28. 11. 2009
Rundschreiben von
Gudrun und Siegfried
Ullmann - Demonstration gegen die gemeinsame Sitzung der Bundesregierung
mit dem israelischen Kabinett
Liebe Menschen- und
Friedensfreunde,
es ist erfreulich, daß in
Berlin zu einer Demonstration gegen die gemeinsame Sitzung der Bundesregierung
mit dem israelischen Kabinett aufgerufen wurde. Die beiden ausgezeichneten
Aufrufe mit dem Tenor "Nicht in meinem Namen!" sind als Anlage beigefügt.
Die rassistischen Vorschläge
für die Endlösung der Araberfrage durch Völkermord des
israelischen Außenministers Avigdor Lieberman lauteten: „alle Palästinenser
in Busse zu packen und im Roten Meer zu ertränken". Und im Jahre 1983 ließ
Israels hochrangister Offizier General Rafael Eitan Pläne für 100 neue
Siedlungen zwischen Jerusalem und Nablus entwickeln mit folgender Erklärung:
"Wenn wir das Land erst besiedelt haben, werden die Araber nur noch
herumkrabbeln können wie Kakerlaken in einem Einmachglas". (Quelle: "Es war
einmal ein Land" von Sari Nusseibeh)
Es mag durchaus stimmen, daß
einmal arabische Führer behauptet haben, sie wollten die Juden ins Meer treiben.
Tatsächlich waren es aber die zionistischen Milizen Haganah und Palmas, die im
Jahre 1948 die an der Küste lebenden Palästinenser ins Meer trieben und sie
zwangen, per Schiff in den Libanon zu fliehen, wie z.B. von Ilan Pappe und der
israelischen Menschenrechtsorganisation B'tselem dokumentiert wurde. Es wird
auch immer wieder behauptet, daß Israels Existenz gefährdet sei. Dem ist aber
nicht so, denn Israel ist allen islamischen Staaten des Nahen Ostens militärisch
weit überlegen und hat zudem noch die Unterstützung der Vereinigten Staaten,
also der größten Militärmacht der Welt. Der Iran würde bei einem Angriff auf die
Atommacht Israel Selbstmord begehen. Nur die Existenz des palästinensischen
Volkes ist akut gefährdet, da Israel ihm mit allen Mitteln das Recht auf einen
eigenen Staat und den Verbleib in den restlichen 22 % seiner angestammten Heimat
verweigert.
In den besetzten Gebieten und
im Gasastreifen hat der israelische Geheimdienst die palästinensische
Gesellschaft mit einem dichten Netz von Kollaborateuren, ähnlich den IMs der
früheren DDR, durchsetzt. Medizinische Behandlungen, Haftentlastungen und alle
Arten von Genehmigungen werden von einer Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst
abhängig gemacht. Sogar Kinder werden auf hinterhältigste Weise rekrutiert. Und
junge Männer im zeugungsfähigen Alter werden nach Meinung des Roten Kreuzes vor
allem zur Reduzierung des Bevölkerungswachstums verhaftet und ohne Angabe von
Gründen oder Anklage längerfristig inhaftiert.
Deutsche Reiseveranstalter
werben immer wieder für Reisen nach Israel, ohne Palästina, also die besetzten
Palästinensergebiete, zu erwähnen und in den Karten auszuweisen. Dagegen sollten
wir protestieren, so wie wir es schon gegenüber Rotala-Reisen (siehe Anlage) und
Wikinger-Reisen getan haben. Wikinger-Reisen hat sich für die Hinweise bedankt
und die Korrektur einer Landkarte in der nächsten Katalogausgabe zugesichert.
Was können wir sonst noch tun?
Wir können falschen Darstellungen der Medien durch Leserbriefe entgegentreten,
Büchereien die Anschaffung entsprechender Bücher, z.B.
israelischer Dissidenten, empfehlen, an Demonstrationen teilnehmen, gegen die
Regierungspolitik protestieren, Organisationen, die sich für den Frieden und die
Menschenrechte einsetzen, finanziell unterstützen und Informationen weitergeben.
