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Wie eine angehende Anwältin zu einer Selbstmordattentäterin wird

Dr. Behrouz Khosrozadeh

Am Samstag, den 04.Okt. 2003 sprengte sich eine palästinensische Frau im Maxim-Restaurant in Haifa in die Luft und riss 19 unschuldige Zivilisten mit in den Tod. Die Welt verurteilte zu Recht diesen gewaltsamen Akt. Doch „der heimtückische Massenmord“ hat ebenfalls wie eine Medaille eine andere Seite.

Die Täterin ist eine Frau, die sämtliche weibliche Schönheit verkörpert. Ihr Foto, ihr Gesicht lassen jeglichen Verdacht auf eine Mörderin ausschließen. Hanadi Tisri Dscharadat studierte in Jordanien Jura und hatte eigentlich nur noch wenige Tage bis zum Erhalt ihrer Zulassung als Anwältin. Doch daraus wurde nichts. Die 29jährige angehende Anwältin zog es vor, sich vom Diesseits zu verabschieden und dabei so viel Israelis wie möglich mitzunehmen.

Dscharadat war in Dschenin aufgewachsen und nach dem Studienabschluss in Jordanien vor fünf Jahren war sie wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Die gewaltsamen Auseinandersetzungen der Palästinenser mit den Israelis hatte sie alle miterlebt. Doch der Wendepunkt kam im vergangenen Juni. Israelische Soldaten hatten offenbar gezielt und ohne Not ihren 25jährigen Bruder Fadi, und ihren 34jährigen Cousin Saleh - ein Jihad-Mitglied - erschossen. Die Verarbeitung des Verlustes ihres jüngeren Bruders überstieg offensichtlich das Vernunftvermögen der ausgebildeten Juristin. Das jahrzehnte lange Leid der Palästinenser, die endlosen Demütigungen, Enteignungen und Häusersprengungen im eigenen Land - alles unter teilweise stillschweigender Duldung der internationalen Gemeinschaft - dies alles hat sie erdulden können. Doch den gewaltsamen Tod ihres Bruders und ihres Cousins hat Dscharadat nicht mehr verkraften können. Ob Dscharadats Tat zu verstehen ist oder nicht, es bleibt die Aufgabe von Psychologen und Soziologen, die öfters jegliche Verhaltensänderung des Einzelnen auf dessen Umfeld zurückführen. Israels Ex-Premier Ehud Barak hat es jedoch

verstanden: „Wenn ich Palästinenser wäre, würde ich in den Reihen von Hamas kämpfen.“ Alle Familienmitglieder konzedierten, dass Dscharadat aus Rache gehandelt habe und somit ihren Bruder gerächt habe. Die Familie packte den Koffer und verließ schnellstens das Haus. Israelische Bulldozer haben am selben Tag das Haus dem Erdboden gleichgemacht.

„Wir weinen für die Opfer keine Tränen nach, und für unsere Tochter? Wozu denn? Es ist wie ihr Hochzeitstag“, so die Mutter. Es geht hier nicht darum, aus einer Täterin ein Opfer zu machen.

Doch tatsächlich ist der palästinensische Gewaltakt wie eine zweiseitige Medaille . Die eine: das Töten von Zivilisten als Ausdruck der Ohnmacht und auf der anderen: das endlose Leid eines okkupierten Volkes. Wenn eine ausgebildete junge Juristin ihr Leben so gering schätzt und sich entschließt, zahlreiche unschuldige Israelis mit in den Tod zu nehmen, weil sie an die Mörder ihres Bruders nicht herankommt, dann sollte man meinen, dass fast jeder Palästinenser, Mann und Frau, eine Zeitbombe für Israel darstellt, solange es sich an deren Schicksal nichts ändert. Was den Nahostkonflikt generell anbelangt, die Palästinenser würden mit Arafats autoritärem Führungsstil in einem Demokratisierungsprozess fertig werden können. Doch das Duo Bush & Scharon bleibt das schlimmste Desaster, das den Israelis und den Palästinensern hätte widerfahren können. Mit ihm wird der Nahe Osten der gefährlichste Brandherd auf der Erde bleiben. „Israel darf sich bei der Verteidigung seines Landes nicht eingeschränkt fühlen“, sagte der mächtigste „Nahostvermittler“ Georg W. Bush nach dem Anschlag von Haifa.

