Liebe Leute,der Toronto Zweig der United Church of
Canada hat sich von der Gewerkschaft CUPE dazu anregen lassen, einen
Boykott zu starten gegen israelische Produkte und Gesellschaften,
die mit dem israelischen Militär Geschäfte machen. Dieser Zweig
schließt 300 einzelne Gemeinden ein. Er ruft die kanadische
Regierung dazu auf, zu verlangen, dass Produkte aus den Siedlungen
gekennzeichnet werden. Nur diese sollen boykottiert werden. Außerdem
drängt die Gruppe, die diese Resolution formuliert hat, darauf, dass
die Kirche und einzelne ihre Investitionen aus Firmen, die das
israelische Militär ausrüsten. Außerdem soll in palästinensische
Firmen investiert werden.
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In einem Artikel in Haaretz wirft Yossi Sarid dem israelischen
Staat vor, Überlebende des Holocaust schlechter zu behandeln als es
jeder andere Staat tun würde. Vorige Woche hat das israelische
Finanzministerium einen Antrag abgelehnt, seinen Beitrag zu einem
Fond zu erhöhen, das Hilfe an etwa 20 000 Holocaustüberlebende
leistet. Vor wenigen Tagen hat die deutsch Regierung sich bereit
erklärt, 22 mio Euro zu diesem Zweck beizusteuern und außerdem
Wiedergutmachung an Überlebende aus Nordafrika, die fast alle in
Israel leben, zu leisten. Sarid findet das natürlich in Ordnung (ich
selbstverständlich auch), empört sich aber zutiefst darüber, dass
sein eigenes land die Not dieser Menschen, die mit zunehmendem Alter
natürlich auch zunehmend Hilfe brauchen, ignoriert und sie manchmal
sogar missbraucht. Er bezieht sich dabei auf einen Artikel in der
selber Zeitung vor Kurzem, in dem berichtet wurde von Versuchen, die
an älteren Menschen in zwei Krankenhäuser durchgeführt wurden. Dass
sie seinerzeit nach Israel geflüchtet sein, war ihr Fehler. "Wären
sie in ein anderes Land geflohen, ein anständig geführtes Land, wäre
ihr Schicksal besser gewesen. Kein westliches Land habe sich so kalt
und apathisch gezeigt gegenüber den "Toten, die aus irgend einem
Grund darauf bestehen, weiterzuleben." Die 'Versuche' werden nicht
deutlich beschrieben - es scheint sich eher um Forschung darüber zu
handeln, wie sich die frühen Schäden durch die KZaufenthalte im
Alter auswirken.
Er schließt mit der Bemerkung, wie bedrückend ein Besuch für ihn
und viele andere Israelis in Deutschland sein kann, weil sie ständig
Angst haben, wenn sie ältere Menschen treffen, es könnte sich um
Täter von damals handeln. Aber heute, sagt er, habe er auch Angst,
ältere, gequälte und erschöpfte Menschen in Israel zu treffen, weil
er sich vor der Frage an sich selbst fürchtet, Wo warst du, als
dieser Mensch allein um sein gestohlenes Leben und seine geraubte
Würde kämpfte? "Die Ablehnung der Holocaustüberlebenden ist eine
andere Form der Holocaustverleugnung," schließt er.
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In einem langen und wütenden Artikel wirft Jonathan Cook der BBC
Einseitigkeit in ihren Berichten aus Is/Pal vor. Ich denke, sein
Vorwurf trifft die meisten auch unserer Medien. Überall wird der
Angriff militanter Palästinenser auf israelisches Militär, mit der
Tötung zweier Soldaten und Entführung eines dritten als "bedeutende
Eskalation der Grenzspannungen, die eine Woche des Fortschritts auf
zwei Fronten zu zerstören drohen". Diese Angriff beendet die Chancen
für "Friedensverandlungen" und bedeutet eine neue Runde im Konflikt
zwischen Militär und Gaza. Wer so berichtet, ignoriert also den
wochenlangen Beschuss von Gaza durch die Armee, den Tod von mehr als
30 ZivilistInnen, hunderter entsetzlicher Verletzungen, die Blockade
der Grenzen von Gaza, die zu einer humanitären Katastrophe geführt
hat, die geheime "Infiltration" in das Territorium von Gaza ein Tag
zuvor, bei der zwei Palästinenser entführt wurden, die gesamte 40
Jahre währende Besatzung - alles das wird als Kontext des Angriffs
auf das israelische Militär völlig ignoriert. Nur die Handlung der
Palästinenser wird als "Provokation" eingestuft.
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Aus einer alten Nachricht, zu der ich nicht mehr gekommen war vor
meinem Urlaub, Zeilen aus dem Gedicht 'Märtyrer' des
palästinensischen Dichters Mahmoud Darwish:
Ich liebe das Leben
Auf der Erde, unter Pinien und Feigenbäumen
Aber ich kann es nicht erreichen, so habe ich gezielt
Mit dem letzten, das mir gehörte.
In dem Artikel wird von Rami Elhanan erzählt, dessen 14jährige
Tochter Smadar, mit einer Freundin auf dem Weg zu einem Vortanzen
zur Aufnahme in einer Tanzschule einem palätinensischen Attentat zum
Opfer fiel.
Rami Elhanan ist Mitgründer des "Parents' Circle" für trauernde
Familien. Er sagt, "Es ist schwer zuzugeben, ist aber eigentlich
ganz einfach. Es gibt keinen grundlegenden moralischen Unterschied
zwischen dem Soldaten am Checkpoint der einer Frau, die ein Kind
gebären wird, den Durchgang verwehrt und sie das Kind verliert, und
dem Mann der meine Tochter getötet hat. Genau wie meine Tochter ein
Opfer [der Besatzung] war, war er es auch."
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Danke fürs Lesen,
Anka