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Aufstand nach Ausbruch

Demonstrationen in Solidarität mit aus israelischem Gefängnis geflohenen Palästinensern. Tel Aviv verschärft Haftbedingungen


10.09.2021 -  Gerrit Hoekman

Bei Nablus im Westjordanland verletzte die israelische Armee am Mittwoch abend mindestens 100 Demonstranten

Nach dem spektakulären Ausbruch von sechs palästinensischen Gefangenen am Montag aus dem israelischen Hochsicherheitsgefängnis in Gilboa spitzt sich die Lage in den besetzten Gebieten zu. Am Mittwoch abend fanden an vielen Orten auf der Westbank und in Ostjerusalem Demonstrationen statt, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA. Dabei gab es Verletzte, es kam zu Sachschaden.

In Huwara bei Nablus reagierten israelische Soldaten laut WAFA mit Tränengas und Blendgranaten auf eine Kundgebung in der Nähe eines militärischen Kontrollpunkts. Mindestens 100 Demonstranten mussten medizinisch behandelt werden, teilte der Rote Halbmond am Mittwoch laut der Onlinezeitung Times of Israel mit. In Beita wurden nach Angaben der selben Organisation zwei Palästinenser durch scharf schießende Soldaten verletzt. Auch in mehreren Vierteln im besetzten Ostjerusalem brachen Unruhen aus. Am Damaskus-Tor wurden zwei Palästinenser durch Gummigeschosse und ein weiterer durch eine Blendgranate verletzt.

In Ramallah, Al-Chalil (Hebron) und Bethlehem wurde ebenfalls aus Solidarität mit den sechs Palästinensern, die sich weiterhin auf der Flucht befinden, demonstriert.  mehr >>>

 

Ja, die palästinensischen Gefängnisausbrecher sind Freiheitskämpfer

Gideon Levy - 9. 11. 2021 - Übersetzt mit DeepL

-- Die sechs entkommenen palästinensischen Gefangenen sind die mutigsten Freiheitskämpfer, die man sich vorstellen kann. Die Israelis, denen es schwer fällt, dies zuzugeben, täten gut daran, sich an viele der Filme und Fernsehserien zu erinnern, die sie gesehen haben: Die Flucht aus dem Gefängnis ist das perfekte "Happy End".

Der Ausbruch aus dem Gefängnis von Akko im Jahr 1947 - bei dem Mitglieder der Irgun, der vorstaatlichen Untergrundmiliz unter der Führung von Menachem Begin, in das Gefängnis der Stadt einbrachen, um Mitglieder der Miliz zu befreien, die von der britischen Mandatsregierung festgehalten wurden - hat sich für immer in das kollektive Gedächtnis als Teil des Ethos des Heldentums eingebrannt. Aber was für Filme und für Juden gut ist, gilt nie für Palästinenser. Die sechs Ausbrecher sind nur Terroristen, und die nationale Stimmung will sie tot sehen. Inzwischen wimmelt es in den sozialen Medien von witzigen Sprüchen über die Flucht, vielleicht um sich nicht mit ihrer Bedeutung auseinanderzusetzen oder um der Peinlichkeit zu entgehen.

Die sechs Trotzigen wählten den Weg des grausamen und gewaltsamen Widerstands gegen die Besatzung. Man kann über die Wirksamkeit dieses Weges gegen den starken und gut bewaffneten israelischen Staat streiten, aber seine Rechtmäßigkeit kann nicht in Frage gestellt werden. Sie haben das Recht, Gewalt anzuwenden, um sich einer Besatzung zu widersetzen, die grausamer und gewalttätiger ist als jeder palästinensische Terror.

Nach ihrer Gefangennahme wurden sie zu drakonischen und unverhältnismäßigen Strafen verurteilt, insbesondere im Vergleich zu den in Israel üblichen Strafen für andere Verurteilte. Ihre Haftbedingungen sind ebenfalls eine Schande und halten jeder Prüfung der Menschlichkeit und der Menschenrechte stand, auch wenn man sie mit den Bedingungen vergleicht, unter denen die schlimmsten kriminellen Gefangenen festgehalten werden. Ignorieren Sie die abscheuliche und irreführende Propaganda über ihre Haftbedingungen mit dem Foto des Baklava im Gefängnis: Niemand, der in einem israelischen Gefängnis festgehalten wird, hat solche Bedingungen. Jahrzehntelang ohne Freigang oder ein rechtmäßiges Telefongespräch mit der Familie, manchmal auch ohne Besuche von Familienangehörigen, leben sie unter so beengten Bedingungen, dass sogar der Oberste Gerichtshof es für nötig hielt, sich einzuschalten.

Die meisten der sechs Ausbrecher haben bereits rund 20 Jahre im Gefängnis verbracht, ohne Aussicht auf eine Zukunft: Jeder von ihnen hat mehrere lebenslange Haftstrafen plus 20 bis 30 Jahre erhalten. Warum sollten sie nicht versuchen zu fliehen? Warum sollte es nicht ein winziges bisschen Verständnis für ihre Tat geben und sogar eine heimliche Hoffnung, dass sie nach ihrer Flucht verschwinden und ein neues Leben beginnen, wie in den Filmen?

Ich kenne Zakaria Zubeidi sehr gut, ich könnte mich sogar als seinen Freund bezeichnen. Wie eine Handvoll anderer israelischer Journalisten bin ich ihm im Laufe der Jahre oft begegnet, vor allem, als er ein gesuchter Mann war. Bis vor etwa drei Jahren schickte ich ihm noch Meinungsartikel aus dem Haaretz-Archiv, die er für seine Magisterarbeit benötigte. Dennoch blieb er mir ein Rätsel, und die Verstrickungen, die zu seiner erneuten Verhaftung vor etwa zwei Jahren führten, sind mir immer noch ein Rätsel; Zakaria ist kein Junge, er ist jetzt Vater, warum also?

Aber seine Geschichte ist eine klassische Geschichte von einem Opfer und einem Helden. "Ich habe nie wie ein Mensch gelebt", sagte er mir einmal. Schon als kleiner Junge schleppte er Sandsäcke auf einer Baustelle in der Abbas-Straße in Haifa, während Juden in seinem Alter zu Hause bei ihren Eltern waren. Sein Vater starb, als er noch klein war; er war ein Teenager, als seine Mutter von IDF-Kräften im Fenster ihres Hauses erschossen wurde, und einige Wochen später wurde sein Bruder getötet und sein Haus von der Armee zerstört. Von all seinen Freunden im Flüchtlingslager Dschenin, die in dem wunderbaren Dokumentarfilm "Arna's Children" aus dem Jahr 2004 verewigt wurden, ist nur er noch am Leben. Im Jahr 2004 sagte er mir: "Ich bin tot. Ich weiß, dass ich tot bin", aber das Glück, oder etwas anderes, war auf seiner Seite.

Wie Marwan Barghouti und andere palästinensische Helden wollte er Frieden mit Israel, aber unter den Bedingungen von Gerechtigkeit und Ehre für sein Volk, und auch er war der Meinung, dass die einzige ihm verbleibende Option der gewaltsame Widerstand war. Ich habe ihn nie ohne eine Waffe gesehen.

Ich denke jetzt an Zakaria und hoffe, dass er in die Freiheit entkommen kann, so wie ich hoffe, dass Barghouti eines Tages freigelassen wird. Diese Menschen verdienen es, für ihre Taten bestraft zu werden, aber sie verdienen auch Verständnis und Anerkennung für ihren Mut und vor allem für ihre Rechtschaffenheit. Israel hat beschlossen, sie für immer im Gefängnis zu halten, und sie versuchen, jeder auf seine Weise, das ungerechte, böse Dekret aufzuheben.

Sie sind genau das, was ich als Freiheitskämpfer bezeichnen würde. Kämpfer für die Freiheit Palästinas. Wie könnte man sie anders nennen? Quelle

11. 9. 2021

 


 Nahostkonflikt: Vier aus Gefängnis in Israel geflüchtete Häftlinge gefasst

Im Mai tobte zwischen militanten Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften ein blutiger Konflikt, bei dem 240 Personen ums Leben kamen. Seitdem gilt eine Waffenruhe.

11.09.2021 - Die neusten Entwicklungen

Knapp eine Woche nach der Flucht sechs militanter palästinensischer Häftlinge aus einem israelischen Hochsicherheitsgefängnis sind vier von ihnen offenbar gefasst worden. Zwei Männer wurden am Freitagabend (10. 9.) in der nördlichen Stadt Nazareth unweit des Gefängnisses festgenommen, wie das Internetportal «Ynet» unter Berufung auf eine Polizeisprecherin meldete. Eine Anwohnerin habe die Sicherheitskräfte alarmiert, nachdem sie von den Männern um Essen gebeten worden war. Nur Stunden später sollen zwei weitere Häftlinge gefasst worden sein - darunter der frühere Palästinenserführer Sakaria Subeidi, der zu Zeiten des zweiten Palästinenseraufstands von Israels Sicherheitsapparat gejagt worden war. Zuvor hatte Israel als Reaktion auf die Flucht der Häftlinge die Abriegelung der Palästinensergebiete verlängert.

