Jerusalem nach dem arabisch-israelischen Konflikt
Abbas: Palästinenser bereit zur Wiederaufnahme von
Friedensgesprächen mit Israel
Ägypten verstärkt Druck auf Abbas zur Wiederbelebung des
Friedensprozesses
Khaled Abu Toameh - 10. 12. 2020 - Übersetzt mit
DeepL Die
Palästinenser sind bereit, unter der Schirmherrschaft des
Quartetts, das aus den USA, den Vereinten Nationen, Russland und
der Europäischen Union besteht, an den Verhandlungstisch mit
Israel zurückzukehren, sagte der Präsident der Palästinensischen
Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, am Donnerstag. Abbas sagte dem
spanischen Außenminister Arancha González bei einem Treffen in
seinem Büro in Ramallah, dass die Verhandlungen auf
"internationalen Legitimationsresolutionen" basieren sollten,
ein Verweis auf UN-Resolutionen, die sich auf den
israelisch-arabischen Konflikt beziehen.
Abbas' Erklärung kam inmitten von Berichten, dass Ägypten Druck
auf die palästinensische Führung ausgeübt habe, die
Friedensgespräche mit Israel zu erneuern. Der ägyptische
Gesandte in Ramallah, Tarek Tayel, traf in der vergangenen Woche
im Rahmen der Bemühungen Kairos um die Wiederaufnahme der
Friedensverhandlungen zwischen den Palästinensern und Israel mit
einer Reihe hoher palästinensischer Beamter zusammen.
Der ägyptische Gesandte teilte den palästinensischen Beamten
mit, dass der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi
entschlossen sei, die Palästinenser und Israel in den kommenden
Wochen an den Verhandlungstisch zurückkehren zu lassen, so
palästinensische Quellen. Die Quellen stellten fest, dass Abbas,
der vor zwei Wochen Kairo besuchte, von Sisi erfuhr, dass
Ägypten kurz nach dem Amtsantritt des designierten
US-Präsidenten Joe Biden an der Wiederbelebung des
Friedensprozesses "auf der Grundlage einer Zwei-Staaten-Lösung"
arbeite.
Bei dem Treffen in Ramallah informierte Abbas den spanischen
Außenminister über die jüngsten Entwicklungen in der
palästinensischen Arena und dankte Spanien für seine
Unterstützung bei der Verwirklichung des Friedens in der Region.
Abbas wies darauf hin, dass Spanien durch die Ausrichtung der
Madrider Konferenz 1991 eine Rolle im Friedensprozess im Nahen
Osten gespielt habe. Die Madrider Konferenz, deren Gastgeber
Spanien war und die von den USA und der Sowjetunion
mitgesponsert wurde, war ein Versuch der internationalen
Gemeinschaft, den israelisch-palästinensischen Friedensprozess
durch Verhandlungen wiederzubeleben.
Der spanische Außenminister übergab Abbas einen Brief des
spanischen Premierministers Pedro Sánchez, in dem er "die
ausgezeichneten bilateralen Beziehungen zwischen den beiden
Ländern und die Bereitschaft seines Landes bekräftigte, diese zu
stärken und den politischen Prozess auf der Grundlage des
Prinzips der Zweistaatenlösung weiterhin zu unterstützen", so
die offizielle Nachrichtenagentur der PA, WAFA.
González "bekräftigte die Unterstützung seines Landes für die
Erreichung des Friedens auf der Grundlage des Prinzips der
Zweistaatenlösung und des Völkerrechts und wies darauf hin, dass
Spanien das palästinensische Volk weiterhin beim Aufbau der
Institutionen des palästinensischen Staates unterstützen wird",
sagte die Agentur.
González traf in Ramallah auch mit dem Außenminister der PA,
Riad Malki, zusammen und erörterte mit ihm Möglichkeiten zur
Wiederaufnahme des israelisch-palästinensischen
Friedensprozesses auf der Grundlage der Zweistaatenlösung. Nach
dem Treffen teilte sie Reportern mit, dass Spanien beschlossen
hat, dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für
Palästinaflüchtlinge (UNRWA) 5 Millionen US-Dollar als
Soforthilfe zur Verfügung zu stellen.
Quelle |
Spendenaufruf
zum Wiederaufbau des Dorfes Khirbet Hamsa al-Foqa im
Westjordantal
13. November 2020
Wir selbst haben auch gespendet, schließen uns dem Spendenaufruf
der Koalition an und stellen unser Konto zur Sammlung von
Spenden zur Verfügung. Außerdem finden sie hier die
Stellungnahme der jüdischen Stimme.
Im Windschatten der US-Präsidentschaftswahlen haben die
israelischen Behörden das Dorf Khirbet Hamsa al-Foqa im
besetzten Westjordanland abgerissen. Daphne Banai, eine
Aktivistin, mit der wir schon lange zusammen arbeiten und die
verschiedene NGOs im Westjordanland koordiniert, berichtet:
„Zehn Minuten! Zehn Minuten wurden den Bewohner*innen von
Khirbet Hamsa al-Foqa gegeben, um ihr Hab und Gut zu sammeln,
bevor die israelische Besatzungswalze alles zerstörte. Das
wenige Hab und Gut der Bewohner wurde zerstampft und zermalmt,
denn es blieb nicht genügend Zeit, um es in Sicherheit zu
bringen. 75 Erwachsene und 43 Kinder standen am Dienstag bei
Sonnenuntergang mitten in der Wüste und wussten nicht mehr
wohin. All ihre Utensilien – Zelte, die Blechbaracke, der
Schafstall, Solarpaneele und die elektrische Einrichtung,
Matratzen, Decken, Küchenzubehör – über alles fuhren die
Besatzer grausam hinweg.
Ich bin seit vielen Jahren im westlichen Jordantal aktiv – doch
Zerstörung von solchem Ausmaß habe ich noch nicht gesehen. Ich
habe mit Teisir gesprochen, einem der Bewohner des Dorfes. Er
hörte nicht auf, sich bei mir zu bedanken, da ich Interesse
zeigte. Ich wusste nicht wohin mit mir, denn was sagt man einem,
den mein Volk so misshandelt? Entschuldigung, ich bin nicht so?
