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Dem Frieden begegnen: Spiegelein,
Spiegelein an der Wand
Gershon Baskin, 21.2.11
So sehr wir auch an diejenigen appellieren die
verheimlichen, so können wir doch die Realität nicht verändern oder
die Tatsache verbergen, dass unsere Knesset eine Bastion für
Fremdenfeindlichkeit geworden ist.
Während ich neulich in einem Jerusalemer Taxi
fuhr, bemerkte ich, dass der Name der Taxi-Gesellschaft mit
Davidsternen dekoriert war. Ich fragte den Fahrer weshalb. Er
antwortete: unsere Gesellschaft stellt nur jüdische Fahrer ein,
dann wissen unsere Kunden, dass sie sich sicher fühlen können.
Ich erinnere mich, dass ich in Jerusalem LKWs
mit großen Plaketten fahren sah, auf denen stand „Nur jüdische
Arbeiter“.
Und es gibt Inserate auf den gelben Seiten ( des
Telefonbuchs) von Firmen, dass sie nur jüdische Arbeiter anstellen.
Ich frage mich, ob dies politisch unkorrekt sei, so offen zu sein.
Ich sah in Baka eine Pizza Bäckerei, die nach einem Lieferjungen
suchte - „ nach dem Armee-Dienst“ Es machte mich nachdenklich.
Braucht ein Lieferjunge im Südwesten Jerusalems Kampferfahrung? Es
muss ein harter Job sein.
Nun gibt es SOS-Israel, das 2003 gegründet wurde,
das sogar eine Facebookseite hat, die organisiert wurde, um zu
opponieren; das schließt ein : Gebt die besetzten Gebiete frei!
Heute hat diese Art von Organisation eine Agenda
adoptiert, um jüdische Mädchen, die Beziehungen zu arabischen
jungen Männern geknüpft haben, zu retten. Dieser neue Ausdruck
jüdischer Aufklärung gibt auch Kosher-Zertifikate an Firmen, die
keine arabischen Arbeiter anstellen. Könnte man sich in Frankreich
eine Organisation vorstellen, die Zertifikate an Firmen herausgeben,
die keine Leute mit nahöstlichem Hintergrund anstellen. Ich erinnere
mich, dass ich als 9 jähriger Junge mehrere Monate vor dem
Bürgerrechtsgesetz ( in den USA) an einem Restaurant vorbeiging, wo
ich las „Nur für Weiße“.
Nun bringt meine Regierung, die von Politikern
und Parteien geführt wird, direkt vor meinen Augen Gesetze heraus,
die uns in die Nähe der Nürnberger Gesetze bringen wie das
Anti-Hetz-Gesetz, das Zutritt-Komitee-Gesetz, das Gesetz, um Israels
Werte zu schützen, um nur ein paar zu nennen.
Zum Amusement ( oder zum Ärger) des Lesers hier
ein Beispiel, wie ein zukünftiges vorgeschlagenes Gesetz aussehen
könnte, in welcher Weise die Dinge weitergehen: Das Verständnis
über die Reinheit des jüdischen Blutes ist wesentlich für die
weitere Existenz des jüdischen Volkes. Sie wird inspiriert von
kompromissloser Entschlossenheit, die Zukunft der Nation zu sichern.
Die Knesset hat folgendes beschlossen: das Heiraten zwischen Arabern
und Juden ist verboten. Geschlossene Heiraten trotz dieses Verbotes
sind ungültig, auch wenn sie im Ausland geschlossen wurden.
Außerehelicher Verkehr zwischen Araber und Juden ist verboten.
Arabern ist es nicht erlaubt, jüdische Hausangestellte unter 45
einzustellen.
Einige Knessetmitglieder würden besorgt solch
einen Vorschlag unterstützen. Sie würden sogar alle Arten von
Änderungen hinzufügen in Bezug auf Juden, die in irgend einer Weise
arabische Interessen vertreten.
Sie würden gewiss dafür sorgen, dass ich nicht
mehr für die Jerusalem Pot schreibe. Ich bin schon ein stolzes
Mitglied auf der Liste - als S.H.I.T Liste bekannt - der
Rechtsextremen als selbsthassender Jude und Israelverräter.
