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Wi’ams Weihnachtsbotschaft 2011
Ist da Raum in der
Herberge für die Palästinenser, in der UN-Herberge?
Das Wesen der Weihnacht
ist Wärme und Sicherheit für die Gequälten,
die Obdachlosen, die
Marginalisierten und alle Unterdrückten. Das ist der
Geist von Weihnachten, wie
Christus aus Jesaja zitierte: „Der Geist Got-
tes ist über mir, er hat
mich gesalbt, um die Gute Nachricht den Armen
zu bringen. Er hat mich
gesandt, um den Gefangenen zu verkünden, dass
sie los sein sollen, den
Blinden das Augenlicht, dass sie sehend werden
und den Unterdrückten, dass
sie frei werden.
Es
gibt Raum in der Herberge! Jede/r ist in der warmen Höhle Jesu
willkommen. Weihnachten ist
der Ruf an jeden Menschen, sein Heim
als sicheren Hafen zu
genießen, und dass auch die Palästinenser
keine geringere Nation sind.
Weihnachten ist ein Fest in jeder christlichen Familie. Wir werden
erinnert, dass der Christus von einer einfachen Frau in einer Höhle in
Bethlehem geboren wurde. Ja, ich glaube an die wunderträchtige Geburt
Christi. Aber ich glaube, ich kann auch nicht feiern, ohne die sich
verschlechternden sozio-ökonomischen und politischen Bedingungen
weltweit mit zu denken und besonders in Bethlehem, Palästina. Wäre das
Baby heute „im Fleisch“ geboren worden, was würde es vorfinden?
Die Magier würden es nicht besuchen können wegen der Annexionsmauer.
Diese Apartheid- Mauer, die fünfmal so lang und zweimal so hoch ist wie
die Berliner Mauer, würde ihnen im Weg stehen. Maria und Josef würden
nicht rechtzeitig nach Bethlehem kommen (wenn über-haupt), denn
mindestens 500 Checkpoints würden sie daran hindern, sich frei zu
bewegen. Sollten sie dennoch ankommen, würden sie viele Wohnhöhlen und
Häuser zerstört vorfinden, besonders in Jerusalem. Diese Zerstörung
unter dem Vorwand „Sicherheit“ ist in Wirklichkeit ein Transportmittel
für ethnische Säuberung.
Wird die Heilige Familie eine Alternative finden? Es gibt keine Hirten
mehr auf dem Feld, denn 87% des Landes im Gebiet von Bethlehem sind
entweder kontrolliert vom Staat Israel oder von Siedlern, enteignet, um
Siedlungen und Umfahrungsstraßen zu bauen oder an der Apartheidmauer
weiter zu machen. In diesem Herbst waren 900 neue Einheiten für Har Homa
angekündet und 1100 für die Siedlung Gilo. Zusätzlich wurden nahe dem
Checkpoint nahe Bethlehem 20 Dunam Land konfisziert. Darüber hinaus wird
bald eine neue Siedlung zwischen Gilo und Har Homa gebaut, und damit
7000 Dunam von Land von Bethlehem in die Stadt Jerusalem einverleibt
werden.
Rachel in Ramah weint nicht als einzige um ihre Kinder, die der Gewalt
zum Opfer fielen; viele Mütter weltweit sind an ihrer Seite. Die Heilige
Familie wird keine Zuflucht in Ägypten suchen können, denn der ganze
mittlere Osten ist im Aufruhr, bekannt als „Arabischer Frühling“; da
finden Palästinenser kein herzliches Willkommen. Die Anzahl der
palästinensischen Flüchtlinge, die ständig schlechte Behandlung erleben,
hat sich in Ägypten und anderen Ländern auf fünf und eine halbe Million
vergrößert.
Dennoch, wir erlauben dem Moloch nicht, uns Weihnachten zu stehlen!
Christ ist geboren, Halleluja! Trotz der Besetzung leuchtet die Hoffnung
wieder auf, und der Geist erhebt sich. Die Römer haben trotz aller Arten
von Besetzungen zuletzt die Wahrheit erkannt und zum Glauben an die
Geburt unseres Herrn Jesus Christus gefunden. Ob sie es wollen oder
nicht, tyrannische Herrscher können die Saat der Guten Botschaft nicht
aufhalten. Die Umwandlung hat begonnen und keine Macht der Erde kann sie
aufhalten. Martin Luther King Jr. sagte: „Der Bogen des moralischen
Universums ist lang, aber er neigt sich der Gerechtigkeit entgegen“. So
ist es, einige Führer können die unvermeidbare Gerechtigkeit für eine
Weile verschieben, aber nicht für immer.
Unsere Hoffnung lebt noch. Hoffnung ist für uns eine Art gewaltloser
Kampf. Mit Weihnachten geboren und durch die Auferstehung wiedergeboren,
basiert die Hoffnung auf dem Glauben, riskiert und wirft die Furcht,
die Ängstlichkeit und den Verfolgungswahn weg, denn der Engel sagte zu
den Hirten: „Fürchtet euch nicht, passt auf, ich bringe euch die gute
Nachricht, eine große Freude für alle Leute“. (Luk. 2/11) Darum wollen
wir uns nicht fürchten, ihr Engel, Hirten und alle, denn wir werden
ausgestattet sein mit Hoffnung und gewappnet von Kopf bis Fuß mit Liebe.
