausgang zur Aussenwelt. Israels fortgesetzte Belagerung von Gaza resultierte in der Schliessung von sechs weiteren Grenzstationen.

Petition: http://www.change.org/petitions/government-open-the-rafah-crossing-permanently-and-unconditionally

http://popularstruggle.org/content/call-gaza-open-rafah-crossing-permanently-and-unconditionally

 05/07/2011

Source : Chroniques de Palestine

Anne Paq, Bil'in - I love you; http://www.bilin-village.org/english/articles/testimonies/Bilin-I-love-you

 

Übersetzt und zusammengefasst von Martina Lauer

 

Friedlicher Widerstand in der Westbank. 9. August 2011

 

Nabi Saleh: Drei Armeerazzien am Wochenende - In den vergangenen drei Tagen hat die israelische Armee das Dorf Nabi Saleh dreimal angegriffen, berichtete das örtliche Widerstandskomitee am 8. August 2011.

Israelische Soldaten fuhren in provokativer Weise in das Dorf und feuerten verschiedene Waffen, darunter Tränengas, Schockgranaten, Gummimantelgeschosse und scharfe Munition auf Menschen und Häuser ab. Gleichzeitig wurden die drei Hauptzugangsstrassen zum Dorf geschlossen und so das tägliche Leben der Bevölkerung erheblich gestört. Dutzende wurden verletzt und litten an den Folgen der Tränengasinhalierung. Es kam zu Zusammenstössen zwischen Jugendlichen und den Soldaten. Sprecher der Widerstandsbewegung des Dorfes sehen diese brutalen Armeerazzien, vor allem im Fastenmonat Ramadan, als Versuch der Besatzungsbehörde, die Einheit der Dorfbevölkerung zu zerstören, um den wöchentlichen, seit Dezember 2009 begonnenen Proteste gegen Israels Besatzung ein Ende zu machen.

In den vergangenen Wochen wurde das Dorf wiederholt von der israelischen Armee und von bewaffneten Siedlern aus der nahegelegenen israelischen Siedlungskolonie Halamish angegriffen.

Die wöchentlichen Proteste in Nabi Saleh werden in der israelischen und internationalen Presse oft als Beispiel für den disproportionalen Waffeneinsatz der israelischen Armee gegen unbewaffnete Zivilisten angeführt.1)

Manal Tamimi, Mitglied des Bürgerkomitees Nabi Saleh erklärt:“ Sie haben ein brutales Vorgehen gegen uns begonnen, damit wir nicht zum Modell für andere Dörfer werden. Wir demonstrieren gegen die Siedlungen und beinahe jedes palästinensische Dorf hat eine Siedlung in der Nachbarschaft. So könnte sich etwas Grosses entwickeln. Wie eine dritte Intifada.“ Sie berichtet, dass die Zivilbehörde, der Arm der israelischen Besatzungsmacht in der Westbank, dem Dorf vor acht Monaten ein Angebot machte: die Rückgabe einer dem Dorf gehörenden Quelle, deren Konfiszierung durch israelische Siedler im Herbst 2009 die Proteste auslöste. Aber Nabi Saleh wies das Angebot zurück.

„Vielleicht gegeb sie uns 5 Dunum zurück – aber die Siedlung, der Checkpunkt, der Wachturm, das Tor, das Leiden, die Demütigung bleiben. Was soll ich mit fünf Dunum?“ fragt Tamimi ausdrücklich.

Ein anderer Dorfbewohner weist auf die Taktiken der Besatzungsmacht hin, die eine Sache verspreche und etwas anderes liefere.Und so zielten die Proteste in Nabi Saleh Schritt um Schritt auf ein grösseres Projekt: die Beendigung der israelischen Besetzung von palästinensischem Territorium.2)

http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2011/08/10/the-israeli-occupation-forces-attacks-on-nabi-saleh-continue-forthe-third-consecutive-day/

Israeli Army Invades Nabi Saleh Firing Live Ammunition and Gas Bombs. 8. August 2011; http://www.imemc.org/article/61812; http://www.youtube.com/watch?v=KZ5p1flNsD0

2)Nabi Saleh, a growing movement, Sylvia Boarini, Palestine Monitor, 21. Juli 2011, http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2011/08/10/nabi-salih-a-growing-movement/

 

 

Ni’lin: Seit einem halben Jahr durchlebt das Dorf monatlich vier Armeerazzien  - Dreizehn Militärjeeps der israelsichen Armee drangen am Sonntag nachmittag in das Dorf Ni’lin ein und nahmen strategische Positionen im südlichen Teil des Ortes ein. Soldaten fuhren dann zum benachbarten Dorf Qibya und verhafteten dort einen Palästinenser aus bisher unbekannten Gründen.

In der Nacht vom Samstag zum Sonntag waren zwei Militärjeeps im Dorf eingefahren. Soldaten hatten während der Anfahrt zum Dorf Leuchtraketen abgeschossen, die Brände in den umliegenden Feldern auslösten. Im Dorf drangen sie in das Haus von Ilan Mousa ein und durchsuchten es. Anschliessend fuhren die Soldaten durch das Dorf und feuerten Tränengas auf Menschen und Häuser ab.

Nach Aussagen der Dorfbewohner wurde Ni’lin in den vergangenen sechs Monaten  mindestens vier Mal pro Monat von Truppen angegriffen und schikaniert. Mit der kollektiven Bestrafung von Dörfern, die sich am zivilen Widerstand gegen die Besetzung beteiligen, mit den Hausdurchsuchungen, Festnahmen und dem Beschuss mit verschiedenen Waffen soll nach Einschätzung der örtlichen Bevölkerung durch Furcht und Terrorisierung eine Beendigung dieser Proteste erreicht werden.

Israeli Military Invades Ni’lin Village 7 August 2011

http://www.nilin-village.org/2011/08/08/israeli-military-invades-nilin-village-7-august-2011/

 

 

Armeeinvasion in Beit Ummar - Samstag Nacht drangen israelische Truppen im Dorf Beit Ummar ein und griffen Dorfbewohner in einem öffentlichen Park am Eingang des Dorfes  mit scharfer Munition und Schockgranatenan, die sich zur Feier der Freilassung eines Mitbewohners aus dem Gefängnis versammelt hatten. Etwa 45 Sokdaten umringten den Park und feuerten ihre Waffen ab, was zu Bränden im Dorf und der Beschädigung von zwei Häusern und einem Gewächshaus führte, konnten den Park aber nicht stürmen, weil die Tore geschlossen waren.

Am 2. August 2011 drang die israelische Armee in Beit Ummar und dem Nachbarort Saffa ein, durchsuchte mehrere Häuser und verhaftete zwei junge Männer. Razzien wurden auch aus Jenin und Ni’lin berichtet.
http://palestinesolidarityproject.org/2011/08/07/beit-ommar-invaded-by-israeli-military/


 

Palästinenser halten gewaltlose Proteste gegen die Mauer in vier Dörfern ab - Am Freitag wurden gewaltlose Demonstrationen gegen Israels illegale Mauer und die Besetzung in den Dörfern Nabi Saleh, Bil‘in und Ni’lin in der zentralen Westbank und im Dorf Al Ma’ssara in der südlichen Westbank abgehalten.

Diese Woche wurden örtliche und international Protestteilnehmer in Nabi Saleh mit Tränengas angegriffen, als sie zum Dorfeingang marschiert waren und von israelischen Soldaten auf einer Zugangsstrasse zum Dorf blockiert wurden.

Später drangen israelische Soldaten in das Dorf ein und feuerten einen Tränengaskanister in ein Haus, in dem sich Demonstranten versammelt hatten. Als die Demonstranten aus dem Haus rannten, feuerten die Soldaten noch mehr Tränengas in die Strassen. In den vergangenen Wochen hat die israelische Armee verstärkte Massnahmen gegen die wöchentlichen Proteste in Nabi Saleh ergriffen und erklärt das Dorf jede Woche zur ‚geschlossenen militärischen Zone‘, um Aktivisten und Journalisten schon vor Erreichen des Dorfes zu stoppen.

In Bil’in liefen dutzende von Dorfbewohnern, internationale und israelische Unterstützer nach dem Freitagsgebet in der Moschee zu einem kürzlich von der israelischen Armee freigegebenen Areal, das vor sechs Jahren durch den Bau der illegalen israelischen Mauer konfisziert wurde.

Ein Traktor beladen mit Stühlen und Abfalltonnen fuhr vor den Protestteilnehmern her, die zum Land der Familie Abu Laiman unterwegs waren, um dort einen öffentlichen Park für das Dorf zu errichten. Vor der Mauer griffen israelische Truppen die Menschen mit Tränengas, Gummimantelgeschossen und einer unbekannten, übelriechenden chemischen Substanz. Dutzende litten an den Folgen der Tränengasinhalierung und wurden von Sanitätern vor Ort behandelt.

Diese Woche demonstrierten die Bewohner Bil’ins in Unterstützung einer Anerkennung des palästinensischen Staates bei der UN im September.

Israelische Truppen setzten Tränengas und Gummimantelgeschosse auch im Nachbardorf Ni’lin ein, um den wöchentlichen Protest gegen die nach internationalem Recht illegale Mauer niederzuschlagen. Die Dorfbewohner Ni’lins marschierten zusammen mit israelischen und internationale Unterstützern nach dem Mittagsgebet zur Mauer.

In der südlichen Westbank wurden viele Menschen nach der Inhalierung von Tränengas behandelt, als israelische Truppen den Protest im Dorf
Al Ma‘ssara bei Betlehem gegen Israels Mauer in der palästinensischen Westbank angriffen. Die Soldaten blockierten den Protestmarsch in Richtung Dorfland, das durch den Mauerbau zerstört und konfisziert wurde. Ein Palästinenser und fünf Israelis wurden festgenommen.

 
Siehe: Palestinians Hold Non-violent Anti-Wall Protests In 4 Villages. Samstag, den 6.August 2011, IMEMC & PNN

http://www.imemc.org/article/61808

http://english.pnn.ps/index.php?option=com_content&task=view&id=10580&Itemid=63

 

 

Ambulanz in der Westbank eine halbe Stunde festgehalten - Ein palästinensischer Krankenwagen, der die Opfer eines Verkehsunfalls transportierte, wurde von israelischen Soldaten am Zatara Checkpunkt südlich von Nablus 30 Minuten lang aufgehalten, berichteten Augenbzeugen gegenüber IMEMC.

Ein 13-jähriges Mädchen starb am Unfallort, ihre Eltern und zwei weitere Beteiligte wurden verwundet. Die Verzögerung am Kontrollpunkte führte nicht zu weiteren Todesfällen.

Verschiedenen Menschenrechtsorganisationen haben die Misshandlung von palästinensischem medizinischem Personal und die Abweisung oder Verzögerung von palästinensischen Ambulanzen dokumentiert. In mehreren Fällen starben Patienten, weil ihr Transport ins Krankenhaus an den Kontrollpunkten verzögert wurde.

Ambulance with Patients on Board Delayed at Israeli Checkpoint, Dienstag, den 9. August 2011,IMEMC and Agencies; http://www.imemc.org/article/61815

Siehe auch B’Tselem, Augenzeugenbericht von 2001, Tod eines Dialysepatienten wegen Verzögerungen am Checkpunkt bei Nablus; http://www.btselem.org/testimonies/20011113_death_of_mouhammad_kheiri_zaban_witness_yaqub

 

Übersetzt und zusammengefasst von Martina Lauer

Friedlicher Widerstand in der Westbank und Gaza, 29. Juli – 2. August 2011

 

Bil’in: Solidaritätsbesuch von Radfahrern aus Irland, Schottland und England - Nach einer 7000 km weiten Radtour, die in London began, kamen die Mitglieder der Gruppe PEDAL Ende Juli in Palästina an.1) Am Wochenende trafen sie sich mit Mitgliedern des Bürgerkomitees Bil’in und nahmen an einer Radaktion gegen Israels illegal Trennmauer und die Besetzung von palästinensischem Land teil. Vier Monate lang reiste PEDAL durch 18 Länder, um Verbindungen zwischen Organisationen und Gruppen aufzubauen, die soziale Ungerechtigkeiten bekämpfen und dem Aufruf der palästiensischen Zivilgesellschaft zu Boykott, Desinvesierung und Sanktionen [BDS-Boycoyy, Divestment, Sanctions] folgen. 2)

Abdallah Abu Rahma vom Bürgerkomitee Bil’in hatte PEDAL eingeladen, weil “die Solidarität zwischen Palästinensern, Israelis und internationalen Aktivisten und konkrete Aktionen der Aktivisten in den eigenen Ländern Israels illegal Besatzung beenden werden.”

PEDAL hofft, dass die Radreise nach Palästina zusammen mit der Zweiten Freiheitsflotille und der “Welcome to Palestine”- Flugaktion zum wachsenden weltweiten Druck der Zivilgesellschaften auf Israel beiträgt, der Israel dazu zwingt, internationals Recht und die Rechte der Palästinenser zu befolgen. PEDAL-Mitglied Jen Peachey erläutert die Position der Gruppe von Aktivisten aus Irland, Schottland  und England: “Wir haben gesehen, wie Regierungen in der ganzen Welt aktiv mit Israels illegaler Besatzung und der Blockade Gazas kooperieren – durch die amerikanische Militärhilfe, das diplomatische Schweigen Grossbritanniens oder wenn die griechische Küstenwache die Flotilla blockiert. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass Regierungen für uns handeln; deshalb müssen wir selbst handeln.” 3) Der Protest in Bil’in erhielt von den israelischen Soldaten die seit sechs Jahren obligatorische gewaltsame Reaktion: Tränengas, Schockgranaten und scharfe Munition wurden in Kopfhöhe der Demonstranten und besuchenden Radfahrer abgefeuert.

1)http://www.100daystopalestine.org/2011/07/27/pedal-arrive-in-palestine/on

2) PEDAL ist eine Gruppe von Gemeinschaftsorganisatoren, Künstlern,Lebensmittelproduzenten und Radfahrern.[Popular resistance movements. Environmental justice. Direct action on BDS. Art and culture. Linking stories of struggle. http://www.100daystopalestine.org/why-pedal/synopsis/

(UK, France, Belgium, Luxemberg, Germany, Austria, Slovenia, Croatia, Bosnia, Albania, Montenegro, Kosovo, Macedonia, Greece, Turkey, Syria, Jordan, Palestine)

3) http://www.100daystopalestine.org/2011/07/29/bilin-popular-committee-pedal-bike-action/

 

Kufr Qaddoum: Musik führt den friedlichen Widerstand an - Am letzten Freitag im Juli wurde die wöchentliche Demonstration gegen die Armeeblockade der Hauptstrasse des Dorfes von Fanfare, einer niederländischen Musikgruppe, angeführt, was nicht nur die Gemüter aller Beteiligten hob, sondern nach Einschätzung des Bürgerkomitees angesichts des oft massive Tränengaseinsatzes durch israelische Soldaten der sicherste Platz für die Musiker war. 1)

Die Mitglieder der Gruppe begrüssten die Gläubigen beim Verlassen der Moschee nach dem Freitagsgebet in ihren bunten Kleidern und spielten zum friedlichen Protest auf; bei einem in der Westbank bekannten Lied sangen alle mit.

Fanfare setzte die Musik fort, als alle am Stacheldrahtzaun ankamen und 20 israelischen Soldaten mit mehreren Tränengasgewehren gegenüberstanden.Trotz sorgfältiger Planung des Bürgerkomitees, eine Konfrontation durch ein defensives Verhalten zu vermeiden, begannen die israelischen Soldaten mit dem Tränengasbeschuss, den sie verstärkten, als die Menschen von der Strasse in die Felder und den Hügel hinunterrannten, um dem Tränengas auszuweichen.

Etwa 30 Teilnehmer wurden im Krankenhaus wegen Tränengasinhalierung behandelt; ein amerikanischer Aktivist wurde von einem Kanister an der Schulter getroffen und ein älterer Palästinenser wurde wegen blutender Kopfverletzungen von Freiwilligen des Roten Halbmondes im Dorf behandelt; die genaue Ursache seiner Verletzungen ist ungewiss.

Die illegal israelische Siedlung Qadumim besetzt palästinensisches Land in der Umgebung des Dorfes Kufr Qaddoum. Seit dem vergangenen Monat haben die Bewohner wöchentliche Demonstrationen gegen die Blockade der Hauptzugangsstrasse zu ihrem Dorf organisiert. Jede Woche legen Mitglieder des örtlichen Bürgerkomitees den israelischen Besatzern  das Urteil eines israelischen Gerichtes vor, wonach die Sperre aufgehoben werden soll.

Music guides peaceful resistance in Kufr Qaddoum,  1 August 2011 | International Solidarity Movement, West Bank; http://palsolidarity.org/2011/08/19675/

 

Unterstützt CPS Gaza: Internationale Beobachter sollen weiterhin in Gaza mitsegeln - Der zivile Friedensdienst Gaza [Civil Peace Service Gaza – CPS Gaza] ist eine internationale, überparteiliche und gewaltlose Initiative, um mögliche Menschenrechtsverletzungen in Gazas Küstengewässern zu dokumentieren. In Zusammenarbeit mit örtlichen Organisationen und Fischern will diese internationale Gruppe das grosse Problem der fortgesetzten Verletzung der Menschenrechte von palästinensischen Fischern ansprechen. CPS Gaza begleitet die Boote von Palästinensern, die ihren Lebensunterhalt durch das Fischen in Gazas Wassern verdienen wollen, und wendet sich in ihren Berichten an die internationale Gemeinschaft, damit die israelische Regierung durch internationalen Druck zur Beendigung der kontinuierlichen Angriffe auf Fischer gebracht wird.

 

Es gibt 4450 Fischer in Gaza und die Fischerei beschäftigt weitere 2000 Arbeiter, deren Einkommen etwa 40 000 Palästinenser im Gazastreifen unterstützt. Fischer in Gaza sehen sich bei ihrer Arbeit auf dem Meer mit Verhaftung, Verletzung und Tod konfrontiert. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit, die auf über 45 Prozent geschätzt wird, ist die Bedeutung der Fischerei unbestritten.

Auf dem Schiff “Oliva” begleiten internationale Menschenrechtsbeobachter die Fischer regelmässig auf das Meer, um die täglichen israelischen Übergriffe zu dokumentieren und zu veröffentlichen. Seit dem Stapellauf im April war die Mannschaft im Visier der israelischen Marine, sie hat aber die Mission der CPS Gaza fortgesetzt, ohne sich entmutigen zu lassen.

Während der letzten Reise der Oliva rammte ein israelisches Schiff das Boot mit solcher Wucht, dass der Motor zerstört wurde. Deshalb bitten wir um Ihre Hilfe. Die Ausgaben für das Projekt sind durch diesen Vorfall erheblich angestiegen. Ihr Beitrag kann uns helfen, unsere Mission und die Kenntnis der Öffentlichkeit über die Situation in Gaza zu erweitern. In der kurzen Zeit seit Beginn der Arbeit des CPS Gaza haben über 50 Organisationen die Initiative öffentlich unterstützt, über 12 000 Menschen haben unsere Webseite (cpsgaza.org) besucht und mehrere wichtige Nachrichtenagenturen haben über uns berichtet.

Zur Fortsetzung unserer Arbeit brauchen wir Ihre finanzielle Unterstützung. Wir bitten Sie um eine Spende online durch Pay Pal (http://urly.it/14gb) oder durch eine Überweisung auf unser Bankkonto. Steuerlich absetzbare Spenden sind ebenfalls möglich.

Sie können Ihre Unterstützung auch durch eine Unterschrift zeigen:

Individuell unter: http://www.ipetitions.com/petition/cpsgaza/

Organisationen unter: http://www.ipetitions.com/petition/cpsgazagroups/

Berichte vom Guardian und AlJazeera über CPSGaza: http://www.cpsgaza.org/

Bericht der ISM:: IDF shoots live ammunition at ISM activists at sea, 24 Juli 2011 | International Solidarity Movement, Gaza; http://palsolidarity.org/2011/07/19602/

 

Ramadan in der “Pufferzone” - Die von Israel einseitig auferlegte No-go Zone, ein etwa 300 Meter breiter Landstreifen entlang Gazas Grenze zu Israel, war bis vor einigen Jahren ein Gebiet, in dem Gazas Landwirtschaft Getreide, Früchte und Blumen für den Eigenbedarf und den Export produzierte. Nach dem Wahlsieg von Hamas und der Verstärkung der israelischen Blockade des Gazastreifens begrenzte Israel den Zugang der Bauern zu ihren Feldern im Grenzgebiet: Im Juli 2008 flogen Apatchehubschrauber der israelischen Armee über Gaza und warfen Flugblätter ab  mit einer Warnung an die Bevölkerung, dass das Betreten eines 300 Meter breiten Streifens entlang der Grenze verboten sei. Etwa 20% der landwirtschaftlichen Fläche in Gaza liegt seitdem brach oder wird unter Lebensgefahr bearbeitet: Wer die „Pufferzone“ betritt, riskiert das Leben. Israelische Soldaten, Panzer und ferngesteuerte Maschinengewehrtürme haben dort Bauern, Hirten und die Sammler von Altmaterial angeschossen und in manchen Fällen getötet. 1)

Jeden Dienstag seit Anfang 2010 kommen die Menschen aus Beit Hanoun und versuchen, Leben in die „Pufferzone“ zu bringen. Sie versammeln sich vor dem Landwirtschaftlichen Institut und marschieren in einem gewaltlosen Protestzug zur No-go Zone, berichtet die ISM am 4. August 2011. 2)

Ramadan begann am Montag und im Gedenken an den Fastenmonat wollten die Demonstranten in der Todeszone beten. Etwa dreissig Palästinenser und einige Internationale liefen unter der heissen Sommersonne auf die Grenze zu und breiteten ihre Gebetsteppiche auf einem weissen Tuch aus; der Ruf zum Gebet unter den Augen der schwerbewaffneten israelischen Soldaten vermischte sich mit den Gebetsrufen in Beit Hanoun. Für kuze Zeit war Leben in diese Zone des willkürlichen Tötens gekommen, Menschen beteten dort in der Hoffnung, dass die Gerechtigkeit ebenfalls bald in diesem Land ankommt.

1) http://gazadispatches.blogspot.com/2010/04/leader-of-gazas-new-wave-of-bilin.html       http://www.pchrgaza.org/facts/factsheet-bufferzone.pdf

2) Ramadan in the Buffer Zone, 2. August 2011 | International Solidarity Movement, Gaza; http://palsolidarity.org/2011/08/19692/; Activists pray in Gaza’s buffer zone, 2. August 2011 | Ma’an News Agency; http://palsolidarity.org/2011/08/19684/

Übersetzt und zusammengefasst von Martina Lauer

Friedlicher Widerstand in der Westbank, 29. Juli 2011

 

Palästinenser bereiten einen massiven Aufstand vor - Beit Ummar, Besetzte Westbank – Führende Mitglieder der palästinensischen Widerstandskomitees in der Westbank planen einen massive Aufstand und zivilen Ungehorsam gegen die israelische Besatzungsmacht für September, wenn die Palästinenser mit ihrer Forderung nach staatlicher Anerkennung zu den Vereinten Nationen gehen, berichtete Mel Fryberg am 29. Juli 2011 im Inter Press Service.

“Wir wollen massenweise auf die Strassen gehen,” sagte Musa Abu Maria, ein führendes Mitglied des Bürgerkomitees Beit Ummar, einem Ort 11 km nördlich von Hebron im Süden der Westbank zu IPS. “Wir wollen ganze Verbindungsstrassen zu Israels illegalen Siedlungen blockieren. Wir wollen zu den Siedlungen marschieren. Aber auf gewaltlose Weise, und die Demonstranten werden friedlich sein.”

“Wir haben kreative Strategien ausgearbeitet, um die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft und weltweiter Medien verstärkt auf die Besatzung zu richten. Wir werden mit unseren internationalen Unterstützern in Europa und Amerika zusammenarbeiten, um weltweit das palästinensische Dilemma verstärkt ins Bewusstsein zu bringen, wenn sich das Blatt zu unseren Gunsten wendet,” fügte Abu Maria hinzu.

Die israelische Regierung, die Geheimdienste und Sicherheitskräfte haben mit der Planung für weitverbreitete Massenproteset der Palästinenser im September begonnen in der Erwartung, dass eine überwältigende Mehrheit der Generalversammlung der Uno den palästinensischen Antrag auf Unabhängigkeit unterstützen wird.

Die Sicherheitskräfte des Landes haben militärische Übungen in Vorbereitung auf grossangelegte Zusammenstösse abgehalten. Gleichzeitig hat die politische Führung eine Blitztour durch Europa veranstaltet, um die Unterstützung von “europäischen Qualitätsländern” zu gewinnen, wie es die israelische Regierung formuliert, die gegen einen Palästinenserstaat stimmen werden.

Die israelische Regierung hofft darauf, dass die wirtschaftlich und politisch stärksten Mitglieder der UN auf Israels Seite stehen werden, während erwartungsgemäss etwa 140 UN Mitglieder, darunter  “Entwicklungsländer und Länder der Dritten Welt” für Palästina stimmen werden.[...]

Am vergangenen Wochenende trafen sich mehr als eintausen führende politische Aktivisten und Vertreter des gesamten politischen Spektrums zu einer dreitägigen Konferenz in Beit Ummar, um unabhängig von der offiziellen Führung der PA und Hamas die Strategie der Palästinenser für die Beendigung der israelischen Besatzung zu diskutieren, ein politisches Novum.[...]

“Wir haben den verschiedenen führenden Politikern gesagt, dass sie bei diesem Treffen nicht willkommen sind, wenn sie Parteipolitik vor die Befreiung stellen. Wenn sie aber entschlossen für die Befreiung und die politische und geographische Vereinigung des Gazastreifens und der Westbank arbeiten, dann haben sie unsere Unterstützung,” sagte Abu Maria zu IPS.

Nach Angaben von Younis Arrar, einem führenden Mitglied der Fatah, einem Leiter der Widerstandskomitees in der Westbank  und  Angestellten der PA, ist die Unterstützung der gesamten palästinensischen Führung bestätigt.

“Sie werden ihre Mitglieder zu tausenden für massive Strassenproteste mobilisieren. Wir sprechen hier nicht von den gegenwärtig laufenden punktuellen Protesten in einigen Westbankdörfern, sondern davon, dass zahllose palästinensische Städte, Dörfer und Orte im ganzen palästinensischen Territorium diesem Aufruf folgen werden,“ sagte Arrar gegenüber IPS.

„Die Israelis fürchten gewaltlose zivile Unruhen mehr als alles andere. Sie hoffen darauf, dass wir zur Gewalt greifen, weil sie dann ihr überlegenes militärisches Arsenal einsetzen können, um uns zu zerschlagen, wie sie es immer getan haben. Aber wir werden an unserer Strategie des unbewaffneten Widerstandes festhalten,“ fügte Arrar hinzu.

„Ich denke, dass die Israelis auf jeden Fall für einige Todesfälle sorgen werden, wenn sie Hochgeschindigkeits-Tränengaskanister direkt auf die Köpfe schiessen oder scharfe Munition einsetzen, wie sie es in der Vergangenheit regelmässig gemacht haben.“[...]

Neben der Planung von Massenmärschen und Protesten arbeiten die Widerstandskomitees mit verschiedenen örtlichen Organisationen in Europa zusammen, einschliesslich der BDS-Gruppen [Boycott,Disinvestments, Sanctions], die gleichzeitig Proteste und Märsche abhalten werden und zu einem wirtschaftlichen Boykott von israelischen Produlten und Waren aufrufen.[...]

„Seit meinem fünfzehnten Lebensjahr war ich politisch aktiv und wurde von den Israelis erstmals inhaftiert. Ich halte die Ohren offen, habe viele Kontakte und weiss, wie die Leute hier denken. Wir werden unaufhaltsam weitermachen, bis wir unsere Freiheit und Unabhängigkeit gewonnen haben. Die Anzeichen sind unübersehbar,“ sagte Abu Maria zum Abschluss seines Gespräches mit IPS.

Mel Fryberg, Palestinians prepare for massive uprising, Inter Press Service, http://palsolidarity.org/2011/07/19651/

 

 

Al Walajah: Israels Bulldozer zerstören von EU finanzierte Strasse für Mauerbau - Neun Uhr morgens lief eine Gruppe von palästinensischen, israelischen und internationalen Aktivisten durch die von Bulldozern gefährdeten Olivenhaine des Dorfes Al Walajah bei Betlehem zur Baustelle, wo Israels Apartheidmauer errichtet werden soll. Bulldozer waren bereits an der Arbeit und zerstörten eine von der EU finanzierte Strasse, die den Zugang der Dorfleute zu ihrem Land verbessern sollte, berichtete die Internationale Solidaritätsbewegung [International Solidarity Movement – ISM] am 27. Juli 2011.1)

Die Gruppe von Aktivisten kam in der Absicht, den Hain mit seinen kostbaren alten Olivenbäumen vor den Bulldozern zu schützen, sah sich aber 15 israelischen Soldaten gegenüber, die in der folgenden halben Stunde  mehrere Protestteilnehmer zum Teil sehr brutal verhafteten und mit Blendschockgranaten beschossen, obwohl die Aktivisten gewaltlos und friedlich demonstrierten und keinen Widerstand leiseteten.  Ein internationaler Aktivist, David White, der eine Verhaftung beobachtete, berichtete: “Die israelischen Soldaten setzten unverhältnismässige Gewalt bei der Verhaftung ein; der Mann schrie auf – sie verursachten ihm anscheinend grosse Schmerzen, es war ein schrecklicher Anblick.”

Unter den von der Armee festgenommenen Demonstranten befanden sich Shireen al-Araf vom örtlichen Bürgerkomitee und der bekannte Menschenrechstaktivist Dr. Mazin Qumsiyeh.2)

Al Walajah ist von drei Seiten von der Apartheidmauer umringt; wenn die Konstruktion wie geplant auf der vierten Seite ausgeführt wird, verbleiben dem Dorf nur noch 1800 Dunam von ursprünglich 13 000. Das örtliche Bürgerkomitee hat eine Klage vor dem Obersten Gericht Israels eingelegt, das Gericht hat aber bis jetzt eine Entscheidung abgelehnt. In zwei Wochen findet eine weitere Anhörung statt, aber in der Zwischenzeit gehen die Bauarbeiten weiter.

Die israelische Sicherheitskommission [Israeli Security Commission] sagt, dass die Mauer aus Sicherheitsgründen notwendig ist; das Bürgerkomitee hat eine andere Sichtweise: ‘Die Mauer ist ein Mittel der systematischen Verdrängung, um der örtlichen Bevölkerung die Bewegungsfreiheit und Land für den normalen Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum wegzunehmen.“

1) http://palsolidarity.org/2011/07/19637/

2)http://www.israel-palestinenews.org/2011/07/israeli-forces-fire-gas-canisters-cause.html 

 

Ni’lin: Errinnerung an die Tötung eines Neunjährigen bei Protesten vor drei Jahren - Am 29. 7. 2008 wurde Ahmed Mousa aus Ni’lin von einer Kugel aus einer M16 der israelischen Besatzungsarmee am Kopf getroffen und getötet. Er hatte an einem der friedlichen Proteste gegen den Bau der Apartheidmauer im Westbankdorf Ni’lin teilgenommen. Drei Jahre später versammelten sich Dorfbewohner und israelische Friedensaktivisten zur Erinnerung an seinen Todestag. Sie trugen Fotos von Ahmed Mousa, palästinensische Flaggen und auch eine Fahne von Norwegen in Solidarität mit den Menschen dort. In seiner Botschaft als Mitglied des Bürgerkomitees Ni’lin verurteilte Hassan Mousa vor den Toren der israelischen Apartheidmauer den religiösen Fanatismus und sprach den Familien der unschuldigen Opfer in Norwegen sein Beileid aus. Er wandte sich auch an die israelischen Soldaten: “ Wir werden nie vergessen, wie brutal ihr Ahmed umgebracht habt. Aber das wird uns nie einschüchtern sondern unsere Entschlossenheit zur Fortsetzung des Kampfes stärken, bis wir unser Land und Palästina von eurer rassistischen Besatzung befreit haben.” Ibrahim Amireh, Koordinator des Bürgerkomitees betonte in seiner Rede: “Wir sind keine Terroristen, wir sind Menschen, die Frieden und Gerechtigkeit für die Männer, Frauen und Kinder hier in Palästina suchen.”

