Philosophie eines Massakers: André
Glucksmann und Bernard-Henri Lévy
verherrlichen die israelischen
Kriegsverbrechen
Donnerstag, den 12. Februar 2009 – von Bruno
Paoli
Die Zeitung Le Monde war schon einmal im
Sommer 2006 bei dem letzten Fieberschub der
israelischen Kriegstreiber im Libanon
aufgefallen, als sie ihre Kolumnen dem
pathetischen und bestürzenden Reisetagebuch
von Bernard-Henri Lévy eröffnete, der sich
den von den Hisbollah-Raketen bedrohten
Siedlungen im Norden Israel als menschlichen
Schutzschild anbot, während die israelische
Armee den Libanon in Schutt und Asche
legte[1]. Die Zeitung ist nun erneut
aufgefallen, diesmal mit der
Veröffentlichung in ihrer Ausgabe vom 6.
Januar des ruchlosen Geschwafels des selbst
ernannten Herrn Philosoph Glucksmann,
während zur gleichen Zeit Israel sich den
Gazastreifen vorknöpfte.
In dem Protestbrief, den ich gleich am
nächsten Tag an Le Monde schickte, sagte ich
voraus, dass, während er selbst in den Ring
stieg, sein Freund und Kollege,
Bernard-Henri Lévy, als praktischer
Philosoph ohne Furcht und Tadel,
wahrscheinlich an der Front in Sderot oder
auch in Ashkelon oder Beersheba stehen
würde, um wieder einmal mit seinem Körper
von den Hamas-Raketten terrorisierte
Israelis zu schützen. Und ich habe mich
nicht geirrt. Zwei Tage später, zurück von
seiner ganz eigenen Front, schrieb ebenfalls
der Soldat Lévy in den Kolumnen der
Zeitschrift Le Point vom 8. Januar und
berichtete vom „Alptraum“ für die Bewohner
von Sderot, die in den Kellern ihrer Häuser
verkrochen ein „Dasein auf Widerruf inmitten
heulenden Sirenen und Explosionen“ leben:
„Ich war in Sderot, sagt er, also weiß ich“.
Wohlbehalten zurückgekommen, nachdem er sein
Leben für Israel riskiert hat, aber
wahrscheinlich durch seine Reise in die
Hölle erschöpft, liefert er uns lediglich
seine persönlichen Wahrheiten, die er als
„Fakten“ hinstellt. Die besagten „Fakten“
wurden sehr sorgfältig ausgesucht und geben
von dem realen Massaker in Gaza lediglich
ein absichtlich verformtes und partielles
Bild wieder. Denn warum, fragt sich der
naive Leser, nutzte er seine Reise nicht
dazu, den so nahen Gazastreifen zu
besichtigen, es sei denn er wollte über das
Drama, das sich dort abspielte, nicht alles
wissen und sagen?... Eyeless in Sderot. Zehn
Tage später jedoch veröffentlichte Lévy in
der Zeitung Le Journal du Dimanche seine
heiß erwarteten Kriegstagebücher, in denen
er beichtet, um uns besser wie Lügner
aussehen zu lassen, dass er Gaza nachts
zusammen mit einer israelischen Eliteeinheit
besucht habe[2]: „Bestrebt im Gegensatz zu
Ihnen wenigstens zu versuchen dorthin zu
gucken, sagt er, bin ich an diesem Dienstag,
den 13. Januar, nach Sonnenuntergang in die
Vororte von Gaza-City, in das ein Kilometer
nördlich von Khan Younes gelegene Viertel
Abasan Al-Jadida, hineingefahren – „embedded“
in einer Eltitebrigade ‚Golani’.
Ich habe es mein Leben lang vermieden,
weshalb ich sehr wohl weiß, dass der
Standpunkt eines „embedded“ nie der richtige
Standpunkt ist. Ich werde auch nicht
behaupten, innerhalb wenigen Stunden den
Geist dieses Krieges erfasst zu haben. Aber
ich werde berichten“. Wahrscheinlich in
einem Panzer verkrochen mit dem stark
reduzierten und einzigen Sichtfeld aus einem
Schacht noch dazu bei Nacht erzählt Lévy,
was er sieht: „Das bisschen, das kleine
bisschen, was ich sehe (stehende Hochhäuser
ohne Licht, verwilderte Obstgärten, die
Straße Khalil al-Wazeer mit den
geschlossenen Geschäften) deutet auf eine
benommene, zur Mausefalle gewordene,
terrorisierte Stadt, die aber ganz bestimmt
nicht den Erdboden gleichgemacht wurde, wie
es in Grozny oder in manchen Vierteln
Sarajevos der Fall war. Vielleicht wird man
mir widersprechen, wenn die Medien endlich
in Gaza zugelassen werden. Aber im Moment,
ist es noch ein Fakt!“.
Denn schließlich beruhen die tiefsinnigen
Überlegungen des Hauptgefreiten Lévy immer
auf „Fakten“. Er ist wie unsereiner
bestrebt, zu sehen und zu wissen. Dann hat
er seither sicherlich die furchtbaren Bilder
eines vielmehr verwüsteten als „benommenen“
Gazastreifens entdeckt und diese
vielsagenden Zahlen zur Kenntnis
genommen[3]: innerhalb drei Wochen haben die
israelischen Truppen folgendes vollkommen
zerstört: mehr als 2.400 Häuser, 28
öffentliche Anlage und Gebäude, darunter
Ministerien, Rathäuser, Regionsräte, der
Legislativrat sowie Fischerhäfen, 21
Baustellen mit Selbstbedienungsrestaurants,
Festsäle, Hotels und touristische
Einrichtungen, 30 Moscheen (und zusätzlich
noch 15 schwer beschädigt), die Büros von 10
karitativen Organisationen, 121 Industrie-
und Handelsbetriebe, 5 Betonfabriken und
eine Produktionseinheit für Fruchtsäfte, 60
polizeiliche Einrichtungen, 5 Gebäude, in
denen Medien untergebracht waren, und 2 für
die ärztliche Versorgung, 29
Schuleinrichtungen.
Außerdem wurden Hunderte Hektar Ackerboden
zerstört. Was Fakt ist, braucht nicht mehr
beschaffen zu werden, würde Lévy sagen. Und
was den Besuch von Gaza by night, zu dem er
vom israelischen Militär eingeladen wurde,
angeht, dieser ähnelt sehr stark denjenigen,
die seinerzeit die kommunistischen Regime
organisierten, wobei die Strecke peinlich
genau festgelegt und die Orte sorgfältig
ausgesucht wurden, um den Gästen das
bestmögliche Bild zu geben, und sei es noch
so falsch oder verfälscht.
Was den Rest der Erzählung von Bernard-Henri
Lévy betrifft, zusammen mit zwei
vielsagenden Klischees des Autors in
Begleitung seiner israelischen Freunde,
Barak, „die Friedenstaube“ und Yoay Galant,
einer der für die Operation „gegossenes
Blei“ zuständigen Generäle, so entspricht
sie unseren Erwartungen: geballte Heuchelei,
in der der Autor offensichtlich seinen
ganzen Zynismus und Unaufrichtigkeit
einsetzt, um Israel in Schutz zu nehmen,
koste es, was es wolle. Insofern war also
der kleine Artikel in Le Point lediglich
einen Appetithappen: Lévy hatte einiges
vorenthalten, um uns endlich großes Kino zu
präsentieren.