Palästinensische Gruppierungen im Gazastreifen haben Ägyptens Armee vorgeworfen, in einem Tunnel im Grenzgebiet drei Palästinenser mit Giftgas getötet zu haben. Die Fraktionen, darunter auch die in dem Küstenstreifen herrschende Hamas, forderten am Freitag (3. 9.) eine Untersuchung des Vorfalls. Von ägyptischer Seite wurden die unbestätigten Vorwürfe zunächst nicht kommentiert. Die palästinensischen Männer kamen gemäss den Angaben am Donnerstag zu Tode, als sie sich in dem Tunnel aufhielten. Seit Verschärfung einer Blockade des Gazastreifens im Jahre 2007, die auch von Ägypten mitgetragen wird, haben die Palästinenser immer wieder solche unterirdischen Tunnel gegraben, um Güter und Waffen zu schmuggeln. Die ägyptische Armee hat jedoch die meisten davon in den letzten Jahren zerstört, etwa durch  mehr >>>

 

10. 9. 2021

Quelle Facebook - um die Bilder zu vergrößern auf das Bild klicken

 

20 Jahre nach 9/11

Wie der "Krieg gegen den Terror" den Nahen und Mittleren Osten destabilisiert


Feind verkannt, falsche Mittel gewählt, Ziel verfehlt: Zwanzig Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001 steht der Westen vor den Scherben seines Scheiterns – nicht nur in Afghanistan, auch im Irak, in Syrien, Libyen, dem Jemen. Was ist schiefgegangen beim Kampf gegen den Terror? Und welche Lehren sollte Europa daraus ziehen?


 Ein Essay von Kristin Helberg - 7. 9. 2021

Da ist es wieder, dieses Wort: "Totalversagen“. Der Westen habe in Afghanistan auf ganzer Linie versagt, resümieren Intellektuelle, Journalisten, Politikerinnen und Wissenschaftler einhellig, genau wie zuvor in Syrien und im Irak, in Libyen und im Jemen. Ein rhetorischer Rundumschlag – so gerechtfertigt wie irreführend. Denn das Scheitern des Westens in den Krisen der vergangenen zwanzig Jahre beruht nicht auf der immer gleichen falschen Strategie, sondern ist das Ergebnis höchst unterschiedlicher Ansätze.

Die USA und Europa verfolgten hegemoniale Interessen und missachteten lokale Gegebenheiten, heißt es. Mal intervenierten sie zu stark, mal zu wenig. Mancherorts wollten sie zu viel in zu kurzer Zeit, andernorts verhielten sie sich planlos und zögerlich. Am Ende fehlten entweder Entschlossenheit und Mut zum Einsatz oder es mangelte an Geduld und am langen strategischen Atem. Kurzum: Egal wie sich Amerikaner und Europäer in Nahost, Nordafrika und Zentralasien engagierten, es lief immer schief. Der Westen stabilisierte korrupte, autoritäre Herrscher, ließ lokale Partner im Stich und verlor an Glaubwürdigkeit.

Wie kann es sein, dass sämtliche Versuche, die Region positiv zu beeinflussen, so kläglich gescheitert sind? Dass es den meisten Menschen dort so schlecht geht wie noch nie?

Grassierende Armut und das Elend Flüchtender, Staatsversagen und -zerfall, mafia-ähnliche Strukturen und Extremismus, Ungerechtigkeit, Unterwerfung und Angst vor staatlicher wie nicht-staatlicher Gewalt bestimmen den Alltag von Millionen Menschen zwischen Mittelmeer und Hindukusch. Dabei sollten sie doch längst in Freiheit und Demokratie leben, unter pro-westlichen Regierungen und mit gleichberechtigten Chancen auf Bildung und Wohlstand.

Der war on terror basiert auf falschen Einschätzungen
- So plante es nicht nur US-Präsident George W. Bush (2001-2009) mit seiner Logik von Regimewechsel und Demokratieexport, so versprach es auch sein Nachfolger Barack Obama (2009-2017) mit militärischem Rückzug und Zusammenarbeit auf Augenhöhe. So forderten es die Bevölkerungen ab 2011 selbst ein, indem sie mutig demonstrierten, ihre verhassten Eliten zum Teil stürzten und demokratisch wählten. Und so tönte selbst America-first-Präsident Donald Trump (2017-2021), der dafür mehr amerikanische Waffen verkaufen und den Rest seinen buddies vor Ort überlassen wollte.

Sie alle verfolgten das gleiche Ziel, nur mit unterschiedlichen Mitteln. Und alle versagten. Der Grund dafür liegt tiefer – es ist das Konzept des war on terror, das auf falschen Einschätzungen basiert und so zu strategischen Fehlentwicklungen führte.

Blicken wir zurück.
Nach dem Ende des Kalten Krieges dachte der Westen, sein siegreiches Modell – Freiheit, Demokratie, Marktwirtschaft – würde sich über kurz oder lang weltweit durchsetzen. Kein Grund mehr, in Asien Stellvertreterkriege zu führen oder in Südamerika Generäle zu installieren. Doch dann kam Al-Qaida und bestätigte scheinbar die These des US-Politologen Samuel Huntington vom clash of civilizations, dem Kampf der Kulturen – der Islam stieg zum neuen Weltfeind des Westens auf, der Krieg gegen den Terror wurde seine außenpolitische Doktrin.


Etwa drei Wochen nach dem Beginn der von den USA geführten Invasion im Irak wurde am 9. April 2003 in Bagdad die Statue von Saddam Hussein gestürzt. Wie viele Todesopfer der Irak-Krieg und das auf ihn folgende Chaos unter der einheimischen Bevölkerung genau gefordert hat, ist bis heute nicht genau bekannt. Die meisten Schätzungen schwanken zwischen 150.000 und einer halben Million Toten. Die Infrastruktur des Landes wurde weitgehend zerstört. Klar ist allerdings, dass der Einsatz auf Lügen aufgebaut war. US-Außenminister Colin Powell hatte bei seiner Rede vor dem Weltsicherheitsrat der UN am 5. Februar 2003 behauptet, Saddam Hussein sei im Besitz von biologischen und chemischen Massenvernichtungswaffen, sein Regime unterstütze den internationalen Terrorismus und strebe den Bau von Atomwaffen an.

Statt die Ausbreitung des Kommunismus zu verhindern, galt es fortan, den militanten Islamismus einzuhegen. Leider wählte der Westen dafür die gleichen falschen Mittel – militärische Feuerkraft, zweifelhafte Verbündete und moralische Worthülsen – eine Kombination, die sich gegenüber weltweit vernetzten Terroristen als ineffektiv erwies. Denn der neue Feind ließ sich nicht so leicht lokalisieren und machte sich ideologisch die Heuchelei des Westens zunutze. Und dieser verriet im Streben nach Sicherheit und Stabilität seine freiheitlichen Werte – nach innen und nach außen. Wie konnte es so weit kommen?   mehr >>>


 

Zum Welttag der Alphabetisierung:
Analphabetenrate in Palästina eine der niedrigsten in der Welt

Die Analphabetenrate in Palästina ist eine der niedrigsten in der Welt. Dies geht aus einem Bericht des palästinensischen Statistikamtes hervor, der anlässlich des Welttages der Alphabetisierung am 8. September veröffentlicht wurde.

Palästinensische Mission - 10.09.2021

So gibt es immer weniger Menschen in Palästina, die nicht lesen oder schreiben können. Im Jahr 2020 betrug die Analphabetenrate in der palästinensischen Bevölkerung ab einem Alter von 15 Jahren gerade einmal 2,5%.

Im Zeitraum von 1997 bis 2019 sankt die Rate von 13,9% auf 2,5% weiter ab. Dies entspricht einem Rückgang von 7,8% im Jahr 1997 auf 1,2% im Jahr 2020 bei den Männern und von 20,3% auf 3,8% bei den Frauen im gleichen Zeitraum. Es gibt kaum regionale Unterschiede bei Rückgang: In der besetzten Westbank sank die Rate von 14,1 auf 2,8 und im Gaza-Streifen von 13,7 auf 2,0.

Die Analphabetenrate variiert stark innerhalb der Altersgruppen. Die höchste Rate verzeichnete im Jahr 2020 die Gruppe der 65-jährigen und älteren Palästinenser (25,5%) und die niedrigste Rate die Altersgruppe 15-29 Jahre (0,8%). Besonders niedrig war die Rate bei Frauen in der Altersgruppe 15-24 Jahre (0,3%). Insgesamt leben 72% aller Analphabeten in Palästina in Stadtgebieten. Im Jahr 2020 erreichte die Analphabetenrate 3,2% in ländlichen Gebieten, 2,5% in den Flüchtlingslagern und 2,4% in städtischen Gebieten.

Nach Angaben des palästinensischen Statistikamtes gab es im Schuljahr 2019/2020 insgesamt 81 Alphabetisierungszentren in Palästina: 56 in der besetzten Westbank und 25 im Gaza-Streifen. Die Zahl der eingeschriebenen Palästinenser und Palästinenserinnen betrug 1.247 (695 Männer und 552 Frauen). Quelle


Zum englischsprachigen Volltext der Erhebung gelangen Sie hier.

VIDEO - Scorpions And Liel - Jerusalem Of Gold


Die Hymne des Zionismus:

Die Gefahr, die vom Lied „Jerusalem aus Gold“ ausgeht

Miko Peled   - 8.9.2021

Sollte die Al-Aqsa-Moschee zerstört werden, wird das Streichholz von einem fanatischen Siedler angezündet, aber es sind Jahrzehnte zionistischer Indoktrination und israelischer Politik, die für die Zerstörung verantwortlich sein werden.

