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*Eine abnormale Normalisierung*
Palestine Update Nr. 417 –  3. Nov. 2020


Kommentar - Ranjan Solomon  - Wie bezeichnest Du ein „Normalisierungs-Abkommen“, das mit einer Hand für das Ende der Feindschaften unterzeichnet wird und stimmst gleichzeitig für einen Bewaffnungs-Vertrag, noch bevor die Tinte auf dem ersten Abkommen trocken ist?

Die Diplomatie hat außerirdische Formen angenommen. Der „Deal of the Century“ ist immer schon einen Zig-zag-Kurs gegangen. Jetzt hat er sich drei Opfer mit einer Geste und dem Zugeständnis besonderer politischer und wirtschaftlicher Vorteile eingefangen. UAE, Bahrain und der Sudan sind direkt in die Fallen gegangen, die ihnen USA und Israel gestellt haben.

Das politische Flüstern behauptet, weitere fünf Länder haben sich angestellt, um auf der gestrichelten Linie zu unterzeichnen, wenn sie igendwie „Big Daddy“ Trump in das Weiße Haus schieben können.

In der Tat, so geht die zweifelhafte Geschichte: Wenn Trump’s Sieg nur sicher geworden wäre, hätte sich sogar die Arabische Liga mit Israel und USA in einen Handel eingelassen, der alle anderen Verhandlungen beiseiteschieben würde. Wenn alles fair zugeht im Krieg und in der Liebe, muss auch in der heutigen Politik alles ein faires Spiel sein. Man hat die politische Ethik ihre unterste Ebene berühren gesehen. In der USA und in Israel sind es die Faschisten. In den arabischen Ländern, die sich angeschlossen haben, sind es entschiedene Diktatoren, die für die Demokratie nichts als Verachtung übrighaben. Das Wort „Politik macht seltsame Bettgenossen“ hat sich ohne Zweifel im Falle Israel-Arabien bewahrheitet.

Wie fühlt es sich in diesen Zeiten an, ein Palästinenser zu sein? Moral – ganz unten! Eine lustlose palästinensische Führerschaft hat nie die wirkliche Absicht gezeigt zurückzuschlagen, präventiv vorzugehen oder wenigstens den Feind mit Gegenoffensiven zu sekkieren oder zu verunsichern. So wird das in „792mag.com“ dargestellt:

„Das Schlüsselziel dieser neuen Allianzen ist es, die Palästinenser unter Druck zu setzen, ihre zentralen politischen Forderungen einzukellern – Forderungen, die im Völkerrecht und in UN-Resolutionen verankert sind! Soweit die israelische Regierung es sich vorstellt, sollten sich die Palästinenser wie UAE, Bahrain und Sudan einlassen auf „Frieden für Frieden“, wobei keine Gebiete zurückgegeben würden, kein Teil von Jerusalem, und die Militär-regierung würde kein Ende haben und es würde keine Repatriierung für Flüchtlinge geben.“

Viele der Nachrichten in dieser Ausgabe von Palestine Updates sind herabsetzend. Jedoch, so lange der Krieg von der Partei nicht gewonnen ist, die angegriffen wurde, kann er auch verloren werden von der Partei, die angegriffen hat. Schließlich hat nichts von den „Normalisierungs-Deals“ etwas von Moralität an sich. Korrupte, grausame Diktaturen haben jetzt dem faschistisch-rassistischen Israel ihre Hand gegeben, und sie könnten sich alle bald ihre Finger verbrennen, während sie Händchen halten.  Ranjan Solomon



 

 




 


*Wie Israels Reihe von Friedens-Abkommen einen Waffen-Wettlauf im Mittleren Osten veranlasst*


Israel hat während der letzten 6 Wochen drei Friedens-Übereinkommen mit Ländern mit arabischer oder muslimischer Mehrheit erzielt. Inzwischen wird berichtet, dass weitere fünf Länder auf dem Weg sind, Vereinbarungen mit Israel zu unterzeichnen, sagen US-Präsident Donald Trump und der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu. … Zurzeit werden diese Vereinbarungen begleitet von zunehmenden israelischen Verteidigungsausgaben. Perverser Weise haben diese einen Wettlauf von neuen Waffen zwischen Israel und seinen neuen Partnern im Golf geschaffen, der die US-Waffenindustrie zu bereichern verspricht. Die Bestätigung könnte möglicherweise am Montag, 9. November, herauskommen, wenn das Ministerkomitee für Beschaffung zu einer Besprechung der Ergebnisse des Washington-Trips von Verteidigungsminister Benny Gantz zusammentritt, nämlich einer Liste von Luftwaffen- und anderem Rüstungsmaterial, das die Vereinigten Staaten großzügigerweise Israel zu kaufen erlauben. Die Einkaufsliste ist die Kompensation für Israels Zustimmung zu einem Deal der USA mit UAE zum Verkauf von modernisierten F-35 Kampfflugzeugen.  Lesen Sie mehr

 

VIDEO - Wie israelische Friedensabkommen ein Wettrüsten auslösen könnten
 



 

 

 

 


*Der Mufti von Jerusalem sagt, Besucher von UAE sind „nicht willkommen“ wenn sie aufgrund der Normalisierungsverbindungen mit Israel kommen*
 

Nach Angabe der Nachrichtenagentur WAFA sagte der Mufti von Jerusalem und Sheikh Muhammed Hussein am Donnerstag, dass Besuche im Al-Aqsa-Moschee-Komplex von Bürgern aus UAE und Bahrain, die in Israel als Teil von Übereinkünften, die palästinensische Führer ausschließen, „nicht willkommen“ sind. Er setzte dazu, dass sie den „Soldaten der Okkupationskräfte und Siedlern“ als ebenbürtig betrachtet werden und unterstrich, dass nur Pilger in der Al-Aqsa-Moschee willkommen sind, die „die arabische und islamische Rechtmäßigkeit nicht in Frage stellen“ und nicht jene, „die durch die Normalisierung mit den Besatzungsbehörden“ kommen würden. Mit der Unterzeichnung von Übereinkommen zwischen Israel und den UAE für Direktflüge zwischen den beiden Ländern, was auch eine Visumsbefreiung für das Betreten des Landes enthält, planen zahlreiche Touristen vom Golf einen Besuch im Al-Aqsa-Moschee-Komplex. Jerusalems Vizebürgermeister(in?) Fleur Hassan Nahum kam kürzlich von Dubai zurück und fragte bei der Regierung nach, um die Sicherheitsmaßnahmen in dieser Region zu erhöhen. *Quelle


 

 

 


 


*US-Gerichtshof gewährt pro-palästinensischer Gruppe im Terrorfall rechtlichen Sieg*
 

„Ein Bundesgericht in Chicago verfügte am Dienstag, dass die beiden Gruppen – American Muslims for Palestine (AMP) und Americans for Justice in Palestine (AJP) – nicht belangt werden können zur Bezahlung von $ 156 Millionen Schadenersatz an Stanley und Joyce Boim.

