Das Palästina Portal - Täglich neu - Nachrichten, Texte die in den deutschen Medien fehlen.

 KurznachrichtenArchiv - ThemenLinksFacebook   -   Montag, 01. November 2021   -   Sponsern SieAktuelle TermineSuchen

 


 

Neue israelische Siedlung mit 10.000 Wohneinheiten wird Jerusalem von den palästinensischen Gebieten abtrennen

08 Oktober, 2021 - Übersetzt mit DeepL

Der vorgeschlagene Siedlungsplan umfasst das verlassene Gelände des internationalen Flughafens von Jerusalem (Atarot Airport), der 1924 als erster Flughafen des britischen Mandatsgebiets Palästina eröffnet wurde.

Die israelischen Behörden planen den Bau eines neuen Siedlungsprojekts im Westjordanland-Dorf Qalandia, das zu einer vollständigen Isolierung Jerusalems von seiner palästinensischen Umgebung führen würde.  Wie die lokale palästinensische Nachrichtenorganisation WAFA berichtet, sollen im Rahmen des Projekts rund 10.000 Siedlereinheiten gebaut werden, mit denen im Dezember dieses Jahres begonnen werden soll.

Der Plan wird zwischen den palästinensischen Vierteln Kfar Aqab, Qalandia und A-Ram im Süden Ramallahs verlaufen, wie das israelische Ministerium für Bau und Wohnungswesen mitteilte.

"Dies ist ein sehr gefährlicher Plan, der der Zwei-Staaten-Lösung einen gefährlichen Schlag versetzen könnte", erklärte die israelische Anti-Siedler-Gruppe Peace Now.

"Das geplante Viertel ist das Herzstück der urbanen territorialen palästinensischen Kontinuität zwischen Ramallah und Ostjerusalem und verhindert somit die Möglichkeit eines palästinensischen Staates mit Ostjerusalem als Hauptstadt. Die Regierung muss den Plan sofort von der Tagesordnung nehmen und auf Eis legen."

Das Siedlerprojekt wäre das jüngste Projekt in Ostjerusalem, seit die Regierung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu 1997 die Siedlung Har Homa errichtete.

Im Dezember 2020 gab der Direktor der in Jerusalem ansässigen Gesellschaft für Arabische Studien, Khalil Tafakji, bekannt, dass das israelische Regime eine neue Siedlung auf dem Gelände des Jerusalemer Flughafens errichten wolle.

Der vorgeschlagene Siedlungsplan betrifft das verlassene Gelände des internationalen Flughafens von Jerusalem (Atarot Airport), der 1924 als erster Flughafen im britischen Mandatsgebiet Palästina eröffnet wurde.

Nach dem Sechs-Tage-Krieg und der anschließenden israelischen Besetzung des Westjordanlands im Jahr 1967 übernahm Israel die Kontrolle über den Flughafen und plante, dort ein internationales Drehkreuz einzurichten, doch die internationalen Luftfahrtbehörden ließen aus Sicherheitsgründen keine Flüge zu.  Quelle

Allan C. Brownfeld (l) interviewte den Holocaust-Überlebenden und Professor der Hebräischen Universität, Israel Shahak, Vorsitzender der israelischen Liga für Menschen- und Bürgerrechte, im King David Hotel in Jerusalem im Jahre 1973. Dr. Shahak beklagte, dass die Juden, die so furchtbar unter den Nazis gelitten hatten, heutzutage die einheimische Bevölkerung Palästinas misshandelten. Der Autor zahlreicher Bücher, die bei „Middle East Books and More“ erhältlich sind, hält Israels Behandlung der Palästinenser für eine Verletzung der jüdischen moralischen und ethischen Traditionen. Er hielt sich an die Verpflichtung des Judentums für die Rechte von Männer und Frauen jeglicher Rasse, Religion und Nation.- Foto Allan C. Brownfeld.
 

Palästinenser: Die letzten Opfer des Holocaust

Allan C. Brownfeld - 23. Juli 2021

Wenn wir über den Holocaust und Hitlers Mord an sechs Millionen europäischen Juden sprechen, vergessen wir oft die Tatsache, dass der Holocaust auch noch weitere Opfer hatte - nämlich die Palästinenser - deren Land geraubt wurde. Sie waren unschuldige Opfer, als die Welt Platz für die Juden schaffen wollte, die durch die Nazi-Tyrannei vertrieben worden waren. Sie wollten das auf solche Weise tun, dass sie nicht die jüdischen Flüchtlinge in ihre eigenen Länder einladen mussten.

Der Zionism war von Beginn an eine Minderheitsbewegung unter den Juden. Er wurde von Juden geschaffen, wie Jeff Halper in seinem bedeutenden neuen Buch „Decolonizing Israel, Liberating Palestine, by“ (Israel entkolonisieren, Palästina befreien) schreibt, die nur wenig über Palästina und dessen Bevölkerung wussten, die eine Bewegung für die jüdische Rückkehr ins Heimatland ihrer Ahnen gründeten… In ihren Augen spielten die Araber Palästinas nur eine Hintergrundrolle … Palästina war, wie die bekannte zionistische Phrase besagt, „ein Land ohne Volk“. Die europäischen Zionisten wussten, dass das Land bevölkert war, aber für sie zählten die Araber nicht „als Volk“.

Halper, ein Anthropologe, ist ein jüdischer Amerikaner, der nach Isrel auswanderte und das Israelische Komitee gegen Häuserzerstörungen leitet. Von Beginn an weist er darauf hin: „Der Zionismus …zog nur einen kleinen Teil der Juden der Welt in seinen Gründungsjahren an. Nur 3 Prozent der 2 Millionen Juden, die Osteuropa zwischen 1882 und 1914 verließen, gingen nach Palästina, und viele von ihnen wanderten nach und nach in andere Länder aus.”