JERUSALEM – Die Gefahr, dass Israel die Al-Aqsa-Moschee und den Felsendom zerstört und sie durch einen so genannten jüdischen Tempel ersetzt, ist real und gegenwärtig. Der Bau eines Tempels anstelle der Moschee und des goldenen Doms, die heute Jerusalem schmücken, ist ein lang gehegter Wunsch der Zionisten, der in Liedern, Erzählungen und im letzten Jahrzehnt in Provokationen zum Ausdruck kam, die den Funken auslösen könnten, den die Zionisten brauchen, um den Haram Al-Sharif zu zerstören.

Ein Beispiel für die zionistische Propaganda, die Anspruch auf den Haram Al-Sharf erhebt, ist das ikonische hebräische Lied „Jerusalem aus Gold“. Es wurde von dem israelischen Nationaldichter Neomi Shemer geschrieben und wird oft als einfaches Lied dargestellt, das die Sehnsucht des jüdischen Volkes nach seiner verlorenen historischen Hauptstadt zum Ausdruck bringt. Es ist jedoch unschwer zu erkennen, dass das Lied, sein Verfasser und die Auftraggeber eine ganz klare politische Agenda verfolgen.

Das Lied beginnt mit den folgenden Zeilen:

Bergluft so klar wie Wein
Und der Duft der Kiefern
Wird im Abendwind getragen
Mit dem Klang der läutenden Glocken
Und im Schlummer von Baum und Stein
Gefangen in seinem Traum
Die Stadt, die allein sitzt
Und in ihrem Herzen eine Mauer
Jerusalem aus Gold
Und Bronze und Licht
Zu all deinen Liedern
Ich bin eine Geige…


Das Bild von Jerusalem als einer einsamen und abgeschiedenen Stadt, einer geisterhaften Stadt mit nichts als einer Vergangenheit, spiegelt eine romantische Vorstellung wider, die protestantische Evangelikale und verträumte Zionisten teilen, aber es ist kein wahres Abbild des Jerusalem von 1967. Das Lied geht mit den folgenden Zeilen weiter:

Wie die Wasserbrunnen versiegten

Der Stadtplatz ist leer
Und niemand steigt zum Tempelberg hinauf
In der alten Stadt
Und keine Seele fährt das Tote Meer hinunter
nach Jericho.


Die Stadt Jerusalem wurde 1948 zwischen den neu gegründeten Staaten Jordanien und Israel geteilt, und beide Seiten wurden besiedelt. Die Westseite wurde einer ethnischen Säuberungskampagne unterzogen, bei der die einheimische palästinensische Bevölkerung vertrieben und von zionistischen Einwanderern besiedelt wurde, so dass sie eine rein israelisch-jüdische Stadt wurde. Die Ostseite Jerusalems, einschließlich der Altstadt, blieb in arabischer Hand und kam unter jordanische Herrschaft.

Die Märkte in der Altstadt füllten sich mit Menschen, die Gläubigen auf dem Haram Al-Sharif (dem Tempelberg) beteten, und die Wasserbrunnen waren nicht ausgetrocknet. Nur für Neomi Shemer, die damals Israels Nationaldichterin und Liedermacherin war, war Ostjerusalem – und insbesondere die Altstadt – leer, denn, wie sie es ausdrückte, „eine Welt ohne Juden ist leer“.

Wenn man die Zeilen ihres Liedes liest, könnte man fast vergessen, dass die Altstadt von Jerusalem, auf die sich Neomi Shemer bezog, in Wirklichkeit über 1 500 Jahre lang eine arabische und überwiegend muslimische Stadt war. Neben mehreren anderen Minderheiten gab es in der Stadt auch eine kleine, verarmte jüdische Gemeinde.

Eine familiäre Verbindung
Um einen Disclaimer hinzuzufügen, muss ich gestehen, dass Neomi Shemer eine enge Freundin meiner Familie war. Ihre Mutter, Rivka Sapir, und meine Großmutter Sarah kamen beide als junge zionistische Pioniere zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts nach Palästina. Obwohl sie sich in verschiedenen Teilen des Landes niederließen – Rivka in der nördlichen Siedlung „Kvutzat Kinneret“, einer Siedlung am Ufer des Tabariya-Sees, und meine Großmutter Sarah in Jerusalem – blieben sie über fünfzig Jahre lang engste Freundinnen. Neomi Shemer und mein Vater waren von klein auf befreundet, obwohl mein Vater älter war als sie, und die beiden Familien standen sich jahrzehntelang nahe.
Neomi Shemer hegte zugegebenermaßen eine tiefe Bewunderung für die jungen zionistischen Männer jener Generation – Männer, die wie mein Vater ihr Leben dem militärischen Arm des zionistischen Kolonialprojekts gewidmet hatten und in der Tat die Militärmaschine schufen, die als israelische Armee oder IDF bekannt ist.

Entschlossen, „die Arbeit abzuschließen“
In den 1960er Jahren waren mein Vater und seine Generation von Offizieren allesamt Generäle und wurden im jungen zionistischen Staat zum Gegenstand enormer nationaler Bewunderung. Ihre Absicht – ja ihr Ehrgeiz, die Eroberungen von 1948 durch die Einnahme des Westjordanlands und Ostjerusalems zu „vollenden“ – war kein Geheimnis. Neomi Shemer teilte, wie so viele andere Israelis, diese Ambition, nämlich ein Israel, das sich vom Jordan bis zum Mittelmeer erstreckt.
Erst im Mai 1967 bot sich die Gelegenheit, das Ziel, den Rest Palästinas zu erobern, in die Tat umzusetzen. Der israelische Geheimdienst machte deutlich, dass die arabischen Armeen den israelischen Verteidigungsstreitkräften nicht gewachsen waren, und mit diesem Wissen begannen sie eine Kampagne, um die Unterstützung des Volkes für ihre Eroberungsabsichten zu gewinnen.

Ein brillanter Feldzug
Die Kampagne bestand aus mehreren Teilen. Zum einen ging es darum, die Lüge aufrechtzuerhalten, dass die arabischen Armeen zum Angriff bereit seien und der „jüdische Staat“ existenziell bedroht sei. Mit diesem Argument sollte die israelische Regierung, die damals zögerte, einen weiteren Krieg zu beginnen, unter Druck gesetzt werden, um grünes Licht für einen Präventivschlag zu geben.

Die andere Front war eher visionär und beinhaltete das Lied „Yerushalayim Shel Zahav“ oder „Jerusalem of Gold“. Nur Neomi Shemer hätte dieses Lied schreiben können. Sie verstand es wie keine andere, auf dem Akkorden der nationalen Gefühle zu spielen, und tatsächlich wurde sie mit dieser Aufgabe betraut. Der damalige Bürgermeister Jerusalems war der ehrgeizige Teddy Kolek, der zweifellos schon auf den Geschmack gekommen war, die prächtige Altstadt von Jerusalem unter seiner Kontrolle zu haben. Er ließ das Lied nur wenige Wochen vor dem Krieg in Auftrag geben.

Mit ihrem Hintergrund, ihrer Fähigkeit, den Zionismus und seine Errungenschaften zu romantisieren, und ihren tiefen und persönlichen Verbindungen zu den Generälen der IDF, die nur darauf warteten, einen Krieg zu beginnen, war Neomi Shemer sicher, dass sie die Ware liefern würde. Und das tat sie auch.

Der neunzehnte Unabhängigkeitstag Israels fand am 9. Mai dieses Jahres statt. Die am Unabhängigkeitstag übliche Militärparade fiel bescheidener aus, da sich das Militär bereits auf den Krieg vorbereitete. Das Lied „Jerusalem of Gold“ wurde zum ersten Mal von Shuli Natan vorgetragen, einer jungen, bis dahin unbekannten Sängerin, die von Shemer persönlich ausgewählt worden war. Der Erfolg war verblüffend, und über Nacht wurde das Lied im ganzen Land gehört.

Der Tempelberg
Am 4. Juni, nach zwei stürmischen Treffen zwischen der Führungsspitze der IDF und Premierminister Levi Eschkol, wurde grünes Licht für einen Präventivschlag gegen Ägypten gegeben. Der Auftrag der Regierung lautete, nur Ägypten anzugreifen. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass die Popularität des Liedes die Forderung der Bevölkerung nach der Einnahme der Altstadt von Jerusalem durch Israel verstärkt hatte. Das bedeutete, den Krieg an einer Ostfront zu eröffnen und Jordanien das gesamte Westjordanland abzunehmen. Die Generäle waren nur zu gern bereit, dies zu tun, und sie taten es auch, ohne auf die Zustimmung der Regierung zu warten.