Leider war die Reaktion der israelischen Besatzunsmacht wie gewohnt der massive Beschuss mit Tränengas, was bei vielen Teilnehmern zu schwerer Atemnot und anderen Nebenwirkungen führte. Die Demonstration schloss um drei Uhr nachmittags; keine schwerwiegenden Verletzungen wurden berichtet.

http://www.nilin-village.org/2011/07/31/ni%e2%80%99lin-village-commemorates-the-third-anniversary-of-the-killing-of-ahmed-mousa-29-07-2011/

 

Beit Ummar demonstriert in Solidarität mit Norwegen - Das Bürgerkomitee Beit Ummar rief Ende Juli zu einer Demonstration gegen den Terrorismus in Solidarität mit den Menschen in Norwegen auf. Palästinenser marschierten zusammen mit internationalen und israelischen Aktivisten zur benachbarten illegalen Siedlung Karmei Tsur, deren Siedler  Land von mehreren palästinensischen Dörfern in der Umgebung konfiszierten, berichtete das Palestine Solidarity Project am 30. Juli 2011

Die Demonstranten trugen Ballons und wurden von israelischen Soldaten blockiert, die ihre automatischen Waffen in den Händen hielten. Mehrere palästinensische Demonstrationsteilnehmer verurteilten die Terrorangriffe in Norwegen und wiesen darauf hin, dass einige der ermordeten Jugendlichen in Norwegen sich für die BDS-Bewegung und gegen das Apartheidsystem Israels eingesetzt hatten. Vor sechs Monaten wurde der 17-jährige Yousef Ikhlayl nahe bei Beit Ummar das Opfer eines Siedlerangriffes und dabei erschossen, ein Opfer des Rassismus und der Intoleranz. Das Bürgerkomitee Beit Ummar betont die Notwendigkeit, dass sich Menschen gegen alle Formen des Terrorismus und Unterdrückung aussprechen, wo  immer sie vorkommen.

http://palestinesolidarityproject.org/2011/07/30/beit-ommar-demonstrates-in-solidarity-with-norway/

 

Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer

Friedlicher Widerstand in der Westbank: Nabi Saleh, 29. Juli 2011

 

Israelische Truppen greifen gewaltlose palästinensische Proteste in der Westbank an - Am Freitag wurden die wöchentlichen Proteste gegen die israelische Besatzung in Bil’in, Nabi Saleh, Ni’lin und Al-Masara in der palästinensischen Westbank von der israelischen Armee angegriffen und mehrere Demonstranten verletzt und festgenommen, berichteten IMEMC und PNN am 31. Juli 2011.

In Nabi Saleh versuchten Palästinenser und Solidaritätsaktivisten aus dem Ausland, in Richtung Dorfland zu marschieren, auf dem Israel den Bau einer weiteren Siedlung plant. Israelische Truppen feuerten Tränengas und gummi-ummantelte Stahlkugeln auf die Demonstranten, Journalisten und Sanitäter und zwangen sie zum Rückzug ins Dorf. Drei Frauen und ein palästinensischer Journalist, Moheeb Al-Barghouthi, wurden von Soldaten geschlagen und verletzt. Moheeb Al-Barghouthi und mehrere Aktivisten wurden festgenommen.

Im Nachbardorf Bil’in feuerten israelische Soldaten Tränengas auf den Protestmarsch, an dem sich eine Delegation aus England, Irland und Schottland beteiligte. Die Aktivisten hatten die siebentausend Kilometer langen Radtour von London nach Palästina unternommen, um die örtliche palästinensische Widerstandsbewegung zu unterstützen.

Ein weiterer Protest in der zentralen Westbank, in Ni’lin wurde von israelischen Truppen mit Tränengas angegriffen; dutzende litten unter den Folgen der Tränengasinhalierung.

In der südlichen Westbank wurde Mohamed Brijiyah, ein Aktivist in Al Ma’sara von Soldaten verletzt, als die Armee den friedlichen Protest gegen die Konfiszierung von Land für den Bau der israelischen Annexionsmauer angriff.
http://www.imemc.org/article/61772

 

Nabi Saleh: Drei Verletzte und sieben Festnahmen bei Freitagsprotest - Trotz einer Woche der eskalierenden Gewalt gegen die Bewohner des Westbankdorfes Nabi Saleh, in der israelische Siedler aus der nahegelegenen illegalen Kolonie Halamish und Einheiten der israelsichen Streitkräfte den Ort wiederholt angriffen, führte das Bürgerkomitee Nabi Saleh den wöchentliche Protest des Dorfes gegen die israelische Besatzung durch. Die israelische Armee versuchte, den Protest wie in den vergangenen Monaten durch Strassenblockaden zu behindern, die vom frühen Morgen an auf allen Zufahrtsstrassen nach Nabi Saleh errichtet wurden.1)

Einige Stunden vor dem geplanten Beginn der Demonstration fuhren gepanzerte Armeefahrzeuge im Dorf ein, um dutzende von Soldaten ins Dorfzentrum zu bringen. Dies führte zu ersten Zusammenstössen mit örtlichen Jugendlichen, bei denen die Soldaten grosse Tränengasmengen abfeuerten und zwei Häuser besetzten. Ein palästinensischer Kameramann wurde von den Soldaten angegriffen, geschlagen und festgenommen, obwohl er seine Akkreditierung als Mitarbeiter der von der Palästinensischen Autorität herausgegebenen Tageszeitung Al-Ayyam vorzeigte; als er wenige Stunden später freigelassen wurde, stellte er fest, dass die Speicherkarte seiner Kamera fehlte.2)

Vor dem Ortseingang wurde zur gleichen Zeit ein amerikanischer Aktivist auf dem Weg zum wöchentlichen Protest von den Soldaten an einem der Checkpunkte festgehalten. Er berichtete, dass er dichte Tränengaswolken und laute Gewehrschüsse aus dem Dorfinneren wahrnahm, während die Soldaten seinen Geldbeutel, Pass, Führerschein und sein Telefon konfiszierten. Nach einigem Warten wurde ihm der Zutritt nach Nabi Saleh verweigert und ein Militärjeep abgesandt, um seinen Wagen bei der Rückfahrt nach Ramallah zu beschatten. Seine Wertsachen wurden ihm zurückerstattet; allerdings bemerkte er, dass die Soldaten am Checkpoint der Versuchung nicht widerstehen konnten, sein Telefon zu benutzen: In gebrochenem Englisch hatten sie auf seinem Twitterkonto Slogans gegen den Protest abgeschickt.

Im Dorfinneren begann nach dem Freitagsgebet der Protestmarsch. Die Teilnehmer versammelten sich neben der Moschee, wurden aber nur hundert Meter später durch Tränengassalven aus verschiedenen Richtungen angegriffen. Jeder Versuch der Demonstranten, sich erneut zu sammeln und den Marsch fortzusetzen, wurde mit neuen Salven beantwortet. Drei Teilnehmer wurden dabei verletzt, weil die Kanister oft direkt auf die Demonstranten abgefeuert wurden.

Später begannen Soldaten mit Hausdurchsuchungen, gingen von Tür zu Tür und verhafteten Menschen willkürlich auf der Strasse und in ihren Häusern. Drei Palästinenser und drei international Aktivisten wurden festgenommen, und später ohne Verhör oder Anklageerhebung freigelassen. Die israelischen Soldaten griffen dann zum zweiten Mal einen Kameramann an, der die randallierenden Soldaten filmen wollte. Bei der Festnahme wurde die Kamera zerstört.

Hintergrund:

Nach einem Siedlerangriff am 25. Juli sprachen Dorfbewohner von Nabi Saleh mit Vertretern der Internationalen Solidaritätsbewegung [ISM-International Solidarity Movement] über die Situation im kleinen Westbankdorf seit die Dorfbewohner am 9. Dezember 2009 beschlossen, eine gewaltlose Protestbewegung des gesamten Dorfes gegen die Siedlungsausdehnung und die israelische Besatzung von palästinensischem Land zu organisieren.

1977 kamen die ersten israelischen Siedler nach Nabi Saleh und begannen mit dem Ausbau eines seit 1940 verlassenen Forts aus der Zeit des Britischen Mandats. Seit diese Zeit mussten sich die palästinensischen Landbesitzer gegen systematische Übergriffe auf Land- und Wasserrechte durch die Siedler der expandierenden israelischen Kolonie Halamish (auch Neve Tzur) verteidigen. Eine Klage vor dem Obersten Israelischen Gericht führte in einem Urteil im Jahr 2008 zu einer gerichtlichen Bestätigung palästinensischer Besitzrechte. Diese Entscheidung hätte die israelische Besatzungsarmee zum Einschreiten gegen Siedlerangriffe auf das Dorfland von Nabi Saleh verpflichtet. Folglich erklärte die israelische Armee das Land zur „geschlossenen militärischen Zone“ und das Gerichtsurteil in den Händen der Dorfbewohner wurde zu einem wertlosen Stück Papier.

Nabi Saleh verteidigt nicht nur das Recht der palästinensischen Landbesitzer auf ihre Felder, es kämpft auch um den Zugang zu Wasser, der durch die israelische Firma Mekorot kontrolliert wird. Die Hauptleitung führt an der illegalen Kolonie Halamish vorbei und die Siedler haben die absolute Kontrolle über den Wasserzufluss.

Seit dem Beginn der Protestbewegung im Dezember 2009 wurden die regulären Einheiten der israelischen Besatzungsarmee durch Sondereinheiten der Polizei ersetzt, die in einer Armeestation neben Halamish stationiert sind und sich nach Information der Ortsbewohner durch ein besonders brutales Vorgehen bei Razzien auf das Dorf und gegen die wöchentlichen Freitagsproteste auszeichnen. Im Gespräch mit der ISM betonten viele Bewohner, dass die Präsenz von internationalen Beobachtern besonders wichtig ist, um Nachrichten über die Vorgänge in Nabi Saleh und Palästine zu verbreiten.

Seit Januar 2010 nahm die israelische Armee 76 Bewohner des 500 Einwoher zählenden Ortes im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Besatzung für 24 Stunden oder länger fest, darunter 18 Minderjährige. Dutzende mehr wurden für kürzere Zeit festgehalten.3)

1)http://popularstruggle.org/content/israeli-soldiers-violently-suppress-demo-sweep-through-houses-carry-out-arbitrary-arrests-na

2) http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2011/08/01/israeli-military-attack-and-beat-palestinian-journalist-in-nabi-saleh/

3)ISM: Nabi Saleh endures despite military presence, 27. Juli 2011; http://palsolidarity.org/2011/07/19645/

 

Nabi Saleh erlebt drei Nächte der Ausschreitungen durch Siedler und Soldaten - Die israelische Armee verstärkte in der letzten Juliwoch ihre Kampagne gegen das 500 Bewohner zählende Westbankdorf Nabi Saleh durch nächtliche Razzien von Häusern und stundenlangen Beschuss mit Tränengas und scharfer Munition.

Am Montag, den 25. Juli 2011 patroullierten bewaffnete Siedler aus der israelischen Kolonie Halamish in der Nachbarschaft des Dorfes eine wichtige Verbindungsstrasse, um palästinensische Autos an der Weiterfahrt zu behindern. Der Anlass für diese „Strafmassnahme“ der Siedlermiliz war der Ausbruch eines Feuers auf palästinensischem Land, das Siedler von Halamish für sich annektieren wollen. Eine vierköpfige palästinensische Familie wurde von diesen Siedlern angegriffen. Als weitere Palästinenser dazukamen, beschlossen die anwesenden israelischen Soldaten, den Ausschreitungen ein Ende zu bereiten, indem sie die unbewaffneten Opfer der Siedler ins Dorf zurückdrängten und das Dorf selbst mit Tränengas und scharfer Munition angriffen. Gegen elf Uhr nachts zogen die Soldaten ab.

Am folgenden Tag legten Siedler ein Feuer in dem Olivenhain eines Bauern aus Nabi Saleh. Jugendliche aus dem Dorf bemerkten die Siedler auf dem Feld und rannten herbei, um den Brand zu löschen. Die Siedler aus Halamish hatten ihre automatischen Waffen mitgenommen und eröffneten das Feuer auf die Dorfbewohner. Die israelische Armee reagierte mit einer weiteren Invasion des Dorfes bis neun Uhr abends, bei der Tränengas und scharfe Munition in den Strassen und auf die Häuser abgefeuert wurde; in einem Haus wurden Matratzen durch ein Tränengasprojektil in Brand gesetzt.

Der dritte Angriff durch die israelische Armee erfolgte in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag, bei dem die Häuser von führenden Mitgliedern der gewaltlosen Widerstandsbewegung durchsucht wurden, darunter die Häuser von Naji und Bassem Tamimi, die in israelischen Gefängnissen einsitzen. In Mahmoud Tamimis Haus kündigte der israelische Armeekommandeur eine Fortsetzung der Razzien bis zur Beendigung der „Unruhen“ an. Zusammenstösse mit der Armee folgten, bei der die Soldaten scharfe Munition einsetzten; kurz vor Sonnenaufgang zogen die Soldaten aus dem Dorf ab.
http://popularstruggle.org/content/three-nights-settlers-violence-and-military-repression-nabi-saleh

 

Eine Einladung der Bürgerkomitees in der Westbank, 2. August 2011 - Das Bürgerkomitee Bil’in hat zusammen mit zahlreichen Widerstandsgruppen gegen die israelische Besatzung zu Demonstrationen gegen die amerikanische Finanzierung der israelischen Besatzung Palästinas aufgerufen. Am 10. September findet ein Protest vor dem Weissen Haus in Washington statt, und am 15. September vor dem Gebäude der UN in New York. Amerikanische Steuergelder unterstützen die illegale, unmenschliche Besetzung von palästinensischem Land; mit amerikanischen Steuergeldern werden illegale israelsiche Siedlungen gebaut und die Waffen, die bei den nächtlichen Razzien und militärischen Angriffe auf palästinensische Zivilisten eingesetzt werden. Damit der Protest gegen die Finanzierung durch die USA erfolgreich ist, fordern die Komitees des gewaltlosen Widerstandes in der Westbank zu Demonstrationen weltweit auf.

Siehe:http://www.facebook.com/pages/HYPERLINK "http://www.facebook.com/pages/STOP-USAid-to-Israel/222256727814644"HYPERLINK "http://www.facebook.com/pages/STOP-USAid-to-Israel/222256727814644"STOP-USAid-to-Israel/222256727HYPERLINK "http://www.facebook.com/pages/STOP-USAid-to-Israel/222256727814644"HYPERLINK "http://www.facebook.com/pages/STOP-USAid-to-Israel/222256727814644"814644

Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer

 Friedlicher Widerstand in der Westbank, 15. Juli 2011
 

 

TIAA-CREF soll auf uns hören, keine Investitionen im israelischen Apartheidsystem - Zwei Tage vor der Hauptversammlung des Pensionsgiganten TIAA-CREF veröffentlichte der Charlotte Observer am 17. Juli 2011 einen Boykttaufruf von Erzbischof Desmond Tutu. Sein Gastkommentar fordert TIAA-CREF dazu auf, Investitionen aus Firmen und Projekten zurückzuziehen, die von der israelischen Besatzung profitieren,  und begründet dies mit dem ausdrücklichen Verweis auf “die im Heiligen Land durchgeführte Apartheid”. Der Nobelfriedenspreisträger ist damit die bisher prominenteste Stimme für die BDS- Bewegung [BDS-Boycott, Divestment, Sanctions] in den traditionellen amerikanischen Medien.
 

 Von Desmond Tutu, Nobelfriedenspreisträger von 1984 und Träger der Freiheitsmedallie des amerikanischen Präsidenten von 2009:

Wenn sich die Aktionäre des riesigen Pensionsfonds TIAA-CREF diese Woche zu ihrer nationalen Konferenz in Charlotte treffen, wird ein Thema in auffallender Weise auf der Tagesordnung fehlen: die Desinvestition aus der israelischen Besatzung. Trotz dringender Anfragen von Aktionären, darunter Ärzten, Studenten und Akademikern von Unversitäten in der ganzen USA, weigerte sich der Pensionsfonds, eine Abstimmung über den Antrag zu erlauben, der TIAA-CREF zum Rückzug aus Firmen wie Caterpillar oder Elbit bewegen wollte. Diese Firmen profitieren erheblich von der illegalen israelischen Besetzung von palästinensischem Land.

Wohl zur Vermeidung jeder Diskussion ging TIAA-CREF soweit, die normalerweise in New York stattfindende Hauptversammlung nach Charlotte zu verlegen. Aber selbst in Charlotte wird man der “Besatzung” nicht entkommen. In der ganzen USA und in der Welt werden die Menschen weiterhin ihre Regierungen mit der Wahrheit über die Apartheid im Heiligen Land konfrontieren.

Ich selbst werde es nie leid, von diesen Ungerechtigkeiten  zu sprechen, weil sie mich zu sehr an unsere Erfahrungen in Südafrika unter dem rassisitischen Apartheidsystem erinnern. Ich habe mit eigenen Augen die in rassisitischer Weise segregierten Strassen und Wohnhäuser in den besetzten palästinensischen Gebieten erlebt. Ich habe die Demütigung von palästinensischen Männern, Frauen und Kindern an den Kontrollpunkten und Strassenblockaden gesehen. Ich habe Palästinenser getroffen, die aus ihren Häusern geworfen wurden, um Platz für jüdische Siedler aus Israel zu machen; Palästinenser, deren Häuser abgerissen wurden, während gleichzeitig neue Häuser ausschliesslich für jüdische Bewohner illegalerweise auf konfisziertem palästinensischen Land gebaut wurden.

Diese Unterdrückung, diese Angriffe auf die Menschenwürde und der resultierende Zorn sind mir allzu vertraut. Kein Wunder, dass so viele südafrikanische Führer des Kampfes gegen die Apartheid, darunter Nelson Mandela und zahlreiche prominente Juden, ihre Stimme zu diesem Thema einfach erheben müssen.

Obwohl sich die Lage von Tag zu Tag verschlechtert, bin ich nicht ohne Hoffnung. Vor dem Ende des Apartheidsystems glaubten die meisten Südafrikaner, dass sie den Tag der Befreiung nicht erleben würden. Auch ihre Kinder nicht, noch ihre Enkel. Aber wir haben ihn erlebt und ich weiss: Wenn die Apartheid in Südafrika enden kann, so kann auch diese Besatzung beendet werden.

Wir konnten unsere Freiheit in Südafrika nicht ohne die Solidarität der Menschen in der ganzen Welt gewinnen, die mit Hilfe gewaltloser Methoden Druck auf Regierungen und Korporationen ausübten, um deren Unterstützung für das Apartheidregime zu beenden. Religiöse Gruppen, Gewerkschaften, Studenten und Verbraucher organisierten sich auf der örtlichen Ebene und setzten eine weltweite Welle des Investitionsstopps in Gang, die letztendlich zum Zusammenbruch der Apartheid beitrug.

Mehr als zwanzig Jahre später hat sich eine neue Welle der Forderung nach Desinvestment herausgebildet, diese Mal mit dem Ziel, Israels 44-jährige Besatzung und die ungleiche Behandlung der Palästinenser zu beenden.

Die TIAA-CREF Kampagne ist wichtig, weil der Rückzug von Investitionen von verschiedensten Gruppen gefordert wird: Tausende von Professoren, Ärzten, Studenten und viele Menschen mit einem Gewissen in den USA fordern öffentlich, dass das Leiden derPalästinenser nicht mehr für den Profit einer Organisation ignoriert wird. Die Kampagne begann mit einem Aufruf der amerikanischen Gruppe “Jewish Voice for Peace”, deren Mitglieder verstehen, dass eine Beendigung der Besatzung eine bessere Zukunft sowohl für Israelis wie auch Palästinenser bedeutet; eine Zukunft, in der die Gewalt der Besatzer wie auch der gewaltsame Widerstand der Besetzten ein Ende haben, in der ein Volk nicht länger über ein anderes herrscht und der Kreislauf des Leidens, der Demütigung und Vergeltung unterbrochen wird.

In Südafrika hatten wir begriffen, dass echter Frieden nur auf der Basis der Gerechtigkeit aufgebaut werden kann, und dem unerschütterlichen Einsatz für universale Menschenrechte für alle Menschen ungeachtet ihrer Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe, Religion, ihres Geschlechtes, nationalen Ursprungs oder anderer Idenditätsmerkmale.

Ich möchte TIAA-CREF ermutigen gemäss dem Firmenmotto “ Für einen höheren Zweck” (for the greater good) dem Aufruf zum Investitionsstopp zu folgen, sich zu weigern, von der Unterdrückung eines Volkes zu profitieren, und so auf der rechten Seite zu stehen: für einer sichere und friedliche Zukunft.

http://www.charlotteobserver.com/2011/07/17/2459590/tiaa-cref-should-hear-us-divest.html

 
 

Iraq Burin: Militärblockaden und Razzien sind Strafen für gewaltlosen Widerstand - Dorfbewohner berichteten aus Iraq Burin, einem kleinen Westbankdorf bei Nablus, dass ausländische Solidaritätsaktivisten am Samstag, den 16. Juli von der Teilnahme an der wöchentlichen Demonstration gegen die Konfiszierung von Dorfland, den Bau der israelischen Mauer in der Westbank und die Angriffe israelischer Siedler auf Palästinenser gehindert wurden. Die Armee errichtete Srassensperren um das Dorf und erklärten den Ort zur geschlossenen militärischen Zone.

In der Nacht vom 5. zum 6. Juli drangen 300 Soldaten mit Jeeps und Hunden im Dorf ein und durchsuchten alle 150 Häuser bis in die frühen Morgenstunden. Die Bewohner wurden zum Verlassen ihrer Häuser gezwungen und mussten draussen auf weitere Anweisungen warten. Bei den Razzien wurden Einrichtungen zerstört, Türen eingetreten und Fensterscheiben zerbrochen. Zwei junge Männer und mehrere Jugendliche wurden zur Dorfschule abgeführt, dort verhört und fotografiert. Die Soldaten setzten ihre Waffen zur Einschüchterung der Dorfbewohner und als Werkzeug der Zerstörung ein. Die Razzia ist eine Warnung, die seit diesem Jahr wieder aufgenommenen wöchentlichen Proteste gegen die israelische Besatzung zu beenden; die israelische Armee drohte mit weiteren Angriffen, sollte das Dorf seine Proteste fortsetzen, berichtete die International Solidarity Movement [ISM] am 6. Juli 2011.

http://www.palestine-info.co.uk/En/default.aspx?xyz=U6Qq7k%2

http://palsolidarity.org/2011/07/19268/

 

 

Geburt am Checkpoint - Seit drei Jahren arbeitet das britische medizinische Journal, The Lancet, mit palästinensischen Ärzten und Wissenschaftlern zusammen, um die Folgen eines Lebens unter Stress zu dokumentieren – wirtschaftliche Notlage und Engpässe, Einschränkung der Bewegungsfreiheit, politische Spannungen und die Furcht vor Angriffen von aussen. Im Sommer 2011wurden die neuesten Aalysen veröffentlicht, berichtete Maan News am 5. Juli 2011.

Behinderungen der Bewegungsfreiheit sind eine tägliche Störung in den besetzten palästinensischen Gebieten. Neben lästigen und demütigenden Durchsuchungen an den Checkpoints wissen die Bewohner nie, wie lange ihre Fahrten dauern werden oder ob sie überhaupt unternommen werden können. Aber in einem medizinischen Notfall können die Behinderungen über Leben und Tod entscheiden.

Letztes Jahr beschrieben die Mitarbeiter von Lancet die Angstzustände von schwangeren palästinensischen Frauen, die während Israels Bombenangriffen auf Gaza im Januar 2009 ihre Niederkunft erwarteten und wussten, dass sie unter Umständen dringende medizinische Hilfe wegen der Angiffe nicht erreichen konnten. In der diesjährigen Ausgabe zur medizinischen Versorgung der Palästinenser in den besetzten palästinensischen Gebieten wurde u.a. untersucht, welche Folgen die Zurückweisung von schwangeren Frauen an den Checkpoints hat.

Halla Shoaibi von der Ann Arbor Universität in den USA schätzt, dass im Zeitraum von 2000 bis 2007 etwa 10% der schwangeren Palästinenserinnen auf dem Weg ins Krankenhaus aufgehalten wurden. In diesen sieben Jahren wurden 69 Babies an Checkpoints geboren, 35 Babies und fünf Mütter starben. Frau Shoaibi diskutiert diese Zahlen im Kontext des internationalen Rechts, im besonderen die Kriterien für Verbrechen gegen die Menschlichkeit nach dem Römischen Statut des Internationalen Strafgerichtshofs.[...]

Ein Resultat dieser Behandlung von Schwangeren an den israelischen Checkpoints war ein Ansteigen in der Zahl der Hausgeburten: 1999 betrug der Anteil der Hausgeburten etwa 8%, bis zum Jahr 2002 war der Anteil der Hausgeburten auf 33% angestiegen.[...]

Born at a Checkpoint, http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=402518

Halla Shoaibi: Childbirth at checkpoints in the occupied Palestinian territory; http://www.thelancet.com/health-in-the-occupied-palestinian-territory-2011

Siehe auch: Gideon Levy, And the twins died, 10. Januar 2004, Ha‘aretz (Gefunden unter: http://www.rense.com/general47/thwins.htm)

 
 

Sheikh Jarrah: March für palästinensische Unabhängigkeit - Mehr als 2000 Israelis und Palästinenser nahmen am Freitag, den 15. Juli an einem friedlichen Protestzug durch Jerusalem statt. Die Teilnehmer der von der ISM und den Bürgerkomitees des palästinensischen Stadtteils Sheick Jarrah organisierten Demonstration forderten einen unabhängigen palästinensischen Staat und trugen Plakate mit einem Zitat von Nelson Mandela, dem südafrikanischen Anführer des Kampfes gegen Apartheid : „Nur freie Männer können verhandeln.“ Die Demonstration begann am Jaffator und endete im Stadtteil Sheikh Jarrah, dem Schauplatz zahlreicher Angriffe von israelischen Siedlern auf Häuser von Palästinensern, Hausdemolierungen und Hausbesetzungen durch rechtsextreme Siedler.

Einige Mitglieder der Knesset nahmen am Protest teil.

Am Rande der Demonstration kam es zu Störungen durch rechtsextreme Israelis, die eine Gegendemonstration abzuhalten versuchten.

 http://www.imemc.org/article/61696

Video: Victory for Palestinian-Israeli solidarity: more than 3,000 participated in the March of Independence
link to www.en.justjlm.org




Bil’in: Rückkehr der Tränengaskanister - Das Bürgerkomitee Bil’in hatte am Freitag, wie seit sechs Jahren, zum wöchentlichen Protestmarsch gegen die israelische Besatzung und Landannexionen aufgerufen. Seit End Juni 2011 hat die friedliche Demonstration ein neues Ziel, „befreites Dorfland“, das dem palästinensischen Ort nach dem Vollzug eines Urteils des Obersten Israelischen Gerichtes von 2007 zurückgegeben wurde. Nach mehrjähriger Verzögerung wurde ein etwa zweieinhalb langes Mauerstück auf Bil’ins Dorfland abgebaut und durch eine zurückversetzte Betonwand ersetzt, was dem Dorf allerdings nur einen kleinen Teil des durch den Siedlungs-und Mauerbau annektierten Landes zurückerstattete.

Nach dem Freitagsgebet liefen die Dorfbewohner und ihre Unterstützer aus den umliegenden Dörfern und dem Ausland mit Fahnen und Plakaten zum wiedererlangten Land und wollten Aufräum- und Aufbauaktionen beginnen, als von der anderen Seite die übliche Reaktion erfolgte: Israelische Soldaten warteten bereits auf die Ankunft der Demonstranten und beschossen sie mit Tränengaskanistern, wohl um die Arbeit auf dem Land zu verhindern.  Iyad Bornat (38) wurd von einem Kanister am Bein verletzt und dutzende litten unter den Folgen der Gasinhalation.

Einige Bewohner der illegalen israelischen Siedlung direkt auf der anderen Seite der Mauer und auf Bil’ins Land versammelten sich und beschimpften die Demonstranten im Schutz ihrer Armee mit rassistischen Slogans.

http://www.bilin-ffj.org/index.php?option=com_content&task=view&id=367&Itemid=1


 

Hilfe für Rani Burnat - Rani Burnat aus Bil’in wurde 2000 bei einer Demonstration während der Zweiten Intifada von einem Scharfschützen schwer verletzt und ist seitem gelähmt. Trotz dieser Schwierigkeiten nimmt er regelmässig in seinem Rollstuhl an den Demonstrationen in Bil’in teil und hat eine Familie gegründet, er wurde kürzlich Vater von Trillingen.

Die spezielle Ausrüstung, die er im täglichen Leben benötigt, muss regelmässig repariert und erneuert werden, was Kosten bringt, die er nur schwer bestreiten kann. Bil’in bittet deshalb um Spenden für Rani Burnat; wer Interesse hat, kann die Bankinformationen hier finden: http://www.bilin-ffj.org/index.php?option=com_content&task=view&id=366&Itemid=1


 

Beit Ommar: Zwei Verletzte bei Protest zum Konferenzabschluss - Zum Abschluss der ersten Konferenz des palästinensischen Widerstandes [Palestine Popular Resistance Conference] in der Westbank fand ein grosser Protest im Dorf Budrus statt; die israelische Armee feuerte grosse Mengen Tränengas auf die Teilnehmer; zwei Menschen wurden verletzt  und hunderte litten unter den Folgen der Tränengasinhalierung.

Die dreitägige Konferenz brachte etwa eintausend Palästinenser sowie israelische und internationale Unterstützer zusammen, um den Stand des weitverbreiteten Widerstands in Palästina zu diskutieren, berichtete das Palestine Solidarity Project am 18. Juli 2011.

 In den Dörfern Beit Ommar, Ni’lin und Budrus wurden Vorträge und Workshops zu den Strategien des palästinensischen Widerstands und der BDS Bewegung  angeboten mit dem Ziel, ein „Programm für den Aufbau einer breitgefächerten Widerstandsbewegung gegen die Besatzung“ zu erarbeiten.

Die Demonstration zum Abschluss des Treffens fand im Westbankdorf Budrus statt, das 2004  durch den organisierten gewaltlosen Widerstand der gesamten Dorfbevölkerung eine Verlegung der israelischen Westbankmauer erreichte.

http://palestinesolidarityproject.org/2011/07/18/2-injured-at-demonstration-concluding-palestine-popular-resistance-conference/

 Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer

Friedlicher Widerstand in der Westbank und Gaza, 8. Juli 2011

 

Nabi Saleh: Zutritt verweigert - Am Samstag organisierte das kleine Westbankdorf Nabi Saleh einen friedlichen Protest gegen den Diebstahl von Dorfland durch die Siedler der nahegelegenen israelischen Kolonie Halamish. Zum ersten Mal seit vielen Monaten konnten die Dorfbewohner die Siedlerschnellstrasse erreichen, die ihr Land durchschneidet. Die Bewohner hatten ein Modellschiff auf Rädern, die „Popular Resistance Flotilla“, gebaut, das- nach dem Vorbild der Free-Gaza Flotilla 2- den Protest des Dorfes gegen Israels Verletzung von internationalem Recht symbolisierte.