Ironischerweise lehnten die führenden jüdischen Stimmen im späteren 19. und frühen 20. Jahrhundert den Zionismus ab, wohingegen er von Antisemiten als ein Mittel, unerwünschte Juden aus ihren eigenen Ländern zu vertreiben, willkommen war. Für reformierte Juden widersprach der Gedanke des Zionismus beinahe vollkommen ihrem Glauben an ein universelles, prophetisches Judentum. Das erste reformierte Gebetbuch löschte Bezüge auf Juden im Exil und einen Messias, der auf wundersame Weise die Juden in der ganzen Welt in das historische Land Israel zurückbringen würde. In dem Gebetbuch wurden alle Gebete für eine Rückkehr nach Zion gelöscht. Der angesehene Rabbi Abraham Geiger argumentierte, dass der Judaismus sich durch einen evolutionären Prozess entwickelt habe, der mit Gottes Offenbarung an die hebräischen Propheten begann. Diese Offenbarung war progressiv; eine neue Wahrheit wurde für jede Generation verfügbar. Das Wesentliche des Judaismus war ethischer Monotheismus.

1897 nahm die Zentralkonferenz Amerikanischer Rabbis eine Resolution an, die jeden Versuch einen jüdischen Staat zu errichten, missbilligte. Die Resolution besagte: “Zion war ein wertvoller Besitz in der Vergangenheit … als solches ist es eine heilige Erinnerung, aber es ist nicht unsere Hoffnung für die Zukunft. Amerika ist unser Zion.”

Während die meisten Juden den Zionismus ablehnten, begrüßten ihn viele Antisemiten. Peter Beinart, ein Redakteur für „Jewish Currents“, schreibt in „The Guardian“: „Einige der Weltführer, die am leidenschaftlichsten die jüdische Staatsbürgerschaft förderten, taten dies, weil sie keine Juden in ihrem Land wollten. Bevor Arthur Balfour als Außenminister 1917 erklärte, dass Britannien „ die Errichtung einer nationalen Heimat für das jüdische Volk in Palästina befürwortet“, unterstützte er das Fremdenrecht von 1905, das die jüdische Einwanderung in das Vereinigte Königreich untersagte… Zwei Jahre nach dieser berühmten Erklärung sagte Balfour: „Der Zionismus lindert die jahrelange Misere, die durch die Anwesenheit eines „Gremiums“ (den Juden) in ihrer Mitte für die westliche Zivilisation entstanden ist, der zu lange als fremd und sogar feindlich angesehen wurde, das man jedoch weder vertreiben, noch aufnehmen konnte.“

In England widersetzten sich die meisten jüdischen Führer der Balfour Erklärung. Ein jüdisches Mitglied aus Lloyd Georges Kabinett, der Staatssekretär für Indien, Edwin Montagu, bestand darauf, dass die Juden als eine religiöse Gemeinschaft angesehen werden müssten. Er benutzte die Bezeichnung „Antisemitismus“, um die Sponsoren der Balfour Erklärung zu charakterisieren. Ein Dokument, das er am 23. August 1917 veröffentlichte, trug den Titel: “The Anti-Semitism of the Present Government.” (Die Antisemiten der gegenwärtigen Regierung)

Von Beginn der jüdischen Besiedlung Palästinas an machten die zionistischen Führer deutlich, dass sie die einheimische Bevölkerung des Landes vertreiben wollten. Bereits im Jahre 1914 erklärte Moshe Sharett, ein zukünftiger israelischer Premierminister: “Wir haben vergessen, dass wir nicht in ein leeres Land gekommen sind, um dieses zu erben, sondern wir sind gekommen, um ein Land von einem Volk, das es bewohnt, das es durch seine Sprache und ursprüngliche Kultur beherrscht, zu erobern…. Wenn wir versuchen, es alleine als unser Land, das Land Israel, zu sehen, und wir einen Partner in unserem Staat erlauben – wird der gesamte Inhalt und die Bedeutung für unser Unternehmen verloren sein.”

David Ben-Gurion setzte sich für eine „Zwangsvertreibung“ der Palästinenser ein. 1973 gründete er in der „Jewish Agency“ ein Komitee für den Transfer der Bevölkerung. “Transfer,” ist selbstverständlich ein Euphemismus für die Ethnische Säuberung. Sie wurde auf Massenebene 1948 und erneut 1967 durchgeführt. Einer dieser Täter, Yosef Weitz, Direktor der Landbesiedlungsabteilung des Jewish National Funds, schrieb: “Es muss deutlich sein, dass es keinen Platz für beide Völker in dem Land gibt… Die einzige Lösung ist ein Land Israel ohne Araber… Es gibt keinen anderen Weg, als die Araber von hier zu vertreiben…”

Der israelische Historiker, Tom Segev, bemerkt: “Das Verschwinden der Araber war das Herzstück des zionistischen Traums und auch eine notwendige Bedingung für dessen Verwirklichung… Mit wenigen Ausnahmen hat keiner der Zionisten die Zweckmäßigkeit der Zwangsvertreibung – oder ihrer Moral bezweifelt.“

Ein anderer israelischer Historiker, Ilan Pappé, schreibt: “1945 hatte der Zionismus über eine halbe Million Siedler in ein Land gezogen, dessen Bevölkerung fast zwei Millionen ausmachte... Die einheimische dortige Bevölkerung wurde nicht gefragt… noch wurde ihr Einspruch gegen das Projekt, Palästina in einen jüdischen Staat umzuwandeln, berücksichtigt…. Wie bei allen früheren kolonialen Siedlerbewegungen war die Antwort auf diese Probleme die Doppellogik von Vernichtung und Entmenschlichung. Das einzige Mittel der Siedler, ihren Anteil an dem Land über die 7 Prozent zu erweitern und eine exklusive demographische Mehrheit zu garantieren, war, die Einheimischen aus ihrem Heimatland zu vertreiben. Der Zionismus ist somit ein koloniales Siedlerprojekt und eins, das noch nicht vervollständigt wurde… Israel kolonisiert immer noch und … enteignet Palästinenser und verwehrt ihnen die Rechte der Einheimischen auf ihr Heimatland… das Verbrechen, das die Führung der Zionistenbewegung beging, die die Regierung Israels wurde, war das der ethnischen Säuberung.”

Der Grund, dass die Palästinenser zu Recht als die letzten Opfer des Holocaust anzusehen sind, ist, dass der wachsende Antisemitismus in Europa viele Juden, die ursprünglich gegen den Zionismus waren, veranlasste, damit zu beginnen, den Gedanken, einen jüdischen Staat in Palästina als Zufluchtsort für die Verfolgten (Juden) zu gründen, positiv zu sehen. Jüdische Organisationen in den USA, die gegen den Zionismus waren, begannen langsam ihn positiver zu sehen. Ohne Hitler hätte es wenig Unterstützung von Juden in den USA oder Westeuropa für die Gründung eines jüdischen Staates gegeben. Ohne den Holocaust hätten die Vereinten Nationen kaum einen Grund gehabt, den Staat Israel zu errichten.