Die Bewohner des Dorfes Humssa sind mehrheitlich eine Gemeinde
von Schäfern und gehören wohl zu jener Gruppe, die mit am
meisten unter der dortigen Besatzung leidet. Sie leben im
Zentrum einer roten Wüste, die zum „Militärgebiet“ erklärt
worden ist. Mindestens acht Mal im Jahr werden die
Einwohner*innen zum Zweck von Militärübungen der israelischen
Armee aus ihren Häusern vertrieben: Tagsüber bei mehr als 40
Grad und nachts bei Temperaturen von 0 Grad müssen sie dann
oftmals für den ganzen Tag oder die ganze Nacht draußen
ausharren, damit die IDF dort trainieren kann. Wenn sie mit
Sonnenstich oder Erfrierungen zurückkehren, finden sie oftmals
ein Bild der Zerstörung vor: Beschädigte Häuser, tote,
verdurstete Lämmer und Felder, die durch israelische Munition
verbrannt worden sind. Wenig entfernt von Khirbet Hamsa al-Foqa
liegt die israelische Siedlung Bkaot. Leidet auch sie unter
solchen Geschehnissen? Natürlich nicht!
Diese und noch viele andere Schikanen sind Mittel, die Israel
ergreift, um die dort ansässigen Bewohner*innen zum Verlassen
des Ortes zu bewegen: die Zerstörung von Häusern, temporäre
Vertreibungen und das Verhindern von Trinkwassergewinnung. Die
Bewohner*innen von Khirbet Hamsa al-Foqa werden den Ort aber
nicht verlassen, da sie nirgendwohin gehen können.“
Darüber hinaus berichtet Daphne, dass sich eine Koalition von
Freiwilligen gebildet hat: Die FAAZ (eine neue palästinensische
Solidaritätsinitiative, die Freiwillige zur Hilfe vor Ort
entsendet), die Palästinensischen Autonomiebehörde und die
Palestine Red Crescent Society arbeiten zusammen, um den
Bewohner*innen von Khirbet Hamsa al-Foqa mit dem Wiederbau ihres
Dorfes zu helfen. Für die Unterstützung dieser Tätigkeit bitten
wir mit diesem Aufruf um Spenden für die Koalition.
Wir selbst haben auch gespendet, schließen uns dem Spendenaufruf
der Koalition an und stellen unser Konto zur Sammlung von
Spenden zur Verfügung. Außerdem finden sie hier die
Stellungnahme der jüdischen Stimme.
Spenden Sie bitte unter dem Stichwort: „Hamsa“ auf das Konto der
Jüdischen Stimme bei der Berliner Sparkasse:
Jüdische Stimme // IBAN: DE30100500000190587636 // BIC:
BELADEBEXXX
Quelle
An: Jüdische Stimme
in Berlin 9.12.2020
Vor einem Monat, am 3. November, wurde Humsa vollständig
abgerissen, wodurch 75 Menschen und 45 Kinder obdachlos wurden.
Israel hoffte, diese Gräueltat unbemerkt, versteckt im Falle der
US-Wahlen, passieren zu können.
Es hat nicht geklappt - dank Menschen wie Ihnen hat sich das
Wort herumgesprochen und alle Ecken der Welt erreicht. Es hat
die Menschen dazu gebracht, mit anzupacken, zu unterstützen und
grosszügig zu spenden und Druck auf die israelische Regierung
auszuüben, damit sie nicht noch einmal (bis jetzt !) demoliert.
Langsam bauen die Menschen in Humsa mit unserer Hilfe und der
anderer wieder ihr Haus. Sie haben immer noch keine
Elektrizität, ohne die es sehr schwierig ist, ein Haus zu bauen,
und ein wahrer Alptraum in der stockdunklen und eisigen Nacht
der Wüste, aber die EU hat für die kommenden Tage einige
Sonnenkollektoren versprochen. Ich hoffe, es wird nicht zu lange
dauern.
Die Palästinensische Autonomiebehörde hat einige Zelte verteilt,
aber das reicht nicht aus, denn die großen Familien brauchen
mehr als ein Zelt, und es werden Tierställe benötigt, zumal die
Schafe jetzt Hunderte von Lämmern zur Welt bringen, die ohne ein
Dach über dem Kopf nicht überleben werden.
Wir haben Eisenstangen, Eisenbögen, Trapeze, starke Nylonplanen
und Arbeitsgeräte wie Stromgeneratoren, Schweißer, elektrische
Schraubenzieher usw. gekauft, und gemeinsam mit den Bewohnern
von Humsa bauen wir ihr Dorf wieder auf. Wir befinden uns in
einem Wettlauf, so viel wie möglich zu bauen, bevor die starken
Regenfälle einsetzen (bisher gab es nur 4 Tage Regen, in dieser
Hinsicht haben wir also Glück gehabt).
Es gibt noch viel Arbeit, aber mit jedem neuen Zelt wecken wir
die Hoffnung, dass wir bald wieder aufbauen können, ohne dass
die Besatzungsmonster erneut das Leben der Beduinenbewohner
zerstören. All dies hätte ohne Ihre Hilfe nicht so schnell gehen
können, und wir und die Menschen von Humsa sind dankbar für Ihre
Hilfe und Unterstützung in ihrer dunkelsten Stunden.
Einige Hintergründe - die Menschen von Humsa stammen
ursprünglich aus Atir in Israel, in der Nähe von Beer Sheva. Wie
Tausende andere Beduinen wurden sie 1948 aus dem Negev
vertrieben.
Sie haben sich vor etwa 50 Jahren im schönen Tal von Humsa el
Foqa im Jordantal niedergelassen und werden seither von der
israelischen Besatzungsarmee schikaniert, mit dem Ziel, das
Jordantal ethnisch zu reinigen, um die Annexion zu erleichtern.