Wie Glucksmann ist Lévy schon seit langem
ein Meister in der Kunst geworden, die
Öffentlichkeit falsch zu informieren und zu
manipulieren, zumal diese Öffentlichkeit um
so besser zu beeinflussen ist, je schlechter
sie informiert ist: sicherlich wirksam, aber
um so widerlicher, wenn das erklärte Ziel
darin besteht, die Kriegsverbrechen Israels
während diesem dreiwöchigen mörderischen
Wahnsinns zu minimieren, zu leugnen oder zu
rechtfertigen. Gluckmann und Lévy sollten
wissen, dass die Verherrlichung von
Kriegsverbrechern in Frankreich strafbar
ist, da laut Gesetz „Schriften, die
kriegsverbrecherischen Handlungen
rechtfertigen, als verherrlichend zu
betrachten sind“. Sollten die israelischen
Verbrechen in Gaza offiziell als solche
Kriegsverbrechen anerkannt werden und die
Täter gerichtlich verfolgt werden, dann
müssen sich ggf. die beiden für ihre
Verherrlichung verantworten.
Aber zuerst ist es unsere Pflicht, das
Geflecht an Lügen, Unwahrheiten und
unredlichen Andeutungen auseinanderzufädeln,
das das Gerüst für die armseligen
Haarspaltereien und Spitzfindigkeiten
unserer beiden „Philosophen“ darstellt.
Somit können wir für die französische
Öffentlichkeit und insbesondere für die
Leser der Zeitungen Le Monde, Le Point und
Le Journal du Dimanche, die eigentlichen
Opfer dieser schändlichen Manipulation,
einige Grundwahrheiten über Gaza richtig
stellen.
In seinem „Notizblock“ in Le Point hat sich
Lévy zuerst mal ganz schnell dieser
störenden Last, die diese Hunderte von toten
Kindern darstellen, entledigt, wobei er sich
„natürlich aufgewühlt“ sagte, jedoch ohne
Scham darauf verzichtete, da er „kein
militärischer Fachmann sei“, „einen Urteil
darüber zu fällen, ob die israelischen
Bombardierungen von Gaza zielsicherer und
nicht so heftig hätten stattfinden sollen“.
Ganz schnell geht er dazu über, „diesen
Wahnsinn“ anzuprangern, der „wie immer
bestimmte Medien packt, wenn es sich um
Israel handelt“, sagt er, „Israel, das
verunglimpft, durch den Schmutz gezogen,
dämonisiert wird“.
Die Vorgehensweise ist bekannt. Sie besteht
darin, Israel als Opfer einer
breitangelegten, von der radikalen Linken
und der Antiglobalisierungsbewegung
organisierten Desinformationskampagne
hinzustellen, welchen unterstellt wird,
gemeinsame Sachen mit denjenigen zu machen,
die die fanatischen Islamophoben, Podhoretz
und Taguieff, die „Islamrevolutionären“[4]
nennen. In seinen „Kriegstagebücher“ erklärt
uns Lévy mit Hilfe von Amos Oz, wie Gerüchte
verbreitet werden. Als Beispiel nennt er
„diese Geschichte über ein Haus in der
Gegend von Zeitun, in das man hundert Leute
gelockt hätte und anschließend in den Haufen
geschossen habe“. Eine Geschichte, die
seinem Freund Amos „derlei unsinnig
vorkommt, dass er nicht weiß, wie er sie
behandeln soll und wie sie entstand“.
Laut Lévy „soll alles anscheinend mit den
vagen Aussagen einer NGO angefangen haben“,
die dann durch die Journalisten und später
„das mediale Weltdorf“ verbreitet wurden: „Zahal
soll..... Zahal könnte.... der Arzt X
bestätigt, Zahal wäre derjenige, der...“ Ah,
was für ein Gift, diese subtilen und
angeblich vorsichtigen Konjunktive, ruft er
aus! In zwei Tagen, spricht niemand mehr
über das Gerücht von Zeitun.
Was wird aber die Welt daraus schließen? Das
es so ist, weil dieses Gerücht absurd ist?
Oder weil ein Grauen das andere verjagt und
weil Zahal zwischenzeitlich eine weitere
Stufe auf der Leiter der Abscheulichkeit und
des Verbrechens erklommen haben mag?“ Die
Wahrheit ist, dass zwei Tage später
ausschließlich von diesem niederträchtigen
Verbrechen die Rede war, von diesem
bombardierten Haus, in dem Zahal dort die
Bewohner des Viertels eingesammelt hatte,
was zu 30 Toten, die Hälfte Kinder, führte.
Einer der am Kopf verletzten Überlebenden,
Salah Talal, erzählt in der Zeitung L’Humanité[5]:
„Die israelische Arme hat uns alle in diesem
Haus eingesammelt, weil sie die anderen
Häuser ringsherum brauchte. Sie hatten uns
ohne Wasser und Nahrung gelassen, und so
sind wir nach draußen gegangen, um Holz zu
sammeln und etwas Brot zu backen.
Dann fingen sie an zu schießen. Eine erste
Bombe fiel. 5 Personen wurden getötet. Dabei
wurde ich verletzt. Eine zweite Rakete kam
runter und tötete 22 weitere Personen“. Das
Gerücht ist also bei weitem nicht absurd
sondern ganz konkret. Und wenn anschließend
etwas weniger die Rede von „dieser
Geschichte über das Haus“ war, dann nur weil
tatsächlich, wie Lévy es voraussagte, dieses
Verbrecher durch noch schlimmere schnell
überdeckt wurde, wie z.B. diese
Phosphorbomben und ihre dramatischen Folgen
für die Bevölkerung, worüber die machtlosen
Ärzte seit einigen Tagen berichten.
Gluckmann seinerseits unterteilt die
Öffentlichkeit in nicht weniger als zwei
Kategorien: einerseits die
„Bedingungslosen“, die schon vorab
festgelegt haben, wer Recht hat und wer
nicht, und eine feste und unwiderrufliche
Meinung haben; andererseits die
„Umsichtigen“, die abwarten und nachdenken,
um sich eine Meinung zu bilden. Er sagt uns
jedoch nicht, in welche Kategorie er sich
selbst einordnet. Aber der tiefsinnige
Gedankengang, der dieser hoffnungsvollen
Einleitung folgt, lässt keinen Zweifel über
seiner geforderten Zugehörigkeit zu zweiter
Kategorie. Dabei würde man aus seiner
pro-israelischen, blinden und ....
bedingungslosen Verbissenheit durchaus
ableiten, dass er zur ersten Kategorie
gehört.
Daran soll’s nicht liegen.. Die Israelis
ihrerseits gehören selbstverständlich zu den
Umsichtigen: was für eine Demokratie, in der
man über die Art und Weise, wie auf seinen
besten Feind einzuschlagen ist, und über den
geeignetsten Zeitpunkt in aller Ruhe
diskutieren kann! Laut Glückmann stellen
sich die Umsichtigen nicht mehr und nicht
weniger als drei Fragen: „Ist der Zeitpunkt
gekommen? Bis wohin? Bis wann?“; Und die
Frage, ob es vielleicht nicht andere
Lösungen als die Verwendung brachialer
Gewalt gibt, stellt er sich offensichtlich
nicht... Was für eine schöne Demokratie, die
eine einvernehmliche Haltung - egal wie
kriminell sie ist - anzunehmen weiß, sobald
es um ihr „Überleben“ in einem feindlichen
Umfeld geht! So etwas lässt den
Palästinensern wenig Hoffnung.
Gluckmann sieht jedoch „einen
Hoffnungsschimmer aufkeimen“: manche
vermeintlichen Bedingungslosen sollen dazu
neigen, etwas umsichtiger zu werden, so wie
Mahmud Abbas, der „den Mut findet, der Hamas
[...] die ursprüngliche Verantwortung für
das Unglück der Zivilbevölkerung von Gaza
anzulasten“. Ja, man brauchte tatsächlich
Mut, um sich einem Standpunkt anzuschließen,
der kein anderer ist, als der Standpunkt von
Israel und seinen Gefolgsleuten.