Die Eroberung der Altstadt war umso dramatischer, als das Lied so populär geworden war, dass es ständig im israelischen Radio und in allen Haushalten gespielt wurde. Ich selbst erinnere mich an das Lied, das vor und während des Krieges gespielt wurde, als mein Vater Tage und Nächte im IDF-Hauptquartier und mein älterer Bruder, damals ein junger Offizier, an der ägyptischen Front verbrachte. Dann kam die berühmte Ankündigung von Oberst Mordechai Gur, dem Kommandeur der IDF-Fallschirmjägerbrigade, die die Altstadt einnahm:
„Ich bin kein religiöser Mensch, aber ich berühre die Steine der Kotel (der Westmauer), ich berühre die Steine der Kotel mit meinen bloßen Händen!“
Später rief Oberst Gur das aus, was zur ikonischsten Aussage des Krieges wurde: „Har Habayit Beydeynu!“ oder „Der Tempelberg ist in unseren Händen!“

Unmittelbar nach dem Krieg, als der östliche Teil Jerusalems einschließlich der Altstadt von der israelischen Armee erobert worden war, ging Neomi Shemer auf Tournee, um vor den siegreichen Truppen aufzutreten, die sich noch an der Front befanden. Zu diesem Zeitpunkt fügte sie die folgenden Zeilen zu dem Lied hinzu:

Wir sind zu den Wasserbrunnen zurückgekehrt
Zum Markt und dem Stadtplatz
Ein Schofar ruft auf dem Tempelberg
In der alten Stadt
Und noch einmal gehen wir hinunter zum Toten Meer
Auf dem Weg nach Jericho.

Kritik
Nach dem Krieg wurde das Lied kritisiert, weil es impliziert, dass es in der Altstadt keine Menschen gab, bevor Israel sie besetzt hatte. Doch so wie die Zionisten die Palästinenser 1948 nicht als Menschen sahen, sah Nemoni Shemer sie 1967 nicht. In einem Interview, das sie als Reaktion auf die Kritik gab, sagte sie: „Die Leute kritisieren mich, weil ich sage, dass niemand dort war, als die Stadt voller Araber war“, und fügte hinzu: „Das hat mich sehr wütend gemacht. Für mich ist ein Ort ohne Juden leer.“

Ein nationales Symbol
Man sagt, dass ein politischer Konflikt lösbar ist, aber wenn er religiös wird, ist er viel gefährlicher, weil jede Seite glaubt, dass Gott auf ihrer Seite ist. Im Fall von Jerusalem und insbesondere des Haram Al-Sharif ist das Gegenteil der Fall. Den Zionisten ist es gelungen, bei den nichtreligiösen Israelis die Sehnsucht nach einem „jüdischen“ Tempel zu wecken, der anstelle der glorreichen Al-Aqsa-Moschee und des Felsendoms errichtet werden soll, als nationales Ziel.

Es ist, als ob Israel erst dann vollständig wäre, wenn ein solcher Tempel – der Tempel König Davids – wieder anstelle der Al-Aqsa-Moschee stehen würde. Wenn ich an meine eigene Kindheit zurückdenke, kann ich mich an zahllose Volkslieder erinnern, in denen der Bau des Tempels erwähnt und als Sehnsucht, als nationales Streben aller Juden, religiöser und nicht-religiöser, wiederholt wird, einschließlich solcher wie mir, die völlig säkular erzogen wurden.

Schweigen kann eine gefährliche Sache sein
In einem hebräischen Video, das 2019 veröffentlicht wurde, spricht einer der beliebtesten israelischen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Yehoram Ga’on, der als Sänger und Schauspieler Karriere gemacht hat, über diese Sehnsucht. Er spricht über die „Ungerechtigkeit“, dem jüdischen Volk den Zugang zum Tempelberg, „dem heiligsten Ort der Juden“, zu verwehren. In diesem Video bezieht er sich speziell auf die Tatsache, dass der Tempelberg am „Jerusalem-Tag“ in diesem Jahr für Juden geschlossen sein wird, weil er auf den letzten Tag des muslimischen heiligen Monats Ramadan fällt.

Ga’on sagt, dass die Regierung – oder das „Königreich“, wie er es nennt – die „Ruhe“ dem Zugang der Juden zu dem, was ihnen rechtmäßig zusteht, vorzieht. „Dies ist ein K.O.-Sieg [des] islamischen Kalenders über den jüdischen Kalender“, sagt er und meint damit, dass wir um der „Ruhe“ willen kapituliert haben, weil die Daten ihres Feiertags mit unserem kollidierten. Er erklärte:

„Das Königreich will nicht die Armee, die Polizei und die Grenzpolizei mobilisieren, um sich einer Menschenmenge entgegenzustellen, die ruft ‚Mit Blut und Geist werden wir Palästina befreien‘, weil das Königreich Ruhe haben will.
Alles, worum wir gebeten haben, ist, dass auch wir den Berg betreten dürfen – ist das zu viel verlangt?“

Ga’on fuhr fort, dass dieser Wunsch nach Ruhe bedeutet, dass die Juden nachgeben und auf ihre eigenen Rechte, ihren Glauben, ihre Existenz verzichten müssen, und dass dies eine Entweihung des Gedenkens an diejenigen ist, die ihr Leben im Kampf gegeben haben. Das Video ist gespickt mit Ausschnitten palästinensischer „Gewalt“, was der Annahme von „Ruhe“ widerspricht, und suggeriert, dass Israel trotz dieser ungeheuerlichen Ungerechtigkeit gegenüber den Juden nicht die Ruhe hat, die es sich wünscht, weil die Araber mit Gewalt immer mehr fordern.

Die Unschuld seiner Behauptung könnte einen glauben machen, dass es tatsächlich die jüdischen Israelis sind, die unter Besatzung leben; dass den jüdischen Israelis Rechte verweigert werden; dass sie diejenigen sind, die in einem unterdrückerischen Apartheidregime, das sie loswerden will, ums Überleben kämpfen. Wenn man seiner Argumentation – seiner ruhigen, vernünftigen Stimme – zuhört, könnte man fast überzeugt sein, dass den Juden in Jerusalem ein schreckliches Unrecht angetan wurde.

Die Fähigkeit, bei jedem Argument den Kontext auszublenden, ist eine Taktik, die zionistische Propagandisten seit vielen Jahrzehnten anwenden. Sie beschönigen fast ein ganzes Jahrhundert ethnischer Säuberungen, Gewalt, rassistischer Politik, eines Apartheidregimes und konzertierter Bemühungen, Palästina von seinem Volk und seinen Wahrzeichen zu befreien.

Fünfzehnhundert Jahre Geschichte, fünfzehnhundert Jahre Gottesdienst und die Erhaltung eines der wunderbarsten Bauwerke, die die Menschheit kennt, sind in den Augen der Zionisten bedeutungslos. Die Al-Aqsa und die sie umgebenden Bauwerke sind zum Beispiel älter und in vielerlei Hinsicht schöner und sicherlich bedeutender als das Taj Mahal. Stellen Sie sich nun vor, jemand kommt und behauptet, das Taj Mahal stehe auf einem alten Tempel und müsse zerstört werden.

Ob es sich um Neomi Shemer oder Yehoram Ga’on handelt, die beide zionistische Kulturikonen sind, die Botschaft ist dieselbe: Nur Juden zählen. Wenn wir uns die kurze Geschichte Israels ansehen, können wir deutlich erkennen, dass die Rolle der zionistischen Eiferer bei der Verwirklichung der zionistischen Ziele stets von entscheidender Bedeutung war. Ohne die Eiferer, die fanatischen zionistischen Siedler, gäbe es keinen zionistischen Staat, keine Siedlungen im Westjordanland und keinen Staat Israel. Die zionistische Bewegung war immer einen Schritt voraus, indem sie die fanatischen Siedler indoktrinierte, unterstützte und finanzierte, die dann die Dinge selbst in die Hand nahmen und vor Ort Fakten schufen.

Sollte die Al-Aqsa-Moschee zerstört werden, wird das Streichholz von einem fanatischen Siedler angezündet werden, aber es sind Jahrzehnte zionistischer Indoktrination und israelischer Politik, die für die Zerstörung verantwortlich sein werden. Und dem Rest der Welt wird nichts anderes übrig bleiben, als beschämt auf die Asche zu schauen.

Der Originaltext erschien in Englisch https://www.mintpressnews.com/zionisms-anthem-the-danger-lurking-in-jerusalem-of-gold/278352/
Übersetzung in Deutsch:
https://linkezeitung.de/2021/09/09/die-hymne-des-zionismus-die-gefahr-die-vom-lied-jerusalem-aus-gold-ausgeht/

 

 

Brief an die Scorpions, Thema ist das Lied "Jerusalem of Gold"

 

 Sehr geehrte Herren,

 

vor kurzem las ich folgende Meldung in der französischen Ausgabe der Jerusalem Post:

"Die deutsche Rockgruppe The Scorpions und die 15jährige israelische Sängerin Liel Kolet haben vor kurzem eine neue Version der Sechstagekriegshymne "Jerusalem of Gold", geschrieben von Naomi Shemer, aufgenommen."

 

Es wird Sie vielleicht am Rande interessieren, dass die Melodie keinen hebräischen sondern einen baskischen Ursprung hat.

 

Das Original hat einen Text, der seit Entstehen des Liedes umstritten ist und die Palästinenser vor den Kopf stoßen muss. Ich habe den aus dem Hebräischen von Yael Levine ins Englische übersetzten Text wiederum wörtlich ins Deutsche übertragen. Es gibt "kritische" Stellen im Text (ich habe sie fett geschrieben), die zum einen andeuten, dass die zurzeit vorwiegend von Palästinensern bewohnte Altstadt Jerusalems verwaist sei (auf dem Tempelberg steht jedoch die drittheiligste Stätte der Moslems, die Al-Aqsa-Moschee). Das Lied aber sagt, "dass niemand auf den Tempelberg gehe". Abschließend heißt es dann "Die Shofar wird auf dem Tempelberg ertönen, und wir werden zurückkehren".