Das Bürgerkomitee Nabi Saleh erinnerte an diesem Wochenende an zwei politische Gefangene aus Nabi Saleh, Ahlam Tamimi und Nizar Tamimi, die zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt wurden und durch einen Hungerstreik gegen ihre Haftbedingungen protestieren. Es verurteilte die Kollaboration europäischer Regierungen mit Israel in der Behinderung und Blockade von Menschenrechtsaktionen gegen die Belagerung Gazas und die militärische Besetzung Palästinas.1)

Etwa siebzig Menschen, dreissig davon aus Schweden, Frankreich, Grossbritannien, Mexiko, den USA und Dänemark- hielten den Protest an einem militärischen Checkpoint ausserhalb Nabi Saleh ab, nachdem die israelische Armee ihnen die Teilnahme an der Demonstration im Dorf verweigert hatte, berichtete die Internationale Solidaritätsbewegung [International Solidarity Movement-ISM] am 11. Juli 2011.2)

Die “Welcome to Palestine” Kampagne hatte die Fahrt nach Nabi Saleh seit sechs Monaten geplant, als Start einer Aktionswoche, in der hunderte von Aktivisten nach Tel Aviv fliegen wollten mit dem erklärten Ziel, an friedlichen Aktionen in der Westbank gegen Israels illegale Besatzung Palästinas teilzunehmen. Die Demonstranten waren in Bussen nach Nabi Saleh gefahren, wurden aber von israelischen Soldaten mit Tränengas und Schallbomben beschossen, als sie sich dem Checkpoint der israelischen Armee vor dem Dorf näherten. Ein Teil der Demonstranten blieb angesichts der massiven Tränengas- und Rauchwolken zurück, aber eine Gruppe von etwa 30 Aktivisten bildete eine Menschenkette und lief auf die Soldaten zu, die ihre Waffen auf die Menge richteten und Tränengaskanister auf die unbewaffneten Demonstranten schossen. Drei israelische Aktivisten wurden festgenommen, mehrere Protestteilnehmer brutal von Soldaten geschlagen und ein junger Palästinenser wurde von einem Kanister am Bein getroffen. Auf der Rückfahrt nach Ramallah wurden die Busse auf Bestehen der Soldaten von Militärfahrzeugen eskortiert.

Das Dorf Nabi Saleh organisiert seit Dezember 2009 jeden Freitag eine Demonstration der Dorfbewohner gegen die Landannexionen durch illegal israelische Siedlungskolonien und die israelische Besetzung der Westbank. Von Anfang an reagierte die israelische Armee mit unverhältnismässiger Gewalt gegen die unbewaffneten Menschen, mit zahllosen Festnahmen von Protestteilnehmern und der Blockade des Dorfes von der Aussenwelt.

Unter dem Motto “Welcome to Palestine” hatten palästinensischen Aktivisten, unterstützt von 40 palästinensischen Organisationen, zu einer Woche der gemeinsamen Aktionen in die Westbank eingeladen. Fadi Kattan, ein palästinensischer Organisator, erklärte bei einer Pressekonferenz in Betlehem, das er “ erfreut – traurig erfreut” sei, dass die Reaktion auf die Massenanreise von internationalen Aktivisten im Flughafen Ben Gurion Israels drakonische anti-palästinensische Politik blosstelle, berichtete die New York Times am 9. Juli.3)

Die israelische Regierung hatte die Einladung als „Verletzung seiner Landeshoheit” bezeichnet und eine intensive diplomatische Kampagne bei europäischen Regierungen und Luftfahrtgesellschaften im Vorfeld durchgeführt, um die Anreise, in Israel als „Flytilla“ beschrieben, zu blockieren. Grossangelegte militärische Sicherheitsmassnahmen wurden am Flughafen Ben Gurion getroffen und über 120 Menschen bei der Einreise am Wochenende festgenommen. Israels Ynet Nachrichtenagentur berichtete, dass etwa 50 Aktionsteilnehmern die Einreise in die Westbank gelang. Israelische Kommentatoren und einige Politiker beschrieben die Reaktion der israelischen Regierung als überzogen und hysterisch, kommentierte die Times.4)

Am 9. Juli vor sieben Jahren gab der Internationale Gerichtshof (IGH) sein Gutachten zu den rechtlichen Konsequenzen des israelischen Mauerbaus in den besetzten palästinensischen Gebieten ab. Er stellte eindeutig fest, dass Israel den Mauerbau stoppen, die Mauer abreißen und der palästinensischen Bevölkerung für den entstandenen Schaden Reparationen zahlen muss. Der Internationale Gerichtshof schrieb: „Alle Staaten sind verpflichtet, die illegale Situation, die aus dem Bau der Mauer resultiert, nicht anzuerkennen und keine Hilfe und Beistand zu leisten, diese durch den Mauerbau geschaffene Situation aufrecht zu erhalten“.5)

1)    http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2011/07/10/nabi-saleh-stands-in-solidarity-with-the-gaza-flotilla/

2)    http://palsolidarity.org/2011/07/19370/ 

3)    Saeed Bannoura, Despite Israeli arrests, threats and scare tactics “Welcome to Palestine” tour begins, 9. Juli 2011; http://www.imemc.org/article/61645

http://www.nytimes.com/2011/07/09/world/middleeast/09mideast.html

4)    http://www.imemc.org/article/61649

5)    www.stopptdiemauer.de/media/2005/eccp-petition-050709.pdf

Suheil Suliman, We must remind Israel of the crimes that it commits each day against the Palestinian people, of which the existence of the Wall is one
Community Voices, Palestinian Grassroots Anti-Apartheid Wall Campaign, Jul 10, 2011  http://stopthewall.org/communityvoices/2562.shtml

 

Israelische Soldaten greifen gewaltfreie Proteste in vier Westbankdörfern an - Am Freitag, den 8. Juli, feuerten israelische Soldaten Tränengas und Blendschockgranaten auf Demonstranten in mehreren Westbankörfern, die aus Anlass der „Welcome to Palestine“ Kampagne und in Solidarität mit der in Griechenland festgehaltenen Free-Gaza Glotille 2 demonstrierten.

Proteste wurden in den Dörfern Nabi Saleh, Bil’in und Ni’lin in der zentralen Westbank und in Al Ma’ssara im Süden organisiert, berichtete IMEMC am 9. Juli 2011.

In Bil’in halfen internationale und israelische Protestteilnehmer beim Anpflanzen von Bäumen auf dem Dorfland, das Bil’ins Bauern Ende Juni 2011 zurückgegeben wurde. In Erfüllung einer Entscheidung des Obersten Israelischen Gerichtes aus dem Jahr 2006 musste die israelische Armee die Route der Mauer bei Bil’in ändern und dem Dorf die Hälfte des annektierten Dorflandes zurückgegeben. Die Konstruktion des neuen Mauerabschnittes begann erst im Februar 2010, nach jahrelangen wöchentlichen Protesten des Dorfes, die von der israelischen Armee mit dem massive Einsatz von Tränengas, Blendschockgranaten und anderen gefährlichen „Mengenkontrollmitteln“ bekämpft wurden.

In Nabi-Saleh wurden zwei junge Palästinenser leicht verletzt, als israelische Truppen Tränengasprojektile in die Meneg feuerten. Die Dorfbewohner hatten ein grosses Modellschiff auf Rädern gebastelt und “Popular Resistance Flotilla” getauft, in Anlehnung an die in Griechenland blockierte Free-Gaza Flotille 2. Sobald die Demonstranten das Dorf verliessen, feuerten israelische Soldaten einen Hagel von Tränengaskanistern in die Menge.

Proteste wurden am Wochenende auch in Griechenland abgehalten, nachdem die griechische Regierung die Free-Gaza Flotille 2 mit Hilfe der griechischen Küstenwache an der Reise nach Gaza hinderte. Die Passagiere, zumeist Amerikaner, versammelten sich vor der amerikanischen Botschaft in Athen und forderten die Freilassung des Kapitäns des amerikanischen Schiffes „The Audacity of Hope“ und die Herausgabe der konfiszierten Schiffe. Der Konvoi der Freedom Flotille 2 wollte humanitäre Güter und Solidaritätsbotschaften in den belagerten Gazastreifen bringen und die israelische Seeblockade durchbrechen, mit dem Ziel einer Beendigung der langjährigen Blockade von 1,6 Millionen Menschen.

Im nahegelegenen Dorf Ni’lin hielten die Bewohner das Freitagsgebet auf dem Dorfland neben der israelischen Mauer ab und maschierten anschliessend zusammen mit ihren israelischen und internationalen Unterstützern zur Mauer. Israelische Truppen feuerten Tränengas auf die unbewaffneten Demonstranten und viele litten an den Folgen der Tränengasinhalierung. Hasan Mousa vom Bürgerkomitee Ni’lin hielt eine eindringliche Rede vor der israelischen Betonmauer gegen die langjährige militärische Besetzung der Westbank. Hasan Mousa, ein 38-jähriger Englischlehrer aus Ni’lin, wurde im Januar 2011 zusammen mit zwei weiteren Mitgliedern des Bürgerkomitees, Zaydoon Srour und Ibrahim Amreh, festgenommen und wegen der Organisation der gewaltlosen Proteste im Dorf zu neun Monaten Gefängnis und einer hohen Geldstrafe verurteilt. Die drei Menschenrechtsaktivisten wurden im Dezember 2010 unter der Bedingung freigelassen, ihre Aktivität im Bürgerkomitee nicht wiederaufzunehmen. In seinem Plädoyer für Freiheit und Würde der Palästinenser sprach Hasan Mousa von der Trauer seiner Familie, als sein 10-jähriger Neffe starb: Ahmed Mousa wurde am 29. Juli 2008 mit scharfer Munition erschossen. Er hatte mit seinen Freunden auf dem dem Dorfland gespielt und ein Soldat erschoss ihn direkt aus nächster Nähe. Bei seiner Beerdigung am nächsten Tag wurde Yousef Amira,17 Jahre, von einer gummiummantelten Stahlkugel tödlich am Kopf getroffen; er starb drei Tage später in einem Krankenhaus in Ramallah.

In der südlichen Westbank protestierten die Dorfbewohner in Al-Ma‘ssara gegen die illegale israelische Annexionsmauer und die Kolonisierung von palästinensischem Land durch israelische Siedlungen. Israelische Soldaten stoppten den Protest auf dem Marsch zur Baustelle, wo die Mauer derzeit errichtet wird, und schossen Tränengas auf die Teilnehmer.

Siehe:http://www.imemc.org/article/61643

http://supportibrahim.com/2011/01/08/in-memory-of-nilins-demonstration-in-solidarity-with-gaza-strip-in-27-december-2008/

 

 

Israels Mauer: 13 Prozent der Westbank abgetrennt - Nach einer Studie des Applied Research Institute in Jerusalem [ARIJ] wird die israelische Trennmauer 773 Quadratkilometer der palästinensischen Westbank annektieren, berichtete Ma’an am 11. Juli 2011.

Nur 6,5 % der Mauer wird entlang der Waffenstillstandslinie vor dem Sechs-Tage Krieg 1967 errichtet, die nach internationalem Konsensus als Grundlage für einen unabhängigen palästinensischen Staat gilt.

Die israelische Mauer trennt die palästinensische Bevölkerung von 13% der Westbank; 473 Kilometer der geplanten Route wurden errichtet, 54 Kilometer sind im Bau und weitere 247 Kilometer in der Planung, berichtete ARIJ in der Studie, die aus Anlass des vor sieben Jahren ergangenen Urteils des Internationalen Gerichtshofes zur israelischen Westbankmauer veröffentlicht wurde.

In diesem konfiszierten Gebiet sind 348 km² agrarisches Land, 250 km² Wald und 25 km² von Palästinensern bewohntes Land. Israelische Siedlungen und Militärbasen nehmen 110 km² ein.

In den 13% der Westbank, die von der israelischen Mauer annektiert wurden, leben über 80% der jüdischen Israelis in 107 Siedlungskolonien, insgesamt 582 000 Menschen.
http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=404019

 

 

Husan: Armeerazzien und Verhaftungen - Im Dorf Husan bei Betlehem nahmen israelische Truppen zwei Teenager während einer Razzia auf das Dorf fest, berichtete Ma’an am 12. Juli 2011.

Nach offiziellen Zahlen der israelischen Regierung wurden seit Juni 2011 30 Teenager in Husan in nächtlichen Armeerazzien festgenommen und anschliessend in israelischen Gefängnissen verhört. Der Anwalt eines israelischen Ministeriums sprach mit den Jugendlichen, die berichteten, dass sie bei den Verhören zum Teil mit Gewehrkolben und Schlagstöcken geschlagen wurden und Geständnisse unterschreiben mussten, die sie nicht verstanden.

Auf den Hügeln um das Dorf Husan steht Betar Illit, eine Siedlung für jüdische Israelis, und die geplante Route der israelischen Trennmauer wird das Dorf umschliessen.
http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=404208

 
 

Beit Hanoun protestiert seit drei Jahren gegen Israels Tötungszone - An diesem heissen Julitag hatte sich eine Gruppe von unerschrockenen Frauen, Männern und Kindern wie in den vergangenen Wochen eingefunden, um gegen Israels „Pufferzone“ an der Grenze des Gazastreifens zu protestieren, berichtete Eva Bartlett am 8. Juli 2011.

Vor einem Jahrzehnt konnten palästinensische Bauern die Felder bis auf 50 Meter entlang der Grenze bearbeiten, ohne beschossen zu werden Über die Jahre wurde die „No-go Zone“ erst auf 150 Meter, dann 300 Meter ausgeweitet und die Bauern von Feldern, Baumplantagen und Weiden abgeschnitten.

Über 30% der landwirtschaftlichen Fläche in Gaza liegen in der Pufferzone, dem fruchtbarsten Land des Streifens, in dem Oliven-, Obst- und Nussbäume wuchsen und Weizen, Roggen und andere Produkte angepflanzt wurden.

Der Norden Gazas wurde von der Pufferzone besonders betroffen und hier werden seit drei Jahren gewaltlose Demonstrationen nach dem Modell von Bil’in in der Westbank organisiert.

Die etwa zwei dutzend Demonstranten liefen in Richtung des Grenzübergangs Erez, durch den die wenigen Privilegierten den Gazastreifen in Richtung Israel verlassen können. Vor ihnen erhob sich einer der vielen Betontürme, die an Gazas Grenzzaun entlang errichtet wurden. Von diesen Türmen beginnen die israelischen Soldaten oft mit dem Beschuss von Menschen, die sich der Pufferzone nähern.

Am 15. Mai 2011 gesellten sich 1000 Demonstranten zum wöchentlichen Protest, einhundert Teilnehmer wurden verletzt und ein Teenager getötet, als israelische Soldaten von den Armeetürmen und aus Panzern auf die unbewaffneten Menschen schossen. Die grossen Demonstrationen in Gaza, der Westbank, im Libanon und auf Syriens Golanhöhen im Mai fanden in Erinnerung an den Nakbatag statt, dem Beginn der „Katastrophe“, als 1948 750 000 Palästinensern aus ihrer Heimat vertrieben wurden, um Platz für den jüdischen Staat Israel zu machen.

Seit 2010 wurden mindestens 11 palästinensische Zivilisten in Gazas Norden getötet, darunter ein 91-jähriger Bauer auf seinem Feld, 600 Meter von der Grenze entfernt und ein 18-jähriger Mann, der wie viele verarmte Menschen in Gaza das am Grenzzaun vertreut liegende Metall sammelte.
http://ingaza.wordpress.com/2011/07/08/three-years-of-protesting-israels-killing-zone/

Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer

Friedlicher Widerstand in der Westbank. 1. Juli 2011



Bil’in feiert die Rückgabe von Dorfland und beginnt neue Phase des Widerstandes
- Zum ersten Mal nach beinahe sieben Jahren des gewaltlosen Widerstandes konnten die Bewohner von Bil’in zusammen mit zahlreichen Besuchern aus den Nachbardörfern das Freitagsgebet auf einem Teil ihres Landes abhalten, das vor zwei Tagen wieder in den vollen Besitz der Dorfbewohner kam.
Am 21. Juni hatte die israelische Armee mit dem Abriss eines etwa zweieinhalb Kilometer langen Abschnitts der israelische Westbankmauer bei Bil’in begonnen. Ein Teil des durch den Mauerbau annektierten Dorflandes kommt damit wieder in die Hände der rechtmässigen Besitzer zurück.
Die israelische Armee setzte mit vierjähriger Verzögerung ein Urteil des Obersten Israelischen Gerichtes um, das die israelische Armee zu einer Veränderun der Mauerroute in diesem Abschnitt aufforderte.
Bei seiner Ansprache während des Freitagsgebetes betonte der Sheik, dass die Freigabe des Dorflandes nur durch die Geduld, den kontinuierlichen Widerstand und den Glauben an einen Sieg erreicht wurde. Er lobte auch die beständige Unterstützung von aussen, durch Israelis und Internationale, für Bil‘in.
Zahlreiche Vertreter von palästinensischen Organisationen und Parteien, vom Zentralkomitee der Fatah, der Demokratischen Front, von der Palästinensischen Befreiungsfront [Palestinian Liberation Front], Vertreter vom Revolutionären Rat der Fatah [ Revolutionary Council of Fatah] und viele internationale Aktivisten und Israelis nahmen an der grossen Feier im Anschluss an das Freitagsgebet teil. Abbas Zaki vom Zentralkomitee der Fatah hob in seiner Rede hervor, dass sich die Bewohner jahrelang trotz erheblicher Opfer nicht entmutigen liessen und eine Veränderung der Mauerroute erkämpften.
Auf dem Umzug zum Grillfest wurde der Sieg in Sprechchören gefeiert und ein neues Ziel des Widerstandes formuliert, “der grosse Traum einer Beendigung der Besatzung”.
Auf dem befreiten Grundstück des Dorfes wurde bereits das erste Haus errichtet und die Bewohner von Bil’in wollen in Kürze weitere Häuser darauf errichten, “um das Land vor der Gier der Besatzung und der Siedler zu schützen”.
Die Bewohner der benachbarten, illegalen israelischen Siedlungskolonie Modiin Illit hatten seit vielen Jahren keine Palästinenser in grossen Gruppen in unmittelbarer Nachbarschaft erlebt; sie verfolgten die Feier und den Bau des ersten Hauses “mit grosser Aufmerksamkeit und Überraschung.” 1)


Bil’ins Kampf gegen die israelische Annexionsmauer

2005 begann die israelische Armee mit dem Bau der israelischen Mauer in Bil’in und das palästinensische Dorf in der Westbank reagierte mit gewaltlosen Protesten nach dem Modell in Budrus, einem Nachbardorf in der Westbank, das die Konstruktion der Mauer entlang der geplanten Route verhindern konnte. Mit Hilfe israelischer Rechtsanwälte legte Bil’in gegen die Annexion seines Landes Einspruch beim Obersten Israelischen Gericht ein und 2007 entschied das Gericht zugunsten Bil’ins und forderte von der israelischen Armee eine Neuplanung der Mauer bei Bil’in. Die Vorsitzende des Obersten Gerichtes begründete das Gerichtsurteils damit, dass der Verlauf der Mauer einen grossen Teil des Dorflandes nicht aus Sicherheitsgründen annektiere, sondern im Hinblick auf eine zukünftige Erweiterung der bestehenden israelischen Siedlungskolonie Modi’in Illit.
Zwei weitere Pläne der israelischen Armee zur Route der Mauer wurden nach Petitionen des Dorfes vom Obersten Gericht zurückgewiesen und erst im April 2009 legte der israelische Staat den jetzt durchgeführten Plan vor, der Bil’in etwa 150 Land zurückgibt, 330 Hektar Dorfland bleiben „auf der israelischen Seite“.
Nach dem Rechtsgutachten des Internationalen Gerichtshofes vom 9. Juli 2004 verstösst der Bau der israelische Mauer in der Westbank gegen internationales Recht. Der IGH stellte eindeutig fest, dass Israel den Mauerbau stoppen, die Mauer abreißen und die palästinensische Bevölkerung für den entstandenen Schaden kompensieren muss.
Im Februar 2010 begann die israelische Armee mit dem Bau einer Mauer auf der neuen Route. Die neue, etwa 2,6 Kilometer lange Mauer aus grossen Betonblöcken zeigt die zwei Gesichter der israelischen Besetzung der palästinensischen Westbank: Auf der israelischen Seite sehen die Bewohner der grossen, nach internationalem Recht illegalen Siedlung Modi’in Illit geschmackvolle Kacheln, auf der palästinensischen Seite blicken die Dorfbewohner unausweichlich auf die rohen Betonflächen.
Obwohl das Bürgerkomitee Bil’in gewaltlose, friedliche Proteste gegen die Mauer organisierte, reagierte die israelische Armee von Anfang an mit dem automatischen Einsatz von „Mengenkontrollmitteln“ gegen die legalen Besitzer des Landes, in zwei Fällen mit tödlichen Folgen: Im April 2009 wurde Bassem Abu Rahma von einem Tränengasprojektil tödlich verwundet und am 1. Januar 2011 starb seine Schwester Jawaher Abu Rahmah, nachdem sie bei einem Protest am Vortag grosse Mengen von Tränengas inhaliert hatte, das von der israelischen Armee in Bil’in und anderen Dörfern des friedlichen palästinensischen Widerstandes in grossen Mengen und oft in der Nähe von Wohnhäusern abgefeuert wird.


Eine neue Phase des Widerstands in Bil‘in

Mohammed Khatib, Vorsitzender des Dorfrates in Bil’in und Mitglied des Bürgerkomitees begrüsste die Verlegung eines Mauerabschnitts in Bil‘in als sichtbaren Erfolg des friedlichen palästinensischen Widerstandes, wies aber daraufhin, dass die israelische Besatzung weiterhin existiere. In einem Interview mit PNN beschrieb er die Strategie in Bil’in als Widerstand der kleinen Schritte, die den Menschen Hoffnung auf positive Veränderungen gibt und eine Verbreitung des Widerstandes auf weitere Orte in der Westbank auslösen soll: „ Wir bauen kleine Hoffungen, um weitere, grössere Hoffnungen in Reichweite zu bringen, und schaffen eine Verbindung mit anderen Dörfern.“2)

Mit dem ersten Hausbau auf dem gerade zurückerstatteten Land, das sich in der Zone C befindet, beginnt eine neue Phase des Widerstandes in Bil’in: Neben dem Kampf um das hinter der Mauer verbliebene Land will das Bürgerkomitee Bil’in mit der Konstruktion von Häusern die Besitzrechte der Dorfbewohner auf ihr Land demonstrieren und die israelische Kontrolle in der Zone C herausfordern. Westbank- Land in der Zone C wird von Israel militärisch und verwaltungsmässig kontrolliert und Palästinenser erhalten fast nie eine Baugenehmigung. Wenn sie ohne Genehmigung bauen, werden die Häuser oder Anbauten meist demoliert. Im Gegensatz dazu erhalten illegale israelische Aussenposten in den meisten Fällen eine rückwirkende Baugenehmigung, wie zum Beispiel die Siedlung Matityahu East, ein Ausbau der israelischen Siedlungskolonie Modi'in Illit auf Bil’ins Dorfland. Am 1. Juli begann Bil’in mit dem Bau von „West-Bil’in“, in Übereinstimmung mit internationalem Recht und in Herausforderung des israelischen Apartheisystems in der Westbank. 3)

1) http://english.pnn.ps/index.php?option=com_content&task=view&id=10335
http://popularstruggle.org/content/protesters-bilin-drive-bulldozer-wall
2) http://english.pnn.ps/index.php?option=com_content&task=view&id=10321&Itemid=56
http://www.nytimes.com/2011/06/25/world/middleeast/25palestinians.html
Siehe auch:Asma Agbarieh, Bil’in gegen die Sperranlage. (Teil-)Sieg im politischen Vakuum; http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=11638&css=print
3) http://popularstruggle.org/content/bilin-west


Ni’lin: Solidarität mit der Freiheitsflotille 2
- Trotz der unvermeidlichen israelischen Gewalt unternahmen die Dorfbewohner am Freitag zusammen mit einer Gruppe von internationalen Friedensaktivisten ihren wöchentlichen Protestmarsch zur israelischen Mauer.1)
Die Freitagsdemonstration am 1. Juli im Westbankdorf Ni’lin war der Zweiten Freiheitsflotille gewidmet, die Israels Blockade des Gazastreifens und der 1,5 Millionen Bewohner durchbrechen und beenden will. Ibrahim Amireeh vom Bürgerkomitee betonte die tiefe Verbundenheit mit den „Schwestern und Brüdern“ in Gaza, die seit fünf Jahren unter der israelische Blockade der Landgrenzen, der Küstengewässer und des Luftraumes leben. Er erinnerte die internationale Gemeinschaft an ihre Verpflichtung, Israel zur Einhaltung von UN Resolutionen und internationalem Recht aufzuforden, damit die israelischen Besetzung Palästinas endlich beendet wird.
Von Anfang an stand das Dorf Ni’lin auf der Seite der Menschen im belagerten Gaza und bezahlte einen hohen Preis: Bei einer Demonstration für Gaza am 28. Dezember 2008, einen Tag nach dem Beginn des 22-tägigen israelischen Angriffs auf den belagerten Streifen, bei dem über 1400 Palästinenser und 13 Israelis getötet wurden, setzten die israelischen Streitkräfte scharfe Munition gegen die Demonstranten ein. Drei junge Männer wurden von Kugeln getroffen und schwer verletzt. Weil die israelischen Besatzungskräfte sich weigerten, die Ambulanz ins Dorf zu lassen, mussten die Dorfbewohner die schwer Verletzten auf einem Lastwagen bergen und unter fortgesetzten Tränengasbeschuss warten, bis die Soldaten dem Roten Halbmond endlich den Zugang zu den Verletzten erlaubten. Zwei Demonstranten starben an ihren Verletzungen. 2)

1) http://www.nilin-village.org/2011/07/02/ni%e2%80%99lin-village-demonstrates-in-solidarity-with-the-freedom-flotilla-two-stay-human/
2) http://supportibrahim.com/2011/01/08/in-memory-of-nilins-demonstration-in-solidarity-with-gaza-strip-in-27-december-2008/

 



Menschenrechtsorganisationen in Israel unterstützen die Freiheitsflotille II - Eine Gruppe von jüdischen und palästinensischen Organisationen in Israel veröffentlichte einen Brief in Unterstützung der zweiten Gazaflotille mit der Auffoderung an Griechenland und Israel, den Schiffen endlich freie Fahrt nach Gaza zu gewähren, berichtete IMEMC am 6. Juli 2011. Der Brief wurde u.a. von Rabbis for Human Rights, Gush Shalom, dem Israelischen Komitee gegen Hausdemolierung [Israeli Committe Against Housing Demolitions] und dem Alternativen Informationszentrum [Alternative Information Centre] unterschrieben.
Die Unterzeichner weisen die israelische Medienkampagne gegen die Flotille als Lügen und Diffamierung zurück, die von der israelischen Regierung als Vorwand für weitere gewaltsame Aktionen gegen legitime politische Proteste dienen könnten.
Sie betonen Israels Verpflichtung nach internationalem Recht, die direkte und indirekte Kontrolle des Gazastreifens zu beenden. Israels Blockade habe Gaza in ein grosses Freiluftgefängnis verwandelt.
Der internationale Konvoy nach Gaza sei ein Ausdruck der weltweiten Solidarität mit den Palästinensern und der Zurückweisung der von Israel praktizierten Besatzung und Unterdrückung.
http://www.imemc.org/article/61625



Beit Ummar: Mitglied des Bürgerkomitees brutal geschlagen und am Strassenrand abgesetzt
- Yousef Abu Maria vom Bürgerkomitee Beit Ummar nahm am 2. Juli zusammen mit über 60 Palästinenser und einigen Israelis und Internationalen an der wöchentlichen Demonstration gegen die illegale Siedlung Karmei Tsur teil.
Dutzend von Soldaten warteten bereits am Zaun der Siedlung auf die Demonstranten, und nach kurzer Zeit wurde er ohne sichtlichen Grund von Soldaten, darunter hochrangigen Offizieren, festgenommen und der Grenzpolizei übergeben, die ihn wegführte und brutal verprügelte. Abu Maria wurde später am Strassenrand vor dem Dorfeingang mit gebrochenen Rippen und inneren Verletzungen abgesetzt. Familienmitglieder transportierten den halb Bewusstlosen ins Krankenhaus; er wurde inzwischen entlassen, steht aber wegen möglicher Kopfverletzungen unter Beobachtung.
http://palestinesolidarityproject.org/2011/07/02/for-immediate-release-psp-and-popular-committee-member-brutally-beaten-after-detention-at-demonstration/


Shuqba: Soldaten setzen scharfe Munition ein
- Am 1. Juli beteiligten sich etwa 50 Palästinenser aus Shuqba, Ni’lin und anderen Dörfern im Ramallahdistrikt und eine kleine Gruppe von israelischen und internationalen Unterstützern an der vierten Protest gegen den Betrieb eines Steinbruchs, Teil einer israelischen Siedlung auf dem Land von Shuqba. Als die Demonstranten einen steilen Hügel hinab in Richtung Steinbruch liefen, wurden sie von israelischen Soldaten mit Tränengas beschossen; die heissen Kanister verursachten zahlreiche Brände auf dem Umland. Nach etwa einer Stunde machten sich die Teilnehmer auf den Heimweg, begleitet vom Geräusch der Gewehrschüsse, die von den Soldaten in die Luft gefeuert wurden.
http://palestinesolidarityproject.org/2011/07/01/live-ammunition-fired-at-shuqba-demonstration/