Dem Ehepaar war nach einem Gerichtsbeschluss 2004 die Summe für ihren Sohn David Boim zugesprochen worden, der an einer Bushaltestelle nahe Jerusalem 1996 tödliche Schussverletzungen erhielt…

 Nach einem dreijährigen Rechtsstreit entschied das Gericht in Chicago zugunsten von AMP und AJP und stellte fest, dass die Boims keine konkreten Beweise dafür lieferten, dass die beiden Organisationen mit den nicht mehr existierenden Gruppen in Verbindung standen". Quelle

 

 

 

 


*‘Boykottiert französische Produkte‘ – Grund: Macron’s Islam-Kommentare*


Verschiedene arabische Handelsgesellschaften haben Boykott von französischen Produkten als Antwort auf kürzlich von Präsident Emmanuel Macron geäußerte Kommentare über den Islam angekündet. Kürzlich hat Macron seine Absicht erklärt, gegen den „Islamistischen Separatismus“ vorzugehen, der, wie er sagte, gedroht hatte, die Kontrolle über einige muslimische Gemeinden überall in Frankreich an sich zu nehmen. Seine Rückendeckung für Satiren produzierende Gruppen, die Karikaturen des Propheten Muhammad veröffentlichen, hat zu einer Kampagne in den Sozialen Medien geführt, die den Boykott französischer Produkte in Supermärkten in arabischen Ländern und in der Türkei forderten.

Hashtags wie die #BoykottFrenchProducts in Englisch und der arabische #NeverTheProphet reichten bis in Länder wie Kuweit, Qatar, Palästina, Ägypten, Algerien, Jordanien, Saudi- Arabien und die Türkei. In Kuweit beschlossen der Vorsitzende und das Direktorium der Al-Naeem Cooperative Society, alle französischen Produkte zu boykottieren und sie aus den Regalen der Supermärkte auszuräumen. Die Dahiyat al-Thur Gesellschaft führte den gleichen Schritt durch, indem sie sagten: „Aufgrund der Stellung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron und seiner Zustimmung zu den verletzenden Cartoons gegen unseren geliebten Propheten beschlossen wir, alle französischen Produkte vom Markt und seinen Zweigstellen zu entfernen bis zu einer weiteren Nachricht.“ Quelle
 

 

 

 

 



*Mit oder ohne Flügen nach Abu Dhabi:
Israel hat die Westbank schon lange annektiert*
 

Als Teil seiner Normalisierung der Beziehungen zu den Vereinigten arabischen Emiraten hat Israel beschlossen – wenigstens für die nächste Zeit – die Westbank nicht offiziell zu annektieren … und mit der ‚de facto’ Annexion so zu verbleiben. Der Aufschrei über die offizielle Annexion ist still geworden, die internationale Gemeinschaft hat einen Seufzer der Erleichterung von sich gegeben – und die Palästinenser bleiben unter der Okkupation unterdrückt, während Israel fortfährt, Tatsachen am Boden zu produzieren, ohne irgendeinen Preis dafür zu bezahlen.

In “Die Annexion, die immer war – und immer noch ist“ einem neuen Positionspapier, das heute (3. November) von der israelischen Menschenrechts-Organisation B’Tselem herausgebracht wurde, wird beschrieben, dass Israel auch ohne formelle Annexion die Westbank als sein souveränes Gebiet behandelt, indem es einseitig seit Jahrzehnten daran arbeitet, die israelische Kontrolle einzurichten und über das Gebiet andauernd zu machen. Das Papier führt die vielen Wege auf, durch die das Westbankgebiet bereits ‚de facto‘ annektiert ist, und führt Schlüsselbespiele an, wie Israel mit seiner Politik auch heute noch weiter daran arbeitet, nachdem die Möglichkeit einer offiziellen Annexion bereits vom Tisch ist.

Unterstützer der Annexion und einige Verleumder bleiben dabei, dass eine offizielle Annexion Israel von den Restriktionen befreien würde, die ihm durch das Völkerrecht auferlegt sind, und die ihm gestatten würden, das israelische Gesetz in der Westbank anzuwenden und ihm helfen würde, seine Ziele zu erreichen. Jedoch hat bis heute – nach mehr als 50 Jahren – Israel sich nicht eingeschränkt gefühlt durch die Angaben von Seiten des Völkerrechts, einschließlich der Grundsätze für das Besetzungsgesetz, das erarbeitet worden war, um die Palästinenser zu schützen.

Die Wirklichkeit, die Israel in der Westbank geschaffen hat, kann nicht als „temporär“ bezeichnet werden – im Gegensatz zu den Grundsätzen der Gesetze der Okkupation. Durch seine Raumordnung hat Israel die Landkarte der Westbank radikal verändert, damit sie zu seinen Interessen zu passen, Nachbarschaft für die Siedlungen zu schaffen und die Palästinenser in Flecken von isolierten, übervölkerten Enklaven zu stoßen. Quelle





 


 


Die Widerstandsgeschichte Gazas in der Darstellung
von Ramzy und Zarefah Baroud


Der Gazastreifen wurde zu einer israelischen Schlachtzone umfunktioniert, mit dem ausgesprochenen Ziel, den palästinensischen Widerstand niederzuschlagen. Israelische Waffen, die meisten davon von Washington aus Gefälligkeit erhalten, haben Gaza seit mindestens 14 Jahren in das größte Freiluftgefängnis der Welt verwandelt. Weder Gefängnis noch Belagerung haben den Kampf der Palästinenser um Freiheit beenden können. Palästinenser in Gaza sind - wie überall sonst – entschlossen, ihre Rechte zu fordern, egal, wie hoch der Preis ist. Die vorliegenden Fakten rühren an die Geschichten realer Palästinenser, die einen hohen Preis für ihren Widerstand in allen seinen Formen bezahlt haben.
Verfolgen Sie diese anregende Konversation  >>>
 

 

 

 


Der Spruch des Obersten Gerichtshofes zu palästinensische Hungerstreiker ist keine Überraschung.

„Die Anzahl der Administrativhäftlinge ist nunmehr über die letzten paar Jahre mehr oder minder konstant geblieben – ungefähr 350. Das ist ein bequemes Arrangement: Es erspart dem System das Kopfzerbrechen, einen Militärgerichtshof einzuberufen, Zeugen aufzurufen, Beweisstücke vorzubereiten, die Leute zu bewegen.

Aber darüber kann man nicht offen reden. Sogar im heutigen Israel, das selbstzufriedener ist als je in Bezug auf die Konsequenzen seines Regierens über ein anderes Volk, kann Shin Bet nicht offen erklären, dass es das ist, was Sicherheitskräfte in jedem militärischen, diktatorischen und autoritären Regime tun, das über Untertanen regiert, die es nicht gewählt haben.