Bis jetzt ist der Status von Jerusalem noch nicht so, dass es die alleinige Hauptstadt Israels ist. Ostjerusalem wird von Palästinensern bewohnt, wenn auch immer wieder durch Hauszerstörungen versucht wird, diese Stadt zu judaisieren.

 

Falls Sie sich informieren wollen, schauen Sie bitte auf die Internetseite http://www.arendt-art.de/deutsch/palestina/index.html und Sie werden dort lesen, welche Tragödien sich täglich in den besetzten Gebieten des Gaza und der Westbank abspielen, und welchen Hintergrund dieses Lied schon im Sechstagekrieg hatte. Dieses Lied ist hochpolitisch, und es ist meiner Ansicht nach unvorsichtig, die untenstehende Version an einem Weltjugendtag zu singen - eventuell nicht für die Israelin Liel Kolet, die in diesem Fall die Interessen Ihres Landes vertritt (wobei man sich fragen muss, ob eine Kriegshymne überhaupt dort angebracht ist), jedoch gewiss für eine Rockband aus einem Land, das schon aufgrund seiner Vergangenheit daran interessiert sein muss, dass sich die Lage im Nahen Osten nicht noch verschärft.

 

 

 

Hier ist die Übersetzung: JERUSALEM AUS GOLD

 

Die Höhenluft ist klar wie Wein,

und der Duft der Pinien

wird auf dem Hauch der Dämmerung

mit dem Glockenklang getragen.

 

Und im Schlummer des Baumes und des Steines,

gefangen in ihrem Traum

die Stadt - sie liegt einsam,

und inmitten steht eine Mauer.

 

Refrain: <Jerusalem aus Gold und aus Bronze und aus Licht,

Siehe, ich bin eine Geige für all Deine Lieder.>

 

Wie trocken sind die Brunnen geworden.

Der Marktplatz ist leer (verwaist),

und niemand sucht den Tempelberg

in der Altstadt auf.

 

Und in den Höhlen des Berges

heulen die Winde.

Und niemand steigt zum Toten Meer hinab

auf der Straße von Jericho.

 

<Refrain>

 

Aber als ich heute kam, um für Dich zu singen und Dich zu preisen,

bin ich derjenige, der es am wenigsten wert ist, dies zu tun, und der letzte aller geborenen Dichter.

 

Denn Dein Name brennt auf den Lippen wie der Kuss eines Seraphims,

falls ich DICH, Jerusalem, vergäße, das ganz aus Gold ist ...

 

<Refrain>

 

Wir sind zu den Brunnen zurückgekehrt, zum Markt und zum Marktplatz.

Ein Horn (hebräisches rituelles Horn, die Shofar) ist auf dem Tempelberg in der Altstadt zu hören

Und in den Höhlen des Berges scheinen Tausende von Sonnen.

Wir werden noch einmal zum Toten Meer hinabsteigen auf der Straße nach Jericho

<Refrain>

 

 

 

Es wäre nett, wenn Sie mir Ihre Meinung zu meinen Bedenken mitteilen würden.

 

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihren Auftritten!

 

Mit freundlichen Grüßen

Gabriele Al Dahouk

 


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Medizinischer Weltverband

 

Die langjährige Mitschuld der israelischen Ärztekammer an der Folter in Israel

Es gibt weltweit keine einheitliche Regelung für Ärzte, die sich an der Folter beteiligen.
Der Fall der israelischen Ärztekammer ist ein Paradebeispiel dafür.

Derek Summerfield - 9. September 2021 - Übersetzt mit DeepL

Im Mittelalter wurde die Folter in Europa mit dem Bekenntnis zur Wahrheit, mit Reue und Erlösung in Verbindung gebracht. 1874 konnte Victor Hugo schreiben, dass "die Folter aufgehört hat zu existieren". Es bestand jedoch nie ein Zweifel daran, dass die Folter ihre Nachrufer überleben würde. Im Jahr 2015 stellte Amnesty International fest, dass 157 Staaten die UN-Folterkonvention ratifiziert hatten, aber 141 Staaten in den vorangegangenen fünf Jahren Folter angewandt hatten - darunter auch westliche, angeblich liberale Demokratien. Folter ist eine Form des Terrorismus.

Was ist mit Ärzten und Folter? Der Weltärztebund (World Medical Association, WMA), der nach dem Zweiten Weltkrieg aufgrund der ungeheuerlichen ethischen Missbräuche japanischer und deutscher Ärzte gegründet wurde, zählt über 100 nationale Ärzteverbände zu seinen Mitgliedern - aus vielen der von Amnesty angeführten Nationen. Die Erklärung von Tokio der WMA ist das grundlegende Anti-Folter-Manifest für Ärzte, das nicht nur die direkte Beteiligung ("im Zimmer") verbietet, sondern Ärzte auch dazu verpflichtet, ihre Stimme zu erheben, zu protestieren und Folteropfer zu schützen, wann immer sie ihnen begegnen. Es gibt auch UN-Sonderberichterstatter für Folter, die angeblich die Aufgabe haben, der ärztlichen Komplizenschaft besondere Aufmerksamkeit zu widmen.

Wie reagiert eine nationale Ärztekammer, wenn es glaubwürdige Beweise gibt, die ihre eigenen Ärzte belasten? Und erfüllen die internationalen Konventionen und Erklärungen zum Verbot der ärztlichen Mitschuld an der Folter sowie die zu ihrer Regelung geschaffenen Organisationen ihren Auftrag wirksam und unparteiisch? In einem kürzlich im Journal of Medical Ethics erschienenen Aufsatz habe ich zwei parallele Geschichten dargestellt: Die eine betrifft die Frage, inwieweit Beweise in Fällen zählen, die einen westlichen Staat mit mächtigen Freunden belasten; die andere beschreibt die Erfahrung, die ich über Jahre hinweg gemacht habe, als ich versucht habe, die relevanten Parteien - die betreffende nationale Ärztekammer, die WMA, die UN-Berichterstatter usw. - dazu zu bringen, das zu tun, wofür sie geschaffen wurden. [1] Ich berichte ausführlich über die Einberufung und Durchführung eines prinzipienfesten, evidenzbasierten Appells, der 2009 gestartet wurde, und widme das Papier den 725 Ärzten aus 43 Ländern, die sich an dieser Aktion beteiligt haben und es immer noch tun. Unsere Schlussfolgerungen sind ernüchternd.

Folter in Israel
- Israel hat das Übereinkommen der Vereinten Nationen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe (UNCAT) unterzeichnet, aber die Beweise für die routinemäßige Anwendung von Folter an palästinensischen Gefangenen haben sich seit langem in der Öffentlichkeit gehäuft. Im Mai 1998 stellte Human Rights Watch in einem Bericht an die UNCAT fest, dass Israel "weiterhin Folter und grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung während der Verhöre von palästinensischen Gefangenen anwendet". Das Ausmaß der israelischen Verstöße gegen das UNCAT ist dem Ausschuss wohl bekannt, da sie von UN-Gremien und internationalen, israelischen und palästinensischen Menschenrechtsorganisationen ausführlich dokumentiert wurden. Im Jahr 2007 untersuchte B'Tselem, das israelische Informationszentrum für Menschenrechte in den besetzten Gebieten, die Aussagen von 73 palästinensischen Gefangenen, die seit 2005 gesammelt wurden, und kam zu dem Schluss, dass der israelische Geheimdienst Shin Bet fast allen von ihnen körperliche und seelische Misshandlungen zugefügt hat, die der Folter gleichkommen. Amnesty informierte die UNCAT im September 2008 über Israels Versäumnis, die Konvention in den besetzten Gebieten umzusetzen und über die Verschärfung von Maßnahmen, die der Folter gleichkommen. In ihrem Jahresbericht 2008 kam die United Against Torture (UAT) Coalition, ein Zusammenschluss von 14 palästinensischen und israelischen Menschenrechtsorganisationen, zu dem Schluss, dass "die Anwendung von Folter und Misshandlung durch israelische Behörden gegen Palästinenser sowohl weit verbreitet als auch systematisch ist. Die UAT-Koalition hat Handlungen, Unterlassungen und Komplizenschaft von Vertretern des Staates auf allen Ebenen, einschließlich der Armee, des Geheimdienstes, der Polizei, der Justiz und anderer Regierungsstellen, beobachtet und dokumentiert". Im November 2008 reichte das Öffentliche Komitee gegen Folter in Israel (PCATI) beim Obersten Gerichtshof eine Klage wegen Missachtung des Gerichts gegen die israelische Regierung und den Allgemeinen Sicherheitsdienst ein, weil sie für eine Politik verantwortlich sind, die von vornherein die Anwendung von Folter bei Verhören zulässt. Kein israelischer Beamter war jemals wegen Folterverbrechen angeklagt oder verurteilt worden.
Ärztliche Mitschuld an der Folter und die Israelische Ärztevereinigung (IMA)

1993 kam Amnesty International zu dem Schluss, dass israelische Ärzte, die mit den Sicherheitsdiensten zusammenarbeiten, "Teil eines Systems sind, in dem Gefangene in einer Weise gefoltert, misshandelt und gedemütigt werden, die die medizinische Praxis in Gefängnissen in Konflikt mit der medizinischen Ethik bringt". Amnesty wies auf die Aussagen israelischer Beamter hin (die Bedenken über Misshandlungen zerstreuen sollten), dass die Gefangenen "unter ständiger medizinischer Aufsicht" stünden.

