3.000
palästinensische Minderjährige seit 2000 von Israel
getötet, sagt Palästinensische Autonomiebehörde am Tag
des Kindes
- 01.05.2017 - Ramallah: Anlässlich des Internationalen
Tages zum Schutz des Kindes am Donnerstag prangerte
die Palästinensische Autonomiebehörde das ständige Leid
an, das Israel seit der Zweiten Intifada über die palästinensischen
Kinder gebracht hat.
Laut dem palästinensischen
Informationsministerium hat das israelische Militär
zwischen 2000 (Beginn der Zweiten Intifada) und April
2017 3.000 palästinensische Minderjährige getötet. Im
selben Zeitraum wurden nach Schätzung des Ministeriums
13.000 Kinder vom israelischen Militär verletzt.
Entsprechend der Dokumentation
von Ma'an wurden seit Beginn der Unruhen im besetzten
palästinensischen Territorium im Oktober 2015 72 palästinensische
Minderjährige getötet, wobei das jüngste Opfer ein acht
Monate altes Baby war, das durch das Einatmen von exzessiv
verbreitetem Tränengas während Zusammenstössen getötet
wurde. Das Informationsministerium gab weiters bekannt,
dass im Zeitraum von 17 Jahren etwa 12.000 Kinder von
Israel inhaftiert wurden, wobei die überwiegende Mehrheit
in israelischer Haft geschlagen oder gefoltert, gefesselt
wurde, ihnen die Augen verbunden, sie gezwungen wurden
zu gestehen, was ihnen vorgeworfen wurde, ohne die Anwesenheit
eines Anwalts oder Erziehungsberechtigten.
Laut der palästinensischen
Menschenrechtsgruppe für Gefangene Addameer waren seit
April 2017 6.300 Palästinenser und davon 300 Minderjährige
von Israel inhaftiert. Anfangs diesen Jahres prangerte
die Gruppe die Tatsache an, dass hunderte palästinensische
Kinder in israelischer Haft "gefoltert, mißhandelt,
in Isolationshaft gehalten und gezwungen wurden Geständnisse
in Hebräisch zu unterschreiben, einer Sprache, die die
meisten palästinensischen Kinder nicht verstehen".
Die PA schätzt, dass jedes
Jahr durchschnittlich 700 Kinder im besetzten palästinensischen
Territorium vom israelischen Militär verhaftet werden;
etwa 2.000 Kinder wurden seit Oktober 2015 inhaftiert
und beschuldigt "die öffentliche Ordnung gestört" zu
haben, indem sie zum Beispiel Steine geworfen hätten.
Israel inhaftiert jedes
Jahr hunderte Palästinenser wegen angeblichen Steinewerfens,
und die israelische Menschenrechtsgruppe B'Tselem berichtete,
dass von 2005 bis 2010 "93% der Minderjährigen, die
wegen Steinewerfens für schuldig erklärt wurden, eine
Haftstrafe zwischen wenigen Tagen und 20 Monaten erhielten".
Palästinensische Steinewerfer, von denen die meisten
minderjährig sind, sind mit harten Strafen durch die
israelischen Behörden konfrontiert, bis zu 20 Jahren
Haft, wenn die Anklage auf Steinwurf auf Fahrzeuge lautet,
und einer Haftstrafe von mindestens 3 Jahren für einen
Steinwurf auf einen Israeli.
Zusätzlich zu der vom
israelischen Militär zugefügten Gewalt beklagte das
Ministerium die Auswirkungen der immer schlechter werdenden
wirtschaftlichen Situation auf palästinensische Kinder
im besetzten palästinensischen Territorium, vor allem
im belagerten Gazastreifen, die viele Kinder zwinge
die Schule zu verlassen und am Arbeitsmarkt teilzunehmen.
Einen Report des Palästinensischen
Zentralbüros für Statistik von 2013 zitierend stellte
das Ministerium fest, dass 4,1% der Palästinenser zwischen
10 und 17 Jahren in Arbeit waren, während ein neuerer
Report des palästinensischen Arbeitsministeriums schätzt,
dass 102.000 palästinensische Minderjährige arbeiten.
Das Ma'an Development
Center – das nicht zur Ma'an News Agency gehört – schreibt
die hohen Raten an Kinderarbeit der schlechten Situation
in palästinensischen Schulen vor allem in ländlichen
Gegenden der besetzten Westbank zu, wo ein großer Mangel
an Material und Geld sowie weite Schulwege viele Kinder
dazu bringen, die Schule zu verlassen.
Das Informationsministerium
erwähnt den Fall der palästinensischen Kinder im besetzten
Ost-Jerusalem, von denen 85% unter der Armutsgrenze
leben, von denen wiederum 40% die Sekundarschule verlassen,
was insbesondere auf das Fehlen von 1.000 Klassenräumen
in der Stadt zurückzuführen sei.
Palästinensische Schulen
waren auch Ziele von Zerstörung und Armeerazzien durch
die israelischen Behörden, die das schulische Milieu
und das allgemeine Wohlbefinden der Schüler schwer beeinträchtigen.
Quelle Übersetzung: K. Nebauer
(Anm.d.Ü.: Die durchschnittliche Zahl von 700 Inhaftierungen
von palästinensischen Kindern pro Jahr beziehen sich
auf die Jahre vor 2012; seither sind die Zahlen stark
gestiegen.
Es ist durchaus die Armut,
die in den besetzten palästinensischen Gebieten Kinder
zwingt, zum Familieneinkommen beizutragen; der zunehmende
Analphabetismus im Westjordanland bereitet auch der
PA Sorgen; auch muss erwähnt werden, dass in manchen
Gegenden Siedler Kinder auf dem Schulweg drangsalieren
und Schulen in der Nähe ihrer Siedlungen überfallen
und beschädigen. Manche Kinder wollen deswegen nicht
mehr zur Schule gehen; Mitglieder von EAPPI begleiten
solche Kinder auf dem Schulweg, dürfen das aber nicht
in der Nähe von Siedlungen. Die Situation in Hebron
ist für palästinensische Schulkinder besonders schlimm.
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