Mahmud Abbas, der durch die jüngsten
Ereignisse weiter geschwächt und noch etwas
mehr diskreditiert wurde, findet also
langsam Gnade in den Augen unseres
Philosophen, der offensichtlich kurz davor
ist, ihn als einen guten Palästinenser
anzusehen. Aber verstehen Sie richtig,
gemeint ist ein gefügiger Palästinenser, den
die Israelis nach Belieben manipulieren und
ad vitam aeternam zappeln lassen können,
während sie mit Ausdauer und Geduld ihr
großes Werk, die Kolonisierung des
Westjordanlands, fortsetzen, dessen Endziel
es ist, für alle Ewigkeit die Gründung eines
lebensfähigen palästinensischen Staat zu
verhindern. Im Schlusswort seiner
„Kriegstagebücher“ erwähnt Lévy auch diese
guten, friedensdurstigen Palästinenser:
„Hier sind sie, natürlich, die
Gesprächspartner für Israel, sagt er in
einem lyrischen Schwung.
Hier sind sie, die Partner des künftigen
Friedens“. Er spricht von Mustapha
Barghouti, Vorsitzender der Palestinian
Relief Society, und von Mamdouh Aker, Arzt,
„moralische Instanz und Veteran des
israelisch-palästinensischen Dialogs“, die
er in Ramallah getroffen hat. „ Ein Frieden
trotz allem, führt er vollen Schwung fort.
Ein Frieden über die Verwüstungen und die
Tränen hinweg. Ein Frieden der Vernunft,
ohne Gefühlsausbruch und Enthusiasmus – aber
vielleicht, deswegen, so nah wie noch nie
greifbar. Zwei Völker, zwei Staaten. Ein
trockener Frieden“.
Er wird uns erklären müssen, wie es möglich
sein soll, den Frieden zu machen, wenn man
sich weigert, mit den Vertretern des
palästinensischen Volkes zu reden und wenn
selbst „moderate Palästinenser“ wie
Barghouti und Aker, wie Lévy selbst sagt,
„nicht an die Ernsthaftigkeit eines durch
einen Ministerpräsident auf dem Absprung
getragenen Friedensangebots glauben“. Müssen
neue Wahlen abgehalten werden, die
höchstwahrscheinlich die Übergelegenheit der
Hamas bestätigen werden? Oder wird man
weiterhin das Recht der Palästinenser auf
Demokratie leugnen? Die Leerformeln des
Herrn Lévy sind eine Beleidigung der Opfer
von Gaza sowie derjenigen, die diese Hölle
überlebt haben. Der Frieden, sollte er noch
möglich sein, kann nicht so ein „trockener
Frieden“ werden, als dessen Fürsprecher er
sich hinstellt.
Frieden kann nicht entstehen, wenn man die
Tausende Opfer der seit 61 Jahren durch die
israelischen Politiker gewissenhaft
durchgeführten, ethnischen Säuberung in der
Versenkung verschwinden lässt, insbesondere
die jüngsten Opfer der Strafexpedition in
Gaza. Der Frieden wird um eine
Versöhnungskommission nicht herumkommen, die
alle von dieser und jener Seite begangenen
Verbrechen berücksichtigt, so wie es z.B. in
Südafrika nach dem Apartheid stattfand. Was
seiner Vision von „zwei Völker, zwei
Staaten“ angeht, welchen Sinn soll sie
haben, wenn man weiß, dass jeder fünfter
Israeli Palästinenser ist? Ist Lévy etwa ein
Befürworter von dem, was die Israelis
höflich den „Transfer“ der Palästinenser
nennen, dass heißt, die Vertreibung all
derjenigen, die den jüdischen Charakter
ihres Staates bedrohen? Eine Idee, die in
Israel offen diskutiert wird und die
offensichtlich in einer immer
extremistischeren israelischen Gesellschaft
unbeirrt seinen Weg geht.
Aber kommen wir zu den von Lévy in der
Wochenzeitschrift Le Point aufgeführten
Fakten. Kein anderes Land als Israel, sagt
er zuerst, „würde es dulden, dass über
Jahren Tausende von Granaten auf seine
Städte fallen„: er wundert sich also nicht
so sehr über die „Brutalität“ Israels wie
über seine lange Zurückhaltung. Nebenbei sei
auf die geschickte Benutzung der
Gänsefüßchen hingewiesen, um die angebliche
israelische Brutalität zu minimieren oder
anzuzweifeln, und auf die Unterstreichung
des Wortes „Zurückhaltung“ durch
Kursivformat, um ihre Weisheit zu loben.
Sonst macht Lévy, der, wie er oft zugibt,
kein Militärexperte ist, einen groben Fehler
(aber vielleicht ist er auch gewollt?), wenn
er von Granaten anstelle von Raketen
spricht.
Der Unterschied ist erheblich. Denn die in
Gaza durch israelischen Granate verursachten
Schäden sind unvergleichbar größer als die
in Sderot durch Hamas-Raketten verursachten.
Schließlich auch wenn der Alltag der
israelischen Grenzbewohner in den letzten
Jahren nicht gerade lustig war, was soll man
über die jahrzehntelange Besatzung und
Demütigung sagen, die die Palästinenser
ertragen müssen? Lévy hat offensichtlich
nichts darüber zu sagen. Er wird es bestimmt
vorziehen, uns daran zu erinnern, dass Gaza
seit drei Jahren kein „besetztes
Territorium“ mehr ist.
Wie jedoch Norman Finkelstein sagt[6],
„obwohl Israel 2005 seine Siedler und
Soldaten von Gaza zurückgezogen hat,
kontrolliert es weiterhin sehr streng die
Küste vor Gaza sowie den Luftraum und die
Grenzen. Folglich bleibt Israel eine
Besatzungsmacht mit der rechtlichen
Verpflichtung, die Zivilbevölkerung von Gaza
zu schützen. Aber die achtzehnmonatige
Belagerung des Gazastreifens vor der
jetzigen Krise verletzte diese Verpflichtung
in krassester Weise.
Die Belagerung führte zu einer fast völligen
Stilllegung der Wirtschaft, sie hinterließ
hungrige und schlecht ernährte Kinder und
hinderte die palästinensischen Studenten
daran, im Ausland studieren zu können“.
Seine Unaufrichtigkeit führt Lévy sogar
dazu, die Realität der „berühmten, einem
hungernden Volk aufgezwungenen, totalen
Blockade“ und der humanitären Krise, die zur
Zeit in Gaza herrscht, zu leugnen.
Von Sderot aus gesehen, ist die Lage in
Gaza, „so wie sie sein sollte“[7], um die
Worte von Livni nach einem Gespräch mit
Sarkozy zu benutzen. In Sderot also, da wo
er war, konnte Lévy sich davon überzeugen,
dass die israelischen Krankenhäuser
ununterbrochen „jeden Tag palästinensische
Verletzten aufgenommen und gepflegt haben“.
Aber warum sagt er uns denn nichts über die
große Dankbarkeit, die diese wenigen
Auserwählten ihren Wohltätern gegenüber
sicherlich nicht vergessen haben
auszudrücken? Sind alle Mittel
gerechtfertigt, um sich ein gutes Gewissen
zu geben zu versuchen?
Zum Glück hat auch Israel seinen Levy vom
Dienst, sicher von einem ganz anderen
Schlag. Gideon Levy, Journalist bei der
israelischen Tageszeitung Haaretz, prangert
die durch die Regierung und die Armee seines
Landes begangenen Verbrechen unaufhörlich
an. „Wir werfen Bomben auf Wohnanlagen ab,
sagt er, und dann versorgen wir die
Verletzten in Ichiloy; wir werfen Granaten
auf eine in UN-Schulen geflüchtete
Bevölkerung ab und anschließend behandeln
wir die durch uns behindert gewordenen Leute
in der Reha in Beit Lewinstein. Wir schießen
auf Leute und weinen dann über ihr
Schicksal; wir morden und dann jammern wir,
wir zerfetzen wie „automatische
Mordmaschinen“ Frauen und Kinder und
anschließend müssen wir unsere Würde
bewahren“.