Ebenfalls 1993 dokumentierte Amnesty das aufschlussreiche Beispiel des Falles Nader Qumsieh. Fünf Tage nach seiner Verhaftung wurde Qumsieh in ein medizinisches Zentrum in Be'er Sheva gebracht, wo ein Urologe einen Riss im Hodensack und Blutungen feststellte. Qumsieh sagte aus, er sei während des Verhörs geschlagen und in die Hoden getreten worden. Der Urologe erhielt später einen Anruf des israelischen Militärs und schrieb daraufhin einen zweiten Bericht, den er um zwei Tage vordatierte, ohne den Patienten weiter zu untersuchen. Darin hielt er fest, dass "der Patient nach eigenen Angaben zwei Tage, bevor er in die Notaufnahme kam, die Treppe hinuntergefallen ist". Diesmal wurde sein medizinischer Befund wie folgt festgehalten: "Oberflächliches Hämatom im Skrotalbereich, das auf lokale Prellungen zurückzuführen ist, die zwischen 2 und 5 Tagen vor der Untersuchung erlitten wurden". Der ursprüngliche Bericht des Urologen verschwand aus der Krankenakte von Qumsieh.

Der Präsident der IMA, Yoram Blachar, verteidigte die israelischen Praktiken in einem Lancet-Brief von 1997. Er schrieb, dass "die Richtlinien für Verhöre nur empfehlen, dass 'mäßiger physischer Druck' sanktioniert werden kann. Selbst dies ist auf Fälle beschränkt, die als 'tickende Bombe' definiert sind". Doch 1994 hatte die UNCAT bekräftigt, dass "mäßiger körperlicher Druck" tatsächlich Folter sei, und auch die Rechtfertigung der "tickenden Bombe" verboten. Hier verteidigte der Präsident einer nationalen Ärztekammer die Folter auf den Seiten einer renommierten medizinischen Fachzeitschrift. Im November 1999 wurde der damalige Leiter der Ethikabteilung der IMA, Eran Dolev, von einer Delegation der in London ansässigen Medical Foundation for the Care of Victims of Torture (bei der ich damals der leitende Psychiater war) interviewt. Während des Interviews erklärte er, dass "ein paar gebrochene Finger" während der Verhöre von Palästinensern ein Preis seien, der für Informationen zu zahlen sei. Als ich dies 2001 im Journal of Royal Society of Medicine (JRSM) zitierte, bezeichnete IMA-Präsident Blachar dies im JRSM als "Lügen und Verleumdung" und drohte, mich zu verklagen. Die vier Delegationsmitglieder antworteten in JRSM, indem sie bestätigten, dass dies genau das war, was Professor Dolev gesagt hatte.

Im Jahr 2007 veröffentlichte PCATI "Ticking Bombs", die detaillierten Aussagen von neun palästinensischen Männern, die zwischen 2004 und 2006 gefoltert wurden, und zeichnete ein anschauliches Bild davon, wie israelische Ärzte ein integraler Bestandteil der Leitung von Vernehmungseinheiten waren, in denen gefoltert wurde. Sie behaupteten, dass die Ärzte, von denen mehrere namentlich genannt wurden, die Gefangenen zu verschiedenen Zeitpunkten vor, zwischen oder nach den Folterungen (die in einem Fall zu Wirbelsäulenschäden und Behinderungen führten) sahen, keine ordnungsgemäße Anamnese erstellten, keinen Protest im Namen dieser Männer einlegten, wie es die Erklärung von Tokio verlangt, und ihnen in der Regel einfache Schmerzmittel verschrieben, bevor sie sie an ihre Vernehmer zurückgaben. Mehrere Fälle waren angeblich den leitenden Ärzten des israelischen Strafvollzugs- und Polizeidienstes bekannt.

Auf wiederholte Bitten der PCATI erklärte sich die IMA schließlich bereit, die "tickenden Bomben" zu untersuchen. Professor Avinoam Reches, Vorsitzender des IMA-Ethikausschusses, sandte am 9. März 2009 ein 14-zeiliges Schreiben an PCATI, um über das Ergebnis zu berichten. Die Untersuchung beschränkte sich auf Telefongespräche mit einigen der genannten Ärzte, die alle eine Beteiligung bestritten, und auf keine Prüfung der einschlägigen medizinischen Akten. Reches kam zu dem Schluss, dass es keine Beweise gab, "außer dem Wort der Gefangenen". Bei welcher Art von Untersuchung werden Opferaussagen von vornherein außer Acht gelassen? Als sechs britische Ärzte 2007 in der Zeitschrift Lancet über "Ticking Bombs" schrieben, drohte die IMA mit einer Klage.

Die British Medical Association (BMA) ist Mitglied der WMA, und ich habe die BMA bereits 1997 auf das Thema aufmerksam gemacht. Ich habe sie gebeten, die Angelegenheit beim WMA vorzubringen, wozu sie berechtigt waren. Das gleiche Material schickte ich 2001 an den damaligen WMA-Generalsekretär Delon Human, der die IMA vor allem mit der Begründung verteidigte, dass sie die Erklärung von Tokio ratifiziert habe. Im Jahr 2005 schrieb mir Edwin Borman, der Vorsitzende des internationalen BMA-Ausschusses, dass man sich "um einen konstruktiven Dialog mit unseren israelischen Kollegen" bemühe und nicht "parteiisch" sein werde.

Bei der Vorbereitung eines formellen internationalen Appells an die WMA waren wir uns bewusst, dass sich die Menschenrechtsarbeit in Israel-Palästina qualitativ von der Menschenrechtsarbeit in anderen Ländern unterscheidet. Veröffentlichungen, die als kritisch gegenüber Israel angesehen werden, rufen oft bissige und persönliche Angriffe auf den Autor und die medizinische Fachzeitschrift hervor, ohne dass man sich mit der zitierten Beweisgrundlage auseinandersetzt. Es wird gefordert, dass die Herausgeber der Zeitschrift diszipliniert oder entlassen werden. Als Reaktion auf einen BMJ-Artikel von mir aus dem Jahr 2004 veröffentlichte Yoram Blachar, IMA-Präsident und damaliger WMA-Ratsvorsitzender (das politische Oberhaupt der WMA), eine Schnellreaktion auf bmj.com, in der er erklärte, dass "die Lügen und der Hass, die er verbreitet, an einige der schlimmsten Formen des Antisemitismus erinnern, die je verbreitet wurden". Das Papier basierte jedoch auf Arbeiten eines UN-Berichterstatters, des Internationalen Gerichtshofs, von Amnesty International, der Johns Hopkins und der Al Quds Universität, von Physicians for Human Rights Israel (PHRI) und des Palestinian Environmental NGOs Network. Dieselbe Zeitung brachte fast 1.000 feindselige E-Mails hervor, die direkt an den Herausgeber Kamran Abbasi geschickt wurden, meist grob, beleidigend und mit wiederholtem Verweis auf Antisemitismus, wobei einige Gewalt gegen den Herausgeber oder seine Familie und mich androhten. Im Jahr 2007 wurde die Royal Society of Medicine von israelfreundlichen Ärzten unter Druck gesetzt, eine Einladung an mich zurückzuziehen, auf einer Konferenz über Religion, Spiritualität und psychische Gesundheit zu sprechen.

Im Mai 2009 richteten 725 Ärzte, darunter 115 Professoren, aus 43 Ländern (235 aus dem Vereinigten Königreich) einen gemeinsamen Appell an den Ratsvorsitzenden der WMA, Edward Hill aus den USA. Ich war der Einberufer und Professor Alan Meyers von der Universität Boston und der Jüdischen Stimme für den Frieden USA war der Hauptunterzeichner. Wir fügten ein detailliertes Dossier mit den oben genannten Beweisen bei und baten darum, dass es an alle Ratsmitglieder verteilt wird (diese sind geografisch über die ganze Welt verstreut und treten nur einmal im Jahr zusammen). Der WMA hat den Auftrag, dafür zu sorgen, dass seine Mitgliedsverbände nicht gegen die WMA-Kodizes wie die Erklärung von Tokio verstoßen. Wir forderten den Rat auf, die ethische Erfolgsbilanz der IMA im Lichte des Beweismaterials zu untersuchen und somit die Rechtmäßigkeit der jüngsten Ernennung von IMA-Präsident Yoram Blachar zum WMA-Präsidenten zu überprüfen. Wir erhielten öffentliche Unterstützung von den Professoren Noam Chomsky und Norman Finkelstein in den USA und von Dr. Wendy Orr in Südafrika. Orr hatte in den 1980er Jahren als Amtsärztin für den District Surgeon in Port Elizabeth gearbeitet und die Folter und die Komplizenschaft von Staatsärzten in Fällen, die sie sah, an die Öffentlichkeit gebracht - ihre ethische Pflicht gemäß der Erklärung von Tokio.
Yoram Blachar

Über unseren Appell berichteten das BMJ und verschiedene Zeitungen. Der Jewish Chronicle zitierte Blachar mit den Worten, der Aufruf sei ein "Scherz" und "Sie werden sehen, dass viele der Namen arabisch sind". Die IMA startete eine Kampagne zur Sammlung von 10.000 Unterschriften, um sich gegen diese "verleumderischen Anschuldigungen" zu wehren. In einem beispiellosen Schritt kündigte die IMA im Juli formell an, jeden weiteren Kontakt mit PHRI abzubrechen, weil die Gründerin von PHRI, die israelische Psychiaterin Ruchama Marton, zu den 725 Unterzeichnern gehörte und weil die Veröffentlichungen von PHRI die Feinde Israels unterstützten. In einem Schreiben an PHRI, in dem er dies erklärte, bezeichnete Blachar die IMA als "defensive Barriere" gegen "internationale anti-israelische Gremien".