Jetzt wird die Opferrolle der Palästinenser immer mehr verstanden. Sowohl die israelische Menschenrechtsgruppe B’Tselem als auch Human Rights Watch hat Israels Behandlung der Palästinenser als“Apartheid“ bezeichnet.”

Die Welle des internationalen Widerstandes gegen Israels Besetzung und die Misshandlung der Palästinenser wird weitgehend mit der Bewegung verglichen, die gegen die Apartheid in Südafrika wuchs. Jeff Halper weist daraufhin: “Die Palästinensersache hat eine globale Bekanntheit erreicht, vergleichbar mit der der Anti-Apartheid-Bewegung. Palästinenser sind ein Symbol für unterdrückte Völker weltweit geworden. Israel ist ein etablierter und starker Siedlerstaat, genau wie es Südafrika war, aber keiner konnte eine einheimische Bevölkerung mit staatlich-nationalen Bestrebungen besiegen oder marginalisieren.” Jetzt hat der palästinensische Kampf den Bedeutungsgrad des Anti-Apartheid-Kampfes weltweit erreicht.

Immer mehr Israelis, die über die Behandlung der Palästinenser durch ihr Land besorgt sind, beklagen ihre Abkehr von den jüdischen Werten. Professor David Shulman von der Hebräischen Universität schreibt: “Wir alle sind, wie wir behaupten, die Kinder der Propheten. Einst, so sagen sie, waren wir Sklaven in Ägypten. Wir alle kennen Sklaverei, Leiden, Vorurteile, Ghettos, Hass, Vertreibung und Exil. Ich finde es erstaunlich, dass ausgerechnet wir diejenigen von allen Völkern sind, die die Apartheid in der Westbank wieder erfunden haben.”

Jane Hirschmann, deren Familie aus Deutschland zur Zeit des Holocaust floh, stellt eine direkte Verbindung zwischen dem Holocaust und dem Leiden der Palästinenser her. Sie schreibt Folgendes in einem Beitrag am 14. Juni in Truthout: “Ich gehöre zur ersten amerikanischen Generation. Meine jüdischen Eltern flohen aus Deutschland, als die Schrecken des Holocaust sich entfalteten. Sie ließen die Familie hinter sich, die in den Lagern verendete…Sobald der Krieg beendet war, erstattete Deutschland meinem Vater Wiedergutmachungen für den Verlust seines Geschäftes sowie für das Verbrechen der Verfolgung. Meine Eltern wurden beide von der deutschen Regierung willkommen geheißen und ihnen wurde gesagt, sie könnten ihre Pässe und ihre Staatsangehörigkeit zurückbekommen…Ich wundere mich, weshalb die 750.000 Palästinenser, die aus ihren Häusern und ihrem Land, als Israel 1948 gegründet wurde, zwangsvertrieben wurden, nicht das Recht auf die gleiche Behandlung haben, die meine Familie erhielt, nachdem der 2. Weltkrieg beendet war.”

Hirschmann schlussfolgert: “Aber der Krieg gegen die Palästinenser war nie vorbei. Stattdessen führt Israel bis zum heutigen Tage seine Politik der ethnischen Säuberung fort…Ich frage mich, wie es möglich ist, dass Opfer des Holocaust und deren Nachkommen ein anderes Volk aus rassistischen Gründen so brutal schikanieren können? Ich frage mich, weshalb die Palästinenser nicht die gleichen Rechte auf Wiedergutmachung und Rückkehr haben, die meiner Familie gewährt wurden, nachdem Deutschland die Verantwortung für seine Verbrechen übernommen hat. Sollten nicht Palästinenser Wiedergutmachungen und das Recht auf Rückkehr beanspruchen können? Sollten sie nicht dasselbe Recht auf Selbstbestimmung haben, das Israel selbst beansprucht? Ich bin zutiefst beschämt und wütend, dass diese Taten im Namen des jüdischen Volkes begangen werden und dass meine Regierung Geld und Waffen beschafft, um diese israelischen Verbrechen zu unterstützen.”

Der Holocaust wirft einen langen Schatten. Die Erklärung: „Nie wieder!“, ist eine, die sich jeder von uns zu Herzen nehmen sollte. Aber sie sollte sich nicht nur auf Angriffe gegen Juden, sondern gegen alle religiösen, ethnischen Gruppen oder Rassen beziehen. Heute sind es die Palästinenser, die von kontinuierlicher ethnischer Säuberung bedroht sind, ironischerweise als Folge des Holocaust selbst. Sie sind traurigerweise seine letzten Opfer.


Allan C. Brownfeld ist ein syndizierter Kolumnist und Mitherausgeber des „Lincoln Review“, einer Zeitschrift, die das Lincoln Institute for Research and Education (Institut für Forschung und Bildung) herausgibt und Herausgeber von „Issues“, der vierteljährlichen Zeitschrift des American Council for Judaism (Amerikanischen Rates für Judaismus).    Quelle
Übersetzt  von Inga Gelsdorf


 

Von Deir Yassin bis Gaza -

die lange Geschichte der unterdrückten Berichterstattung zur Gesundheitslage in Palästina

Alice Rothchild -  06.10.21

Kampagnen, um Berichte medizinischer Fachzeitschriften über die Auswirkungen der israelischen Verfolgung der Palästinenser zu unterbinden, waren in den letzten Jahren traurigerweise erfolgreich, doch es gibt Anzeichen dafür, dass die Wahrheit sich durchsetzt, selbst bei The Lancet, die sich bisher den Zensoren gebeugt hat.

Von Artikeln über Israel wird niemals verlangt, die „palästinensische Seite“ zu erwähnen, da dies als belanglos, irrelevant oder tendenziös angesehen wird. Somit werden das Narrativ der Mächtigen und die Sonderstellung Israels für gewöhnlich als normativ und maßgebend angesehen.

Ein vor Kurzem erschienener Artikel mit dem Titel „Gibt es ‚zwei Seiten‘ der Kritik am Gesundheitswesen? Beweise aus Palästina“ in The European Journal of Public Health wurden genau diese Fragen aufgeworfen.