Und der Gedanke, dass die Hamas durch den
Bruch der Waffenruhe der erste
Verantwortlicher des palästinensischen
Unheils sei - Glucksmann freut sich darüber,
dass Abbas das akzeptiert - muss ebenfalls
korrigiert werden. Wie die Archive der
Homepage des israelischen Außenministeriums
bestätigen, hat Israel als erstes die
Waffenruhe gebrochen, als es schon am 4.
November einen Angriff über den Gazastreifen
flog, wobei eine Person starb. Als
Vergeltung warf die Hamas Raketen und Israel
tötete dann weitere 5 Palästinenser.
In den darauffolgenden Tagen schoss die
Hamas weitere Raketen ab, ohne dass es Opfer
gab. Wie Finkelstein sagt, „kann Israel
nicht behaupten, sich gegen diese Eskalation
verteidigen zu müssen, denn diese Eskalation
wurde ja durch seinen eigenen Bruch der
Waffenruhe verursacht“[9]. Es sei
hinzugefügt, dass Israel während dieser
sechsmonatigen Waffenruhe die Zusage die
Blockade aufzuheben und die Checkpoints nach
draußen zu öffnen nicht eingehalten hat. Um
so verständlicher scheint es also, dass die
Hamas über die Situation erbost und über die
Verschlechterung der Lebensbedingungen der
Gaza-Bewohner besorgt war und folglich die
Waffenruhe nicht fortzusetzen wollte.
Die anderen „Fakten“, die Lévy erwähnt,
betreffen speziell die Ereignisse der
letzten Wochen: „Die Tatsache, sagt er
zuerst, dass die israelischen Granaten so
viele Opfer forderten, bedeutet nicht, wie
die Demonstranten letztes Wochenende
gröllten, dass Israel absichtlich ein
„Massaker“ betreibt, sondern dass die
Gaza-Führung bewusst eine gegensätzliche
Haltung zu derjenigen Israels gewählt hat,
die ihre Bevölkerung beschützt. Sie setzt
ihre Bevölkerung bewusst der Gefahr aus: die
altbekannte Taktik des „menschlichen
Schutzschilds“! Das macht die Hamas wie die
Hisbollah vor 2 Jahren: sie richtet ihre
Kommandozentralen, ihre Waffenlager, ihre
Bunker in den Kellern von Wohngebäuden,
Krankenhäusern, Schulen, Moscheen ein –
wirksam aber widerlich“.
Wieder einmal soll die Hamas die
Verantwortung für das Massaker tragen, denn
sie, so sagt es auch Glucksmann, „benutzt
die Gaza-Bevölkerung als menschlicher
Schtzschild“. Und Gilles Bernheim, der
Großrabbiner Frankreichs setzt noch eins
drauf; „die Hamas, behauptet er ungeniert,
lässt Familien, also Zivilisten, auf das
Dach einer Moschee steigen oder versteckt
sich in den Schulen um auf die israelischen
Armee zu schießen“[10]. Solche entehrenden
Behauptungen ermöglichen schließlich, die
Bombardierung von Schulen, Moscheen,
Krankenhäusern, Krankenwagen und Konvois der
Hilfsorganisationen zu legitimieren. Kein
des Namen würdigen Philosoph könnte jedoch
bestreiten, dass solche Taten in Anbetracht
der internationalen Rechtsordnung
Kriegsverbrechen darstellen. Diejenigen, die
wie Lévy, Glucksmann und Bernheim, diese
Taten verherrlichen, indem sie vergebens
versuchen, sie zu rechtfertigen, sollten
sich schämen! Denn nichts kann solche
Massaker rechtfertigen, wie das in einer
UNO-Schule (mindestens 43 Tote, darunter
viele Kinder) oder das in diesem Haus, das
bombardiert wurde, nachdem Zahal die
Bewohner des Viertels dort versammelt hatte
(30 Tote, die Hälfte davon Kinder).
Selbst wenn Hamas-Kämpfer in einer Schule,
einer Moschee oder einem Krankenhaus wären,
kann der Wille, sie zu beseitigen,
rechtfertigen, dass Dutzende von Zivilisten,
Männer, Frauen und Kindern in der Hoffnung
massakriert werden, dass vielleicht ein
Kämpfer drunter ist? Für den Großrabbiner
Frankreichs, der kurz vor Beginn der
Operation „gegossenes Blei“ ohne Zucken
behauptete, „das einzige Anliegen Zahal sei,
mit Liebe und Mut die Idee der
Menschlichkeit und der Freiheit für alle
Menschen zu bewahren“[11], ist die Antwort,
leider Gottes, wahrscheinlich ja. Eric Hazan
hat nicht übertrieben, als er vor ein paar
Tagen von „dem zweiten Tod des Judaismus“
sprach[12].
In dem Interview vom 22. Januar in der
Zeitung Le Figaro sagt Bernheim , dass er
schon „Mitgefühl mit der zivilen
palästinensischen Bevölkerung“ empfände,
aber es war, um noch besser im selben Satz,
im gleichen Atemzug, ohne Punkt und Komma,
sogar ohne jegliche Krokodilsträne die
„Hamas-Krieger“ zu stigmatisieren; er
bedauerte, dass sie „einem mörderischen Wahn
folgen würden, der sie überholt und
zermalmt“. Das Mitgefühl eines Herrn
Bernheim hat seine Grenzen. Das von Lévy
ebenfalls. Uns was Glucksmann angeht, sagt
sein Schweigen viel mehr als die üblichen
Floskeln seiner Gesinnungsgenossen.
Laut internationalem Roter-Kreuz-Komitee (CICR)
hat Zahal ebenfalls verhindert, dass
Hilfeleistungen zu den palästinensischen
Opfern kamen. Kinder blieben fünf Tage lang
in ihrem Haus in dem Viertel Zeitun mit dem
Leichnam ihrer getöteten Mutter eingesperrt.
Die israelische Armee verhinderte, dass
Hilfe in dieses Viertel kam, in dem gekämpft
wurde und in dem zahlreiche Tote und
Sterbende lagen. Die israelische Armee ist
den palästinensischen Verletzten nicht zu
Hilfe gekommen und hat die Prinzipien der
Genfer-Konvention verletzt, indem sie dem
Roten Kreuz nicht erlaubte, den Opfern zu
helfen.
Noch besser, das Hilfswerk der Vereinten
Nationen, UNRWA musste über mehrere Tage
seine Hilfsaktionen einstellen, nachdem
eines seiner Konvois durch die israelische
Armee bombardiert und der Fahrer eines
Krankenwagens getötet wurde. Schließlich hat
die israelische Armee Waffen eingesetzt, die
in Wohnbezirken absolut verboten sind, wie
z.B. Granate mit weißem Phosphor und DU(=Depleted
Uranium)-Munition, ganz zu schweigen von der
neuesten amerikanischen Wunderwaffe, der
„intelligenten“ Bombe DIME (für Dense Inert
Metal Explosive), die aus kleinen mit einer
Wolfram-, Kobalt-, Nickel- oder
Eisenlegierung versehenen
Kohlenstoffkügelchen bestehen und derer
Explosionskraft enorm ist: „Auf zwei Meter,
erklärt einer der beiden norwegischen Ärzte,
der im Krankenhaus al-Chifa in Gaza während
der Ereignissen war und dessen Äußerungen in
Le Monde[13] wiedergegeben werden, wird der
Körper durchtrennt; auf acht Meter werden
die Beine abgetrennt, wie verbrannt durch
Tausende von Nadelstiche.