Als 1984 Meir Kahane in die Knesset gewählt
wurde, brachte ich dem Bildungskomitee eine Kopie der Nürnberger
Gesetze und legte es auf Kahanes politisches Programm. Das kam auf
die Titelseiten, und die meisten Israelis waren von Kahanes
extremen Rassismus geschockt.
Heute regt sich keiner darüber besonders auf,
dass unsere Knesset eine Bastion für Fremdenfeindlichkeit geworden
ist.
Das Anwachsen von Rassismus ist eine direkte
Folge unserer Weigerung, mit unsern palästinensischen Nachbarn
Frieden zu machen. Ja es ist unsere Weigerung. Es gibt einen Partner
für Frieden und jeder, der das anzweifelt, will die Fakten nicht zur
Kenntnis nehmen. Unsere Publizisten und Politiker können das
Narrativ noch einmal schreiben, wie es ihnen gefällt, aber es wird
die Tatsache nicht ändern, wenn es Israel mit dem Frieden auf der
schon verhandelten Grundlage ernst wäre, dann würde es möglich sein,
diesen Konflikt zu beenden. Wir mögen uns sicher fühlen, weil die
USA in der UN ihr Vetorecht benützt hat, aber wir sollten nicht mit
der Illusion leben, dass die US-Unterstützung eine Art Sicherheit
ist. Israel delegitimiert sich durch seine eigenen Aktionen. Die
legislative Agenda von Avigdor Lieberman, Shas und einem bedeutenden
Teil des Likud zusammen mit der Fortsetzung der Besatzung, dem
Siedlungsbau, der Zerstörung von palästinensischen Häusern in
Ost-Jerusalem, der Aufhebung des Jerusalemer Wohnrechts von
Hunderten pro Jahr von Palästinensern, die in der Stadt geboren
wurden, der Übernahme von palästinensischem Besitz, der vor 1948
(angeblich) Juden gehörte, während den Arabern dasselbe Recht
verweigert wird, und die Welt nicht weiter berührt . Unsere Politik
geht mit der Demokratie nicht Hand in Hand . Sie Scharade ist
vorüber. Statt ein Licht unter den Völkern zu sein, führen uns die
Politiker in die dunkelste Ära, die wir je als Staat gekannt haben.
Ich schreibe dies mit Wut im Bauch und unter
großen Schmerzen. Ich bin voller Zorn über das öffentliche Schweigen
angesichts unserer Gemeinheiten. Ich bin wütend, dass Stimmen von
Leuten wie Bennie Begin und Dan Meridor nicht gehört werden.
Diejenigen die rassistische und fremdenfeindliche
Legislatur im Namen der Rettung von Juden und des Judentums
vorschlagen, handeln in meinem Namen. Mein Judentum schließt aber
keinen Hass gegen Nichtjuden ein. Mein Israel ist eines, das Frieden
mit seinen Nachbarn sucht und unsere Zukunft mit unserer Fähigkeit
verbindet, wirkliche Abkommen zu erreichen, die Leben erhalten,
Wohlstand aufbauen und sich um das Wohlbefinden der Leute kümmern,
die weniger glücklich sind als wir.
Ich möchte glauben, dass die Realität, die wir
heute sehen, für eine Gesellschaft in den letzten Tagen eines
Konflikts symptomatisch ist. Ich möchte glauben, dass Israel schon
erkannt hat , dass es einen palästinensischen Staat geben wird und
dass die Besatzung enden muss. Es gibt Antisemiten, die daran
arbeiten, Israel zu delegitimieren, aber sie können ihre
Aktivitäten einstellen, weil unsere Regierung dies viel besser
macht. Der Spiegel zeigt uns die Realität, egal wie viel Make-up wir
benützen.
Der Autor ist ein Mitarbeiter des
Israelisch/Palästinensischen Zentrums für Forschung und
Information (www.ipcri.org)
und ist im Begriff, das Zentrum für israelischen Fortschritt
zu gründen (http://israeli-progress.org)
(dt. Ellen Rohlfs)
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