Akademische Fachzeitschriften und Forschungsarbeiten in den medizinischen, sozialen und politischen Wissenschaften haben ein neueres Verständnis des strukturellen Rassismus, des impliziten Vorurteils und der persönlichen und staatlichen Gesundheitskosten für Fanatismus und chronischen Stress sichtbar gemacht.  mehr >>>



Palästinensische, israelische und ausländische Aktivisten heben Transparente und Plakate während einer Demonstration gegen die israelische Besatzung und die Siedlungstätigkeit in den palästinensischen Gebieten und Ost-Jerusalem im palästinensischen Viertel Sheikh Jarrah in Jerusalem am 19. März 2021 - Ahmad Gharabli


Was wäre, wenn die Palästinenser zustimmen würden, unter Besatzung zu leben?

Fayez Abu Shamalah  - 27. Oktober 2021 - Übersetzt mit DeepL

Würde die israelische Besatzung es zulassen, dass wir Palästinenser unter ihrer Knute leben, unseren Schweiß und unsere Energie in ihren Fabriken vergeuden und sie mit den Sicherheitsdiensten versorgen, nach denen sie sich sehnt, damit sie uns einen Laib Brot zuwirft, während wir sie Tag und Nacht preisen?

Das glaube ich nicht. Die israelische Besatzung wird die bloße Anwesenheit eines palästinensischen Volkes in diesem Land nicht akzeptieren, denn seit der erste zionistische Eindringling seinen Fuß auf das Land Palästina gesetzt hat, wiederholen sie die Worte des ehemaligen britischen Premierministers Benjamin Disraeli: "Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land". Der beste Beweis dafür sind die Osloer Abkommen, die Israels Recht auf den größten Teil Palästinas anerkannten und das palästinensische Volk aufforderten, die Waffen niederzulegen und für einen Zeitraum von vier Übergangsjahren mit den Besatzern zu koexistieren, um danach die Gründung eines palästinensischen Staates zu ermöglichen.

Haben die Israelis die Gleichung akzeptiert, dass die Palästinenser unter dem Schatten der Besatzung leben?


Nein, die Israelis akzeptierten diese Gleichung nicht, sondern wollten das Osloer Abkommen für den Ausbau der Siedlungen und die Einschränkung der Lebensbedingungen der Palästinenser ausnutzen. So kam es zu den ersten Konfrontationen in Hebron und 1998 in Jabal Abu Ghneim, als Siedler den strategisch wichtigen Berg nördlich von Bethlehem eroberten und in eine Siedlung namens Har Homa verwandelten. Die israelischen Ambitionen hörten damit nicht auf und verletzten weiterhin die Osloer Abkommen, das Hebron-Protokoll und das Wye River Memorandum.

Die Al-Aqsa-Intifada war eine palästinensische Rebellion gegen die Idee der Koexistenz im Schatten der Besatzung, und die israelische Antwort darauf war noch mehr Töten, Unterdrückung, Abschlachten und Verschwörungen. In dieser Zeit gelang es Sharon, Abu Ammar auf dem Muqata'a-Gelände in die Enge zu treiben und Hausarrest zu verhängen, was von allen palästinensischen Führern, die heute um Abu Ammar weinen, beobachtet wurde. Abu Ammar blieb in AL-Muqata'a inhaftiert, während die übrigen PLO-Führer sich weiterhin frei bewegen konnten, die israelischen Kontrollpunkte passierten, vom Gazastreifen ins Westjordanland und vom Westjordanland nach Jordanien reisten. Farouk Kaddoumi nahm an der arabischen Gipfelkonferenz in Beirut 2002 teil, als die arabischen Führer Abu Ammar nicht erlaubten, die Rede Palästinas in der Muqata'a zu halten, wo Sharon ihn belagert hatte.

Abu Ammar wurde als Gefangener liquidiert, während seine Kollegen, Freunde und Erben weiter umherzogen. Sein Stellvertreter und Premierminister Mahmoud Abbas traf sich im Juni 2003 mit Sharon in Akaba und erzielte in Anwesenheit von US-Präsident Bush eine Einigung darüber, die Intifada zu beenden und sich mit dem Leben unter der Besatzung zufrieden zu geben. Dies führte zur Beendigung der Al-Aqsa-Intifada, während die sicherheitspolitische Koordinierung und Zusammenarbeit heilig wurde. Doch nichts davon stellte die Israelis zufrieden. Es führte weder zur Gründung eines palästinensischen Staates noch zu einem Ende des Tötens, der Übergriffe und der Einschränkungen des Lebens der Palästinenser, bis 60 Prozent des Westjordanlandes vollständig unter israelischer Kontrolle standen und die Palästinenser sich in ihre Städte, Lager und Dörfer zurückzogen, machtlos, ihre Heiligtümer zu verteidigen.

Sind die Israelis mit dieser Gleichung zufrieden? Hat ihre Führung aufgehört, gegen die palästinensische Präsenz selbst in den Städten des Westjordanlandes zu intrigieren, die von Siedlungen und Umgehungsstraßen belagert werden? Werden sie jemals die Menschenrechte der Palästinenser anerkennen, nachdem sie deren politische Rechte verweigert haben?

Die Antwort, die jeder in der Nähe und in der Ferne versteht, ist, dass die israelische Besatzung das Land ohne die Menschen will, selbst wenn die Menschen akzeptieren, im Gazastreifen und im Westjordanland in Wohngemeinschaften zu leben, wie es bei ihren palästinensischen Mitbürgern in den 1948 besetzten Gebieten der Fall ist. Die Besatzung wird diese Gleichung nicht akzeptieren und den Palästinensern keine gleichen Menschenrechte zugestehen, was unserem Volk in den 1948 besetzten Gebieten schadet, das sich 70 Jahre nach dem Versuch, mit den Israelis zu koexistieren, immer noch gedemütigt fühlt und unter Apartheid leidet.

Die Erfahrung ist der beste Lehrmeister, und wer nicht aus den Erfahrungen der Völker lernt, bleibt ein gescheiterter Schüler in der Grundschule der Sicherheitskoordinierung und Zusammenarbeit, der seine Träume in der Asche seiner Fehler sucht.  Quelle



 

Vor 30 Jahren: Alle Parteien des Nahostkonflikts an einem Tisch
Bis heute vergebliche Hoffnung auf dauerhaften Frieden

In Madrid saßen sich vor 30 Jahren erstmals alle Parteien des Nahostkonflikts gegenüber. Es bestand die Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden in dieser Generation - bis heute haben sie sich jedoch nicht erfüllt.