Es gibt auch Erfreuliches zu
berichten: Die Zeitschrift National Geographic brachte in ihrer Novemberausgabe
einen ausführlichen Bericht über die verzweifelte Lage der Christen im Nahen
Osten: "Exodus aus dem Heiligen Land - Seit fast 2000 Jahren sind die arabischen
Christen die Anhänger Jesu." Christen, Juden und Moslems
haben früher harmonisch zusammengelebt. Durch die gewaltsame zionistische
Staatsgründung im Jahre 1948 waren die Juden in den islamischen Ländern die
ersten Opfer der dortigen Reaktionen, zum Teil geschürt von zionistischen
Fanatikern, die die dortigen Juden zur Übersiedlung nach Israel veranlassen
wollten. Aber inzwischen geraten auch die Christen immer mehr unter Druck,
sowohl in den von Israel besetzten Gebieten, als auch in den islamischen
Ländern, wie Syrien, Ägypten, Irak und Libanon. Früher
stellten die Christen in Bethlehem die Bevölkerungsmehrheit. Heute sind sie nur
noch eine Minderheit, weil sie durch die israelische Besatzung dort keine
wirtschaftliche Zukunft mehr haben. Die arabischen Christen in Bethlehem
beklagen die Haltung und die oft recht rücksichtslose Art von Christen aus den
westlichen Ländern, die zum Teil sogar die israelische Siedlungspolitik
rechtfertigen und unterstützen.
In der Zeitschrift "Im Lande
der Bibel" Nr. 3/2009 des Jerusalemvereins beklagt der Bethlehemer Pfarrer Dr.
Mitri Raheb, daß das ummauerte Bethlehem nur noch durch ein von den Amerikanern
finanziertes Kontrollbauwerk erreichbar ist. Außerdem schreibt er: "Die
israelische Regierung verbietet es israelischen Bürgern "die West Bank" zu
betreten, "aus Sicherheitsgründen" natürlich. Warum hat das israelische Militär
Angst, daß jüdische Israelis und Palästinenser sich begegnen? Könnten sie
vielleicht die Menschlichkeit der "Gegner" auf der anderen Seite entdecken und
der Besatzung Widerstand leisten? .... Wird die Mauer womöglich so hoch
aufgebaut, damit "die anderen" auf der "anderen Seite"
unsichtbar bleiben? Damit man nicht sieht, daß es sich "um Menschen wie wir"
handelt?"
Außerdem berichtet der
palästinensische Bauer Abu Azzam, wie die israelische Armee
in seinem Dorf Jayyous 4000 Olivenbäume beim Bau der Sperranlage entwurzelte und
dreiviertel des Landes einschließlich aller Quellen abtrennte, also praktisch
entschädigungslos enteignete. Das Wasser aus ihren Quellen müssen die Einwohner
jetzt teuer bezahlen. Eine Frage an die Soldaten nach dem Zweck der Maßnahmen
wurde mit mehreren Tränengasgranaten beantwortet. - So wie in Jayyous wird an
vielen Stellen im Westjordanland vorgegangen. Den Palästinensern werden
systematisch die Lebensgrundlagen und die Bewegungsfreiheit entzogen, um sie
auch aus dem restlichen Teil ihrer angestammten Heimat zu vertreiben. Aber
unsere Bundesregierung unterstützt mit der Einladung der israelischen Regierung
diese Politik und macht sich damit zu deren Komplizen. Deshalb müssen wir sagen:
"Nicht in unserem Namen!" Da kann man Elie Wiesel
durchaus zustimmen: „Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer.
Schweigen ermutigt den Peiniger, nie den Gepeinigten."
Shalom und Salam
Gudrun und Siegfried Ullmann
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