Ich möchte hinzufügen, dass Israel seit 1967 absolut keine
palästinensischen Bauten im Jordantal mehr zulässt, so dass alle
Häuser illegal sind und zerstört werden müssen. Gleichzeitig
hatte Israel Tausende von Häusern für die jüdischen Siedler
gebaut, die in das Jordantal gezogen sind, von denen einige
sogar durch das Apartheidgesetz der Besatzung illegal waren.
Der Bau von Humsa ist eine heilsame Erfahrung für beide,
israelische Aktivisten und die palästinensischen Bewohner, die
Seite an Seite arbeiten, sich gemeinsam ausruhen und von einem
Teller essen. Es ist ein Strahl der Hoffnung und unsere Hoffnung
ist, dass wir diese tapferen Menschen unterstützen können, auf
ihrem Recht zu stehen, auf ihrem Land zu leben, trotz all der
Verbrechen, die Israel ihnen zufügt, bis der Tag kommt, an dem
sie frei von fremder Unterdrückung sein werden.
Über uns: Wir, die Jordantal-Koalition, sind eine Koalition von
israelischen Freiwilligen, die im Jordantal aktiv sind und
Palästinenser auf ihr Land begleiten, um sie vor Gewalt und
Vertreibung durch israelische Siedler und Soldaten zu schützen.
Wir gehören MachsomWatch, Taayush, Combatants for Peace, Torat
Zedek und vielen unabhängigen Freiwilligen aus dem ganzen Land
an. Wir sind keine richtige Organisation, sondern eine Gruppe
von Menschen, die gegen die israelische Besatzung und die
Apartheid kämpfen und in Solidarität mit den rechtmäßigen
Bewohnern des Jordantals - den Palästinensern - stehen.
Wir haben erhalten: 378,53 Euro (1500 Schekel)+
10000+1.165+700+250=12494 Euro. (47.963,80
Schekel)+10000+1.165+700+250=12494 Euro.
Herzlichen Dank.Daphne Banai - Herrenhaus Yaakov - Die
Jordantal-Koalition
|
Jüdische Stimme
für gerechten Frieden in Nahost - Wichtige Veranstaltung
gestern in Frankfurt, die fast von Uwe Becker & co. verhindert
wurde. Unser Vorstandsmitglied Wieland Hoban war dabei, um
unseren Kamerad*innen von BT3P, Palästina Spricht Palestine
Speaks und Free Palestine FFM volle Solidarität zuzusichern im
Kampf für die Freiheit Palästinas, sowie gegen alle
Fake-Antisemitismusvorwürfe. Vereinzelt sind wir klein, zusammen
sind wir stark!
https://www.facebook.com/freepalestine.ffm/posts/4039854856047001
Free Palestine FFM
- Heute waren wir in Frankfurt auf der tollen
Auftaktveranstaltung der „Bundestag 3 für Palästina“ (#BT3P) mit
dem Titel: „Meinungsfreiheit für Menschenrechtsarbeit statt
Zensur – Die Klage der Bundestag 3 für Palästina (BT3P) gegen
den Anti-BDS Beschluss des Deutschen Bundestags“ gemeinsam mit
anderen Unterstützenden der BT3P, wie z.B von der Jüdische
Stimme für gerechten Frieden in Nahost und Palästina
Spricht Palestine Speaks
Die 3 Kläger*innen bestehend aus
jüdisch-palästinensisch-deutschen Aktivist*innen (Judith
Bernstein, Amir Ali & Christoph Glanz) verklagen den deutschen
Bundestag aufgrund der Verabschiedung des rassistischen anti-BDS
Beschlusses im Mai 2019.
Seitdem haben sich Repressions- & Zensurversuche gegen
Menschenrechtsarbeit auf den rassistischen Beschluss berufen.
So betonen die BT3P, dass seit der Verabschiedung des BDS
Beschlusses durch den Bundestag „sich faktisch Bundesländer,
Gemeinden, sonstige öffentliche Akteure und sogar private Firmen
nach dem Aufruf des Bundestages [richten] und verweigern oder
entziehen in der Praxis BDS-Aktivist*innen und
Palästina-Unterstützer*innen öffentliche Räume. Damit verletzt
der Deutsche Bundestag und alle involvierten Akteure das
Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere die
Meinungs-, Kunst- und Wissenschaftsfreiheit (Art. 5 GG) und die
Versammlungsfreiheit (Art. 8 GG).“
„Was uns Kläger*innen als politisch denkende und handelnde
Menschen vereint, ist unsere bedingungslose Verpflichtung
gegenüber den Menschenrechten. Wir wenden uns ausnahmslos gegen
alle Formen von Rassismus (inklusive Antisemitismus und
Islamophobie), Diskriminierung und Unterdrückung. Wir laden alle
Menschen ein, die sich den Menschenrechten verpflichtet fühlen,
uns die BT3P zu untersützen und die Meinungsfreiheit für
Menschenrechtsarbeit zu verteidigen.“
Mehr Infos: https://www.bt3p.org
Wir von Free Palestine FFM unterstützen die Klage der BT3P und
betonen, dass der Kampf gegen Unterdrückung,
Siedlungskolonialismus, Besatzung, Apartheid und
Menschenrechtsverletzungen notwendiger denn je ist!
Die Arbeit gegen diese Unterdrückungsmechanismen darf nicht
zensiert werden!
Wie die Jewish Voice for Peace zum Jahrestag der 1. Intifada am
8.12 schrieb: „wo es Unterdrückung gibt, möge dort Widerstand
gedeihen!“
Mein
Beitrag bei der gestrigen Veranstaltung „Bundestag 3 für
Palästina“ (#BT3P) mit dem Titel: „Meinungsfreiheit für
Menschenrechtsarbeit statt Zensur
Die Klage der Bundestag 3 für Palästina (BT3P) gegen den
Anti-BDS Beschluss des Deutschen Bundestags“:
Judith Bernstein
Ich bin in
Westjerusalem geboren. Meine Eltern mussten 1935 Deutschland
verlassen und sind nach Palästina geflohen. Meine Großeltern
sind in Auschwitz umgebracht worden. Auschwitz kann niemals ein
Freibrief für Menschenrechtsverletzungen sein.
