Der aufrechte Diplomat hinter
Arafat und Abbas – in memoriam Saeb Erekat
Mein erster Kontakt mit Saeb Erekat war, als
er noch Vortragender in der Al-Najah-Universität war – und noch
nicht in der Politik beschäftigt.
Ich wurde damals zu einer Feier der
Universität eingeladen – und konnte nicht teilnehmen, und daher
rief ich ihn an, um mich zu entschuldigen.
Bei späteren Gelegenheiten, an denen ich als
Teil der Gush Shalom Delegation teilnahm, um Präsident Arafat zu
treffen – und noch später Präsident Abbas – war Dr. Saeb Erekat
stets an der Seite des Präsidenten.
In Gesprächen mit ihm war er immer
beeindruckend offen und geradeheraus. Auch bei anderen
offiziellen Gelegenheiten war er ein nicht üblicher Diplomat; er
strahlte Vertrauen, Mut und Emotion aus und vermittelte, dass er
interessiert war, mit denen zu verhandeln, die handfest und
ehrlich auf ihn zukamen.
Die Mittelost-Annäherung von Trump machte ihn
sehr bitter.
Dass er wenige Tage nach Trumps Abwahl starb,
die er wahrscheinlich nicht mehr mitbekommen hat, ist sehr, sehr
traurig.
Man wird ihn vermissen, bei jedem hoffentlich
in Zukunft geschehenden Umdenken.
Möge die Erinnerung an seine Hingabe ein
Trost für seine Familie und seine Freunde sein.
Kontakt: Adam Keller, Sprecher für Gush
Shalom +972-(0)54 – 2340749
(Anm:
Saeb Erekat ist mit Covid-19 gestorben) |
Abed
Schokry - Gaza am 14. November 2020
Sehr geehrte Damen
und Herren, Liebe Freundinnen und Liebe Freunde,
CORONA hat FAST die ganze Welt in den Griff bekommen. Wäre
CORONA ein friedensstiftender Botschafter, dann könnte man schon
einiges auf der erbärmlichen Welt ändern. Dem ist ABER nicht so,
CORONA ist kein friedlicher Gast und er ist absolut
unwillkommen. Bei UNS in Gaza, in der ganzen Welt und natürlich
auch in meiner alten Heimat, Deutschland.
CORONA Zahlen liegen seit nun einer Woche in Gaza bei ca. 300
neuen Fällen täglich. Die Wochen zuvor waren es täglich unter
200 neue Fälle. Man muss bedenken, dass die Bevölkerungszahl in
Gaza bei über zwei Millionen liegt und dass das
Gesundheitssystem sehr marode ist. Dazu kommt noch, dass die
Anzahl der Intensivbetten gerade bei ca. 120 liegt und das für
alle Fälle und NICHT nur für Menschen, die an CORONA erkrankt
sind.
Im Augenblick befinden sich auch fünf junge Männer wegen CORONA
auf der Intensivstation. Nach Angaben des
Gesundheitsministeriums hatten die jungen Männer keine
Vorerkrankungen. Sie seien gesund gewesen, bevor sie mit CORONA
infiziert wurden. Für die CORONA Patienten in Gaza gibt es ein
zentrales Krankenhaus im Gazastreifen, das liegt in Khan-Younes
und es ist nun vollbelegt. Ein weiteres Krankenhaus so 11 dort
noch zusätzlich für CORONA Patienten zur Verfügung gestellt
werden.
Das ist die momentane Situation im Gazastreifen was CORONA
angeht.
CORONA kam nicht allein, mit dem Virus kamen, starke Armut,
Ausgangssperren, Einschränkung der ohnehin sehr eingeschränkten
Bewegungsfreiheit und die Schließung vieler kleiner
Familienbetriebe und die Schließung von Schulen, Universitäten,
Kirchen und Moscheen ebenfalls. Ebenso kam die Ampel mit. So
werden die Gebiete in ROT, GELB oder GRÜN eingestuft. ROT, da
darf NICHTS in dem Gebiet öffnen, ALLES muss geschlossen
bleiben.
Seit dem Ausbruch von CORONA herrscht bei uns eine tägliche
Ausgangssperre zwischen 20 Uhr und 5 Uhr früh. Ab dem 15.
November sollen die Geschäfte bereits um 17 Uhr schließen. Das
Tragen von Masken, was bereits jetzt ein Muss ist, wird nun noch
weiter verschärft.
Der Alltag ist ein ganz anderer geworden. Der Betrieb an den
Unis und Schulen läuft fast NUR elektronisch ab. Nur
Abiturientinnen und Abiturienten gehen in die Schulen, sofern
die Schule selbst NICHT im Roten Gebiet liegt. Und hier wurden
die Schüler und Schülerinnen in zwei Gruppen geteilt (A und B),
so dass in einer Schulklasse NICHT mehr als 20 Schüler bzw.
Schülerinnen sind. So kommt die Gruppe A an drei Tagen, Sa.,
Mo., Mit, und die Gruppe Ban den Tagen, So., Di., und Do. seit
zwei Wochen wurden weitere Schulen geöffnet (7 - 11 Klasse). Nun
wird darüber diskutiert, dass auch Grundschulen geöffnet werden.