Wir haben die durchtrennten Körper nicht
gesehen, aber wir haben viel Amputierte
gesehen. Es gab ähnliche Fälle 2006 im
Südlibanon und wir sahen welche im gleichen
Jahr in Gaza während der israelischen
Operation „Sommerregen“. Versuche mit Ratten
haben gezeigt, dass diese Partikel, die im
Körper bleiben, krebserregend sind.“
Seit Beginn der Waffenruhe und dem Rückzug
der israelischen Armee häufen sich die
Aussagen und die Beweise, jeder erdrückender
als der andere. Man muss es der Zeitung Le
Monde hoch anrechnen, dass sie ausführlich
darüber berichtete. In der arabischen Welt
haben Hunderte Millionen Zuschauer bei den
Info-Kanälen wie Al-Jazeera oder Al-Arabiva
diese zerlegten, verstümmelten, verbrannten
Kinderkörper gesehen. Das Image von Israel
hat wieder einmal einen Schlag erlitten,
vielleicht den fatalen Schlag, den Point of
no return. Ob Lévy, Glucksmann und Bernheim
es wollen oder nicht, es hat tatsächlich
Israel das Blut der palästinensischen Kinder
an den Händen kleben und nicht die Hamas.
Und was die Überlebenden, die Blinden, die
Verbrannten, die für immer Verstümmelten,
die Querschnittgelähmten oder auch nur die
Waisen als die letzten Überlebenden von
dezimierten Familien angeht, sie werden
niemals vergessen, und es ist schwer
vorstellbar, dass sie eines Tages mit ihren
Peinigern in Frieden leben können.....
Die Israelis selbst scheinen nun zu
begreifen, dass das was sie gemacht haben,
nicht gutgeheißen wird. Keine Reue, nein,
auch kein Bedauern und keine Abbitte. Alle
gratulieren sich und beglückwünschen sich
für diesen „kleinen schönen Krieg“, dessen
einziges „positives“ Ergebnis es ist, „das
Abschreckungsvermögen von Zahal
wiederhergestellt“ zu haben, d.h. die
Fähigkeit jederzeit einige Hunderte oder
Tausende Palästinenser zu massakrieren, um
sie davon abzubringen, sich gegen die
Besatzung zu wehren. Laut Tzipi Lini, die
die Verluste unter zivilen palästinensischen
Bevölkerung als „Ergebnis der Umstände“
bezeichnet hat, ist Israel im frieden mit
sich selbst“[14].....
Also ein ruhiges Gewissen. Einziger Dämpfer:
die Angst, dass die Offiziere von Zahal sich
nicht frei außerhalb von Israel bewegen
könnten, sollten sie wegen Kriegsverbrechen
belangt werden. Wenn man der Zeitung
Yedioth-Ahronoth glauben darf, soll die
israelische Armee ihre hohen Offiziere, die
nach Europa wollen, vor dem Risiko eines
möglichen internationalen Haftbefehls
gewarnt haben.
Sie hat auch jedem untersagt, die Identität
der Offiziere preiszugeben, die an dem
Gemetzel beteiligt waren. Die Kriminellen
haben bestimmt Gründe, sich Sorgen zu
machen. Auch wenn es nicht ihre erste
Missetat ist, die Empörung über ihre letzten
Verbrechen ist so groß, dass man durchaus
denken kann, dass die laufenden
Untersuchungen und die eingeleiteten
Verfahren eine kleine Chance haben, zu
konkreten Ergebnissen zu gelangen. Hoffen
wir, dass nicht nur ein paar Stabsoffiziere
belangt werden sondern auch und vor allem
die tatsächlichen Verantwortlichen Olmert,
Barak und Livni.
Aber offensichtlich reicht es noch lange
nicht, um einen Glucksmann oder einen Lévy
zu erweichen. Trotz der gehäuften
israelischen Kriegsverbrechen bleiben die
beiden zusammen mit ihren angepassten
Kumpels aus den Pariser Promi-Kreisen,
diesen umsichtigen oberflächlichen
Philosophen und Pseudo-Intellektuellen,
deren Gewissen und Urteilsfähigkeit
verschwindet, sobald es um das „Überleben“
Israels geht, in Frankreich die treuesten
und wirksamsten Vermittler der israelischen
Kriegspropaganda und ihrer kriminellen
Politik, die innerhalb drei Wochen mehr als
1.300 Palästinenser tötete, darunter
mindestens ein Drittel Kinder, und Tausende
verletzte....
Es muss schon unendlich viel mehr sein, was
einem Bernard-Henri-Lévy aus der Fassung
bringen kann, der es sogar wagt, zu sagen,
dass „die Israelis auf militärische
Einrichtungen abzielen und schlimme Schäden
unter den Zivilisten verursachen, ohne dass
sie dies beabsichtigt hätten“. Dies trägt im
Kriegsjargon den Namen „Kollateralschaden“,
einen Name, der zwar scheußlich klingt,
dafür um so besser auf die tatsächliche
strategische und moralische Dissymmetrie
hinweist. Denn die Hamas-Palästinenser
„schießen ja auf Städte, oder anders gesagt
auf Zivilisten“, sagt er weiter, und begehen
also „Kriegsverbrechen“. Man kann die
Schlichtheit und die Klarheit der
Argumentation nur bewundern.
Es ist jedoch schwer zu glauben, dass das
palästinensische Parlament, die Ministerien,
die Universität, die Krankenhäuser, die
Moscheen, die Schulen und die Lagerhäuser
der UNRWA, die offenbar zivile Ziele sind,
systematisch aus Versehen zerstört wurden
und auch nicht, dass sich hinter den
Hunderten getöteten Kinder und der weiteren
Tausenden Verletzten Hamas-Kämpfer
versteckten. Gideon Levy sagte am 15. Tag
dieses Massakers: „Dieser Krieg ist auch von
seinen Opfern her ein Kinderspiel.
Ein Drittel der im Gazastreifen Getöteten
sind Kinder, 311 laut palästinensischem
Gesundheitsministerium, 270 laut der
Menschenrechtsorganisation B’Tselem - von
insgesamt tausend Toten bis Mittwoch, den
15. Januar 2009. Circa ein Drittel der 4.500
Verletzten sind ebenfalls Kinder laut den
Zahlen der UNO, wonach die Zahl der
getöteten Kinder seit Beginn der
Bodenoffensive sich verdreifacht hat. Dies
ist ob nach moralischem oder humanitärem
Standpunkt ein zu großes Missverhältnis
bezüglich der Kriegsopfer“. „Man kennt aus
der Geschichte unzählige Kriege mit einer
unfassbaren Zahl an Getöteten, führt er
fort, aber die Zahl der getöteten Kinder im
Gaza-Krieg – ein Drittel der Toten – hat man
bisher laut Menschengedächtnis nirgendwo
gesehen“[15].
Die Verhältnisfrage führt uns natürlich zu
dem brillanten Aufsatz von Meister
Glucksmann, einer „(ein)leuchtenden“
Reflexion über die Benutzung des Adjektivs
“unverhältnismäßig“, das als übertrieben
empfunden wird, sobald es sich auf Israel
bezieht, und zwar aufgrund des folgenden,
zumindest entrüstenden Arguments: der
jetzige Konflikt ist wie jeder andere,
ernsthafte Konflikt von Anfang an und
demnach von Natur aus „unverhältnismäßig“.
Wenn ich richtig verstehe, wäre also das
hinzufügen des Adjektivs „unverhältnismäßig“
nichts anderes als ein Pleonasmus, den man
sich ersparen sollte..... Nebenbei gemerkt,
kennt Glucksmann eines der Grundprinzipien
der Genfer Konventionen nämlich das Prinzip
der „Verhältnismäßigkeit“ nicht, bzw. tut es
so als würde er es nicht kennen.