Ich möchte mit einem Zitat beginnen:
„Als mir vor einigen Jahren in Jerusalem – ich war damals
Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft – von einem
prominenten Vertreter Ihres Landes der Dank dafür ausgesprochen
wurde, dass wir so nachhaltig die Interessen Israels in der
Bundesrepublik verteidigten, habe ich mich gegen diese
Anerkennung deswegen verwahrt, weil wir nicht die Agenten
Israels in Deutschland sind. Wir vertreten, wie dies
selbstverständlich ist, die Interessen unseres eigenen Landes,
die wir so verstehen, dass der Einsatz für die Existenz und das
Lebensrecht Israels zu den essentiellen Bestandteilen deutscher
Politik gehört. Würde dies in irgendeiner Weise zweifelhaft
werden, würde eine nationale Politik, die Anspruch auf
Glaubwürdigkeit erhebt und damit die Chancen auf Erfolg
einschließt, unmöglich sein. Diese Haltung der Solidarität
schließt das Recht und die Pflicht zur Kritik ein, wenn wir
glauben, dass Israel falsch handelt" Erschienen in den
DIG-Informationen Nr. 2/1974.
Das Zitat stammt vom damaligen Präsidenten des
Bundesverfassungsgerichts Ernst Benda, der genau wie heute Uwe
Becker gleichzeitig Präsident der DIG war. Diese Rede hielt er
bereits im Februar 1974 in der Universität Tel Aviv.
Heute, 46 Jahre später, gewinnt man mehr denn je den Eindruck,
dass deutsche Politiker in Sachen Israel/Palästina nicht
deutsche, sondern die Interessen der israelischen Regierung
vertreten. Wir erleben die Israelisierung der deutschen Politik:
die Gestaltung der deutschen Politik nach israelischen
Vorstellungen.
In Israel haben wir eine Regierung, die von einem großen Teil
der dortigen Gesellschaft unterstützt wird – von extremistischen
Siedlern, von orthodoxen Juden, von orientalischen und von
nationalistischen Juden, die die Rechte der Palästinenser und
mittlerweile auch einem Teil der jüdischen Israelis - wie man
bei den Demonstrationen gegen Netanyahu erlebt - mit Füssen
tritt. Die Tötung palästinensischer Kinder durch israelische
Soldaten, die in den meisten Fällen freigesprochen werden,
belegt die moralische Korruption.
Beigetragen dazu hat der politische Westen, der den Israelis nie
Grenzen gesetzt hat.
Keine Frage – der Holocaust gehört zu den schlimmsten Verbrechen
in der Geschichte. Aber auch die Art und Weise, in der die
israelischen Regierungen und ihre Unterstützer in Deutschland
den Holocaust für ihre Zwecke instrumentalisieren und
manipulieren, ist einzigartig!
Gab es früher einige kritische Stimmen, so traut sich heute
keiner – angefangen von der Staatsspitze bis zum letzten Beamten
– Kritik zu äußern aus Angst, sich dem Antisemitismusvorwurf
auszusetzen.
Allerdings hat der heutige Zustand in Deutschland – dass die
leiseste Kritik an der israelischen Politik als Antisemitismus
angeprangert wird – eine sehr lange Tradition.
Zu einem der ersten Opfer dieser Kampagne gehört mein Mann
Reiner. Er war bis 1977, als Menachem Begin an die Regierung
kam, der Bundesgeschäftsführer der DIG in Bonn. Er hat den
„Fehler" gemacht, mit einer Gruppe, die von israelischer Seite
als „Bernsteins Baader-Meinhof-Gruppe“ bezeichnet wurde, den
stellvertretenden Bürgermeister von Nazareth, einen
Palästinenser, zu treffen und den kritischen
Erziehungswissenschaftler Akiva Ernst Simon nach Deutschland
einzuladen. Nachdem der damalige israelische Botschafter in
Deutschland Yohanan Meroz die DIG vor die Wahl stellte, entweder
meinen Mann zu entlassen oder die Beziehungen zu dem Verein
abzubrechen, wurde er entlassen.
Das alles kann man in der neuen Broschüre meines Mannes „Allen
Anfeindungen zum Trotz“ im AphorismA-Verlag nachlesen.
Wie wir wissen, hat der Bundestag im Mai 2019 einen Beschluss
gegen die BDS-Bewegung gefasst. Auch wenn nicht alle dem
Beschluss zugestimmt haben, so hat kein einziger Abgeordnete den
Mut aufgebracht, sich bei der Abstimmung dagegen aufzulehnen.
Das Schlimme daran ist, dass solche Beschlüsse Leute wie Arye
Sharuz Shalicar, Uwe Becker, Volker Beck, Benjamin Weinthal der
Jerusalem Post und sämtliche Personen aller Parteien bestätigen,
die Menschenrechtsverletzungen, die Israel täglich begeht, nicht
auch nur im Geringsten zu erwähnen – stattdessen sprechen sie
nur vom Antisemitismus, um von den Schandtaten Israels
abzulenken.
Auch wenn es momentan noch viele andere wichtige Konflikte gibt,
so ist dieser Umgang mit dem Konflikt zwischen Israelis und
Palästinensern (der schon seit 100 Jahren besteht) ein Symbol
für viele andere unterdrückte Völker – und ein Beweis für die
Überheblichkeit des Westens. Letztlich ist die
Auseinandersetzung mit dem Thema auch ein Beleg für den Abbau
unserer eigenen demokratischen Prinzipien.
Über die neue Initiative GG 5.3. „Weltoffenheit“ gegen den
Anti-BDS-Beschluss des Bundestags freue ich mich sehr. Man kann
nur hoffen, dass dieser Appel von der deutschen Politik zur
Kenntnis genommen und umgesetzt wird.