Daher führt sich Shin Bet auf wie ein allwissender Gott. Und mit Gott kann man nicht streiten. Als ein allwissender Stamm wusste Shin Bet anfangs Oktober, dass Ahkras (Anm.: al-Akhras hat soeben nach einem Hungerstreik von 100 Tagen abgebrochen) nach dem 26. November keine Gefahr für die Sicherheit mehr darstellen würde. Wieso?

Am 12. Oktober schlug er vor, dass er seinen Hungerstreik beenden würde im Austausch für das Versprechen, ihn in zwei Monaten zu entlassen, außer es zeigten sich „neue Informationen“ über ihn. Akhras wies das Angebot zurück, und es geschah kein Wunder. Offensichtlich wunderten sich die Richter nie, welches Sicherheitsrisiko ein Auslaufdatum enthält.“
https://www.haaretz.com/opinion/.premium-israeli-high-court-s-ruling-on-palestinian-hunger-striker-is-no-surprise-1.9266484
 

 

 

 


 


Das israelische Recht ist die neue Vision der jüdischen politischen Überlegenheit.


Viele Kommentatoren glauben, dass während des letzten Jahrzehnts ein neuer Trend innerhalb des dominanten Stroms der israelischen politischen Rechten aufgetaucht ist: Die Nation ist jetzt mehr als das Land im Herzen des Diskurses des rechtslastigen Flügels. Der Diskurs über das Land, der Groß-Israel betrifft – dass der Staat Israel zur Gänze das Land zwischen dem Jordanfluss und dem Mittelmeer kontrollieren sollte – ist schwächer geworden zu Lasten eines nationalistischen und ethnozentrischen Diskurses. Und obwohl das Siedler-recht diese Narrative nicht begonnen hat, hat es diese in den vergangenen Jahren beträchtlich angestoßen.

Das hat sich in der Weiterentwicklung der anti-demokratischen Gesetzgebung, der Ablehnung palästinensischer Bürger von Israel und linkslastiger Organisationen und Aktivisten manifestiert, und fördert die Idee des „Jüdischen Staates“. Ein Aufgebot von rechten Organisationen – einschließlich dem ‚Institut für zionistische Strategie‘ (2005) ‚Im Tirzu‘ (2006), ‚The Jewish Statesmanship Center‘ (2007), ‚My Israel‘ (2010), ‚Kohelet Forum‘ (2012) und anderen, die im Schatten der Zweiten Intifada und der Abriegelung von Gaza gebildet wurden, trugen bei zu dieser Bewegung. Die Spitze dieses Prozesses war die Annahme des „Jewish Nation-State Law“ (Gesetz über den jüdischen Nationalstaat) in der Knesset im Juli 2018.
https://www.972mag.com/israeli-right-jewish-supremacy-segregation/
(Übers.: Gerhilde Merz)     Quelle Update

 

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Papaya Früchte aus Gaza

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Richard Falk: Ein Bürgerpilger auf der Suche nach Gerechtigkeit und Frieden wird 90
Jan Oberg - 13. November 2020

Letzten Monat feierten wir Johan Galtung mit 90 Jahren. Und heute Richard Falk mit 90 - beides weltbekannte, mega-produktive Gelehrte, die ruhelos nach Wegen suchen, die Welt zu einem friedlicheren Ort zu machen. Und beide TFF-Mitglieder, Mentoren und Freunde der Gründer, noch bevor wir 1985 den TFF gegründet haben.


Als Student der Soziologie, des Friedens und der Weltangelegenheiten in den 1970er Jahren fühlte ich mich zu Falks bahnbrechenden Schriften und Lehrbüchern hingezogen - und zu dem "relevant utopischen" Weltordnungsmodellprojekt WOMP, an dem er beteiligt war. Ich traf ihn dann 1980 in Lissabon bei einem Treffen zu diesem Projekt und profitiere seither von seinen akademischen/juristischen Perspektiven, seinem Friedensdenken und seinem anspruchsvollen, elegant komplexen Schreibstil.
Richard Falk mit einigen seiner vielen Bücher,
März 2018, am Hauptsitz der TFF

Um diese von Herz und Hirn gefühlte Hommage zu schreiben, ging ich zunächst in die Sektion "Schätze" von TFF Associate 1998-2005 zurück und fand 43 Artikel von Richard. Dann ging ich auf die Homepage des TFF - 2006-2012 und fand 46 Artikel von ihm. Wenn ich den TFF Associates-Blog 2012-2017 fortsetze, stelle ich fest, dass wir in diesen fünf Jahren nicht weniger als 243 Artikel von Richard veröffentlicht haben. Und schließlich zu unserer heutigen Website, The Transnational from 2018, wo es etwa 50 gibt.

Insgesamt sind es mehr als 380 Theorien, Visionen, Kommentare, Analysen und Diskussionsbeiträge. Obwohl dies nur ein Bruchteil seiner Gesamtproduktion ist, erlaube ich mir, dieses Publikationsergebnis als ein bescheidenes Zeichen meiner tiefen Dankbarkeit und meiner Freude zu interpretieren, ein wenig von dem zurückzuzahlen, was er der TFF und mir persönlich in all diesen Jahren so großzügig gespendet hat - nicht zuletzt, wie ich hinzufügen darf, indem ich all diese Artikel las und redigierte, bevor ich sie veröffentlichte!

Es ist nicht leicht, vielleicht sogar unmöglich, herauszufinden, wer Richard Falk ist, der seit so vielen Jahren unaufhörlich in der ganzen Welt schreibt und spricht. Aber es genügt hier, die unglaubliche Vielfalt einfach zu feiern. Richards lebenslanges Engagement für das palästinensische Volk sticht hervor - ebenso wie kritische Analysen des Militarismus und Interventionismus der USA und der NATO; natürlich die Entwicklungen und Kriege im Nahen Osten; das Völkerrecht und insbesondere die UNO - wir teilen ein großes Herz für ihre Grundidee und ihre Rolle in der Welt - sowie Gewaltlosigkeit und Frieden und die Analyse aktueller Themen wie dieses von vor wenigen Tagen. .