Andrea Krogmann - 30.10.2021

"Die Zeit ist gekommen, dem israelisch-arabischen Konflikt ein Ende zu setzen." Einen "Meilenstein in der Geschichte der US-Außenbeziehungen" nennt das US-Außenministerium den Satz von Präsident George Bush von März 1991, der in den ersten direkten Verhandlungen aller Konfliktparteien im Nahostkonflikt seit 1948 münden sollte. Am 30. Oktober 1991 versammelten sich eine israelische, ägyptische, syrische, libanesische sowie eine gemeinsame jordanisch-palästinensische Delegation unter dem Vorsitz von Bush und dem sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow zur dreitägigen Friedenskonferenz von Madrid.

Historische Chance auf echten Frieden in der gesamten Region

"Nach ausführlichen Konsultationen mit den arabischen Staaten, Israel und den Palästinensern glauben die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion, dass eine historische Chance besteht, die Aussichten auf echten Frieden in der gesamten Region voranzutreiben", hieß es in der Einladung. Das erklärte Ziel: ein Friedensabkommen durch Verhandlungen, bilateral und multilateral, die sich unmittelbar an die Konferenz anschließen sollten.

Israels Begeisterung für die internationale Konferenz war mäßig. So wurden die Palästinenser nur im Rahmen einer jordanischen Delegation akzeptiert, und nur solche Vertreter, die keine offene Verbindung zur Palästinensische Befreiungsorganisation pflegten. mehr >>>

 

Israel öffnet Grenze
In Gaza wird wieder gebaut


Jan-Christoph Kitzler - : 31.10.2021

Fünf Monate nach den schweren Kämpfen mit der Hamas lässt Israel wieder Lieferungen von Baumaterial in den Gazastreifen zu. Doch der Wiederaufbau kommt nur mühsam voran. Das liegt nicht nur am Geld.

Monatelang war die Grenze in Kerem Shalom zwischen Israel und dem Gazastreifen geschlossen. Jetzt rollen wieder die Lastwagen. 400 bis 500 seien es am Tag, sagen die Leute hier. Obst und Gemüse, Rinder, Baumaterial - alles aus Israel.

Der zuständige Regierungsvertreter will seinen Namen nicht nennen. Aber er beantwortet ein paar Fragen. "Nach dem Krieg war der Grenzübergang dicht. In den letzten paar Tagen hat Israel aufgemacht.


Aber was hier reinkommt, deckt den Bedarf nicht", sagt er.UN-Hilfen durch Grenzöffnung für Waren möglichOb diese Aussage stimmt, wissen sie am besten bei der UNRWA, dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten. Die UN-Organisation ist seit Jahren der größte Arbeitgeber im Gazastreifen, kümmert sich um Schulen, das Gesundheitssystem.

 70 Prozent der Bevölkerung hier gelten als Flüchtlinge - jeden Tag verteilt die UNRWA 600 Tonnen Lebensmittel.

Das Elend im Gazastreifen sei auch deshalb so groß, sagt Thomas White, der Direktor in Gaza, weil der Gazastreifen wirtschaftlich weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten sei.

Immerhin lässt Israel inzwischen Waren rein. "In den letzten Wochen wurden die Restriktionen, die es gab, gelockert. Jetzt kommt viel mehr Ware als vorher, vor allem Baumaterial", berichtet White. "Da gab es ja immer das Argument, dass dieses von militanten Gruppen in Gaza zum Bau von Tunneln genutzt würde. Tatsächlich brauchen die Menschen das, um Häuser wiederaufzubauen. Und für uns bedeutet das  mehr >>>

 

 Mehr >>>


Kurzkommentar - E. Arendt - Die Autoren vergessen, dass Bilder auch symbolisch und dadurch korrekt für ein Geschehen stehen können.

Es hat mich selbst fürchterlich geärgert, dass bestimmte Bilder, über viele Jahre hinweg immer wieder als aktuelle Bilder veröffentlicht wurden. Noch kam dazu (ich hatte viele Videos analysiert), das dieses Ereignis wohl gestellt wurde. Ich hatte das ausnahmsweise dokumentiert.

 

 

Faktencheck: Wie Kinderbilder für Propaganda missbraucht werden

Schreiende Mädchen, blutüberströmte Jungen - nicht alle herzzerreißenden Bilder aus Gaza und Israel sind authentisch. Einige sind schon jahrealt, oder sie stammen aus ganz anderen Konflikten.

Autorin/Autor Rachel Baig, Tetyana Klug - 22.05.2021


Das Leid hat viele Gesichter. Der Umgang mit ihm ebenso. Manche trauern still, in sich gekehrt. Andere wollen ihren Gefühlen Ausdruck verleihen, sie mit möglichst vielen teilen. Gerade diese Form der Trauerbewältigung findet oft in den sozialen Medien statt, besonders nach Tragödien wie Naturkatastrophen, Anschlägen, Unfällen oder Angriffen.

So auch zu beobachten im Israel-Gaza-Konflikt, der aktuell durch eine Feuerpause unterbrochen ist. Doch die Feeds der Plattformen sind weiterhin voll von Bildern des Schreckens, der Trauer, der Wut. Aber sind all diese Fotos und Emotionen wirklich echt? Beide Seiten des Konflikts unterstellen sich gegenseitig, Propaganda zu betreiben. Tatsächlich wird manipuliert, und zwar nach DW-Recherchen ausgerechnet mit den Schwächsten in der Krise, den Kindern.

Unzählige herzzerreißende Fotos und Videos von Mädchen und Jungen werden verschickt, gepostet, geteilt - alleine in Trümmerbergen, gezeichnet von Verwundungen. Einige stammen von verzweifelten Angehörigen, andere von Accounts, die entweder Aufmerksamkeit und Reichweite suchen oder gar falsche Informationen verbreiten wollen.