Übersetzt und bearbeitet von Martina Lauer
 

Friedlicher Widerstand in der Westbank, Nabi Saleh, 24. bis 30. Juni 2011


Menschenrechtsaktivist aus Nabi Saleh zu zwölf Monaten Gefängnis verurteilt
: Ein israelisches Militärgericht verurteilte Naji Tamimi aus Nabi Saleh am 26. Juni zu zwölf Monaten Gefängnis, einer Geldstrafe von 10 000 Schekel (oder 18 Monaten Gefängnis) und einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren, die Naji Tamimi absitzen müsste, sollte er in den nächsten fünf Jahren an den Demonstrationen in Nabi Saleh oder an der Organisation des friedlichen Widerstandes teilnehmen.1)
Naji Tamimi hatte schon zu Prozessbeginn offen erklärt, unbewaffnete Proteste der Dorfbevölkerung gegen die illegale Landbesetzung durch Siedler aus der nahegelegenen israelischen Kolonie Halamish organisiert zu haben.
Nach seiner Verhaftung Anfang März diesen Jahres wurde der 49-jährige Aktiviste aus dem palästinensischen Dorf der „Aufwiegelung“, „Organisation von illegalen Protesten“, „Anstiftung zum Steinewerfen“ und „Behinderung der Justiz“ angeklagt. In seiner Urteilsverkündung beschrieb der Militärrichter die Aktionen Naji Tamimis als Teamarbeit, bei der ein weiteres prominentes Mitglied des Bürgerkomitees Nabi Saleh, Bassem Tamimi,die dominierende Rolle gespielt habe. Bassem Tamimi wurde Ende März verhaftet, sein Verfahren vor dem Militärgericht begann Anfang Juni.
Die Anklagen der Militärstaatsanwaltschaft beruhten vor allem auf den Geständnissen eines 14-jährigen Jugendlichen aus Nabi Saleh, der von der israelischen Armee in einer nächtlichen Militärrazzia aus dem Haus geholt und – in Verletzung von Regeln der israelischen Armee- anschliessend einem langen Verhör ohne Beistand durch einen Anwalt oder seiner Eltern unterzogen wurde.
Die wichtigsten Resultate dieses Verhörs wurden der israelischen Nachrichtenagentur YNET zugänglich gemacht, die am 26. März 2011 berichtete, dass vor allem Bassem Tamimi Gewalt mit militärischer Präzision organisiert habe und die Jugendlichen in Brigaden einteilte, die verschiedene Aufgaben bei den Protesten erfüllen sollten, wie Steine werfen, Blockieren der Strassen etc. 2) Diese Anschuldigungen wurden vom Richter in seiner Urteilsbegründung wiederholt und dienten als Grundlage für dieBestrafung von Naji Tamimi.
Im Interesse einer Abkürzung des Verfahrens legte die Verteidigung ein Geständnis des Angeklagten vor, in dem er sich – im Austausch für eine kürzere Gefängnisstrafe- der „Aufwiegelung“ und „Unterstützung einer feindlichen Organisation“ schuldig bekannte. Eine „Verständigung im Strafverfahren“ (plea bargain) wurde vor einem Jahr auch von drei Dorfbewohnern aus Ni’lin ausgehandelt, die ebenfalls wegen der Organisation von friedlichen Protesten gegen die Westbankmauer auf ihrem Land zu Gefängnisstrafen unter ähnlichen Bedingungen verurteilt wurden. Saeed Amireh, der Sohn eines Aktivisten aus Ni’lin berichtete über die Gründe, warum politische Aktivisten einen Deal aushandeln: die brutalen Haftbedingungen in den israelischen Militärgefängnissen, die zahlreichen, physisch und psychisch anstrengenden Anhörungen und die Strafmassnahmen der israelischen Armee gegen Familienmitglieder, die vermehrte Razzien auf ihre Häuser erleben und nur selten eine Besuchserlaubnis für inhaftierte Angehörige erhalten.
Auf der Basis dieser Verständigung reduzierte ein Militärrichter Naji Tamimi die Anklagepunkte auf „Störung der öffentlichen Ordnung“ und „Organisation von gewalttätigen Demonstrationen“. Nach Ansicht des Militärrichters zielten Naji Tamimis Aktionen auf das „vollkommene Untergraben des Rechtssystems“ und der Ordnungskräfte und verursachten eine deutliche Gefahr durch die Anstiftung zu organisierter Gewalt und durch die Angriffe auf Soldaten mit Hilfe von Steinen im Rahmen „gewaltsamer öffentlicher Störungen.“ Er wies daraufhin, dass die Strafe milder ausgefallen sei, weil Naji Tamimi keine Vorstrafen habe, ein Schuldbekenntnis vorliege und weil er im Aktivistenteam der Tamimis nicht der dominierende Teil war. Das Verfahren gegen Bassem Tamimi begann Anfang Juni mit einem offenen Bekenntnis Bassems zu seiner Tätigkeit im friedlichen Widerstand und einer scharfen Zurückweisung der Legitimität dieser Militärverfahren, die von der israelischen Besatzung gegen Aktivisten des gewaltlosen Widerstandes initiiert werden.
„Eine vollständige Untergrabung des Rechtssystems“
Im Sommer 2009 begannen Jugendliche aus der israelischen Siedlungskolonie mit der schrittweisen Enteignung der Ein al-Qaws (Bogenquelle) im Besitz des Dorfratsvorsitzenden Bashir Tamimi. Mit Unterstützung der israelischen Armee bauten die Siedler eine kleines Haus über der Quelle, meldeten sie auf einer Internetseite, die israelische Quellen auflistet, als Maayan Meir Quelle an und bedrohten Palästinenser, die dort ihre Tiere zur Tränke führen wollten, mit Steinen und Gewehren.
Für die Bewohner von Nabi Saleh war mit der Enteignung der Quelle das Mass voll – Schon 1976 hatte die israelische Regierung grosse Teile des Landes von Nabi Saleh für den Bau der Siedlung Halamish beschlagnahmt und hunderte von grosszügigen, rot bedachten Villas für religiöse Siedler darauf gebaut. Weitere Übergriffe folgten, um Land für die Ausdehnung der Kolonie zu annektieren, und im Dezember 2009 begannen die wöchentlichen Demonstrationen in Nabi Saleh.
Während der Bau der israelischen Trennmauer in der Westbank in den betroffenen Dörfern regelmässige, von Widerstandskomitees der Dorfbewohner organisierte Proteste auslöste, und das Modell des gewaltlosen Widerstandes von Dorf zu Dorf weitergeführt wurde, war in Nabi Saleh der Mauerbau nicht der Auslöser der Widerstandsbewegung. Von Anfang an wurde das von Budrus bis Bil’in praktizierte Modell des gewaltlosen Widerstands von unten in Nabi Saleh als politische Strategie interpretiert, als Kampf für ein Ende der israelischen Besatzung. Die von Fadi Qran und anderen palästinensischen Aktivisten organisierten gewaltlosen Proteste zum Nakba-Tag im Mai zeigten das Potential dieses Modells, vor allem, wenn die tunesischen und ägyptischen Massenproteste des Arabischen Frühlings als zusätzliche Inspiration dienen.
Israelische und internationale Aktivisten haben die Proteste im kleinen Westbankdorf regelmässig unterstützt, wie auch die Palästinenser in den umliegenden Gemeinden. In Nabi Saleh wurde die Mobilisierung der gesamten Bevölkerung von Anfang an sehr ernst genommen und die Frauen des Dorfes nehmen an allen Aspekten der Organisation und Planung teil. 3)
„Gewaltsame Störungen der öffentlichen Ordnung“
Nabi Saleh entschied sich für friedliche Proteste gegen die Enteignung der Quelle, und seitdem haben die Dorfbewohner und ihre israelischen und internationalen Unterstützer jeden Freitag versucht, in Protestmärschen zur Quelle zu laufen. Sie kommen dort nie an. Jede Woche treten die Armee und die Grenzpolizei am frühen Morgen mit Jeeps und Scharfschützen in Erscheinung, blockieren den Zugang der Solidaritätsaktivisten durch Checkpoints auf der Zugangsstrasse und erklären das Dorf „zur geschlossenen militärischen Zone“. Während der Demonstrationen dringen israelische Soldaten oft im Dorf ein, besetzen Häuser und benutzen sie als Posten für Beobachter und Scharfschützen und feuern auf jeden Menschen, der sich ausser Haus sehen lässt. Nächtliche Razzien der Armee und Verhaftungskampagnen terrorisieren die Bewohner, die diese Taktiken als kollektive Bestrafung für den Widerstand sehen. Zur Niederschlagung der Proteste setzt die israelische Armee oft unverhältnismässig grosse Gewalt gegen die unbewaffneten Demonstranten ein, darunter gummi-ummantelte Stahlkugeln, Tränengasgranaten und Hochgeschwindigkeits-Tränengasprojektile, deren Einsatz von der israelischen Armee nach dem Tod eines Demonstranten in Bilin, Bassem Abu Rahmah, und der lebensbedrohlichen Verletzung des amerikanischen Solidaritätsaktivisten, Tristan Anderson, 2009 verboten wurde. Manchmal endet der Protest mit dem Einsatz von scharfer Munition. Die bisher schwerste Verletzung in Nabi Saleh erlitt ein 14-jähriges Kind aus Nabi Saleh im März 2010, als es von einem Hartgummistahlgeschoss am Kopf verletzt wurde und drei Wochen lang in einem Koma lag.
Als Finale der widerlichen Art wird auch ein Wasserwerfer eingesetzt, der die Protestteilnehmer und die Dorfhäuser mit einer stinkenden chemischen Mischung einsprüht, die die Häuser tagelang unbewohnbar macht.
Zwischen Januar 2010 und Juni 2011 nahm die israelische Armee 76 Menschen aus dem 500 Einwohner zählenden Dorf, darunter 18 Minderjährige, für einen Tag und länger fest.


Clowns und Kinder bringen Drachen und Ballons, die IDF bringt Tränengas
- Am Donnerstag, einen Tag vor der wöchentlichen Demonstration gegen die Besatzung in Nabi Saleh, drangen israelische Sicherheitskräfte im Dorf ein und feuerten Tränengas in den Strassen und von den Dächern einiger Häuser, die von Soldaten und Scharfschützen gestürmt wurden, berichtete Ma’an am . Juni 2011. Nach Augenzeugenberichten wurden Olivenbäume in Brand gesetzt; einige Dorfbewohner reagierten mit Steinenwerfen auf den Einfall. 4)
Für den Freitag hatten junge Palästinenser von der Gruppe des 15. März eine bunte Demonstration zusammen mit den Kindern aus Nabi Saleh geplant und unter dem Motto “Bunte Freiheit” Freiwillige auf dem Facebook dazu eingeladen, “ein farbenfrohes Lachen” zu bringen und am Kampf für die Freiheit teilzunehmen.
Am Morgen fertigten sie zusammen mit den Kindern farbige Drachen und Ballons, zogen Perücken auf und bemalten zahlreiche Gesichter mit bunten Farben, so dass sich zur Mittagszeit ein bunter Zug mit Clowns und heiter gestimmten Kindern zur Demonstration gegen die Besatzung aufmachte. Die Reaktion der israelischen Besatzungsarmee folgte schnell und ohne Rücksicht auf das Alter der Demonstrationsteilnehmer. Soldaten feuerten Tränengas und Schockgranaten direkt in die Menge und ein elfjähriges Mädchen wurde von einem Gasprojektil im Rücken getroffen. Eine Stunde später hatten die Kinder Zuflucht in einem Haus gesucht, das von Soldaten in fünf Armeejeeps umstellt und mit Tränengas beschossen wurde. Die israelischen Streitkräfte hielten das Dorf bis nach Sonnenuntergang besetzt und feuerten ihre “Mengenkontrollwaffen” nach Belieben auf Hausdächer, Eingänge und jeden Menschen in Sichtweite. Ein israelischer Aktivist wurde verhaftet.
Eine Sprecherin der israelischen Armee kommentierte gegenüber Ma‘an: ”Tränengas wurde auf gewalttätige Demonstranten gezielt, nicht auf Kinder. Wir sind nicht daran gewöhnt, bei den gewaltsamen Protesten Gruppen von Kindern zu sehen. Wir konnten nicht wissen, dass Kinder in der Menge waren.“ 5)


1) Text der Urteilsverkündung und Zitate: http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2011/06/29/occupationmilitary-court-judgement-in-the-matter-of-nagi-tamimi-translated-from-hebrew/#more-587

2) Kim Bullimore: Reality vs. Propaganda.The An Nabi Saleh protests. http://palestinechronicle.com/view_article_details.php?id=16755   (Kontext zum Ynet Artikel vom 26. März 2011: Secrets of the protests in Nabi Saleh, http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4047503,00.html )
3) http://mondoweiss.net/2011/06/nabi-saleh-attempts-to-peacefully-protests-for-its-water-rights-and-against-the-occupation.html
http://popularstruggle.org/content/uk-minister-middle-east-met-nabi-saleh-%E2%80%9Cwe-defend-right-protest%E2%80%9D
4) http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=399421
5) http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2011/06/28/clowns-occupation-and-teargas/
http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2011/06/26/colorful-day-in-nabi-saleh



Britischer Minister für den Nahen Osten in Nabi Saleh: „Wir verteidigen das Recht auf die Durchführung friedlicher Proteste“
- Auf seiner Reise nach Israel, dem Gazastreifen und der Westbank traf sich Alistair Burt am 30. Juni auch mit Vertretern des Dorfes Nabi Saleh und den Frauen von zwei politischen Gefangenen, Naji und Bassem Tamimi, die im März von der israelischen Armee festgenommen und vor Militärgerichte gestellt wurden.
Israels Verfahren gegen die beiden Aktivisten im gewaltlosen palästinensischen Widerstand kam im britischen Parlament mehrfach zur Sprache und am 14. Juni äusserte die EU ihre Besorgnis darüber, dass diese Menschenrechtsverteidiger wegen der Organisation von unbewaffneten Protesten in ihrem Dorf vor Gericht gestellt wurden.
Während des Treffens im Haus von Bassem und Nariman Tamimi sagte der Minister, dass die israelische Armee in extremer Weise gegen friedliche Demonstranten, darunter Kinder, vorgegangen sei: „ Wir verteidigen das Recht der Leute zum friedlichen Protest vollkommen, und die Rolle der internationalen Gemeinschaft beim Schutz dieses Rechtes.“ Letztendlich sei es im Interesse Israels und der Döfer wie Nabi Saleh, die vorliegenden Probleme zu lösen.
Zusammen mit dem britischen Generalkonsul wurde Minister Burt zur Quelle geführt, die neben der israelischen Siedlungskolonie Halamish liegt. Die illegale Inbesitznahme der Wasserquelle durch Siedler hatte im Dezember 2009 eine Widerstandskampagne des Dorfes gegen die israelische Besatzung ausgelöst.

http://popularstruggle.org/content/uk-minister-middle-east-met-nabi-saleh-%E2%80%9Cwe-defend-right-protest%E2%80%9D
 

Übersetzt und zusammengestellt von M. Lauer

Friedlicher Widerstand in der Westbank, 17. Juni 2011

 

 

Israelische Armee beginnt Abbruch eines Mauerabschnitts in Bil’in - Im Dienstag begannen Bulldozer der israelischen Armee mit dem Abbau eines Teiles der nach internationalem Recht illegalen israelischen Mauer im Westbankdorf Bil’in. Die Neuverlegung der Mauer im Westen des Dorfes soll Mitte Juli abgeschlossen sein, berichtete IMEMC am 22. Juni.

Sechs Jahre nach dem Beginn der ersten Proteste gegen den Mauerbau und beinahe vier Jahre nach dem Urteil des israelischen Obersten Gerichtshofes, dass der Verlauf der Mauer in Bil’lin illegal sei, wird das Dorf einen Teil seines durch die Mauer annektierten Landes zurückerhalten.

2007 hatte das israelische Oberste Gericht entschieden, dass der Verlauf der Mauer in Bil’in nicht vorwiegend aus Sicherheitsgründen geplant wurde, sondern mit der Absicht, eine Erweiterung einer illegalen israelischen Siedlung zu ermöglichen. Vier Jahre lang widersetzte sich die israelische Armee der Umsetzung des Urteils, und erst nachdem das Dorf Petitionen gegen zwei Planungsvorschläge eingereicht hatte, legte die Armee im April 2009 eine Route vor, die einen Hauptteil des Landes, das für die Ausdehnung der nahegelegenen israelischen Kolonie vorgesehen war, wieder auf die “palästinensische” Seite der Mauer verlegte, etwa 150 Hektar. In diesen Jahren wurden zwei Dorfbewohner aus Bil’in bei den Freitagsdemonstrationen getötet und hunderte von Menschen verletzt. Trotz dieser Rückerstattung von Land verliert Bil’in 435 Hektar seines Dorflandes auf der “israelischen” Seite der Barriere.

Mohammed Khatib vom Bürgerkomitee Bil’in verweist auf die langen Jahre, in denen die israelische Armee das Gerichtsurteil vollkommen ignorierte und Demonstranten gegen die Mauer brutal angriff, verhaftete und mit Gefängnis bestrafte, obwohl ein israelisches Gericht die Rechtmässigkeit der Klagen aus Bil’in bestätigt hatte. Er bekräftigte, dass Bil’in den Widerstand gegen die Besatzung fortsetzen werde: “ Wir werden unseren Kampf fortsetzen, bis alles Land an uns zurückgegeben ist und wir das Ende der israelischen Besatzung sehen.”

http://popularstruggle.org/content/israeli-army-begins-dismantling-wall-bilin

http://www.imemc.org/article/61514

 

Neue Widerstandsbewegung für Palästina - Vor eineinhalb Jahren wurde von Bewohnern und führenden Mitgliedern von Gemeinden in den Distrikten von Hebron, Beit Ummar und Ramallah die Idee formuliert, den weitverbreiteten, gewaltlosen Widerstand von unten in Palästina weiterzuentwickeln. Sie formulierten Pläne für einen Dachverband, der die bereits bestehenden Bürgerkomitees in den kleinsten Dörfern in Palästina koordinieren und unterstützen werde.  Younes Arar vom Bürgerkomitee Beit Ummar bezeichnete dieses inklusive Komitee gegenüber dem Palestine Monitor als“ die erste vereinte, organisierte, populäre, gewaltlose Bewegung in Palästina”.

Das “Palestinian Popular Resistance Movement” [PPRM]  wird ein Netzwerk für die Aktivisten in Dörfern in der Westbank und im Gazastreifen sein, mit dem Ziel der Ausdehnung der palästinensische Widerstandsbewegung. Nach Ansicht von Arar sollte der Erfolg des Westbankdorfes Budrus auf andere Dörfer in der Westbank ausgeweitet werden, die gegen eine Siedlungsexpansion oder die Abtrennung von Dorfland durch die Annexionsmauer ankämpfen. Budrus war das erste palästinensische Dorf, das die Route der israelischen Mauer auf die Grüne Linie zurückdrängen konnte. Das Beispiel von Budrus inspirierte andere bekannte Widerstandsbewegungen in Bi’lin, Ni’lin und Nabi Saleh.

Younes Arar denkt, dass andere Dörfer für ihre jahrelange, gewaltfreie Opposition gegen die Besatzung ins Licht der Öffentlichkeit treten sollten. Seit Mai diesen Jahres hat die neu geformte Gruppe beim Neu- oder Wiederbeginn von wōchentlichen Protesten in drei Dōrfern im Distrikt von Hebron geholfen: At Tuwani, Beit Ula und Susya.

Seiner Meinung nach kōnnen Dōrfer mit einer aktiven Widerstandsarbeit die Siedlungsausdehnung eindämmen: “ Wir haben die Siedlungsexpansion in einigen Gebieten gestoppt, weil Leute vor Ort ständing aufgepasst haben; die aktiven Dōrfer haben Siedlungsausdehnung gestoppt.”

Vom 16. bis zum 18. Juli organisiert das PPRM die erste Widerstandskonferenz Palästinas in drei Dōrfern der Westbank, Beit Ummar, Ni’lin und Iraq Burin.1)

“Widerstand findet nicht nur in einem Dorf statt, es geht nicht nur um Beit Ummar, Bil’in oder At Tuwani, es geht um Palästina,” sagte Arar.2)

1)http://www.facebook.com/event.php?eid=210261315664359&ref=nf 

2)http://www.palestinemonitor.org/?p=866

 

Neue Artikel zum Widerstand/BDS:

Michelle Chen,Palestinian Youth Channel an Old Struggle Through New Media, http://www.commondreams.org/view/2011/06/18-3

Michelle Chen, Palestinians Link Global and Local in Israel Boycott Campaign, http://www.commondreams.org/view/2011/06/19-1

 

 

Europäsche Union: Besorgnis über Verfahren gegen Bassem Tamimi - Ein Vertreter der Europäischen Union beim Menschenrechtsrat der Uno [UN Human Rights Council] erklärte bei einer Sitzung am 14. Juni in Genf, dass die Rechte von israelischen und palästinensischen Menschenrechstverteidigern erheblich eingeschränkt  und sie für ihre gewaltlosen Proteste festgenommen würden. Der Ständige Vertreter Ungarns beim Büro der Vereinten Nationen in Genf sagte im Namen der EU: „Während die EU vor diesem Rat im März die Freilassung von Abdallah Abu Rahmah begrüsste, ist die EU besorgt, dass weiterhin andere Menschenrechtsverteidiger für ihre gewaltlosen Proteste festgenommen werden. Die EU verfolgt das am 5. Juni in einem israelischen Miliärgericht eröffnete Verfahren gegen Bassem Tamimi, einem Aktivisten aus dem Westbankdorf Nabi Saleh, das von der illegalen Siedlungsausdehnung betroffen ist.“ Er drückte ebenfalls die Besorgnis der EU über die Behandlung von Journalisten in der Westbank und im Gazastreifen aus, die erheblichen Schikanen ausgesetzt seien, die eine freie Berichterstattung beeinträchtigten.

Am 27. Juni wird das Militärtribunal gegen Bassem Tamimi im Militärkomplex Ofer in der Westbank mit den ersten Zeugenanhörungen fortgesetzt.

Mohammed Khatib aus Bi‘lin, der die Arbeit des Koordinierungskomitees für den friedlichen palästinensischen Widerstand [Popular Struggle Coordination Committee] organisiert, sieht die verstärkte israelische Niederschlagung der örtlichen Proteste gegen die Mauer und die Besatzung in der Westbank als eine Reaktion auf die vor der Uno angestrebte Anerkennung eines palästinensischen Staates im September. Er forderte die internationale Gemeinschaft auf, den Freiheitskampf der Palästinenser stärker als bisher zu unterstützen: „Mit dem Herannahen des Septembers und der Intensivierung der Angriffe auf den weitverbreiteten palästinensischen Widerstand muss die Welt Israel gegenüber klarstellen, dass wie in den arabischen Nachbarregimen eine Niederschlagung des zivilen Widerstandes nicht zugelassen wird.“

Im März 2011 nahm die israelische Armee zwei prominente Organisatoren der gewaltlosen, wöchentlichen Proteste in Nabi Saleh gegen die Besatzung und Siedlunsgsausdehnung, Naji und Bassem Tamimi, fest und eröffnete Militärgerichtsverfahren gegen beide Dorfbewohner, die für die Dauer des Verfahrens im Gefängnis bleiben müssen. Die Militärstaatsanwaltschaft hat sie auf der Basis ihrer Arbeit im Widerstandskomitee von Nabi Saleh u.a. der „Aufwiegelung“ und der „Organisation nicht genehmigter Proteste“ angeklagt. Bassem Tamimi wies die Anklagen beim Prozessbeginn am 5. Juni kategorisch zurück und bekannte sich offen dazu, die friedlichen Demonstrationen in Verteidigung des palästinensischen Landes und der Menschen organisiert zu haben.

Die Anklagen gegen beide Menschenrechtsaktivisten beruhen auf den zweifelhaften Geständnissen von Jugendlichen, die von der israelischen Armee nachts aus ihren Häusern geholt und stundenlangen Verhören ohne elterlichen oder rechtlichen Beistand unterzogen wurden, womit die israelischen Vernehmungsbeamten  gegen die Regeln der eigenen Armee verstossen haben.

http://www.popularstruggle.org/content/european-union-expresses-concern-over-persecution-bassem-tamimi

Naji Tamimi wurde am 6. März bei einer Militärrazzia auf sein Haus verhaftet und einen Tag vor der Verhaftung von Bassem Tamimi (24. März) der „Aufwiegelung“,  „Organisierung von illegalen Protesten“,  „Anstiftung zum Steinewerfen“ und der „Behinderung der Justiz“ angeklagt, eine Liste von Anklagepunkten, die bereits im vergangenen Jahr gegen fünf Organisatoren der Bürgerkomitees in Bil’in und Ni’lin vorgebracht wurden.

http://popularstruggle.org/content/nabi-saleh-marks-land-day-march-solidarity-political-prisoners  
http://popularstruggle.org/content/nabi-saleh-protest-organizer-bassem-tamimi-remain-under-arrest

 

B’Tselem: Israelischen Streitkräfte müssen für Aktionen in Nabi Saleh zur Verantwortung gezogen werden - Am 15. Juni 2011 forderten B’Tselem und die Association for Civil Rights in Israel (ACRI) eine Untersuchung von Aktionen der israelischen Grenzpolizei, die bei der Festnahme von drei Demonstrantinnen und im Vorgehen gegen die Protestteilnehmer im Westbankdorf Nabi Saleh allgemein „erhebliche Gerwalt“ einsetzte, obwohl die Demonstranten weder Steine geworfen noch die Sicherheit der Armee gefährdet hatten. Zwei Mitarbeiter von B’Tselem aus dem Dorf Nabi Saleh hatten das Vorgehen der israelischen Armee bei einem Protest im Mai gefilmt. In Reaktion auf die Forderung von B’Tselem und ACRI nach einer Untersuchung, und nachdem mehrere Demonstrationsteilnehmer Klagen vorgelegt hatten,  eröffnete die Abteilung für Polizeiuntersuchungen (Department for Police Investigations) eine Untersuchung.

http://www.btselem.org/topic-page/1352011-investigation-border-police-violence-against-protesters-nabi-saleh

 

 

Nabi Saleh: Europäische Diplomaten nehmen am Freitagsprotest teil - Am 17. Juni kamen die Konsulen aus Malta, Frankreich, Holland und der EU zum (von Seiten der Demonstranten)gewaltlosen Freitagsprotest des Dorfes gegen die fortgesetzte israelische Besatzung der Westbank und konnten so aus erster Hand, aber sicherer Distanz einen Einblick sowohl in die Widerstandskampagne des Dorfes wie auch das brutale Vorgehen der israelischen Armee gegen die unbewaffneten Menschen mit Tränengas und Gummimantelgeschossen gewinnen. Sieben Menschen wurden verletzt und dutzende litten unter der Tränengasinhalierung.
http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2011/06/21/european-consuls-attend-non-violent-demonstrations-in-nabi-saleh/

Neuer Bericht über die Proteste in Nabi Saleh: http://frontlineecho.blogspot.com/2011/06/onions-smell-of-freedom-by-diana-alzeer.html

 
 

Bil’in: Fotograf  Rani Bornat verletzt - Rani Bornat aus Bil’in, Sohn eines Schafhirten und Fotograf zahlreicher Demonstrationen in Bil’in, wurde bei der wöchentlichen Demonstration am 17. Juni von einem Tränengaskanister an der linken Schulter verletzt. Die israelische Armee setzte wie üblich grosse Mengen an Tränengas, Schockgranaten und Gummimantelgeschosse gegen die unbewaffneten Demonstrationsteilnehmer ein; in Folge der Tränengasinhalierung litten dutzende an Atemnot und Erbrechen.

Eine buntgemischte Gruppe von Unterstützern zeigte diese Woche ihre Solidarität mit Bil’in: Das Freiheitstheater Jenin war für die Demonstration nach Bil’in gekommen und hielt eine Vorstellung am Zielpunkt des Protestes vor der israelischen Mauer ab. Zahlreiche internationale und israelische Aktivisten, darunter der Regisseur James Seamus, beteiligten sich ebenfalls am Freitagsprotest. Zum sechsten Jahrestag der Gründung der palästinensischen National Initiative waren Mitglieder und prominente Politiker nach Bil’in gekommen.

Einige junge Männer beschlossen, den Ausgüssen des „Skunkmobils“ , das eine giftige, klebrige Mischung aus Chemikalien und Abwassern versprüht, an diesem Freitag nicht auszuweichen und zeigten ihren unbeugsamen Widerstandswillen durch eine „Dusche“.

http://www.bilin-ffj.org/index.php?option=com_content&task=view&id=364&Itemid=1


 

Ni’lin: Verstärkte Zusammenarbeit mit Widerstandskomitees in Nachbardörfern - Im Nachbardorf Ni’lin hatte die israelische Armee am Freitag das Dorf zur „geschlossenen militärischen Zone“ erklärt und acht Israelis am Eingang des Dorfes festgenommen, als sie zur wöchentlichen Demonstration gegen die Mauer in Ni‘lin anreisten.

Nach dem Mittagsgebet auf dem Dorfland machte sich der Protestzug zur Mauer auf, wo die israelische Armee bereits auf sie wartete und der Angriff mit Tränengas und anderen „Mengenkontrollwaffen“ begann.1)

Das Bürgerkomitee Ni’lin und Dorfbewohner beteiligen sich seit einigen Wochen an zwei neuen Protestaktionen in der Westbank:

Zusammen mit den Bürgerkomitees der Nachbardörfer Budrus und Deir Quaddis werden beinah tägliche Proteste an der Baustelle organisiert, wo neue Häuser für eine Erweiterung der israelischen Kolonie Nili errichtet werden sollen. Beim Versuch, die Bulldozer zu blockieren, was etwa eine halbe Stunde gelang, wurden die Demonstranten am 15. Juni mit scharfer Munition und mit Tränengas beschossen. Muhammed Amirah vom Bürgerkomitee Ni’lin wurde von Grenzpolizisten mit Schlagstöcken angegriffen und danach festgenommen. Am 22. Juni berichtete das Popular Struggle Coordination Committee, dass Wachmänner an der Baustelle mit scharfer Munition auf die Demonstranten feuerten, als sie sich den Bulldozern näherten. Es gab keine Verletzungen.2)

Zusammen mit dem Nachbardorf Shuquba protestieren die Bewohner aus Ni’lin gegen den Betrieb des Steinbruchs Natuff, im Besitz eines Ex-Offiziers der israelischen Armee, auf dem Land der beiden Dörfer. Am 10 Juni hatten sich etwa 150 Demonstranten, darunter ein Kontigent aus Ni’lin, das sich nach dem Freitagsprotest im Dorf mit den Aktivisten aus Shuquba und Unterstützern aus Israel und anderen Ländern traf, in Richtung Steinbruch aufgemacht. Die Sicherheitskräfte feuerten Tränengas und setzten einige trockene Felder in Brand; einige Jugendliche warfen Steine, angesichts der grossen Distanz zum Wachpersonal eine symbolische Geste. Bei der ersten Demonstration gegen den Steinbruch Natuff hatten Wachmänner mit scharfer Munition auf die unbewaffneten Demonstranten geschossen und einen Teilnehmer leicht verletzt.3)

1) http://popularstruggle.org/;  http://www.imemc.org/article/61486

2)http://www.nilin-village.org/2011/06/15/popular-committee-leader-of-nilin-got-arrested-and-two-protesters-injured-by-live-ammo-in-deir-qaddis15-06-2011/  http://popularstruggle.org/

3) http://popularstruggle.org/content/demonstrations-niilin-and-shuquba-attacked-tear-gas

 

 

Al Ma’sara: Mitglied des Bürgerkomitees wird die Ausreise verweigert - Am Freitag, den 17.Juni, versammelten sich die Dorfbewohner und Unterstützer vor der Dorfschule, um gegen die Apartheidmauer zu demonstrieren. Die israelischen Soldaten am Eingang des Dorfes hatten wie üblich den Befehl, den Weiterzug der Demonstranten zu blockieren; sie setzten Tränengas und Schlagstöcke gegen sie ein; zwei Menschen wurden leicht verletzt.1)

Mahmoud Zwahra, Mitglied des Bürgerkomitees von Al Ma’sara wurde auf seiner Reise nach Europa von israelischen Soldaten auf der Allenby Brücke, dem Grenzübergang zwischen der Westbank und Jordanien,gestoppt und die Ausreise trotz Vorlegen aller notwendigen Papiere verweigert. Als er darauf bestand,die Gründe für das Ausreiseverbot zu erfahren, wurde er mit Gewalt von der Brücke entfernt. Er hatte Treffen mit Politikern und Diplomaten in mehreren europäischen Ländern geplant.

In der Vergangenheit wurde mehreren palästinensischen Menschenrechtsaktivisten, darunter Mohammed Khatib und Iyad Bornat aus Bil’in, die Ausreise verboten, um sie an Vortragsreisen und Treffen mit Solidaritätsgruppen zu hindern.2)

1) http://www.imemc.org/article/61486

2)http://popularstruggle.org/content/popular-committee-leader-al-maasara-prevented-traveling-europe


 

At-Tuwani: Erstmals Freitagsprotest gegen Siedlerangriffe durchgeführt - Am 10. Juni hielt die kleine palästinensische Gemeinde von At-Tuwani in den südlichen Hebronbergen erstmals einen Protest gegen die Übergriffe von Siedlern in der Nachbarschaft ab.

Die Demonstration war relativ klein, etwa 40 Menschen beteiligten sich, aber das Bürgerkomitee von At-Tuwani plant regelmässige Proteste gegen die Misstände im Ort, vor allem die fortgesetzte Belästigung von Schulkindern durch die israelischen Kolonialisten von der naheliegenden illegalen Siedlung Ma’on. Auf dem Weg zur neu erbauten Schule werden die Dorfkinder seit einiger Zeit von israelischen Soldaten und internationalen Solidaritätsaktivisten eskortiert, um sie vor Angriffen durch radikale Siedler zu schützen, berichtet das Palestine Solidarity Project.

http://popularstruggle.org/content/protests-tuwani-three-people-injured

 

Biddu: Wiederaufnahme derFreitagsproteste - Dorffelder von Biddu und forderten den uneingeschränkten Zugang zu ihrem Land hinter der Annexionsmauer. Chaos brach aus, als Jugendliche mit Steinen warfen und israelische Soldaten Tränengas und Schockgranaten in die Menge schossen. 2004 wurden vier unbewaffnete Demonstranten in Biddu von Am 10.Juni versammelten sich etwa 50 Menschen vor einem von den Israelis errichteten Tor am Rand der israelischen Soldaten mit scharfer Munition erschossen. Seitdem gab es nur sporadische Proteste im Dorf.

http://popularstruggle.org/content/biddu-holds-unarmed-demonstration

Friedlicher Widerstand in der Westbank, Nabi Saleh, 10. Juni 2011

 

An diesem Wochenende beteiligten sich ungewöhnlich viele Israelis auf Einladung ihrer Aktivistenfreunde erstmals am Freitagsprotest in Nabi Saleh und zwei Neulinge nahmen sich die Zeit, ihre Erfahrungen niederzuschreiben.

Der Prozess gegen Bassem Tamimi aus Nabi Saleh begann am 5. Juni; dazu ein Bericht des Popular Commitee und Adresse für die E-mail Aktion zur Freilassung von Bassem.

