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Ich klage an!

Baruch Kimmerling

 

Ich klage Ariel Sharon an, dass er einen Prozess schafft, in dem er nicht nur das beiderseitige Blutvergießen intensiviert. Er ist auch verantwortlich, einen regionalen Krieg anzustiften und eine teilweise bzw. fast komplette ethnische Reinigung der Araber im „Land Israel“ zu vollziehen.

Ich klage jeden Minister der Arbeiterpartei dieser Regierung an, der bei der Erfüllung der extremistischen, faschistischen Vision für Israel kooperiert.

Ich klage die palästinensische Führung , besonders Yassir Arafat, einer extremen Kurzsichtigkeit an, die ihn innerhalb Sharons Plänen zu einem Kollaborateur werden ließ. Falls es eine zweite Nakba geben wird, dann ist auch diese Führung mit dran schuld.

Ich klage die militärische Führung an, die von der nationalen Führung angespornt wird, die öffentliche Meinung unter dem Deckmantel militärischer Professionalität gegen die Palästinenser aufzuhetzen. Niemals zuvor haben in Israel so viele Generäle in Uniform, ehemalige Generäle und ehemalige Geheimdienstler des Militär, zuweilen als sog. „Akademiker“ an der öffentlichen Gehirnwäsche teilgenommen. Wenn  einmal das Untersuchungskomitee aufgestellt werden wird, um die Katastrophe von 2002 aufzuklären, dann werden auch sie neben zivilen Kriminellen verhört werden.

Ich klage die Verwalter der israelischen elektronischen Medien an, dass sie mannigfaltigen militärischen Sprechern den nötigen Zugang zu den Medien  für aggressiven, kriegerischen, öffentlichen Diskurs fast vollständig überließen. Das Militär kontrolliert nicht nur Tulkarem, Jenin und Ramallah sondern auch das israelische Radio und Fernsehen

Ich klage die Leute aller Stufen und Ränge an, die Befehle geben, über denen die „schwarze Flagge“ weht, auch diejenigen, die diesen ungesetzlichen Befehlen gehorchen. Der inzwischen verstorbene Philosoph Yeshayahu Leibowitz hatte recht, als er sagte, die Besatzung ruinierte die moralische Infrastruktur, auf der Israels Gesellschaft beruht. Lasst uns den Marsch der Törichten stoppen und lasst uns  eine neue Gesellschaft bauen, ohne Militarismus und Unterdrückung und Ausbeutung anderer Leute – damit es nicht noch schlimmer wird.

Ich klage jeden an, der um all dieses Tun weiß und zusieht und nichts unternimmt, um diese herannahende Katastrophe zu verhindern. Sabra und Shatila sind nichts im Vergleich zu dem, was geschehen ist und was uns bevorsteht. Wir sollten nicht nur auf den Plätzen sondern auch an den Checkpoints demonstrieren.

Wir sollten mit den Soldaten in den Panzern und in den Truppentransportern reden, so wie die Russen mit ihren Soldaten sprachen, bevor sie die Befehle erhielten, die Kontrolle über  den Roten Platz  wieder zu übernehmen . -  damit der Einmarsch in palästinensische Städte nicht in einem mörderischen Krieg endet.

Und ich klage mich selbst an; denn, obwohl ich dies alles weiß, weine ich nur wenig darüber und verhalte mich zu oft stillschweigend dazu

(Aus dem Englischen übersetzt: Ellen Rohlfs)

 

Interview mit Prof. Baruch Kimmerling (Jerusalem)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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