Für mich war die Diskussion um BDS von Anfang an ein
Ablenkungsmanöver. Die Rede ist immer wieder von Antisemitismus
und dem Existenzrecht Israels, nicht aber von der Behandlung der
Palästinenser und der Missachtung ihrer Existenz. Deshalb glaube
ich, dass BDS den Politikern sehr gelegen kam. Gäbe es diese
Bewegung nicht, hätte man sie erfinden müssten. BDS hat den
Diskurs in Deutschland verändert. BDS spricht nicht nur von
Besatzung, sondern von Apartheid, ein Wort, das man bezogen auf
Israel in Deutschland nicht verwenden darf, in Israel hingegen
wird der Begriff täglich verwendet.
Damit wird ein anderes Bild von Israel gezeichnet, in dem die
nicht-jüdischen Bürger einem anderen Rechtssystem unterliegen.
Die Unterstützer Israels weigern sich, ein reales Bild von
Israel zu zeigen - die Enteignung von palästinensischem Land für
jüdische Siedlungen, die Inhaftierung von Palästinensern ohne
Gerichtsverfahren oder Anklage, die kollektive Bestrafung von
zwei Millionen Menschen im Gazastreifen unter Belagerung und die
Ungleichheit zwischen jüdischen und palästinensischen Bürgern
Israels.
Darüber soll man in Deutschland nicht sprechen dürfen. Wenn BDS
mit Antisemitismus gleichgesetzt wird, dann sind wohl
Forderungen für die Rechte der Palästinenser antisemitisch.
Solange in Deutschland nur über den vermeintlichen oder den
tatsächlichen Antisemitismus diskutiert wird, nicht aber über
die Annexion Ostjerusalems, der Westbank und des Jordantals
sowie die katastrophalen Verhältnisse dort und im Gazastreifen,
bleibt uns der Gang zum Gericht nicht erspart.
Ich möchte betonen, dass in München der Kampf gegen mich und
gegen die Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe, deren Mitglied
ich bin, noch lange vor dem Bundestagsbeschluss begann. Ich kann
Ihnen mehrere Beispiele nennen:
2014 die Nakba-Ausstellung von Ingrid Rumpf in der
Montessori-Schule: gegen sie und unsere Vorträge gab es massiven
Protest seitens der jüdischen Gemeinden und der grünen Jugend.
Am 09. November 2014 wurde meinem Mann und mir der Zutritt zur
öffentlichen Erinnerung an die Pogrome vom 1938 auf Betreiben
der Israelitischen Kultusgemeinde verwehrt.
Die Auseinandersetzung um die Vergabe von städtischen Räumen
begann im November 2015 mit der Einladung an Christoph Glanz zu
erklären, worum es bei BDS geht. Da fiel auch zum ersten Mal der
Vergleich von Charlotte Knobloch zwischen BDS und „Kauft nicht
bei Juden“.
2016 sollte in der Ev. Akademie Tutzing eine Tagung stattfinden
zum Thema „Nahost-Politik im Spannungsdreieck. Israelische und
palästinensische Friedensgruppen als Lernorte für die deutsche
Politik?“ Auf Druck der jüdischen Gemeinde und des israelischen
Konsulats sagte die evangelische Landeskirche die Tagung ab.
Im Mai hat die Dialoggruppe Gideon Levy zu einem Vortrag mit dem
Titel „50 years to the occupation – how is it possible?“ in das
Kulturzentrum Gasteig eingeladen. Der Geschäftsführer des
Gasteigs und die Belegschaft verlangten von dem Referenten,
nicht über BDS zu sprechen.
Am 11. Juli haben CSU und SPD, die die Stadt gemeinsam
regierten, den Antrag eingebracht, städtische Räume nicht länger
Gegnern der israelischen Regierungspolitik zur Verfügung zu
stellen. Die Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe wurde
explizit erwähnt.
Im gemeinsamen Antrag der beiden Parteien heißt es, München
stelle sich gegen „die antisemitische BDS-Kampagne“. Die
Landeshauptstadt werde außerdem nicht mit Gruppierungen, welche
die Ziele von BDS verfolgen, „in Form von Zuschüssen oder
Raumvergaben kooperieren“. München wollte also kritische
Veranstaltungen zur israelischen Politik unterbinden.
Im Oktober 2017 hielt ich den Vortrag „Jerusalem – das Herzstück
des israelisch-palästinensischen Konflikts". Auf Betreiben von
Stadtrat Marian Offman, Mitglied der Kultusgemeinde und der CSU
(heute Mitglied der SPD), ist es mir verboten, in München über
meine Geburtsstadt Jerusalem zu referieren und mich an einer
Veranstaltung zur Politik Israels aktiv zu beteiligen.
Am 13. Dezember 2017 (also vor genau 3 Jahren) wurde der Antrag
zur „antisemitischen BDS-Kampagne" im Münchner Stadtrat
verabschiedet.
Ende Januar 2018 hat die Humanistische Union meinem Mann und mir
den Preis „Der Aufrechte Gang" für unser Engagement sowohl in
der „Initiative Stolpersteine für München" als auch für unseren
Beitrag zur friedlichen Regelung des Nahostkonflikts auf der
Grundlage der nationalen Koexistenz beider Völker verliehen.
Die zahlreichen Bemühungen der Humanistischen Union, die
Preisverleihung in einem städtischen Raum wie im Gasteig
stattfinden zu lassen, scheiterten wegen der Unterstützung der
Dialoggruppe für die BDS-Kampagne.
Die Dialoggruppe unterstützt diese gewaltlose palästinensische
Initiative, weil sie die Kampagne für eine der wenigen
wirkungsvollen Initiativen hält, nachdem die deutsche und
internationale Politik bei der Lösung des Nahostkonfliktes
völlig versagt haben.