Da jedoch Israel offensichtlich über die
besagten Konventionen steht.... erreicht
Glucksmann das Gipfel des Zynismus, wenn er
folgende Frage stellt: „Welches angemessene
Verhältnis müsste von Israel beachtet
werden, damit es sich die Gunst der
Öffentlichkeit verdient?“ Man spürt die
ganze Frustration derjenigen, die durch die
internationale Öffentlichkeit daran
gehindert werden, noch radikalere Lösungen
einzusetzen; und man wagt kaum, sich
vorstellen, was diese ohne diese verfluchten
„Bedingungslosen“ wären.
Gemäß dem Autor kann also Israel die
naturgegebene Ungleichheit der vorhandenen
Kräfte und Mittel nur hinnehmen. Zum Besten
der Palästinenser, da Zahal „ihre technische
Überlegenheit dafür einsetzt, ihre Ziele
genau abzustecken“ und somit die zivile
Bevölkerung zu verschonen: Die Bombardierung
von Schulen, Moscheen und Krankenhäusern
veranschaulicht am besten die
Urteilsfähigkeit, die Menschlichkeit, die
„moralischen Skrupel“ (um die vom Autor
gewählten Worte zu benutzen) der
israelischen Armee! Wenn es nach unserem
Philosoph gehen würden, sollte man sich
eigentlich den „Versuchungen der
Bedingungslosigkeit entziehen“ und folglich
wahrscheinlich anerkennen, dass Israel nicht
anders vorgehen kann, als ohne jeglichen
Skrupel und Moral alles, was sich bewegt,
blind zu massakrieren.
Bernard-Henri Lévy bemüht sich ebenfalls,
die vermeintliche Moral der israelischen
Armee zu beweisen, wie der fünfte der sechs
in seinem Artikel in Le Point aufgeführten
„Fakten“ am besten zeigt: „ Da man Klartext
sprechen sollte, schreibt er, sollte man ein
Ereignis erwähnen, worüber die französischen
Medien seltsamerweise wenig gesprochen
haben, wofür ich jedoch bei keinem anderen
Krieg und seitens keiner anderen Armee einen
Präzedenzfall kenne: während des
Luftangriffs haben die Zahal-Einheiten die
Gaza-Bewohner, die in der Nähe eines
militärischen Zieles wohnen, systematisch
angerufen (die angelsächsischen Medien
sprechen von 100.000 Anrufe) und sie
gebeten, die Gegend zu verlassen“.
Kolonialministerin, Tzipi Livni, die
ebenfalls auf die außerordentliche Rücksicht
durch Zahal hinwies, wurde von einem
Al-Jazeera-Journalisten gefragt, wohin die
Bewohner, die per Telephon gewarnt wurden,
dass ihr Haus oder Ihr Viertel bombardiert
werden sollte, hätten flüchten sollen,
während die Übergänge vom Gazastreifen nach
außen sowohl von Israel als auch von Ägypten
geschlossen wurden und die einzigen als
sicher geltenden Orte, wo sich die zivile
Bevölkerung hätte in Sicherheit bringen
können, wie Schulen, Moscheen oder
Krankenhäuser ebenfalls bombardiert wurden.
Wir wissen, welches Schicksal diejenigen,
die sich für eine solche Lösung entschieden
haben, erfahren haben. Selbstverständlich
hat es Livni vorgezogen, dieser
verfänglichen Frage auszuweichen. Wir hätten
sie doch so gerne gefragt, was vorgesehen
war, für den Fall, dass die Telefonleitung
der zu evakuierenden Leute besetzt oder auch
nur tot gewesen wäre. Wäre die Bombardierung
solange hinausgezögert worden, bis man die
Leute hätte kontaktieren können? Hätte man
ihnen vielleicht ein Einschreiben mit
Rückantwort geschickt? Der brave Soldat Lévy
wird uns bestimmt aufklären können, er ist
ja so gut informiert.
In seinen „Kriegstagebücher“ findet er auch
in der Erwähnung von Asaf, diesem
Hubschrauberpilot voller Skrupel, für den
„nichts den Tod eines Kindes rechtfertigen
kann“, eine erneute Gelegenheit, die
Humanität der israelischen Armee zu
unterstreichen. Hier seine ergreifende
Erzählung: „Videos des Cokpit von Asaf.
Aufnahme seines Gesprächs am 3. Januar mit
jemandem am Boden, den er darüber
unterrichtet, dass er alles abbrechen will,
weil der „Terrorist“ in seiner Visierlinie
von einem Kind eingeholt wird. Und dann
unglaubliche Filme – ich habe 4 angeschaut –
über diese schon abgeworfenen Raketen, die
der Pilot von ihrem Zielkurs ablenkt und
somit in einem Feld explodieren lässt, weil
er sieht, dass eine Zivilperson auf seinem
Schirm auftaucht oder weil der angepeilte
Jeep in die Garage eines Gebäude einfährt,
dessen Bewohner nicht gewarnt wurden, wie
sonst üblich. Dass nicht alle die selben
Skrupel haben, kann ich mir wohl denken
(denn wie wären sonst die allzu zahlreichen
und inakzeptablen Blutbäder zu erklären?)
Es ist aber wichtig zu sagen, dass es Leute
wie Asaf in Zahal gibt, dass die Anweisungen
befehlen, eher so wie Asaf vorzugehen,
kurzum, dass Asaf keine Ausnahme sondern die
Regel ist (und sei drum um das Klischee, das
Zahal auf ein Haufen Grobiane, die auf
Frauen und Alten losgehen...)“. Angesichts
des durch die Bombardierungen angerichteten
Blutbads ist es schwierig zu glauben, dass
Leute wie Asaf die Regel sind. Vom ersten
Tag an, schreibt Gideon Levy,[16] „haben sie
die Diplomverleihung an die jungen
Polizeioffiziere bombardiert, die dieses
seltene Privileg hatten, eine Arbeit in Gaza
zu finden; sie wurden zu Dutzenden
massakriert. Sie haben eine Moschee
bombardiert und töteten dabei fünf Schwester
der Familie Balousha, die jüngste war gerade
vier Jahre alt.
Sie haben ein Polizeirevier bombardiert und
dabei einen Arzt getroffen, der sich in der
Nähe befand. Dieser vegetiert nun im Koma im
Krankenhaus Shifa dahin, das mit Verletzten
und Toten überfüllt ist. Sie haben eine
Universität bombardiert, die wir in Israel
die palästinensische Rafael nennen..... und
die Studentenwohnheime zerstört. Sie haben
Hunderte von Bomben vom blauen Himmel
abgeworfen, ohne dabei auf den geringsten
Gegenschlag oder Gegenwehr zu stoßen.
Innerhalb 4 Tagen haben sie 375 Personen
getötet. Sie haben nicht unterschieden, denn
sie konnten es nicht, zwischen einen
Hamas-Verantwortlichen und seinen Kindern,
zwischen einem Verkehrspolizisten und einem
Qassam-Werfer, zwischen einem Waffenversteck
und einem Krankenhaus, zwischen dem ersten
und dem zweiten Stockwerk eines dicht
bevölkerten Wohngebäudes mit Dutzenden von
Kindern darin. Gemäß den erhaltenen
Informationen war ca. die Hälfte der
getöteten Personen unschuldige Zivilisten“.
Die Schlussfolgerung von Glucksmann kann in
einem Satz zusammengefasst werden: „es ist
nicht unverhältnismäßig, überleben zu
wollen“, sagt er. Aber von wem spricht er
denn? Von den Bewohnern von Gaza, die über
Monate alles entbehren mussten und auf die
wie auf Kaninchen geschossen wurde, ohne
dass sie sich verteidigen oder flüchten
konnten, wodurch sie Opfer von widerlichen
Kriegsverbrechen wurden? Natürlich nicht. Es
geht um Israel, das ewige Opfer, das kämpfen
muss, um in einem feindlichen Umfeld zu
überleben, einem Umfeld, das eigentlich
immer feindlicher wird, je länger die Liste
der blutigen Verbrechen wird, deren letztes
in Gaza begangenes Verbrechen die Grenzen
des Abscheu immer weiter hinausschiebt und
gleichzeitig die Hoffnung für Israel, eines
Tages im Frieden zu leben, womöglich für
immer begräbt. Die Schlussfolgerung von Lévy
in seinem „Notizblock“ in Le Point ist nicht
weniger interessant als die von Glucksmann.