 

Nabi Saleh versucht, friedlich für seine Wasserrechte und gegen die Besatzung zu protestieren - Ein Bericht von Jenny Levine, die in England und Israel gelebt hat und die seit ihrer Rückkehr im Jahr 2009 nach Israel verstärkt aktiv wurde gegen „ die Abwärtsspirale in eine rassistische, diskriminierende Apartheidgesellschaft, die allzu sehr an das Südafrika meiner Kindheit zu Zeiten der Apartheid erinnert und an das faschistische Deutschland, dem mein Vater 1935 entkam.“

Heute, am 10. Juni 2011, erlebte ich meine erste Feuerprobe in der Solidarität mit dem ländlichen palästinensischen Dorf Nabi Saleh. Wie alle anderen, Grünschnäbel und erfahrene Demonstranten, war ich schockiert über das Ausmass der Gewalt, die von den Soldaten gegen friedliche Demonstranten, Männer, Frauen und Kinder, Palästinenser, Israelis und Ausländer gleichermassen ausgeübt wurde.

Ich kann bestätigen, dass absolut keine Provokationen von Seiten der Demonstranten kamen. Wir hatten kaum die ersten Schritte durch dieses schläfrige Dorf getan, als die Tränengaskanister um uns herum fielen, die Luft füllte sich mit dem beissenden Rauch, und Augen, Mund und Haut fühlten die Wirkung des Tränengases.

Ist das nicht ein Krieg mit chemischen Waffen? Ich selbst kann an keine andere passendere Beschreibung denken. Egal, wie man es bezeichnet, diese [Kriegsführung] wird in einer äusserst rachsüchtigen und wohldurchdachten Strategie gegen eine unschuldige Zivilbevölkerung eingesetzt, die lediglich und in legitimer Weise zu ihrer Wasserquelle gehen will, ohne von den Siedlern belästigt zu werden, die ein Dorf auf dem Land [von Nabi Saleh]( die Siedlung Halamish mit ihren roten Dächern) errichtet haben, oder von den Soldaten, die hochentwickelte chemische Waffen einsetzten, um sie daran zu hindern, auch nur die Strasse in ihrem eigenen Dorf entlang zu laufen.

Neben dem Tränengas und den gummi-ummantelten Stahlkugeln gibt es noch – sozusagen als grandioses Finale- das berüchtigte „Skunkmobil“, das durch das Dorf gefahren wird, um die Häuser und Menschen mit einem übelriechenden, klebrigen chemischen Gebräu zu besprühen, dessen Zutaten ein Rätsel sind. Glücklicherweise habe ich es nicht aus der Nähe gerochen. Es war schlimm genug, eine Brise von weitem mitzubekommen, als sich unsere Gruppe, wie die Schafe vor uns, aus dem Staub machte und sich über die Felder zu unseren Autos zurückzog, die tapferen Einwohner von Nabi Saleh hinter uns lassend.

Nächsten Freitag werden sie sich wieder in einer „geschlossenen militärischen Zone“ befinden, in direkter Konfrontation mit einer Armee, die sie, ihre Kinder, ihre Häuser, das Dorf ungestraft mit Chemikalien überschwemmt und Durcheinander und Chaos sät. Da wir anscheinend die schrecklichen Taktiken der Insitutionen nicht aufhalten können, sollten wir meiner Meinung nach wenigstens unsere Solidarität mit dem Tamimi-Klan in Nabi Saleh zeigen. Die Angst kommt auf,  ich weiss. Aber wenn Sie in Israel leben, sollten Sie es wenigstens einmal erlebt haben. Auf diese Weise werden Sie Bescheid wissen und es nie vergessen.

Wenn Sie noch nie von Nebi Saleh (auch Nabi Salah) gehört haben, gestatten Sie mir das Dorf vorzustellen, das tief im Herzen der Westbank liegt, oder Palästinas, wie viele schon sagen. Der Ort ist das Zuhause von etwas mehr als 500 Mitgliedern des Tamimi-Klans.

1976 beschlagnahmte die israelische Regierung  grosse Teile des Landes von Nabi Saleh für den Bau der Siedlung Halamish – hunderte von grosszügigen, rot bedachten Villas für religiöse Siedler. Weitere Übergriffe auf das Land von Nabi Saleh folgten; seit 2000 nahm das Draufgängertum der Siedler erheblich zu. Im Sommer des Jahres 2008 erhoben die Siedler ihren Anspruch auf eine Süsswasserquelle und Wasserstellen, die einem Mitglied der Familie Tamimi gehören und die denDorfleuten als Tränke für ihre Tiere dienen, die ihre Haupteinnahmequelle sind.

Die Jugend von Halamish – zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Siedlungskolonie den Namen Neve Tsuf gegeben – dachte sich, dass ein Bad vor der Haustür eine ausgezeichnete Idee sei und beanspruchte den Ort für sich, errichtete Mauern darum, baute, renovierte und tat, wie es ihnen passte, gingen sogar soweit, dass sie die Quelle auf eine Liste von Wasserquellen auf einem israelischen Internet-Portal setzten! Dort ist die Quelle als Meir-Quelle aufgeführt, benannt in Erinnerung an eine von ihrer Sorte, ‚die tapfer für die Vereinigung des gesamten Israel kämpfte‘.

Nabi Saleh entschied sich für friedliche Proteste gegen die Enteignung der Quelle, und seitdem haben die Dorfbewohner und ihre israelischen und internationalen Unterstützer jeden Freitag versucht, en masse zu den Wassern zu laufen. Sie kommen dort nie an. Jede Woche treten die Armee und die Grenzpolizei in Erscheinung, um ihren Marsch abzukürzen und setzten immer mehr Gewalt ein, um sie auf noch grössere Distanz von ihrer Quelle zu halten.

http://mondoweiss.net/2011/06/nabi-saleh-attempts-to-peacefully-protests-for-its-water-rights-and-against-the-occupation.html

 

 

Furcht und Tränengas in Nabi Saleh: die Geschichte eines Feiglings - Shoshana London Shamir aus Israel nahm, der Einladung eines israelischen Freundes folgend, an der gleichen Demonstration in Nabi Saleh teil, die Jenny Levin in Mondoweiss beschrieb: “Heute hatte ich eine kleine Kostprobe der israelischen Besatzung von der palästinensischen Perspektive, und ich gestehe, dass selbst dieser kurze Kontakt traumatisch war.“

Israelis und Internationale hoffen, dass durch ihre Präsenz die Gewalt der israelischen Streitkräfte reduziert wird, schreibt Shoshana, aber als die Teilnehmer aus Israel unter massiven Tränengasbeschuss geraten und das Dorf verlassen wollen, wird ihr klar, dass „ ich nichts dagegen sagen oder tun konnte, und es war egal, wer ich war: die militärische Maschine war in Gang gesetzt und die Befehle forderten gnadenloses Vorgehen, um den palästinensischen Widerstand zu kontrollieren und vor allem einzudämmen...“.

Sie erfährt bereits vor Beginn der Demonstration, dass auch der friedliche Widerstand gegen die Besatzung von der israelischen Armee mit allen Mitteln blockiert wird: „ Wie geplant kamen wir um acht Uhr morgens an für die Kundgebung um ein Uhr, in der Hoffnung, dass wir ins Dorf gelangen würden , bevor die Armee es abriegeln konnte. Aber es war zu spät: Soldaten blockierten den Eingang und wiesen uns ab. Sie hatten auch ein Schild aufgestellt, das den Ort zur „Zone A“ erklärte – nach den Oslo-Verträgen unter der Kontrolle der palästinensischen Behörde und nach israelischem Recht eine Zone, deren Betreten für Israelis verboten ist. Das Dorf ist in Wirklichkeit Zone B, die Israelis betreten dürfen. Das Schild war eine Lüge. Wir parkten in einiger Entfernung an der Strasse und dann liefen die dutzend Aktivisten, die angekommen waren, zwanzig Minuten durch die Felder zum Dorf. Unterwegs riet Gershon, dass wir leise sprechen und unsere Telephone abstellen sollten. Das Dorf war zur „geschlossenen militärischen Zone“ erklärt worden und wir brachen das Gesetz.“

Shoshana gelingt es schliesslich, dem von der Armee eingeschlossenen Dorf in einem Wagen der BBC zu entkommen. Sie beschriebt ihre Reaktion auf die fortgesetzten Angriffe auf die Demonstranten:“ Aber wenn ich meine kurze Erfahrung der Furcht millionenfach mulitpliziere, habe ich wohl einen kleinen Einblick darin, wie sich das Leben unter militärischer Besatzung anfühlt, ein Leben ohne Stimme und unter der ständigen Androhung von Gewalt, tagein, tagaus.“

Fear and tear gas in Nabi Saleh: a coward's story / Shoshana London Sappir

http://www.didyoulearnanything.net/2011/06/11/fear-and-tear-gas-in-nabi-saleh-a-coward%E2%80%99s-story/

Bürgerkomitee Nabi Saleh zum Protest am 10. Juni 2011

Im Bericht zur Freitagsdemonstration berichtet das Komitee, dass der Demonstrationszug nach nur 100 Metern von der Armee angegriffen und unter Tränengasbeschuss kam.

Ein Haus kam unter Beschuss, nachdem ein bewusstloser Demonstrant hineingetragen wurde. Sanitäter hatten erst 20 Minuten später Zugang zu dem durch Tränengas vergifteten Mann.

Auf der Suche nach israelischen und internationalen Unterstützern  führte die Armee am Nachmittag zahlreiche Razzien von Häusern im Dorf durch; fünf Aktivisten wurden im Verlauf der Demonstration festgenommen.

http://wp.me/p1tkcY-8P

 

 

Protestinitiator in der Westbank: Militärverfahren hat keine Legitimität - Nachdem Bassem Tamimi, ein 44-jähriger Lehrer und Aktivist aus dem Westbankdorf Nabi Saleh mehr als zwei Monaten im Gefängnis festgehalten wurde, begann am 4. Juni das Militärgerichtsverfahren, gegen ihn. Bassem Tamimi, der als Koordinator des Bürgerkomitees Nabi Saleh den örtlichen, unbewaffneten Widerstand gegen die israelische Besatzung organisiert, wies die Anklagen gegen ihn kategorisch zurück.

In seiner Rede im überfüllten Gerichtssaal betonte Tamimi, dass er in der Tat Proteste in seinem Dorf gegen die Besatzung und die Landannexionen durch israelische Kolonialsiedlungen organisierte: “Internationales Recht garantiert das Widerstandsrecht eines  besetzten Volkes gegen die Besatzung. In Ausübung meines Rechtes  habe ich zu diesen friedlichen Protesten aufgerufen und sie organisiert, gegen die Besatzung, die Siedlerangriffe und den Diebstahl von mehr als der Hälfte des Landes im Besitz meines Dorfes Nabi Saleh…”.1)

Zur Rechtmässigkeit des Militärtribunals gegen ihn kommentierte er:” Trotz des Anspruches, die einzige Demokratie im Nahen Osten zu sein, werde ich nach Militärgesetzen abgeurteilt […]die von Institutionen umgesetzt werden, die nicht von mir gewählt wurden und die mich nicht repräsentieren.”

An diesem Punkt wurde Tamimi vom Militärrichter unterbrochen und erhielt eine Verwarnung: Dieses Verfahren sei kein politisches und diese Verteidigungsrede in einem Gerichtssaal fehl am Platz. Obwohl Bassem Tamimi daraufhin eine gekürzte Stellungnahme verlas, wurde seine Rede nicht in seinen Worten zu Protokoll genommen: Der Richter verkündete, dass die Protokollaufnahme der Rede versehentlich gelöscht wurde und Tamimis schriftliche Fassung der Rede nicht akzeptabel sei. Die Stenographin gab daraufhin Tamimis Darlegung der Prinzipien des gewaltlosen Widerstandes in Nabi Saleh in ihren Worten zu Protokoll.

Die Vorwürfe gegen Tamimi beruhen auf fragwürdigen und erzwungenen Geständnissen von Jugendlichen aus dem Dorf, die von der israelischen Armee nachts aus ihren Häusern verschleppt und danach stundenlangen Verhören unterzogen wurden.

Tamimi wurde in fünf Punkten angeklagt: Aufwiegelung, Organisation und Teilnahme an nicht genehmigter Proteste, Aufruf zum Steine werfen und das Ignorieren einer Vorladung. Im Zusammenhang mit dem Vorwurf der Störung gerichtlicher Verfahren wird Tamimi angeklagt, er habe Jugendlichen Tipps gegeben,wie sie sich bei einem Verhör durch die Militärpolizei verhalten sollten, statistisch gesehen ein sehr wahrscheinliches Ereignis ( Seit Beginn der Proteste im Dezember 2009 wurden über 10 % der Dorfbevölkerung von der israelischen Armee verschleppt), das zu Militärhaft und langen Tribunalen sogar für minderjährige Palästinenser führen kann, wie das Beispiel von Islam Dar Ayyoub zeigt, dem 14-jährigen Kronzeugen der Anklage gegen Bassem Tamimi. 2)

In seiner schriftlichen Verteidigung kommentierte Bassem Tamimi den Vorwurf des Steine werfens:” Die Militärstaatsanwaltschaft wirft mir vor, dass ich Protestteilnehmer dazu angestiftet habe, Steine auf die Soldaten zu werfen. Das ist nicht wahr. Was die Demonstranten zum Steine werfen anstiftet ist das Geräusch von Gewehrschüssen,von den Bulldozern der Besatzung bei der Zerstörung des Landes, der Geruch von Tränengas und der Rauch von brennenden Häusern. Ich habe niemanden dazu angestiftet, Steine zu werfen, aber ich bin nicht verantwortlich für die Sicherheit Eurer Soldaten, die mein Dorf überfallen und meine Leute angreifen mit einem Arsenal todbringenden Waffen und einer Ausrüstung des Terrors.”

Die Transkripte von Tamimis Verhör zeigen die politischen Motive hinter dem Verfahren und die komplette Missachtung der Rechte eines Angeklagten: Die Vernehmungsbeamten werfen Tamimi vor, “sich in Vorbereitung für das Verhör Rat bei Rechtsanwälten und Ausländern geholt zu haben”, was in keiner Weise ein Rechtsbruch ist.

Biographischer Hintergrund

Bassem Tamimi hat sein Leben im Visier der israelischen Armee gelebt: Er wurde mehrfach festgenommen und verbrachte drei Jahre in Verwaltungshaft ohne Verfahren. 1993 wurde Tamimi vorgeworfen, einen israelischen Siedler getötet zu haben und der israelische Innengeheimdienst Shin Bet folterte ihn bei den Verhören so brutal, dass er zusammenbrach und sieben Tage bewusstlos in einem Krankenhaus lag. Nach 40 Tagen in Einzelhaft wurde er freigesprochen und entlassen,weshalb Tamimi betont, dass er trotz brutalster Verhörmethoden nie etwas gestand, weil er nichts zu gestehen hatte.

Seit die Demonstrationen im Dezember 2009 begannen, war er das Ziel von Strafmassnahmen durch die israelische Armee: Während mehrfacher Militärrazzien wurde sein Haus durchsucht, seine Frau wurde zwei Mal verhaftet und zwei seiner Söhne verletzt – Wa’ed, 14, durch ein Gummimantelgeschoss am Bein und Mohammed,8 an der Schulter, durch ein direkt auf ihn gezieltes Tränengasprojektil. Darüberhinaus stellte die israelische Zivilbehörde in der besetzten Westbank zehn Demolierungsbefehle für Gebäude in Nabi Saleh aus, die sich in der Zone C befinden, einen davon für das Haus von Bassem Tamimi, das seit 1965 steht.

 

Nicht vergessen: Kampagne zur Freilassung von Bassem Tamimi: http://www.popularstruggle.org/free-tamimis (Briefaktion an die Aussenminister verschiedener Länder) 

 

Erzwungene Geständnisse von Minderjährigen

Am 24. März 2011, kurz nachdem Bassem Tamimi zu einem Treffen mit europäischen Diplomaten in sein Haus gekommen war, stürmte eine Sondereinheit der Armee das Haus und brachte ihn zum Militärgefängnis Ofer.

 Das Hauptbelastungsmaterial in Tamimis Fall stammt von den Aussagen eines 14 jährigen Dorfbewohners, Islam Dar Ayyoub, der am 23. Januar von Soldaten mit gezogenen Waffen aus dem Bett geholt und abgeführt wurde.Im Verlauf des achtstündigen Verhörs, das bis in die frühen Morgenstunden dauerte, gestand Islam, dass Bassem Tamimi die Jugendlichen in Brigaden eingeteilt hätten, die verschiedene Aufgaben bei den Protesten erfüllen sollten, wie Steine werfen, Blockieren der Strassen etc. 3)

Im Verfahren gegen Islam beantragte die Verteidigung, dass seine Aussagen nicht als Beweismaterial gegen Bassem Tamimi zugelassen werden sollten, weil das Vernehmungspersonal selbst die dem israelischen Militär auferlegten Regeln verletzte: Islam wurde Schlaf verweigert, weder der Rechtsanwalt noch die Eltern durften beim Verhör dabei sein; Islam wurde nicht mitgeteilt, dass er ein Recht auf Aussageverweigerung hat und nur einer der vier Vernehmungsbeamten war qualifiziert für das Verhören von Minderjährigen.

Eine Entscheidung zur Zulassung von Islams Geständnissen steht noch aus, ein Berufungsrichter hat aber inzwischen entschieden, dass Islam bis zum Ende des Verfahrens freigelassen und unter Hausarrest in Ramallah leben kann.

Seit Jahresbeginn hat die israelische Armee 24 Dorfbewohner festgenommen, die Hälfte davon waren Minderjährige, der Jüngste gerade 11 Jahre alt.

Seit Beginn der Demonstrationen im Dezember 2009 wurden mehr als 10 % der Dorfbevölkerung von der Armee inhaftiert, insgesamt 71 Menschen.

Mit dem Verfahren gegen Bassem und Naji Tamimi aus Nabi Saleh und der Verhaftungs- und Razzienkampagne i wird in der Westbank ein weiteres Dorf für den gewaltlosen Widerstand gegen die israelische Besatzung bestraft. In Bil’in haben zwei Mitglieder des Bürgerkomitees, Adeeb und Abdallah Abu Rahmah, den Preis mit mehrmonatigen Gefängnisstrafen bezahlt, in Ni’lin wurden drei Aktivisten, Hassan Mousa, Zaydoon Srour und Ibrahim Amireh ebenfalls zu Gefängnis- und Geldstrafen verurteilt, weil sie ihre Opposition zur Besatzung öffentlich und gewaltlos ausdrückten, ein Vergehen, das von der einzigen Demokratie im Nahen Osten nicht geduldet wird.

 

Briefaktion für die Freilassung von Bassem Tamimi: http://nabisalehsolidarity.wordpress.com/2011/05/19/free-bassem-and-naji-tamimi/

 

1)Alle Zitate aus der Rede: Siehe Gesamttext in Englisch:http://www.popularstruggle.org/content/west-bank-protest-organizer-bassem-tamimi-judge-%E2%80%9Cyour-military-laws-are-non-legit-our-peacef

2) Die nächtliche Razzien richteten sich vor allem gegen junge Männer des Dorfes und Organisatoren der wöchentlichen Proteste in Nabi Saleh gegen die illegale israelische Mauer und die Kolonisierung der palästinensischen Westbank.  Bassem Tamimi vom Bürgerkomitee Nabi Saleh, der inzwischen verhaftet wurde, beschrieb am 13. Januar 2011, dass die Armee seit Beginn der Woche fast alle Häuser in Nabi Saleh durchsucht hatte. In voller Kampfausrüstung drangen die Soldaten in die Häuser ein, fotografierten die männlichen Bewohner im Alter zwischen 12 und 22 und notierten die Nummern ihrer Ausweise. http://palsolidarity.org/2011/01/16455/, Friedlicher Widerstand, 26. März 2011

Islam wurde drei Wochen vor seiner Festnahme mehrere Stunden festgehalten und ausgehört; nach seiner Inhaftierung am 23. Januar wurden drei Brüder, der jüngste 11 Jahre alt, festgenommen und ebenfalls verhört. Siehe Berichte: http://stopthewall.org/latestnews/2464.shtml, http://www.imemc.org/article/60491; Friedlicher Widerstand, 21. Januar 2011

3) Ynet berichtete am 26. März 2011 über dieses Verhör: „Geheimnisse der Proteste in Nabi Saleh; Organisierte Armee von Jungen folgt einem Rattenfänger; Verhaftung, Anklageerhebung gegen sieben Jugendliche, die an Demonstrationen in Nabi Saleh beteiligt sind, führt zu Enthüllungen über die geheimen Strategien eines Mannes, der Gewalt mit militärischer Präzision organisiert. Ynet bietet einen Einblick hinter die Kulissen bei den gewalttätigsten Protesten.“ Gegendarstellung dazu:Kim Bullimore: Reality vs. Propaganda.The An Nabi Saleh protests. http://palestinechronicle.com/view_article_details.php?id=16755

4)Siehe auch:

Amira Hass, Interview mit Bassem Tamimi, http://www.haaretz.com/print-edition/features/mighty-israel-and-its-quest-to-quash-palestinian-popular-protest-1.352248

Bassem Tamimi: "Our destiny is to resist" : www.electronicintifada.net/content/bassem-tamimi-our-destiny 

 

Mark Perry: When Montgomery comes to Nabi Saleh, http://english.aljazeera.net/indepth/opinion/2011/04/2011427184153217415.html

Übersetzt und zusammengestellt von M. Lauer

 

Friedlicher Widerstand in der Westbank und Gaza: Naksa-Tag, 5. Juni 2011

 

Gaza: Palästinenser fordern das Recht auf Rückkehr am Naksa-Tag - Hunderte von palästinensischen Flüchtlingen versammelten sich am Erez Grenzposten bei Beit Hanoun im Norden des Gazastreifens, um ihr Recht auf Rückkehr in die Gebiete zu fordern, von denen sie 1947-1948 durch zionistische Milizen und die israelische Armee vertrieben wurden. Die Demonstration wurde aus Anlass des 44. Jahrestages der Naksa („Rückschlag“) organisiert, dem Beginn der israelischen Besetzung des Gazastreifens und der Westbank und der damit verbundenen Vertreibung von 300 000 Palästinensern, darunter Flüchtlingen von 1948, aus ihrer Heimat.

Vertreter  verschiedener Parteien und Organisationen sprachen bei der Kundgebung, berichtete die internationale Solidaritätsbewegung (International Solidarity Movement-ISM) am 5. Juni 2011.

Den gleichzeitig stattfindenden Demonstrationen auf den von Israel besetzten Golanhöhen und am Qalandia Checkpoint zwischen Ramallah und Jerusalem begegnete die israelische Armee mit grosser Brutalität: Während in Qalandia Tränengas, Schockgranaten und gummiummantelte Stahlkugeln eingesetzt wurden, schossen israelische Scharfschützen mit scharfer Munition auf die Demonstranten im syrischen Ort Majdal Shams und töteten nach Berichten aus Syrien 23 Menschen. 1)

Bei den Nakba-Protesten am 15. Mai 2011 in der West Bank, Gaza und an den Grenzen mit Libanon und Syrien wurden 16 Teilnehmer getötet und 400 verletzt.

In Hebron und in Al-Walajah bei Bethlehem wurden ebenfalls Kundgebungen zum Naksa-Tag durchgeführt.2)

Amnesty International hat zu einer Untersuchung der Todesfälle an der syrischen Grenze aufgerufen. Die Organisation sagte, dass  sie „sehr besorgt sei, dass israelische Truppen übermässige Gewalt ausgeübt hätten, indem sie scharfe Munition gegen Demonstranten einsetzten, die das Leben von israelischem Militärpersonal und anderen nicht gefährdeten.“3)

1)    http://palsolidarity.org/2011/06/18732

2)    http://palsolidarity.org/2011/06/18717

3)    Amnesty: Israel must investigate Golan deaths, http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=394497

 

 

Bil’in: Ein Journalist verwundet beim Protest zu „Al Naksa“ - Zum Jahrestag der „Naksa“ trugen Demonstranten in Bil’in zwei überdimensionale Landkarten von Palästina, eine Karte mit einer grossen 63 für die „Nakba“ von 1948, der ethnischen Säuberung Israels von ca.700 000 Palästinensern, und eine Karte mit der Zahl 44 für den Tag der „Naksa“, dem Beginn des Sechs-Tage-Krieges 1967 und der israelischen Besetzung der Westbank und Gazas. Auf dem Protestzug zur Mauer forderten die Teilnehmer das Recht auf Rückkehr für palästinensische Flüchtlinge und die Beendigung der israelischen Besatzung. Sie trugen gelbe Banner für den inhaftierten Fatahführer Marwan Barghouti und palästinensische Fahnen.

Am Osttor der israelischen Mauer feuerten die israelischen Soldaten Tränengas in die Menge und Khaled Mansra, ein Korrespondet für Iranian TV und Watan TV wurde von einem Kanister am Bein verletzt und musste von Sanitätern behandelt werden. Tränengaskanister wurden auch in die Olivenhaine gefeuert und setzten ein Feuer in Gang, das mehrere Bäume verbrannte.

Einige Protestteilnehmern kamen bis an die Trennbariere heran und konnten einige Meter des nach internationalem Recht illegalen Metallzaunes zerschneiden.1)

Im Mai 2011 berichtete das Bürgerkomitee von zwei nächtlichen Razzien der israelischen Armee im Dorf, am 10. Mai wurden drei Männer festgenommen und am 29. Mai wurde das Dorf mit Tränengas und Schockgranaten aus dem Schlaf gerissen und terrorisiert.2)

1)       http://www.bilin-ffj.org/index.php?option=com_content&task=view&id=362&itemid=1

2)       http://www.bilin-village.org/english/

 

 

Al Walajah zum Naksa-Tag: Arabischer Frühling gibt neue Hoffnung - In Erinnerung an die Naksa versammelten sich Palästinenser aus Betlehem, dem Dheisheh Flüchtlingslager und aus Hebron in Al Walajah, wo die Apartheidmauer das kleine Dorf bei Bethlehem stranguliert, berichtete der Palestine Monitor am 5. Juni 2011.  „ Jerusalem steht für nationale Würde“ war das Thema der Demonstration, die vom  örtlichen Widerstandskomtee (Local Campaign for Resistance against the Wall) organisiert wurde, und mit der Hilfe von Al Mubadara, der palästinensischen Nationalen Initiative; alle palästinensischen Parteien waren zur Teilnahme eingeladen.

Mazin Al-Azza vom Bürgerkomitee begann die Demonstration um 11 Uhr mit einer Rede nur etwa 100 Meter von den 300 israelischen Soldaten und Grenzpolizisten entfernt, die die etwa 500 unbewaffneten Protestteilnehmer in Schach halten sollten. Zur gleichen Zeit begannen die Naksaproteste in Qalandia und auf den Golanhöhen, wo „23 Menschen“ getötet wurden. 1)

Sabreen Abeedallah aus dem Dorf wies gegenüber dem Palestine Monitor daraufhin, dass An Naksa hier zum ersten Mal begangen wurde und betonte den Zusammenhang mit dem arabischen Frühling:“ Weil An Naksa für die Niederlage der arabischen Armeen steht, ist es wichtig, sich jetzt daran zu erinnern, wenn überall die arabischen Menschen aufwachen. Es gibt uns erneute Hoffnung.“

Beim Protest im Dorf am 15. Mai zur „Nakba“ wurden drei Palästinenser, darunter Dr. Mazin Qumsiyeh verhaftet; am 5. Juni gab es keine Festnahmen.

1)       Im englischen Text: „where 14 Syrians were killed“: http://www.palestinemonitor.org/?p=590

 

 

Ni’lin: Vor zwei Jahren wurde Aqel Srour erschossen - Dreihundert Demonstranten versammelten sich an diesem Freitag in Ni’lin, um den zweiten Todesjahr eines Dorfbewohners zu begehen. Aqil Srour wurde am 5. Juni 2009 von israelischen Soldaten erschossen, die an diesem Tag 0.22 Kaliber Kugeln auf die Demonstranten feuerten. Der Vater von drei Kindern hatte einem jungen Protestteilnehmer beizustehen versucht, der ebenfalls von einer Kugel getroffen wurde. Aqe Srour wurde ins Krankenhaus transportiert, wurde aber bei der Ankunft für tot erklärt.

Srour war der fünfte Dorfbewohner, der bei den unbewaffneten Protesten im Dorf Ni’lin von israelischen Soldaten getötet wurde.

http://www.nilin-village.org/

 

 

Nabi Saleh: Erneuter Angriff mit Chemikalien auf das Dorf - Am Freitag versammelten sich um die Mittagszeit etwa 60 Menschen aus dem Dorf, den Nachbargemeinden, aus Ramallah, Israel und Europa in Nabi Saleh und begannen den wöchentlichen Protest gegen die israelische Besatzung auf palästinensischem Land und die fortgesetzte Kolonialisierung durch die israelischen Siedlungen und die Annexionsmauer, obwohl die israelische Armee vom frühen Morgen an Blockaden auf den Zufahrtsstrassen nach Nabi Saleh errichtet und Soldaten in mehreren Gruppen im Dorf stationiert hatte.

Von Beginn der Demonstration an feuerten die israelischen Soldaten Tränengas und Schockgranaten auf die Menge, die drei Stunden lang ihre Protestlieder sang und sich nicht provozieren liess. Obwohl kein einziger Stein geworfen wurde, setzten die Soldaten ihren Beschuss mit Tränengas fort und durchsuchten das Dorf in kleinen Trupps auf der Suche nach Jugendlichen, allerdings vergeblich.

Bei Sonnenuntergang brachte die Armee das Skunkmobil heraus und besprühte Wohnhäuser und ihre Wassertanks mit der übelriechenden, stickigen Mischung aus Wasser und Chemikalien. Unter den Palästinensern brach ein kurzer Streit um eine improvisierte Barriere gegen das Skunkmobil aus, der Protest endete jedoch ohne Verletzungen und Festnahmen.

http://popularstruggle.org/content/nabi-saleh-suffers-another-chemical-attack

 

 

Budrus: Privater Sicherheitsdienst eröffnet das Feuer auf Demonstranten - Am Freitag hatte das Bürgerkomitee Budrus zu einem Protetst gegen den Diebstahl von Ressourcen aus der besetzen palästinensischen Westbank durch Israelis aufgerufen, im besonderen gegen den von einem Ex-Offizier der israelischen Zivilbehörde betriebenen Steinbruch auf dem Land mehrerer palästinensischer Dörfer, darunter Ni’lin und Budrus (siehe Vierte Genfer Konvention). Als die etwa 50 Menschen sich dem Steinbruch in einer friedlichen Prozession näherten, eröffneten die Wachmänner das Feuer, anfänglich in die Luft, in Reaktion auf die Rufe der Demonstranten (auf Hebräisch) dann auch direkt auf die Demonstranten.

Viele der Protestteilnehmer hatten sich, auf den Boden geworfen,  als die ersten Kugeln flogen; als die Kugeln dann auf Körperhöhe kamen, rannten sie in Sicherheit; dabei wurde ein 47-jähriger Bauarbeiter aus Budrus von Schrapnell im Gesicht verletzt.