Die Strategie der Scharon-Regierung, die Palästinenser soweit an die Wand zu drücken und ihr Selbstbewusstsein so tief zu zerstören, bis sie sich mit dem Minimum zufrieden zu geben, wird aus den genannten Gründen nicht aufgehen. Mit F16 und Apachee ist der Krieg gegen die Palästinenser nicht zu gewinnen. Die „zivilisierte Welt“, die nie müde wird, den „barbarischen und abscheulichen Terror der Palästinenser gegen Israel“ zu verurteilen, trägt abermals Mitschuld am leidvollen Schicksal der Palästinenser und der attraktiven Juristin Dscharadat.

Dr. Behrouz Khosrozadeh, Göttingen 07.10.2003 mehr >>>

 

"Schneewittchen"-Installation im Wortlaut

 

 Diplomatischer Wutanfall
Empörung in Schweden und Beifall aus Israels Außenministerium: Bei einer Vernissage in Stockholm zerstört Israels Botschafter Zvi Mazel eine angeblich den Massenmord glorifizierende Installation

 

Eklat um Installation mit Selbstmordattentäterin
Der israelische Botschafter in Schweden hat in einem Stockholmer Museum eine Installation mit dem Bild einer palästinensischen Selbsmordattentäterin schwer beschädigt.
...

 


Ein Diplomat sieht rot

 

Ausstellungstext

Es war einmal mitten im Winter
Für die Tode ihres Bruders und ihres Cousins am 12. Juni
Und es fielen drei Tropfen Blut
sie war auch eine Frau
weiß wie Schnee, rot wie Blut, ihr Haar war schwarz wie Ebenholz
scheinbar unschuldig, mit einem allgemeinen Charakter; sie war nicht misstrauisch
und das Rot sah schön aus auf dem Weiß
der Mörder wird dafür bezahlen und wir werden nicht die einzigen sein, die Tränen vergießen
wie ein Unkraut in ihrem Herzen, bis sie Tag und Nacht keinen Frieden mehr fand
Hanadi Jaradat war eine 29-jährige Rechtsanwältin
ich werde weglaufen in den finsteren Wald und nie mehr nach Hause zurück kommen
Bevor ihre Verlobung statt finden konnte, wurde er bei einem Zusammenstoß mit israelischen Sicherheitskräften getötet
und sie lief über spitze Steine und durch Dornengestrüpp
Sie sagte: Dein Blut wird nicht umsonst vergossen worden sein
und war dabei, Schneewitchens unschuldiges Herz zu durchbohren
Sie mußte ins Krankenhaus, die Trauer hatte sie umgeworfen, nachdem sie die Schüsse miterlebt hatte
Die wilden Tiere werden dich bald schon verzehrt haben
Nach seinem Tod musste sie ihren Unterhalt allein bestreiten und sie widmete sich ganz diesem Ziel
"Ja", sagte Schneewittchen, "mit all meinem Herzen"
Bitterlich weinend sagte sie: "Wenn unser Land seinen Traum nicht erkennt und die Ziele der Opfer und in Frieden und Würde leben kann, dann soll die ganze Welt ausgelöscht werden
dann lauf schon weg, dummes Kind
Sie überquerte heimlich die Grenze nach Israel, stürmte in ein Restaurant in Haifa, erschoss eine Sicherheitswache, sprengte sich in die Luft und ermordete 19 unschuldige Zivilisten
weiß wie Schnee, rot wie Blut, ihr Haar war schwarz wie Ebenholz
Und tatsächlich weinen viele Menschen: die Familie Zer, die Familie Almog und all die Verwandten und Freunde der Toten und Verletzten
und das Rot sah schön aus auf dem Weiß

 

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