Im August 2009 wurde von Dr. Blachar und der IMA über Mark Stephens von der Anwaltskanzlei Finer, Stephens, Innocent eine Verleumdungsklage gegen mich persönlich in London angestrengt. Der derzeitige Präsident der offiziellen medizinischen Ethikaufsichtsbehörde der Welt verklagte jemanden, der auf eine belastende Beweislage hinwies und die Aufsichtsbehörde aufforderte, wie vorgeschrieben zu handeln. Sie behaupteten, dass ich eine "böswillige Verleumdungskampagne" führe, die sich "mit Unwahrheiten überschlägt", und dass ich die anderen 724 Unterzeichner getäuscht hätte. Sie verlangten einen sofortigen öffentlichen Rückzug im Lancet, BMJ und Guardian sowie erheblichen Schadenersatz. Ich habe mich dagegen gewehrt, und eine große Zahl von Unterzeichnern hat Mark Stephens direkt angemailt und versichert, dass sie nicht getäuscht wurden. Dr. Ishai Menuchin, geschäftsführender Direktor des PCATI, schloss sich unserem Appell an und bekräftigte in einem Bericht des Jewish Chronicle die Mitschuld israelischer Ärzte an einem "schwarzen Loch", in dem Folter unkontrolliert stattfinde. Die Verleumdungsklage wurde nicht weiterverfolgt.

Aber vom WMA-Ratsvorsitzenden Hill hörten wir nichts, nicht einmal eine Empfangsbestätigung für das Material, selbst nach Erinnerungen an ihn und an Dr. Otmar Kloiber, den ständigen WMA-Generalsekretär. Monate später gelang es dem Hauptunterzeichner Alan Meyers, Dr. Hill in seiner Klinik ans Telefon zu bekommen. Hill teilte ihm nachdrücklich mit, dass die WMA nicht reagieren und kein weiteres Material schicken würde. Später erfuhren wir, dass unsere Bitte, den Appell vom WMA-Hauptquartier in Frankreich an die Ratsmitglieder weiterzuleiten, nicht beachtet wurde. Als der WMA-Vorsitz später im Jahr an Dr. Dana Hanson aus Kanada überging, schickten wir den Appell und die Evidenzbasis erneut, jedoch mit dem gleichen Ergebnis. Aufrufe im BMJ von den Geschäftsführern von PHRI und PCATI an den WMA zu handeln, blieben ebenfalls erfolglos.
Appelle an die UN-Sonderberichterstatter für Folter auf der Grundlage neuer Beweise

Da die WMA nicht aktiv wurde, wandten wir uns 2010 an den UN-Sonderberichterstatter für Folter, damals Manfred Nowak aus Österreich. Im März 2009 hatte der UN-Menschenrechtsrat in seiner Resolution A/HRC/10/L.32 den Berichterstatter beauftragt, dem Problem der medizinischen Komplizenschaft besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Wir erhielten von ihm keine Bestätigung, wiederholten aber den Appell, als er von Juan Mendez aus Argentinien abgelöst wurde (dem ersten Berichterstatter, der selbst ein Folteropfer war). In seinen Berichten stellte er fest, dass die israelische Regierung routinemäßig nicht auf Eingaben des Berichterstatters reagierte.

Ein Papierexemplar eines noch detaillierteren Berichts, "Doctoring the Evidence, Abandoning the Victim", der kürzlich veröffentlicht wurde, wurde Juan Mendez 2011 in London direkt übergeben. Auf der Grundlage von Zeugenaussagen und Beweisen aus den Akten von über 100 Folteropfern, die von PHRI/PCATI seit 2007 unterstützt wurden, zeigte der Bericht ein institutionalisiertes Muster der aktiven oder passiven Beteiligung von Ärzten an Folter in Israel auf. Kein einziger Arzt hatte sich geäußert und versucht, das Opfer zu schützen. Die Fallstudien enthielten die Namen der Ärzte. Die Zusammenfassung kam zu dem Schluss, dass "Mediziner ihre Pflicht vernachlässigen, indem sie Folter nicht dokumentieren und melden, indem sie medizinische Informationen an Vernehmungsbeamte weitergeben, indem sie Gefangene in den Gewahrsam ihrer Vernehmungsbeamten zurückbringen, wenn die Gefahr besteht, dass sie weiterer Folter oder Misshandlung ausgesetzt werden, und indem sie in extremen Fällen aktiv an den Verhören teilnehmen. Die Anwesenheit von medizinischem Fachpersonal in Einrichtungen, in denen Folter oder Misshandlungen durchgeführt werden, zeigt aufgrund ihres besonderen sozialen Status die Grenzen zwischen dem Erlaubten und dem Unerlaubten auf: Sie verleiht den Vernehmungsbeamten der Israelischen Sicherheitsbehörde (ISA) ein Gütesiegel. Darüber hinaus wird das Opfer daran gehindert, Beweise vorzulegen, die bei der Verfolgung der Gerechtigkeit durch Gerichts- oder Verwaltungsverfahren hilfreich sein können. Seit 2001 wurden über 700 Beschwerden wegen Folter/Misshandlung durch ISA-Vernehmer eingereicht, und nicht eine einzige strafrechtliche Untersuchung wurde eingeleitet. Das medizinische Personal in Gefängnissen, Haftanstalten und Krankenhäusern, in denen Gefangene behandelt werden, ist Teil eines umfassenderen Verwaltungssystems, in erster Linie des medizinischen Apparats des Strafvollzugsdienstes, der IMA und des Gesundheitsministeriums. Es bestehen ernsthafte Zweifel daran, dass die IMA gewillt ist, diese Regeln durchzusetzen: hartnäckig wiederholte Anfragen von PCATI/PHRI, in denen die IMA auf Fälle aufmerksam gemacht wurde, die den Verdacht erwecken, dass Ärzte an Folter und grausamer oder erniedrigender Behandlung beteiligt sind, wurden nicht substantiell bearbeitet. PCATI/PHRI stellte fest, dass die Ethikkodizes der IMA Klauseln enthalten, die die Bedürfnisse des Sicherheitsapparates über die medizinische Ethik stellen. Dies stehe im Widerspruch zu UNCAT und der Erklärung von Tokio, die keine Ausnahmen zulassen. PHRI erklärte, dass die Praxis der Folter nicht aufrechterhalten werden könne, wenn die Ärzte in Israel aus dem System herausgenommen würden.

Im Jahr 2014 veröffentlichte das BMJ einen Fortschrittsbericht über unsere Kampagne nach fünf Jahren und bat den Berichterstatter Mendez um einen Kommentar. Er schrieb, dass das Schweigen der IMA zur Folter durchaus ein Verstoß gegen die medizinische Ethik sein könnte, dass aber die IMA und die WMA außerhalb seines Mandats lägen. Es sei nicht klar, warum er die Beweise in "Doctoring the Evidence, Abandoning the Victim" nicht direkt aufgegriffen habe.

Nach weiteren Vorstößen unsererseits schrieb Hamish Meldrum, der Vorsitzende des BMA-Rates, im März 2010 an die Unterzeichnerin Ghada Karmi, um ihr mitzuteilen, dass der BMA in Bezug auf die IMA formell an die WMA geschrieben habe. Daraus wurde nichts.
Ein erneuter Appell an das WMA

Im Jahr 2015 wurde eine weitere belastende Studie von B'Tselem und HaMoked, Centre for the Defence of the Individual, veröffentlicht. Sie basierte auf eidesstattlichen Erklärungen von 116 Palästinensern, die von August 2013 bis März 2014 in der Shikma-Einrichtung festgehalten und verhört wurden. Fünf davon waren Kinder. Nahezu jeder Inhaftierte war einer Reihe von Maßnahmen ausgesetzt, die beschrieben werden: einzelne oder aufeinander abgestimmte Schläge, manchmal mit Gewehrkolben und oft, während der Gefangene mit Handschellen und verbundenen Augen gefesselt war; wiederholte Verhöre von bis zu 35 Stunden am Stück und bis zu 40 Tage lang, während er in einer unnatürlichen Position auf einem speziellen Stuhl festgebunden war; Schlafentzug; Einzelhaft; extreme Temperaturen; Drohungen gegenüber der Familie des Gefangenen; längere Zeiträume, in denen der Gefangene an die vier Ecken eines Bettes in Einzelhaft gebunden war; schlechte oder fehlende medizinische Versorgung. 4 der Kinder waren körperlicher Gewalt ausgesetzt.