Manche Bilder sind gar nicht aktuell, sondern schon Jahre alt. Andere festgehaltenen Szenen stammen aus anderen Konflikten und spielten sich gar nicht am behaupteten Ort ab. Ihre Wirkung verfehlen sie dennoch nicht. Die falschen oder aus dem Kontext gerissenen Bilder schüren Emotionen, die sich in den Kommentaren darunter ablesen lassen. So verbreiten sich gezielte Botschaften rasend schnell über die Plattformen, und befeuert durch falsche Informationen können Hashtags trenden. Umgekehrt werden in diesem Umfeld auch echte, authentische Fotos angezweifelt, wird ihren Erstellern Manipulation vorgeworfen. Wir haben einige Bilder aus dem Konflikt überprüft.  mehr >>>



YOUSEF NAJAJREH

Wie die israelische Apartheid die palästinensische Bildung und wissenschaftliche Forschung unterdrückt

"In Palästina Wissenschaft zu betreiben ist wie ein Wunder,
wenn man es schafft, Wissenschaft zu betreiben."

David Kattenburg - 8. 10. 2021 - Übersetzt mit DeepL

Eine gebildete Bevölkerung und fortschrittliche wissenschaftliche Forschungskapazitäten sind die wichtigsten Triebkräfte für eine souveräne nationale Entwicklung. Niemand weiß das besser als das "Start-Up" Israel. Einer aktuellen Schätzung zufolge hat Israel die drittgebildetste Bevölkerung der Welt (hinter Kanada und Japan).

Was die fünf Millionen Palästinenser betrifft, die unter ständiger kriegerischer israelischer Herrschaft und mutmaßlicher Apartheid leben, so ehrt Israel diese Wahrheit in der Bresche - indem es systematisch den palästinensischen Zugang zu Bildung und die Fähigkeit palästinensischer Wissenschaftler, Forschung zu betreiben, behindert.

Es ist eine Politik mit tiefen Wurzeln. In einem kürzlich erschienenen Ha'aretz-Artikel zitiert Adam Raz vom Akevot-Institut für israelisch-palästinensische Konfliktforschung ein Paar kürzlich freigegebene Dokumente. "Der arabische Sektor muss so niedrig wie möglich gehalten werden, damit nichts passiert", sagte der Polizeipräsident Yosef Nachmias bei einem Treffen der israelischen Sicherheitschefs im Februar 1960.

"Solange sie nur halbwegs gebildet sind, mache ich mir keine Sorgen", sagte Shin Bet-Chef Amos Manor
. Traditionelle "arabische" soziale Strukturen müssten unterstützt werden, so Manor, um "das Tempo des Fortschritts und der Entwicklung zu verlangsamen".

Gleichzeitig wies Manor darauf hin, dass "Revolutionen nicht vom Proletariat angezettelt werden, sondern von einer gemästeten Intelligenz". In diesem Sinne riet er, dass "alle Gesetze angewandt werden müssen, auch wenn sie nicht angenehm sind", und dass "illegale Mittel [von den Behörden] nur dann in Betracht gezogen werden sollten, wenn es keine andere Wahl gibt, und selbst dann nur unter der Bedingung, dass es gute Ergebnisse gibt."

Manor bezog sich dabei wahrscheinlich auf israelische Gesetze, die zur Unterdrückung palästinensischer Intellektueller eingesetzt werden könnten. Möglicherweise hatte er auch internationales Recht im Sinn, das missachtet werden müsste.

Als UN-Mitgliedstaat sei Israel verpflichtet, sich an die Bestimmungen der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1949 zu halten, die das Recht auf Bildung garantieren. "Jeder Mensch hat das Recht auf Bildung", heißt es in Artikel 26 der Allgemeinen Erklärung. "Die technische und berufliche Bildung muss allgemein zugänglich gemacht werden, und die Hochschulbildung muss allen auf der Grundlage von Leistung gleichermaßen zugänglich sein.

Sechs Jahre nach Manors Äußerungen gehörte Israel zu den ersten Ländern, die den Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte paraphierten und ihm 1991 formell beitraten. Nach der Eroberung des Westjordanlands, Ostjerusalems und des Gazastreifens im Jahr 1967 vertrat Israel jedoch die Auffassung, dass der Pakt dort nicht gelte. Diese Gebiete lägen außerhalb des souveränen israelischen Hoheitsgebiets, argumentierte Israel, während es gleichzeitig die Rechte des Pakts auf jüdische Siedler im Westjordanland ausweitete. (Israel vertritt dieselbe Position in Bezug auf den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte).

Worin bestehen diese Rechte aus dem Pakt? Artikel 13(1) des Paktes besagt: "Die Vertragsstaaten dieses Paktes erkennen das Recht eines jeden auf Bildung an." Artikel 13(2)(c) besagt: "Die Hochschulbildung ist allen nach Maßgabe ihrer Fähigkeiten mit allen geeigneten Mitteln gleichermaßen zugänglich zu machen ..." Und in Artikel 15(3) heißt es: "Die Vertragsstaaten verpflichten sich, die für wissenschaftliche Forschung und schöpferische Tätigkeit unerlässliche Freiheit zu achten."

Der für die Verwaltung des Pakts zuständige UN-Ausschuss hat Israel für seine Weigerung, die Rechte des Pakts auf Palästinenser auszuweiten, zur Verantwortung gezogen. In seinen "Abschließenden Beobachtungen" zum 4. Periodischen Bericht Israels vom November 2019 äußerte sich der Ausschuss besorgt über den "eingeschränkten Zugang [palästinensischer] Schüler zur Bildung", den "häufigen Abriss von Schulgebäuden und die Beschlagnahmung von Schulgebäuden", "bewaffnete oder unbewaffnete Durchsuchungen palästinensischer Schulen" und das "häufige Auftreten von Schikanen oder Drohungen gegen Schüler und Lehrer durch Sicherheitskräfte oder israelische Siedler an Kontrollpunkten oder entlang von Straßen, was insbesondere weibliche Schüler behindert."

Das UN-Komitee äußerte sich auch besorgt über "das generelle Verbot von Bildung im Westjordanland, das seit 2014 gegen Studenten aus dem Gazastreifen verhängt wurde", und "die schwerwiegenden Auswirkungen von [Israels] Liste der Güter mit doppeltem Verwendungszweck auf die Fähigkeit der Studenten im Gazastreifen, ihr Recht auf Bildung zu genießen, insbesondere in den Bereichen Wissenschaft und Technik".