Richard Falk ist Jude und erklärt, was diese Identität für ihn bedeutet und, nebenbei bemerkt, warum er trotz seiner kritischen Haltung zum Zionismus nicht als selbsthassender Jude kategorisiert werden kann, wie er es bisher war. Er spricht vielmehr aus einer ökumenischen Perspektive - von großer Bedeutung für das Weltfriedensdenken:

"In einer grundlegenderen Hinsicht war meine eigene Entwicklung immer misstrauisch gegenüber denen, die tribalistischen oder sektiererischen Identitäten den Vorrang geben. Mit anderen Worten: Es ist in Ordnung, das Jüdischsein zu bejahen, aber es sollte nicht Vorrang vor dem Menschsein haben oder offen und empfänglich für die Einsicht und Weisheit anderer Traditionen sein. Wir sind in der politischen und kulturellen Entwicklung an einem Punkt angelangt, an dem unser zukünftiges Gedeihen als Spezies entscheidend von der Verbreitung eines ökumenischeren Ethos abhängt. Wir haben diese Umarmung des Andersseins in Bezug auf das Essen, mit dem Aufkommen der "Fusionsküche" und in Bezug auf die Populärkultur, insbesondere die Musik, zum Ausdruck gebracht, wo alle Arten von Anleihen und Synthesen als aufregend, authentisch und wertvoll empfunden werden".

Und...

"Meiner Erfahrung nach ist unter unseren historischen Umständen eine ökumenische und integrative spirituelle Identität und die damit verbundenen ethischen und politischen Verpflichtungen am besten geeignet. Was die kollektive Sensibilität der Völker der Erde für die Herausforderungen, mit denen die Menschheit konfrontiert ist, wecken würde, ist eine Bewegung der spirituellen und ethischen Globalisierung, die sich dem Universalen durch das Eintauchen in eine Vielzahl von Besonderheiten nähert.

In diesem Sinne möchte ich sagen: Ja, ich bin Jüdin und stolz darauf, aber ich bin gleichermaßen einheimisch, sufisch, hinduistisch, buddhistisch, muslimisch und christlich in dem Maße, wie ich es mir erlaube, an ihren Ritualen teilzunehmen, an ihren heiligen Texten teilzuhaben und die Gelegenheit zu suchen und zu nutzen, ihren Herren zu Füßen zu sitzen. Viele Menschen, die ein benachteiligtes Leben führen, haben solche ökumenischen Möglichkeiten nicht oder wünschen sie sich nicht und können sich diesem universellen Ideal am besten nähern, indem sie die integrativen Möglichkeiten ihrer eigenen religiösen und kulturellen Realität ausfindig machen".

Natürlich wurde er, wie viele andere Experten, die Israels Politik im Allgemeinen und die Politik gegenüber den Palästinensern kritisch beurteilen, des Antisemitismus bezichtigt. In diesem kurzen Video vom Herbst 2019 werden Sie sehen, wie er - vorsichtig mit Formulierungen rund um die Komplexität des Themas - erklärt, wie die Ablehnung/Ablenkung aller Kritik des Zionismus als Antisemitismus mehr Dimensionen und Zwecke hat, als wir vielleicht gedacht haben. In der Tat ist diese kurze Sequenz eine Perle der Pädagogik.

Richards Schreibstil hat literarische Qualitäten, die weit über den normalen akademischen Text hinausgehen - und zwar ohne seine Präzision und den Versuch einer rationalen Argumentation zu verlieren. Das mag sehr wohl mit seiner Lektüre von Belletristik und seinem eigenen Schreiben von Gedichten zu tun haben.

Sie werden in der Skizze Memoiren - Verlorenes zu verteidigen - sehen, wie literarisch-philosophische Klassiker wie Albert Camus sein Denken beeinflusst, nicht nur über externe akademische Fragen und die Welt, sondern auch darüber, was es bedeutet, ein Intellektueller zu sein, der in dieser Welt verantwortungsvoll handelt und - selbst in dunklen Zeiten - die Fallen des Hoffnungsverlustes und der Überwältigung durch die Angst vermeidet.

In diesem Artikel würdigt er einen seiner liebsten Freunde, den Literaturprofessor Edward Said (1935-2003), der von Saids Essay "On lost causes" aus dem Jahr 1997 ausgeht, auf den er in diesem 2014 in The Nation erschienenen Artikel über die Zukunft Palästinas näher eingeht.

Erst als er 80 Jahre alt wurde, begann Falk mit seinem persönlichen Blog "Global Justice in the 21st Century", der Beiträge in einer faszinierenden Vielfalt und in einer Menge enthält, dass man sich fragt, ob der Mann jemals schläft (er behauptet, dass er schläft, vermittelt aber den Eindruck, dass Schlaf für ihn eine unglückliche, notwendige Zeitverschwendung ist; dieses Gefühl teilen wir).

Nicht zu übersehen ist, dass er in diesem Blog direkt und indirekt untersucht, was es bedeutet, das zu sein, was er einen Bürgerpilger nennt. Er definiert dies als eine Identität, die durch einen wertschätzenden Bezug auf "den Bürger-Pilger" geformt wird, d.h. auf den Bürger, dessen Gewissen auf andere gerichtet ist, ohne Raum- oder Zeitgrenzen oder solche kontingenten Identitätsmerkmale wie Nationalität, Ethnizität, Rasse, Religion, Geschlecht, Klasse zu beachten. Der Bürgerpilger hat sich auf eine im Wesentlichen spirituelle Reise oder Pilgerfahrt begeben und sucht eine inspirierende Zukunft, die weder machbar noch unmöglich erscheint. Eine solche inspirierende Hingabe minimiert auch die phantasievollen Abschottungen der Sterblichkeit, indem sie die Gewissheit des Todes zu einem Teil des Lebens macht und dieses Schicksal akzeptiert, ohne den Trost metaphysischer Fiktionen zu suchen und somit nicht zutiefst beunruhigt zu sein über das "Sterben des Lichts".

Wie ich oben angedeutet habe, hat sich Richard parallel zu seiner akademischen und politischen Produktion konsequent mit dem auseinandergesetzt, was es bedeutet, ein verantwortungsbewusster Intellektueller zu sein - über die moralischen Aspekte seines Lebensprojekts und seines mäandernden Weges. "Responsible scholarship in dark times" aus dem Jahr 2007 ist nur eines von vielen solch nachdenklichen Stücken - selten in der akademischen Welt - mit der größten Relevanz für die heutige - nicht weniger dunkle - Welt, in der wahres Wissen, ganz zu schweigen von Weisheit, gegen die banalitätsbedingte Zeitspannenkontrahierung und impulsive Klick-Marotte des schnellen Marktes verloren zu haben scheint, der schnellen, klugen Meinungen den Vorrang vor der langsameren Wissensbildung gibt - kurz gesagt, ein neues Analphabetentum.

Die Welt als Ganzes und wie wir sie heute in einer makrohistorischen Perspektive erleben, hat sich nicht zum Besseren entwickelt, zu dem, was er erkämpft und erhofft hat. Aber ist er frustriert?
Richard Falk in Lund, Schweden, März 2018 - aus einem Interview mit dem Autor

Anti-Krieg und für den Frieden

Diese kleine Hommage an einen der produktivsten und am elegantesten argumentierenden Sozialwissenschaftler unserer Zeit kann nur kaleidoskopisch sein. Dem Leser wird empfohlen, das Falk-Universum und seine Aufklärung auf eigene Faust zu erkunden, vielleicht durch einige der in diesem Artikel angebotenen Links.