Ich bin persönlich dagegen. Meine Frau und ich haben
beschlossen, unsere zwei jüngeren Kinder wegen der großen
Ansteckungsgefahr doch NICHT in die Schule zu schicken. So
denken viele Eltern. Ich muss erwähnen, dass Kitas und
Kinderhorte bis jetzt geschlossen geblieben sind. Nun wird auch
darüber diskutiert, ob man sie öffnen solle.
Soviel zum Thema CORONA.
Kurz möchte ich auf die folgenden Punkte eingehen:
· Wahlen in USA und Wahlen in den Palästinensergebieten
· Versöhnung zwischen Fatah und Hamas
· Der Tod von Herrn Saeb Erekat
· Das alltägliche Leben.
Wahlen in USA und Wahlen
Nach den vorliegenden Ergebnissen der USA-Wahlen, hat Biden
die Wahl gewonnen.
Ich las heute einen Bericht in der israelischen Tageszeitung
Haaretz, dass die jüdischen Amerikaner (und andere Gruppen auch)
ihre Stimme Biden gegeben und ihm zum Sieg in den strittigsten
Bundesstaaten verholfen haben.
Abgesehen davon, dass die Welt nun Trump los ist (was ich doch
so sehr hoffe) und nach dem, was Trump für Israel getan hat, so
denke ich NICHT, dass sich vieles für UNS Palästinenserinnen und
Palästinenser ändern wird.
Warum ich so denke, das ist ganz einfach. Zum einen gibt es
Videos im Internet, wo Biden wörtlich sagte, er sei ZIONIST. Und
als Obama Präsident der USA wurde, haben wir sehr viel erwartet
und uns erhofft. Am Ende haben WIR NICHTS bekommen. Ich hoffe,
dass ich falsch liege. Wir werden sehen. Kommt Zeit, kommt Rat.
Wahlen in den Palästinensergebieten und Versöhnung zwischen
Fatah und Hamas
Nun sollen auch bei UNS erstmals wieder Wahlen geben. Die beiden
rivalisierenden Fraktionen, die Fatah im Westjordanland und die
Hamas im Gazastreifen, haben sich darauf geeinigt „binnen sechs
Monaten" Parlaments- und danach Präsidentschaftswahlen
abzuhalten. Das hoffe ich sehr, ABER da bin ich mir NICHT
sicher, ob das zustande kommen wird. Ich bin NICHT
pessimistisch, SONDERN eher realistisch.
Wir haben sehr VIEL gehört und gelesen, als es um die
inner-palästinensische Versöhnung ging. Und darauf warten wir
immer noch. Bei den Wahlen ist es noch komplizierter, denn ob
Israel palästinensische Wahlen in Ostjerusalem zulässt, ist sehr
fraglich. In Gaza habe ich nach meiner Rückkehr aus Deutschland
viel gelernt. So habe ich gelernt, dass „ich glaube" bedeutet:
,,ich weiß es NICHT". So lange ich die Tatsachen NICHT mit
eigenen Augen sehen kann, mit Händen fassen kann, so lange ich
etwas nicht wirklich erlebe, bleibt alles für mich NUR Bla ...
Bla .... Bla ... Das ist NICHT nur meine Meinung, Viele in Gaza
denken so wie ich.
Zum Tod von Saeb Erekat
Wir verlieren mit ihm einen sehr wichtigen Diplomaten. Mehr als
ein Vierteljahrhundert lang war Herr Erekat das internationale
Gesicht der Palästinenser. Am vergangenen Dienstag ist er in
Folge einer Infektion an Covid-19 gestorben. Vor drei Jahren
wurden ihm die Lungen transplantiert. Es gibt meiner Meinung
nach nur eine Absolutheit in diesem irdischen Leben und das ist
der Tod und wir alle müssen eines Tages sterben und dieses Leben
verlassen. Was danach kommen wird, ist eine Glaubensfrage.
Das alltägliche Leben in Gaza
Das tägliche Leben ist durch den unerwünschten Gast CORONA sehr
eingeschränkt. CORONA richtet nur Unheil an. Die Zahl der
Menschen, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind, ist
sehr stark gestiegen. Die Tagelöhne-Angestellten sind die
größten Verlierer bei uns in Gaza. Ich denke, das ist das
Gleiche in anderen Ländern auch. Natürlich verfolge ich die
Entwicklungen weltweit ABER insbesondere in Deutschland. Ich
muss sagen, dass die Bundeskanzlerin sehr hohes Ansehen und
Respekt bei uns genießt. Ich bin mir sicher, dass es weltweit so
ist und nicht nur bei uns. Ich persönlich bewundere Sie sehr und
ich wünsche ihr viele weitere gesunde Jahre, denn sie ist ein
Symbol, eine Ikone der deutschen Politik geworden. Auch wenn ich
mir mehr Druck auflsrael von Ihrer Seite gewünscht habe, damit
der Staat Israel demokratisch bleibt, das ändert nichts an
meinem großen Respekt ihr gegenüber.
Ihnen und Euch wünsche ich sehr, dass Sie alle GESUND bleiben
und hoffentlich geht dieser Spuk CORONA bald vorbei.
Ihr Abed Schokry
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