Diese Kommentare werden von palästinensischen Wissenschaftlern geteilt. Ein aktueller, dramatischer Fall: Professor Imad Barghouthi, ein Astrophysiker an der Al-Quds-Universität im Ostjerusalemer Stadtteil Abu Dis. Dr. Barghouthi wurde bereits dreimal von der israelischen Sicherheitspolizei verhaftet. Beim letzten Mal, am 16. Juli 2020, klagten die israelischen Behörden Barghouthi wegen seiner Facebook-Posts wegen "Aufwiegelung" an. Nach 52 Tagen Haft entschied ein israelischer Richter, dass Barghouthis Beiträge in den sozialen Medien keine Aufwiegelung darstellten. Die israelische Polizei entschied sich stattdessen für eine "Verwaltungshaft", eine routinemäßige Möglichkeit, Palästinenser ohne Anklage auf unbestimmte Zeit inhaftieren zu lassen. Barghouthi verbrachte zehneinhalb Monate im Gefängnis, innerhalb Israels, und verstieß damit gegen Artikel 76 der Vierten Genfer Konvention.

Die Al-Quds-Studenten litten unter der Abwesenheit von Dr. Imad. Niemand sonst konnte seine Kurse in Elektromagnetismus, Kern- und Molekularphysik, Elektrodynamik, statistischer Mechanik, Photodynamik oder Plasmaphysik unterrichten. Da ihm der Internetzugang verwehrt wurde, kommunizierte Barghouthi mit seinen Studenten über ein altes Nokia-Mobilgerät und wies sie an, diese Arbeit zu zitieren, diese Gleichung zu lösen oder diesen oder jenen Forscher zu kontaktieren.

Barghouthi wurde schließlich im November 2020 gegen eine Kaution von 15.000 Dollar freigelassen und gewarnt, nicht mehr auf Facebook zu posten.

Nach seiner Freilassung äußerte sich Barghouthi in einem Interview mit S4P-Mitglied Mario Martone zu den Herausforderungen der Wissenschaft unter militärischer Besatzung.

Es gibt viele palästinensische Universitäten, aber nur wenige Durchbrüche oder Veröffentlichungen, so Barghouthi. Die Beschaffung von Ausrüstung und Lehrbüchern ist eine große Herausforderung. Vor allem aber leidet die palästinensische Wissenschaft unter einem Mangel an menschlicher Vielfalt. In Europa und Nordamerika kommen Forscher und ihre Studenten aus der ganzen Welt zusammen. Das Westjordanland und insbesondere den Gazastreifen zu verlassen, kann dagegen ein unüberwindbares Hindernis darstellen. Und natürlich "mögen es die Israelis nicht, wenn ein Akademiker auch politisch aktiv ist", so Barghouthi.

Yousef Najajreh ist außerordentlicher Professor für medizinische Chemie an der pharmazeutischen Fakultät der Al-Quds-Universität in Abu Dis, am Rande von Ost-Jerusalem, und hat sich auf neuartige Krebstherapeutika spezialisiert. Seine Forschung ist hochkarätig und umfasst die Identifizierung von allosterischen Enzyminhibitoren, platinbasierten Krebsmedikamenten und nanopartikulären Verabreichungssystemen.

Yousef wäre noch innovativer, wenn er außerhalb Palästinas leben würde. Wie kann man ein medizinisch-chemisches Labor ohne fortschrittliche Instrumente für NMR, Röntgenbeugung, Gewebekultur oder Chromatographie oder ohne wichtige organische Reagenzien und Biologika betreiben, fragt Najajreh.

Bei einem Besuch an der Ecole Polytechnique in Lausanne staunte Najajreh über ein halbes Dutzend Kernspintomographen, die in einem Flur nebeneinander aufgestellt waren, und über Schränke voller organischer Reagenzien. Während man der Palästinensischen Autonomiebehörde das Fehlen einer Forschungsstrategie oder eines Forschungsbudgets vorwerfen kann (vierzig Prozent des Jahresbudgets der Palästinensischen Autonomiebehörde sind für die "Sicherheit" Israels bestimmt), trägt Israel die eigentliche Schuld, sagt Najajreh. Laborgeräte und Reagenzien, die zur Verfügung stehen, müssen von israelischen Agenten für internationale Anbieter oder von palästinensischen Agenten für israelische Agenten beschafft werden. "Güter mit doppeltem Verwendungszweck (einige so einfach wie Glyzerin) sind verboten. Und Forscher wie Najajreh, die keine Einreisegenehmigung für Jerusalem haben, um eine Bestellung bei einem israelischen Vertreter abzuholen (der nicht nach Abu Dis kommen kann oder will), müssen einen Vermittler bitten, das Material zu holen.

Und dann ist da noch die menschliche Dimension. Dreimonatsvisa für Gastprofessoren oder Studenten sind nicht mit dem 16-monatigen Semester in Palästina vereinbar. Und jeder, der mit der palästinensischen Sache sympathisiert, wird am Ben-Gurion-Flughafen oder auf der Allenby-Brücke aus Jordanien verbannt. Selbst innerhalb Jerusalems (Israels "ewige und ungeteilte Hauptstadt") haben Al-Quds-Studenten und -Lehrkräfte große Schwierigkeiten, zwischen Abu Dis und dem Ostjerusalemer Campus in Beit Hanina oder Wadi Joz zu wechseln.

Umgekehrt müssen Jerusalemer Dozenten, Verwaltungsangestellte und Studenten auf dem Heimweg vom Abu-Dis-Campus routinemäßig aus dem Bus aussteigen, um "Sicherheitskontrollen" zu überstehen. Zu allem Überfluss dringen israelische Soldaten und Grenzpolizisten routinemäßig in den Campus von Abu Dis ein, schießen Tränengas und schleppen Studenten ab.

In einem Zoom-Gespräch mit dem Autor äußerte sich Yousef Najajreh wie folgt: "[In einem europäischen oder nordamerikanischen Forschungslabor] gibt es eine Gruppe für synthetische Chemie, die mit einer Gruppe für Biologie, mit einer Gruppe für Computerchemie, mit einem Spezialisten für künstliche Intelligenz ... mit jemandem, der an Tiermodellen arbeitet ... ein Kreis von Forschern. Das kann ich nicht machen ... Egal, welchen Kreis ich machen will, es gibt einige Lücken."