Wir wollen unsere Stimmen erheben zum Ruhm Gottes.
Trotz allen Blutvergießens, trotz der Massaker, die an vielen Orten
stattfinden, trotz der Agonie der Kreuzigung lebt der auferstandene
Christus unter uns und wird in der Höhle unserer Herzen geboren. Unsere
Herzen sind weit, groß genug, um alle heute geborenen Kinder
aufzunehmen, trotz Unterdrückung und Depression. Der Moloch wird
Weihnachten niemals stehlen, weil Ihr alle unsere Herzen wärmt mit Eurem
Gutsein, um unsere Höhlen für jeden Flüchtling herzurichten. Das Kind in
der Höhle wird genährt durch Eure prophetischen Stimmen und Akte der
Gerechtigkeit.
Viele haben mir oft gesagt, sie könnten Weihnachten nicht feiern, ohne
Botschaften der Liebe und Zuneigung an die Kinder in Bethlehem zu
senden. Eure Aufrufe, sich in BDS (= Boykott, Investitionsstop,
Sanktion) einzuschalten, sind eine segensreiche Botschaft der
Gewaltlosigkeit, mit der der hässlichen Gewalt der Besatzung Widerstand
geleistet wird, um die Besatzer zur Räson zu bringen. Christus kämpft
immer um positive, nicht bestrafende Gerechtigkeit. Darum sehen wir als
Nachfolger Christi und Kinder des Heiligen Landes zu, dass wir die
Ungerechtigkeit beseitigen und uns nicht zu rächen brauchen.
Unsere Entschuldigungen an das Jesuskind: Vergib uns unsere
Unfähigkeit, aus der Vergangenheit zu lernen; vergib uns, dass wir
unfähig sind, Gewalt zu vermeiden; vergib uns die Sünden, die im Namen
der Religion begangen werden; vergib uns, dass wir die Botschaft von
Frieden und Gerechtigkeit, die du mit deiner Geburt in die Welt getragen
hast, nicht genug wertschätzen.
Bist du nicht die Person, die in Nazareth predigte: „Was ihr dem
geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir
getan“? Bist du nicht die Person, die handelte und uns gebot, den Armen
die gute Nachricht zu predigen, den Gefangenen Freiheit anzukündigen,
den Blinden das Augenlicht zu geben, die Unterdrückten frei zu machen
und das Jahr des Herrn zu verkünden? (Lukas 4, 18-19)
Lasst mich euch allen versichern, dass die wesentliche Botschaft der
Weihnacht die Option für das Leben ist. Wir lieben es, im Mittleren
Osten und überall mit anderen das Leben zu feiern. Obwohl wir auf ein
Leben nach dem Tode glauben, sind wir entschlossen, das Leben vor dem
Tod zu leben!
Die Engel suchen verzweifelt nach guten Nachrichten, um
sie der Welt zu sagen. Der Zweifel wächst, dass sie erfolgreich sind!
Führer wie Herodes … verhindern es.
Paulus schreibt:
Wer will uns trennen von der Liebe Gottes?
Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße
oder Gefahr durch das Schwert?
Wie geschrieben steht: Um deinetwillen werden wir getötet
den ganzen Tag …
Denn ich bin gewiss, dass nichts (in der ganzen
Schöpfung) uns scheiden kann von der Liebe Gottes (Röm.8, 35, 36, 39)
Ich fühle, die Weihnachtsbotschaft könnte ein Echo sein der Worte meines
Lehrers John Paul Lederach:
Strecke die Hand aus zu
denen, die du fürchtest
Berühre die Verwirrung der Herzen
Lass deine Phantasie dorthin
schweifen, wo du nicht mehr sehen kannst
Riskiere Verletzlichkeit, Schritt für
Schritt nach einander
Im höchsten Ziel geht es darum, was Gott uns anvertraut hat, in dieser
Welt zu tun: die Umsetzung Seiner Liebe in die Praxis unseres täglichen
Lebens. Möge der Segen Gottes auf allen Menschen liegen, unabhängig von
Rasse, Hautfarbe, Nationalität und Ethnizität.
Möge der Strahl Gottes uns auf die Straße der Gerechtigkeit, Versöhnung,
Güte und zum Heil führen. Frohe Weihnachten!
Christus ist geboren, halleluja!!
Zoughbi Zoughbi und MitarbeiterInnen
Dr. Zoughbi Zoughbi ist der
Gründer und Leiter von WI’AM, dem palästinensischen
Konfliktlösungszentrum in Bethlehem, Palästina, P.O.Box 1039, Tel.:
+972-2-277.05.13, E-mail:
zoughbi@alaslah.org
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