Von besonderer Bedeutung für unsere Beziehungen zu ihm ist natürlich sein tiefer Glaube an und sein Eintreten dafür, alle der Menschheit zur Verfügung stehenden zivilen Mittel zu nutzen und Gewalt nur als letztes Mittel einzusetzen, ganz im Einklang mit Artikel 1 der UN-Charta - deren Förderung die Aufgabe des TFF ist.

Ein Beispiel. Bereits im September 2002 - etwa ein halbes Jahr vor der Invasion und Zerstörung des Irak durch die USA mit ihren Verbündeten unter Goerge W. Bush - hat Falk in diesem kurzen Artikel über die TFF - "Ein Fahrplan zum Krieg" - das gesamte Projekt intellektuell, rechtlich, politisch und moralisch auseinandergenommen: Eine fehlerhafte Debatte".

Falk brachte seine sachliche und intuitive Vorkriegskritik ebenso prägnant zum Ausdruck wie andere TFF-Mitglieder wie Hans von Sponeck, Johan Galtung, Brian Martin, David Krieger, Burns Weston, Birgitte Rahbek, Else Hammerich und ich, um einige der damals eher lautstarken Anti-Interventionsstimmen zu nennen.

Es ist bemerkenswert, dass alle TFF-Mitglieder, die vor Beginn dieses Krieges nachdrücklich davon abgeraten hatten, auch die katastrophalen Folgen dieses Krieges für den Irak sowie die Möglichkeit einer neuen und freundlicheren Weltordnung vorhersagten, die durch den Untergang der Sowjetunion und des Warschauer Paktes möglich geworden war. Doch nur wenige Politiker und Medien in den USA und den NATO-Ländern hatten den Wunsch oder die Fähigkeit, zuzuhören. Heute verursachen die Folgen dieses unsensiblen und selbstzerstörerischen Militarismus den Niedergang der USA und der NATO selbst.

Falks Hingabe an Gandhi, an eklektizistisches gewaltfreies Denken und Politik, kann in diesem Artikel auf der Homepage der TFF "Mahatma Gandhi und die Wiederbelebung gewaltfreier Politik am Ende des 20. Jahrhunderts" - bereits 1998 - genossen werden.

Sollte zum ersten Mal ein Friedensnobelpreis an einen Friedens- und Konfliktforscher verliehen werden, stünde Richard Falk ganz oben auf der Shortlist. Glücklicherweise steht er auf der Liste der "Nobel Prize Watch". Hier können Sie die Motivation für seine Nominierung lesen, jedes Jahr in den letzten 12 Jahren.

Doch wie Johan Galtung und die anderen qualifizierten Personen auf dieser Liste ist Falk wahrscheinlich zu zentral für die wesentlichen Friedensbelange, wie Alfred Nobel sie in seinem Willen zum Ausdruck gebracht hat, jemals überhaupt in Betracht gezogen zu werden - nicht, dass es ihn meiner Meinung nach im Geringsten stört.


Meine Frau und Mitbegründerin Christina - und viele andere TFF-Associates - schließen sich Ihnen heute an, um Ihnen, lieber Richard, für Ihre Freundschaft, Mentorschaft und TFF-Associateship über mehr als 40 Jahre hinweg zu danken.

Wir freuen uns darauf und wünschen Ihnen und Ihrer Frau Hilal Elver für die kommenden Jahre alles Gute, insbesondere gute Gesundheit, damit Sie Ihre Bürgerpilgerreise, die zweifellos weit über Ihre Zeit und Ihren Raum hinaus inspirierend sein wird, mit Freude fortsetzen können. Und setzen Sie auch Ihre täglichen Ping-Pong-Spiele fort...
Hilal & Richard im Haus der Gründer, März 2018

Sie können Richard Falk  gratulieren: falk@global.ucsb.edu  oder an rfalk@princeton.edu schreiben.

Quelle und weitere links >>>

 

Eine kleine Auswahl weiterer Nachrichten und  Texte,  in meist englischer Sprache
 

 

Ellen Rohlfs war eine große Freundin Palästinas.
Die deutsche Stimme von Uri Avnery und mehr.
Ihre Stimme ist am 9. 11. 2020 verstummt.

 

Ellen Rohlfs mit Uri Avnery und Rachel Avnery


Ellen, ein letzter Gruß:

In unserem Herzen wirst du, wird dein Wirken weiterleben.

Du bist und bleibst ein Beispiel für uns....


Seiten für und von Ellen Rohlfs >>>

 

 


 

 

Seiten für und von Ellen Rohlfs >>>

 

Der aufrechte Diplomat hinter Arafat und Abbas – in memoriam Saeb Erekat

Mein erster Kontakt mit Saeb Erekat war, als er noch Vortragender in der Al-Najah-Universität war – und noch nicht in der Politik beschäftigt.

Ich wurde damals zu einer Feier der Universität eingeladen – und konnte nicht teilnehmen, und daher rief ich ihn an, um mich zu entschuldigen.

Bei späteren Gelegenheiten, an denen ich als Teil der Gush Shalom Delegation teilnahm, um Präsident Arafat zu treffen – und noch später Präsident Abbas – war Dr. Saeb Erekat stets an der Seite des Präsidenten.

In Gesprächen mit ihm war er immer beeindruckend offen und geradeheraus. Auch bei anderen offiziellen Gelegenheiten war er ein nicht üblicher Diplomat; er strahlte Vertrauen, Mut und Emotion aus und vermittelte, dass er interessiert war, mit denen zu verhandeln, die handfest und ehrlich auf ihn zukamen.

Die Mittelost-Annäherung von Trump machte ihn sehr bitter.

Dass er wenige Tage nach Trumps Abwahl starb, die er wahrscheinlich nicht mehr mitbekommen hat, ist sehr, sehr traurig.

Man wird ihn vermissen, bei jedem hoffentlich in Zukunft geschehenden Umdenken.

Möge die Erinnerung an seine Hingabe ein Trost für seine Familie und seine Freunde sein.

 Kontakt:  Adam Keller, Sprecher für Gush Shalom   +972-(0)54 – 2340749
(Anm: Saeb Erekat ist mit Covid-19 gestorben)

Ohne uns
Warum sich Palästinenser*innen nicht an den Protesten gegen Israels Regierungschef Netanjahu beteiligen, kommentiert der Journalist Yaser Abu Areesha. Ihnen geht es nicht nur um einen Regierungswechsel, sondern um ein System, das alle Bürger*innen einschließt.
Yaser Abu Areesha

Mitte Juli reiste ich mit einem Freund nach Jerusalem, um an einer der Demonstrationen gegen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und seine Regierung teilzunehmen. Tausende mit unterschiedlichen Anliegen marschierten von der Knesset zur Residenz des Regierungschefs an der Balfour-Straße. Obwohl Menschen aus vielen verschiedenen Gesellschaftsgruppen zusammengekommen waren, konnte ich unter ihnen keine palästinensischen Bürger*innen ausmachen – abgesehen von mir selbst, dem Journalisten Suleiman Maswadeh von der Israeli Public Broadcasting Corporation und Ayman Odeh, Vorsitzender der Gemeinsamen Liste der arabischen Parteien.