Der schlimmste Feind der Palästinenser,
schreibt er, ist die Hamas, derer
„extremistischen Führer weder den Frieden
noch einen Staat wollten, und ihr Volk nie
anders denn als Instrument und Geisel
sahen“.
Unseres Wissens ist der Staat Israel der
einzige Feind, den die Palästinenser der
ganzen Welt seit 60 Jahren kennen, dessen
koloniale und rassistische Politik ihnen bis
heute verbietet, normal und mit Anstand in
ihrem eigenen, von der zionistischen
Besatzung befreiten Staat zu leben. Was die
Hamas betrifft: sie ist zur Zeit, ob man es
will oder nicht, der einzige, glaubwürdige
Vertreter des palästinensischen Widerstands
gegen diese Besatzung, und sie besteht, wie
alle Widerstandsbewegungen auf der Welt, vom
französischen Algerien zum britischen
Nordirland über die türkischen Kurden, aus
einem politischen und einem militärischen
Arm.
Außerdem wurde ja der politische Arm der
Hamas schon vor 2 Jahren durch die
Palästinenser in Gaza und im Westjordanland
demokratisch gewählt, um das Schicksal ihres
Staatenembryos zu lenken. Dabei hatten die
zahlreichen internationalen vor Ort
anwesenden Beobachter den guten Ablauf und
die Transparenz der Wahlen bestätigt.
Israel, die USA und Europa vergaßen doch
schnell die demokratischen Ideale, auf die
sie sich sonst gerne berufen, und weigerten
sich das Ergebnis an den Wahlurnen
anzuerkennen und die Entscheidung des
palästinensischen Volkes zu akzeptieren. Sie
entschieden sich dazu, die Hamas zu
dämonisieren und isolieren, und zögerten für
ihre Zwecke sogar nicht, die gesamte
Gazabevölkerung einer verheerenden Blockade
zu unterwerfen, derer humanitäre und
wirtschaftliche Konsequenzen katastrophal
waren. Nach alldem können Sie jetzt einen
Palästinenser fragen, was er von unserem
demokratischen Modell hält! Er wird sie
auslachen, egal ob er Mitglied oder
Sympathisant der Hamas ist oder nicht.
Denn, um von dieser „zweigleisigen
Demokratie“ angewidert zu sein, braucht man
kein „Islamofaschist“ zu sein, um die
Bezeichnung des widerlichen Taguieff zu
benutzen, wobei ich wetten könnte, dass er
nicht in der Lage ist, auch nur einen
einzigen Palästinenser zu finden, der ein
„Feind der Freiheit“[17] wäre. Andererseits
wird es für ihn nicht schwierig sein,
Palästinenser zu finden, die ausschließlich
die israelische Besatzung gekannt haben und
somit ganz einfach nicht wissen, was
Freiheit ist: die unter 60-jährige
Bevölkerung, die nach der Nakba, der
palästinensischen Katastrophe der
Vertreibung, geboren ist, stellt mindestens
90% der Bevölkerung des Gazastreifens und
des Westjordanlandes dar. Und was die
Formulierung von Lévy angeht, sehen wir uns
leider gezwungen, sie ihm zurück zu
schicken, und sogar lieber zweimal: Israel
ist nicht nur für die Palästinenser der
(schlimmste) Feind.
Israel ist auch für die Juden auf der ganzen
Welt der schlimmste Feind. Seine kriminelle
und selbstmörderische Politik bildet für den
Antisemitismus den besten Nährboden, das man
sich vorstellen kann. Und die schlimmsten
Feinde Israels sind nicht die Palästinenser,
und auch nicht die Araber oder die „Islamofaschist“,
sondern wohl all diese meistens jüdischen
Intellektuellen und Politiker, die überall
in der Welt trotz allem die Kolonialpolitik
Israels weiterhin unterstützen und fördern.
Ein Lévy, ein Glücksmann, ein Finkielkraut,
ein Klarsfeld und andere Lanzmann sind in
Frankreich deren berühmtesten Vertreter.
Man erweist nämlich Israel keinen Dienst,
indem man es in diese Flucht nach vorne, die
schnurstrack zu Katastrophe führt, bestärkt.
Man erweist den Juden in Frankreich
ebenfalls keinen Dienst, wenn man die
Vermischung zwischen Juden, Israelis und
Zionisten fördert. Wenn man den Großrabbiner
Gilles Bernheim hört, oder den CRIF-Vorstand
[französischer Zentralrat der Juden][18],
der behauptet im Namen der Juden Frankreichs
zu sprechen, wenn man hört, wie sie Israel
bedingungslos unterstützen und die durch
Zahal begangenen Verbrechen gutheißen,
verstehen man dann, wie ein junger
pro-palästinensischer Franzose sich unschwer
davon überzeugen kann, dass der Feind nicht
nur Israel sondern letztendlich „die Juden“
sind. Gerade diejenigen, die, wie sie sagen,
ein „Überschwappen des Konflikts“
befürchten, fördern dies letztendlich durch
ihre Stellungnahmen und ihre Worte, die
nicht nur meistens ohne jegliches Mitgefühl
für die Opfer von Gaza, sondern ebenso
völlig unverantwortlich sind, genau wie die
„politischen“ Entscheidungen Israels, das
von dem Kraftkult und der durch die
US-amerikanische politische und militärische
Unterstützung hervorgebrachten Machtillusion
verblendet ist.
Die Verblendung dieser potenziellen
Kriminellen findet nur ihresgleichen in der
Verblendung der israelischen Politiker über
alle Parteien hinweg, jedoch mit der
erwähnenswerten Ausnahme der arabischen
Parteien, die für die bevorstehenden
Parlamentswahlen nicht zugelassen wurden.
Was für eine schöne Demokratie, das kann man
nie genug wiederholen! Auf jedem Fall die
einzige, in der die natürlichen Vertreter
eines Fünftels der Bevölkerung problemlos
und unter trügerischem Vorwand von
nationalen Wahlen ausgeschlossen werden
können.
Lévy ist seinerseits den Palästinensern
Israels in Baka El-Garbil in der Nähe von
Oum al-Fahm entgegengegangen, „einer dieser
Städte mit israelischen Arabern, die sich
1948 dafür entschieden haben, dort zu
bleiben“.... Ich habe das Verb kursiv
markiert, denn es ist offensichtlich, dass
Lévy, der genug Tricks auf Lager hat, es
absichtlich gewählt hat, um den Eindruck zu
erwecken, dass die anderen 800.000
freiwillig in das Westjordanland, nach Gaza
und in die Nachbarländer geflüchtet sind. Er
hat bestimmt die Werke der israelischen
„Neuen Historiker“ gelesen, die die Wahrheit
über die ethnische Säuberung von 1948 ans
Tageslicht gebracht haben und mit einigen
der Gründungsmythen Israels gebrochen haben,
aber er ignoriert sie lieber. Wie dem auch
sei, er hat bei einer
Solidaritätsdemonstration für die
Palästinenser von Gaza zugesehen und am
Anfang des Zuges „Jugendlichen mit Kapuzen
beobachtet, die also mitten in Israel zu
Intifada, zum Djihad und zum Märtyrertum
aufrufen“. Er hat sie gefragt: „Dieses
Israel, das ihr so bespuckt, ist das nicht
auch euer Israel? Ist das nicht der Staat,
dessen Bürger ihr seid, zum gleichen Teil
und mit den gleichen Rechten wie seine
anderen Bürger?“
Man antwortet ihm, „dass Israel ein
rassistisches Staat ist“, der seine
arabischen Bürger wie „Untermenschen“
behandelt. Lévy ist keineswegs über diese
„zweigleisige Demokratie“ entrüstet. Er
bleibt lieber positiv und sieht darin ein
Hinweis auf den guten Zustand Israels: „Wie
stark muss wohl eine Demokratie sein, sagt
er, die zu Kriegszeiten damit zurechtkommt,
dass jeder fünfter Bürger kurz vor der
politischen Abspaltung steht.“ Aufgrund der
Nichtteilnahme der kürzlich verbotenen
arabischen Parteien, ist es schwer
ersichtlich, wodurch die Palästinensern sich
von den bevorstehenden Wahlen betroffen
fühlen sollten. Sollen sie Livni, Barak oder
Netanyahou wählen? Die ersten zwei haben
gerade ihre Brüder in Gaza massakriert und
der dritte, der als Premierminister zwischen
1996 und 1999 am endgültigen Scheitern des
Osloer Abkommens beteiligt war, verheißt
noch Schlimmeres....