Kurz danach kamen drei Militärjeeps an, um Ordnung und Ruhe wiederherzustellen: Sie informierten die Demonstranten durch Lautsprecher, dass Demonstrationen vom Gesetz verboten seien und feuerten Tränengas, das einen Brand verursachte, der einige Olivenbäume zerstörte.

http://popularstruggle.org/content/private-security-guards-open-fire-peaceful-demo

 

 

Kufer Malik: Wöchentliche Proteste gegen Aussenposten geplant - Das Westbankdorf Kufer Malik, etwa 17 Kilometer im Nordosten von Ramallah gelegen, hat am Wochenende einen ersten Freitagsprotest gegen einen Aussenposten der Siedler von Kohav Hashahar geplant. Am 3. Juni wollen Palästinenser und Solidaritätsaktivisten aus Israel und der Welt zu dem besetzten Dorfland marschieren, auf dem die Siedler zwei Zelte aufgebaut und trotz wiederholter Proteste der Dorfbewohner bei der israelischen Zivilverwaltung einen neuen Aussenposten errichtet haben.

http://popularstruggle.org/content/kufer-malek-protest-new-settlement-friday


Übersetzt und Zusammengestellt v. Martina Lauer

Friedlicher Widerstand in der Westbank, Ni’lin, 27. Mai 2011



In Ni’lin beginnt das vierte Jahr der Demonstrationen gegen die Mauer.
Wie die Nachbardörfer Bil’in und Nabi Saleh hat Ni’lin einen hohen Preis für seinen gewaltlosen Widerstand bezahlt. Und wie in mehreren Dörfern im Schatten der israelischen Mauer wird der friedliche Widerstand fortgesetzt. Sala Khawaja vom Widerstandskomitree in Ni’lin: „Wir haben fünf Menschen verloren, 700 wurden verletzt und 150 festgenommen, darunter viele Kinder. Aber wir haben geschworen, dass wir weitermachen und mehr Leute zu unserer Strategie des gewaltlosen Widerstandes bringen wollen. Wir haben in Ägypten gesehen, was erreicht werden kann, wenn die Menschen zusammenarbeiten,“


Ni’lin: Israelische Armee setzt über 100 Olivenbäume in Brand -
Mit der Demonstration am 27. Mai begann im Dorf Ni’lin das vierte Jahr der gewaltlosen Widerstandskampagne gegen die „Mauer des Rassismus“ und die israelische Besatzung der palästinensischen Westbank, berichtete das Bürgerkomitee des Dorfes.1) Im Zeichen des „mutigen, entschlossenen Kampfes“ hatten sich trotz der Schliessung des Dorfeingangs durch die israelische Armee dutzende von Dorfbewohnern nach dem Freitagsgebet auf den Feldern in Richtung Mauer aufgemacht; wie seit Beginn der Proteste vor drei Jahren beteiligten sich Aktivisten von der Internationalen Solidaritätsbewegung [ISM-International Solidarity Movemen] und aus Israel [Nanarchists Against The Wall] an dem Protest. Die Teilnehmer hielten Poster mit den Fotos von fünf jungen Männern des Dorfes hoch, die in den ersten zwei Jahren der gewaltlosen Demonstrationen von der israelischen Armee getötet wurden.
Israelische Soldaten warteten bereits an der Mauer und hatten an diesem heissen Maitag eine Strategie bereit, die den Dorfbewohnern nicht nur körperlichen, sondern auch finanziellen und emotionalen Schaden zufügt: Sie feuerten die Tränengaskanister vor allem in die Olivenhaine in Mauernähe. Innerhalb weniger Minuten verbrannten 120, Jahrhunderte alte Olivenbäume. Nil’ins Olivenbäume wurden nicht zum ersten Mal angegriffen : Vor Abschluss der Bauarbeiten an der Apartheidmauer 2008 setzten die Soldaten 300 Olivenbäume in Brand, um das Dorf für seinen Widerstand gegen die Mauer zu bestrafen und in den nächsten zwei Jahren verbrannten sie mehr als 223 Olivenbäume. Mit jedem verbrannten Olivenbaum verliert ein Bauer etwa 100 Dollar Jahreseinkommen und nach dieser Demonstration verbleiben den 6500 Dorfbewohnern nur noch etwa 2000 Olivenbäume. Darüberhinaus ist der Olivenbaum ein heiliger Baum für die Bauern. Das Haupteinkommen der meisten Dorfbewohner kommt von der Landwirtschaft, aber ein Drittel der Felder des Dorfes liegt hinter der Mauer und kann nicht bearbeitet werden.
Die Demonstration wurde um drei Uhr nachmittags beendet, es kam weder zu Verhaftungen noch zu ernstlichen Verletzungen.
Siehe http://www.nilin-village.org/



Israelische Armee blockiert” illegale” palästinensische Proteste
(27. Mai 2011) - Israelische Streitkräfte beendeten Proteste gegen die Mauer in mehreren Dörfern in der Westbank, berichtete Ma’an News am Wochenende. Die israelische Armee sagt, dass die unbewaffneten wöchentlichen Proteste in palästinensischen Dörfern illegal seien.
Auf die Frage, warum die Proteste illegal seien, antwortete ein Armeesprecher, dass das Gebiet zwischen Israels Trennmauer und den Dörfern Bil’in und Ni’lin in der Nähe von Ramallah jeden Freitag zwischen 8 Uhr morgens und 8 Uhr abends “eine geschlossene militärische Zone“ sei. Mit dem Betreten dieser Zone würde jeder Zivilist israelische Gesetze brechen.
Palästinenser, Israelis und Ausländer nehmen jeden Freitag an Protesten in Dörfern entlang der israelischen Trennmauer teil, die tief in der Westbank verläuft und Dorfland konfisziert.
Nach Urteilen des Internationalen Gerichtshofes und Israels Oberstem Gericht ist der Verlauf der Mauer nach internationalem Recht illegal.
In Nil’in trennt die Mauer etwa ein Drittel des Dorflands ab. Am 20. Mai markierten die Demonstranten den dritten Jahrestag der gewaltlosen Proteste gegen die Mauer. Seit 2008 haben israelische Streitkräfte fünf Palästinenser getötet und hunderte bei den Demonstrationen im Dorf verletzt.
Am Freitag errichtete die Armee einen Checkpunkt am Eingang zu Nilin, um zu verhindern, dass Aktivisten an der Kundgebung teilnehmen. Soldaten feuerten Tränengasgranaten in die Felder und setzten über 100 Bäume in Brand, berichteten Augenzeugen.

Beim gleichzeitig stattfindenden Protest in Nabi Saleh erklärten Soldaten [das Gebiet] zur geschlossenen militärischen Zone und nahmen sechs Protestteilnehmer fest, weil sie die Zone betreten und Steine auf die Armee geschleudert hätten, sagte eine Sprecherin der israelischen Armee
In Al Ma’sara südlich von Betlehem nahmen mehr als 30 internationale Aktivisten an der wöchentlichen Demonstration gegen die Mauer teil, aber israelische Streitkräfte beendeten die Kundgebung vorzeitig. Mahmud Zawahra, ein Mitglied des Bürgerkomitees, sagte, dass die Dorfbewohner weiterhin gegen die Landkonfiszierungen protestieren würden, „trotz israelischer Gegenmassnahmen“.
Die israelische Armee führt regelmässig Razzien in den Dörfern durch, die am gewaltlosen Widerstand teilnehmen und verhaftet Protestorganisatoren und Einwohner, einschliesslich Kinder.
In Ni’lin begann [diesen Freitag] das vierte Jahr der Proteste und Sala Khawaja vom Bürgerkomitee sagte, dass die Proteste weitergeführt werden, trotz der militärischen Kampagne Israels gegen das Dorf.
„Wir verloren fünf Menschen, 700 wurden verletzt und 150 festgenommen, darunter viele Kinder. Aber wir haben geschworen, dass wir weitermachen und mehr Leute zu unserer Strategie des gewaltlosen Widerstandes bringen wollen. Wir haben in Ägypten gesehen, was erreicht werden kann, wenn die Menschen zusammenarbeiten,“ sagte Khawaja.
Israeli army shuts down ‚illegal’Palestinian protests, http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=391570




Bil’in: Extreme Wärme und Tränengas erschweren das Demonstrieren
- Diese Woche nahm eine Gruppe von Studenten aus den USA an Bil’ins wöchentlicher Demonstration gegen die Mauer und die Besatzung teil, die wegen der extremen Hitze etwas kleiner war und nur etwa eine halbe Stunde dauerte.
Sobald die etwa 60 Demonstranten die israelische Mauer erreichten, feuerten die israelischen Soldaten grosse Mengen Tränengas auf die Teilnehmer, obwohl die kleine Zahl von Steinewerfern die Militärstation nie trafen, und ein Wasserwerfer besprühte alles in Mauernähe mit “Skunkwasser”, einer übelriechenden chemischen Mischung, die sich wochenlang nicht abwaschen lässt. Ein 28- jähriger junger Mann wurde von einem Gaskanister an der Schulder verletzt und ins Krankenhaus nach Ramallah gebracht; er erholte sich bald wieder. Durch die Tränengaskanister wurden einige Brände in den Feldern gesetzt, sie konnten aber von den Demonstrationsteilnehmern gelöscht werden.
http://popularstruggle.org/content/weekly-bilin-demonstration-plagued-extreme-heat-and-tear-gas




Iraq Burin: Vier Stunden langer Tränengasregen
- Kurz nach Beginn der Demonstration in Iraq Burin gegen die Annexion von Dorfland durch die naheliegende israelische Siedlung Bracha eröffneten israelische Sicherheitskräfte den Beschuss mit Tränengas. Nach vierstündigem Beschuss drang die Armee im Dorf ein und besetzte einige Häuser. Drei internationale Aktivisten von der ISM wurden zusammen mit palästinensischen Protestteilnehmern mehrere Stunden festgehalten.
Iraq Burin führte im vergangenen Jahr wöchentliche Proteste gegen die Landannexionen und zunehmenden Angriffe von Siedlern durch. Die israelische Armee unterstützte die Siedlerangriffe durch Überfälle auf das Dorf, bei denen Soldaten Tränengas, Gummimantelgeschosse und scharfe Munition auf die Einwohner feuerten. Im März 2010 wurden zwei junge Männer aus dem Dorf von israelischen Soldaten erschossen, wonach das Dorf eine Unterbrechung der Proteste beschloss, die erst im Mai 2011 wiederaufgenommen wurden. Im Januar 2011 wurde Oday Maher Hamza Qadous (19) bei der Feldarbeit von Siedlern erschossen.
Siehe: http://palsolidarity.org/2011/05/18568/




Widerstand in Ni’lin von 2008 bis 2010: Wir können nicht einfach schweigen!
- Am 27. Mai 2010 berichtete das Popular Struggel Coordination Commitee 1) über die ersten zwei Jahre des friedlichen Widerstandes gegen den Bau der Mauer in Ni’lin:
„Zwei Jahre sind vergangen, seit das Dorf Ni’lin eine Kampagne begann. Hunderte von Demonstrationen wurden auf den Feldern des kleinen, von der Landwirtschaft lebenden Dorfes nördlich von Ramallah in der Westbank abgehalten. Die Demonstrationen begannen, als 112 Bulldozer ankamen. Wir versuchten, ihr Herankommen mit unseren Körpern zu blockieren, versuchten, ihre Maschinen vom Entwurzeln der Bäume und vom Zerstören unserer Einkommensquelle abzuhalten.
Mit dem Beginn des Mauerbaus 2004 kamen die Einwohner von Nil’in zusammen und begannen, sich zu organisieren. Eine gerichtliche Verfügung hielt den Diebstahl von Dorfland zeitweise auf, aber im Mai 2008 kam die Armee zurück und markierte die Route der Mauer direkt durch unsere Olivenhaine, was den Verlust von einem Drittel des Dorflandes bedeutete.“
Nil’in reagierte mit der Bildung des Bürgerkomitee von Ni’lin (Ni’lin Popular Committee Against The Wall ).
„Wir begannen unsere Proteste am 27. Mai 2008 und liefen auf die Bulldozer zu, die unsere Olivenbäume aus dem Boden rissen.Wir liefen mit erhobenen Händen, so dass die israelischen Soldaten sehen konnten, dass wir unbewaffnet waren. Angangs waren unsere Proteste erfolgreich und wir konnten den Fortgang der Bauarbeiten verzögern“, beschreibt Saeed Amireh die ersten Proteste.2)
„In Reaktion auf die gerechtfertigten Aktionen stellte die Armee das Dorf unter eine viertägige Ausgangssperre in der Hoffunung unseren Widerstandswillen zu brechen. Die Absicht der Armee war es, uns soviel Angst einzujagen, dass wir zur stillschweigenden Übergabe unserer Felder bereit wären. In den ersten Monaten der Proteste wurden der zehnjährige Ahmed Mousa und der siebzehnjährige Yousef Amira von israelischen Streitkräften getötet. Die Demonstrationen verstärkten sich und die Armee setzte nächtliche Razzien als weitere Taktik ein, unsere Bewegung zu schwächen. Soldaten kamen regelmässig bei Nacht, terrorisierten Familienmitglieder von Leuten, die der Teilnahme an Demonstrationen verdächtigt wurden und versuchten, unsere Einigkeit zu zerstören.
Die Gewalt gegenüber den Demonstranten intensivierte sich währen des Angriffs auf Gaza im Dezember 2008. Während einer Solidaritätsdemonstratione mit Gaza wurden Mohammed al-Khawaja und Arafat Ratib al-Khawaja von israelischen Soldaten mit scharfer Munition angeschossen. Die Armee begann mit dem Einsatz neuer Hochgeschindigkeits-Tränengasprojektile und führte die 0,22 Kaliber Munition wieder als „Mengenkontrollmittel“ ein. Tristan Anderson, ein amerikanischer Solidaritätsaktivist wurde von einem Tränengasprojektil schwer verwundet und Aqel Srour von einer 0,22 Kugel getötet. Trotz allem setzten wir jeden Freitag unsere Protestmärsche vom Dorfzentrum zu der Stelle fort, wo ein elektrischer Zaun statt unserer Olivenbäume steht.
Die Siedlung Hashmonaim und die Mauer, illegal nach dem Urteil des Internationalen Gerichtshofes von 2004, nahmen uns 7000 Dunum Dorfland weg und liess uns 56% unseres Landes. Als wir begannen, den elektrischen Zaun zurechtzuschneiden, und damit selbst internationales Recht implementierten, verbarg Israel den Zaun hinter einer hohen Betonwand.
Trotz allem lassen wir nicht locker. Fünf Tote, hunderte von Verhaftungen, zahllose Verletzungen mit den Waffen, die uns Angst einjagen und zum Aufhören bringen sollen. Zwei Jahre. Eine neue Welle der Repressionen traf alle Dörfer , die gegen den illegalen Diebstahl ihres Lebensunterhaltes organisieren. Ost-Jerusalem, Bil’in, al Ma‘asara, Beit Jala und Nabi Saleh setzten den Kampf für Gerechtigkeit fort. Wir können nicht stumm bleiben. Kannst Du?“
1) http://www.popularstruggle.org/content/two-years-resistance-niilin
2) Saeed Amireh, Our Story, http://supportibrahim.com/our-story/



Facebook-Kampagne beschleunigt die Freilassung von drei Aktivisten aus Ni’lin
- Am 12. Januar 2010 wurden drei Mitglieder des Bürgerkomitees Ni’lin für ihre Teilnahme an Protesten und die Organisation des gewaltlosen Widerstandes im Dorf festgenommen und von einem israelischen Militärgericht auf der Basis der Militärverordnung 101 für die Westbank zu zwanzig Monaten Gefängnis oder neun Monaten plus Geldstrafe verurteilt. Der Schuldspruch gegen Ibrahim Amireh, Zaydoun Srour und Hassan Mousa lautete auf Teilnahme an illegalen Demonstrationen, Anwesenheit in einer geschlossenen militärischen Zone, Störung der öffentliche Ordnung und Bestechung von Jugendlichen zum Steinewerfen während der Demonstrationen. Als Beweismaterial akzeptierte das Militägericht die von der Militärstaatsanwaltschaft vorgelegten Geständnisse von Minderjährigen aus dem Dorf, die bei nächtlichen Razzien ihres Hauses von israelischen Soldaten verschleppt und danach stundenlangen Verhören ohne Rechtsbeistand und in Abwesenheit eines Elternteils unterzogen wurden.Die drei Männer wiesen die Anschuldigungen kategorisch zurück.
Ibrahim Amireehs Sohn begann eine Facebook-Kampagne und konnte die Geldstrafe mit Unterstützung von Menschen aus der ganzen Welt abbezahlen. Am 5. Dezember 2010 feierte das Dorf die Rückkehr der drei Menschenrechtsaktivisten.1)
Von 2008 bis Ende 2010 wurden 112 Männer aus Ni’lin im Alter von 12 bis 55 Jahren verhaftet, etwa 9% der im Dorf lebenden Männer im Alter zwischen 12 und 55 Jahren. Insgesamt wurden 150 Menschen von der israelischen Armee inhaftiert. 2)
Einblick in Orwells Welt: Israels Militärgerichte aus der Sicht des Angeklagten
Hassan Mousa, einer der drei verhafteten Männer aus Ni’lin, analysierte in einem Interview mit der ISM im Dezember 2010 das israelische Militärgerichtsverfahren gegen ihn:
„Vor meiner Verhaftung drangen dutzende von Soldaten während der nächtlichen Razzien in das Dorf ein. Ich sprach mit einem der Kommandeure, der mich fragte, warum wir protestierten. Ich anwortete ihm, dass es vor dem Bau der Mauer, die uns soviel Leiden verursachte, hier nie Proteste gegeben hätte. Ich sagte, gib mir mein Land zurück und ich werden mit dem Demonstrieren aufhören.
Als sie mich verhafteten und vor Gericht brachten, war ich erstaunt, als ich die gegen mich vorgebrachten Anklagen hörte.
Sie warfen mir das Werfen von Steinen vor. Wie kann ein Mensch im Alter von 37 Jahren und ein Englischlehrer Steine werfen? Ich sagte, dass ich nie jemand war, der daran glaubte, dass man seine Hand gegen einen anderen erhaben darf. Wenn ich etwas werfe, dann sind das Worte, ich konfrontiere die Soldaten mit der Wahrheit.
Sie warfen mir den Kontakt mit Ausländern vor. Wenn das illegal ist, dann ist auch dieses Interview hier illegal. Ich sagte, dass diese Ausländer durch ihren israelischen Flugplatz kamen und dass sie hier für Frieden und Freiheit arbeiten.
Drittens klagten sie mich der Aufwiegelung an. Ich bat sie, das Wort zu definieren, aber sie weigerten sich. Wenn man es als Aufwiegelung bezeichnet, dass man den Verletzten hilft, für die Gefangenen sorgt, den Leuten hilft, die leiden, weil sie ihr Land durch die Annexionsmauer verloren haben – dann soll die Welt wissen, dass ich schuldig bin
Schliesslich klagten sie mich der Teilnahme an Protesten an, die nicht erlaubt waren. Darin liegt eine gewisse Ironie. Sie haben mir mein Land einfach weggenommen und jetzt wollen sie, dass ich um eine Erlaubnis bitte, um meinen Einspruch zu erheben. Ich werde nie um Erlaubnis bitten, auf meinem eigenen Land zu protestieren. Ich habe nicht in einer israelischen Stadt demonstriert.
Dann haben sie mich ins Gefängnis gesteckt und mir eine Geldstrafe von 9000 Schekel auferlegt. Aber während der ganzen Zeit, die wir im Gefängnis verbrachten, hörten die Proteste nie auf.
[Im Gefängnis sein] ist jenseits jeder Beschreibung. Wir waren in einem schrecklichen Zustand. Die ganze Zeit dachten wir an unsere Familien, unsere Kinder. Der Kontakt mit anderen Gefangenen brachte Erleichterung, wir konnten uns Geschichten erzählen, Witze. Aber ich sagte ihnen, dass ich meine Gefühle nicht mitteilen konnte. Ich wollte vergessen. Es lässt sich nicht beschreiben.
Uns wird soviel Unrecht zugefügt. Wir wollen in Frieden und Gerechtigkeit leben, aber Israel respektiert das nicht. Den Palästinensern mangelt es am Recht auf Meinungsäusserung, dem Recht auf freie Ausübung ihrer Religion, dem Recht auf Freizügigkeit. Ich denke, dass die Palästinenser ein Recht darauf haben, gewaltlos Widerstand zu leisten.[...]“3)



Besetztes Ni’lin: Landannexionen und Belagerung
- Im Oktober 2010 berichtete die Internationale Solidaritätsbewegung, dass Ni’lins Land mit dem Bau der Mauer 2008 auf 56% der ursprünglichen Ausdehnung vor 1948 schrumpfte. Nach der Besetzung der Westbank 1967 wurden die illegalen israelischen Siedlungen Modi’in Ilit, Mattityahu und Hashmonaim und ihre Infrastruktur auf Ni’lins Dorfland gebaut.
Seit 1991 trennt die Strasse Nr. 446 Ni’lin in ein unteres und oberes Dorf. Nach Plänen der israelischen Regierung soll ein Verbindungstunnel unter der Nr. 446 gebaut werden, der das getrennte Dorf verbinden soll. Damit könnte die Nr. 446 in eine segregierte Strasse ausschliesslich für die Benutzung durch israelische Siedler umgewandelt werden.Der Zugang zu dieser Strasse und den Haupteinfahrten zu beiden Teilen Nil’ins wäre dann für palästinensische Fahrzeuge geschlossen. Wenn der geplante Tunnel zum einzigen Eingang für Ni’lin wird, hat die israelische Armee volle Kontrolle über die Bewegungsfreiheit der Einwohner.4)
1) http://supportibrahim.com/our-story/ Siehe auch Bericht von Mona Isabell Mittelstein im September 2010: Worte sind nicht intensiv genug
2) http://palsolidarity.org/2010/10/14766/
3) Freedom for Ibrahim, Hassan and Zaydoon: An interview with leaders of the Ni’lin Popular Committee Against the Separation Wall, http://palsolidarity.org/2010/12/16068/
4) http://palsolidarity.org/2010/10/14766/

 


Neue Artikel zum friedlichen Widerstand:
- Yousef Munayyer, Palestine's Hidden History of Nonviolence, http://www.foreignpolicy.com/articles/2011/05/18/palestines_hidden_history_of_nonviolence?page=full
Peter Hart, Friedman's Bogus Advice on Palestinian Nonviolence. http://www.commondreams.org/view/2011/05/26-9

Übersetzt v. Martina Lauer
 

Friedlicher Widerstand in der Westbank, 20./21.  Mai 2011

 

Bil’in: Erinnerung an die Opfer der Nakba-Proteste am 15. Mai - Bei der wöchentlichen, vom Bürgerkomitee Bil’in organisierten Demonstration gegen die Mauer nahmen Sa’di Tameezi, der palästinensische Botschafter für Vietnam, und zahlreiche Unterstützer aus den Nachbardörfern, aus Israel und aus dem Ausland teil, berichtet die Nachrichtenorganisation IMEMC am 21. Mai. Zwei junge Männer wurden verletzt und zahlreiche Teilnehmer litten unter den Folgen der Inhalation von Tränengas, das von den israelischen Soldaten auf die Demonstranten und in die Olivenhaine geschossen wurde. Die von den heissen Tränengaskanistern ausgelösten Feuer konnten von den Demonstranten gelöscht werden.

Die Teilnehmer des Protestes wollten vor allem an die 14 Menschen erinnern, die bei den Demonstrationen am vergangenen Sonntag zum Tag der Nakba, der Erinnerung an die ethnische Säuberung Palästinas vor 63 Jahren, getötet wurden.

Auf ihrem Marsch vom Dorfzentrum zur Mauer trugen die Demonstranten Banner mit den Namen der palästinensischen Dörfer, die 1948  zerstört wurden, und Bilder des inhaftierten Fatah-Fühers Marwan Barghouti. Die Teilnehmer forderten das Recht auf Rückkehr für palästinensische Flüchtlinge zu dem Land, von dem sie vertrieben wurden und hissten eine palästinensische Fahne an der Mauer.

Auf der anderen Seite warteten die israelischen Soldaten bereits auf die Demonstranten und feuerten einen Hagel vonTränengasgeschossen auf sie. Ein Wasserwerfer versprühte eine übelriechende Mischung aus Chemikalien, die tagelang am Körper und an den Kleidern haftet und sich kaum entfernen lässt.

Die Demonstration fand einen Tag nach der Rede von Präsident Obama zum Konflikt im Nahen Osten statt. Das Bürgerkomitee Bil’in gab folgende Stellungnahme dazu ab: „ Obama ist nicht der Gott, der unser Schicksal entscheiden wird, und wir sind nicht von ihm abhängig. Durch den weitverbreiteten Widerstand der Bevölkerung werden wir unsere Ziele erreichen: Freiheit, Rückkehr und die Errichtung eines palästinensischen Staates mit der Hauptstadt Jerusalem.“

Two Young Men Wounded; Dozens Suffer Gas Inhalation In Bil'in Weekly Demonstration: http://www.imemc.org/article/61283

 

 

Nichts zu verlieren ausser unseren Ketten - Moe Ali Nayel ist ein Journalist aus Beirut, der am Protest von Palästinensern zum Nakba-Tag an der Grenze zwischen Libanon und Israel am 15. Mai 2011 teilnahm. Der Titel seines Berichtes „Tausende an der Grenze“ 1) bezieht sich auf ein populäres Lied der libanesischen Sängerin Julia Butros, die angesichts des Bürgerkrieges und der israelischen Besatzung im Süden Libanons in den 80er Jahren fragte, wo die Millionen von Arabern, die Malayeen, sind. Hier ist der letzte Abschnitt seines Berichtes vom 17. Mai:

Der Marsch für die Rückkehr hat mindestens zehn Menschen im Libanon das Leben gekostet, und vielen anderen in Syrien und Palästina, während in Ägypten die Menschen daran gehindert wurden, die Grenze zu erreichen.

Leute, die sich normalerweise nicht um Palästina kümmern und ein Leben der Apathie und des Konsums führen, fragten mich heute: Was hast Du erreicht? Was hast Du verändert? War es das Leben von mehr als zehn Menschen wert?

Ich habe folgende Antwort: Nach gestern wird der Stand der Dinge nicht so sein wie vor dem 15. Mai. Genauso wie nach Muhammad Bouazizi 2) der Stand nicht der gleiche ist, wie die Zeit vor seinem Akt, der die arabische Welt erschütterte. Die arabischen Menschen, wir, die arabische Jugend, wir werden nicht zulassen, das der Status Quo andauert, wir werden uns nicht mehr von unseren eigenen Leuten demütigen lassen. Wir werden nicht zulassen, dass Palästina und die Palästinenser jedes Mal, wenn sie Atem holen, gedemütigt und gefoltert werden.

Wir sind Menschen, die die Freiheit lieben und wir werden nicht mehr von den leeren Versprechungen unserer korrupten Regierungen leben, die Palästina als Ausrede benutzen, um uns zu unterdrücken, während sie aus unseren Taschen stehlen. Wir werden ihnen nicht erlauben, fortwährend Israels Sicherheit und Wohlbefinden, im Genuss des wunderschönen Landes von Palästina zu gewährleisten, während hunderttausende von palästinensischen Flüchtlingen unter unmenschlichen Bedingungen in Lagern leben.

Wie kannst Du erwarten, dass ein palästinensischer Flüchtling sein Land sieht, wie es von der israelischen Besatzung benutzt wird, und nicht darauf reagiert? Wir, die Araber, die arabische Jugend, die Millionen, haben entschieden, dass wir nur unsere Ketten zu verlieren haben und dass Palästina unser Preis ist. Ich habe gestern gesehen, wie sehr die Menschen Palästina befreien wollen, wie sehr sie danach verlangen, nach Palästina zurückzukehren. Die arabischen Menschen sind hier, der arabische Zorn ist hier, die Malayeen sind angekommen.

1) http://electronicintifada.net/content/thousands-border/9971

2)It’s not just Tunisians who are hungry: http://electronicintifada.net/content/its-not-just-tunisians-who-are-hungry/9791

 

 

Ni’lin: Ethnische Säuberung Palästinas wird nicht vergessen - Am 20. Mai hielt das Dorf Ni’lin seine wöchentliche Demonstration gegen die Mauer und die israelische Besatzung der Westbank ab. Wie im Nachbardorf Bil’in wurde an die Palästinenser erinnert, die bei den Demonstrationen zum Nakba-Tag am 15. Mai getötet wurden.

Ibrahim Amireeh aus Nil’in, der für die Organisation und Teilnahme an den unbewaffneten Protesten gegen die Mauer in Ni’lin 2010 mit Gefängnis bestraft wurde, erklärt die Bedeutung des Nakba-Tages:

“Für uns bedeutet dieser Tag Aufruhr, Gewalt und katastrophaler Verlust; er beschreibt den Terror, der beinahe eine Million Menschn aus ihrer Heimat vertrieb, sie ihrer Identität beraubte, ihrer Würde, Ehre und grundlegendster Menschenrechte; er überliess sie kontinuierlichem Leiden im Exil und dem Zusammenbruch unter der hässlichsten und schlimmsten Besatzung in der Geschichte.

63 Jahre lang hat sich diese Situation fortgesetzt, während Männer und Frauen die Papiere und Schlüssel ihrer ehemaligen Häuser festhalten und die verbleichten, zerknitterten Fotos aus glücklicheren Tagen…

Wir sind Flüchtlinge aus Jaffa, wo unser Haus ursprünglich war. Meine Familie durchlebte die Katastrophe und sah die Massaker, wurde von den zionistischen Gruppen der Zeit bedroht. Dann kamen wir nach 1948 ins Dorf Ni’lin und unser Leiden war noch nicht zu Ende. Nur mein Vater blieb in Palästina, alle seine Brüder leben in Flüchtlingslagern in Jordanien und sie haben keinen Zugang zu Palästina. Wir hatten Land in unserem Besitz, das durch den Bau der Annexionsmauer gestohlen wurde und jetzt haben wir nichts mehr.

Ausschnitt aus: http://supportibrahim.com/2011/05/23/385/

 

Beit Ommar: Israelische Armee droht demonstrierenden Studenten mit Massenarrest - Am frühen Samstagmorgen pochten israelische Soldaten an die Haustüren von Familien in Beit Ommar mit einer speziellen Botschaft für die Studenten im Haus: Sollten die wöchentlichen Demonstrationen gegen die illegal israelische Siedlung Karmei Tsur nicht aufhören, würde die Armee Massenverhaftungen der Universitätsstudenten durchführen. Die Studenten stehen diese Woche vor ihren Abschlussprüfungen und können es sich nicht leisten, ihren Unterricht zu verpassen. Auf Anfrage der Studenten beschloss das Bürgerkomitee von Beit Ommar, die Demonstrationen bis zum Ende der Prüfungen zu streichen, berichtet das Palestine Solidarity Project am 21. Mai 2011.

2010 führte die israelische Armee Massenarreste von Studenten im Dorf durch und hielt sie ohne offizielle Anklageerhebung während der Zeit der Abschlussexamina fest und entliess sie erst, nachdem sie ihre Prüfungen verpasst hatten.

http://palestinesolidarityproject.org/2011/05/21/soldiers-threaten-mass-arrests-of-beit-ommar-students/

 

 

Iraq Burin: Protest gegen Landraub - Am Samstag nachmittag demonstrierten 80 Palästinenser und international Aktivisten im Dorf Iraq Burin bei Nablus gegen den Diebstahl von Land durch die nahegelegene illegale Siedlung Bracha und forderten ein Ende der israelischen Besatzung der Westbank. Sie erinnerten auch daran, dass ein Zivilgerichtsverfahren gegen Angehörige der israelischen Armee im Fall der amerikanischen Aktivistin Rachel Corrie am 22. Mai in Israel fortgesetzt wird. Rachel Corrie war als Mitglied der Internationalen Solidaritätsbewegung 2003 nach Gaza gekommen und wurde beim Versuch, die Demolierung eines palästinensischen Hauses zu verhindern, von einem Caterpillar-Bulldozer der israelischen Armee überfahren und erdrückt.

Die Demonstranten marschierten bei ihrem Protestzug auf einen nahegelegenen Hügel, wurden aber in Kürze von Soldaten angegriffen, die Tränengaskanister wie Gewehrkugeln auf die Menschen schossen.Der schnelle Rückzug vor der Tränengasbarrage war nicht einfach, weil das Geländde steil und steinig ist, was das Rennen schwierig macht, auch wenn man nicht von einer vollausgerüsteten Armee beschossen wird.Trotz der Gefahr beschlossen die Dorfbwohner, ihre Proteste nächste Woche fortzusetzen.

Die dem Dorf Iraq Burin naheliegende israelische Siedlung Bracha hat nicht nur Dorfland annektiert, sondern ist auch eine Gefahr für Bauern, die das Land in der Nähe der Siedlung bebauen wollen, und die oft am Weiden der Schafe behindert oder bei der Ernte von Soldaten und Siedlern bedroht werden.