Wäre die Welt nicht, wie sie ist, könnte man eine höhere Beteiligung der palästinensischen Bevölkerung Israels an einer Demonstration gegen die fehlgeschlagene Coronapolitik der Regierung erwarten. Immerhin sind wir von der Pandemie und ihren wirtschaftlichen Auswirkungen stark betroffen: Etwa 20 Prozent der rund 1 Million Bürger*innen, die sich seit März arbeitslos gemeldet haben, sind palästinensisch.

Weshalb also zieht der Kampf gegen institutionelle Ungerechtigkeit, der von einer ganzen Allianz verschiedener Gruppen geführt wird, nicht diejenigen an, denen die Institutionen historisch Schaden zugefügt haben? Die Antwort liegt im Status des palästinensischen Bevölkerungsteils als marginalisierte, diskriminierte Minderheit im Land.

Die Ausgangsposition von Palästinenser*innen in Israel unterscheidet sich fundamental von derjenigen der meisten jüdischen Protestierenden. Aus unserer Perspektive handelt es sich um Demonstrationen, die Veränderungen erreichen sollen, in die wir nicht miteinbezogen sind und die uns deshalb nicht besonders interessieren. Eine Absetzung von Netanjahu liegt zwar offensichtlich in unserem Interesse, doch halten sich unsere Begeisterung und unsere Hoffnung in Grenzen mit Blick auf das, was folgen könnte; es macht für uns keinen Unterschied, wer als nächstes an die Regierung kommt. Schließlich hat uns die Geschichte gezeigt, dass palästinensische Bürger*innen am Verhandlungstisch unerwünscht sind.

Könnten die Dinge anders sein? Ayman Odeh von der Gemeinsamen Liste streamte Live-Videoclips der eingangs genannten Demonstration und forderte palästinensische Bürger*innen zur Teilnahme auf. Es ist zu bezweifeln, dass dies viel bewirken würde – ein wirklicher Wandel kann erst mit ganz neuen Spielregeln eintreten und zwar dann, wenn die jüdisch-israelische Öffentlichkeit die Probleme und Bedürfnisse der palästinensischen Bevölkerung anerkennt. Versuche, die palästinensische Community zu erreichen, müssen auf Verständnis und gutem Willen beruhen.

Wir sind eine Gemeinschaft mit Wunden. Seit der Staatsgründung Israels 1948 hat uns jede Regierung von innen geschwächt. Durch die Nichtbeachtung, Diskriminierung und den Rassismus, die unsere Lebensrealität prägen, steuern wir schon länger auf einen Abgrund zu; die jüdische Öffentlichkeit realisiert nun endlich, dass die politische Klasse nicht nur uns, sondern alle irreführt und mit unser aller Zukunft spielt.   >>>

 

"Sie machen den Leuten Angst"
Auswirkungen der israelischen Besatzung auf Tourismus in Palästina
14. November 2020 - Peter Schäfer

Interview mit Rafat Shomali, christlicher Palästinenser aus Beit Sahour. Er führt seit über 15 Jahren internationale Reisegruppen durch Bethlehem und ist heute Inhaber des Reisebüros Peace by Piece.


Der Blick auf Israel/Palästina ist in der Bundesrepublik Deutschland durch die Geschichte von Antisemitismus und Judenvernichtung geprägt. Das führt dazu, dass nicht nur Deutsche, sondern auch Palästinenser und jüdische Israelis immer wieder pauschal delegitimiert werden, wenn sie die israelische Besatzungspolitik oder Diskriminierung palästinensischer Israelis kritisieren, selbst wenn sie sich dabei auf die Menschenrechte und das Völkerrecht beziehen.

Dies trifft in den letzten Jahren in besonderem Maße auf die BDS-Kampagne zu. Diese fordert Boykott und Sanktionen gegen Israel, bis das Land Resolutionen der Vereinten Nationen hinsichtlich einer Zwei-Staaten-Regelung umsetzt. Die Boykottforderung richtet sich auch gegen israelische Künstler und gegen aus staatlichen israelischen Mitteln finanzierte Kulturveranstaltungen.

Der Bundestag, viele Landtage und Stadträte haben beschlossen, BDS sei antisemitisch und dürfe nicht mit öffentlichen Geldern, Räumen, etc. unterstützt werden. In Folge müssen Veranstaltungen zum Thema Palästina/Israel oft abgesagt werden, weil bereits zugesagte Räume entzogen werden - aus Angst von Vermietern, öffentliche finanzielle Unterstützung zu verlieren oder selbst in die Kritik zu geraten.
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Zugleich setzt Israel seit über 50 Jahren militärische und administrative Maßnahmen gegen die palästinensische Bevölkerung in Westjordanland und Gazastreifen um, die in ihrer Wirkung mit einem umfassenden Boykott und Sanktionen vergleichbar sind. Dies führt in Deutschland jedoch nicht zu einer entsprechenden Ausgrenzung.

Mit einer Reihe von Interviews thematisieren wir die Auswirkungen entsprechender israelischer Politik in verschiedenen Bereichen, zuletzt auf die palästinensische Wirtschaft
(Es geht schon lange um Annexion)    sowie Kunst und Kultur (Die ganze Odyssee ist absurd).


Bethlehem ist für christliche Menschen aus aller Welt ein zentraler Ort, den auch viele besuchen. Was bedeutet dieser Tourismus für Bethlehem?

Rafat Shomali:
Wirtschaftlich gesprochen ist Tourismus die Haupteinkommensquelle für uns in Bethlehem und Beit Sahour. Auch für die vielen lokalen Betriebe, die die Souvenirläden beliefern. In Beit Sahour speziell empfangen wir häufig Gemeindegruppen, die bei palästinensischen Gastfamilien übernachten wollen. Und für die ist das ein hilfreiches Zusatzeinkommen.

Durch diese ökonomische Brille wird Tourismus global auch hauptsächlich gesehen. Für uns ist es aber mehr. Der Tourismus ermöglicht uns nämlich auch, Gehör für unsere Anliegen zu finden. Wir leben unter israelischer Militärbesatzung und in den internationalen Medien werden wir oft sehr einseitig dargestellt. Deshalb ist Tourismus für uns auch eine Möglichkeit, unsere Sicht direkt zu vermitteln.

Sehen Sie Auswirkungen der israelischen Besatzung auf die Anzahl der Touristen in Bethlehem?

