Israelische Besatzungskräfte nutzen Bil’eens Anti-Mauer-Demonstration als „Feldversuch“ für neue
Waffen
Israelische und internationale linksgerichtete Friedensaktivisten
werfen den israelischen Besatzungskräften vor, die
Demonstrationen gegen die Apartheidmauer in der westlich von
Ramallah gelegenen Westbankstadt Bil’een als „Feldversuch“
für neue Waffen zu nutzen, um Protestaufmärsche aufzulösen.
Die Aktivisten
sagten, dass von israelischen Besatzungssoldaten und
Grenzpolizisten durchgeführte Tests verschiedenartigster, nicht
tödlicher Waffen anscheinend dazu gedacht sind, deren Anwendung
zu erforschen.
Yountan
Polack, deutscher Friedensaktivist, meinte: „Sie probieren
ihre neuen Waffen an uns aus, um danach zu entscheiden, welche
davon gegenüber den rechtsradikalen Rückzugsdemonstranten
eingesetzt werden können.“
Die deutsche
Friedensaktivistin Eva, die regelmäßig an Demonstrationen gegen
die Mauer teilnimmt, sagt: „Es ist unglaublich!“ Sie fügt
hinzu, dass die Armee mit den neuen Waffentests gegen
Demonstranten am 28. April 2005 begonnen habe.
„Die Waffen
sehen wie solche aus Science-fiction-Filmen aus“, meint Eva. „Sie feuerten
mit Munition, die wir niemals vorher gesehen haben, auf uns. Ich
sah einen Soldaten, der aus seiner automatischen Handfeuerwaffe
schoss; es sah aus wie lange Feuerstrahlen. Sie trafen einen
(palästinensischen) Bewohner, und ich war mir sicher, dass er
den Jugendlichen damit töten würde, aber dann war ich
überrascht, als der Kerl wieder aufstand und vom Schauplatz
floh. Ich war schockiert.“
Die
israelische Tageszeitung Haaretz-online berichtete, dass eine
Internetseite mit dem Namen Act TV Filmmaterial über eine
Demonstration zeige, bei welcher die Soldaten mit ihren neuen
Waffen schossen.
„Das ist
etwas, was wir nie zuvor erlebt haben“, sagte Mahmoud Khateeb, einer
der Offiziellen des Volkskomitees gegen die Mauer, und zeigte
den Reportern Narben dreier Wunden auf seinem Rücken.
Die Wunden auf
seinem Rücken sehen wie solche nach Kugeleinschüssen aus, sind
aber in Wirklichkeit weiche rote Narben auf seiner Haut.
Die gegen die
Demonstranten eingesetzte Munition unterscheidet sich in Form
und Größe. Einige Typen sind abgerundet, manche mit Kunststoff
überzogen, andere mit Schwammstücken umhüllt aber alle lösen
einen scharfen chemischen Geruch aus.
Die
israelische Polizei wollte weder die Nebeneffekte der neuen
Munition sowie der neuen Waffen kommentieren noch deren Gefahren
oder Kosten bewerten, räumte jedoch ein, während der letzten
eineinhalb Jahren neue Waffen zu Versuchszwecken eingesetzt zu
haben.
Laut der
Palästinensischen Graswurzel-Anti-Apartheidmauer-Kampagne wurden
der Gemeinde über 2.500 dunam (1 dunam = 1000 m²) Land für die
Erweiterung der illegalen israelischen Siedlungen Moud’in Illit
und Mattityahu gestohlen. Dennoch sind die Palästinenser
bei den Aktionen, ihren Boden, ihre Existenzen und Gemeinden zu
verteidigen, standfest geblieben. Die Mauerbaustelle wurde in
einen Schauplatz des Protests umgewandelt – Protest gegen
Landraub und Beschlagnahmungen zugunsten des Mauerbaus.
PALESTINE, 10. August 2005 (IPC + Agencies)
Quelle: Al-Jazeerah
10.08.2005,
Übers. v. Gabriele Al Dahouk