"Ein Professor zu sein, bedeutet nichts für die Dame, die auf der Allenby-Brücke sitzt. Oder der Soldat oder die Grenzpolizei ... Wenn sie dich verhören wollen, werden sie dich verhören; wenn sie dich zurücklassen wollen, lassen sie dich zurück; sie können einen Professor wie Imad Barghouthi am Grenzübergang anhalten und [ihn] einsperren, weil er politisch aktiv ist ... Und ich wurde mehrmals durchsucht, wobei man mir alles abnahm; meinen Gürtel, meine Schuhe, wie jedem Palästinenser ... Universitätsprofessor zu sein, gibt dir keinerlei Privileg."

"Manchmal werden sie wütend, manchmal verdächtigen sie dich bestimmter Dinge ... Die Realität ist, dass du zu deiner Universität gehst, und jeden Tag, wenn du nach Hause kommst, wirst du durchsucht, und du musst deinen Ausweis jemandem zeigen, der eigentlich dein Besatzer
ist ... Ich möchte den Amerikaner sehen, der zu seiner eigenen Universität geht, und auf dem Heimweg muss er, ich weiß nicht was, jedes Mal seinen Ausweis zeigen, um durchsucht zu werden; aus dem Bus aussteigen, in den Bus einsteigen ... Letztendlich ist es schikanös."

"Was ist leicht in Palästina? Was ist leicht zu tun? Auf der Straße zu fahren ist nicht einfach. In den Supermarkt zu gehen, ist nicht einfach. Nein, Wissenschaft in Palästina zu betreiben ist wie ein Wunder, wenn man es schafft, Wissenschaft zu betreiben."

"Das ganze Umfeld behindert deinen Fortschritt".

"Die Art und Weise, wie das ganze System funktioniert, macht einen wirklich verrückt."

Professor Mazin Qumsiyeh, ein Biologe, beschreibt sich selbst als "Beduine im Cyberspace" und "Dorfbewohner zu Hause". Qumsiyeh ist der Gründer und ehrenamtliche Direktor des Palästinensischen Museums für Naturgeschichte und des Palästinensischen Instituts für Biodiversität und Nachhaltigkeit, das der Universität Bethlehem angegliedert ist. Zusammen mit ihrer Partnerin Jessie Chang und anderen Mitarbeitern erforscht Qumsiyeh die palästinensische Artenvielfalt, das kulturelle Erbe und die Permakultur. Ihre populären Bildungsprogramme richten sich an Schulkinder und marginalisierte Gemeinschaften. In einer E-Mail äußerte Mazin Qumsiyeh diese Gedanken zur Wissenschaft in Palästina:

"Israel ist die Besatzungs-/Kolonisierungsmacht und nicht daran interessiert, den Menschen vor Ort ein normales Leben zu ermöglichen, einschließlich eines wirtschaftlichen Fortschritts auf der Grundlage der Wissenschaft". "Echte wissenschaftliche Forschung fördert Wissen, das den Menschen zugute kommt ... Eingeborenes/indigenes Wissen fördert lokale Interessen und wird daher von denjenigen bekämpft, die an der Kontrolle des Landes und der natürlichen Ressourcen interessiert sind". "Wir haben keine Freiheit, z. B. wissenschaftliche Geräte und Materialien zu importieren. Selbst Bücher kommen selten durch, wenn sie bestellt werden. Alles geht durch den israelischen Zoll und wird auf eine Art und Weise kontrolliert, die uns behindert." "Wissenschaftlichen Kollegen kann die Einreise verweigert werden (die meisten müssen an der Grenze lügen und sagen, sie seien Touristen). Nur kollaborierende Wissenschaftler (diejenigen, die sich normalisieren und mit Israelis zusammenarbeiten) werden besonders berücksichtigt."

"Der Zionismus hat von Anfang an einen Krieg gegen die Kultur und die Bildung und im Grunde gegen alle Lebensbereiche der Palästinenser geführt, weil er daran interessiert war, das Land ohne die Menschen zu haben. Daher war die Zerstörung von Menschen und jeder Stütze der einheimischen Bevölkerung eine der Hauptaktivitäten der Kolonisatoren ... Direkte Angriffe auf alle kulturellen Aktivitäten und sogar die Zerschlagung von Zentren und Institutionen, die die Kultur erhalten.

"Wir haben sehr unterschiedliche Agenden. Wir setzen unsere Ziele um (Jugendförderung usw.), trotz der Herausforderungen der Besatzung. Sie entwurzeln und wir pflanzen neu (sowohl tatsächlich als auch metaphorisch).  Quelle

 

Eine kleine Auswahl weiterer Nachrichten und  Texte,  in meist englischer Sprache

Westjordanland: Attacke von israelischen Siedlern –
 Dreijähriger am Kopf verletzt

WAFA: 288 American Organizations Demand Biden Condemn Israel’s Suppression of Palestinian Human Rights Groups – – IMEMC News

Soldiers Demolish a Palestinian-owned Home in Israel – – IMEMC News

Israeli Colonizers Attack Shepherds, Injure A Child In Northern Plains – – IMEMC News

Israeli Soldiers Assault And Abduct A Child In Jerusalem – – IMEMC News

Opinion: Palestinian Resistance Poetry By Mahmoud Darwish – – IMEMC News

Israeli forces seize water tank belonging to Palestinian in Bethlehem area (wafa.ps)

Foreign ministry denounces Israel’s crimes at Islamic cemetery as most heinous form of anti-Semitism (wafa.ps)

President orders flag to be flown at half-mast on Balfour Declaration anniversary (wafa.ps)

Facebook employees questioned apparent restrictions on Palestinian activist's account, documents reveal (wafa.ps)

Settlers chase herders off pastures in Jordan Valley (wafa.ps)

7 Palestinian prisoners continue their hunger strike against detention charge (wafa.ps)

Increase in Producer Price Index in September, says PCBS (wafa.ps)

Israel demolishes a Palestinian-owned house in Lod (wafa.ps)

Several UK unions condemn Israel's criminalization of 6 Palestinian NGOs (wafa.ps)

Weather: Drop in temperature, scattered rain (wafa.ps)

 

Archiv
Dort findet man die Startseiten chronologisch gespeichert >>>.

 

Kontakt | Impressum | Haftungsausschluss | Datenschutzerklärung  | Arendt Art | oben  | Facebook

Das Palästina Portal gibt es seit dem 10.4.2002