Im vergangenen März beschloss das Dorf, die Proteste gegen die Besatzung zu unterbrechen, nachdem zwei Jugendliche bei Demonstrationen von Soldaten erschossen wurden.

http://palsolidarity.org/2011/05/18465/

 

Friedlicher Widerstand in der Westbank, Nabi Saleh, 20. Mai 2011

Briefaktion für Naji und Bassem Tamimi: Abdallah Abu Ramhah aus Bil’in ruft zur Unterstützung für Nabi Saleh auf

 

Liebe Freunde, Langsam die neu gewonnene Luft der Freiheit einatmen - das war meine erste Reaktion, als ich endlich aus dem israelischen Militärgefängnis heraustrat. Wie Ihr vielleicht wisst, wurde ich kürzlich [am 14. März 2011] aus dem Gefängnis entlassen, wo ich beinahe eineinhalb Jahre inhaftiert war - wegen des Verbrechens der Organisation von friedlichen Demonstrationen gegen die illegale Konstruktion der israelischen Mauer auf dem Land meines Dorfes - Bil’in.

Während ich jetzt frei bin, bleiben andere [Aktivisten] wie ich im Gefängnis, und wir brauchen Eure Hilfe, um ihnen beizustehen.

Ich schreibe, um allen für die Unterstützung zu danken, die ich von Menschen wie Euch während meiner Inhaftierung erhalten habe. Diese Unterstützung hat mich aufrechterhalten und es war diese Unterstützung, die dazu führte, dass die internationale Gemeinschaft das Verfahren gegen mich verurteilte.

Aber jetzt steht eine dunkle Wolke über meiner Freilassung. Während ich wieder zuhause bin, meine zwei Töchter und meinen kleinen Sohn wieder kennenlerne, wurden vor kurzem zwei weitere, führende Protestorganisatoren hinter Gitter gebracht. Meinen Freunden Naji und Bassem Tamimi aus dem Dorf Nabi Saleh werden ähnliche Anklagepunkte vorgeworfen, die in meinem Fall zu einer Gefängnisstrafe führten und ich denke, dass wir unser möglichstes tun müssen, um ihre baldige Freilassung sicherzustellen.

Das Verfahren sowohl gegen Naji wie auch Bassem beruht auf den erzwungenen Geständnissen von Teenagern, die mitten in der Nacht von israelischen Soldaten mit vorgehaltenen Waffen aus ihren Betten geholt wurden. Das wichtigste „Beweismaterial“ gegen Bassem und Naji Tamimi kommt von den Aussagen eines Vierzehnjährigen, der bei der Verhaftung geschlagen und dem ein Rechtsbeistand verweigert wurde, dem die Anwesenheit seiner Eltern während des Verhörs nicht gestattet wurde und den der Vernehmungsbeamte von seinem Recht der Aussageverweigerung nicht informierte, sondern stattdessen ermahnte: „Es ist besser, wenn du die Wahrheit sagst.“  

Ich bitte um Eure Hilfe – Erhebt Eure Stimme gegen Israels Versuch, das friedliche Organisieren vor Ort in der Westbank niederzuschlagen. Ich persönlich habe schon einen Preis für meinen Aktivismus bezahlt – vor allem, dass ich sechzehn Monate im Leben meiner Kinder verpasst habe. Es muss endlich Schluss damit sein, dass wir einen derartigen Preis bezahlen, und dafür wir brauchen Eure Hilfe.

Bitte überlegt, ob Ihr eine Spende für Bassem und Naji Tamimis Verteidigung vor Gericht machen könnt und/oder schickt eine E-Mail an Euren Aussenminister und bittet um seine Hilfe für ihre Freilassung.

Mit freundlichen Grüssen, Abdallah Abu Rahmah

 

Zum Widerstand in Nabi Saleh - Bassem und Naji Tamimi sind Väter, Lehrer und engagierte Aktivisten in ihrer Gemeinde, dem Dorf Nabi Saleh in der Westbank. Seit Dezember 2009 ist das kleine Dorf der Schauplatz von wöchentlichen, von der Bevölkerung organisierten Protesten gegen die Ausweitung von illegalen, israelischen Siedlungen auf dem Dorfland.

Wie andere Dörfer, u.a. Bil’in und Ni’lin, die auf ähnliche Weise gegen die israelische Besatzung protestieren, wurde Nabi Saleh Zielscheibe regelmässiger militärischer Angriffe mit der Absicht, die Proteste zum Stillstand zu bringen.

Israelische Soldaten verursachten hunderte von Verletzungen bei Männern, Frauen und Kindern und führen regelmässig Razzien im Dorf durch – zu jeder Tages- und Nachtzeit.

Die israelische Armee hat bis heute 75 Festnahmen im Zusammenhang mit den Protesten vorgenommen –  von mehr als 10 % der 550 Bewohner des Dorfes, einschliesslich Frauen und Kinder.

Wie im Fall von Abdallah Abu Rahmah aus Bil’in will die Armee dem Protest gegen die Besatzung ein Ende bereiten, indem die Leiter des örtlichen Widerstandes in Nabi Saleh ins Visier genommen und hinter Gittern gebracht werden.

http://popularstruggle.org/free-tamimis

Siehe auch:

Amira Hass, Interview mit Bassem Tamimi, http://www.haaretz.com/print-edition/features/mighty-israel-and-its-quest-to-quash-palestinian-popular-protest-1.352248

Bassem Tamimi: "Our destiny is to resist" | The Electronic Intifada: electronicintifada.net/content/bassem-tamimi-our-destiny

Mark Perry: When Montgomery comes to Nabi Saleh, http://english.aljazeera.net/indepth/opinion/2011/04/2011427184153217415.html

 

Nabi Saleh Protest: Zehn verhaftet, drei verletzt - Eine Woche nach den dramatischen Demonstrationen zum Nakba-Tag in der Westbank hielt Nabi Saleh am 20. Mai den wöchentlichen Protest gegen die Besatzung in Fortsetzung des palästinensischen Arabischen Frühlings ab.

Vom Dorfzentrum aus machten sich etwa 70 Palästinenser, Israelis und internationale Aktivisten in Richtung der Felder und einer Quelle des Dorfes auf - palästinensisches Land, das im Dezember 2009 von israelischen Siedlern mit Gewalt enteignet wurde.

Die israelische Armee war kurz nach Mittag mit mehreren gepanzerten Jeeps in das Dorfzentrum eingefahren. Die Demonstration begann friedlich mit Sprechchören und Fahnen, ohne Steine. In Kürze provozierten die Soldaten einen Zusammenstoss mit Jugendlichen, in dem sie Tränengas und Schallbomben direkt auf die Teilnehmer schossen; die Auseinandersetzungen zwischen Steine werfenden Jugendlichen und mit Tränengas und Schockgranaten bewaffneten Soldaten zogen sich über den Nachmittag hin.

Als die Demonstration zu Ende war, wurden  die Soldaten immer aggressiver und gegen fünf Uhr verhafteten sie zehn israelische Aktivisten, die auf dem Dorfplatz sassen. Sie wurden am gleichen Tag freigelassen.1)

Der israelische Journalist und Aktivist Joseph Dana kommentiert dazu, dass israelische und internationale Augenzeugen der Besatzung verhaftet oder, wie das Beispiel des Kameramanns in seinem Video zeigt, mit Schockgranaten beworfen werden. Er weist daraufhin, dass sich die israelische Strategie der  kollektiven Bestrafung jeder Opposition in der Weise zeigt, wie der Wasserwerfer eingesetzt wird: Das übelriechende chemische Stinkwasser wird nicht auf steinewerfende Jugendliche versprüht, sondern auf die Häuser des Dorfes, was sie auch wegen der gesundheitsschädlichen Giftstoffe in der „Skunkmischung“ mehrere Wochen lang unbewohnbar macht.

Und er fragt, warum Palästinensern sofort als gewaltsam bezeichnet werden, wenn sie auf den Einmarsch einer Besatzungsarmee mit Steinen zu reagieren? 2)

1) http://popularstruggle.org/content/10-arrested-three-injured-nabi-saleh-demonstration

2)Nabi Saleh is the embodiment of the Palestinian Arab Spring: http://josephdana.com/

 

Dringender Aufruf

Anarchists Against The Wall: Spenden für steigende Gerichtskosten - Israelische und palästinensische Aktivisten werden jede Woche bei den gemeinsamen Demonstrationen festgenommen - und die Anwaltskosten häufen sich. Ohne regelmässige Unterstützung kann die Gruppe nicht länger für die rechtliche Vertretung von verhafteten Aktivisten aufkommen.

„Anarchisten gegen die Mauer“ ist eine Direkte-Aktions-Gruppe von israelischen Aktivisten, die auf Einladung von palästinensischen Dörfern an Protesten gegen Landraub, Gewalt, Trennung und die Besatzung teilnehmen. Ihre Anwesenheit kann die Gewalt der Besatzungsarmee und ihre illegalen Aktivitäten reduzieren. Aufgrund ihres Einsatzes über viele Jahre werden sie von örtlichen  palästinensischen Widerstandsgruppen als verlässliche und starke Verbündete geschätzt.1)

In den vergangenen zwei Jahren waren die Mitglieder der Gruppe das Ziel einer Einschüchterungs- und Verhaftungskampagne in Israel und der Westbank, was zu einem dramatischen Anstieg der Kosten für die Verteidigung vor Gericht führte, die gegen minimale Bezahlung von der Rechtfsfirma Lasky und Partner übernommen wird.

Um den zivilen Widerstand auf die Dauer unterstützten zu können, bittet die Gruppe um monatliche Beiträge. Das Spendenziel ist ein regelmässiges Monatseinkommen von 2500 Dollar für die Bezahlung der Rechtsanwälte.

Für weitere Informationen gehen Sie bitte zur Webseite der Gruppe „Anarchists Against The Wall“.2)

1)Siehe auch Joseph Danas Blog mit einem Foto des israelischen Aktivisten Jonathan Pollak von den „Anarchists Against The Wall“, der am 15. Mai in Qalandiya neben einem palästinesischen Demonstranten gegen die Folgen der Tränengasinhalierung ankämpft: „The Atlantic has not heard of the joint struggle in the West Bank?“ http://josephdana.com/

2) http://www.awalls.org/topics/recent_activities

Friedlicher Widerstand in der Westbank, 13. Mai 2011

 

An Nabi Saleh: Israelische Armee benutzt Tränengaskanister als Munition - Über 25 Teilnehmer an der Freitagsdemonstration in An Nabi Saleh wurden durch das besonders aggressive Vorgehen der israelischen Streikräfte verletzt und fünf Aktivisten festgenommen, berichtete das Popular Struggle Coordination Commitee am 14. Mai.

Die Demonstranten in Nabi Saleh haben seit Beginn des Jahres eine zunehmende Aggressivität der israelischen Soldaten bei der Unterdrückung der wöchentlichen Demonstrationen registriert. Diesen Freitag zeigte die israelische Armee allerdings einen neuen Grad der Missachtung der eigenen Regeln. Soldaten feuerten Tränengaskanister aus nächster Nähe auf die Menschen, was bei  einem israelischen Teilnehmer zu einem Armbruch führte und bei einem Aktivisten aus den USA zu einer Kopfverletzung. Ein Offizier verhinderte jede Hilfestellung von anderen Protestteilnehmern  für den verletzten Israeli, der deshalb zwei Kilometer laufen musste, bevor er für seinen Knochenbruch behandelt werden konnte.

Die Regeln der israelischen Armee verbieten es, Tränengaskanistern wie Munition in die Menge zu schiessen und Verletzungen dieser Regeln haben 2009 zum Tod von Bassem Abu Rahmah in Bili’in geführt und 2008 in Ni’lin zu einer Kopfverletzung bei dem Amerikaner Tristan Anderson, die zu Gehirnschaden und körperlicher Lähmung führte.

Die brutale und hysterische Niederschlagung der Demonstrationen am Nakbatag zeigt, dass Israel nur mit militärischen Mitteln auf den zivilen palästinensischen Widerstand gegen die Besatzung zu reagieren versteht. Angesichts der sich anbahnenden Erklärung eines palästinensischen Staates im September scheint es, dass Israel nicht als Demokratie handelt, sondern Regime in der Nachbarschaft wie Ägypten und Syrien nachahmt und auf unbewaffnete Demonstranten schiesst.

http://popularstruggle.org/content/scores-injured-nabi-saleh-demonstration


 

Verhaftete palästinensische Aktivisten bleiben bis Dienstag in Haft
Al Walaja: Nakba-Demonstration angegriffen und 11 Teilnehmer verhaftet

Insgesamt 11 Friedensaktivisten und Journalisten wurdem am Sonntag von israelischen Soldaten festgenommen, als sie in Al Walaja bei Betlehem gegen den Bau der Mauer, gegen Hausdemolierungen und in Erinnerung der Nakba demonstrierten. Unter den vier verhafteten Palästinenser ist der prominente Aktivist Dr. Mazin Qumsiyeh.

Die Aktivisten waren auf dem Weg zu dem konfiszierten Land von Al Walaja, als sie am Dorfrand von israelischen Truppen mit Tränengas und Schockgranaten angegriffen und am Verlassen des Dorfes gehindert wurden.

Augenzeugen berichten, dass Soldaten die festgenommenen Demonstranten mit Pfefferspray und Schlagstöcken misshandelten, bevor sie mit verbundenen Augen und gefesselten Händen abgeführt wurden. Die festgenommenen Demonstranten aus Al Walaja wurden zusammen mit Teilnehmern von verschiedenen Demonstrationen zum Tag der Nakba im Gefängnis ohne Anklageerhebung oder Befragung festgehalten und das Gefängnispersonal verweigerte den verletzten Inhaftierten jegliche medizinische Versorgung.

Nach zwölf Studen in israelischer Haft wurden die sieben internationalen Aktivisten unter der Bedingung freigelassen, dass sie sich von zukünftigen Protesten und der Zone um die Trennmauer fernzuhalten.

Die palästinensischen Aktivisten werden nach anderen Regeln behandelt: Die israelische „Verwaltungshaft“ erlaubt der Armee, Palästinenser bis zu sechs Monaten ohne Verfahren oder offizielle Anklageerhebung festzuhalten, die Haftzeit kann nach Ermessen eines israelischen Beamten verlängert werden, während nach internationalem Recht eine Verwaltungshaft nur unter extremen Umständen verhängt werden kann. Nach Berichten der israelische Menschenrechtsorganisation B’Tselem wird die „Verwaltungshaft“ in Israel gegenüber palästinensische Aktivisten ‚unter dem Deckmantel des Privilegs ausgeübt, das Verhafteten der Chance beraubt, eine echte Verteidigung aufzubauen...“.1)

Die in Al Walaja verhafteten Palästinenser blieben in israelischer Haft; es wird erwartet, dass Dr. Qumsiyeh und zwei weitere palästinensische Aktivisten am Dienstag gegen eine Kaution von 500 Schekel auf freien Fuss gesetzt werden.2)

Die Erinnerung an die Nakba in diesem Jahr findet im Kontetx dramatischer Veränderungen statt: der Welle von Volkserhebungen in der Region seit Jahresbeginn, dem vollständigen Zusammenbrechen der israelisch-palästinensischen Verhandlungen, dem Einigungsabkommen zwischen Fatah und Hamas und der für September angestrebten Erklärung eines palästinensischen Staates in der UN.Nach Presseberichten wurden bis zu 20 Menschen bei den Demonstrationen von Sicherheitskräften getötet.3)

1)       http://www.imemc.org/article/61247

2)       http://www.imemc.org/article/61252

3)       Pepe Escobar, Sunday, Bloody Sunday, www.atimes.com/atimes/Middle_East/ME17Ak01.html

 

 

 UN-Bericht: Zahl der Hausdemolierungen in der Westbank dramatisch angestiegen - Dr. Qumsiyeh ist in der Kampagne gegen die Hausdemolierung im Ort Al Walaja und gegen den Ausbau der israelischen Apartheidmauer auf dem Dorfland aktiv. 1948 wurden die Bewohner aus dem ursprünglichen Dorf Al Walaja vertrieben und mussten sich auf der palästinensischen Seite der Waffenstillstandslinie ansiedlen. In den vergangenen Jahren versuchen die israelischen Behörden, die Bewohner durch Hausdemolierungen, Verweigerung von Bauplänen und Landkonfiszierungen für den Bau der Apartheidmauer aus ihrem „neuen „Dorf zu vertreiben. Sollte die israelische Mauer nach Plan fertiggestellt werden, würde das eine vollständige Abtrennung des Dorfes vom Rest der Westbank bedeuten.

Die UN Agentur für palästinensische Flüchtlinge berichtete Anfang dieser Woche, dass sich die Zahl der Hausdemolierungen in diesem Jahr verdoppelt hat. Von Januar bis April 2011 wurden 78 Wohneinheiten zerstört und 333 Palästinenser wohnungslos, davon 149 Kinder, im Vergleich zu 142 zwangsevakuierten Palästinensern im Vorjahr. Palästinensische Aktivisten weisen daraufhin, dass Hausdemolierungen vor allem bei der Konstruktion der Apartheidmauer durchgeführt werden und in der „Saumzone“, dem Teil der palästinensischen Westbank zwischen der Mauer und der „Grünen Linie“, der von Israel bei einer zukünftigen Friedensregelung beansprucht wird. Das israelische Komitee gegen Hausdemolierungen berichtet dagegen, dass die Zahl der Hausdemolierungen in Ost-Jerusalem drastisch gesunken ist, wohl aufgrund von internationalem, und vor allem amerikanischem Druck.

Israeli Demolitions More Than Double Since Last Year:http://www.imemc.org/article/61258

Israeli forces crack down on non-violent march in Al Walaja village: http://www.imemc.org/article/61247

 

Beit Ummar: Armee feuert Tränengas in die Grundschule - Am 15. Mai drangen Soldaten der israelischen Armee in Beit Ummar in der Westbank ein und feuerten vier Tränengaskanister durch die Fenster der örtlichen Grundschule. Als Lehrer und Schüler am Montag zum Unterricht kamen, war das Gebäude immer noch mit Tränengas gefüllt. Bis sich das Gas verflüchtigt hat, wird die Schule geschlossen bleiben, berichtete das Palestine Solidarity Project.

Die israelische militärische Reaktion zu den Demonstrationen am Nakbatag in der Westbank, in Gaza und an den Grenzen zu Libanon und Syrien hat zu mindestens 17 Toten und zahlreichen Verletzten geführt. In Beit Ummar wurde der 18 jährige Yousef Abu Hashem durch eine Kugel am Bein getroffen und verletzt. Er wurde nach der Behandlung am gleichen Tag aus dem Krankenhaus entlassen. Ein Junge musste nach der Inhalierung von Tränengas im Krankenhaus behandelt werden und wurde inzwischen entlassen.

Am 15. Mai wird jedes Jahr an die Nakba erinnert (Katastrophe“), die ethnische Säuberung Palästinas im Jahr 1948.

http://palestinesolidarityproject.org/2011/05/16/army-fired-tear-gas-into-elementary-school-now-closed/


 

Beit Ummar: Demonstration zur Nakba vor der Siedlung Karmei Tsur - Diese Woche versammelten sich dreissig Demonstranten aus dem Westbankdorf Beit Ummar vor der israelischen Siedlungskolonie Karmei Tsur, um an die ethnische Säuberung Palästinas durch die israelische Armee 1948 zu erinnern. Demonstrationsteilnehmer trugen Fahnen mit der Aufschrift: „Keine Veränderung ohne Rückkehr“ und forderten die Einhaltung des Rechtes auf Rückkehr für alle palästinensischen Flüchtlinge, festgehalten in der Uno Resolution 194 von 1949.

Yousef Abu Marya war trotz eines gebrochenen Handgelenkes gekommen, das Resultat eines brutalen Festnahmeversuches durch israelische Soldaten bei der Demonstration am vergangenen Wochenende.Sein Gips trug die Botschaft:“Endet die Besatzung“!

Thirty Gather to Commemorate Nakba by Karmei Tsur:http://palestinesolidarityproject.org/2011/05/14/3021/


 

Konferenz zum palästinensischen populären Widerstand: Palästina, ein Weg - Vom 13. bis zum 15. Juli findet in den Dörfern Beit Ummar, Ni’lin und Iraq Burin die erste palästinensische Planungskonferenz ein, zu der Frauen und Männer, Bauern Studenten, Geschäftsinhaber, Arbeiter und Menschen aller Berufsgruppen in der Westbank eingeladen sind, um sich mit erfahrenen palästinensischen Aktivisten und Akademikern auszutauschen und eine einheitliche, gewaltlose Strategie zum palästinensischen Widerstand gegen die israelische Besatzung auszuarbeiten.

Der Hauptteil der Arbeitsgruppen und Aktivitäten, die zentrale Themen wie die Mauer,Siedlungen, Flüchtlinge, Jerusalem, BDS behandeln, wird von Palästinensern für Palästinenser organisiert, um eine wirklich nationale Strategie des gewaltfreien Widerstandes für die kollektive Befreiung zu entwickeln, ein Weg.

Gleichzeitig werden Workshops und Aktivitäten für internationale Teilnehmer angeboten und die wichtigsten Reden übersetzt.

Weitere Informationen zur Konferenz: younes.arar@center4freedom.org/http://palestinesolidarityproject.org

Facebook: http://www.facebook.com/event.php?eid=207527992602122#!/event.php?eid=207527992602122

 



Bil’in:Israelische Armee verstärkt Massnahemn zur Blockade der Demonstration - Am 13. Mai versammelten sich etwa 200 Palästinenser, Israelis und Internationale zu ihrem Protestzug in Richtung Mauer. Einige Teilnehmer hatten sich als Flüchtlinge aus dem Jahr 1948 angezogen, um an die Vertreibung der Palästinenser aus Palästina vor 63 Jahren durch die israelische Armee zu erinnern. Andere trugen einen grossen Schlüssel, ein Symbol für die Hausschlüssel, die von den palästinensischen Flüchtlingen bis heute aufbewahrt werden, und ein Symbol für ihr Recht auf Rückkehr, das in der UN Resolution 194 von 1949 ausdrücklich gefordert wurde.

Die israelische Armee hatte das Dorf zur “geschlossenen militärischen Zone erklärt und versucht, die Leute durch Strassenblockaden um Bil’in am Erreichen des Dorfes zu verhindern. Am üblichen Zielort der Demonstration vor der Mauer hatte die Armee auch Zementblocks und Stacheldraht vor dem östlichen Tor aufgebaut. Zusätzlich waren hunderte von Soldaten und Grenzposten am Militärposten gegenüber dem Tor und am Zaun entlang postiert.

Als die Demonstranten die Mauer erreichten, schossen die Soldaten grosse Mengen von Tränengas, Schallbomben und Stinkwasser auf die Menge. Viele Menschen litten unter akuter Atemnot und Erbrechen in Folge derTränengasinhalierung. Ahmed Abu Rahma erlitt eine schmerzhafte Verletzung am Arm durch einen Tränengaskanister. Die heissen Tränengaskanister setzten den trockenen Boden mehrfach in Brand und die Demonstranten beeilten sich, um die Brände zu löschen. Der Protest dauerte etwa 2 Stunden.
Das Bürgerkomitee gegen die Mauer in Bil’in ruft alle Palästinenser in Palästina, im Ausland und alle Menchen in der Welt auf, die Palästinenser in ihrem legitimen Kampf für Freiheit, Unabhängigkeit und das Recht auf Rückkehr in ihre Heimat, aus der sie 1948 vertrieben wurden, zu unterstützen, zu handeln und an den Aktivitäten in Unterstützung dieser Rechte teilzunehmen.

(Siehe die Liste von Städten, in denen Proteste vor israelischen Botschaften und Konsulaten geplant sind,u.a. in Kopenhagen, Madrid, Paris,Bern, Houston, San Francisco, Dublin, Rom, Boston, London, Montreal, Brüssel, Toronto und Tokio.)

Israelische Botschaft Auguste-Viktoria-Str. 74-76 14193 Berlin
http://www.facebook.com/event.php?eid=118993821513426

http://www.bilin-ffj.org/index.php?option=com_content&task=view&id=359&Itemid=1


 

Ni’lin: Aufruf an alle politische Parteien zur Beteilgung am friedlichen Widerstand - Hassan Mousa vom Bürgerkomitee Ni’lin gratuliert Fatah und Hamas zu ihrem Versöhnugsabkommen,  das die Grundlage für die Teilnahme aller politischer Parteien im friedlichen Widerstand gegen die israelische Besatzung bilden kann. Palästinenser zeigen durch ihren zivilen, unbewaffneten Widerstand, dass sie dem israelischen Festhalten an der militärischen Besatzung moralisch überlegen sind.

 Vor der Mauer wurden die Demonstranten mit Tränengas und Schockgranaten angegrifffen, es gab aber  keine schwerwiegenden Verletzungen an diesem Freitag.

http://www.youtube.com/watch?v=v4Ama6T9NAM

 

Friedlicher Widerstand in der Westbank, 6. Mai 2011

 

Bil’in: Israelische Armee kündigt Fertigstellung eines neu verlegten Mauerabschnittes an - Nach einem Bericht der Jerusalem Post vom 27. April 2011 steht die Verlegung eines kurzen Mauerabschnittes bei Bil’in, begonnen im Februar 2010, vor der Fertigstellung. 1)

2007 hatte der israelische Oberste Gerichtshof  geurteilt, dass die Route  der Mauer bei  Bil’in nicht mit „Sicherheitsmassnahmen“ zu rechtfertigen sei, sondern vor allem im Hinblick auf eine zukünftigen Siedlungsausdehnung geplant wurde.  Die Präsidentin des Obersten Gerichtes begründete die Entscheidung: “Wir waren nicht davon überzeugt, dass der exsistierende Verlauf der Mauer, der durch tiefliegendes Land führt, aus Sicherheitsgründen beibehalten werden muss.“2)

Seit 2005 kämpfen die 1,800 Bewohner von Bil’in gegen den Mauerbau und den Bau von Siedlungen auf 60 % ihres Landes.  Bei den Protesten werden jede Woche zahlreiche Demonstranten verhaftet oder durch die von Israel eingesetzten „Mengenkontrollmittel“, u.a. Tränengas, Schockgranaten, scharfe Munition und Gummimantelgeschosse, verletzt. Die Geschwister Bassem und Jawaher Abu Rahma aus Bil’in wurden durch den Einsatz von Tränengas getötet: Im April 2009 zielte ein israelischer Soldaten einen Hochgeschwindigkeits-Tränengaskanister direkt auf Bassem und verletzte ihn tödlich, seine Schwester Jawaher starb am 1. Januar 2011 nach der Inhalation von Tränengas bei dem Freitagsprotest am Tag zuvor. Die Entscheidung des Obersten Gerichtes gab  Bil’in 1,200 der 2.300 durch den Mauerbau verlorenen Dunam zurűck. Das restliche Dorfland und die darauf erstellten Siedlerwohnungen bleiben in israelischer Hand.

Die israelische Armee erwartet eine Fortsetzung der Demonstrationen und befindet sich damit wohl in seltener Übereinstimmung mit den Bewohnern von Bil’in, die im Rahmen der palästinensischen gewaltlosen Widerstandskampagne zusammen mit Nachbardörfern in der Westbank für ein Ende der israelische Besetzung kämpfen. Bassem Tamimi, inhaftierter Leiter des Bürgerkomitees Nabi Saleh beschrieb seine Position im Gespräch mit dem israelischen Journalisten Max Blumenthal:“Die Besatzung ist ein Kontinuum in der israelischen Gesellschaft und deshalb verlieren sie – weil sie uns zwingen wollen, sie als Besatzer zu akzeptieren und das wird nie geschehen. Wir haben kein Problem mit den jüdischen Menschen. Wir haben ein Problem mit dem Zionismus. Wir hassen die [Menschen] auf der anderen Seite nicht; wir fordern einfach, dass sie die Besatzungmentalität beenden. Die Trennung zwischen uns besteht in einer unterschiedlichen Denkweise, nicht im Land. Wenn wir unsere Denkweise ändern und die Besatzermentalität aus unseren Köpfen- nicht nur vom Land- entfernen, dann können wir zusammenleben und ein Paradies bauen.“3)

Die neuen Nachbarn der Mauer sind über die Ankunft der Betonstruktur nur 400 Meter vor ihren Haustüren nicht begeistert. Zur Beschwichtigung der Bewohner der nach internationalem Recht illegalen Siedlung Modi’in Illit werden die Betonplatten auf ihrer Seite mit Kacheln verdeckt, um den Anblick der Mauer gefälliger zu gestalten.

Diese zwei Seiten der Mauer wurden von dem Fotografen Hamde Abu Rahma aus Bil’in dokumentiert. Er schrieb im Oktober 2010: „ Als ich auf der israelischen Seite der neuen Mauer ankam, sah ich etwas Seltsames. Diese Mauer ist nicht nur in ihrer Route rassistisch, sondern auch in ihrer Ausführung. Ich bin mit den [Beton]Würfeln auf der palästinensischen Seite der Mauer vertraut, ich entdeckte aber, dass die israelische Seite der Mauer mit wunderschönen Motiven dekoriert ist. Also fühlen Leute auf der israelischen Seite der Mauer nicht das Gleiche wie die Menschen auf der palästinensischen Seite. Es schien mir, dass für jemand, der den wahren Zweck der Mauer nicht kennt, die Mauer von der israelischen Seite wie eine geschmückte Schnellstrassenteilung aussieht...auf der palästinensischen Seite allerdings sind die Betonwürfel aufeinander gestapelt, was hässlich ist, unangenehm und genauso aussieht wie die Mauer eines Hochsicherheitsgefängnisses.“ 4)

1) IDF says it'll soon complete moving Bil'in security barrier: www.jpost.com/Defense/Article.aspx?ID=218094 ... - United States

2) http://www.bilin-village.org/english/articles/press-and-independent-media/Israel-to-adjust-wall-s-route-in-Bilin

3) Bassem Tamimi:“Our destiny is to resist“, 2May 20011/Electroni Intifada:http://palsolodarity.org/2011/05/18126

4) http://www.bilin-village.org/english/articles/testimonies/Two-sides-of-the-Wall-in-Bilin

 

Demonstrationen in der Westbank, 6./7. Mai 2011 - In Iraq Burin wurde der 24jährige Einwohner Abdalah Aadus ins Krankenhaus gebracht, nachdem ein israelischer Soldat einen Tränengaskanister aus nächster Nähe auf ihn gefeuert hatte. Abdalah Aadus hatte an der Samstagsdemonstration auf dem Dorfland neben der illegalen Siedlung Bracha teilgenommen, als 20 israelische Soldaten aus der Siedlung auf die Demonstranten zukamen und das Feuer mit Tränengas, Schockgranaten und Gummimantelgeschossen eröffneten. Einer der Soldaten drohte damit, dass die Armee nachts in das Dorf eindringen und die Demonstranten verhaften werde. Glücklicherweise konnte Abdalah Aadus am gleichen Tag aus dem Krankenhaus entlassen werden.

Letztes Jahr hielten die Dorfbewohner wöchentliche Proteste gegen den Diebstahl ihres Landes durch die Sielder ab. Die israelischen Streitkräfte reagierten mit grosse Brutalität und feuerten Gaskanister und Stahlkugeln direkt auf die Demonstranten. Im März 2010 wurden Mohammed Qadous(16) und Asoud Qadous(19) während einer der Proteste von Soldaten getötet, weshalb die Dorfbewohner eine Unterbrechung der wöchentlichen Demonstrationen beschlossen.

Iraq Burin, nicht weit von Nablus gelegen, zählt 700 Einwohner. Das Dorf verlor 4000 Dunam seines Landes an die zwei illegalen Siedlungskolonien Bracha und Yizhar und mehrere Aussenposten.