Deshalb fand die Preisverleihung in fast letzter Minute in einem
Kino statt. Eine Gruppe, die sich hochtrabend „Münchner Bürger
gegen Antisemitismus und Israelhass" nennt, hatte sich durch den
Beschluss des Stadtrats ermutigt gefühlt, die Besitzer des
Filmtheaters aufzufordern, die Vermietung an die Humanistische
Union rückgängig zu machen Ende März 2019 haben wir den Film
„Broken" von Mohammed Alatar aus Ramallah gezeigt. Der Film
behandelt die Hintergründe, warum der Internationale Gerichtshof
in Den Haag den Bau der Mauer auf palästinensischem Boden für
völkerrechtswidrig hält. Er tut nicht mehr, als die persönlichen
Entscheidungsprozesse der Richter in Den Haag zu beleuchten.
Auch diesmal wollte das Kulturreferat der Stadt auf Anweisung
des Oberbürgermeisters die Vorführung untersagen, obwohl der
Film mit BDS nichts zu tun hatte.
Im September 2019 haben wir einen Journalisten des „Spiegels“
eingeladen, um über „Die Rolle israelischer Lobbyorganisationen
in der deutschen Politik" zu referieren. Auf Druck von Frau
Knobloch hat uns der Caritasverband den Raum fristlos gekündigt
und uns sogar ein Hausverbot erteilt. Auch hier musste eine
einstweilige Verfügung her.
BDS soll also wegen des Boykottaufrufs bekämpft werden, indem
man mit Boykott droht. Durch den Kampf gegen die BDS-Kampagne
soll jede kritische Auseinandersetzung mit der Politik Israels
unterbunden werden.
Ich werde eine Veränderung dieser Haltung in Deutschland nicht
mehr erleben. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass
vielleicht meine Kinder oder Enkelkinder eine andere, junge
Generation von Politikern erleben werden. Menschen, denen es
nicht in erster Linie um ihre Karriere und nationale Interessen
geht, sondern um die Grundsätze einer Demokratie – den Kampf
gegen jede Form von Rassismus und Antisemitismus, aber genauso
gegen Islamophobie und Fremdenfeindlichkeit. Denn der Respekt
vor den Rechten der Minderheiten macht eine Demokratie aus. Dies
alles ist in unserem Grundgesetz verankert, beginnend mit
Artikel 1 des Grundgesetzes:
„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu
schützen, ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“
Dies betrifft die Menschen in Deutschland – auch die
Geflüchteten. Aber genauso alle Menschen, die unterdrückt werden
– auch die Palästinenser! |
Neuer
israelischer Botschafter in Großbritannien beschreibt Nakba als
"arabische Lüge
8. Dezember 2020 - Übersetzt mit DeepL
Israels neue
Botschafterin im Vereinigten Königreich, die 42-jährige Tzipi
Hotovely, hat ihre erste Rede während einer vom Board of
Deputies of British Jews organisierten Veranstaltung dazu
benutzt, die Nakba als "eine sehr starke und sehr populäre
arabische Lüge" zu beschreiben. Sie fügte hinzu, dass die
Vertreibung der Palästinenser seit 1948, als Israel in ihrem
Land geschaffen wurde, "eine erfundene Geschichte" sei.
Die rechtsextreme Politikerin ist bekannt dafür, dass sie
Bemerkungen über die Palästinenser macht, die als rassistisch
und aufrührerisch empfunden werden. Ihre jüngsten Äußerungen
können auf Twitter in einem kurzen Videoclip des jüngsten
Online-Treffens angesehen werden. Er wurde von British Jews
Against Occupation hochgeladen.
Die Organisation verurteilte die Entscheidung des Board of
Deputies, Hotovely zu empfangen. "Wir werden den Rassismus
niemals besiegen, solange unsere kommunalen Organisationen ihm
eine Plattform bieten", sagte sie dem Vorstand. "Die Ansichten
von Hotovely dürfen in unserer Gemeinde nicht durch Einladungen
zu feierlichen Veranstaltungen normalisiert werden".
Hotovelys Bemerkungen haben Empörung ausgelöst, nicht nur wegen
ihres Rassismus, sondern auch, weil eine Organisation, die von
der Regierung als Vertreterin des jüdischen Mainstream-Gedankens
in Großbritannien anerkannt wurde, eine Plattform für solche
Ansichten bot.
British Jews Against Occupation hat eine Petition in Umlauf
gebracht, in der die Juden in Großbritannien aufgefordert
werden, sich schriftlich an das Außenministerium zu wenden, um
ihre Akkreditierung abzulehnen. "Hotovely hat während ihrer
gesamten politischen Karriere eine völlige Missachtung des
Völkerrechts gezeigt und hat eine erschreckende Bilanz
rassistischen und aufrührerischen Verhaltens vorzuweisen", heißt
es darin. "Dazu gehört die Einladung der rechtsextremen
Organisation Lehava, in der Knesset zu sprechen, die
Unterstützung von Kampagnen zur Verhinderung von Beziehungen
zwischen Juden und Arabern und die Bezugnahme auf israelische
Menschenrechtsaktivisten als 'Kriegsverbrecher'" und 'ein Feind
im Inneren'".
Auch die leitende Reformrabbinerin Laura Janner-Klausner
kritisierte Hotovely's Bilanz. "Ihre politischen Ansichten über
Palästinenser, Annexion und religiösen Pluralismus kollidieren
mit unseren Grundwerten", sagte sie dem Guardian. Der
Labour-Kollege Lord Jeremy Beecham sagte dem Jewish Chronicle,
dass "die Ernennung eines ultrarechten Botschafters, obwohl
typisch für die gegenwärtige israelische Regierung, nichts dazu
beitragen wird, Freunde im Vereinigten Königreich - oder in
einem anderen vernünftigen Land - zu gewinnen".
Im Juni, als die Ernennung von Hotovely zum ersten Mal bekannt
gegeben wurde, sah es so aus, als seien ihre Ansichten selbst
für das Abgeordnetenhaus zu extrem. Dem Jewish Chronicle zufolge
griff sie das Gremium in seinem Jüdischen Manifest 2019 wegen
seiner Unterstützung für einen palästinensischen Staat offen an.