Im Januar 2016 richteten 71 britische Ärzte einen erneuten Appell an den neuen WMA-Präsidenten, den bekannten britischen Medizinwissenschaftler Sir Michael Marmot, und fügten die oben genannten neuen Beweise von B'Tselem und PCATI sowie ein Papier über die sexuelle Folter von palästinensischen Häftlingen bei. Ich war Einberufer und Dr. Chris Burns-Cox Hauptunterzeichner. Wenige Tage später sahen wir zu unserem Erstaunen auf der Website des Simon-Wiesenthal-Zentrums einen Brief von WMA-Präsident Marmot auf WMA-Notizpapier, datiert vom 25. Januar, geschrieben an Dr. Shimon Samuels, Direktor für internationale Beziehungen des Zentrums. Das Wiesenthal-Zentrum, das sich selbst als jüdische, israelfreundliche Organisation bezeichnet, war eine völlig unbeteiligte Partei. WMA-Präsident Marmot hatte die IMA sofort entlastet und ihr einen weithin beachteten Propaganda-Coup verschafft. Er schrieb, dass "die Untersuchungen kein Fehlverhalten" der IMA ergeben hätten. Dies wird durch die gesamte oben zitierte Beweislage widerlegt. Nachdem wir einen Bericht als bmj.com Rapid Response veröffentlicht hatten, bat das BMJ Marmot dreimal um eine Stellungnahme, die er jedoch ablehnte. Die Angelegenheit wurde an den General Medical Council (GMC) verwiesen, der mir jedoch mitteilte, er sei nicht in der Lage, die Aufgaben eines WMA-Präsidenten zu beurteilen.

Unser letzter Appell an die WMA, bei dem wir die neuen Beweise vorlegten, erfolgte 2017, als der Präsident nun Dr. Desai Dhinjlal aus Indien war. Das Ergebnis war dasselbe wie zuvor.
Der jüngste Fall von Sameer Arbeed

Wie Amnesty berichtet, wurde im September 2019 ein gesunder 44-jähriger Palästinenser, Sameer Arbeed, im Zuge einer Mordermittlung festgenommen. Aufgrund schwerer Folter wurde er in die Intensivstation des Hadassah-Krankenhauses eingeliefert, wo er Berichten zufolge mit gebrochenen Rippen und Nierenversagen an ein Beatmungsgerät angeschlossen wurde. Die Behörden erklärten, dass er für weitere Verhöre zurückgebracht werden könne, sobald es ihm besser gehe. Da sie genau wussten, wie Arbeed sich seine Verletzungen zugezogen hatte, ihn behandelten, aber nicht gegen die Folter protestierten und seine Rückkehr in eine Situation duldeten, in der er weiter gefoltert werden konnte, haben alle Krankenhausärzte, die ihn behandelten, eindeutig gegen die WMA-Erklärung von Tokio verstoßen. Die IMA hat dazu geschwiegen.
Schlussfolgerung

Ein prinzipienfester, evidenzbasierter Appell von 725 Ärzten aus 43 Ländern bezüglich der medizinischen Mitschuld an der Folter in Israel hat bis heute 12 Jahre gedauert und vier WMA-Präsidentschaften sowie zwei UN-Sonderberichterstatter für Folter überdauert. Es war ein Lackmustest dafür, ob es weltweit eine strenge und unparteiische Regulierung von Ärzten in Bezug auf ihre Mitschuld an Folter gibt. Wir haben festgestellt, dass dies nicht der Fall ist, und dass die Regulierung größtenteils nur Augenwischerei ist. Die Gremien, deren Aufgabe es ist, sich mit diesem Thema zu befassen, haben nicht gehandelt. Wenn das Gewicht der belastenden Beweise am Beispiel Israels weder bei der WMA noch anderswo einen Unterschied macht, dann werden keine Beweise jemals etwas bewirken. Die UN-Berichterstatter scheinen weitgehend ohnmächtig zu sein. Die WMA handelt in parteiischer Verletzung ihres Mandats, wenn sie überhaupt tätig wird, und erscheint nicht rechenschaftspflichtig. Wir schließen uns den öffentlichen Forderungen nach einer Reform dieses Gremiums an. Die WMA hat sich zu Staaten wie Iran oder Bahrain geäußert, würde aber nicht gegen Israel oder, wie es scheint, andere mächtige westliche Staaten vorgehen. Politische Macht übertrumpft Ethik. Der WMA bietet ein Feigenblatt, indem die Mitgliedschaft an sich als Beweis für ethische Redlichkeit angeführt wird. Was passiert aber, wenn die nationale Ärztekammer selbst die Hauptbeschuldigte ist?

Israel ist natürlich kein Einzelfall, auch wenn er, wie hier, am umfassendsten dokumentiert ist. Die Mitschuld von Ärzten an Folterungen weltweit wird von Steven Miles in "The Torture Doctors" (2020) als "pandemisch" beschrieben, und dass "ein völliger Mangel an Verantwortlichkeit die Norm ist". In den USA weigerte sich die American Psychological Association (APA), auf eindeutige Beweise für eine aktive Komplizenschaft mit der Folter durch eines ihrer Mitglieder nach dem 11. September 2001 zu reagieren. 2014 hat das Europäische Zentrum für Verfassungs- und Menschenrechte und Anwälte des öffentlichen Interesses 58 separate Anschuldigungen gegen britische Ärzte aufgeführt, die 2003-8 im Irak gegen die Erklärung von Tokio verstoßen haben. Nur in einem Fall, dem Foltermord an dem Hotelrezeptionisten Baha Mousa, wurden Sanktionen gegen einen Arzt verhängt, weil er es versäumt hatte, die 93 Verletzungen an seinem Körper aufzuzeichnen. In einem der nicht untersuchten Fälle aus dem Al Shaibah Detention Center sagte das Opfer, er habe dem Arzt von den Schlägen erzählt, die er durch britische Soldaten erlitten hatte, aber der Arzt habe nichts dazu gesagt. "Er sagte mir, er denke, ich hätte ein Magengeschwür. Er sagte dies, ohne mich zu untersuchen. Ich sagte ihm, dass ich noch nie etwas mit meinem Magen gehabt hätte, bis der Soldat mit dem Hammer auf mich eingeschlagen hätte. Mein T-Shirt und meine Shorts waren blutverschmiert von den Schlägen auf mein Gesicht und vor allem auf meine Nase. Der Arzt konnte das deutlich sehen und hat mich nicht danach gefragt. Ich erzählte ihm von der Verletzung, die ich an meiner Nase erlitten hatte, und dass ich dachte, sie sei gebrochen, weil sie so geschwollen war, aber er hat nichts getan oder gesagt.

Es gibt keine einfache Antwort auf die Frage, warum Ärzte bereit sind, Folter zu dulden, und in meinem Beitrag war nicht genügend Platz, um darauf einzugehen. Ich möchte jedoch auf eine berühmte Vorlesung des Soziologen Max Weber über "Politik als Beruf" hinweisen. Weber unterschied zwischen einer "Ethik der Verantwortung" und einer "Ethik der Überzeugung". Unter "Verantwortungsethik" verstand Weber die Einhaltung beruflicher Normen und Rahmenbedingungen für die Rechenschaftspflicht. In der Ärzteschaft bedeutet dies eine Verpflichtung zu faktischen Beweisen und zu Standards in der klinischen Praxis, die von Fachkollegen, Patienten, der allgemeinen Öffentlichkeit und Arbeitgebern festgelegt werden. Mit "Überzeugungsethik" bezeichnete Weber Handlungen, die von persönlich geschätzten Idealen, politischen oder anderen Philosophien und Identitäten inspiriert sind. In meiner jahrzehntelangen Arbeit zur Bekämpfung von Folter habe ich erlebt, wie regelmäßig bei Ärzten eine Ethik der Konvention eine Ethik der Verantwortung übertrumpfte, selbst wenn es um Folter oder andere Menschenrechtsverletzungen ging. Am Beispiel Israels wird dies in meiner Arbeit deutlich: Der israelische Ärzteverband sieht sich selbst als patriotischen Verteidiger der staatlichen Politik.  Quelle

 

Eine kleine Auswahl weiterer Nachrichten und  Texte,  in meist englischer Sprache

PCHR- Weekly Report on Israeli Human Rights Violations in the Occupied Palestinian Territory

OCHA- Protection of Civilians Report

Could ICC try Palestinians while Israel gets away with murder?

Two of Gilboa Prison breakers caught by Israeli police

Friday; Israeli Soldiers Injure 174 Palestinians In Nablus

Updated- Soldiers Shoot Palestinian Doctor, Cuff Him And Leave Him Bleeding To Death, In Jerusalem

Israeli Colonizers Uproot Palestinian Olive Saplings In Bethlehem

Army Abducts Seven Palestinians In Hebron, Injures Two In Nablus

Palestinian doctor shot dead by Israeli police in Jerusalem

Three children survive Israeli shooting attack near Jerusalem

Israeli Troops Target Former Prisoners and Siblings, Abducting Six on Friday

After a decade of escalations, some in Gaza find themselves homeless for a fourth time

Settlers fire at a house, vandalize vehicles in Hebron

President Abbas congratulates Lebanese leaders on forming new government

Occupation forces detain seven Palestinians in Hebron

Social media watch group documents 50 anti-Palestinian violations by social media in August

Palestinians hold solidarity protests over mistreatment of prisoners

Israeli repression units raid sections of Palestinian detainees in Asqalan

Diplomat condemns Israel’s mistreatment of Palestinian prisoners

Palestinian diplomat calls for intervention to end brutal mistreatment of prisoners in Israeli custody

 

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