Kürzlich wurde Michel Warchawski gefragt,
was er denn von den Gedanken unserer beiden
Philosophen bezüglich Gaza denkt. Ich kann
es mir nicht entgehen lassen sein Antwort im
vollen Wortlaut zu wiedergeben[19]: „Leute
wie Glucksman und BHL, sagt er, haben mich
nie beeindruckt. Sie sind Ausdruck eines
typisch französischen Phänomens: die von den
Medien aufgebauschten Produzenten. Ich sage
Produzent und nicht „Intellektueller“, denn
auch wenn sie zwar reichlich viele Worte
produzieren, sie haben nicht eine einzige
neue oder originelle Idee entwickelt, sie
haben höchsten 10 Jahre später die
amerikanischen, neo-konservativen Ideologen
nachgeahmt.
Außerdem ist ein Intellektueller, der diese
Bezeichnung verdient, - und es gab Zeiten wo
es große Intellektuelle in Frankreich gab –
immer ein Dissident und Kämpfer und kein
Ideologe des Establishments. Ich sage von
den Medien aufgebauscht, denn die beiden
brillieren nicht in den Sphären der
Intellektuellen und der Universitäten
sondern in der Glitzerwelt der Talkshows.
Wer hat schon an einer amerikanischen oder
asiatischen Uni von BHL gehört? Diese
Kettenhunde des Establishments haben noch
nie eine einzige interessante und originelle
Idee vorgebracht. Angesicht des momentanen
Gemetzels machen sie nichts anderes als mit
den Wölfen zu heulen und das von
militärischer Seite vorgegebenes Lied
nachzusingen, jedoch mit weit weniger Talent
als ein Oz oder Yehoshua, ihren Vorbilder
bei uns.“
Während die Gaza-Bewohner ihre Toten zählen,
haben sich Glucksmann und Lévy in ihr
bequemes Pariser Loft oder sogar in ihrem
Riyad (Villa) in Marrakesch zurückgezogen
und beobachten durch die kleine verstaubte
Dachlucke, die ihnen als Fenster zu Welt
dient, das von Davidsternen bespickte
Himmelsgewölbe. Vielleicht meditieren sie,
solange die Zeit noch reicht, (und das wird
wohl das übelste, das man ihnen wünschen
kann) über das tragische Schicksal
Goliaths.... Gewiss unverhältnismäßig aber
nicht hoffnungslos. Denn es gibt gerechte
Anliegen, gegen die alle Armeen dieser Welt
nie etwas ausrichten werden können. Und das
Anliegen der Palästinenser gehört dazu.
1) Le Monde vom 27. Juli 2006 « La guerre
vue d’Isarel » (Der Krieg von Israel aus
gesehen)
2) Le Journal du Dimanche vom 28. Januar
2009
3) Laut einem ersten Bericht des PCHR (Palestinian
Center for Human Rights) für die Zeit vom
27. Dezember 2008 bis 18. Janaur 2009.
4) Siehe als Beispiel „Der Sinn der Schlacht
um Gaza. Radikaler Antizionismus und neue
Judeophobie“, Gespräch zwischen Aleksandra
Rybinska und Pierre-André Taguieff in der
polnischen Tageszeitung Rzeczpospolita (Die
Republik) vom 17.-18. Januar 2009.
5) Pierre Barbancey, „Gaza. Unter dem Beton
die Körper toter Kinder”, Artikel in der
Ausgabe vom 19. Januar 2009.
6) Beitrag von N. Finkielstein in der
Sendung von Amy Goodman, Democracy Now! Vom
8. Janaur 2009, niedergeschrieben und ins
französische übersetzt von Florence Labat
für die Webseite Info-Palestine, unter dem
Titel „Einige Fakten über die Hamas und den
israelischen Angriff auf Gaza“ (am 15.
Januar online gestellt)
7) Libération vom 1. Januar 2009: „Die
[israelische Außen-]Ministerin hat außerdem
versichert, dass Israel während den
Operationen zwischen dem Krieg gegen den
Terrorismus, gegen die Hamas und der zivilen
Bevölkerung unterscheidet. Dabei halten wir
die humanitäre Lage in Gaza genau so wie sie
sein soll“.
8) G. Levy, „Die Zeit der Gerechten“, in der
Tageszeitung Haaretz vom 9. Januar 2009
veröffentlicht („The Time of the Righteous“).
9) N. Finkelstein, ibid.
10) Äußerung am Sonntag, den 11. Januar 2009
im Radiosender Europe 1 in der Sendung „C’est
arrivé demain“ von Dominique souchier.
11) Äußerungen am 4. Dezember 2008 in Paris
am Rande eines vom CRIF organisierten,
stillen Solidaritätstreffen für die
israelischen Opfer der Hamas.
12) E. Hazan, „der zweite Tod der Judaismus“
am 15. Januar 20009 auf diversen Webseiten
online veröffentlicht (z.B.
europalestine.com und ujfp.org).
13) Sophie Shihab, „Zwei in Gaza anwesenden
norwegischen Ärzte behaupten, Opfer von
einer neuen Waffensorte, den DIME, gesehen
zu haben“, Le Monde vom 13 Januar 2009.
14) Äußerungen im Sender Raio-Israel am 19.
Januar 2009.
15) „Die israelische Armee zeigt kein
Erbarmen/Mitleid für die Kinder in den
Kindergärten in Gaza“, Artikel
veröffentlicht in der Ausgabe vom 15. Januar
2009 der israelischen Tageszeitung Haaretz
(übersetzt von D. Hachilif).
16) G. Levy, „die israelische Luftwaffe säht
den Tod“, Haaretz vom 4. Januar 2009.
17) „Der Sinn der Schlacht um Gaza.
Radikaler Antizionismus und neue Judeophobie“,
Gespräch zwischen Aleksandra Rybinska und
Pierre-André Taguieff in der polnischen
Tageszeitung Rzeczpospolita (Die Republik)
vom 17.-18. Januar 2009.
18) Als Beispiel erwähnen wir Haim Musicant,
Generaldirektor des CRIF, der auf die Fragen
von France-Culture und anderer Medien
wiederholte: „Der CRIF steht an der Seite
der israelischen Regierung und ihrer Armee,
derer erste Pflicht es sit, für die
Sicherheit ihrer Bürger zu sorgen. Wir sind
mit dem israelischen Volk solidarisch, der
den Angriffen der Hamas ausgesetzt ist.“
19) „Lassen wir nicht zu, dass die Öffnungen
in der Koexistenz sich wieder verschließen“,
Gespräch mit Michel Warchawski auf der
Webseite alternatives-international.net am
15. Januar 2009.
http://oumma.com/Philosophie-d-un-massacre-Andre