Rafat Shomali:
Der Flughafen und unsere Grenzübergänge, auch die in Richtung Jordanien, sind unter israelischer Kontrolle. Wenn die Menschen also ankommen, werden sie über den Grund ihres Besuchs befragt, und sie müssten dann eigentlich sagen, dass sie Orte in Israel besuchen wollen. Wenn sie nämlich sagen, dass sie nach Palästina wollen, könnten sie Probleme bekommen. Viele wurden an der Grenze abgewiesen aus dem einfachen Grund, dass sie zu uns kommen wollten. Aber viele Menschen wollen eben nicht lügen und sagen, dass sie über ein palästinensisches Reisebüro nach Bethlehem und vielleicht sogar ehrenamtlich arbeiten wollen. Es folgt dann mindestens eine gründliche Befragung, oft eine Untersuchung, und auf viele wirkt das abschreckend.

Wenn sie dann in eine palästinensische Stadt kommen, sehen sie die großen, roten israelischen Schilder, die sagen, dass es gefährlich sei, zu uns zu kommen. Wenn man also zum ersten Mal   >>>

 

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 Auswärtiges Amt zum Abriss palästinensischer Wohnunterkünfte im Westjordanland
09.11.2020 - Pressemitteilung

Ein Sprecher des Auswärtigen Amts erklärte zum Abriss palästinensischer Wohnunterkünfte in der Ortschaft Khirbet Hamsa al-Foqa im Westjordanland:

Wir haben die Nachricht vom Abriss palästinensischer Wohnunterkünfte in der Ortschaft Khirbet Hamsa al-Foqa im Westjordanland mit Sorge zur Kenntnis genommen. Inmitten der Corona-Pandemie haben elf Familien durch diese Maßnahme ihre Unterkunft verloren. Sie setzt einen besorgniserregenden Trend von Beschlagnahmungen und Abrissen palästinensischer Strukturen im Westjordanland seit Jahresbeginn fort. Solche Schritte stellen ein Hindernis für die Umsetzung einer verhandelten Zwei-Staaten-Lösung dar.

Das humanitäre Völkerrecht verpflichtet alle Staaten, Zivilisten in Konflikten besonders zu schützen. Wir rufen Israel dazu auf, diese Verpflichtungen, insbesondere aus dem 4. Genfer Abkommen zum Schutze von Zivilpersonen, in den besetzten Gebieten zu beachten.

Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie sind Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung sowie eine Zusammenarbeit zwischen Israel und den Palästinensern dringlicher denn je. Beide Seiten sollten hierzu ihren Dialog wieder aufnehmen und vertrauensbildende Maßnahmen ergreifen. Auch die palästinensische Führung muss dazu Beiträge leisten.

Hintergrund

Am 3.11. führten israelische Sicherheitskräfte Abrissarbeiten zur Räumung der palästinensischen Siedlung Khirbet Hamsa al-Foqa im nördlichen Jordantal durch, das im von Israel besetzten Westjordanland liegt. Dabei wurden siebzig bauliche Strukturen, darunter Wohn- und Sanitäreinheiten für elf palästinensische Familien zerstört. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden in diesem Jahr bislang 557 palästinensische bauliche Strukturen, ein zusammenfassender Begriff für Häuser, Baracken, Zelte und Basisinfrastruktur, im Westjordanland und Ost-Jerusalem abgerissen.  Quelle

VIDEO - Wolfgang Benz: "Streitfall Antisemitismus"
12.11.2020

 Im Buch "Streitfall Antisemitismus" untersuchen der Historiker und Antisemitismusforscher Wolfgang Benz und andere Autoren, warum Antisemitismus immer wieder mit Israel-Kritik gleichgesetzt wird. >>>

 

 

Abed Schokry  - Gaza am 14. November 2020

Sehr geehrte Damen und Herren, Liebe Freundinnen und Liebe Freunde,
CORONA hat FAST die ganze Welt in den Griff bekommen. Wäre CORONA ein friedensstiftender Botschafter, dann könnte man schon einiges auf der erbärmlichen Welt ändern. Dem ist ABER nicht so, CORONA ist kein friedlicher Gast und er ist absolut unwillkommen. Bei UNS in Gaza, in der ganzen Welt und natürlich auch in meiner alten Heimat, Deutschland.

CORONA Zahlen liegen seit nun einer Woche in Gaza bei ca. 300 neuen Fällen täglich. Die Wochen zuvor waren es täglich unter 200 neue Fälle. Man muss bedenken, dass die Bevölkerungszahl in Gaza bei über zwei Millionen liegt und dass das Gesundheitssystem sehr marode ist. Dazu kommt noch, dass die Anzahl der Intensivbetten gerade bei ca. 120 liegt und das für alle Fälle und NICHT nur für Menschen, die an CORONA erkrankt sind.

Im Augenblick befinden sich auch fünf junge Männer wegen CORONA auf der Intensivstation. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums hatten die jungen Männer keine Vorerkrankungen. Sie seien gesund gewesen, bevor sie mit CORONA infiziert wurden. Für die CORONA Patienten in Gaza gibt es ein zentrales Krankenhaus im Gazastreifen, das liegt in Khan-Younes und es ist nun vollbelegt. Ein weiteres Krankenhaus so 11 dort noch zusätzlich für CORONA Patienten zur Verfügung gestellt werden.

Das ist die momentane Situation im Gazastreifen was CORONA angeht.

CORONA kam nicht allein, mit dem Virus kamen, starke Armut, Ausgangssperren, Einschränkung der ohnehin sehr eingeschränkten Bewegungsfreiheit und die Schließung vieler kleiner Familienbetriebe und die Schließung von Schulen, Universitäten, Kirchen und Moscheen ebenfalls. Ebenso kam die Ampel mit. So werden die Gebiete in ROT, GELB oder GRÜN eingestuft. ROT, da darf NICHTS in dem Gebiet öffnen, ALLES muss geschlossen bleiben.

Seit dem Ausbruch von CORONA herrscht bei uns eine tägliche Ausgangssperre zwischen 20 Uhr und 5 Uhr früh. Ab dem 15. November sollen die Geschäfte bereits um 17 Uhr schließen. Das Tragen von Masken, was bereits jetzt ein Muss ist, wird nun noch weiter verschärft.