Sie warf dem 260 Jahre alten Gremium vor, es versäumt zu haben,
"das israelische Außenministerium, unseren Botschafter, [oder]
irgendeine andere politische Autorität" vor der Veröffentlichung
des Manifests zu konsultieren.
Trotz der offensichtlichen Meinungsverschiedenheiten tendierte
das Gremium dazu, die Ansichten der israelischen Rechtsextremen
in Opposition zu international akzeptierten Positionen zu
unterstützen. Ein Beispiel aus jüngster Zeit war der Druck auf
die britische Regierung, den Status von Jerusalem zu ändern.
Die Nakba beschreibt die Zwangsvertreibung von 750.000
Palästinensern durch zionistische paramilitärische Gruppen ab
1947. Rund 600 palästinensische Dörfer wurden seither von der
Landkarte ausgelöscht, um eine jüdische Mehrheit in Israel zu
schaffen. Israelische Historiker haben diesen Prozess als
"ethnische Säuberung" bezeichnet. Trotz zahlreicher Beweise
wurde die Leugnung der Nakba von rechtsextremen zionistischen
Gruppen durchgesetzt.
Quelle
|
Susan
Abulhawa über ihren Roman "Gegen die lieblose Welt".
Abulhawa über ihr palästinensisches Epos: "Mein Exil hat mein
Leben bestimmt, und ich brauche nicht für die Empfindlichkeiten
der Menschen, die mir das angetan haben, Rechenschaft
abzulegen".
Phil Weiss interviewt Susan Abulhawa über ihren neuen
Roman "Gegen die lieblose Welt".
Philip Weiss - 3. Dezember 2020
Dies ist eine Feier
- und sie ist diese Woche in unserem Podcast zu sehen. Vor
einigen Monaten veröffentlichte Susan Abulhawa "Gegen die
lieblose Welt", einen epischen Roman über die Reisen einer
palästinensischen Flüchtlingsfrau, die in einem israelischen
Gefängnis landet. Das Buch verdient große Aufmerksamkeit, weil
es die Geschichte eines Palästinensers ist, die völlig außerhalb
der amerikanischen Perspektive und außerhalb des westlichen
Rahmens der Urteile über Palästina erzählt wird. Abulhawas
Erzählerin überprüft ihre Haltung gegenüber dem Zionismus oder
Israel mit keiner der Zensoren, die auf so viele von uns
einwirken, weder an den Schreibtischen der Redakteure noch in
unseren eigenen Köpfen.
"Gegen die lieblose Welt" verdient auch deshalb Aufmerksamkeit,
weil es eine wunderbare und gut erzählte Geschichte über einen
Abenteurer ist, der am Rande des Anstands in Kuwait, dann in
Amman, dann im Westjordanland lebt. Nahr, der Held, ist
abwechselnd eine gute Ehefrau, eine Sexarbeiterin, ein Opfer von
Übergriffen, ein Dieb, ein Eindringling, ein Saboteur und so
weiter. Und die ganze Zeit ist sie sehr klug und gibt uns
Klatsch und Tratsch.
Oder wie Nahr's Großmutter nach dem Oslo-Abkommen aus Jordanien
erklärt: "Ich werde diese Hurensöhne nicht um Erlaubnis bitten,
nach Hause gehen zu dürfen. Ich habe Unterwäsche, die älter ist
als das zionistische Gebilde".
Die größere spirituelle Botschaft der Geschichte ist, dass nur
jemand, der so außerhalb der Normen steht wie Nahr, uns sagen
kann, wie die Gesellschaft funktioniert. "Kein Therapeut oder
Kleriker kann das Vertrauen einer Hure ersetzen, denn Huren
haben keine Stimme in der Welt, keinen Zugang zum Tageslicht,
und das macht uns zu den zuverlässigsten Hütern von Geheimnissen
und Wahrheit", sagt sie.
Ich habe Abulhawa letzte Woche interviewt, und unsere Diskussion
bewegte sich von dem imaginären Leben ihres Romans... zu ihrem
wachsenden Ruf (Abulhawa hat sich ein Publikum für Poesie und
Romane aufgebaut, das bis zu "Mornings in Jenin" (2010)
zurückreicht).... zu ihrer amerikanischen Identität
(Außenseiterin)... zu ihrem berühmten Schwenk von Colum McCanns
Roman "Apeirogon" in AlJazeera... zu ihren Erwartungen an Joe
Biden (niedrig).
Im Mittelpunkt unserer Diskussion stand jedoch der sich
verändernde Diskurs über Palästina in den Vereinigten Staaten
und die Art und Weise, wie die Rezeption von "Gegen die lieblose
Welt" eine größere Offenheit gegenüber palästinensischen Stimmen
zeigt. Dies war auch ein Bereich, in dem Uneinigkeit herrschte,
da ich glaube, dass die Erlaubnis der Juden eine Rolle bei der
kulturellen Inklusion spielt und der Generationswechsel der
Juden, den wir erleben, ein Faktor für die Offenheit gegenüber
palästinensischen Stimmen war. Abulhawa sagte, der
Generationswechsel werde nicht stattfinden, sondern erst nach
langem palästinensischen Widerstand.
Hier sind einige Auszüge aus dem, was Abulhawa zu sagen hatte.
Über den nicht-westlichen Rahmen der Geschichte:
Dies ist keine palästinensische Geschichte, die nicht einen
Hammer auf Israels Kopf setzt oder so etwas. Es liegt einfach
nicht in meiner Natur, das zu tun. Mein Exil und die Zerstörung
meiner Familie und die Zerstörung von allem, unserer ganzen
Welt, hat mein ganzes Leben auf so viele Arten und auf sehr
persönliche Weise bestimmt.
Sie kennen mich gut genug, um zu wissen, dass ich nie das Gefühl
habe, dass ich leise vorgehen muss, und ich habe nicht das
Gefühl, dass ich für die Empfindlichkeiten der Menschen, die mir
das angetan haben, Rechenschaft ablegen muss. Für mich ist es
wirklich wichtig, dass palästinensische Persönlichkeiten und
Literatur ihre Wahrheit sagen. Ohne Entschuldigung. Mit dem
Verständnis, dass ja, sie werden verurteilt werden. Ich bin
sicher, dass viele Leser die Figuren in diesem Buch beurteilen
werden.... Das ist in Ordnung. Es ist nicht meine Aufgabe, sie
zu beurteilen. Es ist meine Aufgabe, die Geschichte zu erzählen.