24 year old man from Iraq Burin shot by teargas canister at close range: http://palsolidarity.org/2011/05/18197

 

Bei der Freitagsdemonstration in Bil’in wurde die Unterzeichnung des Aussöhnungsabkommens zwischen Fatah und Hamas gefeiert und die palästinensische Spaltung symbolisch zu Grabe getragen. Zwei Dorfbewohner hatten sich als Vertreter der beiden rivalisierenden Parteien, Mahmoud Abbas, Präsident der Palästinensischen Autorität, und Khaled Meshaal, der politische Führer der Hamas, verkleidet und trugen einen Sarg an der Spitze des Demonstrationszuges zur Mauer. Vor der Mauer griffen israelische Soldaten die Demonstranten nach kurzer Zeit an und feuerten Tränengas und „Stinkwasser“ auf die unbewaffneten Menschen. Soldaten versteckten sich auch in den Olivenhainen im Dorf und verhafteten Iyad Al Khatib (15). Die Demonstration endete ohne weitere Festnahmen oder Verletzungen.

http://www.popularstruggle.org/content/bil%E2%80%99-demonstration-attacked-skunk-water-15-year-old-child-arrested

 

Der wöchentliche Protest in Al Ma’asara feierte ebenfalls die Versöhnung zwischen Fatah und Hamas und Demonstranten trugen einen Sarg in einer symbolischen Geste des Begrabens der Spaltung zwischen den rivalisierenden palästinensischen Parteien. Israelische Soldaten blockierten den Protestzug am Ausgang des Dorfes und erklärten das Dorf zur geschlossenen militärischen Zone. Zwei israelische Aktivisten wurden verhaftet, zur Polizeistation gebracht und am gleichen Tag ohne Kaution freigelassen. Mahmoud Zawahare, der Koordinator des Bürgerkomitees von AlMa’sara wurde festgenommen, zu einem unbekannten Ort gebracht und später gegen eine Kaution von 2000 Schekel freigelassen.

http://www.popularstruggle.org/content/three-arrested-al-ma%E2%80%99asara-demonstration

 

Ehud Barak bestätigt Einfluss der BDS – Bewegung - In einem Interview mit der liberalen Tageszeitung Haaretz (Hebräische Ausgabe) bestätigte  Verteidigungsminister Ehud Barak, dass die Boycott, Divestment and Sanctions/BDS – Bewegung Auswirkungen auf Israel hat und dass die israelische Besatzung nicht endlos fortgesetzt werden kann, berichtet Joseph Dana am 6. Mai 2011:

„Barak glaubt, dass eine Uno- Deklarierung eines palästinensischen Staates, ohne dass zuvor eine israelische politische Initiative erfolgte, Israel in die gleiche Ecke wie Südafrika zur Zeit der Apartheidära stellen würde. Seine Mahnungen sind durchdringend und scharf: „Es gibt Elemente in der Welt, recht einflussreiche, in verschiedenen Ländern, einschliesslich in freundlichen, in Gewerkschaften, der akademischen Welt, unter Verbrauchern, günen politischen Parteien‘“ warnt er, „und dieser Impuls hat in einer breiten Bewegung kulminiert, BDS(boycott, divestment and sanctions) genannt, was mit Südafrika geschah. Es wird nicht über Nacht geschehen. Einen Tag nach September werden die Leute sagen: ‚Jetzt ist der Oktober gekommen, der Himmel ist nicht eingestürzt, nichts ist geschehen‘. Das ist nicht korrekt.

Wird es im Dezember oder Januar geschehen?

Es wird auf uns zukommen wie ein Gletscher, von allen Seiten. Es gibt Leute im Europarat, die mit Import und Export zu tun haben, und sie können, ohne Entscheidung einer Regierung, der israelischen Wirtschaft erheblichen Schaden zufügen. Wir werden das in der akademischen Welt sehen, wir werden es bei Gewerkschaften der Hafenarbeiter sehen, Verbrauchergruppen, und das wird auf Regierungsebene Fuss fassen. Das ist unklug.[Er bezieht sich offensichtlich auf die israelische Politik, die zu diesem Resultat führen wird.] Meiner Meinung nach ist dieser nicht kontrollierbare Prozess gefährlicher als die [israelische] Öffentlichkeit zur Zeit denkt. Wir haben über eine andere Nation 43 Jahre lang geherrscht, das ist beispiellos. Vielleicht kann es sich China erlauben, einige kleine Nationen in verschiedenen Ecken des Reiches zu kontrollieren, und vielleicht kann das Russland [Macht nicht den Unterschied, dass Tibeter und Tscheschen Staatsbürger sind]. Wir können das nicht, und die Welt wird das auf keinen Fall akzeptieren. Die extreme Rechte setzt Israel einer gefährlichen und unfairen Isolierung aus.“

Übersetzung (ins Englische) von Ofer Neiman

Ehud Barak acknowledges the impact of BDS, http://josephdana.com/

 Übersetzt und zusammengestellt von Martina Lauer

Friedlicher Widerstand in der Westbank, 29. April 2011

 

Die israelische Armee setzte diesen Freitag unverhältnismässige Gewalt ein, um mehrere Proteste gegen die israelische Mauer und Siedlungen in der Westbank aufzulösen, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA am 29. April.1)

Die Proteste an diesem Wochenende hatten ein Thema gemeinsam: die Unterstützung für das Versöhnungsabkommen, das am Mittwoch in Kairo zwischen Fatah und Hamas getroffen wurde.

 

In Bil’in, wo die friedlichen Proteste vor sechs Jahren gegen die Beschlagnahmung von Dorfland für den Bau der Mauer um jüdische Siedlungen in der Gegend begannen, setzte die israelische Armee Gewalt ein, um den wöchentlichen Freitagsprotest zu zerstreuen, berichteten Augenzeugen.

Ein 10-jähriges Kind wurde von einem Tränengaskanister am Bein verletzt und viele litten unter den Folgen der Tränengasinhalierung, sagten Aktivisten aus dem Dorf.

Sie berichteten, dass der Protest im Dorf friedlich begann und israelische und internationale Mitglieder von Solidaritätsgruppen sich daran beteiligten. Die Demonstranten marschierten durch das Dorf,trugen Plakate in Unterstützung für die Aussöhnung und erreichten schliesslich die von Israel gebaute Barriere, die das Dorf von einem Grossteil seines Landes trennt.

Israelische Soldaten an der Mauer feuerten grosse Mengen von Tränengas auf die Demonstranten ab, als sie sich der Mauerzone näherten und zwangen sie zum Rückzug.2)

Ähnliche Proteste gab es im Nachbardorf Ni’lin, in Nabi Saleh und in Al Ma’sara3) bei Bethlehem, wo die Armee die Demonstration ebenfalls mit Gewalt auflöste.

 

Im Dorf Beit Ummar bei Hebron verprügelten israelische Soldaten zwei Menschen und warfen Tränengas in ihren Wagen, als sie vom Haupteingang des Dorfes kommend zur Schnellstrasse kamen, die Hebron mit Bethlehem verbindet und die oft von jüdischen Siedlern benutzt wird. Die Armee hatte den Dorfeingang einen Monat lang geschlossen, als Kollektivstrafe für die Bewohner des Ortes und hindert die Bewohner mehrfach mit Gewalt daran, ihre Autos in der Nähe [des Dorfausganges] zu parken.

 

In Silwan, einer Nachbarschaft im Ostteil von Jerusalem, bewarfen junge Palästinenser israelische Polizisten mit Steinen nach dem Freitagsgebet am Protestzelt. Die Polizei feuerte Tränengas zurück, das teilweise in den Häusern landete und bei den Bewohnern zu schwerer Atemnot führte, berichteten örtliche Aktivisten.

Sie warnten auch davor, dass Israel bald mehr als 30 Häuser im Bustandistrikt von Silwan demolieren wird, um Platz für einen jüdischen Park zu machen. Ein israelisches Gericht wird am Montag über den Antrag eines jüdischen Siedlers entscheiden, nach dem ein palästinensischer Bewohner aus seinem Haus ausgewiesen werden soll, damit es von Siedlern übernommen werden kann.

1)http://english.wafa.ps/index.php?action=detail&id=16007

2)http://www.bilin-ffj.org/index.php?option=com_content&task=view&id=355&Itemid=1

3) Siehe Berichte unten

 

Abwasser aus israelischer Siedlung verseucht Felder von Beit Ummar

Das Dorf Beit Ummar, in dem wöchentliche Proteste gegen die Mauer und Siedlungen abgehalten werden, berichtete am 26. April, dass ein Abwasserrohr von der nahegelegenen israelischen Siedlung Kfar Etzion über Nacht geöffnet wurde und Abwasser die Felder von Bauern aus Beit Ummar überflutete und ihre Ernte zerstörte.

Ibrahim Odeh Sabarneh, ein betroffener Bauer, sagte, dass bereits vor einem Jahr Abwasser aus der Siedlung Gush Etzion seine Felder überschwemmte. Die israelische Regierung behauptete damals, dass ein Fehler im Pumwerk die Überschwemmung mit Abwasser verursachte; bis heute erhielten die Bauern keine Entschädigung für ihre Einkommensverluste.

Israeli Sewage Dumped In Palestinian Village Known For Anti-settlement Protests

http://www.imemc.org/article/61139

 

Al Ma’asara: Nationale Einheit gefordert

Jeden Freitag hält das Dorf Al Ma’asara in der Westbank eine Demonstration gegen den Bau der Mauer und israelischen Siedlungen um das Dorf ab. Diese Woche versammelten sich etwa 80 Menschen zum Protest im Dorfzentrum, meist Palästinenser, und einige Europäer und Unterstützer aus Kanada und den USA. Nachdem die Gruppe von der israelischen Armee auf dem Protestzug in Richtung des gestohlenen Dorflandes blockiert wurde, suchten die Demonstranten eine alternative Route, stiessen aber auf eine andere Gruppe von israelischen Soldaten, die eine Menschenkette bildeten und so den Weitermarsch blockierten. Die Demonstranten, darunter auch Frauen und Kinder,  stellten sich vor den Soldaten auf, und ein Mitglied des Bürgerkomitees appellierte in seiner Ansprache an die Soldaten, als Menschen zu handeln und nicht nur Befehlen zu folgen wie Maschinen. Eine Crew von der örtlichen Fernsehstation „Palestine Today“ filmte den Protest.

Nachdem ein Grossteil der Demonstranten ins Dorf zurückgekehrt war, kam es zu Zusammenstössen zwischen Jugendlichen und Soldaten und die Gegend füllte sich mit Tränengas. Ein Palästinenser und ein Kanadier wurden festgenommen und nach einer Stunde wieder freigelassen.

http://popularstruggle.org/content/al-ma%E2%80%99asra-calls-national-unity-during-weekly-demonstration

 

Armee versprüht “Stinkwasser“ in Nabi Saleh - Die harte militärische Unterdrückung der wöchentlichen Proteste im Westbankdorf Nabi Saleh wurde an diesem Freitag fortgesetzt, als die Besatzungsarmee drei israelische Aktivisten brutal festnahm und mit Chemikalien versetztes Abwasser auf Strassen und Häuser versprühte.

Bei Beginn der Demonstration am Freitag wurde der Protestzug  gegen die Landannexion durch die nahegelegene illegale Kolonialsiedlung Halamish von einem kleinen Jungen mit einer palästinensischer Fahne in der Hand angeführt. Als die Demonstranten das Dorf verliessen und in Richtung des gefährdeten Dorflandes liefen, übernahmen junge Erwachsene die Leitung des Protestzuges, weil inzwischen israelische Soldaten und Grenzpolizisten auf der Strasse bereitstanden, um die Demonstranten mit Tränengas und Schockgranaten zurückzutreiben. Die steilen Hänge und steinigen Terrassen erschweren das Ausweichen vor den Projektilen, die meist direkt auf die Menschen geschossen werden, und Demonstranten und Sanitäter waren bald damit beschäftigt, den Verletzten und Ohnmächtigen beizustehen.

Als die Demonstranten den Protest trotz der Tränengaswolken und der regelmässigen Explosionen der Schockgranaten fortsetzten, begannen die Soldaten den Angriff auf das Dorf: Vom israelischen Fernsehsender Channel 2 gefilmt, feuerten sie Schockgranaten und Tränengaskanister in die Strassen und Häuser. Schliesslich fuhr ein weisser Wasserwerfer vor, das Zeichen für den Angriff mit „Stinkwasser“, das zu Erbrechen und Schwindelanfällen führen kann und Häuser mindestens eine Woche lang unbewohnbar macht. Die blaue Flüssigkeit wurde über die Haupteingangsstrasse gesprüht und auf die naheliegenden Häuser, so dass jeder, der nach Nabi Saleh kommt, den Duft der israelischen Besatzung einatmen muss.

http://popularstruggle.org/content/army-covers-village-nabi-saleh-%E2%80%98skunk%E2%80%99

 

Ein offiziell nicht existierendes Westbankdorf protestiert gegen Einzäunung - Am 1. Mai eskortierten israelische Soldaten Bulldozer und schwere Maschinen in das Dorf Izbet al-Tabib südlich von Qalqilya und demolierten ein Protestzelt, das die Dorfbewohner am Tag zuvor aufgebaut hatten, um gegen die Errichtung eines Zaunes zu demonstrieren, der das Dorf von der Schnellstrasse 55 und von seinen Feldern abtrennen würde.

Während die Soldaten Demonstranten aus dem Zelt holten, wurden zwei britische und ein schwedischer Aktivist brutal verhaftet. Eine 60- jährige Amerikanerin wurde so heftig geschlagen, dass sie mit blutenden Kopfwunden und einem verletzten Handgelenk in ein israelisches Krankenhaus transportiert wurde.

Die gewaltsamen Festnahmen wurden von den Soldaten und Grenzpolizisten damit begründet, dass die Demonstranten sich in einer „geschlossenen militärischen Zone“ befanden; die israelischen Streitkräfte konnten allerdings keine nach dem Gesetz erforderlichen Belegdokumente vorweisen. Einen Tag nach ihrer Festnahme befanden sich die drei internationalen Aktivisten immer noch in Haft und wurden auf der Polizeistation der israelischen Kolonialsiedlung Ariel festgehalten.

Bayan Tabib, der Vorsteher des Dorfrates von Izbet al-Tabib, erhielt von einem Offizier der israelischen Zivilverwaltung in der Westbank das Versprechen, dass der Verlauf des Zaunes geändert wird und den Zugang zur Schnellstrasse und dem Dorfland für die Bewohner nicht blockiert. Bayan Tabib kommentierte: „ Der heutige Protest ist der einzige Grund, weshalb sie einer Verlegung des Zaunes zugestimmt haben.“

Das 247 Einwohner zählende  Dorf Izbet al-Tabib wurde 1995 in den Osloverträgen zur Zone C erklärt. Zwei Drittel der in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts errichteten Gebäude, darunter die Dorfschule, sind von der Demolierung bedroht, weil die israelischen Behörden das Dorf offiziell nicht anerkennen.Izbet al-Tabib gehört zu den fünf ärmsten Dörfern in der Westbank und die Bewohner haben bereits 40% ihres Landes durch den Bau der israelischen Annexionsbarriere verloren.

http://popularstruggle.org/content/american-women-hospitalized-head-injury-and-three-international-activists-arrested-west-bank

 

"Occupation Has No Future": Ein Interview mit David Zlutnick  - „Es ist eine Tatsache (sinnvoll, wenn man darüber nachdenkt, was ich aber nicht ganz verstanden habe, bis ich dort war und bis ich sowohl mit Israelis wie Palästinensern darüber gesprochen habe), dass viele Israelis zum ersten Mal Palästinenser treffen, und umgekehrt, wenn die ersteren Besatzungssoldaten sind. Was für eine Haltung wird ein Palästinenser gegenüber einem israelischen Soldaten haben? Wahrscheinlich eine feindliche. Und was für eine Erfahrung wird der durchschnittliche Israeli während seiner ersten Interaktion mit Palästinensern machen? Wahrscheinlich keine grossartige. Und diese Interaktionen bilden die Basis dafür, was Israelis und Palästinenser voneinander halten. Und in der Rolle als Soldat – wo deine grundlegende Aufgabe das Herrschen über eine andere Gruppe ist- kommen Gefühle der Überlegenheit und der Entmenschlichung automatisch herraus, man kann das an der Sprache sehen, mit der Palästinenser sowohl in privaten Gesprächen zwischen Israelis beschrieben werden wie auch im öffentlichen politischen Sprachgebrauch.“

Auszug aus einem Interview von Leslie Thatcher mit dem Filmemacher David Zlutnick, der über seinen neuen Dokumentarfilm „Occupation Has No Future“ spricht, über den israelischen Militarismus und die israelisch-palästinensische Zusammenarbeit gegen die israelische Besatzung.

http://www.truthout.org/occupation-has-no-future-militarism-plus-resistance-israelpalestine-interview-film-producer-david-zl

 Übersetzt und zusammengestellt von Martina Lauer

 

Friedlicher Widerstand in der Westbank, 22. April 2011

 

Bil’ins Konferenz zum friedlichen Widerstand endet mit einer grossen Demonstration - Eine Protestmarsch mit über 300 Teilnehmern im Gedenken an Bassem Abu Rahmah aus Bil’in, der vor zwei Jahren von einem Tränengasprojektil getötet wurde, schloss Bil’ins sechste Konferenz zum palästinensischen zivilen Widerstand ab. Die Konferenz soll die Zusammenarbeit von palästinensischen, israelischen und internationalen Aktivisten in ihrer Arbeit zur Beendigung der israelischen militärischen Besetzung Palästinas stärken. Palästinensische Politiker, Mitglieder des europäischen Parlamentes und hunderte von Aktivisten vor Ort und aus dem Ausland beteiligten sich an der dreitägigen Konferenz im Westbankdorf.

Während die israelische Armee vom Westen ins Dorf eindrang, um den Marsch zu blockieren, gelang es einer Gruppe von Demonstranten, durch eine Lücke im ersten Zaun in die Zone der Trennbarriere zu klettern. Sobald sie von israelischen Streitkräften bemerkt wurden, fuhr ein Militärjeep auf die Gruppe zwischen den Zäunen zu und hätte beinahe einen Demonstranten überfahren. Er konnte aber auf die Haube des Jeeps klettern, mit einer palästinensischen Fahne in der Hand, und die Soldaten fuhren 200 Meter weiter, bevor der Jeep von anderen Demonstranten aufgehalten wurde.

Die Reaktion der israelischen Armee auf die Demonstration an diesem Freitag war besonders brutal: Iyad Burnat und Mohammed Al Khatib vom Bürgerkomitee Bil’in und zwei Besucher aus London wurden von den Soldaten brutal geschlagen und das Waffenarsenal der Armee zur „Mengenkontrolle“ verwundete mehrere Demonstranten: Tränengasprofektile verletzten drei Protestteilnehmer an Händen und Füssen, ein Demonstrant wurde mit einem Baton am Kopf verletzt, ein Gummimantelgeschoss traf einen Mann am Bein und eine 20 jährige Bewohnerin aus Bil’in wurde mit Tränengasvergiftung ins Krankenhaus in Ramallah eingeliefert.

2009 gab das Obersten Israelische Gericht die Hälfte des durch die Mauer abgetrennten Dorflandes an Bil’in zurück, die israelische Armee hat diese Urteil bis heute nicht umgesetzt.

Bil’in Conference on Popular Resistance Ends with Mass Demonstration

http://popularstruggle.org/content/bil%E2%80%99-conference-popular-resistance-ends-mass-demonstration

Friday 04/22/2011-On the second anniversary of the martyrdom of Bassem Abu Rahma: http://www.bilin-ffj.org/index.php?option=com_content&task=view&id=354&Itemid=1

 

Ni’lin: Vittorio Arrigoni: Ein Sieger ist ein Träumer, der nie aufgibt. - Saeed Amireh beschreibt die Freitagsdemonstration gegen die Mauer in Ni’lin:

„Der heutige Protest gegen die Apartheidmauer war Vittorio Arrigoni gewidmet, einem italienischen Freiheitskämpfer, der sein Leben für Palästina gab. Er lebte seit 2008 in Gaza und war ein menschlicher Schutzschild für Gazawis, die israelischen Schikanen und Tötungen ausgesetzt sind. Er berichtete auch in Europa, was 2008 wirklich während des grausamen Angriffs auf Gaza geschah, und sprach sich gegen die Grausamkeiten und die Lügen der israelischen Propaganda aus.

Vittorio, du wirst immer für deine Träume von Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit für Palästina in unserem Gedächtnis bleiben.

Unsere Demonstration dauerte drei Stunden. Als wir mit den Fotos von Vittorio in der Hand zur Mauer kamen, begannen die Soldaten ihren Angriff mit Tränengas. Ein palästinensischer Journalist wurde beim Fotografieren mit einem Tränengasprojektil am Bein angeschossen. Er wurde einige Stunden nach der Beendigung der Demonstration aus dem Krankenhaus entlassen. Wie immer versuchten die Soldaten, die Demonstranten zu verhaften, und schossen auch Schallbomben ab. Aber sie hatten keinen Erfolg.

Wir glauben, dass Israel eine neue Strategie hat, Verräter an der palästinensischen Sache dafür zu bezahlen, um tapfere Internationale zu exekutieren, die ihr Leben uns und dem Frieden in Palästina gewidmet haben. Wir erkennen sehr wohl, dass der grausame Mord an unserem geliebten Bruder aus Italien, Vittorio, wie auch die schreckliche Ermordung von Juliano Mer Khamis vom Friedenstheater in Jenin vor zehn Tagen die internationale Solidarität mit uns zerstören soll. Wer sonst profitiert von diesen Morden? Trotzdem sind wir voller Hoffnung, denn unsere Freunde und Unterstützer im Ausland wissen genau, dass wir ihre Unterstützung sehr schätzen, sie ehren und alles tun, um sie vor jedem Schaden zu schützen. Wir vermissen Vittorio und Juliano und ihr gewaltsamer Tod ist für uns alle sehr, sehr schmerzlich.

Ich habe in den letzten Tagen viele Videos von Vittorio gesehen. In einem sprach er von Nelson Mandela, der gesagt hat:“Ein Sieger ist ein Träumer, der nie aufgibt.“ Vittorio, du bist ein echter Sieger. Deine Ideen und Träume und deine gütige Seele werden immer in unseren Herzen leben.“

http://supportibrahim.com/2011/04/22/vittorio-you-are-a-true-winner-and-will-live-forever-in-our-hearts/

 

Nabi Saleh: Kinder Zielscheibe von Angriffen der Armee - Nach dem Mittagsgebet am Freitag versammelten sich etwa 50 Menschen im Zentrum des kleinen Dorfes und begannen den Protestzug in Richtung der von israelischen Siedlern annektierten Quelle ausserhalb des Dorfes. Trotz der Verhaftung von zwei führenden Mitgliedern des Bürgerkomitees im März, Naji und Bassem Tamimi, wurden die Proteste gegen die Kolonisierung des Dorflandes jeden Freitag fortgesetzt. Die israelische Armee hielt ihrerseits an der Tradition der brutalen Niederschlagung der Proteste fest und setzte ihr Waffenarsenal auch gegen die Kinder des Dorfes ein. Ein elfjähriger Junge wurde direkt mit einem Tränengasprojektil beschossen, als er auf dem Boden sass, und musste ins Krankenhaus transportiert werden.

Nach der Verhaftung von vier Menschen, besetzten Soldaten ein Haus und schossen Tränengas und Gummimantelgeschosse auf die Demonstranten.

Über das Wochenende verschlechterte sich der Gesundgeheitszustand des am Freitag verletzten Kindes; Tests zeigten innere Blutungen an der Leber an und der Junge wurde am Sonntag in die Intensivstation eines Krankenhauses in Ramallah eingeliefert.

http://popularstruggle.org/content/children-targeted-nabi-saleh-demonstrations-continue
Health Condition Of Child, Wounded Friday, Deteriorates: http://www.imemc.org/article/61131

 

Al Ma’ssara: Proteste gegen die Mauer fortgesetzt - Dorfbewohner, israelische und internationale Aktivisten protestierten am Freitag im Dorf Al Ma’sara in der südlichen Westbank gegen die israelische Mauer, die auf dem Dorfland gebaut wird. Die israelische Armee blockierte den Protestzug beim Verlassen des Dorfes und beschoss die Teilnehmer mit Tränengas.

http://www.imemc.org/article/61123

 Übersetzt und zusammengestellt von Martina Lauer

Friedlicher Widerstand in der Westbank, 20. April 2011

 

Eröffnung der sechsten jährlichen Konferenz zur palästinensischen Widerstandsbewegung

Die sechste jährliche Bil’in-Konferenz zum zivilen Widerstand wurde heute in Anwesenheit von hunderten von Aktivisten, Politikern und diplomatischen Vertretern vor allem aus Ländern der EU eröffnet.

Der palästinensische Premierminister Salam Fayyad rief die internationale Gemeinschaft auf, einen unabhängigen palästinensischen Staat in den Grenzen von 1967 zu unterstützen. Angesichts der Verhaftungen von zwei Mitgliedern des Bürgerkomitees Nabi Saleh im März, Naji und Bassem Tamimi, forderte er die Regierungen der Welt auf, den palästinensischen friedlichen Widerstand in der Westbank zu schützen. In diesem Jahr war die Konferenz vor allem dem Gedenken der getöteten Aktivisten Rachel Corrie, Vittorio Arrigoni, Bassem und Jawaher Abu Rahmah und Juliano Mer-Khamis gewidmet. Cindy Corrie, die Mutter von Rachel Corrie, einem Mitglied der Internationalen Solidaritätsbewegung (ISM-International Solidarity Movement), die 2003 in Gaza von einem Bulldozer zu Tode gedrückt wurde, appelierte an die Zivilgesellschaften auf beiden Seiten des Konfliktes, gewaltlose Methoden anzuwenden.

Jaber Wishah vom palästinensischen Zentrum für Menschenrechte in Gaza berichtete (per Videolink) von der Einrichtung eines Friedensteams, das die Fischer von Gaza begleiten und als Teil der zivilen Friedensdienstmission(Civil Peace Service) in Gaza über Menschenrechtsverletzungender israelischen Marine berichten soll. Mehr als 50 internationale und lokale Organisationen, einschliesslich des Koordinierungskomitees des zivilen Widerstandes (Popular Struggle Coordination Committee-PSCC) unterstützen dieses Projekt.

Bei der Eröffnungszeremonie waren auch die ehemalige Vizepräsidentin des europäischen parlamentes, Luisa Morgantini, Abbas Zackie für die PLO, Abdallah Abu Rahma aus Bil’in, der erst im März nach 16 Monaten politischer Haft aus Israels Westbankgefängnis Ofer entlassen wurde, und der Repräsentant der europäischen Kommission, Christian Berger.

Die anschliessende Forumsdiskussion debatierte Strategien und Taktiken des zivilen Widerstandes, vor allem die Rolle der Frauen und das Beispiel der Revolutionen in Ägypten und Tunesien.

http://popularstruggle.org/content/hundreds-celebrated-popular-struggle-opening-6th-bilin-conference

 

Boot „Olivia“ soll palästinensische Fischer unterstützen

Am 18. April berichtete IMEMC, dass die „Olivia“ am 20. April erstmals mit einem internationalen Beobachtungsteam zur See stechen soll, um das Vorgehen der israelischen Marine gegenüber palästinensischen Fischern zu dokumentieren. Nach Angaben der Free Gaza Bewegung war Vittorio Arrigoni, der italienische Aktivist in der internationalen Solidaritätsbewegung, der vor einigen Tagen entführt und von unbekannten Attentätern umgebracht wurde, an dem Aufbau des Projektes beteiligt und hatte geholfen, einen Namen für das acht Meter lange Boot zu finden.

Nach Israels Angriff auf Gaza 2008/2009 begrenzte Israel Gazas Fischerei auf drei nautische Meilen, im Gegensatz zu den Regelungen in den Oslo-Verträgen, die das Fischen in einer  20 -(nautische)Meilen-Zone garantierten. Dies führte zu einer dramatischen Reduzierung der Fischbeständ in Küstennähe. Zusätzlich sehen sich die Fischer in Gaza ständigen Angriffen durch die isrealische Marine ausgesetzt, die Fischer  mit scharfer Munition beschiesst, was in der Vergangenheit zu Todesfällen geführt hat, Boote und Ausrüstung konfisziert oder zerstört und Fischer verhaftet. Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes sagte, dass 90% der Fischer in Gaza 190 US Dollar oder weniger pro Monat verdienen.

 “Olivia” Boat To Be Monitoring Gaza Shore, Document Navy Violations http://www.imemc.org/article/61075

 

 

Bil’in: Demonstrant von Scharfschützen mit scharfer Munition beschossen

Ein 35 Jahr alter Einwohner von Bil’in wurde am Freitag von einem Scharfschützen mit 0,22 mm Kugeln beschossen und an der Schulter und am Fuss verletzt, berichtet das Bürgerkomitee Bil’in am 16. April. Scharfe Munition wurde an diesem Wochenende auch im Nachbardorf Nabi Saleh eingesetzt.

Etwa 300 Menschen beteiligten sich an der wöchentlichen Freitagsdemonstration gegen die Mauer, die dem italienischen Aktivisten Vittorio Arrigoni gewidmet war, der am Donnerstag nacht in Gaza City umgebracht wurde.

Als die friedliche Prozession sich dem Durchgangstor in der Mauer näherte, begannen israelische Soldaten sofort mit dem Angriff und schossen Tränengasprojektile auf die Demonstranten.

Während ein Grossteil des Protestzuges sich wegen des Gases zurückzog, blieben kleine Gruppen im Mauerbereich, wo es zu Zusammenstössen kam. Samir Burnat, ein regelmässiger Teilnehmer an den Protesten, beobachtete, dass ein Scharfschütze sein Gewehr auf eine dieser kleinen Gruppen richtete. Als er auf die Demonstranten zulief, um sie vor der Gefahr zu warnen, wurde er selbst zeimal getroffen. Während eine Ambulanz des Roten Halbmondes vorfuhr, um Burnat zu evakuieren, wurde der Verletzte von den Soldaten zusätzlich mit Tränengas beschossen. Burnat wurde schliesslich ins Krankenhaus nach Ramallah transportiert, wo ein Röntgenbild bestätigte, dass tatsächlich 0,22 Kaliber Kugeln benutzt wurden. Nach einer Reihe von Todesfällen und ballistischen Tests beschloss die israelische Armee 2001, die 0,22 Kugeln als scharfe Munition einzustufen, die bisher als „weniger tödlich“ klassifiziert waren, und ihren Einsatz zur „Mengenkontrolle‘ zu verbieten.

Trotz dieser offiziellen Politik nahm die israelische Armee den Einsatz der Munition bei Demonstrationen wieder auf. 2009 wurden zwei Menschen in der Westbank durch 0,22 Kugeln tödlich verletzt, der 14 Jahre alte Az ad-Din al-Jamal aus Hebron und Aqel Srour aus Ni’lin.

Kurz nachdem Burnat angeschossen wurde, kamen einige Grenzpolizisten auf die andere Seite der Mauer und liefen in Richtung des Dorfes. Als sie auf einige Jugendliche trafen, feuerten sie Tränengas und Gummimantelgeschosse in die Gruppe. Anscheinend reichte die Munition nicht und einer der Grenzpolizisten griff sich Steine vom Boden und warf sie in Richtung der Demonstranten.

http://popularstruggle.org/content/bilin-protester-shot-live-ammunition-sniper

 

Hebron: Tag der Gefangenen

Am 17. April versammelten sich etwa 1000 Demonstranten in Hebron, um den Tag der Gefangenen zu begehen und die Freilassung der palästinensischen politischen Gefangenen zu fordern. Zur gleichen Zeit hielten tausende von Gefangenen einen eintägigen Hungerstreik im Protest gegen ihre Behandlung und den Mangel an Rechten ab.

Am Tag der Gefangenen wird an die Freilassung von Mahmoud Hijazi im ersten Gefangenenaustausch zwischen Palästinensern und Israel im Jahr 1974 erinnert. Der ehemalige Gefangene Abdul Nasser Farwana veröffentlichte am heutigen 17. April einen Bericht, nach dem beinahe jeder palästinensische Haushalt ein Mitglied in einem israelischen Gefängnis hat. Seit dem Sechs-Tage-Krieg 1967 hat Israel etwa 750 000 Palästinenser inhaftiert, darunter 12 000 Frauen und zehntausende von Kindern.

ADAMEER berichtet, dass sich  zur Zeit 6800 Palästinenser in israelischen Gefängnissen befinden, davon sind über 300 Kinder, 34 Frauen, 18 gewählte Kandidaten und beinahe 300 Gefangene in „Verwaltungshaft“, was bedeutet, dass sie inhaftiert sind ohne Verfahren, Anklageerhebung und ohne dass sie das gegen sie vorliegende Beweismaterial einsehen können.

Protesters in Hebron mark Prisoners Day: http://palsolidarity.org/2011/04/17812/

 

Übersetzt und zusammengestellt von Martina Lauer

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