Der Alltag ist ein ganz anderer geworden. Der Betrieb an den Unis und Schulen läuft fast NUR elektronisch ab. Nur Abiturientinnen und Abiturienten gehen in die Schulen, sofern die Schule selbst NICHT im Roten Gebiet liegt. Und hier wurden die Schüler und Schülerinnen in zwei Gruppen geteilt (A und B), so dass in einer Schulklasse NICHT mehr als 20 Schüler bzw. Schülerinnen sind. So kommt die Gruppe A an drei Tagen, Sa., Mo., Mit, und die Gruppe Ban den Tagen, So., Di., und Do. seit zwei Wochen wurden weitere Schulen geöffnet (7 - 11 Klasse). Nun wird darüber diskutiert, dass auch Grundschulen geöffnet werden. Ich bin persönlich dagegen. Meine Frau und ich haben beschlossen, unsere zwei jüngeren Kinder wegen der großen Ansteckungsgefahr doch NICHT in die Schule zu schicken. So denken viele Eltern. Ich muss erwähnen, dass Kitas und Kinderhorte bis jetzt geschlossen geblieben sind. Nun wird auch darüber diskutiert, ob man sie öffnen solle.


Soviel zum Thema CORONA.
Kurz möchte ich auf die folgenden Punkte eingehen:
· Wahlen in USA und Wahlen in den Palästinensergebieten
· Versöhnung zwischen Fatah und Hamas
· Der Tod von Herrn Saeb Erekat
· Das alltägliche Leben.


Wahlen in USA und Wahlen
Nach den vorliegenden Ergebnissen der USA-Wahlen, hat Biden die Wahl gewonnen.

Ich las heute einen Bericht in der israelischen Tageszeitung Haaretz, dass die jüdischen Amerikaner (und andere Gruppen auch) ihre Stimme Biden gegeben und ihm zum Sieg in den strittigsten Bundesstaaten verholfen haben.

Abgesehen davon, dass die Welt nun Trump los ist (was ich doch so sehr hoffe) und nach dem, was Trump für Israel getan hat, so denke ich NICHT, dass sich vieles für UNS Palästinenserinnen und Palästinenser ändern wird.

Warum ich so denke, das ist ganz einfach. Zum einen gibt es Videos im Internet, wo Biden wörtlich sagte, er sei ZIONIST. Und als Obama Präsident der USA wurde, haben wir sehr viel erwartet und uns erhofft. Am Ende haben WIR NICHTS bekommen. Ich hoffe, dass ich falsch liege. Wir werden sehen. Kommt Zeit, kommt Rat.

Wahlen in den Palästinensergebieten und Versöhnung zwischen Fatah und Hamas

Nun sollen auch bei UNS erstmals wieder Wahlen geben. Die beiden rivalisierenden Fraktionen, die Fatah im Westjordanland und die Hamas im Gazastreifen, haben sich darauf geeinigt „binnen sechs Monaten" Parlaments- und danach Präsidentschaftswahlen abzuhalten. Das hoffe ich sehr, ABER da bin ich mir NICHT sicher, ob das zustande kommen wird. Ich bin NICHT pessimistisch, SONDERN eher realistisch.

Wir haben sehr VIEL gehört und gelesen, als es um die inner-palästinensische Versöhnung ging. Und darauf warten wir immer noch. Bei den Wahlen ist es noch komplizierter, denn ob Israel palästinensische Wahlen in Ostjerusalem zulässt, ist sehr fraglich. In Gaza habe ich nach meiner Rückkehr aus Deutschland viel gelernt. So habe ich gelernt, dass „ich glaube" bedeutet: ,,ich weiß es NICHT". So lange ich die Tatsachen NICHT mit eigenen Augen sehen kann, mit Händen fassen kann, so lange ich etwas nicht wirklich erlebe, bleibt alles für mich NUR Bla ... Bla .... Bla ... Das ist NICHT nur meine Meinung, Viele in Gaza denken so wie ich.

Zum Tod von Saeb Erekat

Wir verlieren mit ihm einen sehr wichtigen Diplomaten. Mehr als ein Vierteljahrhundert lang war Herr Erekat das internationale Gesicht der Palästinenser. Am vergangenen Dienstag ist er in Folge einer Infektion an Covid-19 gestorben. Vor drei Jahren wurden ihm die Lungen transplantiert. Es gibt meiner Meinung nach nur eine Absolutheit in diesem irdischen Leben und das ist der Tod und wir alle müssen eines Tages sterben und dieses Leben verlassen. Was danach kommen wird, ist eine Glaubensfrage.

Das alltägliche Leben in Gaza

Das tägliche Leben ist durch den unerwünschten Gast CORONA sehr eingeschränkt. CORONA richtet nur Unheil an. Die Zahl der Menschen, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind, ist sehr stark gestiegen. Die Tagelöhne-Angestellten sind die größten Verlierer bei uns in Gaza. Ich denke, das ist das Gleiche in anderen Ländern auch. Natürlich verfolge ich die Entwicklungen weltweit ABER insbesondere in Deutschland. Ich muss sagen, dass die Bundeskanzlerin sehr hohes Ansehen und Respekt bei uns genießt. Ich bin mir sicher, dass es weltweit so ist und nicht nur bei uns. Ich persönlich bewundere Sie sehr und ich wünsche ihr viele weitere gesunde Jahre, denn sie ist ein Symbol, eine Ikone der deutschen Politik geworden. Auch wenn ich mir mehr Druck auflsrael von Ihrer Seite gewünscht habe, damit der Staat Israel demokratisch bleibt, das ändert nichts an meinem großen Respekt ihr gegenüber.

Ihnen und Euch wünsche ich sehr, dass Sie alle GESUND bleiben und hoffentlich geht dieser Spuk CORONA bald vorbei.
Ihr  Abed Schokry

UNSERE BEWEGUNG WÄCHST! Lassen Sie sich nicht von den etablierten jüdischen Institutionen täuschen: Eine beträchtliche und wachsende Zahl amerikanischer Juden - vor allem junger Juden - unterstützt den Aufruf der Palästinenser zum Boykott israelischer Produkte bis zum Ende von Apartheid und Besatzung.

Pro-Boykott-Juden sind ein echter Block innerhalb der jüdischen Gemeinschaft - und die Zukunft der jüdischen Gemeinschaft.
Quelle: J Street National Jewish Umfrage unter den Wählern bei der Wahl 2020

 

Quelle

 

Eine kleine Auswahl weiterer Nachrichten und  Texte,  in meist englischer Sprache
 

After Trump, restoring ‘normal’ US policy on Palestine isn’t enough

Jordan denounces Israeli violations of the sanctity of Al-Aqsa Mosque

Three Palestinians Shot, Injured at Weekly March in Kufur Qaddoum

Israeli Soldiers Injure Three Palestinians In Ramallah

al-Qaida: Agenten aus Israel sollen Vizechef in Iran getötet haben

Police investigating mysterious death of a young woman in Ramallah

Islamic cleric warns against a decision allowing Jewish fanatics more time at Al-Haram Al-Sharif

Palestinian farmer adamant about not leaving this land despite occupation forces’ harassment

Israeli army’s metal gate blocks access of Palestinian farmers to their lands, garbage trucks to a landfill

Health Minister: Number of actual coronavirus cases in Palestine is three times what is being announced

 

 

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