Über den sich verändernden Diskurs:
Vielleicht ändert sich etwas, wissen Sie. Die Leute beginnen,
uns lesen zu wollen, eine Perspektive zu wollen, die uns eigen
ist, anstatt dass Leute unsere Geschichte erzählen, die keine
Palästinenser sind, was bis vor etwa zehn Jahren immer der Fall
war. Alles im Westen, was im Sonnenschein über Palästina
geschrieben wird, wurde nicht von uns geschrieben. Es sind nur
viele Leute, die sich anmaßen, für uns und über uns zu sprechen,
und sie sind diejenigen, die den Sonnenschein und die
Anerkennung und die Buchbesprechungen und die Auszeichnungen und
was weiß ich nicht alles bekommen...
Aber gerade diese Aspen Words-Langliste [Preisnominierung] zu
bekommen - die Dinge verschieben sich ein wenig. Denn dieses
Buch kann nicht Ihre symbolische palästinensische Stimme sein.
Über ihre eigene Identität und ihre Gefühle der Sehnsucht nach
Palästina.
Ich bin Palästinenserin. Ich lebe in den Vereinigten Staaten.
Ich sehe mich auch als Teil dieser Gesellschaft. Ich betrachte
mich als Amerikanerin. Aber in erster Linie bin ich
Palästinenserin. Ich bin nicht hier geboren. Als Kind war ich in
Kuwait und dann war ich in Jerusalem. Meine prägenden Jahre habe
ich in diesem Teil der Welt verbracht, und ich glaube, ich bin
hier nie weggegangen. Ich kam im Alter von 13 Jahren hierher,
also war ich jung genug, um mich in diese Gesellschaft zu
integrieren. Aber es gab viele Momente in meinem Leben in den
Vereinigten Staaten, die mich daran erinnern, dass ich nicht
hierher gehöre... Ein Teil davon ist meine eigene Natur. Ich bin
ziemlich introvertiert. Ich habe einen kleinen Kreis von
Freunden, die ich in mein Leben lasse. Aber ich hatte immer
diese Sehnsucht, zurückzugehen. Und das ist für mich nicht
abstrakt. Es ist sehr real und sehr persönlich.
Über das israelische Besuchsverbot für Palästina im Jahr 2018:
Ich weiß nicht, warum sie mich verbannt haben. Ich habe es nie
gewusst. Ich schätze, sie müssen es Ihnen nicht sagen, wenn sie
alle Waffen haben. Aber es ist mir nicht erlaubt. Sie haben mich
zweimal an der Grenze zurückgeschickt. Das letzte Mal warfen sie
mich in die kleine Flughafenzelle und hielten mich fest.
Auf Joe Biden:
Ich bin kein Unterstützer von Biden. Das bedeutet auch nicht,
dass ich Trump-Unterstützer bin... Sehen Sie, ich bin mit allen
anderen der Meinung, dass Trump schrecklich ist, aber die
Vorstellung, dass Biden der Retter ist oder dass er wirklich so
viel besser ist als Trump, ist ehrlich gesagt eine sehr
privilegierte Perspektive. Denn ich habe das Gefühl, dass der
große Unterschied zwischen Trump und seinen Vorgängern nicht nur
darin besteht, dass er so offenkundig rassistisch und expliziter
in seiner Frauenfeindlichkeit und seinem Ablehnungstrieb und
Rassismus ist. All diese Dinge sind wahr - aber ich glaube, der
größte Unterschied besteht darin, dass Donald Trump das Ethos
des Imperiums nach innen gekehrt hat, und seine Sichtweise hat
die Menschen in diesem Land in vielerlei Hinsicht erdrückt.
Während seine Vorgänger, vielleicht mit besserem Temperament,
mit größerer Eloquenz, besser aussehend..., immer noch genauso
rassistisch, genauso frauenfeindlich, genauso schrecklich waren.
Aber sie haben dieses Ethos gegen die wehrlose Welt in einer
Vielzahl imperialer Kriege nach außen gekehrt, die andere
Nationen tausendmal mehr zermalmt haben als das, was Donald
Trump in diesem Land getan hat.
Über die entscheidende oder nicht entscheidende Rolle der Juden
bei der Veränderung der Rezeption der palästinensischen Stimmen
in den USA.
Für mich hätte sich daran nichts geändert, wenn die
Palästinenser nicht immer wieder Opfer gebracht hätten, die nie
nachgelassen haben. Wenn wir einfach in der Nacht verschwunden
wären, würden wir dieses Gespräch nicht führen. Es war der Tod
und der Kampf von Millionen von Palästinensern über fast 100
Jahre hinweg, für die Befreiung. Und man muss alles anerkennen,
was sich daraus ergibt, ob es die Entwicklung der jüdischen
Moral ist, wenn es um diese Frage geht - die nicht von etwas
Innerem angetrieben wird, sondern von einem palästinensischen
Kampf und von einem palästinensischen Kampf, der vielleicht
etwas in den Menschen weckt, die nichts wissen und die dann
gezwungen sind, sich mit dem zu konfrontieren, was sie nicht
wissen, und die gezwungen sind, sich mit ihren Rollen und ihrem
Beitrag zu dieser Unterdrückung auseinanderzusetzen. Wir alle
haben eine Rolle bei der Befreiung des anderen, und ich bin der
Meinung, dass sich alle Boote gemeinsam erheben.
VIDEO - We Never left, Palestine - a poem by
Susan Abulhawa
•15.11.2020
For Whatever You Ask - a poem for Palestine Writes Literature
Festival, written and read by Susan Abulhawa and produced by Aya
alZinati. November 2020. Festival here:
https://palestinewrites.vfairs.com/
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